Matilda und der Prinz

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Matilda und der Prinz
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Henning Marx

Matilda und der Prinz

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Matilda träumt von einem Prinzen

Eine unerwartete Begegnung

Matilda leistet Erste Hilfe

Eine große Enttäuschung

Eine unverhoffte Aufmunterung

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Eine waghalsige Rettungsaktion

Matilda muss sich entscheiden

Ein Sturzflug in größter Not

Die Brautschau des Prinzen

Impressum neobooks

Matilda träumt von einem Prinzen

Die Welt war einfach fantastisch – im wahrsten Sinne des Wortes. Matilda saß am Rand einer Pfütze bis zum Bauch im Wasser. Immer wieder tauchte sie ihre Flügel in einer runden, gleichmäßigen Bewegung in ihr Meer ein und zog diese kräftig nach vorne, bevor sie sie wieder anhob, um von Neuem zu beginnen. Ihr bräunlich gefärbter, riesiger Ozean war warm, weil die Sonne seit dem großen Gewitter ununterbrochen kräftig schien. Lediglich zahlreiche Pfützen erinnerten noch daran, wie heftig es geregnet hatte. Aber in diesem Augenblick ruderte Matilda zu einer nahezu unbekannten Insel, auf der bestimmt ein Prinz auf sie wartete.

»Matilda«, rief plötzlich eine genervte Stimme hinter ihr, »was machst du denn da?« Die kleine Gans zuckte ertappt zusammen. Mit einem krebsroten Gesicht stand ihre Mutter unerwartet hinter ihr.

»Ich rudere«, antwortete sie strahlend, obwohl sie wusste, an der üblichen Predigt nicht vorbeizukommen.

Ihre Mutter rollte entnervt mit den Augen. »Menschen rudern, aber Gänse tun das einfach nicht. Und wie oft muss ich dich noch daran erinnern, dass du nicht ständig im Dreck sitzen sollst. Du hast schon wieder ein ganz schlammiges Gefieder, Küken. Ab in den See und komm ja nicht ungeputzt zum Füttern. Avanti, in einer Viertelstunde will ich dich im Nest sehen.«

Ihre Schwestern gackerten hinter vorgehaltenen Flügeln, als Matilda mit schlammtropfendem Hintern zum großen See abmarschierte. Sie hörte ihre Mutter noch missbilligen: »Was gibt es da zu lachen? Es ist eine Schande, so herumzulaufen. Wie sieht das nur aus? Gänse sind sehr reinliche und elegante Tiere. Wir kommen in der Hierarchie gleich nach den Schwänen und sollten uns darum bemühen, von diesen weiterhin anerkannt zu werden. Anerkennung und Respekt sind in dieser Welt sehr wichtig, falls ihr es zu etwas bringen wollt.«

Matildas Schwestern nickten artig.

Lauter fügte ihre Mutter hinzu, damit sie sich sicher sein konnte, von Matilda gehört zu werden: »Ich möchte bloß wissen, wie dieses Küken in mein Nest gekommen ist. Auf, Matilda, etwas schneller, wir werden nicht auf dich warten!«

So war es immer. Matilda ließ den Kopf hängen und wischte sich mit dem Flügel eine Träne von der Wange. Warum verstand nur keiner, wie glücklich sie war, wenn sie ihre Fantasie ausleben konnte. Außerdem hatte sie einfach Interesse an dem Verhalten anderer Spezies. Aber sie war ohnehin nicht wie ihre Geschwister. Sie hatte drei Brüder und drei Schwestern, die alle ein ganz weißes Gefieder entwickelten, so wie sich das für eine heranwachsende Gans eben gehörte. Nur sie hatte auf den Flügeln mehrere gelbe Federn und auch am Kopf eine gelbliche Färbung. Bereits durch ihr Aussehen fiel sie auf – und aus dem Rahmen. Zu verschiedenen Gelegenheiten hatte sie gehört, wie Freundinnen ihre Mutter bestürzt gefragt hatten, womit sie das verdient habe und ob es ihr gutginge mit diesem Balg. Ihre Mutter hatte wiederholt hilflos die Flügel gehoben. Wenigstens hatte sie jedes Mal geantwortet, dass alles gar nicht so schlimm wäre, wenn sie nicht andauernd im Dreck oder sonst wo säße. Die kleine Matilda war eben anders und manchmal machte sie das durchaus traurig. Aber sie blieb dabei: Rudern war eine feine Sache. Während sie sich zwischen dem Schilf am See wusch, erinnerte sie sich an einen Abend, an dem ein Menschenjunge ein nach menschlichen Maßstäben hübsches Mädchen über den See Fyresfjord gerudert hatte. Das Mädchen hatte gelacht und sich gefreut, was den Jungen sichtlich mit großem Stolz erfüllt hatte. Beide schienen sehr glücklich gewesen zu sein. Zum Abschied hatte das Mädchen den Jungen mit den Lippen berührt. Schlagartig hatte der seine Farbe im Gesicht gewechselt und noch lange dem Mädchen hinterhergeschaut. Erst viel später, nachdem das Mädchen schon lange aus seinem Blickfeld verschwunden war, hatte er sein Boot in das Bootshaus gezogen. Menschen schienen ebenfalls etwas für Romantik übrig zu haben, so wie sie. Matilda seufzte und watschelte eilig zum Nest.

Nach der Fütterung wollte sie sich unauffällig davonstehlen, um keine Fragen beantworten zu müssen. Doch ihre Mutter bemerkte es.

»Wo willst du hin, Matilda?«

»Äh, zum Teich, noch ein wenig schwimmen üben«, stotterte sie verlegen.

»Na, wenn das mal stimmt. Du hast scheinbar vergessen, dass du heute das Nest säubern musst. Danach kannst du gehen. Papa kommt erst am Abend mit euren Brüdern zurück. Ihr drei könnt machen, was ihr wollt, geht aber nicht zu weit vom Nest weg. Ich muss zu Vilma, die ein krankes Küken hat. Seid bitte artig.«

Alle nickten.

»Du auch, Matilda!«, fügte ihre Mutter mit Nachdruck hinzu.

Aber die war bereits bei der Arbeit, weil sie so schnell wie möglich auf eine Entdeckungsrunde gehen wollte.

»... sieht der nicht schrecklich süß aus«, vernahm sie die Stimme ihrer Schwester Emmi. Daraufhin hörte sie Lotta erzählen, dass das älteste Prinzküken wohl im nächsten Jahr auf Brautschau gehen würde. Matilda fragte sich, woher ihre Schwester das schon wieder wusste.

»Ein Prinz wäre doch eine tolle Partie, findest du nicht auch, Matilda?«, neckte Nelli sie.

Matilda sah kurz auf. Während sie nur nickte, dachte sie verträumt an die Insel, zu der sie hatte rudern wollen.

Emmi, Lotta und Nelli lachten sie prompt aus. Manchmal waren sie einfach gemein. »So, wie du aussiehst, mit gelber Haube und schlammtropfendem Hintern, wird das wohl nichts«, kam es unisono wie aus einem Schnabel.

Matilda watschelte aus dem Nest, obwohl sie noch längst nicht fertig war, weil ihr das Herz zu schwer wurde. Ihre Mutter würde später ärgerlich sein, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie wollte nur weg von diesen schnatternden, dummen Gänsen.

Eine unerwartete Begegnung

Schon bald hatte Matilda ihre Schwestern vergessen, als sie voller Freude durch die ersten bunten Blätter watschelte, die der nahende Herbst bereits von den Bäumen geweht hatte. Ohne es zu merken, kam sie wieder einmal an dem in der Nähe ihres Nestes liegenden Bauernhof vorbei. Fasziniert schaute sie den Schweinen zu, wie sie sich vergnügten. Sehnsüchtig seufzte sie, weil die Sau ihre Ferkel nicht im Geringsten daran hinderte, mit ihren Schnauzen in den größten Drecklöchern zu wühlen. Mit der Zeit traute sie sich aus ihrer Deckung und näherte sich zögerlich dem geschäftigen Treiben der Ferkel. Gerne hätte sie dort mitgemacht. Ein weiterer Seufzer kam aus ihrem tiefsten Inneren.

Plötzlich kam eines der Ferkel grunzend mit durch den Boden pflügender Schnauze auf sie zu, ohne sie zu bemerken. Sie konnte nicht mehr ausweichen, so dass sie mit der aufgewühlten Erde zur Seite geworfen wurde. Nur noch ihr Kopf schaute aus einem Haufen lehmiger Erde heraus.

»Aua«. Sie versuchte, einen Flügel frei zu bekommen, aber der Lehm war sehr schwer. »So ein Mist.«

Das Ferkel hob den Kopf und blickte sich neugierig um. Beide schauten sich erstaunt an.

»Ohrrg, ohrrg«, grunzte das Ferkel.

»So ein Mist«, quakte Matilda noch einmal. Während das Schwein weiterhin grunzte, begann sie etwas zu fühlen: »Das ist kein Mist, das ist lehmhaltige Erde.« Das Grunzen hörte auf. »Du kannst mich verstehen?«, quakte Matilda verwundert.

Als das Grunzen wieder begann, setzte erneut ein Gefühl in Matildas Bewusstsein ein: »Verstehen nicht direkt, aber ich kann mich auf die Schwingungen einstellen, die von deinem Quaken ausgehen. Glaube ich jedenfalls.«

Matilda war immer noch dabei, das »Gehörte« zu verarbeiten, als sie von einem neuerlichen Grunzen abgelenkt wurde.

»Du nimmst wahr, was ich dir mitteile, weil ich einen Seelenkontakt ermöglicht habe. Entschuldige übrigens, dass ich dich fast über den Haufen gerannt oder eher in den Haufen befördert habe.« Das Ferkel grunzte sichtlich vergnügt. »Ich heiße Otto und du?«

Matilda hatte es endlich geschafft, einen Flügel frei zu bekommen und kratzte sich mit der Flügelspitze verwirrt am Kopf. »Matilda«, quakte sie zur Antwort.

»Freut mich.« Vorsichtig half Otto der kleinen Matilda aus dem Lehmhaufen heraus. Er wollte sie sogar mit seiner Zunge sauberschlecken, was Matilda allerdings dankend ablehnte und lieber in eine der Pfützen sprang. Nach dem Bad war Matildas Neugier sofort wieder geweckt. »Darf ich dich etwas fragen?«

 

»Klar«, grunzte Otto, der sie erwartungsvoll anschaute.

Es war Matilda ein wenig peinlich und sie druckste herum.

»Nur Mut, ich esse keine Gänseküken, ich bin Vegetarier.«

Matilda musste zwar kurz gackern, konnte aber ihre Verlegenheit nicht aus ihrem Gefieder schütteln. »Meine Mutter hat immer behauptet, dass Schweine dumm seien. Deshalb würden sie immer im Dreck wühlen und nur einen niederen Rang innerhalb der Spezies einnehmen. Aber wie kann es dann sein, dass du in der Lage bist, Verstehen zwischen uns zu ermöglichen. Das können wir hochgeborenen Gänse meines Wissens nicht.« Matilda hatte sehr schnell gegackert. Jetzt war es heraus. Rasch fügte sie noch an, dass sie selbst nicht in dieser Weise dachte.

Otto grunzte, als ob sie ihm eine schwierige Frage gestellt hätte, bevor er vorschlug: »Komm, wir gehen zu meinem Großvater. Der kann das viel besser erklären. Ich hole noch meine Geschwister, die auch gerne zuhören, wenn Opa erzählt.

Kurz darauf versammelten sich elf Ferkel und ein Gänseküken bei einem im Schatten liegenden alten Eber, der aussah, als hätte er vor wenigen Minuten erst frisch gebadet. Er hatte Matilda mit gutmütigem Blick begrüßt und ohne Umschweife begonnen, eine lange Geschichte über das Leben und seine Geschicke zu erzählen. »So, Matilda, um deine Frage zu beantworten. Wir waren in einem vorherigen Leben spirituelle Lehrer, die ihrer Verantwortung leider nicht gerecht geworden und ihrem spirituellen Ego erlegen sind. Deshalb wurden wir als Schweine wiedergeboren, wie das in Zukunft auch anderen Menschen immer wieder passieren wird. Glücklicherweise haben nicht alle von uns vergessen, dass wir einmal Zugang zum unendlichen, kosmischen Wissen gehabt haben. Während ich schließlich lange genug meditativ im Dreck gewühlt habe, kam ein großer Teil dieses Wissens und der Fähigkeiten zurück – unter anderem das Geschenk, einen Seelenkontakt herzustellen. Seither ist es uns möglich, Mitglieder anderer Spezies nicht nur zu verstehen, sondern uns sogar mit ihnen auszutauschen, falls diese reinen Herzens sind.«

»Was ist ein Seelenkontakt?«, war die Frage schneller gequakt, als Matilda ihre Neugier hätte zügeln können.

»Die Antwort darauf füllt Bücher.« Der Großvater überlegte, wie er eine angemessen kurze Antwort formulieren könnte, bevor er fortfuhr: »Alle Geschöpfe besitzen auf einer höheren energetischen Ebene eine Seele. Das ist der Kern ihrer unendlichen Existenz, der immer erhalten bleibt. Auf dieser Ebene sind alle Geschöpfe seit Anbeginn bis in alle Zeiten miteinander verbunden. Die Verständigung zwischen den Seelen könnte man als universal betrachten. Ähnlich wie die Mathematik vielleicht«, suchte der Eber nach einem Vergleich, der es dem Nachwuchs leichter machen sollte, ihn zu verstehen. »Gänse und Schweine mögen Kirschen anders bezeichnen, aber zwei Kirschen bleiben dennoch immer zwei Kirschen. Das weiß Otto, sobald du ihm zwei im Schnabel hinhältst.«

Matilda hatte unterdessen immer größere Augen bekommen und wackelte aufgeregt mit den Schwanzfedern. »Warum erzählt ihr den Menschen nicht einfach, dass ihr auch einmal Menschen wart. Vielleicht sperren sie euch dann nicht mehr ein?«, schlug sie vor.

Schlagartig wirkte der Großvater müde. »Weißt du, erstens sollen wir aus dieser Existenz lernen und tun das meistens gerne. Zweitens habe ich einmal den Dorfpfarrer reden hören. Daraus konnte ich schließen, dass es nur ganz wenige Menschen mit reinem Herzen gibt. Außerdem würden wir als Ausgeburten des Teufels besonders schnell gegrillt werden, wenn unsere Fähigkeit herauskäme. Die Menschen neigen zur Überheblichkeit, haben aber gleichzeitig vor allem Angst, das von irgendwelchen gesetzten Normen oder Vorstellungen abweicht. Aber was rede ich. Aufgrund unserer eigenen Überheblichkeit sind wir ja nun auch als Schweine hier.« Sein Grunzen klang wie ein selbstironisches Lachen.

Matilda nahm allen Mut zusammen, weil sie diese Frage einfach stellen musste. »Kann ich auch lernen, einen Seelenkontakt herzustellen?«

Der Opa runzelte die Stirn und überlegte eine Weile, bevor er antwortete: »Ich weiß es nicht. Aber ein Versuch kann nicht schaden, wenn du bereit bist, die Zeit zu investieren und im Dreck zu wühlen.« Er grunzte amüsiert.

»Das tue ich für mein Leben gerne«, strahlte Matilda. »Aber deshalb schimpfen auch immer alle in der Familie und meine Schwestern machen sich über mich lustig«, fügte sie traurig hinzu.

Der Großvater der Ferkel streichelte sie sanft mit der Schnauze: »Mach dir nichts daraus. Ein jeder, der sein Herz am rechten Fleck hat, ist doch liebenswert, so wie er ist, und ich glaube, hier hast du heute eine Menge neuer Freunde gefunden. Otto kann dir zeigen, was du tun musst.«

Alle Ferkel grunzten fröhlich und stellten sich der Reihe nach vor, so dass Matilda ganz warm uns Herz wurde und sich Tränen der Rührung lösten.

Überglücklich war Matilda später nach Hause gewatschelt. Sie hatte es sogar geschafft, noch vor der Mutter daheim zu sein und die ihr aufgetragene Nestarbeit zu beenden. In den nächsten Tagen und Wochen schlich sie sich jedes Mal fort, sobald sie die Möglichkeit dazu bekam, um zu Otto und den anderen Ferkeln zu eilen. Otto zeigte ihr geduldig, wie sie mit dem Schnabel durch den Dreck pflügen musste. Zunächst übten sie im losen Sand, später im Matsch. Schließlich gelang es Matilda sogar in lehmigen Böden, nachdem sie ihre Technik entsprechend verbessert hatte.

Mehrere Wochen später rief der Großvater sie zu sich und forderte sie auf, einen Seelenkontakt herzustellen. Bei den ersten Versuchen benötigte sie noch seine Hilfe und es dauerte einige Tage, bis sie den Seelenkontakt stabil halten konnte. Aber schließlich schaffte sie es. Daraufhin zeigte Otto ihr noch, wie sie Trüffel fand, bevor sich alle Ferkel und auch Sauen wie Eber bei Ottos Großvater versammelten. Es gab ein kleines Fest zu Ehren Matildas, als die Menschen am Sonntag in der Kirche waren. Alle waren fröhlich und freuten sich mit ihr, während sie die Trüffel genossen.

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