Читать книгу: «Was der Tag mir zuträgt», страница 8

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Philosophie

Ich teile die Menschen meiner Bekanntschaft in zwei große Kategorien ein – – in jene, die zu mir sagen: "Sie, mein lieber Altenberg, es geht mich zwar gar nichts an, natürlich, selbstverständlich, aber weshalb tragen Sie eigentlich in der Stadt Leder-Gamaschen?!? Es ist ja ganz praktisch, am Lande, auf der Entenjagd – – –", und in jene, die es nicht zu mir sagen!

Bisher hat es noch jeder zu mir gesagt!

Die Mütter

Chor der Mütter: "Jetzt hat man das Mädel Französisch lernen lassen, Literatur und Klavier, gibt eine Masse Geld aus und dann sitzt sie stumm da, dass es eine Schande und ein Spott ist. Was muss sich der Herr denken?! Eine Gans natürlich."

O Mütter, das Beste, Zarteste der Frauenseele ist das beredte Schweigen! Da ist der edle Organismus an seiner verschwiegenen Arbeit, aufzunehmen, zu verarbeiten, zu organisieren!

Der wachsende Mensch schweigt und lauscht!

Und was wäre einer, der kein Wachsender mehr sein könnte, kein Lauscher?!?

Lauschet, o Mütter, dem süßen Lauschen eurer schweigsamen Töchterchen!

Schweigende, wie Vieles saget ihr!

Ideale

An seinen Idealen zugrunde gehen können, heißt lebensfähig sein!

Große Prater-Schaukel

Dies sind eure Absynth-Räusche des Lebens, Mäd­chen aus dem Volke! Alles wird zuunterst, zuoberst gekehrt, gestürzt! Und beim Tal-abwärts kreischet ihr vor Angst und Erregung! Hier vergesset ihr, dass der Zins vor der Türe ist, und dass man in jedem Augenblicke schwanger werden und verlassen werden könnte! Hier erlebt ihr eure Meerfahrt-Emotionen, Seekrankheit für 10 Kreuzer!

Und nachher in die Wiesen, in die dunklen weiten Wiesen!

Pfeife, Schurl, wenn Polizei kommt!

Die heilige Gudula

Sanft und ergeben

sei dein Leben!

Und dein Lachen kann dich mit Natur und

Schicksal nicht so tief vereinen

wie dein Weinen!

Frage

"Oh mon ami, qu'est ce le bonheur et le malheur?!?"

"Le bonheur, c'est marcher, marcher, marcher –

et le malheur, c'est aboutir!"

Vorfrühling

Es riecht bereits nach Veilchen – – –

aber sie sind noch gar nicht da!

Mädchen in Capri

Mädchen in Capri, du liebst vielleicht das Meer, dieses tiefe weite wunderbare – – –

Dennoch wirst du dich einem "Mann" ergeben müssen!

Dorfstraße

Abends ging das junge Mädchen stundenlang die friedevolle einsame Dorfstraße auf und nieder, auf und nieder.

Nichts regte sich.

Da sagte der Dichter zu dem Mädchen: "Woran denkst du, Mädchen?!?"

"An nichts", erwiderte das Mädchen.

"Aus diesem Nichts machen wir unsere tiefsten Lieder", sagte der Dichter.

Die Frau

"Oh mein Freund, was für eine Frau wünschtest du dir denn eigentlich?!?"

"Eine, die meine Höhen ,mit Enthusiasmus' und meine Abgründe ,ohne Schaudern' miterlebte!"

Weisheit

Wer das Niedrige aus seinem Leben ausschließt, kann nicht wachsen!

Als das blühende rosige Kindlein die Kröte, die jeden Morgen aus seinem Milchnapfe mitfrühstückte, mit dem Löffelchen hart auf den Kopf tippte und die Kröte infolgedessen ausblieb, begann das Kind bleich zu werden und siechte dahin –!

Wer das Niedrige aus seinem Leben ausschließt, kann nicht wachsen!

Baum im Prater

Was der Baum, im milden Abendhauche, zu meiner Seele flüstert, flüstert doch nur meine Seele dem Baume zu!?!

Ist's nicht so mit der Frau, die wir lieben?!?

Unserer Welten-Seele Gottesodem haucht der stummen Natur Leben und Wärme ein –.

Aber unserer Seele Odem-Erwecker ist die stumme Natur!

Eine Kindesseele

"Weshalb lässest du deine Schwester, o Alice, stets sich an meine Seite setzen, wartest und setzest dich dann erst mir gegenüber, gehst auf dem Spaziergange hinter mir, lässest deine Schwester an meiner Seite wandeln?!? Hast du mich denn nicht lieb, Kind?!?"

"Ich hab' dich unermesslich lieb. Allein ich kann es tragen! Während Lilith zusammenbräche –! Deshalb muss sie an deiner Seite sein und mit dir gehen – – –."

Und als die Abschiedsstunde nahte, sagte die Mama: "Ihr dürft noch eine letzte Bootfahrt machen mit Herrn Peter – – –!"

Wir gingen auf den schmalen Steg hinaus, Lilith stieg ein und ich. Da gab Alice dem Boote mit ihrem Fuße einen Stoß und eilte weg.

Ich rief: "Alice – – –!"

Vergeblich.

Wir fuhren das Schilf entlang.

Nach einer halben Stunde trafen wir Alice, am Ende der Allee, einsam auf einer Bank, bitterlich weinend – – –.

Liebe

"Am Altar der Dorfkirche knietest Du einst, Anna, und betetest um meine Liebe – – –!

Nun, da Gott Dich erhörte, betest und kniest Du nicht mehr!?!"

"Um was sollt ich nun knieen und beten, Du Törichter, Liebster?!?"

" Ich weiß es nicht, Anna. Heilige Zeiten waren es, da Du noch mit Gott eindringlich über mich sprachst – – –!"

Lebensführung

Die wertvollsten Frauenseelen erschimmern nicht in Alltags-Reinheit, sondern wechselnd und flimmernd wie die Licht-Mysterien im Opale!

Mögen wir ernst und würdevoll der Schönheit dieses bewegten Spieles die Ruhe unserer Seele zum Opfer bringen!

Entwicklung

Nichts verlang' ich von dir, o Mädchen – –

bleibe unbewusst, liebe, gebäre!

Aber an deinem nächsthöheren Selbst, deinem Töchterchen,

zeige, indem du sie leitest, bewusst Gewordene,

dass die Weisheit, die du gewannst, tiefer sei als die Natur, die du verloren!

Wanderung

(Der Kaiserin Elisabeth geweiht.)

"Wohin, träumerische Frau, wandertest du, rastlos?!?"

"Weg von der Lüge!"

Westminster-Abbey

Hier liegt Shakespeare begraben und die übrigen englischen Könige!

Knut Hamsun-Aufruf

Zu dem Aufrufe im Simplizissimus zu einer Sammlung für Knut Hamsun, welchem das Staatsstipendium entzogen wurde und welcher darbte.

Ewige Philosophie des Kreuzes – – –!

Wer das Gute gibt den Menschen – – – muss elend werden!!!

So sehr scheint dieses "das Gute geben" seine Belohnungen in sich selbst zu tragen, ein "hehrstes Genießen" selbst zu sein, dass Gott in seiner Weisheit und Güte die Herzen der ganzen Menschheit gleichsam versteinert diesen Wohltätigen gegenüber und – sie hindert, zu diesem reichsten, heiligsten Glücke, das im "Geben" liegt, dieses armseligste bettlerische Glück des "Nehmens" hinzuzufügen!

Und dann – – –, was hat jeder Tag, jede Stunde, jede Minute nicht einem Geschöpfe an Reichtümern zugetragen, das Augen hatte zu sehen wie Hamsun, das Ohren hatte zu hören wie Hamsun, ein Herz zu fühlen wie Hamsun, ein Gehirn zu denken wie Hamsun?! Einem Geschöpfe, das in seiner Individual-Organisation die End-Konseqenzen der Ent­wicklungs-Stadien menschlicher Gehirne antizipierte und so dem Gotte nahe war!? Muss es keine aus­gleichende Gerechtigkeit geben auf Erden für diese "Rothschilde der Seele", die mit ihren Gott-ähnlichen Sinnen alle Reichtümer der Welt, alle Wälder, alle Berge, alle Kinder, alle Weisen, alle Mädchen, alle Gedanken, alle Gefühle in Besitz nehmen?! Muss es keine ausgleichende Gerechtigkeit geben allen denen gegenüber, die, in Sattheiten vegetierend, vom Leben dennoch jeden Tag, jede Stunde, jede Minute in der perfidesten und ränkevollsten Weise betrogen und be­schnatzelt werden?!

Ihre mühevoll konstruierten Tätigkeiten, ihre kunst­voll von langer Hand vorbereiteten und mit außer­ordentlichen Geschicklichkeiten durchgeführten Pläne und Geschäfte, ihr gut und tapfer fundiertes Familien­glück, das gedeihliche Heranwachsen ihrer Sprösslinge, das sorglose Naschen am Zuckerwerk der Kunst­darbietungen, ihre Sommervillen in grünem Schatten, ihre Winterpaläste in weißer Mittagssonne, nichts, nichts, nichts ist imstande, ihren Augen auch nur für einen Augenblick in ihrem Leben jene Seligkeiten zu gewähren, die Hamsuns Augen beim Anblick irgendeines fremden schönen Kindes, einer einsamen Brombeerstaude im Spätherbste, einer weißen Frauenhand, einer Birkenallee, einer Säulenhalle empfinden konnten! Nie, nie, nie, bis zu ihrem Lebensende nie, werden sie einen einzigen Takt einer Beethoven-Symphonie wirklich vernehmen, das heilige Lachen Mozarts, ein nur aus vier ärmlichen Noten bestehendes heiliges Motiv aus Wagners Tristan, ein Wort, eine Silbe von Ibsens Rosmersholm, das morgendliche Rauschen im Kiefernwalde, das Singen des Abendwindes in Kukuruzfeldern, diese Symphonien, Oratorien Gottes!

Taub sind sie, tauber als Taube, blind sind sie, blinder als Blinde, stumm sind sie, stummer als Stumme, und selbst jene Organe, welchen sie noch am ehesten Glückseligkeiten abpressen könnten, versagen ihnen boshafter Weise gerade ihre kostbarsten Schätze, welche sie, nur dem Befehle einer Seele folgend, preisgäben! Und da sollen diese Bemitleidenswertesten Mitleid haben? Mit wem?! Mit dem Beneidenswertesten?! Judas, der Jesum bemitleidet?! Hahahahaha – – –. Sollen durch das Schicksal eines bewegt werden, der gegen sie ein Kaiser und dem gegenüber sie elendestes Bettelvolk sind?! Und sie sollen Sammlungen veranstalten für einen Milliardär?! Sie, die Hungerhunde auf ihren Lebensfriedhöfen?!

Nein, hier muss selbst der Edelmütigste, Weichherzigste gerecht werden und sagen: "Verschließet eure Taschen, verstopfet eure Ohren trügerischem Mitleide! Denn wenn ein Hamsun verhungert und verdurstet, isst und trinkt er noch mehr als ihr in tausend Jahren völlern könntet! Er sterbe!!"

Gedicht

Ich nahm ein Mädchen zu mir über Nacht.

Das macht nichts.

Bevor sie einschlief, sagte sie: "Sind Sie ein Dichter?!?"

"Weshalb? Vielleicht. Das macht nichts."

"Ich habe nämlich auch einmal gedichtet –."

"?!?"

"Ich hab' dich so gern.

Nun bist du fern – – –.

Das macht nichts.

Auf meinem Grab wird steh'n:

'Ich liebe dich!'

Niemand wird wissen wer und wen

Das macht nichts."

Ich gab dem Mädchen 10 Gulden statt 5 – –.

"Oh", sagte sie lächelnd, "5 waren nur ausbedungen!?!"

"Das macht nichts. Die Rechnung stimmt. Sieh', Mädchen, wie genau ich zähle – – –

5 für deinen süßen Leib und 5 für deine süße Seele!"

Wir

(München)

- – Sehet, wie nahe noch ist der Knabe der Natur, wenn er den wunderbaren Apollofalter an­schleicht auf der Berg-Distel?! Oder das Mäderl, welches ein Sträußchen bindet von Wiesenblumen?! Später aber kommt das Leben, macht blind, leer! Lawn-tennis spielen sie dann auf den Wiesen, in der Natur! Lawn-tennis! Heiße Wangen mit kalten Seelen!

Lernet vom Japaner! Wenn die Kirschenbäume in Blüte stehen, zieht das Volk hinaus, steht stumm und stundenlang vor der weiß-rosigen Pracht. Keine Bänke und Tische sind errichtet, an welchen man frisst und säuft. Stumm steht das künstlerische Volk vor der weiß-rosigen Pracht, stundenlange! In den Zimmern aber hängen an reinlichen, edlen, zarten hellgelben Matten Bambuskörbchen mit feinen Blumen. Da gehen Männer und Frauen hin, betrachten die Körbchen mit Blumen, gehen wieder weg, still ans Tagewerk. Was für Krimskrams habet ihr aber auf den Schreibtischen, an euren Wänden?! Ihr habt es und fertig! Was gibt es da zu betrachten?! Man besitzt es, man liebt es nicht!

Ansichtskarten
Donau bei Y.

Stundenlang sah er dem breiten, flimmernden Strome zu, an Weidenzweigen vorübersäuseln! Und er gedachte ihrer. Denn immer gedachte er ihrer; auch wenn er nicht stundenlang dem breiten, flimmernden Strome zusah, an Weidenzweigen vorübersäuseln!

Perchtoldsdorf, Platz

Hier ist ein kleines Café. Morgens leer. Vormittags leer. Mittags leer. Nachmittags kommen einige Gäste. Das "Interessante Blatt" ist ganz zerfetzt. Man liest eben gerne von Mord und Kälbern mit zwei Köpfen und löst Scharaden und Rösselsprünge in dem kleinen Café am Platze.

Gasthausgarten in K.

Vormittags. Noch ist die rohe Hunger- und Dursthorde nicht eingebrochen!

In friedevoller Schattenschönheit liegt der Gasthausgarten!

Inneres einer Kirche

Hier ist der Raum, in welchem besiegte Menschenseelen ihre Sedan-Kapitulationen unterzeichnen!

Japanischer Apfelbaum

In Japan blühen die Apfelbäume so schön wie in keinem anderen Lande. Aber niemals bringen sie es zu Früchten! Die Blüten, welche ihre Kraft für die Früchte aufbewahren sollen, können nicht so schön werden als die Blüten, welche ihre ganze Kraft für sich selbst, für ihr Blühen verwenden dürfen!

Gruß aus W. an der Donau

Friedevoller Ort!

So seien unsere Seelen, morgens, abends – –

Wenigstens morgens, abends!

Allee im Schlossgarten

Hier möchte ich mit Ihnen auf und ab wandeln, Lilith, und Ihre blonden, langen, offenen Haare küssen, ohne dass Sie es merkten! Denn lose fließen sie über Ihre Schultern herab. Im Auf- und Abwandeln könnte ich dieselben küssen, ohne dass Sie es merkten, Lilith! Mit meinen Augen!

Salzburg im Schnee

Sommergast, in trägem Reichtume genießest du die Natur, ein Schlemmer, Prasser!

Im Winter aber muss deine Seele tüchtig mithelfen, die Landschaft zu genießen.

Im Sommer dichtet die Natur für dich!

Im Winter musst du für sie dichten!

Blick von der Rax

Grellweiße Steine. Gelbgrüne Wiese mit nassen Stellen. Schwarze Krumm-Kiefern. Hellgraue, vom Winde ausgelaugte Bäume. Hier werden keine kleinen Kinder malträtiert. Hier wünscht niemand, Sektionsrat zu werden. Hier fällt Regen, saust Wind. Hier fällt Schnee, braust Sturm!

Gosau-See

Ruhiger, spiegelnder See – – –. Alles Umgebende nimmst du auf. Aber eure Seelen sind so voll Unruhe, dass sich die Welt darin nicht spiegeln kann!

Schafberg-Alm

Morgens die Sonne erwarten, abends die Nacht! Sonst nichts!

Das ist alles!!

Blumenkorso in Gmunden

Aber den Menschen genügt nicht die stille Natur – – – sie müssen lärmende Feste feiern!

Wolfgang-See

Das Schilf steht abends so schrecklich stille, wie verdüstert und in sich selbst versunken! Wie erschöpft von unbeschreiblichen Traurigkeiten!

Die beiden Herren im kleinen Boote waren ganz gedrückt. Die junge Dame aber jammerte: "Weg vom bösen Schilfe, oh weg, weg – – –."

Und nachts sagte sie aus den Träumen: "Das Schilf, das Schilf, oh weg, weg – – –."

Die beiden Herren wachten an ihrem Lager, während sie vom Schilfe phantasierte.

Der Jüngere fühlte: "Siehe! Eine wirkliche Märchen-Prinzessin, die vom verzauberten Schilfe träumt –!"

Der Ältere dachte: "Der Märchenprinzessinnen-Trick ganz einfach! Um romantisch zu bluffen! Immerhin gut und geschickt gespielt. Bravo."

Am nächsten Morgen aber sagte der Jüngere zu dem Älteren: "Sie, ist es nicht vielleicht doch nur ein Trick, diese poetische Emotion mit dem Schilfe!? Um romantisch zu verblüffen?!"

Der Ältere erwiderte: "Sehen Sie, mein Lieber, Sie sind um so viel jünger als ich, haben bereits gar keine Poesie und Phantasie mehr! Sie blasphemieren! Eine wirkliche Märchen-Prinzessin ist sie!"

"Oh bitte, erwähnen Sie es ihr gegenüber nie, dass ich auch nur einen Augenblick lang es für einen Trick halten konnte?!?"

Später sagte der Ältere zu der Dame: "Es war ein Trick, diese Emotion mit dem Schilfe. Aber gut gespielt!"

"Schändlicher! Haben Sie das vielleicht dem Jüngeren gesagt?!?"

"Jawohl. Aber er wollte mich ohrfeigen dafür! Er sagte, Sie seien eine wirkliche Märchen-Prinzessin."

Da bekam die Dame wirklich ein Märchenprinzessinnen-Antlitz!

"Sehen Sie", sagte der Ältere, "das ist kein Trick!"

Aphorismen einer Primitiven

Wenn er mich prügelt, dann ist es mal sicher wenigstens, dass seine Neigung bis zur Prügel-Emotion ging!

Er prügelt gerade so viel aus mir heraus als seine Kränkung groß war, die ich, Luder, ihm bereitet habe! Det is doch eene Kontrolle!

Eene Ohrfeige, det is was Sicheres!

Aber die Liebesschwüre?!?

Wenn ich mal so dasitze und warte und warte und nervös werde – – – das ist die Liebe!

Die Männer sind blöde – – – sie möchten in einer Viertelstunde erreichen, wozu 10.000 Stunden nötig wären!

Und dann sagen sie, dass wir keen Herz haben, während sie man bloß keene Zeit haben!

Gedicht

Ich habe ein Gedicht gemacht:

Dame und Hure.

"Dame saß da mit steinernem Herzen – – –

Herr ging weg mit tiefen Schmerzen.

Arme Hure in einem Puff

heiterte ihn uff!

'Dame mit dem steinernen Herzen, steig' mir auf den Buckel – – –', empfand er still,

,Segen über die arme Hure, die nichts als ein Strumpfgeld will!'"

Pròdrŏmos

Sehnsucht ist der Maßstab aller menschlichen Beziehungen zwischen einem Mann und einem Weibe.

"Ich sehne mich nach dir", "du fehlst mir" ist alles!

Jeder kann seine Liebe daher auf Echtheit erproben!

"Du fehlst mir." "Ich sehne mich nach dir." Eine geliebte Frau ist ein Teil meines Organismus! Mein Magen, meine Leber, meine Niere, meine Frau!

Den Gipfel ihres erreichbar möglichen Nerven-Tonus, ihrer Lebens-Energien, ihrer Emotions-Fähigkeit, erreichen die meisten Menschen nur in seltenen Augenblicken ihres Lebens. Beim Anziehen zum ersten Balle; beim ersten Berühren einer geliebten Hand; Fahrt zum Theater; wir verreisen morgen früh; er kommt, er kommt; Verlobung; unerwartetes Geld; der Tod geliebter Menschen. Da werden sie momentan zu inneren Künstlern, zu jauchzenden, jammernden, erbebenden in Freud und Leid, zu verzehrt werdenden! Aber die Künstler sind immer auf diesen Gipfeln. Alles macht sie erbeben, jauchzen und jammern. Das Schicksal der Welt tönt in ihnen nach, und wer in die Donau geht, ist ihr gemordetes Kind! Fünfzigmal höchstens während deines Daseins, schlapper unbewegter Mensch, wirst du zum empfindsamen Künstler-Menschen!

Aber dieser ist es ewig, bis zu seiner Sterbestunde, jauchzend, jammernd! Verzehrt werdend und wieder auferstehend!

Ich spielte mit einem Mädchen schweigend Domino. Ich sah, dass sie erbleichte, wenn sie gewann; dass sie jedoch rosig wurde, wenn sie verlor und ich hingegen im Gewinne war. Wir spielten um nichts.

"Mizi hat Sie mit Herrn v. T. betrogen – – –", sagte später einmal ein Schwarzalberich zu mir frohlockend.

"Nein", sagte ich. "Erbleicht sie beim Domino, wenn er verliert, wird sie rosig, wenn er gewinnt?! Nun also!"

Alkohol ist ein Rasiermesser in den Händen eines Kindes, eine Toledanerklinge, Waffe des Lebens, in den Händen des reifen Wissenden!

Der Atem einer Frau muss dich seelisch beglücken können, der Duft ihrer Bluse und jedes Kleidungsstückes überhaupt. Alles an ihr muss märchenhaft wirken, wirklich etwas Zauberhaftes. In einem Meer von Sehnsucht musst du zu ertrinken wähnen, Tag und Nacht. Die Sehnsucht muss dich krank machen, noch kränker und noch kränker; und dann fast irrsinnig. Dann, dann erst öffne die Schleusen, erlöse und begatte dich! Dann erst! Vor den schrecklichen Toren des Irrsinns musst du stehen können und warten! Früher hast du kein Anrecht auf Seligkeit!

Wehe denen, die Glück haben! Der Weg, der Weg, diese langsame Akkumulation von ungeheuren Lebens-Energien ist ihnen erspart, ist ihnen versagt! Sie sind betrogen um das einzig Wertvolle! Armselige Besitzende! Welten-Gerechtigkeit! Don Juan um sich selbst betrogen!

"Ich liebe dich", jauchzt die Naturkraft in uns und wird dann elendenttäuscht um dieses Jauchzens willen.

"Ich erkenne dich als die mir Zugehörige", sagt bedächtig der Geist in uns, und lebt dahin in unzerstörbarem Glücke.

Wenn ein jeder wüsste, was er zu wissen hätte, wäre die Welt erlöst!

Zart denken, zart empfinden wollen, aber unzart fressen wollen, das gibt es nicht!

Mit einem Wort: mens sana in corpore sano. Nein, eben nicht mit einem Wort.

Sondern mit Millionen Wörtern, mit Wort-Schrap­nells, mit einem Regen von Wort-Ekrasitbomben in diesen Feind Stupidität hineinkartätscht!

"I möcht' so gern heut' mit dir schlafen gehn, Maxl; aber i kann's dem Menschen dort net antun. Er frisst mir dann morgen wieder nix zu Mittag – – –."

Als ich kam, errötete sie. Als ich ging, erbleichte sie. So war sie bereits dadurch meine geliebteste Geliebte geworden.

"Wenn Sie die Bohnenschalen ausspucken, ekelt es mich", sagte eine junge Dame zu mir.

"Und mich, wenn Sie dieses Unverdauliche hinunterschlucken!"

Luft und Haut sind Liebesleute. Sie wollen sich vermählen, trotz aller Fährlichkeiten!

"Ihre Schuh-Nummer ist 40", sagte der Schuster zu mir.

"Dann geben Sie mir 41!"

"Gnädiger Herr werden aber darin schwimmen können – – –."

"Eben das beabsichtige ich darin zu tun!"

Die Wahrheiten, die Erkenntnisse liegen schlapp, fast leblos in uns, ohne elastische Kraft und Spannung. Sie müssen erst zur Macht von "fixen Ideen" auswachsen, um in uns zu wirken! Wir müssen irrsinnig an ihnen werden können.

Der Fanatismus von Dreh-Derwischen ist da gerade noch genügend! Was nicht zur Tiefe einer Religion auswächst, erhält nicht Wurzel, Blüte und Frucht in unseren Herzen! Es bleibt ein Jour-Gespräch!

Von der Zufälligkeit, ob der Knabe zum ersten Male im Leben eine geliebte oder eine ungeliebte Hand in Zärtlichkeit berührt, hängt das Schicksal seines ganzen Daseins ab!

In dem einen Falle wird er ein Milliardär an Lebens-Energien, in dem anderen ein Bankrotteur!

Eine Speise zu sich nehmen, die nicht eine unbedingte Notwendigkeit ist für den Organismus und nicht zugleich leichtest verdaulich ist, wird einmal als ein Vergehen gegen die Sittlichkeit beurteilt werden!

Die Schönheiten des Apollo-Falters (weiß-durchschimmernd mit schwarzen und orangefarbigen Ringen), des Tagpfauenauges (zimtbraun mit lila Flecken), des Alpenbock-Käfers (schwarzsamtartig und hellgrau) waren meine ersten tiefen Leidenschaften. Wiesen an Berg-Lehnen, im Sonnenbrande, von dörrenden Erdbeeren duftend, bevölkert mit märchenhaft schönen Geschöpfen und dazu die Gefahr der Kreuzotter unter weißen Steinen! Man erschauerte vor Glück und Erregung.

Ich kaufte einem wunderbaren 7-jährigen Mäderl, von der ich hörte, dass sie eine ganz exzeptionelle und ausschließliche Liebe für Tiere habe (niemals spielte sie mit Puppen, sondern nur mit Tieren, aus Papier geschnitten), einen sehr schönen kleinen Elefanten, aus einer Masse modelliert.

Sie erhielt ihn mittags während der Suppe. Sie erbleichte vor Erregung. Sie sagte nur: "Aber essen tu ich jetzt nix mehr – – –." Und ging in ihr Zimmerchen.

Was, was müsste man einer Erwachsenen schenken, damit sie sagte die heiligen Worte der Seele: "Aber essen tu ich jetzt nix mehr – – –"?!?

Ich sprach einmal in einer Winternacht eine zarte wunderschöne ganz junge Gefallene an, bewunderte ihr edles Gesichterl. Sie wurde grob, sagte: "Sie, halten Sie einen anderen zum Narren, nicht mich!" Ich ließ mich nicht abschrecken, sie zu bewundern wegen ihrer süßen Schönheit. Da sagte sie: "Nun, wenn es wirklich Ihr Ernst ist, so beweisen Sie es mir und kaufen Sie mir am Stephansplatz das schönste lebzeltene Herz, das es gibt, in einer Stand-Bude." "Bitte sehr", erwiderte ich. Sie erhielt das schönste Herz. Es kostete 2 Kronen. "Nun will ich Sie aber nicht länger aufhalten", sagte ich.

"Nein, heute freut mich mein Geschäft nicht mehr, begleiten Sie mich bis zum Haustore, ich gehe mit meinem wunderschönen Lebzelt-Herzen nach Hause. Es ist meine glücklichste Nacht."

"Nun, und wenn ich mit Ihnen schlafen ginge?!?"

"Das wäre dann wieder ganz etwas anderes. Nein, lassen Sie mich heute allein mit meinem Glück – – –."

Der Fisch fürchtet sich nicht vor seinem Elemente "frisches Wasser", aber der Mensch vor seinem Elemente "frische Luft"!

Edle englische Woll-Stutzeln (Puls-Wärmer) er­setzen den teuersten Pelz. Sie sind wie ein Ofen.

In geschlossenem warmem Raume sogleich abzulegen! Man beneidet niemand mehr um seinen Seehund-Pelz für 500 Kronen. Man besitzt in der Tasche wunderschöne schwarze oder braune oder dunkellila Woll-Stutzeln für 2-3 Kronen! Pelz der Armen!

Erregungen in sich sich anhäufen lassen können, ohne der drängenden Erlösung nachzugeben, gehört zum Wesen der genialen Naturen. Sie repräsentieren Naturkraft-Speicher, riesige Etablissements, aus denen man dann unerhörte Symphonien, Dramen, Gemälde, Wahrheits-Bücher usw. beziehen kann!

Auf Reizungen unmittelbar reagieren müssen, ist ungenial! Es ist, sein immanentes Künstlertum im Keime ertöten!

Seelische Fruchtabtreibung!

Nur ein Künstler versteht eine Mama. Sie ist selbst ewig in einer "künstlerischen Ekstase", in einer "genialen liebereichen Erkenntniskraft" in Bezug auf diesen einzigen Organismus "ihr Kind".

Wie beneidet der Künstler die Mutter! Was sie um einen einzigen durchzuerleben hat, erleidet er um alle!

Sehnsucht, Sehnsucht, die du aus den Herzen der Menschen und der Tiere ausströmst, ausströmst, ausströmst, und keine Seele findest, die dich liebevoll aufnimmt, wohin, wohin begibst du dich denn?!?

Zu einem Gedichte wertest du dich um, zu einer verschwiegenen Träne, zu einer ernsten philosophi­schen Stunde, zur Melancholie, die sanft und gerecht macht!

Nichts, nichts geht verloren von den Herzens-Kräften. Und das Winseln eines ausgesperrten Hundes kann an das Ohr eines Musikers dringen, der es in eine Symphonie umwandelt: Treue und Sehnsucht.

Eine jede Krankheit kann ausschließlich nur durch Ersparung an Lebensenergie-Ausgaben und Anhäufung von Lebensenergie-Einnahmen besiegt werden!

Gutmütig kann nur der Vollwertige sein!

Er hat innerlich niemanden zu beneiden!

Er ist, der er ist und überhaupt sein kann!

Er ist in gewisser Beziehung sein eigenes voll­endetes Ideal! Sein restlos erfülltes eigenes Schicksal! Aber die anderen sind Rudimente ihrer eigenen Mög­lichkeiten! Das frisst an ihnen wie ein Krebs. Sie trauern um sich selbst! Sie sind verzweifelt über die, die wenigstens das sein können, was sie sind! Sie hassen die, die wenigstens das sind, was ihnen gnadenweise vom Schicksale beschieden wurde! Den lieb haben können, der mehr kann als man selbst, ist "Menschlichkeit"!

Pferde-Misshandlung. Sie wird aufhören, bis die Passanten so irritabel-dekadent sein werden, dass sie, ihrer selbst nicht mächtig, in solchen Fällen tobsüchtig und verzweifelt Verbrechen begehen werden und den hündisch-feigen Kutscher niederschießen werden – – –. Pferde-Misshandlung nicht mehr mit ansehen können, ist die Tat des dekadenten nervenschwachen Zukunfts-Menschen! Bisher haben sie eben noch die armselige Kraft gehabt, sich um solche fremde Angelegenheiten nicht zu kümmern – – –.

Melancholie ist, den Abstand seines Seins von seinen eigenen möglichen erreichbaren Idealen spüren! Wehe dem, der diese Melancholien nicht hätte! Vorzeitig seine Ruhe, seinen Frieden finden, heißt die Sedan-Kapitulation seiner selbst unterzeichnen! Melancholie ist die Stimme Gottes in uns, die uns unentwegt zu unserer Pflicht ruft, Gott-ähnlich zu werden! Diese dunkle unentwegte Stimme, die tönt und nicht zur Ruhe kommen lässt. Wehe denen, die beruhigt dahinleben. Nur auf erreichten Gipfeln ist endgültige Ruhe!

Es wird eine Zeit herankommen, da werden alle arbeitenden Menschen den Dienst versagen, wenn er nicht in einem durch erstklassige elektrische Ventilatoren mit sauerstoffreicher reiner Luft erfüllten Raume geschieht. Alles andere ist Kräfte-Meuchelmord!

"Sie sollten aber auch an sich selbst denken, Fräulein – – –!"

"Das tue ich ja. Eben deshalb denke ich nie an mich selbst – – –."

In sich selbst versunken bleiben – – – ein­ziges Verbrechen des Mannes! Aus sich heraus­gehen – – – einzige Pflicht! In die Welt! Goethisch werden! Rundum schauen und planen. Wie der Kondor über den höchsten Bergesgipfeln. Meine Frau, mein Kind, mein Geschäft – – – das heißt: meine Vorurteile, meine Leere, meine Un-Menschlichkeit.

Er ging in die Vorstadt hinaus, zu der Frau, die ihr Kindchen misshandelt hatte. Er trat ein, gab der Bestie zwei fürchterliche Ohrfeigen, ließ sich verurteilen, fertig. Er hätte ruhig sagen können: "Nevermind, was geht es mich an, mein Knäbchen macht wirklich im Französischen bereits ganz prächtige Fortschritte – – –."

"Auf mein' kleinen Spiegel verlass i mi, nur auf den", sagte eine wunderschöne Leichtsinnige zu mir. "I schau in der Früh hinein und weiß alles. Mit 14 Jahren hat mi einmal einer ang'schaut, ang'schaut, i hab' mein Herz nur so schlagen gehört. Da hab' i in den Spiegel geschaut, zufällig. Seitdem weiß i, wie i alleweil ausschau'n müsst', ausschau'n sollt', ausschau'n könnt' – – –. Auf den wart' i, der mir das verschafft – – –."

Mein Buch: ein erster Versuch einer physiologischen Romantik!

Beginnende Tragödie. Er sagte zu ihr: "Ich bin glücklich, dass dir der Spargel so schmeckt. Ich könnte dir stundenlange essen zuschauen – – –."

Sie wurde bei dieser Bemerkung nicht rosiger, ihr Antlitz veränderte sich in nichts. Sie aß ruhig, wie wenn nichts Besonderes sich ereignet hätte, nichts Heiliges und Mysteriöses, nämlich die seltene Zärtlichkeit eines übervollen Herzens – – –.

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