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XIII

Die letzten Klänge meiner Stimme waren kaum verhallt, als ich vernahm . . .

Es ist schwer genau zu beschreiben was ich hörte. Anfangs klang es wie dumpfes, dem Ohr kaum vernehmbares, aber sich immer wiederholendes Drommetengesehmetter und Händeklatschen. Es war, als ob irgendwo, in grauer Ferne, in bodenloser Tiefe plötzlich eine zahllose Menschenmenge sich in Bewegung setzte – und aufsteigend, vordrängend, durcheinander woge, sich untereinander zurufe, kaum hörbar wie im Traume, nach tiefem, vieljahrhundertlangem Schlafe. Dann wirbelte und dunkelte die Luft über dem Abgrunde . . . Undeutlich tauchten vor mir in der Ferne Myriaden Schatten aus, Millionen Umrisse, da abgerundet wie Helme, dort spitz aufstarrend wie Spieße; die Strahlen des Mondes stoben wie schnellverglimmende bläuliche Funken auf diesen Spießen und Helmen umher – und diese ganze Heerschaar, diese wogende Masse bewegte sich näher und näher, immer wachsend und anschwellend . . . Eine unbeschreibliche Anstrengung trieb sie vorwärts, eine Anstrengung, als ob sie sich stark genug fühlten die ganze Welt aus den Fugen zu heben; aber keine Gestalt war deutlich zu erkennen . . . Und plötzlich erschien es mir, als geschehe ein Zittern und Beben weitum, als ob gewaltige Wogen zurückprallend sich theilten . . . Caesar, Caesar venit!« erschollen Stimmen, ähnlich dem Rauschen der Blätter, durch welche jählings der Sturm braust . . . ein dumpfer Schlag erdröhnte, und ein bleiches, strenges Haupt, mit einem Lorbeerkranze, die Augenlider gesenkt, das Haupt des Imperators erhob sich langsam aus dem Abgrunde . . .

Die Sprache hat keinen Ausdruck für den Schrecken, der mir bei diesem Anblick das Herz zusammenschnürte.

Mir war es als ob ich aus der Stelle sterben müßte, wenn dieser Kopf seine Augen ausschlüge, seine Lippen öffnete.

– Ellis! stöhnte ich – ich will, ich mag nicht länger weilen, ich mag dieses Rom, dieses rauhe, furchtbare Rom nicht . . . fort, fort von hier!

– Kleinmüthiger! flüsterte sie – und wir flogen weiter. Ich hörte noch hinter mir den eisern dröhnenden, diesmal lauten Ruf der Legionen . . . dann wurde Alles finster und still.

XIV

– Sieh Dich um – sagte Ellis – und beruhige Dich.

Ich gehorchte – und, ich erinnere mich: der erste Eindruck war so süß, daß ich nur seufzen konnte. Ein bläulich rauchfarbiges, silbernweiches Etwas – es war weder Licht noch Nebel – umhüllte mich von allen Seiten. Anfangs unterschied ich nichts; mich blendete dieser himmelblaue Glanz – aber nach und nach traten die Umrisse prächtiger Berge und Wälder hervor; ein See wogte unter mir mit in der Tiefe zitternden Sternen, mit dem schmeichelnden Rauschen der Brandung. Orangenduft drang mir entgegen wie eine Welle und mit ihm zugleich kamen an mein Ohr die reinen Töne einer jugendlich weiblichen Stimme. Dieser Duft, diese Töne zogen mich nur so zur Erde, und ich fing an herunterzuschweben, herunter einem prachtvollen marmornen Schlosse zu, welches gastlich einladend zwischen Cypressenhainen schimmerte. Die Töne stoßen aus seinen weitgeöffneten Fenstern; die Wogen des Sees, mit Blumenstaub übersäet, plätscherten an seine Mauern – und gerade gegenüber, ganz umkleidet vom dunklen Grün der Pomeranzen und Lorbeerbäume, ganz umflossen von glänzendem Duft, ganz übersäet mit Statuen, edelgeformten Säulen und Tempelhallen, erhob sich aus dem Schoße des Wassers eine hohe, runde Insel . . .

– Isola Bella! sagte Ellis . . . Lago Maggiore . . .

Ich erwiderte nur: Ah! und fuhr fort mich herabzulassen. Die weibliche Stimme ertönte immer lauter, immer heller im Schlosses unwiderstehlich zog es mich hin zu ihr; ich wollte in das Antlitz der Sängerin sehen, welche solche Nacht durch solche Töne beseelte. Wir hielten vor dem Fenster an. In der Mitte des Zimmers, welches im pompejanischen Geschmack eingerichtet war und überhaupt mehr einer antiken Halle als einem modernen Salon ähnlich sah, umringt von griechischen Bildsäulen, etruskischen Vasen, seltenen Gewächsen, Geweben, von oben beleuchtet durch die sanften Strahlen zweier Lampen in kristallenen Kugeln – saß am Flügel eine junge Frau. Den Kopf leicht zurückgebogen und die Augen halbgeschlossen, sang sie eine italienische Arie; sie sang und lächelte – Sie lächelte . . . und der Faun des Praxiteles, träge, jung wie sie, verzärtelt, wollüstig, schien ihr entgegenzulächeln aus seiner Ecke, hinter den Zweigen des Oleander her, durch den feinen Rauch, der aus dein bronzenen Räucherfaß, auf alterthümlichem Dreifuß ruhend, sich erhob. Die junge Schöne war allein. Bezaubert von den Tönen, der Schönheit, dem Glanze und Wohlgeruche der Nacht, bis in’s innerste Herz bewegt von dem Schauspiel dieses jungen, friedlichen, lichten Glücks, vergaß ich gänzlich meine Gefährtin, vergaß in welcher wundersamen Weise ich Zeuge dieses mir so fernen, so fremdartigen Lebens geworden – und ich wollte mich schon der Sängerin nähern, sie anreden . . .

Plötzlich erdröhnte mein ganzer Körper von einem heftigen Stoße. Ich sah mich um . . . Ellis’ Gesicht war – bei all seiner Durchsichtigkeit – finster und drohend; in ihren jäh aufgeschlagenen Augen brannte unheimliche Bosheit . . .

– Fort! flüsterte sie ingrimmig, und wieder spürt’ ich Wirbelwind, Finsterniß und Schwindel . . . Nur klang mir diesmal nicht der Ruf der Legionen, sondern die Stimme der Sängerin, auf einer hohen Note aushaltend, in den Ohren nach . . .

Wir hielten an. Dieselbe Note klang immer noch fort, ich konnte ganz deutlich wahrnehmen, daß es dieselbe war, obgleich ich eine ganz andere Luft, einen ganz anderen Geruch um mich spürte . . . Mich umwehete eine stärkende Frische, wie von einem großen Strome kommend – und es roch nach Heu, Rauch, Hanf. Einer langgedehnten Note folgte eine zweite, dann eine dritte, aber mit so unzweifelhafter Schattirung, mit so bekannten, heimathlichen Läufen, daß ich mir gleich sagte: »Das ist ein Russe, der ein russisches Lied singt« – und in demselben Augenblick wurde Alles um mich hell.

XV

Wir befanden uns an einem flachen Ufer. Zur Linken dehnten sich in endloser Weite abgemähte Wiesen aus, mit hochaufgeschichteten Heuhaufen; zur Rechten zog sich in ebenso endloser Weite der glatte Spiegel des wasserreichen Stromes hin. Unfern des Ufers wiegten sich große, dunkle, vor Anker liegende Barken leise hin und her, ihre schlank zugespitzten Masten wie Zeigefinger bewegend. Aus einer dieser Barken drangen zu mir die Töne einer klangvollen Stimme herüber und es flackerte darin ein kleines Feuer, dessen langer, rother Wiederschein sich zitternd im Wasser spiegelte. Hin und wieder, sowohl auf dem Wasser wie auf dem Felde, aber nicht deutlich zu unterscheiden, ob nah oder fern, schimmerten andere kleine Feuer, bald scheinbar verschwindend, bald wieder große Strahlen schießend; die zahllosen Grashüpfer mit ihrem unaufhörlichen Geschwirre machten einen Lärm, der dem Gequäcke der Frösche in den pontinischen Sümpfen nichts nachgab – und unter dem wolkenlosen, aber tiefhängenden, dunkeln Himmelsgewölbe schrieen hin und wieder Vögel, die sich den Blicken entzogen.

– Wir sind in Rußland? fragte ich Ellis.

– Dies ist die Wolga, antwortete sie.

Wir schwebten das Ufer entlang. – Warum hast Du mich hinweggetragen von dort, ans jenem herrlichen Lande? fragte ich. – Mißgönntest Du mir mein Glück, oder ist nicht die Eifersucht in Dir erwacht.«

Die Lippen Ellis’ erzitterten leise und in ihren Augen funkelte wieder der Zorn, aber bald nahm ihr Gesicht auf’s Neue den Ausdruck völliger Starrheit an.

– Mich verlangt nach Hause, sagte ich.

– Wart, wart, erwiderte Ellis. – Die heutige Nacht – ist eine große Nacht. Sie kehrt sobald nicht wieder. Du kannst Zeuge sein . . . warte noch! – Und wir flogen plötzlich über die Wolga, in schräger Richtung dicht über die Wasserfläche hin, niedrig und stoßweise, wie die Schwalben vor dem Gewitter. Breite Wellen leuchten schwer unter uns, der schneidende Stromwind schlug uns mit seinem kalten, kräftigen Flügel . . . Das hohe rechte Ufer begann sich im Halbdunkel vor uns zu erheben. Es zeigten sich uns steile Berge mit mächtigen Spalten und Rissen. Wir näherten uns ihnen.

– Ruf: Sarin Nakischko! flüsterte Ellis mir zu.

Ich erinnerte mich des Grausens, das über mich kam beim Erscheinen der römischen Legionen, ich fühlte eine Müdigkeit und eine seltsame Wehmuth, das Herz schmolz mir gleichsam in der Brust – ich wollte die verhängnißvollen Worte nicht aussprechen, ich wußte vorher, daß auf meinen Ruf (wie in der Wolfsschlucht des »Freischütz«) etwas Ungeheuerliches erscheinen werde – allein meine Lippen öffneten sich gegen meinen Willen und, ebenfalls gegen meinen Willen, rief ich mit schwacher, angestrengter Stimme: Sarin Nakischko!1

1Sarin Nakischko war das Geschrei der alten Wolgaräuber, wenn sie ein Schiff angriffen.
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