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XIX

– Ich war früher schon öfter in Paris gewesen und erkannte deshalb auf der Stelle den Ort wohin Ellis ihren Flug genommen hatte. Es war der Tuileriengarten, mit seinen alten Kastanienbäumen, eisernen Gittern, festungsähnlichem Aussehen und mit seinen thierähnlichen Zuaven als Wachen. Vorüberschwebend an dem Schlosse, vorüberschwebend an der Kirche St. Roq, auf deren Stufen der erste Napoleon zum Erstenmale französischer Blut vergoß, hielten wir hoch über dem Boulevard des Italiens an, wo der dritte Napoleon nach dem Beispiele des ersten handelte, und mit gleichem Erfolge. Haufen Volkes, junge und alte Stutzer, Blousenmänner, Frauen in prächtigen Kleidern drängten sich durcheinander; vergoldete Restaurants und Cafes erschimmerten lichterhell; Omnibusse, Wagen jeder Art und jeden Ansehens rollten den Boulevard entlang; ein buntes Schimmern, Lärmen und Drängen überall wohin das Auge schweifte . . . Aber seltsam! ich führte nicht das mindeste Verlangen, meine reine, dunkle, lustige Höhe zu verlassen, um mich diesem menschlichen Ameisenhaufen zu nähern. Es schien als ob ein heißer, schwerer, betäubender Dunst von dort aufstiege, weder gerade wohlriechend, noch widerwärtig. Ich schwankte . . . da plötzlich drang schrill wie das Klirren von Eisenstangen die Stimme einer Straßenlorette zu mir herauf; wie eine freche Zunge streckte sich mir gleichsam diese Stimme entgegen; sie berührte mich wie der Stachel irgendwelchen Ungeziefers. Ich stellte mir danach sofort ein steinernes, starkbackenknochiges, gieriges, gemeines Pariser Gesicht vor, wuchernde Augen, weiße und rothe Schminke, hochtoupirtes Haar und ein Bouquet heller künstlicher Blumen unter dem zugespitzten Hute, abgeschabte Nägel wie Krallen, eine unförmliche Krinoline . . . Ich stellte mir zu gleicher Zeit auch unsern Bruder aus der Steppe vor, wie er der feilen Puppe auf Schritt und Tritt folgt . . . Ich stellte ihn mir vor, wie er, seine äußerste Confusion unter dem Anschein der Grobheit bergend, gewaltsam schnarrend beim Sprechen, die Manieren eines Pariser Gercon nachzuahmen sucht, wie er pfeift, grunzend lächelt, schmeichelt, und schwänzelt – und ein Gefühl des Ekels überkam mich . . . »Nein,« dachte ich, »hier wird Ellis nicht eifersüchtig werden . . .«

Inzwischen bemerkt’ ich, daß wir uns allmählig der Erde mehr näherten . . . Paris kam uns mit all seinem Lärm und Qualm entgegen . . .

– Halt! wandte ich mich zu Ellis. Es ist unmöglich, daß es Dir hier nicht schwül und übel zu Muthe wird.

– Du hast mich selbst gebeten, Dich hierher zu tragen.

– Ich gesteh’ es Dir, die Schuld liegt an mir, ich nehme mein Wort zurück. Trag mich fort von hier, Ellis, ich bitte Dich. Sieh nur – wahrhaftig, da hinkt auch der Fürst Kulmametow auf dem Boulevard herum, und sein Freund Sergius Waraxin winkt ihm mit der Hand und ruft: Iwan Stepanitsch, allons souper! j’ai engagé Rigolboche selbst!l« Trag mich schnell hinweg von diesen Mabile– und Maison dorée, von diesem Jockeyclub und Figaro, von diesen rasirten Soldatenstirnen und übertünchten Kasernen, von diesen sergeants de ville mit ihren Knebelbärten und Gläsern trüben Absynths, von diesem Dominospiel in den Cafés und dem Spiel an der Börse, von diesen rothen Bändchen, die nicht blos im Knopfloche der Fracks und Röcke, sondern sogar im Knopfloche des Ueberrocks schimmern, von Monsieur de Foua, dem Erfinder »de la spécialité du mirage« und von den Gratis-Consultationen des Dr. Charles Albert, von den liberalen Vorlesungen und den officiellen Brochüren, von den Pariser Komödien und Pariser Opern, von dem Pariser Witz und der Pariser Unwissenheit . . . fort! fort! Fort!

– Blick nieder, antwortete Ellis: Du bist schon nicht mehr über Paris.

Ich senkte das Auge . . . richtig: Eine dunkele Ebene, hier und da von hellen Wegfluren durchschnitten, dehnte sich unter uns, und nur hinten am Horizonte, der Röthe einer ungeheuern Feuersbrunst ähnlich, glänzte der Wiederschein der zahllosen Lichter der Hauptstadt der Welt.

XX

Wieder fiel eine Hülle über meine Augen . . . wieder verlor ich das Bewußtsein. Endlich sank die Hülle.

Was seh’ ich dort unter mir? Was für ein Park ist das mit zugestutzten Lindenalleen, mit abgerundeten Rothtannen wie Sonnenschirme, mit Säulenhallen und Tempeln im Pompadour-Geschmacke, mit Bildsäulen von Satyrn und Nymphen aus der Schule Bernini’s, mit Rococo-Tritonen in der Mitte gewundener Teiche, mit diesen verzierten niedrigen Geländern aus geschwärztem Marmor? Ist das nicht Versailles? Nein, es ist nicht Versailles. Ein kleines Schloß, ebenfalls Rococo, lugt dort hinter der Menge krauser Eichen hervor. Der Mond scheint trübe, von Dünsten verhüllt, und auch über der Erde ein feiner Dampf ausgebreitet. Das Auge vermag nicht zu unterscheiden, ob es Mondschein oder Nebel ist, was sich da zeigt. Dort auf einem der Teiche schläft ein Schwan; sein langer Rücken schimmert wie gefrorener Steppenschnee, und dort funkeln Leuchtwürmchen wie Diamanten im bläulichen Schatten zu Füßen der Statuen.

– Wir sind in der Nähe von Mannheim, sagte Ellis: – das da ist der Schwetzinger Garten.

– So sind wir in Deutschlands dachte ich und fing an zu lauschen. Alles war still; nur von einer Seite her, einsam und unsichtbar, plätscherte eine Quelle. Es war, als ob sie immer ein und dasselbe Wort wiederholte: »Ja, ja, immer ja!l« Und plötzlich schien es mir, als ob gerade in der Mitte einer der Alleen, zwischen Mauern beschnittenen Grüns, ein Kavalier auf hohen, rothen Absätzen, in goldgesticktem Gewande und mit gekräuselten Manschetten, einen leichten Stahldegen an der Seite, einherschreitend, einer Dame mit gepuderter Thurmfrisur und Schönpflästerchen geziert, die Hand reiche . . . Seltsame, bleiche Gesichter! . . . Ich will sie mir näher ansehen – aber sie sind schon verschwunden. Nur das Wasser plätschert weiter in seiner einförmigen Weise.

– Das sind Träume, die dort umgehen, flüsterte Ellis – gestern waren ihrer viele zu sehen . . . viele. Heute lassen sich kaum diese Träume noch von dem menschlichen Auge sehen, Vorwärts! vorwärts! Wir schwangen uns höher empor und flogen weiter. So eben und gleichmäßig war unser Flug, daß es schien, als ob wir uns selbst nicht bewegten, sondern umgekehrt Alles sich uns entgegen bewegte. Dunkle, wogenförmig geschwungene waldbedeckte Berge tauchten auf; sie wuchsen und streckten sich zu uns empor. Da sehen wir sie schon dicht unter uns mit all ihren Krümmungen, Wendungen, Einschnitten, schmalen Wiesen, mit Feuerpunkten in den schlummernden Dörfern und raschen Bächen in den Thalgründen; aber vorn tauchen wieder andere Berge auf . . . Wir sind im Herzen des Schwarzwaldes.

Berge, lauter Berge . . . und Waldung, prächtige, alte, mächtige Waldung. Der nächtliche Himmel ist klar: ich kann jede Art von Bäumen unterscheiden, besonders die majestätischen Silbertannen mit ihren weißen, schlanken Schäften. Hier und da am Saume der Waldung zeigen sich Rehe; zierlich und leicht stehen sie da auf ihren dünnen Beinen, allerliebst die Köpfe drehend und ihre großen rohrförmigen Ohren aufrichtend. Die Ruinen eines Thurmes strecken traurig vom Gipfel eines nackten Felsen ihre halbzertrümmerten Zacken empor; über dem alten, verwitterten Gemäuer schimmern jetzt friedlich die goldenen Sterne. Von einem kleinen, beinahe schwarzen See erschaut, wie eine geheimnißvolle Klage, stöhnender Unkenruf. Noch andere, langgezogene, wehmüthige Laute, den Tönen der Aeolsharfe gleich, klangen in mein Ohr . . . Da ist es, das wundersame Land der Sagen! Derselbe feingewobene Mondnebel, der mich in Schwetzingen umwallte, fließt hier überall, und je weiter die Berge sich erstrecken, desto dichter wird er. Ich kann fünf – sechs – zehn verschiedene Abstufungen, Töne und Schattirungen des Schattens auf den Vorsprüngen der Berge unterscheiden und über all dieser schweigenden Abwechselung herrscht träumerisch der Mond. Die Luft weht lind und leise. Es wird mir selbst lind und leicht zu Muth . . .

– Ellis! Du liebst gewiß dieses Land?

– Ich liebe Nichts!

– Wie so? Aber mich doch?

– Ja, Dich! antwortete sie gleichmülthig.

Es schien mir, daß ihr Arm mich enger als vorher umschlinge.

– Vorwärts! Vorwärts! rief Ellis mit zugleich hinreißendem und kalten Ausdruck.

XXI

Ein starkes, schillerndes, weithin tönendes Geschrei erschallte plötzlich über uns und wiederholte sich dann sofort schon ein wenig vor uns.

– Das sind verspätete Kraniche, die zu uns nach dem Norden fliegen, sagte Ellis; – willst Du Dich ihnen anschließen?

– Ja, ja! Wir wollen mit ihnen fliegen.

Wir erhoben uns und befanden uns im Augenblick in gleicher Reihe mit dem fliegenden Schwarm.

Die starken schönen Vögel (es waren ihrer dreizehn) flogen im Dreieck, nur selten mächtig mit den gewölbten Flügeln die Luft durchschneidend Steif streckten sie den Kopf und die Beine, gleichmäßig hielten sie die Brust vor, sie flogen unaufhaltsam und mit so stürmischer Schnelligkeit, daß die Luft umher pfiff. Wundersam war es, in solcher Höhe, in solcher Entfernung von allem Lebendigen solch ein glühendes, kräftiges Leben, solch unbeugsamen Willen zu sehen. Ohne Rast und Ruhe, siegreich den Raum durchschneidend, wechselten die Kraniche doch hin und wieder bedeutungsvolle Laute mit ihrem voranfliegenden Genossen, ihrem Führer, und es lag etwas Stolzes, Wichtiges, gleichsam der Ausdruck eines unerschütterlichen Selbstvertrauens in diesen grellen Lauten, in dieser lustigen Unterhaltung – »Wir werden ankommen, wie es auch sei, obgleich voll Mühe!« schienen sie zu sagen, einander ermuthigend. Und da fuhr mir’s durch den Kopf, daß in Rußland – ja was sage ich? in der ganzen Welt sehr wenig Menschen vom Schlage dieser Vögel zu finden sein dürften.

– Wir fliegen jetzt nach Rußland! flüsterte Ellis . . . Ich bemerkte hierbei nicht zum Erstenmale, daß sie beinah immer wußte, woran ich dachte. – Willst Du umkehren? fuhr sie fort. «

 

– Kehren wir um . . . oder auch nicht. Ich war in Paris; trag mich nach Petersburg.

– Jetzt?

– Sogleich . . . Nur verhülle mir den Kopf mit Deinem Aermel, sonst wird mir’s übel.

Ellis erhob ihren Arm . . . aber bevor mich noch das Dunkel wieder umfing, spürte ich auf meinen Lippen die Berührung jenes weichen stumpfen Stachels . . .

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