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Kapitel 5
Die Freiheit der Seele

1

Der Druck von oben wurde zurückgenommen und für die Erdatmosphäre wieder Normalität hergestellt. Druck bedeutete eine Trennung, etwas, das von woanders her handelte, eine Beeinflussung. Als Prozess, als für einen Zeitraum und einen bestimmten Zweck unter bestimmten Bedingungen benötigte Passage war er notwendig und willkommen. Aber die Umstände haben sich geändert.

Das höhere Bewusstsein soll nicht immer hoch bleiben, sondern sich mit dem normalen auf gleicher Ebene befinden. Entweder muss das höhere herabkommen und sich vollständig mit dem niedrigeren mischen, oder das niedrigere muss sich erheben und ganz mit dem höheren eins werden. Oder beide treffen und vereinigen sich irgendwo in der Mitte.

Die Erde oder materielle Natur toleriert Unbekanntes oder Fremdes nicht so leicht. Sogar wenn es um ihr eigenes Wohl geht, lässt eine fremde Berührung sie zurückschrecken und in sich selbst zurückziehen. Sie erträgt die Berührung nur schwer. Letzten Endes soll die Erde nicht an- und vorangetrieben werden: Sie muss von sich aus vorwärts gehen. Sie muss sich gänzlich auf sich selbst stützen und herausbringen, was sie in sich trägt oder errungen und gespeichert hat. Sie muss aus ihrer Kindheit oder Lehrzeit herauswachsen, der Zeit, in der ein kluges Maß an Druck oder sogar Zwang notwendig oder unvermeidlich sein kann. Aber wenn diese Phase vorbei ist, muss die höhere Verwirklichung der natürliche Ausdruck des gewöhnlichen Erden-Lebens sein: Der höhere Bewusstseinszustand muss sein normaler Zustand sein. Sein Leben muss von seiner Selbst-Natur bewegt werden und die eigene Wahrheit zum Ausdruck bringen.

Wenn die Erde ein Göttliches Schicksal haben soll, kann das nur aufgrund ihrer freien Wahl geschehen. Es darf von keiner Seite aus Druck oder sogar Ungeduld geben, um sie zu zwingen. Es muss ein froher und spontaner innerer Impuls sein, dem Schicksalsweg zu folgen, den sie selbst gewählt hat.

Da das ursprüngliche Entstehen der Unwissenheit auf einer freien Wahl der Unwissenheit beruhte, muss ihre Rückkehr zum Bewusstsein eine Sache spontanen Selbst-Suchens sein. Es mag wahr sein oder es ist auf eine tiefere Weise wahr, dass ein Sterblicher erwählt ist, weil Gott ihn schon erwählt hat, aber das ist eine andere Sache. Hier auf der Erde sind wir Sterblichen freie Akteure, wir wählen oder wir wählen nicht.

In jedem Fall muss man, wenn man etwas wirklich besitzen will, es durch eigene Anstrengung und in völliger Freiheit erwerben. Etwas Geschenktes oder Aufgezwungenes, sei es auch kostbar, ist immer etwas Fremdes und bleibt unnatürlich. Man muss lernen eine Sache zu lieben, um sie wirklich zu besitzen. Sie muss ein fester Bestandteil des eigenen Wesens werden. Und wahre Liebe kann nur bei freier Wahl existieren.

In letzter Zeit sagte Mutter, wann immer die Frage nach der Herabkunft des Supramentalen gestellt wurde, dass es keine Frage nach der Herabkunft mehr gebe, weil es schon herabgekommen und hier sei. Es ist keine Frage von Herabkunft mehr, das heißt, von etwas, das von irgendwoher kommt und vorher nicht da war. Zurzeit ist es einfach die Frage nach der Manifestation des Supramentalen, das hier bei und unter uns ist.

Zu einer Zeit erbat, ja erflehte die Mutter Mitarbeit von der materiellen Natur. Sie war bewilligt, aber erwies sich im Handeln als unzureichend. Nun hat sich das Blatt gewendet. Das Bewusstsein der Erde muss nun um Mitarbeit des Göttlichen bitten, beten. Das materielle Bewusstsein muss jetzt hervorkommen, die Führung übernehmen und die erste Rolle bei der Ausarbeitung der Evolution spielen. Das Mitwirken ihres physischen Körpers ist zurückgenommen worden, damit wir in unseren physischen Bewegungen frei bleiben, damit wir lernen uns anzustrengen und in voller Freiheit für den von uns erwarteten Einsatz arbeiten. Wir sagen, dass sie sich – ihren physischen Körper – zurückgezogen hat. Aber sie ist immer noch hier, und während sie hier ist, ist ihr bloßes Da-Sein Kraft, eine helfende Kraft, und dies ist Mitwirkung genug. Diese Kraft steht uns immer zur Verfügung.

Jetzt hängt nun alles davon ab, wie viel das Erd-Bewusstsein von der Göttlichen Gegenwart empfangen, aufgesogen oder assimiliert hat. Das wird der Maßstab der Vollkommenheit sein, die menschliche Wesen erreichen können. In dem Maße, wie wir menschlichen Geschöpfe die höhere Wirklichkeit spüren und bekunden, werden wir sie wirklich und göttlich realisieren. Wenn wir weiterhin zum alten nicht oder nur wenig gewandelten Lagerbestand gehören, nun, dann müssen wir vielleicht noch einmal eine Million Jahre warten.

Das würde für uns natürlich einen vielleicht ziemlich häufigen Kleiderwechsel bedeuten. Es scheint keinen anderen Weg zu geben. Aber ein Kleiderwechsel ist unvermeidlich und sollte willkommen sein, denn wenn man etwas zu lange trägt, würde es stinken. Ein Tauchbad im Vaitarni oder Acheron (wenn wir zufällig in Griechenland sind) wäre heilsam. Es gibt natürlich immer die Möglichkeit, dass ein Wunder geschieht: Mutter hat sehr oft davon gesprochen. In dem Fall könnten wir lernen, uns auf innere Weise zu wandeln, zu erneuern, genau wie die vedischen Kühe. Der Rishi sagt: Paliknīrid yuvatayo bhavanti – sogar jene unter ihnen, die alt und grau waren, wurden wieder jung. (Rig Veda, V.2.4.)

Natürlich ist dies für Gott, das höchste Bewusstsein, gar nicht von Belang, – die ganze Ewigkeit ist Sein Spielfeld, eine Million Jahre bedeuten Ihm nichts. Und doch sind wir menschliche Wesen und können andere ebenso göttliche Perspektiven haben. Die Mutter wurde ein menschliches Wesen wie wir, so vollständig wie möglich für diesen Zweck, um die Millionen Jahre abzukürzen.

2

Die Mutter tut, was unter diesen Umständen notwendig ist und vielleicht noch mehr, sie hat ihr Werk noch nicht beendet. Aber das Wesentlichste und Schwierigste – eine neue Richtung einzuschlagen – wurde vollbracht. Sri Aurobindo hat in einprägsamen Worten davon gesprochen: Wir kennen die Passage in Die Mutter. Ich zitiere die Zeilen und schließe hiermit:

Die Mutter lenkt nicht nur alles von oben her, sondern steigt auch in diese mindere dreifache Welt herab. Alle Dinge sind hier, sogar die Bewegungen der Unwissenheit, auf unpersönliche Weise sie selbst in verhüllter Macht und ihre Schöpfungen in verminderter Substanz, sind ihr Natur-Körper und ihre Natur-Kraft, und sie bestehen, weil sie veranlasst durch das geheimnisvolle „Es werde“ des Höchsten, etwas von den Möglichkeiten des Unendlichen herauszuarbeiten, in das große Opfer eingewilligt und sich wie eine Maske die Seele und Formen der Unwissenheit angelegt hat. Aber auch persönlich hat sie sich herabgebeugt, hier in die Dunkelheit hinabzusteigen, um sie in das Licht zu führen, in die Falschheit und den Irrtum, um sie zur Wahrheit zu bekehren, in diesen Tod, um ihn in ein gottgleiches Leben zu wandeln, in diesen Weltschmerz und seine Sorgen und Leiden, um ihnen ein Ende zu setzen in der alles verwandelnden Ekstase ihres sublimen Ananda. In ihrer tiefen und großen Liebe zu ihren Kindern hat sie eingewilligt, den Mantel dieser Dunkelheit umzulegen, hat sie es auf sich genommen, die Angriffe und die quälenden Einflüsse der Mächte der Finsternis und der Falschheit zu ertragen, durch die Tore der Geburt, die ein Tod ist, zu gehen, hat die Schläge und Schmerzen und Leiden der Schöpfung auf sich genommen, da es schien, dass sie nur auf diese Weise in das Licht, die Freude, die Wahrheit und das ewige Leben hinaufgehoben werden konnte. Das ist das große Opfer, das manchmal das Opfer des Purusha genannt wird, das aber zutiefst der Holocaust der Prakriti ist, das Opfer der Göttlichen Mutter.

Veröffentlicht im Februar 1975

Kapitel 6
Ein weiterer Tag

1

In ihren Gebeten und Meditationen schrieb Mutter am 25. September 1914:

Der Herr hat verfügt und Du führst es aus:

Ein neues Licht wird auf die Erde herabkommen,

Eine neue Welt wird geboren werden,

Und die Dinge, die versprochen waren, werden erfüllt.

Später, nach mehr als vierzig Jahren hat sie um den 29. Februar – 29. März 1956 an dieser Aussage eine Änderung in Bezug auf die verwendete Zeitform vorgenommen. Sie schrieb diese folgendermaßen neu:

Herr, Du hast verfügt, und ich führe aus:

Ein neues Licht kommt auf die Erde herab,

Eine neue Welt ist geboren.

Die Dinge, die versprochen wurden, sind erfüllt.

Der Wechsel der Zeitform war notwendig, weil sich die Situation geändert hatte. Es gab einen radikalen Wandel in den Gegebenheiten. Mutter selbst erklärt in einer anderen Botschaft, die ungefähr einen Monat später am 24. April 1956 mitgeteilt wurde:

Die Manifestierung des Supramentalen auf der Erde ist kein Versprechen mehr, sondern eine lebendige Tatsache, eine Realität.

Es wirkt hier, und ein Tag wird kommen, an dem auch der Blindeste, Unbewussteste, sogar der Unwilligste dieses erkennen muss.

Sie spricht wiederholt von ihrer Vision und erklärt höchst emphatisch, dass die neue Welt geboren ist, geboren, geboren - sozusagen dreimal geboren („il est né, né, né“). Sie ist im Hintergrund da, sie bewegt sich, fädelt sich durch alle Dunkelheiten, die sie verdecken wollen, aber auf eine unerschütterliche und unbezwingbare Weise: Das äußere Gewicht der Unwissenheit kann sie nicht auf ewig niederhalten.

Die Entwicklung schreitet weiter fort: Die Mutter macht am 3. Februar 1958 – also nach einem Zeitraum von zwei Jahren – die bedeutsame Ankündigung der Ankunft eines voll ausgebildeten supramentalen Bootes am irdischen Ufer. Seine Mission bestand darin, menschliche Wesen zu beherbergen, die für das supramentale Leben vorbereitet waren. Die Beschreibung der ganzen Szene war so schön, so anschaulich und faszinierend, dass ein junges Mädchen von außerhalb nach dem Lesen der Mutter schrieb, sie würde gerne ein Passagier des Bootes sein, und sie um Aufnahme bat. Mutter erklärt, dass die Substanz dieser neuen Welt die materiellste supramentale war, die der Erde nächste supramentale Substanz, deren erste Manifestierung.

Die Realität ihrer Vision bekräftigt sie noch einmal in der Botschaft, die sie ihren Kindern am Neujahrstag 1961 gab:

Diese wundervolle Welt der Freude, die vor unseren Toren unseren Ruf erwartet, auf die Erde herabzukommen…

Natürlich ist dies nicht das Ende, der Gipfelpunkt. Ein Schritt muss noch getan werden, – die materielle Substanz muss auch erfasst und umgeformt werden. Das bedeutet eine Pause, letztendlich eine Verzögerung. Der Schöpfungsprozess folgt immer dieser Linie: Etwas, das erschaffen oder auf der Erde verkörpert werden soll, wird erst in einer feinstofflichen Welt erschaffen. Wenn es in jener Welt vorbereitet ist, wird es dem kosmischen Willen entsprechend in der materiellen Welt entweder langsam, allmählich oder plötzlich herbeigeführt. Eine Veranschaulichung, um die Sache zu erklären – die Mutter gibt sie selbst:

Einmal, ungefähr um 1915, als Indien völlig unfrei war, wurde Mutter nach der Befreiung des Landes gefragt, und sie antwortete ohne zu zögern: „Indien ist frei“. Sie sagte nicht: „Indien wird frei sein“, sondern „Indien ist frei“, als ob sie eine Tatsache konstatierte. Die tatsächliche Befreiung fand im Jahr 1947 statt, das heißt 32 Jahre, nachdem sie sich in der feinstofflichen Welt ereignet hatte. Mutter sagt dazu, dass dies das genaue Bild des Widerstands gegen die Manifestierung, die physische Realisierung ist.

Nicht nur Schöpfung, sondern auch Zerstörung ereignet sich auf die gleiche Weise. Zerstörung geschieht erst in der feinstofflichen Welt, und als Konsequenz findet unweigerlich physische Zerstörung statt. Sri Krishna in der Gita berichtet Arjuna: Alle gegen dich ziehenden Truppen sind schon von mir getötet worden, du musst nur das äußere Instrument sein: mayaivaite nihatāh pūrvameva.

2

Savitri ist zu ihrem normalen Leben auf die Erde zurückgekehrt. Sie hat ihren letzten Sieg errungen. Sie betritt das Erdenleben mit der ganzen Welt des neuen Sieges, dem in ihr verkörperten Göttlichen Leben, aber mit einem Schleier, der sie und ihre Errungenschaft bedeckt. Der „eine weitere Tag“ muss noch geschafft werden, der eine Tag der physischen Materie. Sie wird nicht hervortreten, bis dieser eine Tag geschafft ist. Jetzt liegt ein Schleier über allem, aber hinter ihm befindet sich das von ihr errichtete Bauwerk in seiner makellosen Schönheit und Vollkommenheit. Momentan sehen wir die Arena einer grauen, gefährlichen Welt vor uns, wie von alters her. Der Vorhang wird sich sicher heben und enthüllen, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht geschieht dies langsam, – oder aber der Panzer des Alten wird ganz plötzlich aufbrechen und das neue Leben in seiner Fülle hervorbringen. Wie wird sie geschehen, die Offenbarung, die Epiphanie? Das Ereignis wird es aufzeigen. In der Zwischenzeit birgt sie die Neue Schöpfung, eine „herrlichere Morgendämmerung“ in ihrem Inneren, „tief geschützt von ihrem mystischen Faltenwurf aus Licht“.

Veröffentlicht im August 1975

Kapitel 7
Die Mutter, menschlich und göttlich

In unserer menschlichen Schwachheit sehen wir die Göttliche Mutter nur als Mutter und vergessen, dass sie auch göttlich ist. Wir neigen dazu, nur den letzten Begriff des großen Namens wahrzunehmen und den anderen gleichermaßen wichtigen Begriff zu ignorieren. Wir verlangen von ihr dieselben Reaktionen mütterlicher Liebe, die wir von einer menschlichen Mutter erwarten. Unsere Liebe zu ihr ist menschlich, menschlich auf ignorante Weise – voller Leidenschaft, Verlangen und Hunger nach Zuwendung, weil wir sie nur als Nahrung für unsere egoistischen Wünsche betrachten.

Sie ist tatsächlich die Mutter, aber die Göttliche Mutter. Sie möchte, dass wir auf göttliche und nicht auf menschliche Weise zu ihr kommen. Denn auf die göttliche Weise erwachsen wir zu unserem höchsten und tiefsten Format, empfangen sie ganz und vollständig und genießen durch ihre Gnade die Fülle der Freude. Die menschliche Weise fesselt uns an die Kleinheit und Geringfügigkeit menschlichen Fühlens. Die menschliche Annäherung ist in den meisten Fällen die eines verwöhnten Kindes. Wenn es einen Tropfen wahrer Liebe tief im Herzen gibt, so ist der Wust an Unwissenheit und Trübheit, in den es gesunken ist, kolossal. Der Schmutz befleckt uns und wird auch auf das Objekt unserer Liebe geworfen.

Und während sie das Göttliche ist, ist sie trotzdem die Mutter. Sie ist göttlich, aber nicht in dem Sinne, dass sie fern und unnahbar, kalt und gleichgültig ist wie das transzendente Brahman. Die Göttliche Mutter ist tatsächlich mütterlicher, als die menschliche Mutter sein kann. Die menschliche Mutter ist nur ein schwaches Echo, ein weit entfernter Schatten, manchmal ein Zerrbild der wahren Mutter in der archetypischen Welt.

Die Göttliche Mutter beugt sich, – obschon sie transzendent ist, – zu unseren menschlichen Dimensionen herab, wird eine von uns, ist in uns als unser eigenes Selbst und mit uns als unser Kamerad und Lenker. Sie nimmt uns an der Hand und lehrt uns, wenn wir es ihr erlauben, wie wir das kleine Menschsein, aus dem wir gemacht sind, transzendieren und durch das Wunder ihrer Liebe in ihre Natur und Substanz hineinwachsen können, – falls unsere Liebe adäquat darauf antwortet.

Nur indem wir uns an ihre zweifache Wahrheit erinnern, an die beiden Arme ihrer Liebe, mit denen sie uns umfängt und hegt, können wir hoffen, ihre wahren Kinder zu sein.

Veröffentlicht in 1974

Kapitel 8
Die Mutter und die Natur ihres Werkes

Es scheint, dass ich euch etwas über die Mutter erzählen soll, – ein bisschen aus ihrem Leben, ein bisschen über ihre Aktivitäten.

Nun, wie ihr alle wisst, hat die Mutter den ersten Teil ihres Lebens in Frankreich verbracht; sie wurde in Frankreich, in Paris geboren. Deshalb wurde sie natürlich oft darauf hingewiesen, dass sie Französin, Europäerin war. Dagegen hat sie aber immer protestiert und gesagt: „Ich bin keine Europäerin, ich bin keine Französin.“ Ihre Familie kam in der Tat aus Ägypten. Ihre Eltern, ihr Vater und ihre Mutter kamen gerade ein Jahr, bevor sie geboren wurde, nach Frankreich, nur ein Jahr vorher. Und in Ägypten, so scheint es, gehörte ihre Familie zu einer sehr alten ägyptischen Familie – vielleicht sogar zu einer königlichen Familie Ägyptens, den Pharaonen. Deshalb ist sie nicht europäischer oder französischer Abstammung, obschon sie erzogen wurde, als wäre es so. Genau genommen würde sie zum Mittleren Osten gehören, das heißt, dem Teil, der den Osten Europas und den Westen Asiens verbindet. Das bedeutet die Vereinigung von Europa und Asien, beide in Einklang gebracht, und es reflektiert den Charakter von Mutters Leben und dessen Bestimmung.

Wie ich sagte, verbrachte sie den ersten Teil ihres Lebens in Frankreich. Aber warum Frankreich? In dieser Wahl liegt ein Sinn. Wir kennen jetzt die Bedeutung, die fundamentale Bedeutung ihres Lebens, ihrer Mission und ihres Wirkens. Sie kam, um ein neues Licht zu bringen. Sie wollte eine neue Welt, nicht die alte Welt mit ihrer alten Kultur, sondern eine neue Welt, eine neue menschliche Spezies. Sie brachte das neue Licht mit sich, um den Menschen und die Welt neu zu schaffen und umzuformen. Was war das für eine Beziehung zwischen dem neuen Menschen und Frankreich? Um das neue Licht kommen und sich manifestieren zu lassen, muss man es zuerst in seinem Mental empfangen. Das bedeutet, dass man es als neues Licht sehen und erkennen und darum bitten muss. Und das Mental des Menschen ist dazu am besten geeignet. Ihr könnt euch an die Anfangszeile des Dhammapada erinnern, die den Inbegriff von Buddhas Lehre enthält: „Manopubbangama dhamma“: Das Mental ist die beste aller menschlichen Funktionen. Das Mental übertrifft alles, umfasst alles. Wenn nun das Licht herabkommt und einfließt, berührt es zuerst den Kopf, das heißt das Mental: Man sieht es und ist sich seiner bewusst. Frankreich repräsentiert heute am besten diesen mentalen Geist der Menschheit, das Erblühen ihrer Kultur und Zivilisation. Sie wurde dort geboren, damit der am weitesten entwickelte mentale Geist der Menschheit das Licht durch sie empfangen kann. Sie verbrachte ihr Leben dort in der Gesellschaft der Elite, den kultiviertesten Menschen ihrer Zeit, Wissenschaftlern, Künstlern, Dichtern, alle von höchstem und gebildetsten Format. Sie war dort, damit sie durch ihren Kontakt, ihre Gesellschaft das neue Licht in sie hineinbringen konnte. Mit diesem Ziel vor Augen trat sie einer Gesellschaft bei, eher einer Gruppe, die Le cosmique genannt wurde. „Kosmisch“ bedeutet: die ganze Welt. Mit anderen Worten: Was sie tat, was sie gab, war für die ganze Welt, für alle Menschen, für den Osten und den Westen, für jedermann. Es bedeutet auch: ein kosmisches oder weltumfassendes Bewusstsein. Sie schuf einen neuen Typus mentaler Welt, um durch die höchste mentale Entwicklung ein noch umfassenderes Mental zu erzielen – jenseits des individuellen egoistischen Mentals.

Wie ich gesagt hatte, dem Mental, dem Kopf fällt es am leichtesten, das neue Licht zu empfangen. Vielleicht erinnert ihr euch in diesem Zusammenhang an Sri Aurobindos Gedicht „Das Goldene Licht“: wie es von oben kommt und zuerst in den Kopf, das Gehirn einfließt. Es erleuchtet eure Gedanken, entwickelt euer Verstehen, weitet es, vertieft und schärft es. Aber Verstehen ist nicht genug, ihr müsst es lieben, nur dann ist es wirklich euer Eigen. So betritt das goldene Licht euer Herz. Dann setzt es sich weiter nach unten fort auf eine konkretere und aktivere Ausdrucksform hin; es dringt in den vitalen Bereich, wie wir ihn nennen, ein. Zuletzt strömt es in eure Füße. Das bedeutet, es ergreift eure körperlichen Glieder; es wird in eurem Körper konkret materiell und gegenwärtig, wie konsolidiert: Es gestaltet den schönen Körper. Die Mutter bringt auf diese Weise das Licht in den Kopf der Menschheit, in die höchste Ebene ihres Bewusstseins. Und dieses Werk der Initiation, dikshā, in das Göttliche Leben begann in Frankreich.

Von Frankreich aus ging sie für die nächste Stufe ihres Wirkens nach Japan. In Japan betrat sie den Fernen Osten. Sie verbrachte fünf Jahre, fünf lange Jahre in jenem Land. Japan ist das Land der Zen-Meditation, eines speziellen Weges, um in ein inneres Bewusstsein einzutreten, – kein rationales mentales Bewusstsein, sondern ein Blick nach innen in eine verborgene und sensitivere Region. Die Japaner zeigen als Nation tatsächlich eine sehr feinfühlige Vitalität, eine künstlerische Vitalität, die im Leben und in der Lebensart nach Ordnung und Harmonie strebt. Damit sich das goldene Licht in der physischen Welt manifestieren und wirken, sozusagen über einen Körper verfügen kann, ist eine Vitalität dieser Art notwendig, um es zu erlangen und zu halten. Die japanischen Ringer sind wohlbekannt für ihre vitale Stärke, ihre selbstbeherrschte Kraft. Gewöhnlich haben sie (fast alle von ihnen, ihr müsst es bemerkt haben, wenigstens auf den Bildern) einen dicken Bauch, und dieser ist nach ihrem Glauben der Speicher vitaler Kraft. Das bedeutet nicht, dass ich euch rate, einen dicken Wanst zu entwickeln, im Gegenteil. Aber sogar bei körperlichen Aktivitäten ist vitale Stärke nötiger als bloße physische Kraft.

Ja, die Japaner besitzen ein Vital, das stark, kontrolliert, geordnet und sensibel ist. Erinnert euch an ein oder zwei Gebete der Mutter in ihren „Gebeten und Meditationen“. Sie spricht von der Kirschblüte, die das Sinnbild des japanischen künstlerischen Empfindens ist, des Gefühls für Schönheit, für ein gereinigtes Sinnesempfinden: nicht ein raues, grobes und brutales (niederes) Vital, sondern ein feines, wohltuend inniges Gefühl und ein friedliches Glück. Das ist es, was die Kirschblüte symbolisiert. Die Mutter beschreibt auch eine ihrer Visionen, – es war ein schönes Bild, eine japanische Mutter und ihr Kind. Es war ein Bild des neuen Kindes, das in der Menschheit geboren wurde. Eine neue Welt ist so im Land der Kirschblüte eingeläutet worden, eine neue vitale Welt, für die ganze Welt.

Die Mutter ist schöpferisches Bewusstsein: Wo immer sie auch ist, wo immer sie herbeigerufen wird, setzt sie einen Schöpfungsprozess in Gang und erschafft eine neue Welt und, den Notwendigkeiten von Zeit und Ort entsprechend, eine neue Dimension von Sein und Bewusstsein. Es ist eine ganze Welt, die sie erschafft, und ihre Schöpfung dauert fort, denn sie ist eine weitere Errungenschaft in der menschlichen Evolution. Zu diesem Zweck braucht die ordentliche, starke und friedliche vitale Welt, von der wir gesprochen haben, einen fähigen Körper, um sie zu unterstützen und zu manifestieren. Das goldene Licht muss in die Füße herabkommen. Und dies war das Werk, das sie hier tat, und zu diesem Zweck hat sie den Ashram aufgebaut. Ihr alle wisst, dass sie besonderen Wert auf den Sportunterricht legte, um den Körper und die Sinne darauf vorzubereiten, das goldene Licht zu empfangen. Sie sagte immer, dass Körpererziehung uns die Basis für das neue Bewusstsein, das neue Licht gibt. Wir müssen einen starken Körper, einen schönen Körper haben, einen Körper, der ausdauernd ist: denn das neue Licht ist machtvoll, es ist nicht nur Licht, es ist Kraft. Man muss fähig sein, es zu ertragen und seine Forderungen zu erfüllen. Sie kam in der Tat hierher, um diesem Göttlichen Licht eine Gestalt, eine konkrete und physische Form, einen irdischen Körper zu geben.

Nun ist der schöne Körper nicht an sich ein Ziel und eine Erfüllung; um ihn zu erlangen, muss man ein schönes Vital haben. Nicht nur das: Für eine Erfüllung von Körper und Vital muss man ein schönes Mental haben. Die Körpererziehung, die die Mutter hier für uns arrangiert hat, soll uns auf den schönen Körper vorbereiten. Und die Schule, die sie errichtet hat, hat die Kultivierung des Mentals zum Ziel. Die Kultivierung des Mentals bedeutet aber nicht nur, ihn mit Informationen über vielerlei Dinge zu versorgen, das Bücherstudium. Es bedeutet auch die Reinigung und Klärung des Mentals, des mentalen Materials selbst, eine Hebung des Bewusstseins, damit es das Licht suchen und erkennen kann.

Ich habe gesagt, dass ihr das neue Licht zuerst durch den Kopf empfangen müsst, aber auch durch das Herz, und dann dynamisch durch eure vitale Energie. Ihr müsst nicht nur das Licht sehen und erkennen, sondern es auch hingebungsvoll lieben. Und hier kommt die zentrale Arbeit der Mutter, ihre besondere Gabe, ihre Gnade zu uns. Wenn ihr etwas liebt, liebt ihr, so sagt man, mit dem Herzen. Aber es gibt viele Arten von Liebe und ein Herz mitten im Herzen. Wirkliche Liebe, die Liebe, die göttlich ist, liegt in diesem inneren Herzen, welches eure Seele ist, das wahre Wesen oder die wahre Person in euch. Und die Seele, die sich zeigt, nach vorne kommt, wie wir sagen, ist die besondere Gnade der Mutter hier, ihr Geschenk an euch alle, an jeden von euch hier. Sie hat euch eure Seele gegeben. Ich habe oft gesagt, dass es hier unser aller besonderes Privileg ist, euer aller Privileg, dieses Wesen, dieses innere Wesen, diese vertraute Person in euch zu tragen, das Göttliche Kind, das ihr seid. Es ist dies, das eure göttliche Persönlichkeit aufbaut, es ist dies, das euch letzten Endes ein schönes Mental, ein schönes Vital und einen schönen Körper geben wird – alles, was ihr braucht, alles, was vollkommen und makellos in eurem Leben hier in dieser Welt ist.

Vielleicht erinnert ihr euch, viele von euch, an die berühmte Zeile in „Savitri“, ihr müsst sie aus Mutters eigenem Mund gehört haben:

Erbaut ist der goldene Turm, geboren ist das Flammen-Kind.

Sie hat diesen Turm neuen Lebens errichtet, und das Kind ist hier, das goldene Kind. Dieses goldene Kind ist jeder einzelne von euch. Ihr müsst es finden, es erkennen: Dies ist das Ziel eures Lebens, der Auftrag und die Erfüllung von allem, was ihr auf Erden tun und sein wollt. Einige von euch müssen die Gegenwart dieses Kindes in sich gespürt haben. Einige mögen es sogar als das Göttliche Kind in sich gesehen haben. Diese Dinge, – sie werden Erscheinungen genannt, – ereignen sich normalerweise in Träumen. Ich weiß wenigstens von einigen, die herkamen, die es gesehen und mir von ihrem wundersamen Erlebnis berichtet haben. Diese Möglichkeit besteht für alle, und wenn ihr es vielleicht seht, müsst ihr es erkennen, halten, es mit aller Liebe und Zuneigung festhalten. Die Mutter ist immer noch lebendig und aktiv unter uns, und ihre Gegenwart ist noch hier, sogar konkret, denn jeder von euch trägt das Göttliche Kind in sich.

Ich schließe mit einem Gebet, das ich vor einiger Zeit im Namen der kleinen Kinder unseres Playgrounds an die Mutter gerichtet habe:

Süße Mutter, Deine Playground-Kinder sind Engel. Sie sind nicht himmlisch oder göttlich geworden, aber sie sind Engel, irdische Engel. Behalte sie immer in Deinem Blick, wiege sie in Deinem liebenden Bewusstsein.

Das war das Gebet, das ich euretwegen an die Mutter gerichtet habe, und ich bin sicher, Mutter hat „Ja“ geantwortet.

Veröffentlicht im November 1973

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Дата выхода на Литрес:
25 мая 2021
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122 стр. 4 иллюстрации
ISBN:
9783963870286
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