Читать книгу: «Lanterne Rouge», страница 5

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Nachdem Maestranzi wegen Verfehlens der Karenzzeit ausgeschlossen worden war, musste nun Majerus um seinen Kopf bangen. Er war es nicht gewöhnt, am hinteren Ende zu fahren. Seine schlechte Verfassung bei der bis dahin schnellsten Tour führte er darauf zurück, dass er in der Zeit davor zu viele Rennen gefahren sei, insbesondere die anstrengende Tour Bordeaux–Paris. Er hatte gegen Müdigkeit, unebenes Gelände und scharfen Gegenwind zu kämpfen, und es war eine lange, langsame Fahrt auf dem Weg zum Ausschluss gewesen.

Am nächsten Tag, einem Ruhetag, erhob sich ein Aufschrei gegen die Ungerechtigkeit von Majerus' Ausschluss. Als katastrophal wurde sie gar von Mathias Clemens bezeichnet, dem Leiter des kombinierten schweizerisch-luxemburgischen Teams, das aufgrund der neuen Regel bereits drei seiner Mitglieder eingebüßt hatte und nun nur vier Mann stark war. Majerus war ein Stützpfeiler des Teams und laut Clemens derjenige, der den Teamgeist aufrechterhielt. »Ohne Majerus, so glaube ich, haben wir diese Tour verloren«, klagte er.

In einem Brief an Henri Desgrange, der in L'Auto veröffentlicht wurde, drückte Majerus seine Enttäuschung aus, aber die Rennleitung blieb hart und nahm den Ausschluss nicht zurück.16

Die Tour 1939 war schon von Anfang an knapp an Stars, insbesondere, da die Deutschen und Italiener fehlten. Nach Majerus' Ausscheiden waren sie noch dünner gesät, und es sollte noch schlimmer kommen. Amédée Fournier war sehr spät als Mitglied eines der Regionalteams eingestiegen, hatte sich aber bereits dadurch profiliert, dass er durch seinen Sprint auf der ersten Etappe das Gelbe Trikot gewonnen und im Velodrom von Nantes zum Abschluss der fünften Etappe einen weiteren Sieg verbucht hatte. Von Anfang an hatten es die Organisatoren darauf angelegt, die regionalen Stars herauszustellen und als Bedrohung der Vormachtstellung aufzubauen, die die großen Namen aus Belgien und Frankreich hatten. Fournier und der begabte Bergfahrer René Vietto setzen alles daran, diese Erwartungen zu erfüllen. Die Zeitungen hatten Fournier schon als möglichen recordman für Etappensiege in diesem Jahr angepriesen. Er besaß zwar Talent, doch mangelte es ihm an Erfahrung. Die achte Etappe war in eine kurze Straßenetappe am Morgen und ein Zeitfahren am Nachmittag aufgeteilt.17 Beim Zeitfahren war Fournier so erschöpft, dass es ihm in der Verpflegungsstation schon schwerfiel, ein hart gekochtes Ei zu köpfen. Wir können davon ausgehen, dass das Zeitfahren für ihn nicht gut verlief, denn am Abend war er auf den letzten Platz gefallen. In den Zeitungen stand am nächsten Tag bei den Etappenergebnissen jedoch keine eliminé hinter seinem Namen. Am darauf folgenden Tag war er immer noch dabei. In einem Hinweis wurde erklärt, dass er wegen der extremen Schwierigkeiten bei der diesjährigen Tour bleiben durfte.

Eine Woche später erschien der Hinweis, dass die Regel für das automatische Ausscheiden bis auf Weiteres aufgehoben sei. Es gab jedoch nichts »Weiteres« mehr zu diesem Thema.

Handelten die Kampfrichter aus reiner Zweckmäßigkeit heraus? Fournier war zu diesem Zeitpunkt führend in der Sprintwertung, und es hätte die Fans vor den Kopf gestoßen und für einen noch größeren Aufruhr gesorgt als der Fall Majerus, wenn ein weiterer Spitzenfahrer herausgeworfen worden wäre. Wenn die Grundlage für die Entscheidung darin bestand, sich bei der Öffentlichkeit und den Zeitungen anzubiedern, dann zahlte sie sich aus, denn Fournier wurde von diesem Zeitpunkt an hoch gehandelt und gab den Reportern eine Menge Stoff zum Schreiben. Zu Beginn des Rennens hatte er zugegeben, noch nie an einem richtigen Berg gefahren zu sein. »Die Berge? Das ist ein ganz anderes Paar Schuhe«, sagte er mit überdurchschnittlich viel Understatement und Stoizismus, »ich bin bisher nur die kleinen Höhenzüge von Wolber hochgefahren. Bergfahren ist prinzipiell eine Knochenmühle, und ich mag es nicht sehr.«

Es ist ein erheblicher Unterschied, ob man einen Hügel hochfährt oder einen Berg; und ein noch größerer Unterschied, ob man ihn nur hochfährt oder ob man ihn in einem Rennen hochjagt. Amédées Abneigung und seine dunklen Vorahnungen erwiesen sich als wohl begründet. Etappe 9 führte die Fahrer in die Pyrenäen und über die Cols de Porte, Aubisque, Soulor, Tourmalet und Aspin. Fournier litt und litt und litt und kämpfte sich verzweifelt über den 2115 m hohen Tourmalet, den höchsten Pass in den Pyrenäen. Er wurde zu einem jener gepeinigten Überlebenden, die die Journalisten zu bejubeln lieben: Er hatte nicht einfach nur Pech, sondern einen »Rosenkranz von Unglücksfällen«; er ruhte sich nicht in seinem Hotel aus, sondern »brach in seiner Klause zusammen«, wo er »mit abgehärmten Gesichtszügen, hohlen Wangen und wirrem Haar in verzweifeltem Unglück auf seinem Bett lag«.

Als die Tour aus den Bergen heraus und in die Weingegenden des Südens führte, aß Fournier zu viele Trauben und musste sich heftig übergeben. Etwas später baute er ein Rad aus und gab es Archambaud, als sein Teamführer ein Ersatzteil brauchte, aber das Ersatzrad, das er schließlich selbst bekam, rieb an der Sitzstrebe seines Fahrradrahmens. Auf der Suche nach einem Zuschauer, der ihm mit einigen Unterlegscheiben aushelfen konnte, um das Rad passgenau einzusetzen, verlor er noch mehr Zeit. Die letzten 60 km bis zum Ziel fuhr er ganz allein.

»Er fährt, fährt und fährt noch weiter. Er fährt und fährt zur Ziellinie, wo ihm mitgeteilt wird, dass er der Letzte in der Gesamtwertung ist. Und morgen schwingt er sich wieder auf sein Rad«, schrieb Perrier, Korrespondent von L'Auto, der Fournier unter der Überschrift »Der Märtyrer der Tour« fast eine ganze Seite widmete. Der Titel war jedoch falsch, denn Fournier war alles andere als ein Märtyrer, denn schließlich wurde ihm das Märtyrertum des frühzeitigen Ausscheidens erspart, was Perrier auch ganz genau wusste: »Wie recht Sie hatten, Messieurs les commissaires, die Regel auszusetzen, die das Ausscheiden des Letzten in der Gesamtwertung erzwingen solle. Sie hätten niemals das Herz, den armen, kleinen Médoche auszuschließen.«

Schließlich erkämpfte sich Fournier – oder Médoche, wie er genannt wurde – wieder etwas Zeit und stieg auf, während Armand Le Moal vom bretonischen Regionalteam auf den letzten Platz rutschte. Für Le Moal stellte das Bergfahren ebenfalls eine Premiere dar, aber er war ziemlich dreist und eingebildet und machte sich keine Sorgen über die kleinen Buckel, die er nie gesehen hatte. (»Die Alpen und die Pyrenäen, die kann ich mir schon gut vorstellen.«) Es stellte sich jedoch heraus, dass er sowohl beim Bergauf- als auch beim Bergabfahren fürchterlich schlecht war – bergauf schaffte er bestenfalls den 49. Platz von 50, und bergab war er ganz am Ende der Tabelle. Er war die definitive lanterne rouge von 1939.

Es mag überraschend sein, dass sich auch Träger des Gelben Trikots in den hinteren Rängen des Rennens abstrampeln und darum kämpfen müssen, nicht auszuscheiden, aber Fournier und Majerus waren nicht die einzigen beiden lanternes rouges, die Gelb getragen hatten. »Schon als Kind habe ich davon geträumt. Man schaut immer mit großen Augen auf den maillot jaune, und ehrlich gesagt, hätte ich nie geglaubt, dass ich ihn eines Tages tragen würde«, berichtete mir Jacky Durand, lanterne rouge 1999, der das Gelbe Trikot 1995 beim Auftaktrennen übernahm und dann auf zwei langen Etappen trug, »es ist ein anderes Gefühl als ein Sieg. Der Sieg ist der sehr intensive Augenblick, in dem man die Linie überquert. Ich habe [das Tragen des Gelben Trikots] sehr genossen. Es ist nicht dasselbe Gefühl wie die Arme im Triumph hochzureißen. Es ist weniger intensiv, aber es hält länger an.«

Auch Joseph Groussard (lanterne rouge 1965) und Jean-Pierre Genet (1967) trugen das Gelbe Trikot auf einer oder zwei Etappen, und unter den lanternes rouges gibt es eine Menge Etappensieger. Unter ihnen ist Gilbert Glaus (1984), der 1983 Sean Kelly auf den Champs-Élysées schlug und den großartigen Iren damit um einen Etappensieg zur Ergänzung seines Grünen Trikots brachte. Das Laternenkorps kann außerhalb der Tour de France sogar Siege verbuchen. Groussard siegte bei dem Rennen Mailand–San Remo, und Edwig Van Hooydonck (1993) war zweifacher Gewinner der Ronde van Vlaanderen (der Tour von Flandern). Weitere Beispiele sind ein Sieger beim Dwars door Vlaanderen (Rob Talen, 1994) und beim Bordeaux–Paris (wiederum Glaus), ein französischer Nationalmeister (Anatole Novak, 1964), ein Nationalmeister im Zeitfahren (der Kanadier Svein Tuft, der 2013 den Letzten machte), ein Sieger der Deutschland Tour (Guido de Santi, 1949) und mindestens zwei Gewinner von Olympiamedaillen (Claude Rouer, 1953, und Philippe Gaumont, 1997; beide gewannen Gold beim Zeitfahren der Herren, allerdings natürlich bei verschiedenen Olympischen Spielen).

Wenn Sie über die »echten« lanternes rouges hinausgehen – also diejenigen, die als Letzte in Paris ankamen – und auch diejenigen berücksichtigen, die eine oder zwei Etappen lang als Letzte in der Gesamtwertung fahren, werden Sie von Titeln förmlich überschwemmt. Hier finden sich Weltmeister (Mark Cavendish, Thor Hushovd), Träger der maglia rosa (abermals Cavendish sowie Danilo Di Luca), Gewinner des Rennens Paris–Roubaix (Magnus Bäckstedt) und viele weitere. Die Papierlaterne mag sich in der Pokalsammlung nicht gut ausnehmen, aber sie ist meistens nicht die einzige vorhandene Auszeichnung.

Im ASO-Hauptsitz in Issy-les-Moulineaux ging Pescheux ganz in einer Erörterung der notion du vrai grimpeur auf, der Idee des wahren Bergfahrers. So läuft das in Frankreich – wenn Sie über Radsport sprechen, landen Sie früher oder später bei der Philosophie.

»Bahamontes war der beste Bergfahrer, aber er hat niemals das Gepunktete Trikot getragen.18 Die Leute wussten es einfach, weil er der erste Mann war, der über die Cols kam«, erklärte Pescheux, heutzutage versuchen die Bergsieger, Punkte auf den Hügeln zu machen. So sollte es eigentlich nicht sein. Daher vergeben wir mehr Punkte für die großen Cols und doppelt so viele für Etappenziele auf Gipfeln.«

Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: »Heute ist die Bergwertung ... also gut, dieses Jahr war sie gut, aber sie gibt nicht immer den besten Bergfahrer an. Wenn Sie der beste Bergfahrer sind, dann beherrschen Sie die Bergetappen, dann sind Sie vorn. Die besten Bergfahrer der Tour 2013 waren Quintana, Contador und Froome.« Das war so offensichtlich, dass er ein anderes Rennen ansprach, um deutlich zu machen, was er sagen wollte: »Ich habe nichts gegen Nicolas Edet, der die Bergwertung bei der Vuelta a España gewann, aber sein Sieg stimmt einfach nicht mit den Realitäten überein. Man konnte ihn nie auf den großen Cols kämpfen sehen.«

Man kann verstehen, was er meint. Die Rennleitung sollte die besten Bedingungen für ein gutes Rennen schaffen – ein Rennen, das mit dem Geist und dem Heldenimage der Tour im Einklang ist, ein Rennen, in dem die Fahrer würdig sind, das historische Gewicht der Trikots zu tragen, die ihnen verliehen werden. Wenn die Regeln Ergebnisse hervorrufen, die diesem Ideal nicht gerecht werden, dann ist das einfach nicht richtig. Es ist eine Frage der Fairness. Voilà.

Es war unfair, 1939 jeweils den letzten Fahrer auszuschließen – unfair gegenüber denjenigen, die sich an die Regeln hielten, die gestürzt waren, sich unwohl fühlten oder alles für ihr Team gegeben hatten und sich plötzlich als Schlusslicht wiederfanden. All das Herumpfuschen an den Bedingungen und die Versuche, die Fahrer zu gängeln, entsprachen nicht dem Geist der Tour. »Nach der Idee der Tour ist der beste Fahrer, derjenige, der am schnellsten fährt und in der kürzestmöglichen Zeit ans Ziel gelangt. Wenn wir anfangen, künstlichere Bedingungen einzuführen, ist das nicht gut«, sagte Pescheux.

Viel später gab Goddet dies in seiner Autobiografie selbst zu. Die Teams, so sagte er, nutzten die Regel, um ihre Rivalen loszuwerden. Ein Fahrer auf dem letzten Platz wusste, dass er am Ende der Etappe disqualifiziert würde, also hatte er nichts zu verlieren. Wenn er vor oder während der Etappe aufgab oder es so einrichtete, dass er die Karenzzeit überschritt, wurde ein anderer Fahrer zum Letzten und musste das Rennen ebenfalls verlassen. Der Ausschluss des armen Majerus, ja der Ausschluss fast der Hälfte seines Teams, bekommt plötzlich eine finsterere Bedeutung. Clemens' Klage, dass er beraubt worden sei, wirkt auf einmal glaubhaft.

Im Französischen gibt es kein eigenes Wort für fair play, sondern nur das aus dem Englischen geborgte le fair-play. In seinen schlimmsten Momenten übertrieb Desgrange seinen Sadismus und spielte mit seinen Fahrern wie ein kleiner Junge, der Spinnen die Beine ausreißt, aber seinen diktatorischen Entscheidungen lag eine barbarische, vielleicht sogar grausame Fairness zugrunde. Goddet dagegen lief Gefahr, das Rennen durch sein Mikromanagement zu schädigen. Zwischen dem Aufbau von Strukturen, die dem Rennen Luft zum Atmen geben, und den Wettbewerb zu ersticken, liegt nur ein schmaler Grat. Eine gute Tour ist schon darwinistisch genug.

Pescheux war bis 2013 bei der ASO, und zweifellos hat er es sich gegönnt, ein- oder zweimal im Auto mitzufahren, um das Rennen zu beobachten. Es wäre jedoch eine Schande gewesen, wenn er sich dabei nicht in sein altes Auto hätte zwängen können, das er sich immer mit dem Fahrer Sébastian Piquet (der Stimme von Radio Tour) und dem Leiter der Rennjury geteilt hatte und das seinen angestammten Platz hinter dem Peloton besaß. Offensichtlich liebte er dieses Auto: »Wenn es eine Massenkarambolage gibt, können Sie sofort erkennen, ob der führende Fahrer darin verwickelt ist ... wenn es einen Ausreißversuch gibt, sehen Sie sofort, wer noch da ist und die Tour verloren hat. Sie können das Rennen und all die Dramen beobachten, alles, was geschieht ... Wenn Sie den Radsport lieben, ist der beste Platz hinten. Der beste Platz.«

1939

79 Teilnehmer am Start

Sieger: Sylvère Maes, 31,99 km/h

Lanterne rouge: Armand Le Moal, 30,95 km/h, 4 h 26' 39" Abstand

49 Finalisten

KAPITEL 4
DER REBELL

Was ist die Geschichte schon anderes als eine Fabel, auf die sich alle geeinigt haben?

Napoleon Bonaparte

Ich bin mir nicht sicher, ob sich Jean-François Pescheux gut mit dem berüchtigten Abdel-Kader Zaaf verstanden hätte – berüchtigt nicht als lanterne rouge des Jahres 1951, sondern vor allem wegen eines Zwischenfalls aus dem vorherigen Jahr, bei dem ein dreister Ausreißversuch, Wein und ein Baum eine Rolle spielten und der in den Legendenschatz der Tour eingegangen ist. Aber Legenden sind nur Geschichten, die wir uns über die Helden der Zeitalter erzählen, in denen die Welt wirklicher und strahlender war als unsere eigene; Geschichten, die wahr sein können, oder auch nicht.

Die Nachkriegszeit wird von einigen als die »Goldene Ära« des Radsports bezeichnet. Wie vor dem Krieg war dies eine Zeit, als Männer noch Männer waren und die Tour eine staubige, gefährlich heroische Anstrengung, doch dank Zeitungen, Radio und schließlich des Fernsehens ergötzten sich jetzt viel mehr Menschen an den Geschichten und Bildern der Fahrer als zuvor. Es war die Zeit des Hollywoodlächelns von Louison Bobet, dem Kamm und dem zurückgestriegelten Haar von Hugo Koblet, der unangestrengten Nonchalance von Fausto Coppi und der gepeinigten und gleichzeitig lässig-eleganten Ausstrahlung von Jacques Anquetil. Sie alle vereinigten die Anziehungskraft von James Dean, Cary Grant und Elvis Presley auf ihre ganz eigene Weise. In dieser Gesellschaft fiel Abdel-Kader Zaaf auf wie ein bunter Hund, nicht zuletzt, weil er ein Muslim aus Algerien sowie Träger der lanterne rouge statt des maillot jaune war. Und doch gehört er dank seiner starken Persönlichkeit, seiner Chemie mit dem Publikum und der Legende, die er um sich webte, zu ihnen. Allerdings ist die Legende des Abdel-Kader Zaaf womöglich der am wenigsten interessante Aspekt dieses Mannes.

Es war auf der Straße von Restinclières nach Sommières, auf der sich der bewusste Vorfall ereignete oder nicht ereignete. Heute ist dies eine staubige Landstraße, die die geschäftigen südfranzösischen Städte im Languedoc, Montpellier, Alès und Nîmes miteinander verbindet. Auf dem Anstieg hinter Sommières können Sie die beeindruckenden bewaldeten Hügel der Cevennen sehen, während das flache Land von Olivenhainen, Streifen mediterraner Pinienwälder und Bambus, Buschwerk, kleinen Gehöften und Pferden beherrscht wird. Und natürlich von Wein: Präzise Schlachtreihen von Weintrauben marschieren in gerader Linie vom Straßenrand ins Gelände. Es gibt auch teure grands vins, die von zerbröckelnden Steinmauern eingefasst sind, während ferne Baumreihen versteckte châteaux andeuten. Auf beiden Seiten der Straße befinden sich die Überreste der Doppelreihe von Platanen, die sie gegen die sengende südliche Sonne abschirmen sollten. Wenn Sie wie Zaaf von Westen nach Osten fahren, können Sie das Toben des Mistrals spüren, des Windes, der von den Alpen herunterkommt und durch den Trichter des Rhônetals braust. Als ich an einem schönen Septembermorgen auf dieser Straße unterwegs war, hob der Wind gerade erst an. Die Einheimischen sagten, dass er drei Tage lang anhält, wenn er erst einmal angefangen hat, und wenn er dann nicht aufhört, bläst er noch drei Tage weiter. Im Winter ist der Mistral kalt und wütend und terrorisiert die Einwohner von Marseille und die pensionierten Briten in der Provence gleichermaßen. Im Sommer ist er heiß und unerbittlich und kennt kein Erbarmen mit Algeriern, die sich auf einem sehr langen Ausreißversuch bei 40 °C eine vermeintlich flache Strecke hochmühen.

1950 nahm zum ersten Mal ein nordafrikanisches Team an der Tour teil. Mit sechs Mann Stärke war es deutlich zu schwach, um es mit den europäischen Stars aufzunehmen, die in 10-Personen-Staffeln fuhren – nicht nur, was die Anzahl der Personen betraf, sondern auch, was das Talent anging. Selbst die meisten französischen Regionalteams verfügten über eine volle Mannschaft. Aber in den Augen der Franzosen war Afrique du Nord nur ein weiteres Regionalteam und nichts anderes. Obwohl sein Einfluss im Maghreb zurückging, gehörten Frankreich immer noch Tunesien und Marokko als Protektorate, während Algerien drei Départements umfasste, die sich administrativ nicht von irgendeiner anderen Verwaltungseinheit im französischen Mutterland unterschieden. Dennoch stellte die Ankunft eines rein nordafrikanischen Teams etwas Neues dar und brachte eine gewisse exotische Atmosphäre zur Tour 1950. Das Team bestand aus vier Algeriern und zwei Marokkanern, aus Arabern, Berbern (die größte Berbervolksgruppe in Algerien sind die Kabylen) und sogenannten Pieds-noirs, Menschen mit europäischer Herkunft, die in Nordafrika geboren sind oder dort leben. Alle waren gute Fahrer, aber das Team war bunt zusammengewürfelt. Wie bei vielen Regionalteams gab es keine organisatorischen Strukturen für eine ganzjährige Ausübung des Radsports, und die betreffende Region bestand darüber hinaus aus drei Ländern, die zu einem großen Teil aus Wüste bestehen. Das Team war in letzter Minute als kulturell vielfältige Auswahl von Fahrern zusammengestellt worden. Einer der Favoriten war Zaaf, genannt der »Digger von Chebli« oder der »Alte Löwe«. (Jeder Fahrer im heroischen Zeitalter des Radsports hatte einen oder zwei schmückende Beinamen.) Mit 33 Jahren ist Zaaf das älteste Mitglied des Teams. Radrennen in Europa waren für ihn nichts Neues: Im selben Jahr hatte er bereits die Tour de Suisse absolviert, und er hatte zuvor in Belgien gelebt und war dort Rennen gefahren, wobei er seine Liebe zu diesem Land bewahrte, aber nicht für dessen Kopfsteinpflaster. Des Weiteren hatte er 1948 in letzter Minute als Reserve an der Tour de France teilgenommen und war dabei für das Regionalteam Südostfrankreich gefahren, nachdem der begabte Bergfahrer Ahmed Kebaïli seinen Platz freigemacht hatte.19

Zaaf behauptete, er wäre vor der Tour 1950 20.000 km gefahren, und er hatte einen Ruf als unvergleichlicher Rouleur: aggressiv, stark und ein Spezialist für Einzelfahrten. Angesichts des niedrigen Niveaus, auf dem sich der Radsport in Algerien befand, bezweifelten seine Kritiker, dass er mit dem Tempo in Frankreich Schritt halten könne. Wenn er solche Äußerungen mitbekommen haben sollte, waren sie ihm in jedem Fall aber völlig egal. Er war impulsiv, gerade heraus und provokativ; ein klobiger Mann mit zurückweichendem Haar und den kräftigen Armen eines Boxers; schnell bereit zu lachen und immer getrieben von dem Drang, anzugreifen.

Er begann das Rennen mit einem Wolf und litt auf dem Kopfsteinpflaster, aber er schaffte es unversehrt bis in die Pyrenäen. Obwohl er ganz unten in der Wertung lag, griff er regelmäßig an, und die Presse und die Öffentlichkeit waren ganz von seiner Show eingenommen. »Bei Zaaf gibt es kein Mittelmaß«, schrieb eine der Zeitungen, »entweder nimmt er den Preis für den Unglücksraben der Etappe entgegen (was bereits zweimal geschehen ist), oder er versucht auszubrechen, vielleicht auf nicht ganz ordnungsgemäße Weise, aber immer mit ganzem Herzen.«

Die Pyrenäen beutelten ihn, aber als das Rennen den Midi erreichte und die Sonne herauskam, hatte Zaaf seinen Biss wiedergefunden. Er griff auf der 12. Etappe nach Perpignan nahe der spanischen Grenze an, wurde aber schließlich von den Kameraden in seiner Ausreißergruppe im Stich gelassen. Doch sein Ehrgeiz war geweckt, und bei einem Zeitungsinterview warnte er vor den Dingen, die da noch kommen sollten: »Auf einer Etappe vor den Alpen werde ich es noch einmal versuchen. Danach wird es zu spät sein. Aber diesmal versuche ich es solo!«

In dem Artikel hieß es weiter: »Zaaf ist mit natürlicher Kraft gesegnet und erholt sich schnell. ›Wenn ich Champagner trinke, dann lasse ich auch die Korken knallen‹, sagte er mit einem schelmischen Augenzwinkern.«

Der Korken knallte schon am nächsten Tag.

»Wir hatten nichts zu verlieren«, berichtete Zaaf über den Angriff, den er zusammen mit Marcel Molinès unternahm, seinem jungen Pied-noir-Mannschaftskameraden. Auf der Straße von Perpignan nach Nîmes herrschten 40 °C. Das Peloton schleppte sich stumpf dahin und litt unter der erstickenden Hitze.20 Zaaf und Molinès waren von allen wahrscheinlich am besten an dieses Klima gewöhnt und nutzten diesen Vorteil, um nach nur 15 km anzugreifen. Niemand zeigte die geringste Neigung, die beiden Algerier zu verfolgen, weshalb sie einen Vorsprung von fast 20 Minuten aufbauen konnten. Allerdings waren auch sie nicht immun gegen die Sonne und die Auswirkungen der Dehydration. In jener Zeit glaubte man, dass zu viel Wasser zu trinken schlecht für die Fitness sei. Getränke waren rationiert, und die Fahrer konnten dafür bestraft werden, wenn sie unerlaubte Getränke von den Mannschaftsfahrzeugen bezogen. Die Flaschen, die ihnen Zuschauer am Straßenrand reichten, waren den Fahrern willkommen, und es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Zaaf einige Getränke entgegennahm. Das Reich der Legende jedoch beginnt etwa 30 km vor dem Ende der Etappe, als Zaaf langsamer wurde, seinen Kopf senkte und unsicher auf seinem Rad dahinwackelte.

Ausgedörrt und gepeinigt von der Sonne fuhr Zaaf im Zickzack über die Straße. Er nahm eine Flasche von einem Zuschauer entgegen und leerte sie in einem Zug. Vielleicht waren es auch zwei Flaschen, wie es in manchen Berichten heißt. Ob ein oder zwei spielt jedoch keine Rolle, denn die Flaschen waren nicht etwa mit Wasser gefüllt, wie er erwartete, sondern mit Corbières, einem billigen örtlichen Wein. Das wäre für einen dehydrierten Mann während einer Hitzewelle schon schlimm genug, aber für einen strenggläubigen Muslim, der nicht einmal einen Tropfen Alkohol gewohnt war, eine Katastrophe. In seiner Benommenheit stürzte er, stieg wieder auf, stürzte erneut und wurde von Zuschauern unter einen Baum gelegt, um sich ausruhen zu können. Zwei Stunden später wachte er auf, setzte sich wieder auf sein Rad und fuhr los, um zum Peloton aufzuschließen. Doch leider war das Rennen schon längst an ihm vorbeigezogen, es war niemand mehr in der Nähe, und desorientiert wie er war, fuhr er in die falsche Richtung, zurück zum Start der Etappe. Allerdings kam er nicht weit und wurde zur Erholung ins Krankenhaus gebracht. Er flehte die Kampfrichter der Tour an, ihn die 25 km am Morgen nachholen und dann seinen Platz beim Start nach Toulon einnehmen zu lassen, aber sie verweigerten ihm diese Gefälligkeit. Zaaf, der betrunkene Muslim, wurde vom Rennen ausgeschlossen.

Vielleicht war alles aber auch ganz anders.

Dreißig Jahre später erzählte Zaaf die Geschichte dieser Etappe bei einem Krankenhausaufenthalt der Zeitschrift Vélo. Demnach gab ihm ein Zuschauer nach etwa 20 km etwas zu trinken. »Ich nahm an, da es heiß wie in der Wüste war«, erklärte er, »und ich bin nun mal kein Kamel.«

Es war jedoch schon zu spät. Halb verdurstet und geplagt von der Sonne, begann Zaaf im Zickzack zu fahren. Er stürzte, stand auf, setzte sich wieder auf sein Fahrrad; fuhr noch ein Stück, bevor er erneut stürzte. Als er zum dritten Mal zu Boden ging, lag er völlig k.o. im Straßengraben. Später rappelte er sich wieder auf und fuhr in die falsche Richtung los. »Aber nicht weit, nur ein paar Meter. Das hat die Leute nicht davon abgehalten zu behaupten, ich wäre betrunken«, sagte er, »ich roch offensichtlich nach billigem Wein, aber das lag daran, dass jemand mein Gesicht aus einer Flasche benetzt hatte. Glauben Sie wirklich, ich hätte 200 km bei 42 km/h abreißen können, wenn ich betrunken gewesen wäre? Glauben Sie das?« Niemand hatte je behauptet, dass er die ganze Etappe betrunken absolviert hätte, aber die Frage ist nichtsdestoweniger berechtigt.

Hören wir uns aber noch eine dritte Version der Geschichte an.

Zaaf, »der harte Arbeiter, der stolze Araber, voller Würde und Vernunft«, gab den Rhythmus des Ausreißversuchs auf, um seinen schwächeren, jüngeren Landsmann Molinès zu schonen. Beide tranken, tranken und tranken, da ihnen nur zu klar war, was eine gnadenlose Hitze von 40 °C mit einem Menschen anstellen kann. Unter der sengenden Sonne passierten sie gemeinsam die Kathedrale von Béziers auf ihrem Hügel und wurden dabei von den Zuschauermengen aus Schläuchen abgespritzt. Bei 60 km stürmte Zaaf seinem Kameraden ohne Warnung voran. »Ich litt in diesem Augenblick, und ich konnte nicht aufhören, in ohnmächtigem Zorn zu schreien, als ich sah, wie er sich von mir entfernte«, berichtete Molinès. Er sah Zaaf erst wieder, nachdem dieser sich übernommen und das Bewusstsein verloren hatte. Knapp außerhalb von Sommières, 28 km vor dem Ende der Etappe, fuhr Zaaf durch eine Platanenallee an Weingärten vorbei. Hier war es, wo er halb verdurstet und geplagt von der Sonne im Zickzack fuhr. Die Straße war nicht mehr breit genug für ihn. Er hielt auf einen Baum zu, traf stattdessen aber eine Mauer. Er stand wieder auf und richtete auch sein Rad auf. Menschen eilten hinzu, um ihm zu helfen. Ein Mann in der Menge von etwa 40 oder 50, die sich um ihn versammelt haben, schiebt ihn vorwärts. Auch einer der weißen Militärjeeps der Kampfrichter hatte inzwischen angehalten. Aus Zaafs Knie tropfte Blut. Er stürzte erneut. Dieses Mal verbat er sich jede Hilfe. Angeblich fluchte er und schwor beim Koran, dass er noch nicht erledigt sei, dass er wisse, was er tue, und dass man ihn vor Nîmes nicht mehr einholen werde. Dann stieg er wieder auf sein Rad, doch diesmal fuhr er in die falsche Richtung, zurück nach Perpignan, wobei er jedoch nach wenigen Metern von seinem directeur sportif angehalten wurde. Er drehte sich wieder herum und radelte weiter. Benommen von Sonnenstich und Erschöpfung, stürzte er zu Boden. Zuschauer legten ihn unter eine Platane. Sein Rad lag im Straßengraben, das Hinterrad drehte sich in der Luft. Zwei Mädchen fächelten ihm mit ihren Taschentüchern Luft zu. Das Bewusstsein erlangte er erst wieder, als vier Männer ihn aufhoben und in einen Krankenwagen schoben, der ihn nach Nîmes brachte. Der Arzt im Krankenhaus versicherte den Reportern, dass Zaaf nicht in Gefahr sei. Die Verletzung am Knie sei nur oberflächlich, und am Morgen werde er wieder topfit sein. Um sechs Uhr morgens wurde er gesehen, wie er in seiner Mannschaftskluft durch die Straßen von Nîmes spazierte, wobei niemand zu sagen vermochte, wie er aus dem Krankenhaus ausbrechen konnte. Der Geschäftsführer der Tour wurde herbeizitiert und erklärte dem Algerier, dass er am nächsten Tag nicht zum Start antreten könne, da er die letzten 29 km der Etappe im Krankenwagen zurückgelegt habe. Zähneknirschend akzeptierte Zaaf dies, doch zurück im Mannschaftshotel teilte er seinem Zimmergenossen Ahmed Kebaïli mit, dass er Jacques Goddet um Erlaubnis bitten werde, zu dem Ort zurückzukehren, an dem er gestürzt war, und die letzten Kilometer zu fahren, damit er die Tour fortsetzen könne. Doch das sollte nicht geschehen.

Sein Ausscheiden wurde wie ein Todesfall betrauert und von übertriebenen, melodramatischen Lobeshymnen begleitet: »Dieser vom Unglück verfolgte Held« hatte »das Verlangen, in der Morgendämmerung einer afrikanischen Karriere zu erstrahlen«, wie ein Journalist schrieb, »er hat viel erdulden müssen, sich aber nicht unterkriegen lassen. Zaaf wird mit Tränen in den Augen und überquellendem Herzen nach Algerien zurückkehren, und ich bin mir sicher, dass seine Heimatstadt ihn wie einen großen Sieger willkommen heißen wird – ihn, der so viel Pech hatte und der aufgrund des Fluchs ausgeschieden ist, der ihn seine ganze Karriere über verfolgt hat.«

Abdel-Kader-Zaaf versprach, zurückzukehren und die Tour 1951 zu beenden.

Drei Geschichten: eine Legende; die Erzählung eines alten Mannes aus dreißig Jahren Abstand; und ein möglicher Ablauf, rekonstruiert aus Filmmaterial und Berichten aus der Zeit. Sie haben die Wahl.

Schon zur Zeit des Geschehens machten Gerüchte und Fehlinformationen die Runde. Der Miroir Sprint deutete an, sein Pech sei auf mangelnde Erfahrung zurückzuführen, doch angesichts seiner Jahre als Radsportler in Belgien, seiner Teilnahme bei der langen Tour von Algerien und anderen afrikanischen Rennen und seiner guten Leistung bei der Tour de Suisse erscheint eine solche Vermutung unsinnig oder unaufrichtig. Viele der anderen Halbwahrheiten, die sich um die Geschichte ranken, weisen nur wenig oder gar keine Logik auf. Warum sollte es sich bei dem Wein um Corbières gehandelt haben? Die Geschichte spielt im Frankreich der 1950er Jahre auf dem Land, und zwar im Herzen der südlichen Weinbauregionen. Man kann dort keinen Meter gehen, ohne über Leute zu stolpern, die vino produzieren. Das Anbaugebiet Corbières ist 120 km entfernt, aber was die Wahrscheinlichkeit dafür angeht, dass jemand mit einer Flasche davon am Straßenrand in Sommières stehen sollte, könnte es genauso gut im kalifornischen Napa Valley liegen. In einigen der Geschichten besprengen die Landbewohner ihn auch mit Rosé, aber woher sollten Sie den in einer Rotweingegend haben? (Ihn über einem dem Tode nahen Mann auszugießen, ist andererseits wahrscheinlich das Einzige, was die Einwohner mit einem weißen vin de pays tun würden.) Viel später, als er schon ein alter Mann war, bestätigte Ahmed Kebaïli, dass er Zaaf für einen strengen Muslim hielt, weshalb es eher wahrscheinlich ist, dass man ihn mit Wein besprengte, als dass er ihn selbst trank.21

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