Faust in 60 Minuten

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Nacht.

In einem hochgewölbten, engen gotischen Zimmer Faust, unruhig auf seinem Sessel am Pulte.

FAUST:

Habe nun, ach! Philosophie,

Juristerei und Medizin,

Und leider auch Theologie

Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.

Da steh ich nun, ich armer Tor!

Und bin so klug als wie zuvor;

Heiße Magister, heiße Doktor gar

Und ziehe schon an die zehen Jahr

Herauf, herab und quer und krumm

Meine Schüler an der Nase herum-

Und sehe, daß wir nichts wissen können!

Das will mir schier das Herz verbrennen.

Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,

Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen;

Dafür ist mir auch alle Freud entrissen,

Bilde mir nicht ein, was Rechts zu wissen,

Bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren,

Die Menschen zu bessern und zu bekehren.

Es möchte kein Hund so länger leben!

Drum hab ich mich der Magie ergeben,

Ob mir durch Geistes Kraft und Mund

Nicht manch Geheimnis würde kund;

Daß ich erkenne, was die Welt

Im Innersten zusammenhält,

Und dies geheimnisvolle Buch,

Von Nostradamus' eigner Hand,

Ist dir es nicht Geleit genug?

Er schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen des Erdgeistes.

Du, Geist der Erde, bist mir näher;

Schon fühl ich meine Kräfte höher,

Es wölkt sich über mir-

Der Mond verbirgt sein Licht-

Die Lampe schwindet!

Es dampft! Es zucken rote Strahlen

Mir um das Haupt- Es weht

Ein Schauer vom Gewölb herab

Und faßt mich an!

Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist

Enthülle dich!

Es zuckt eine rötliche Flamme, der Geist erscheint in der Flamme.

GEIST:

Wer ruft mir?

FAUST abgewendet:

Schreckliches Gesicht!

Weh! ich ertrag dich nicht!

GEIST:

Du flehst, eratmend mich zu schauen,

Da bin ich!- Welch erbärmlich Grauen

Faßt Übermenschen dich!

FAUST:

Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?

Ich bin's, bin Faust, bin deinesgleichen!

Der du die weite Welt umschweifst,

Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir!

GEIST:

Du gleichst dem Geist, den du begreifst,

Nicht mir!

verschwindet

FAUST zusammenstürzend:

Nicht dir?

Wem denn?

Nicht darf ich dir zu gleichen mich vermessen;

Hab ich die Kraft dich anzuziehn besessen,

So hatt ich dich zu halten keine Kraft.

Den Göttern gleich ich nicht! zu tief ist es gefühlt;

Dem Wurme gleich ich, der den Staub durchwühlt.

Dies hohe Leben, diese Götterwonne!

Du, erst noch Wurm, und die verdienest du?

Ja, kehre nur der holden Erdensonne

Entschlossen deinen Rücken zu!

Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht;

Mit brauner Flut erfüllt er deine Höhle.

Den ich bereit, den ich wähle,

"Der letzte Trunk sei nun, mit ganzer Seele,

Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht!

Er setzt die Schale an den Mund. Glockenklang und Chorgesang.

CHOR DER ENGEL:

Christ ist erstanden!

Freude dem Sterblichen.

FAUST:

Welch tiefes Summen, welch heller Ton

Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde?

Verkündigt ihr dumpfen Glocken schon

Des Osterfestes erste Feierstunde?

Dies Lied verkündete der Jugend muntre Spiele,

Der Frühlingsfeier freies Glück;

Erinnrung hält mich nun, mit kindlichem Gefühle,

Vom letzten, ernsten Schritt zurück.

O tönet fort, ihr süßen Himmelslieder!

Die Träne quillt, die Erde hat mich wieder!

Vor dem Tor

Spaziergänger aller Art ziehen hinaus.

Faust und Wagner.

FAUST:

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche

Durch des Frühlings holden, belebenden Blick;

Im Tale grünet Hoffnungsglück;

Der alte Winter, in seiner Schwäche,

Zog sich in rauhe Berge zurück.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,

Hier ist des Volkes wahrer Himmel,

Zufrieden jauchzet groß und klein:

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

WAGNER:

Mit Euch, Herr Doktor, zu spazieren

Ist ehrenvoll und ist Gewinn;

Doch würd ich nicht allein mich her verlieren,

Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.

FAUST:

Nur wenig Schritte noch hinauf zu jenem Stein,

Hier wollen wir von unsrer Wandrung rasten.

Hier saß ich oft gedankenvoll allein

Und quälte mich mit Beten und mit Fasten.

An Hoffnung reich, im Glauben fest,

Mit Tränen, Seufzen, Händeringen

Dacht ich das Ende jener Pest

Vom Herrn des Himmels zu erzwingen.

Der Menge Beifall tönt mir nun wie Hohn.

O könntest du in meinem Innern lesen,

Wie wenig Vater und Sohn

Solch eines Ruhmes wert gewesen!

Mein Vater war ein dunkler Ehrenmann,

Der über die Natur und ihre heil'gen Kreise

In Redlichkeit, jedoch auf seine Weise,

Mit grillenhafter Mühe sann;

Der, in Gesellschaft von Adepten*,

* Eingeweihte in die Alchimie

Sich in die schwarze Küche schloß,

Und, nach unendlichen Rezepten,

Das Widrige zusammengoß.

Hier war die Arzenei, die Patienten starben,

Und niemand fragte: wer genas?

So haben wir mit höllischen Latwergen*

* eigentlich eingekochtes Mus, hier als abfällige Bezeichnung für die Medizin des Vaters verwendet.

In diesen Tälern, diesen Bergen

Weit schlimmer als die Pest getobt.

Ich habe selbst den Gift an Tausende gegeben:

Sie welkten hin, ich muß erleben,

Daß man die frechen Mörder lobt.

WAGNER:

Wie könnt Ihr Euch darum betrüben!

Tut nicht ein braver Mann genug,

Die Kunst, die man ihm übertrug,

Gewissenhaft und pünktlich auszuüben?

Doch gehen wir! Ergraut ist schon die Welt,

Die Luft gekühlt, der Nebel fällt!

Am Abend schätzt man erst das Haus.-

Was stehst du so und blickst erstaunt hinaus?

Was kann dich in der Dämmrung so ergreifen?

FAUST:

Siehst du den schwarzen Hund durch Saat und Stoppel streifen?

WAGNER:

Ich sah ihn lange schon, nicht wichtig schien er mir.

FAUST:

Betracht ihn recht! für was hältst du das Tier?

WAGNER:

Für einen Pudel, der auf seine Weise

Sich auf der Spur des Herren plagt.

FAUST:

Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise

Er um uns her und immer näher jagt?

Und irr ich nicht, so zieht ein Feuerstrudel

Auf seinen Pfaden hinterdrein.

WAGNER:

Ich sehe nichts als einen schwarzen Pudel;

Es mag bei Euch wohl Augentäuschung sein.

FAUST:

Geselle dich zu uns! Komm hier!

WAGNER:

Es ist ein pudelnärrisch Tier.

FAUST:

Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur

Von einem Geist, und alles ist Dressur.

WAGNER:

Dem Hunde, wenn er gut gezogen,

Wird selbst ein weiser Mann gewogen.

Sie gehen in das Stadttor.

Studierzimmer

Faust mit dem Pudel hereintretend.

FAUST:

Sei ruhig, Pudel! renne nicht hin und wider!

An der Schwelle was schnoperst du hier?

Lege dich hinter den Ofen nieder,

Mein bestes Kissen geb ich dir.

Wie du draußen auf dem bergigen Wege

Durch Rennen und Springen ergetzt uns hast,

So nimm nun auch von mir die Pflege,

Als ein willkommner stiller Gast.

Aber was muß ich sehen!

Kann das natürlich geschehen?

Ist es Schatten? ist's Wirklichkeit?

Wie wird mein Pudel lang und breit!

Er hebt sich mit Gewalt,

Das ist nicht eines Hundes Gestalt!

Welch ein Gespenst bracht ich ins Haus!

Es will zum Nebel zerfließen.

Mephistopheles tritt, indem der Nebel fällt, gekleidet wie ein fahrender Scholastikus*, hinter dem Ofen hervor.

* umherziehender Student

MEPHISTOPHELES:

Wozu der Lärm? was steht dem Herrn zu Diensten?

FAUST:

Wie nennst du dich?

MEPHISTOPHELES:

Die Frage scheint mir klein Für einen, der das Wort so sehr verachtet,

Der, weit entfernt von allem Schein,

Nur in der Wesen Tiefe trachtet.

FAUST:

Bei euch, ihr Herrn, kann man das Wesen

Gewöhnlich aus dem Namen lesen

Wenn man euch Fliegengott*, Verderber, Lügner heißt.

* Wörtliche Übersetzung aus dem hebräischen Wort „Beelzebub“. Eigentlich ein Dämon. Im Mittelalter oft im Volksmund die Bezeichnung für einen Teufel.

Nun gut, wer bist du denn?

MEPHISTOPHELES:

Ein Teil von jener Kraft,

 

Die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

FAUST:

Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?

MEPHISTOPHELES:

Ich bin der Geist, der stets verneint!

Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,

Ist wert, daß es zugrunde geht;

Drum besser wär's, daß nichts entstünde.

So ist denn alles, was ihr Sünde,

Zerstörung, kurz, das Böse nennt,

Mein eigentliches Element.

Die nächsten Male mehr davon!

Dürft ich wohl diesmal mich entfernen?

FAUST:

Ich sehe nicht, warum du fragst.

Ich habe jetzt dich kennen lernen

Besuche nun mich, wie du magst.

Hier ist das Fenster, hier die Türe,

Ein Rauchfang* ist dir auch gewiß.

* Kamin, nach altem Volksglauben sind böse Geister oft durch einen Kamin aus dem Haus entwichen.

MEPHISTOPHELES:

Gesteh ich's nur! daß ich hinausspaziere,

Verbietet mir ein kleines Hindernis,

Der Drudenfuß* auf Eurer Schwelle-

* Ein Pentagramm (oder Pentagramma): Magisches Symbol (fünfeckiger Stern), dass Faust auf die Türschwelle gezeichnet hat, vermutlich um sich vor bösen Mächten zu schützen.

FAUST

Das Pentagramma macht dir Pein?

Ei sage mir, du Sohn der Hölle,

Wenn das dich bannt, wie kamst du denn herein?

Wie ward ein solcher Geist betrogen?

MEPHISTOPHELES:

Beschaut es recht! es ist nicht gut gezogen:

Der eine Winkel, der nach außen zu,

Ist, wie du siehst, ein wenig offen.

FAUST:

Das hat der Zufall gut getroffen!

Und mein Gefangner wärst denn du?

Doch warum gehst du nicht durchs Fenster?

MEPHISTOPHELES:

's ist ein Gesetz der Teufel und Gespenster:

Wo sie hereingeschlüpft, da müssen sie hinaus.

Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte.

FAUST:

Die Hölle selbst hat ihre Rechte?

Das find ich gut, da ließe sich ein Pakt,

Und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen?

MEPHISTOPHELES:

Was man verspricht, das sollst du rein genießen,

FAUST:

Ich habe dir nicht nachgestellt,

Bist du doch selbst ins Garn gegangen.

Den Teufel halte, wer ihn hält!

Er wird ihn nicht so bald zum zweiten Male fangen.

MEPHISTOPHELES:

Wenn dir's beliebt, so bin ich auch bereit,

Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben;

Doch mit Bedingnis, dir die Zeit

Durch meine Künste würdig zu vertreiben.

FAUST:

Ich seh es gern, das steht dir frei;

Nur daß die Kunst gefällig sei!

MEPHISTOPHELES:

Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen

In dieser Stunde mehr gewinnen

Als in des Jahres Einerlei.

Was dir die zarten Geister singen,

Die schönen Bilder, die sie bringen,

Sind nicht ein leeres Zauberspiel.

Bereitung braucht es nicht voran,

Beisammen sind wir, fanget an!

GEISTER:

Schwindet, ihr dunkeln

Wölbungen droben!

Reizender schaue

Freundlich der blaue

Äther herein!

Wären die dunkeln

Wolken zerronnen!

Sternelein funkeln,

Mildere Sonnen

Scheinen darein.

Andere schweben;

Alle zum Leben,

Alle zur Ferne

Liebender Sterne,

Seliger Huld.

MEPHISTOPHELES:

Er schläft! So recht, ihr luft'gen zarten Jungen!

Ihr habt ihn treulich eingesungen!

Für dies Konzert bin ich in eurer Schuld.

Du bist noch nicht der Mann, den Teufel festzuhalten!

Umgaukelt ihn mit süßen Traumgestalten,

Versenkt ihn in ein Meer des Wahns;

Doch dieser Schwelle Zauber zu zerspalten,

Bedarf ich eines Rattenzahns.

Nicht lange brauch ich zu beschwören,

Schon raschelt eine hier und wird sogleich mich hören.

Der Herr der Ratten und der Mäuse,

Der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse

Befiehlt dir, dich hervor zu wagen

Und diese Schwelle zu benagen,

Nur frisch ans Werk! Die Spitze, die mich bannte,

Sie sitzt ganz vornen an der Kante.

Noch einen Biß, so ist's geschehn.-

Nun, Fauste, träume fort, bis wir uns wiedersehn.

FAUST erwachend:

Bin ich denn abermals betrogen?

Verschwindet so der geisterreiche Drang

Daß mir ein Traum den Teufel vorgelogen,

Und daß ein Pudel mir entsprang?

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