KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN

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Drittes Kapitel: Umbopa tritt in unsere Dienste

Je nach Schiff und Wetterlage dauert die Fahrt vom Kap nach Durban etwa vier bis fünf Tage. Zuweilen, wenn das Anlegen in East London schwierig ist - der wunderbare Hafen, von dem so viel gesprochen und in den so viel Geld gesteckt wird, ist noch nicht fertig -, liegt ein Schiff für vierundzwanzig Stunden fest, bis die Lastboote endlich auslaufen und die Güter übernehmen können. Diesmal jedoch mussten wir nicht warten, denn an der Sandbank herrschte keine nennenswerte Brandung. Die Schlepper kamen sofort heraus, hinter ihnen ein Schwanz hässlicher flacher Boote, in die die Fracht mit viel Lärm verladen wurde. Es spielte gar keine Rolle, um was für eine Ware es sich dabei handelte. Alles flog über Bord, gleich ob Porzellan oder Wolle. Alles erfuhr die gleiche Behandlung. Ich sah, wie eine Kiste mit vier Dutzend Champagnerflaschen in tausend Stücke zerschellte und der Champagner über den schmutzigen Schiffsboden sprudelte und schäumte. Es war eine verdammte Verschwendung, und das dachten allem Anschein nach die Kaffern in dem Boot auch, als sie ein paar heile Flaschen fanden. Sie schlugen ihnen die Hälse ab und tranken. Nur hatten sie nicht mit der Kohlensäure gerechnet, die sich ausdehnt, und nun fühlten sie sich aufschwellen, wälzten sich auf dem Schiffsboden herum und schrien laut, der gute Likör wäre tagati - verhext. Ich rief ihnen vom Schiff aus zu und erzählte ihnen, dass es die stärkste Medizin des weißen Mannes sei und sie so gut wie tote Männer wären. In panischer Angst kehrten sie an Land zurück, und ich glaube nicht, dass sie je wieder Champagner anrühren werden.

Nun, die ganze Zeit über, da wir auf Natal zu dampften, dachte ich über Sir Henrys Angebot nach. Wir sprachen zwei oder drei Tage kein Wort mehr über dieses Thema, obwohl ich zahlreiche Jagdgeschichten zum besten gab, jede einzelne wahr. Denn es ist völlig unnötig, Jägerlatein aufzutischen, da einem Mann, dessen Beruf die Jagd ist, soviel kuriose Dinge tatsächlich Unterkommen. Doch dies nur nebenbei.

Schließlich, eines schönen Abends im Januar, dem heißesten Monat hier, dampften wir die Küste von Natal entlang. Wir hofften, Durban Point bei Sonnenuntergang zu erreichen. Ab East London übrigens eine reizende Küste, die ganze Strecke. Rote Sandhügel wechseln mit belebenden weiten Grünflächen, da und dort übersät mit Kaffernkraals, eingesäumt vom weißen Band der Brandung, die in Schaumpfeilen aufspritzt, wo sie gegen die Felsen prallt.

Kurz vor Durban ist ringsum eine besonders fruchtbare Landschaft. Tiefe Kluften, während Jahrhunderten durch die tropischen Regengüsse ausgewaschen, zerschneiden die Hügel, durch die in der Regenzeit Flüsse herunterschäumen. Das satte Grün des Busches, der wächst, wie Gott ihn pflanzte, daneben das zarte Grün der Maisgärten und Zuckerplantagen, während da und dort ein weißes Haus, auf die ruhige See hinauslächelnd, das Bild vollendet und der Landschaft den Charakter der Schlichtheit verleiht. Für meinen Geschmack kann eine Landschaft so schön sein wie sie will, um sie zu vollenden, bedarf es der Anwesenheit von Menschen. Doch vielleicht kommt das daher, weil ich so lange in der Wildnis lebte und daher den Wert der Zivilisation besonders hoch schätze, obgleich sie andererseits das Wild vergrämt. Der Garten Eden war schön, ehe es den Menschen gab - ohne Zweifel -, aber so bei mir denke ich immer, er muss noch schöner gewesen sein, als Eva darin lustwandelte.

Zum Thema zurück! Wir hatten uns ein wenig verkalkuliert, und die Sonne war schon untergegangen, ehe wir vor Point Anker warfen und die Geschütze donnerten, die den guten Leuten von Durban verkündeten, dass das englische Postschiff angekommen war. Es war zu spät, daran zu denken, noch in der Nacht über die Sandbank wegzukommen. So gingen wir gemütlich zum Dinner hinunter, nachdem wir zugesehen hatten, wie die Post im Rettungsboot weggebracht wurde.

Als wir wieder an Deck kamen, war der Mond aufgegangen und strahlte so hell über Meer und Küste, dass die langfingrigen, schnellen Blitze des Leuchtturms fast in seinem Glanz verblassten. Von der Küste her schwebten süße, würzige Düfte, die mich immer an Hymnen und Missionare erinnern. In den Fenstern der Häuser an der Berea funkelten hundert Lichter. Von einer großen Brigg, die neben uns ankerte, scholl der Gesang der Matrosen herüber, die den Anker lichteten, um beim Aufkommen des Windes bereit zu sein. Alles in allem war es eine vollkommene Nacht, so eine Nacht, wie man sie eben nur in Südafrika erlebt. Sie hüllt jeden in ein Gewand von Frieden, wie der Mond über alles ein silbernes Gewand wirft. Selbst die großen Bulldoggen, die einem sporttreibenden Passagier gehörten, schienen sich den sanften Einflüssen hinzugeben und darauf zu verzichten, in Zukunft mit dem Pavian auf dem Vorderdeck zu raufen; sie schnarchten glücklich an der Kabinentür, zweifellos träumten sie davon, dass sie ihm den Garaus gemacht hätten.

Wir drei - und zwar Sir Henry Curtis, Captain Good und ich - ließen uns beim Steuerrad nieder und sprachen für eine Weile kein Wort.

»Nun, Mr. Quatermain«, sagte Sir Henry plötzlich, »haben Sie über meine Vorschläge nachgedacht?«

»Na«, echote Captain Good, »was halten Sie davon, Mr. Quatermain? Ich hoffe, Sie werden uns das Vergnügen Ihrer Gesellschaft schenken, bis Salomons Minen oder bis dorthin, wo wir eben den Gentleman, Ihnen als Mr. Neville bekannt, aufstöbern.«

Ich stand auf und klopfte meine Pfeife aus, bevor ich antwortete. Ich hatte noch keinen Entschluss gefasst und brauchte diesen Augenblick, um mich zu entscheiden. Bevor der glühende Tabak noch den Meeresspiegel erreicht hatte, hatte ich mich entschieden; gerade diese kurze Extra-Sekunde war der Kniff, oft das Mittel, wenn man sich lange Zeit mit einer Sache herumgequält hat.

»Ja, Gentlemen«, sagte ich und setzte mich wieder. »Ich gehe mit, und wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen sagen, warum und unter welchen Bedingungen. Zuerst die Forderungen, die ich stelle:

1. Sie tragen alle Unkosten. Elfenbein und andere Wertgegenstände, die wir vielleicht erbeuten, werden zwischen Captain Good und mir geteilt.

2. Sie zahlen mir für meine Dienste während der Exkursion 500 Pfund, bevor wir aufbrechen. Ich verpflichte mich dafür, Ihnen gewissenhaft zu dienen, bis Sie es entweder vorziehen, das Unternehmen aufzugeben, beziehungsweise bis wir Erfolg haben oder aber uns ein Missgeschick zustößt.

3. Vor der Abreise fertigen Sie ein rechtsgültiges Dokument aus, mit welchem Sie sich verpflichten, im Falle meines Todes oder meiner Invalidität meinem Jungen Harry, der im Guy's Hospital in London drüben Medizin studiert, während der nächsten fünf Jahre jährlich 200 Pfund zu zahlen. Nach dieser Zeit sollte er eigentlich seinen Lebensunterhalt selbst verdienen können, wenn er das Salz wert ist. So, das war's, denke ich, und ich meine, Sie werden sagen, das reicht auch.«

»Keineswegs«, antwortete Sir Henry, »ich akzeptiere Ihre Bedingungen mit Freuden. Ich bin versessen auf dieses Unternehmen und würde für Ihre Hilfe noch mehr zahlen, besonders, wenn ich die reichen und exklusiven Kenntnisse, die Sie besitzen, in Betracht ziehe.«

»Schade, dass ich's nicht verlangt habe, aber ich will mein Wort nicht zurücknehmen. Und jetzt, da ich meine Bedingungen gestellt habe, will ich Ihnen meine Gründe nennen, die mich den Entschluß fassen ließen, doch mitzugehen. Zuerst vor allem, Gentlemen, ich habe Sie beide während der letzten paar Tage beobachtet, und - bitte, halten Sie mich nicht für unverschämt - ich möchte Ihnen sagen, dass ich Sie gut leiden kann und glaube, dass wir zusammen unter einem Joch gut miteinander auskommen werden. Das ist schon etwas, lassen Sie es mich sagen, wenn man eine so lange Reise wie wir vor sich hat.

Und nun, was die Expedition selbst betrifft, sage ich Ihnen, Sir Henry und Captain Good, unverhohlen und ausdrücklich, dass ich es für recht unwahrscheinlich halte, dass wir dabei mit dem Leben davonkommen, das heißt, falls wir versuchen, das Sulimangebirge zu überqueren. Welches Schicksal ereilte den alten Dom da Silvestra vor dreihundert Jahren? Welches Geschick wurde seinem Nachkommen vor zwanzig Jahren zuteil? Was wird das Schicksal Ihres Bruders gewesen sein? Ich sage Ihnen freiweg, Gentlemen, ich glaube, unser Schicksal wird das ihre sein.«

Ich machte eine Pause, um die Wirkung meiner Worte zu beobachten. Captain Good machte ein Gesicht, als ob ihm wohl in seiner Haut wäre. Sir Henry aber verzog keine Miene.

»Wir müssen es darauf ankommen lassen«, sagte er.

»Sie wundern sich vielleicht«, fuhr ich fort, »warum ich - ein Angsthase, wie ich Ihnen erzählte - dennoch eine solche Tour unternehmen will. Es gibt dafür zwei Gründe. Erstens bin ich ein Fatalist und glaube, dass meine Stunde ohne mein Zutun und meinen Willen vorbestimmt ist; wenn ich nach Sulimans Berg gehen soll, um dort getötet zu werden, gehe ich dorthin und komme ums Leben. Zweifellos weiß Gott der Allmächtige Seine Absicht mit mir, und ich brauche mir darüber keinen Kummer zu machen. Zweitens bin ich ein armer Mann. Nahezu vierzig Jahre habe ich gejagt und Handel getrieben, aber nie mehr verdient als meinen Lebensunterhalt. Nun, Gentlemen, ich weiß nicht, ob Ihnen bekannt ist, dass ein Elefantenjäger, hat er erst einmal diesen Beruf ergriffen, höchstens noch vier bis fünf Jahre lebt. Sie sehen also, ich habe meine Berufskollegen ungefähr über sieben Generationen überlebt und meine, dass meine Stunde auf jeden Fall in nicht allzu ferner Zeit schlagen wird. Wenn mir nun im Alltag meines Berufs jetzt etwas zustößt, so sind zwar inzwischen meine Schulden bezahlt, aber es ist nichts übrig, meinen Sohn Harry zu unterstützen, solange er noch in der Berufsausbildung steht. So aber ist fünf Jahre lang für ihn gesorgt. Das ist kurz und bündig die ganze Sache.«

 

»Mr. Quatermain«, sagte Sir Henry, der sehr aufmerksam zugehört hatte, »Ihre Motive, ein Unternehmen zu wagen, das Ihrer Meinung nach nur schlecht ausgehen kann, gereichen Ihnen sehr zur Ehre. Ob Sie recht haben oder nicht, können natürlich nur Zeit und Ausgang zeigen. Eines aber kann ich Ihnen gleich sagen, ob Sie nun recht haben oder nicht, ich selbst werde bis zum bittersten Ende durchhalten. Wenn es unser Schicksal ist, eins über den Schädel zu bekommen, hoffe ich nur, wir können vorher ein wenig jagen. Das ist alles, was ich zu sagen habe, was, Good?«

»Ja, ja«, fiel Good ein. »Wir sind alle drei gewöhnt, der Gefahr ins Auge zu schauen, und hielten unser Leben schon verschiedentlich in unseren Händen. Also warum jetzt einen Rückzieher machen? Und so schlage ich vor, wir gehen in den Salon hinunter und peilen mal das Glück, Sie verstehen.«

Und das taten wir - bis auf des Bechers Grund. Am nächsten Tag gingen wir an Land, und ich führte Sir Henry und Captain Good hinauf zu der kleinen grauen Hütte, die ich mir an der Berea gebaut habe und mein Zuhause nenne. Sie hat nur drei Räume und eine Küche, aus frischen Ziegeln gebaut mit einem galvanisierten Eisendach. Aber ich habe einen schönen Garten mit den besten Loquot-Bäumen, die ich kenne, und mit einigen hübschen jungen Mango-Bäumen, von denen ich mir noch sehr viel verspreche.

Der Verwalter der botanischen Gärten schenkte sie mir. Einer meiner alten Jäger namens Jack, dessen Oberschenkel von einer Büffelkuh in der Sikukunisgegend so übel zugerichtet worden war, dass er nie wieder auf die Jagd gehen wird, kümmert sich um den Garten. Aber hier kann er umherbummeln und gärtnern, er ist ein Griqua von Geburt. Einen Zulu wird man niemals überreden, sich für die Gärtnerei zu interessieren; dies ist eine friedliche Kunst, und friedliche Künste liegen den Zulus nicht.

Sir Henry und Good schliefen in einem Zelt, das ich in einem kleinen Orangenhain am Rande des Gartens aufgeschlagen hatte, denn im Haus war kein Platz für sie. Wegen des Geruchs der Blüten und wegen des Anblicks der grünen und der goldenen Früchte - in Durban kann man alle drei an einem Baum zusammen sehen - wage ich zu behaupten, es ist ein recht angenehmer Ort, zumal wir hier an der Berea wenig Moskitos haben, ausgenommen es regnet ungewöhnlich stark.

Nun, um in der Erzählung fortzufahren - tue ich es nicht, Harry, wird dich die Geschichte ermüden, noch bevor wir Sulimans Gebirge erreicht haben -, also nachdem ich mich nun einmal entschlossen hatte zu gehen, machte ich mich daran, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Als erstes erhielt ich von Sir Henry das Dokument ausgehändigt, das dich, mein Junge, im Falle eines Unfalls versorgt. Es gab da einige Schwierigkeiten wegen der gesetzlichen Ausfertigung, weil Sir Henry hier unbekannt war und der zu überschreibende Betrag über dem Wasser drüben ist; doch mit Hilfe eines Rechtsanwalts, der für seine Bemühungen zwanzig Pfund forderte - ein Betrag, den ich unverschämt finde -, klappte es schließlich doch. Dann erhielt ich meinen Scheck über fünfhundert Pfund.

Nachdem meinem Sinn für Vorsicht dieser Tribut gezollt war, kaufte ich im Namen Sir Henrys einen Wagen und ein Gespann Ochsen; sie waren Schönheiten. Es war ein zweiundzwanzig Fuß langer Wagen mit eisernen Achsen, sehr stabil, sehr leicht und durchwegs aus Stink-Holz gebaut; er war nicht ganz neu, er hatte bereits eine Fahrt zu den Diamantenfeldern und wieder zurück hinter sich. Meiner Meinung nach aber das Beste für unsere Zwecke, denn das Holz war gut getrocknet. Gibt irgendetwas an einem Wagen nach oder wurde grünes Holz zum Bau verwendet, so stellt sich dies schon bei der ersten Reise heraus. Dieses außergewöhnliche Fahrzeug war ein sogenannter halbgedeckter Wagen, das heißt, nur die zwölf hinteren Fuß waren überdacht, während der Vorderteil für die mitgeführten Bedarfsartikel frei gelassen war. Im hinteren Teil waren ein Fell-cartle, ein Bett, auf dem zwei Personen schlafen konnten, dazu Gewehrständer und manche andere kleine Bequemlichkeiten. Ich zahlte hundertfünfundzwanzig Pfund dafür, und das war, glaube ich, preiswert.

Des Weiteren kaufte ich ein schönes Gespann Zulu-Ochsen, auf die ich schon vor ein oder zwei Jahren ein Auge geworfen hatte. Sechzehn Ochsen sind die übliche Zahl für ein Gespann, aber ich nahm für den Fall von Verlusten vier dazu. Die Zulu-Ochsen sind klein, nicht halb so groß wie die afrikanischen, die man gewöhnlich für Transportzwecke verwendet, und sie haben einen leichten Gang. Auch überleben sie, wo die Afrikaner umkommen würden, schaffen bei mittelmäßiger Ladung fünf Meilen pro Tag mehr, sind lebhafter und nicht so anfällig, sich die Füße wund zu laufen. Was aber mehr wert ist, dieser Haufen war durchwegs »seuchenfest», das heißt die Tiere hatten schon überall in Südafrika gearbeitet und waren gegen Rotwasser verhältnismäßig immun geworden, das oft ganze Ochsengespanne vernichtet, wenn sie auf fremdes veldt, in andere Grasgegend kommen. Gegen die Lungensucht, eine gefährliche Abart der Lungenentzündung, die in dieser Gegend weit verbreitet ist, waren sie alle geimpft worden. Man schneidet in den Schwanz des Ochsen einen Schlitz und pflanzt ein Stück der kranken Lunge eines Tieres ein, das an dieser Krankheit eingegangen ist. Der Ochse erkrankt nun, aber in milder Form, der Schwanz fällt in der Regel ungefähr ein Fuß von der Wurzel entfernt ab, und das Tier ist gegenüber künftigen Ansteckungen gefeit. Es mag grausam scheinen, die Tiere ihres Schwanzes zu berauben, besonders in einer Gegend, in der es so viele Fliegen gibt, aber es ist besser, den Schwanz zu opfern und den Ochsen zu behalten, als beides zu verlieren, den Schwanz und den Ochsen. Denn ein Schwanz ohne Ochse ist nicht viel nütze, es sei denn, damit abzustauben. Freilich sieht es sonderbar aus, wenn man hinter zwanzig Stummeln einher treckt, wo doch eigentlich Schwänze sein sollten. Es sieht aus, als habe sich die Natur einen Scherz erlaubt und die hintere Zierde einer Meute preisgekrönter Bulldoggen an die Ochsensteiße geheftet.

Als nächstes tauchte die Frage der Lebensmittel und Medikamente auf, die der sorgfältigsten Überlegung bedurfte. Es musste unbedingt vermieden werden, den Wagen zu überladen, andererseits musste alles unbedingt Notwendige mitgenommen werden. Zum Glück stellte sich heraus, dass Good ein halber Doktor war. Irgendwann während seiner früheren Tätigkeit hatte er Gelegenheit gehabt, einen Kurs mit ärztlicher und chirurgischer Unterweisung zu absolvieren, wovon er mehr oder weniger behalten hatte. Selbstverständlich war er kein approbierter Arzt, doch verstand er mehr als mancher, der vor seinen Namen das Dr. med. schreiben darf, wie wir später entdeckten. Außerdem besaß er eine hervorragende Reiseapotheke und ein Besteck chirurgischer Instrumente. Während unseres Aufenthaltes in Durban amputierte er einem Kaffer die große Zehe so geschickt, dass es ein Vergnügen war, ihm zuzusehen. Völlig verblüfft aber war er, als der Kaffer, der gleichmütig die Operation verfolgt hatte, ihn bat, ihm eine andere dranzumachen; ein Weißer würde dies mit einem Druck tun, meinte er.

Zwei weitere wichtige Probleme blieben zu überlegen, nachdem die vorstehenden Fragen zur Zufriedenheit gelöst waren: die Waffen und Diener. Ich kann nichts Besseres tun, als eine Liste von den Waffen aufzuführen, die wir schließlich aus dem großen Vorrat, den Sir Henry aus England mitgebracht hatte, und jenem, den ich besaß, ausgewählt hatten. Ich schreibe sie aus meinem Notizbuch ab, in das ich damals den Eintrag machte.

Drei schwere Hinterlader, Doppelachter-Elefantenbüchsen, von denen jede fünfzehn Pfund wog und eine Ladung von elf Drachmen Schwarzpulver fasste (Anmerkung des Übersetzers: acht Drachmen sind eine Unze, zwölf Unzen sind ein englisches Pfund). Zwei davon stammten von einer wohlbekannten Londoner Firma und waren vortreffliche Fabrikate. Woher meine Büchse stammt, die bei weitem nicht so vollkommen ist, weiß ich nicht. Sie hat mich auf verschiedenen Jagdexpeditionen begleitet, und ich habe eine hübsche Zahl Elefanten damit erlegt. Sie hat sich stets als eine ganz vorzügliche Waffe bewährt, auf die man sich voll und ganz verlassen konnte.

Drei Doppel-500 Express, konstruiert, um mit einer Ladung von sechs Drachmen zu schießen, leichte Waffen, wunderbar für mittelgroßes Wild wie Elen- oder Schwarzantilopen, aber auch im Kampf, besonders in offenem Gelände, mit Halbhohlkugeln.

Eine Doppel-Lauf Nr. 12, Zentral-Feuer-Keepers Kugelgewehr, beide Läufe mit voller Würgebohrung. Diese Flinte leistete uns später bei der Versorgung unseres Kochtopfes mit Vögeln die besten Dienste.

Drei Winchester-Repetiergewehre (keine Karabiner) als Reserve.

Drei Einzelschuss-Colts-Revolver für schwere bzw. amerikanische Patronen.

Das war unsere ganze Bewaffnung, und zweifellos wird der Leser merken, dass die Waffen jeder Klasse vom gleichen Modell und Kaliber waren, so dass die Patronen austauschbar waren, ein sehr wichtiger Punkt. Ich will mich wegen dieser Detaillierung nicht lange verteidigen, denn jeder erfahrene Jäger weiß, wie lebenswichtig eine zweckentsprechende Ausrüstung mit Gewehren und Munition für den Erfolg einer Expedition ist.

Nun zu den Männern, die uns begleiten sollten. Nach vielen Beratungen beschlossen wir, die Zahl auf fünf zu begrenzen, nämlich ein Kutscher, ein Führer und drei Diener.

Den Kutscher und den Führer, zwei Zulus, fand ich ohne große Schwierigkeit; der eine hieß Goza, der andere Tom. Bewährte Diener zu bekommen, war weit schwieriger. Es mussten unbedingt zuverlässige und tapfere Männer sein, da bei einem derartigen Unternehmen unser Leben von ihrem Betragen abhängen konnte.

Schließlich engagierte ich zwei, einen Hottentotten namens Ventvögel, Windvogel, und der andere ein kleiner Zulu mit Namen Khiva, der den Vorzug hatte, perfekt Englisch zu sprechen. Ventvögel kannte ich von früher her, er war einer der vorzüglichsten spoorers, das heißt Fährtensucher, mit denen ich je zu tun hatte, und er war zäh wie Leder. Er schien nie müde zu werden. Aber er hatte die seiner Rasse eigene Schwäche, das Trinken. Setzte man ihn in Reichweite einer Ginflasche, konnte man ihm nicht trauen. Aber sobald man das Revier der Schnapsbutiken hinter sich hat, spielt diese kleine Schwäche keine große Rolle mehr.

Nachdem ich diese zwei fest hatte, schaute ich mich vergebens nach dem dritten um, der meinem Zweck entsprach. So kamen wir überein, ohne den einen aufzubrechen, auf das Glück vertrauend, dass uns ein passender Mann über den Weg lief. Am Vorabend des Tages, den wir für unseren Aufbruch festgesetzt hatten, meldete mir aber der Zulu Khiva, dass draußen ein Mann warte, um mich zu sprechen. Nach dem Abendessen, denn wir saßen gerade bei Tisch, befahl ich Khiva, ihn hereinzubringen. Gleich darauf trat ein sehr großer, stattlich aussehender Mann ein, so um die Dreißig und für einen Zulu von sehr heller Hautfarbe. Er hob seinen Knotenstock zum Gruß, hockte sich auf den blanken Boden und saß stumm da. Ich nahm eine Weile keine Notiz von ihm, denn es wäre ein grober Fehler gewesen, es zu tun. Lässt man sich nämlich gleich in eine Unterhaltung ein, glaubt ein Zulu leicht, man sei eine Person geringen Ansehens oder Einflusses. Ich merkte jedoch, dass er ein Keshla, ein beringter Mann, war, das heißt er trug auf seinem Kopf den schwarzen Ring aus einer Art Gummi, mit Fett poliert und in das Haar hineingeflochten. Gewöhnlich tragen diese Ringe Zulus, die ein gewisses Alter oder eine Würde haben. Vor allem kam mir aber sein Gesicht bekannt vor.

»Na«, sagte ich schließlich, »wie heißt du?«

»Umbopa«, antwortete der Mann mit langsamer, tiefer Stimme.

»Ich habe dein Gesicht schon früher gesehen.«

»Ja, der Inkosi, das Oberhaupt, mein Vater, sah mich am Tag der Schlacht am Ort der Kleinen Hand - das heißt in Isandhlwana.«

Da erinnerte ich mich. Ich war in dem unglücklich verlaufenen Zulukrieg einer der Führer von Lord Chelmford gewesen und nahm an der Schlacht teil, bei welcher ich das große Glück hatte, zu überleben. Ich will hier nicht weiter darüber sprechen, denn der Vorfall ist peinlich für mich. Nun ja, am Tag bevor es passierte, kam ich mit diesem Mann in ein Gespräch, der irgendein kleines Kommando bei den eingeborenen Hilfstruppen innehatte. Er äußerte mir gegenüber Zweifel an der Sicherheit des Lagers. Damals mahnte ich ihn, seine Zunge zu hüten und solche Dinge klügeren Köpfen zu überlassen. Doch später dachte ich an seine Worte.

»Ich erinnere mich«, sagte ich, »was willst du?«

»Es handelt sich darum, Macumazahn«, das ist mein Name bei den Kaffern und bedeutet: der Mann, der mitten in der Nacht aufsteht, oder auf gut Deutsch: er, der seine Augen offen hält. »Ich hörte, dass du mit weißen Herren, die über das Wasser herkamen, auf eine große Expedition weit nach Norden gehst. Stimmt das?«

 

»So ist's.«

»Ich höre, dass ihr sogar bis zum Lukangafluss wollt, eine Reise von einem Monat über die Gegend von Manick hinaus. Stimmt das auch, Macumazahn?«

»Warum fragst du, wohin wir gehen? Was geht das dich an?«, antwortete ich, misstrauisch geworden, denn unsere Reiseziele hatten wir völlig geheimgehalten.

»Es geht darum, o weiße Männer, dass ich mit Euch ziehen würde, wenn Ihr tatsächlich so weit reist.« Es fiel mir auf, dass die Sprechweise des Mannes ein gewisses würdevolles Benehmen ausstrahlte; er sagte oh, weiße Männer statt des gebräuchlichen Oh, Inkosis oder Chef.

»Du vergisst dich ein wenig«, wies ich ihn zurecht. »Deine Worte fließen unbedacht von deiner Zunge. Das ist keine Art zu sprechen. Wie heißt du und wo steht dein Kraal? Sag es uns, damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.«

»Ich heiße Umbopa. Ich gehöre zum Volke der Zulu, doch bin ich nicht von ihrem Stamm. Das Haus meines Geschlechts steht weit im Norden; es wurde zurückgelassen, als die Zulus hier herunter kamen, vor tausend Jahren, lange bevor Chaka im Zululand regierte. Ich habe keinen Kraal. Ich bin viele Jahre umhergeschweift. Ich kam vom Norden als Kind ins Zululand. Ich war Cetewayos Mann im Nkomabakosi-Regiment, diente unter dem großen Anführer Umslopogaasi von der Axt, der mich kämpfen lehrte. Später verließ ich das Zululand und kam nach Natal, weil ich des weißen Mannes Lebensweise kennenlernen wollte. Dann focht ich im Krieg gegen Cetewayo. Seit dieser Zeit habe ich in Natal gearbeitet. Nun bin ich es müde und möchte wieder nach dem Norden. Hier ist nicht meine Heimat. Ich will kein Geld, aber ich bin tapfer und meinen Schlafplatz und das Essen wert. Ich habe gesprochen.« Dieser Mensch und seine Art zu sprechen machten mich ziemlich ratlos.

Auf Grund seines Benehmens war mir klar, dass er im Großen und Ganzen die Wahrheit sagte, doch irgendwie unterschied er sich von der herkömmlichen Art der Zulus, und ich misstraute lieber seinem Angebot, ohne Bezahlung mitzukommen. Da ich nicht recht ein und aus wusste, übersetzte ich Sir Henry und Good seine Worte und bat sie um ihre Meinung.

Sir Henry ersuchte mich, ihn aufzufordern, aufzustehen. Umbopa erhob sich und streifte dabei seinen langen Militärmantel ab, den er trug; darunter war er nackt, nur die Moocha um seine Lenden und eine Kette aus Löwenklauen um den Hals. Bestimmt ein prächtig aussehender Mann. Einen hübscheren Eingeborenen hatte ich noch nie gesehen. Ober sechs Fuß und drei Zoll groß, war er entsprechend breit gebaut und ungemein wohlgestaltet. Bei dieser Beleuchtung sah seine Haut kaum mehr dunkel aus, ausgenommen da und dort, wo tiefe, schwarze Narben alte Assegai-(Speer-)Wunden markierten. Sir Henry ging auf ihn zu und schaute in das stolze, hübsche Gesicht.

»Die geben ein gutes Paar, nicht wahr?«, sagte Good; »einer so groß wie der andere.«

»Du gefällst mir, Mr. Umbopa, und ich werde dich als meinen Diener engagieren«, sagte Sir Henry auf Englisch.

Umbopa verstand ihn offensichtlich, denn er antwortete auf Zulu: »Es ist gut«, und dann fügte er mit einem Blick über des Weißen mächtige Figur und Brust hinzu:

»Wir sind Männer, du und ich.«

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