Читать книгу: «Böse Obhut», страница 5

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8

Gilda hatte den Vormittag darauf verwendet, Routinefälle abzuarbeiten und elektronische Anfragen zu beantworten. Um die Mittagszeit hatte überraschend eine alte Schulfreundin angerufen. Sie verbrachte mit ihrem Sohn ein paar Tage bei den Eltern. So wollte sie den Weihnachtsbesuch vermeiden, der traditionell im Streit zwischen ihrem Mann und den Schwiegereltern endete. Jetzt verspürte sie das dringende Bedürfnis, für ein Stündchen der erdrückenden Familienidylle zu entfliehen.

Die beiden Freundinnen genossen eine vergnügliche Mittagspause in einem Café in Bad Godesberg. Sie tranken Heiße Omas aus warmer Milch und Eierlikör und tauschten Informationen über die Schulkameraden aus. Als Gilda endlich ins Büro zurückgekehrt war, hatte Justin frierend vor der Tür gewartet. Er hatte sich die Zeit damit vertrieben, kleine Steine nach dem Windspiel zu werfen, das in der kahlen Krone der Birke im Vorgarten hing. Schon aus einiger Entfernung hatte Gilda das dissonante Scheppern und Klonkern der Metallstäbe gehört und gewusst, dass nur Justin der Verursacher sein konnte.

Er strahlte, als er sie bemerkte, dann wurde er puterrot.

Gilda lächelte und tat, als ob sie es nicht bemerkt hätte. In letzter Zeit war sein Verhalten ihr gegenüber linkischer geworden, ungeschickter, aber auch aufmerksamer und rücksichtsvoller. Er schwärmte für sie, das war nicht zu übersehen. Doch es mussten sicher noch zwanzig Jahre vergehen, bis die neun Jahre Altersunterschied, die sie im Moment unüberbrückbar trennten, keine Rolle mehr spielen würden. Sie glaubte allerdings nicht, dass ihre Gefühle ihm gegenüber jemals über die einer großen, fürsorglichen Schwester hinausgehen würden. Ihr fiel die Vorstellung schwer, dass aus dem schlaksigen Jungen mit dem blassen Gesicht und dem ausgeleierten T-Shirt mal ein Mann werden würde.

Gilda hatte die Haustür aufgeschlossen und den Jungen ins Warme gezogen. Er war wie immer viel zu dünn angezogen und hatte auf Schal, Mütze und Handschuhe verzichtet. Wenn er überhaupt welche besaß. Sie wusste, dass seine Mutter wenig Aufmerksamkeit auf sein Wohlergehen verschwendete. Bestimmt hatte es am Eierlikör gelegen, dass sie seinem treuherzigen Blick erlag und sie sich erst mal ein heißes Battlefield-Duell lieferten. Justin war noch nicht alt genug für das Ballerspiel, streng genommen sogar viel zu jung, aber Gilda hatte sich weichklopfen lassen und es für ihn bestellt. Da er keine Freunde mit in die Agentur brachte, schließlich war das hier kein Kinderspielplatz, war er darauf angewiesen, dass sie sich ab und zu seiner erbarmte und mit ihm spielte.

Was sie mit zunehmender Begeisterung tat.

Als die Mail von Michael Ehrling eintraf, hatte sie bereits ein ziemlich schlechtes Gewissen, deshalb stürzte sie sich umso eifriger in die Arbeit. Gilda kopierte die Namen der Schulkameraden, an die er sich bereits am Tag zuvor erinnert hatte, zu den Informationen von Bernd Schlüter und leitete die Datei an Laura weiter. Dann studierte sie die Liste, in der Michael die Personen notiert hatte, deren Unterlagen in der DROBERA verschwunden waren. Fünf Namen. Alles Frauen.

Die Letzte war Zora, das tote Mädchen auf den Kirchenstufen.

Sie gab Oana Lecu in den Computer ein und stellte, als ihr die Ergebnisse in einer ihr gänzlich fremden Sprachen aufgelistet wurden, die Suchsprache auf Deutsch um. Ihre Augen wurden groß, als sie auf mehrere Artikel stieß, die über den Drogentod der jungen Oana L. in Bonn berichteten. Gilda rief andere Seiten auf, um sicherzugehen, dass es sich um dieselbe Person handelte, doch es gab keinen Zweifel: In einem Diskussionsforum wurde auch der Nachname genannt.

Wusste Michael nicht, dass sie tot war?

Möglich war es. Sie war nicht in Köln gestorben, deshalb hatte er es vielleicht nicht mitbekommen. Gilda tippte den nächsten Namen ein: Rosaria Langer. Wieder wurden ihr zuerst Beiträge ausländischer Provider vorgeschlagen, dann stieß sie auf eine Vermisstenmeldung der Polizei Duisburg, in der ein siebzehnjähriges Mädchen gesucht wurde. Gesehen worden war sie zuletzt in Berlin, wo sie mit einer Freundin ein Wochenende verbracht hatte. Als sie sich nicht mehr gemeldet hatte, hatten sich die Eltern an die Polizei gewandt.

Gilda spürte ein aufgeregtes Kribbeln in ihrem Bauch.

Mit zitternden Fingern gab sie die anderen drei Namen ein, konnte allerdings nichts weiter finden.

Ihr schwirrte der Kopf. Sie lehnte sich im Schreibtischsessel zurück und versuchte, die Informationen zu sortieren. Drei Mädchen, deren Unterlagen aus der DROBERA verschwunden waren, waren tot oder galten als vermisst. Die Dokumente waren für Personen angelegt worden, die an einem speziellen Drogenausstiegsprogramm teilgenommen hatten. Das konnte kein Zufall sein.

Was sollte sie tun?

Laura kontaktieren? Aber die durchforstete gerade das Internat nach Adressen und eigentlich konnte die Information bis heute Abend warten. Das Beste wäre es, Michael anzurufen.

Aus Mareks Büro ertönte lautes Geballer und das knatternde Geräusch von Hubschrauber-Rotoren.

„Justin, mach bitte das Spiel leiser oder setz die Kopfhörer auf. Ich muss telefonieren. Der Kunde denkt noch, ich sitze mitten im Kriegsgebiet." Gilda musste schreien, um den Kampflärm zu übertönen.

„Chill mal", erklang es betont lässig aus dem Nebenraum, dann wurde es leiser.

Gilda tippte die Kölner Nummer der DROBERA ein und spielte nervös mit dem Kuli herum, während sie auf das Freizeichen wartete.

„DROBERA Köln", meldete sich nach langem Läuten endlich eine träge, kindliche Frauenstimme.

„Cora, bist du es?" Gilda merkte, wie atemlos ihre Stimme klang. „Hi, hier ist Gilda. Ist Michael da? Ich muss ihn sprechen."

„Nein, der ist drüben beim Pfarrer, um die Kohle lockerzumachen."

„Mist! Wann ist er erreichbar?"

„Keine Ahnung, das kann dauern. Der Pfarrer labert viel und hält gerne Moralpredigten. Wo brennt's denn?"

Gilda zögerte. Sie hatte das Gefühl, dass sie das, was sie herausgefunden hatte, besser für sich behalten sollte. Aber sie war so aufgeregt, dass sie mit jemandem reden musste.

„Bei euch sind doch Unterlagen verschwunden. Kanntest du die Frauen, deren Formulare gestohlen wurden?"

„Von wem fehlt denn was? Ich weiß nur von Zora. Sie war meine Bae, aber das habe ich dir gestern schon erzählt." Cora klang desinteressiert, vielleicht war sie aber auch nur müde, hatte womöglich die Nacht durchgemacht. Gilda wusste nichts über sie, womöglich schlief sie auf der Straße.

„Bae, Before anyone else. Zora war deine beste Freundin? Und Oana Lecu? Wart ihr auch befreundet?" Gilda hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, weil sie unbedacht die Vergangenheitsform gewählt hatte, doch Cora schien es nicht zu merken. „Oana? Klar kenne ich sie. Das ist eine Bitch. So 'ne Barbie. Man merkte gar nicht, dass die auf Pumpe war."

„Auf Pumpe ...?"

„Na, gespritzt hat."

„Und sie war auch in dem Projekt von Professor Martin?" Gilda schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Schon wieder die Vergangenheitsform. Aber Cora blieb arglos oder ließ sich nichts anmerken.

„Ja, sie auch. Aber schon seit einem Jahr. Oder sogar noch länger. Sie ist eine ziemlich arrogante Tussi. Und total toxic. Bildet sich ein, dass wir sie abfeiern. Tun wir aber nicht. Bei unseren Treffen in der DROBERA hat sie sich immer abseits gehalten, als wären wir ihr nicht gut genug. Aber das ist schon eine Weile her. Ich habe sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen."

„Und kannst du mir etwas über Rosaria Langer erzählen?"

„Rosy?", Cora lachte leise. „Die ist total crazy. Hat nur Blödsinn im Kopf. Man muss tierisch aufpassen, sonst verarscht sie einen. Sie hat Michael mal heimlich unter dem Tisch die Schuhe zusammengebunden. Er hat es nicht gemerkt und als er aufstehen wollte, ist er gestolpert und hingefallen. So einen Scheiß macht sie andauernd und mit jedem. Total kindisch."

„Rosaria ist auch in dem Projekt?"

„Ja, eigentlich komisch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sie nehmen würden. Die haben doch angeblich so hohe Anforderungen und Rosy nimmt nie irgendetwas ernst."

Aus den letzten Worten konnte Gilda den Neid heraushören.

„Jedenfalls habe ich sie ewig nicht mehr gesehen. Ist ja auch kein Wunder: Die Leute, die ins Projekt gehen, haben es geschafft und brauchen uns nicht mehr. Freiwillig lassen die sich in diesem Dreckloch nicht mehr blicken."

Gilda fragte nach den anderen Mädchen und bekam die gleichen Antworten: Keine war in letzter Zeit in der DROBERA gewesen und Cora wusste nicht, was aus ihnen geworden war.

„Das waren alles Bitches", sagte sie abfällig. „Hielten sich für Supermodels, dabei waren sie nur aufgetakelte Trullas. Haben hier kaum mit jemandem geredet, nur mit Michael. Ich weiß nicht, warum er die Tussis in das Projekt gelassen hat. Wir haben hier ein paar richtig nette Leute, alles People, die es ernst meinen, aber die hat er nicht genommen. Mich auch nicht."

Gilda gab einen mitfühlenden Ton von sich. „Ihr habt also nichts mehr von den Mädchen gehört? Irgendjemand muss doch noch Kontakt zu ihnen haben?"

„Keine Ahnung. Michael vielleicht. Prof Martin hält ihn auf dem Laufenden, wie sich seine Schäfchen entwickeln. Aber von uns hat die keiner mehr gesehen. Das wüsste ich. Und wir sind froh, dass die nicht mehr da sind."

9

Ungeduldig blätterte Laura durch die Akten und machte Notizen, wenn sie auf den Namen eines Schülers stieß. Mehr und mehr fiel ihr auf, wie wenig Wert die Schule auf eine ordentliche Ablage und Buchhaltung gelegt hatte. Vorgänge und Belege waren unvollständig und in keinerlei Zusammenhang abgeheftet worden. Zehn Namen von Schülern aus den 70er-Jahren hatte sie bisher in verschiedenen Unterlagen finden können, eine komplette Namensliste fehlte.

Laura streckte sich und überlegte, wo Barbara blieb.

Sie hatte sich vor mehr als einer Viertelstunde aufgemacht, um die Nase zu pudern, wie sie es ausdrückte. Hatte sie sich verlaufen? So groß war das Gebäude nun auch nicht, dass man sich verirren konnte. Vermutlich schrieb sie Liebes-Nachrichten an ihren Phantom-Verehrer. Was für eine verrückte Geschichte. Aber Barbara war Künstlerin. Gefühlsstürme und romantische Anwandlungen waren vermutlich wesentlicher Bestandteil der Persönlichkeit und Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere.

Laura vertiefte sich in einen Vorgang, in dem das Jugendamt Fragen zu einem Schüler stellte, der zum zweiten Mal ausgerissen war. Er hatte sich bis Münster per Anhalter durchschlagen können, bevor er von der Polizei aufgegriffen und wieder in der Schule abgeliefert worden war. Der Junge hatte den Direktor, Heinrich Krabost, beschuldigt, die Kinder nicht gut zu behandeln. Laura stellten sich die Nackenhaare hoch, als sie las, dass die körperlichen Züchtigungen für das Amt kein Grund zur Besorgnis waren, sondern als normale Härte abgetan wurden. Die Beschwerde des Jungen, es gäbe nicht genug zu essen, wurde hingegen ernst genommen. Das Amt wies nachdrücklich darauf hin, dass das Internat finanzielle Unterstützung für die Verpflegung der Kinder in Anspruch nahm und es einen ernsthaften Verstoß darstellte, wenn das Geld für andere Zwecke genutzt wurde. Laura blätterte gespannt weiter, aber die Antwort der Schule auf diesen Vorwurf konnte sie nicht finden.

Natürlich nicht.

Sie war so vertieft in die Recherche, dass sie das Rascheln hinter sich kaum registrierte. Erst als sie ein Kichern hörte und Schritte, die sich eilig entfernten, drehte sie sich um. Es war niemand da, aber auf dem Tisch standen ein Becher dampfender, duftender Tee und ein Teller Plätzchen.

Wie nett!

Fräulein Jakob hatte sich anscheinend dazu durchgerungen, die freundliche Gastgeberin zu spielen, und einen Schüler mit dem Snack zu ihr hinuntergeschickt. Doch warum hatte sie für Barbara keinen Tee dazu gestellt? Laura verspürte plötzlich einen Bärenhunger. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen. Der Anblick des Tees und der zwei Schokoladenkekse wirkte unwiderstehlich. Barbara war bereits eine Ewigkeit verschwunden, sie war selbst schuld, wenn sie lieber mit ihrem Phantom-Lover chattete und den Snack verpasste. Laura konnte nachher das Geschirr unauffällig zur Seite räumen, dann würde sie nichts merken. Gierig griff sie nach einem Lebkuchen-Herz, biss genussvoll hinein und ließ sich ein paar Schlucke von dem gesüßten Roibosch-Vanille-Tee schmecken. Sie war zwar kein Teefan, sondern eher Kaffee-Mensch, aber der hier schmeckte köstlich.

Sie holte einen Ordner aus dem Regal und blätterte zunehmend entspannt und heiter durch die chaotische Dokumentation der traurigen Kinderschicksale.

10

Eine Tür schlug zu, Schritte hallten durch den langen Korridor.

Marek presste sich in einer dunklen Ecke an die Wand. Eine Frau im weißen Kittel schob einen mit Schmutzwäsche beladenen Metallwagen vor eine Tür, schloss geräuschvoll auf und verschwand. Marek machte sich wenig Gedanken darum, ob er entdeckt werden könnte, der Gang war zu verwinkelt und düster. Selbst wenn die Lampen eingeschaltet waren, reichte das Licht nicht bis in die Ecken hinein.

Trotzdem hatte er sich sicherheitshalber in der Ärzte-Umkleide einen weißen Kittel gegriffen und übergezogen.

Das Krankenhaus war für einen so kleinen Ort erstaunlich groß und beschäftigte mehrere Hundert Mitarbeiter. Allein von der Behandlung der Landbevölkerung und ein paar holländischen Touristen, die sich einen Knöchel verknacksten, konnte ein Krankenhaus solchen Ausmaßes nicht existieren. Da steckte etwas anderes dahinter.

Etwas sehr viel Größeres.

Marek hatte mittlerweile eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wie sie sich finanzierten.

Seit zwei Monaten verfolgte er jetzt diese Spur und er war zuversichtlich, interessante Beweise in den Akten des Krankenhauses zu finden. Dann würden sie sie festnageln können und der Rest war nur noch Formsache. Die Behörden der betroffenen Länder würden übernehmen und hoffentlich der Hydra die Köpfe abschlagen. Wenn alles gut ging, konnte er morgen den Fall abschließen und gehen.

Aber wohin?

Während er mit der Dunkelheit verschmolz, um eine weitere Frau mit einem Sack Wäsche vorbeigehen zu lassen, dachte er an Laura. Er wusste, dass sie hier war, in Waldheim. Ihretwegen ermittelte er an diesem abgeschiedenen Ort, wo nur ein geringer Anteil der kriminellen Geschäfte lief, und nicht in einer der großen Städte, wo die Mega-Deals abgewickelt wurden.

Seit zwei Monaten hatte er sich nicht bei ihr gemeldet. Er war zu sehr mit dem Fall beschäftigt gewesen. Er hätte auch nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Von seinem Einsatz konnte er ihr nichts erzählen und anlügen wollte er sie nicht. Sie war bestimmt wütend. Richtig wütend. Ein Anruf oder ein Besuch nach der langen Zeit der Stille wäre für ihn zu einem Gang nach Canossa geworden. Deshalb hatte er nicht lange gezögert, als er erfahren hatte, dass sie in Waldheim war, einem Ort, an dem auch er wertvolle Information sammeln konnte. Ein vermeintlich zufälliges Zusammentreffen würde wesentlich angenehmer und entspannter verlaufen.

Die Arbeit in der Detektei Peters hatte ihm gefallen. Er hatte die Stelle ursprünglich zur Tarnung angenommen, um einen eigenen Job unauffällig erledigen zu können. Doch mit seiner Einschätzung, die kleine, unbekannte Agentur würde keine anderen Aufträge als Scheidungen, Zeitungsdiebstähle und Seitensprünge bearbeiten, hatte er gründlich falschgelegen. Gleich der erste Fall war eine solche Herausforderung geworden, dass er sein ganzes Können hatte einsetzen müssen. Laura, die als Detektivin ein Neuling war, hatte sich beachtlich geschlagen. In der kurzen Zeit der Zusammenarbeit war eine tiefe Vertrautheit zwischen ihnen entstanden. Mehr als er es jemals zuvor bei einem Menschen zugelassen hatte. In seinem Metier stellten persönliche Bindungen Ballast, Defokussierung und die Gefahr der Erpressbarkeit dar. Er wusste, dass Laura ihn von Beginn an im Verdacht gehabt hatte, eine Hidden Agenda zu haben. Den polnischen James Bond hatte sie ihn spöttisch genannt. Damit hatte sie gar nicht so falsch gelegen. Aber er hatte ihr nicht viel erzählen können. Verschwiegenheit war sein Überleben.

Und auch das ihre.

Wenn alles gut lief und er den Fall abschließen konnte, würde er frei sein. Dann konnte er zwar immer noch nichts über die Vergangenheit erzählen, aber er konnte ehrlich und offen sein in Bezug auf die Zukunft. Vielleicht würde er zurück nach Bonn gehen. Er könnte mit Laura zusammen die Detektei ausbauen. Es würde Spaß machen, wieder mit dem Team zusammenzuarbeiten. Er dachte an Gilda, die durch ihren Feuereifer und ihre Unerschrockenheit schnell zu einem wertvollen Teammitglied geworden war. Wobei ihr Leichtsinn sie in eine gefährliche Lage gebracht hatte, aus der er sie erst in letzter Sekunde hatte befreien können. Sie war eben doch noch ein Küken, auf das man aufpassen musste. Kurz streiften seine Gedanken zu Maria. Wo sie jetzt wohl war? Sie war damals untergetaucht, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Gilda hatte oft nach ihr gefragt, hatte wissen wollen, wo sie sich aufhielt, aber er hatte ihr nichts sagen können. Er ahnte, dass Maria sich auf die Suche nach ihrem Peiniger gemacht hatte, aber er hatte nichts mehr von ihr gehört. Innerlich schüttelte er genervt den Kopf. Ihre Alleingänge hatten ihn schon immer wahnsinnig gemacht. Sie würde ihm zwar nie in den Rücken fallen oder ihn verraten, aber verlassen konnte er sich nicht auf sie.

Vorsichtig lugte er um die Ecke, um sicherzugehen, dass die Frau im Waschkeller verschwunden war, dann schlich er den Gang hinunter. Nach einer Biegung erreichte er eine Stahltür, das Archiv.

Er war sicher, hier würde er die letzten Puzzle-Teile finden, die ihm noch fehlten, um den Fall abzuschließen und die Bande dingfest zu machen.

11

Laura griff nach dem letzten Ordner, den sie noch nicht durchgesehen hatte, und warf abwesend einen Blick auf die Armbanduhr. Was machte Barbara so lange auf der Toilette? Sie war jetzt schon seit einer halben Stunde verschwunden. Oder sogar noch länger. Zeit genug, um sich nicht nur die Nase zu pudern, sondern eine ganze Wellnesssitzung mit Dampfbad, Peeling und Feuchtigkeitsmaske durchzuführen. Oder hatte sie ihr Make-up erneuert und die Locken frisch aufgedreht? Laura grinste bei der Vorstellung, dass Barbara die Schönheitsutensilien auf der Schülertoilette ausgebreitet hatte. Sie griff nach der Teetasse, musste aber enttäuscht feststellen, dass sie leer war.

Der Tee schmeckte wirklich ausgezeichnet!

Es machte doch einen Unterschied, ob man nach Anleitung vorging, oder, so wie sie, den Teebeutel vergaß und dreißig Minuten ziehen ließ.

Der Snack hatte gutgetan. Sie fühlte sich erstaunlich erfrischt und voller Energie, sie hatte sogar das Gefühl, besser sehen und hören zu können. Ihr Gehirn lief auf Hochtouren. Konzentriert blätterte sie durch den Ordner. Ihr fiel auf, dass an einigen Stellen Blätter herausgerissen worden waren. Kleine Papierfetzen hingen an den Metallbügeln, die Dokumente waren nicht mehr vorhanden. Auf einem Fragment war ein Teil einer Adresse zu erkennen. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und fotografierte den Schnipsel.

Draußen auf dem Gang näherten sich Schritte, es wurde geflüstert. Wahrscheinlich die Schüler, die ihr eben den Tee gebracht hatten. Sie spürte ihre Blicke, aber als sie sich umdrehte, war niemand dort.

„Ich habe euch gehört! Ihr braucht keine Angst zu haben. Vielen Dank für den Tee. Der war sehr lecker!"

Lautes Gelächter hallte durch den Gang, dann entfernten sich die Kinder wieder.

„Schade", rief Laura. „Ich hätte gerne noch ein Tässchen Tee genommen."

Sie blätterte den Ordner bis zu Ende durch. Dann sah sie ungeduldig auf die Uhr.

„Wo bleibt Barbara nur? Langsam reicht die Zeit für eine komplette Gesichtsoperation."

Wieder näherten sich Schritte. Diesmal nur von einer Person. Ihre Sinne waren geschärft wie bei einer Raubkatze. Sie konnte den Ankömmling sogar riechen.

Wie auf Samtpfoten schlich sie zur Tür und lauerte.

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