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Amerikanische Wald- und Strombilder. Erster Band.

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Das Weibchen wirft 3-5 Junge und thut im Sommer den Maisfeldern ungeheueren Schaden, weshalb ihm auch die Landleute schon aus diesem Grunde sehr nachstellen. Sein Fell ist grau und sein buschiger Schwanz mit schwarz und gelben Ringen umzogen. Im Winter wird er mit Hunden gehetzt und zu Baume gejagt.

Das Opossum, oder die Beutelratze, steht an Größe dem Waschbären kaum nach, sieht aber ganz grau und ratzenartig aus und hat, wenn man es an einem regnerischen Tage durch den Wald trollen sieht, in der That die wirkliche Gestalt einer kolossalen Ratze, die über irgend etwas sehr erschrocken und blaß geworden ist. Besonders geben ihm der kahle, dicke Schwanz, wie die fingerartigen Krallen, ein außerordentlich widerliches Ansehen.

Äußerst komisch aber schaut es drein, wenn man ihm im Wald plötzlich begegnet und dicht zu ihm hinan geht. Zusammenfahrend legt es sich dann halb auf die Seite und ängstlich, mit weit aufgerissenem scharfen Gefänge, in die Höhe blickend, zieht es die Lefzen so weit zurück, daß es gerade so aussieht, als ob es den Störer seiner Ruhe angrinze und sich unendlich über seinen Besuch freue; es macht dann auch nicht den mindesten Versuch zu entgehen, und läßt sich nur mit einiger angewandten Vorsicht, wobei man sich besonders nicht so schnell nach ihm hinunter bücken darf, sogar hinter dem Gehör kratzen, was ich oft versucht habe, denn es hat keinesweges einen bissigen und bösartigen Charakter; schlägt man es aber mit einem Stocke, und sei es noch so leise, oder sieht es mehre Hunde (einem stellt es sich) kommen, so fällt es auf einmal um und ist anscheinend todt. Diese mögen es nachher beißen, daß ihm die Rippen krachen – der Jäger mag es in die Höhe nehmen und wieder hinwerfen – es ist todt und rührt sich nicht, und erst im wirklichen Todeszucken oder in tiefes Wasser geworfen, wo es seine Rolle vergißt und schnell zu schwimmen anfängt, zeigt es Bewegung.

Dieses kleine Thier beweist dabei, während der fürchterlichsten Qualen, die es doch nothwendiger Weise unter den wüthenden Bissen der Hunde ausstehen muß, selbst noch im Tode eine solch merkwürdige Geistesstärke, mit der es das Schlimmste erträgt und nicht zuckt, ja selbst keinen Laut von sich giebt – daß ich mich später, als ich seine Eigenthümlichkeiten recht kennen lernte, nie mehr entschließen konnte, eins umzubringen, denn unter diesen Verhältnissen erschien es mir ein wirklicher Mord. Äußerst komisch sieht es aber aus, wenn man es hinter einem Baume vor beobachtet, wie es aus seinem anscheinenden Tode wieder erwacht.

Zuerst, wenn Alles ruhig und still ist, und es sich fest überzeugt glaubt, daß sein Feind den Platz verlassen hat, öffnet es leise die kleinen Lichter und äugt – so wenig als möglich den Kopf dabei bewegend, überall umher; kann es nichts weiter erspähen, so streckt es behutsam die winzigen Lauscher vor und horcht – Alles ruhig; jetzt hebt es den Kopf, blinzt rings im Kreise umher, liegt noch ein Weilchen ganz ruhig, wo es beim geringsten Geräusch wieder in seine vorige Stellung und Leblosigkeit zurücksinkt, und richtet sich zuletzt, wenn es den Frieden völlig wieder hergestellt glaubt, auf und trollt ab.

Wird es verfolgt und kann in der Geschwindigkeit einen Baum erreichen, so bäumt es auch auf, wobei es mit ungemeiner Gewandtheit klettert, doch benutzt es, um an starken Bäumen emporzuklimmen, gewöhnlich die herunter hängenden, wilden Weinreben. Sein Fleisch, das zart und schön aussieht, wird von Vielen leidenschaftlich gegessen, die dann behaupten, es schmecke wie junge Ferkel; ich konnte aber nie meinen Ekel vor seiner häßlichen Gestalt so weit überwinden, davon zu kosten. Seine nackten Jungen trägt es, wie das Känguruh, nach der Geburt noch eine lange Zeit in einem sich unter dem Bauche befindenden Beutel umher; in den sie sich auch, wenn sie schon herumlaufen können, bei jeder nahenden Gefahr hineinflüchten.

Das ist etwa der Urwald mit seinen Bewohnern, der nun freilich noch durch unzählige kleinere Vögel belebt wird. Schaaren von Tauben und kleinen Papageien durchschwärmen die Luft, und im Herbst und Frühjahr füllen unzählige Völker von wilden Enten und Gänsen die fließenden Wasser und einsamen Waldseen des gewaltigen Reiches, deren Jagd besonders in den südlichen Staaten, in Louisiana, wo sie, aus dem hohen Norden kommend, überwintern, äußerst interessant ist.

Louisiana kann ich aber nicht erwähnen, ohne der Schnepfenjagd dabei zu gedenken, die ich dort von Anfang Februar bis Mitte März getrieben. Fast fürchte ich jedoch hier in Deutschland, wo die Schnepfe eigentlich zu den Seltenheiten gehört, keinen Glauben zu finden, wenn ich die Zahl angebe, die ich jede und jede Nacht erlegt habe; ich will aber die Sache erzählen, wie sie wirklich ist, und derjenige, welcher je die Ufer des Mississippi nach mir betritt und in dem flachen Lande, das an seinen Ufern, zwischen diesen und den weiter zurückliegenden Sümpfen liegt, jagt, wird finden, daß ich nicht übertrieben habe, denn jene Massen können nicht vernichtet werden.

Die ungeheueren Schilf- und Sumpfdickichte dienen der amerikanischen Waldschnepfe und Becassine den Tag über, zum Aufenthalt, und mit Dunkelwerden, wie bei uns, streichen sie in die offen liegenden nassen Wiesen und Baumwollenfelder. Nun könnte man sich zwar anstellen und sie auf dem Strich schießen, denn Tausende schwärmen aus den schützenden Büschen in's Freie; die Bäume sind aber dazu zu hoch und eine viel bequemere, Kraut und Blei sparende Jagd betreibt der Creole dort, zu dessen Lieblingsgerichten die Schnepfe gehört. Auf ähnliche Art habe auch ich jede Nacht – über sechs Wochen hinter einander, gejagt, wobei ich selten und nur dann, wenn das Wetter ungünstig war, nach zweistündigem Umherwandern weniger als zwölf bis achtzehn Schnepfen hatte.

Die Schnepfe wird aber hier, wie der Hirsch im Walde, bei Fackellicht geschossen. Mit eben solcher Pfanne versehen, wie ich sie für die Feuerjagd des Rothwildes beschrieben habe, betritt der Jäger Abends nach Dunkelwerden, wenn der Wind nicht zu stark bläst und der Mond nicht zu hell scheint, die feuchten Wiesen. Ein Sack mit feingespaltenem Kienholz hängt an seiner Seite oder wird besser von einem ihm dicht folgenden Begleiter nachgetragen, der dann auch das Wiederauflegen des herunter gebrannten Kiens besorgen muß, um stets eine recht helle, lebhafte Flamme zu unterhalten, und jetzt, in der rechten Hand die leichte Doppelflinte, in deren Rohren sich nur eine Viertelladung befindet, um die kleine Schnepfe (sie sind bedeutend kleiner als bei uns, den deutschen sonst aber ziemlich ähnlich) nicht zu sehr zu zerschießen, wandert der Jäger leise und höchst aufmerksam, das kurze Gras der Wiesen überschauend, an kleinen, feuchten Gräben und nassen sumpfigen Stellen entlang. Auf dreißig Schritt schon kann er, wenn er eine recht gute Flamme führt, die Schnepfe erkennen, die, entweder das Feuer gar nicht beachtend, sorglos weiter läuft und den langen Schnabel in den weichen Erdboden hineindrückt, oder mit auf den Rücken gelegtem Kopf, den Schnabel vor sich hinausstreckend, stehen bleibt und den Herankommenden ruhig erwartet.

Auf zehn bis zwölf Schritt habe ich gewöhnlich geschossen und natürlich nur selten gefehlt, was aber dennoch manchmal vorfällt, da das Feuer oft auf dem hellen Lauf, den man bei einer Schrotflinte übersehen muß, blendet, und man beim Abdrücken schon hinan zu sein glaubt, die Schnepfe aber dennoch unterschießt. Durch den Schuß oder auch durch den ihr zu nahe auf den Leib rückenden Jäger aufgescheucht, steigt sie mit schwirrendem Laute gerade in die Höhe, fällt aber auch augenblicklich in einem kleinen Bogen und fast stets noch im Bereich des Feuerscheins wieder ein, und kann schnell auf's Neue gefunden werden.

So wenig scheut sie die Flamme, daß viele Neger, deren Herr ihnen nicht erlaubt, eine Flinte zu führen, Nachts mit der Fackel und lang abgeschnittenen Zweigen hinausgehen und sie zu Boden schlagen. In der einen Ansiedelung, Pointe Coupée am Mississippi, die sich etwa zwei englische Meilen in das Land erstreckt und zwei und zwanzig englische Meilen am Fluß hindehnt, werden doch in jedem Jahre, (d. h. in den sechs Wochen, denn im Herbst läßt sie sich nicht in den Wiesen sehen) wenigstens 10,000 Schnepfen und Becassinen erlegt und theils nach New-orleans und in die kleinen Städte auf den Markt gebracht, theils selbst verzehrt. Bei dieser Nachtjagd, zwischen den zahlreichen Lagunen der Niederung umher, schoß ich denn auch sehr häufig dort eingefallene Enten, ja einmal selbst eine wilde Gans, für die ich jedoch besonders laden mußte; auch Kaninchen und Rebhühner, die man in den Baumwollenfeldern auftreibt, halten, und ich glaube gewiß, daß man eben dieselbe Jagd hier in Deutschland, wenigstens auf Enten und Hühner, betreiben könnte; denn Schnepfen sind doch dazu zu selten; – es kommt natürlich nur einmal auf einen Versuch an.

Die Bewaffnung eines Bärenjägers in Arkansas, der sich nicht fortwährend in drei und vier Meilen um sein Haus herum treibt, sondern längere Züge in die Waldung unternimmt und oft wochenlang keine Wohnung, außer der, die er sich selber aus Rindenstücken aufbaut, zu sehen bekommt, ist etwa die folgende. Eine gute einläufige Büchse und ein Bärenmesser – etwa 9 Zoll lang in der Klinge und zwei und einen halben breit, mit der gehörigen Schwere, um nicht allein kleine Lagerstangen, sondern auch beim Zerlegen des Wildes das Schloß ohne Mühe durchschlagen zu können, dazu ein kleineres, kurzes Messer (Scalpirmesser) ausschließlich für das Zerwirken und Essen bestimmt und dann ein Tomahawk (indianisches Beil) im Gürtel, um im Nothfall stärkere Bäume umhauen, Kienholz spalten und ein tüchtiges Lager bauen zu können, ist Alles, was er als Vertheidigungs- und Angriffswaffen bei sich führt; zu seiner Bequemlichkeit trägt er aber noch eine wollene Decke zusammengerollt auf dem Rücken, und einen Blechbecher an einem Henkel im Gürtel, um in diesem Abends, wenn er seine Decke aufgespannt oder ein Rindendach erbaut hat, etwas von dem gebrannten Kaffee, den er in einem ledernen Säckchen in die Decke gewickelt mit sich führt, erst mit dem Stiel seines Tomahawks im Becher zu stoßen und dann in diesem zu kochen.

 

Die Bekleidung besteht fast ganz aus Leder, was die Unzahl von dornigen Schlingpflanzen, die überall den Wald durchziehen, nöthig machen. Ein ordentlicher Jäger muß aber nicht allein sein eigener Schneider und Schuster sein, sondern er gerbt auch die Häute, die er verwenden will, selber, und nur dann kann er sich in jenen gewaltigen Wäldern unabhängig fühlen, wenn er aus sich selbst sich zu erhalten, zu nähren und zu bekleiden vermag.

Doch ich bin weitläufiger geworden, als im Anfang meine Absicht war, und muß schließen, um nicht zu breit und dadurch langweilig zu werden, glaube aber in dieser kleinen Skizze einen ungefähren Umriß von der nordamerikanischen Jagd, wie ich sie durch sechsjährige Erfahrung und fast vierjährigen, ununterbrochenen, praktischen Betrieb kennen gelernt, gegeben zu haben. Die Jagd ist jedoch in den endlosen, wilden Wäldern des noch neuen Landes kein Vergnügen mehr, das man sich zur Erholung gestattet, sondern es ist eine Arbeit, die, weil man einmal darin ist und leben muß, vollzogen sein will, verliert daher vieles von ihrer Annehmlichkeit.

Dabei verringert sich, durch das rücksichtslose Jagen, das Wild mit jedem Jahre, die Mühe wird daher immer größer, der Erfolg immer weniger belohnend; dennoch aber ist's ein eigenes herrliches Gefühl, ganz so auf sich und seine eigene Kraft angewiesen zu sein und frei, ungehindert wie der Vogel in der Luft, den Wald durchziehen zu können. Hat dann der einsame Jäger Abends sein Feuer angezündet, sein schnell errichtetes Dach über sich ausgespannt, so ist er auch zu Hause, denn der Wald ist ja seine Heimath und jedes dichte Laubdach seine Schlafkammer.

Wer freilich mit der Idee nach Amerika geht, dort Geld zu verdienen, ja der soll um Gottes willen die Flinte an den Haken hängen, denn wenn er auch hören mag, daß die Gallone Bärenfett 1½ Dollar gilt und ein recht tüchtiger, feister Bursche oft funfzehn, ja zwanzig Gallonen mit sich trägt, so ist das Alles recht schön und gut – er trägt sie eben mit sich und der Jäger kann ihn vielleicht – wenn er rechtes Glück hat – nach Monate langer Jagd auffinden und erlegen, und dann ist er gewöhnlich immer in einer Gegend, wo er vor allen Dingen, wenn er das Fett wirklich auslassen kann, dieses in erst gemachte Hirschhautschläuche füllen und dann noch, wer weiß wie weit, zum Verkaufe transportiren muß; Hirschdecken gelten im Sommer kaum acht bis zwölf gute Groschen – das Wildpret hat fast gar keinen Werth.

Nein, zu verdienen ist nichts auf der Jagd; wer jedoch einmal ein Paar Jahre seines Lebens dran wenden will, nun dem bleibt in späteren Zeiten wenigstens die Erinnerung. Es ist aber auch recht so, denn wollte man das edle Waidwerk nur um schnöden Gewinnstes willen treiben, wie im Norden und Westen Amerika's die großen Pelzcompagnieen thun, so würde es zum schändlichsten Morden herabgewürdigt und verlöre all das Schöne und Männliche, das ihm jetzt solch unendlichen Reiz verleiht. —

Doch genug hiervon; ich habe aus meinem Leben, nicht wie ich es von Anderen erzählen gehört oder in Büchern gelesen, sondern wie ich es selbst erfahren und beobachtet, das beschrieben, was in den Urwäldern Nordamerika's innerhalb der vereinigten Staaten lebt und gejagt wird, und bin ich ein wenig weitläufiger dabei geworden, als es Manchem recht erscheint, so mag er bedenken, daß ein Jäger, der von seinen erlebten Jagden erzählt, selten das Ende finden kann.

Curtis Brautfahrt

An dem kleinen Flüßchen »Fourche la fave,« das sich dreißig Meilen überhalb Little Rock in den Arkansas ergießt, lebte im Jahre 1841 ein Mann Namens Jeremias Curtis.

Er war noch, wie er selber sagte, in den besten Jahren, etwa zwischen sechs und dreißig und vierzig, und hatte erst vor zwei Jahren seine Frau an einem hitzigen Fieber verloren, was Wunder also, wenn es ihn mit dem erwachenden Frühling ebenfalls trieb, die heiligen Bande der Ehe auf's Neue zu knüpfen, da noch überdies drei unerzogene Kinder von vier, sechs und sieben Jahren ihn mahnten, daß sie der Mutterpflege bedürfen.

Zur Wartung der Kleinen, wie zur Besorgung der Wirthschaft, lebte indessen eine entfernte Verwandte, ein armes, aber braves und auch wirklich recht hübsches Mädchen, Namens Nancy, in seinem Hause, und schon mehrmals war ihm der Gedanke durch den Kopf gefahren, dieses zu heirathen und dadurch jeder weiteren Sorge überhoben zu sein. Jeremias Curtius war aber ein Mann, der nicht blos für die Gegenwart lebte, sondern auch hinaus in die Zukunft schaute, und da glaubte er denn vernünftiger und zweckmäßiger zu handeln, wenn er sich eine Frau wähle, die ihm nicht allein sich selbst, sondern auch noch eine kleine Aussteuer zuführe, auf daß er seine irdischen Güter, wenn er auch keinen Reichthum begehrte, doch um ein Weniges vermehren könne.

»Zwar bedurfte er dessen nicht« (wie er sich selbst vor seiner Hausthür auf- und abgehend, herzählte), »er hatte, was er brauchte im Überfluß; hier stand ein recht wohnliches Blockhaus, 18 bis 20 Fuß, wasserdicht gedeckt (die nordwestliche Ecke ausgenommen, wo es hineinregnen wollte, er mochte auch thun was in seinen Kräften stand) mit einem guten Boden gelegt; daneben eine kleine Küche und ein Rauchhaus mit »Massen von Fleisch«; dabei neun Acker urbar gemachtes und eingefenztes Land, und dicht daneben noch ein kleines Eckchen für Rüben angefangen; zwei ausgezeichnet gute Pferde; sieben und dreißig Stück Rindvieh, groß und klein (und die viere eingerechnet, die ihm im vorigen Frühjahr in die Arkansas Rohrbrüche gegangen und noch nicht wieder gekommen waren); einige vierzig Schweine (oder nur neun und dreißig, wenn das seine Sau gewesen, die der Bär in letzter Nacht gefressen); eine vorzügliche Stahlmühle; vier Hemden, fünf paar Socken und drei paar Beinkleider (zwei für den Sonntag und noch ganz neu); einen Frack von Kenntucky Jeannet55, die beste Büchse im ganzen Revier, fünf Hunde, und – die Hauptsache, einen kleinen Negerjungen von circa neun Jahren, wie hundert und fünfzig Dollar in baarem, harten Gelde – harten Gelde!«

Curtius wiederholte besonders die letzten Worte verschiedene Male »hartem Gelde – keines von Euerem lumpigen Arkansas-Papier-Geld – Arkansas-Real-Estate – 72 pro Cent Discount – Puh!«

»Aber Mr. Curtis, was haben Sie denn nur heute vor? Sie wollen wohl bei der nächsten Wahl eine Rede halten?« frug Nancy, die schon seit mehreren Minuten in der Thür gestanden und ihm leise kichernd zugeschaut hatte, wie er mit gewaltigen Schritten am Ufer des kleinen, vor seinem Hause vorbeifließenden Baches auf und abging, und lebhaft dazu mit den Händen gestikulirte.

»Hat der Braune gefressen?« frug aber Mr. Curtis dagegen, indem er stehen blieb und sich nach seiner Haushälterin umsah, ohne die lächelnde Bemerkung weiter einer Antwort zu würdigen.

»Vierzehn Kolben Mais habe ich ihm gegeben,« erwiederte Nancy, »und Bob ist bei ihm stehn geblieben, die Hühner vom Troge zu scheuchen; ich kann übrigens noch einmal hingehn und zusehn, ob er fertig ist und mehr verlangt.«

Dabei sprang sie leicht über die dem Hause als Stufen dienenden Klötze hinweg, und hüpfte mit fröhlichen Schritten dem Futterkasten zu, wo das Pferd, ein schönes, braunes Thier, die schon abgenagten Kolben, die sogenannten Kobs, zerkaute, und ungeduldig mit dem Vorderfuße den Boden scharrte.

»Nun Bill, bist du noch hungrig?« frug das Mädchen, ihm dabei freundlich den Hals klopfend, während Bill, dem die schmeichelnde Hand der Pflegerin zu behagen schien, nur stärker scharrte und mit dem schönen Kopfe auf- und niederfuhr – »nun warte – ich hole dir noch ein paar Kolben« und damit wandte sie sich dem Hause wieder zu, wobei der Braune, ihre Absicht wahrscheinlich ahnend und als Zeichen freudiger Beistimmung, hellauf wieherte.

Curtis hatte der schlanken, behenden Gestalt des hübschen Kindes mit wohlgefälligem Blicke nachgeschaut, aber ein ernstes, bedeutsames Kopfschütteln verrieth doch, daß er seine ganz absonderliche Bedenken dabei haben mußte, und auf's Neue trat er seinen, kaum unterbrochenen Spaziergang an, wiederum vor sich hinmurmelnd »einen kleinen, neunjährigen Neger und hundert fünfzig harte Dollars – harte, silberne Dollars.«

»Gieb ihm nichts mehr zu fressen, Nancy,« rief er da plötzlich, als er zum Hause aufblickte und Nancy mit dem nachträglichen und dem Braunen extra versprochenen Mais aus der Thüre treten sah – »ich will fortreiten – hol' mir einmal die Decke aus dem Rauchhaus – und reich' mir den Zügel heraus – er liegt unter meinem Bett.«

Nancy that wie ihr befohlen, und bald darauf hatte Jeremias Curtis seinem keineswegs ganz damit einverstandenen Pferde den Zügel an und den Sattel aufgelegt, schnallte sich dann einen äußerst blank gescheuerten Sporn an den linken Fuß, fuhr einige Male mit dem Ellenbogen über den etwas abgetragenen Biber, und schien bei dieser Beschäftigung wieder in tiefes, tiefes Nachdenken zu versinken. Plötzlich aber mußte ein großer Entschluß in seiner Seele gereift sein, denn mit gewaltiger Energie drückte er sich den Hut – fast etwas zu tief – in die Stirn, schwang sich in den Sattel, trabte bis vor die Hausthür, und blieb hier halten, wo er Nancy, die ihn verwundert betrachtete, genau fixirte.

»Nancy«, sagte er endlich – »ich will ausreiten.«

»Und in Ihren »Geh-zur-Kirche-Kleidern«?«

»Ja Nancy, und – wenn ich vielleicht – es könnte sein, daß ich – ich setze den Fall ich käme – nun Nancy«, brach er kurz ab, »räume das Haus hübsch auf und kehre Alles fein sauber ab; – wir – wir bekommen vielleicht – Besuch!« und dem Thiere den linken Hacken einbohrend, setzte er über den Bach, und trabte schnell die am Fluß hinaufführende Straße, am Fuß der mit Kiefern bedeckten Hügel, fort.

Nancy schaute ihm, bis er hinter den Bäumen verschwunden war, lächelnd und kopfschüttelnd nach, dann aber drehte sie sich lachend auf dem Absatz herum, und schmunzelte, in das Haus zurücktretend:

»Nun wenn der nicht Freiersgedanken im Kopfe hat, dann will ich nicht Nancy heißen. Viel Glück, Mr. Curtis, viel Glück! Neugierig bin ich aber doch, wo er hinreitet; dort oben wohnen zwar viele Mädchen, am Fluß hinauf – sollte er wohl nach Trumbells? die haben zwei Töchter – ih« – lachte sie kurz abbrechend und ihre Arbeit am Baumwollen-Spinnrad wieder beginnend – »ich werd's schon erfahren; morgen führt er ja wahrscheinlich seine Auserwählte heim.«

Jeremias Curtis ritt indessen mit leichtem, fröhlichem Herzen die Straße entlang, und stimmte endlich, in einem Ausbruch seiner nicht mehr zu bändigenden und zurückzuhaltenden Gefühle, eine weit hinausschallende Hymne an, so daß mehrere Hirsche, die friedlich an der Straße geäßt, entsetzt und mit mächtigen Sprüngen in's Dickicht flohen. Wenig aber kümmerte dies den Freiersmann; er war Einer von den Menschen, die sich Monate, Jahre lang mit einem Plan oder Entschluß herumquälen können, ohne ihn zur Reife oder Ausführung zu bringen, die aber, nur erst einmal mit sich selbst im Klaren, ruhig in die Zukunft hinaussehen und den lieben Gott für das weitere sorgen lassen.

Im besten Mannesalter, sah er – Nancy hatte ihm das selbst mehr als einmal versichert – gar nicht so übel aus; besonders wenn er Sonntags seine »reinen Sachen« angezogen. Nun wollte ihm zwar seine übergroße Bescheidenheit den Einwurf machen, daß ihn Nancy mit ein wenig zu partheiischen Augen betrachte, dann aber blickte er links am Pferd hinunter auf seine stattlichen, wohlproportionirten Gliedmassen, dann wieder rechts, nickte dazu lächelnd mit dem Kopf, murmelte »einen kleinen Neger und hundert und fünfzig Dollars in baarem, harten harten Geld,« und begann mit lauterer, stärkerer, ja recht herzfreudiger Stimme den geistlichen Gesang auf's Neue.

Mehrere Stunden mochte er also in der reinen, klaren Frühlingsluft fortgetrabt sein, als ihm aus der Ferne das helle Dach eines Blockhauses entgegenschimmerte, und er sich dem Ziele seiner Wanderung näherte; anstatt aber dem Pferde den Sporn einzudrücken, und im fröhlich kühnen Galopp vor die Thür der Auserwählten zu sprengen, ritt er langsam seitwärts vom Wege ab in das Gebüsch hinein; stieg ab und begann jetzt mit außerordentlicher Sorgfalt seine Toilette in Ordnung zu bringen.

Ein kleiner Spiegel wurde mit seinem spitzen Messer – das er in einer ledernen Scheide im Gürtel trug – an einem Baum befestigt, dann förderte er einen Kamm und eine kleine Bürste ebenfalls aus der Tiefe der fast unergründlichen Rocktasche zu Tage und striegelte und bügelte nun das widerspenstige Haupthaar sorg- und aufmerksam.

 

Mr. Trumbell, auf dessen Land und unfern von dessen Haus er sich jetzt befand, hatte zwei allerliebste Töchter, zwar noch ein wenig jung für einen Mann in seinem Alter, denn die älteste zählte erst achtzehn Jahr; leicht überredete er sich aber, daß sein noch so rüstiges, jugendliches Aussehen, und sein »kleiner neunjähriger Neger, wie die hundert und fünfzig Dollars« sehr zu seinen Gunsten sprechen würden, ja sprechen mußten, und mit wirklichem Wohlgefallen nahm er jetzt den Spiegel in die Hand und hielt ihn bald dicht vor die Augen, bald in etwa Armeslänge von sich entfernt, um ungefähr den Eindruck zu berechnen, den, wie er hoffte, sein erstes Erscheinen auf die Mädchen hervorbringen sollte.

Aber gar nicht mit seinen Plänen harmonirend, stahlen sich hie und da einzelne graue Haare sowohl aus dem Backenbart als auch aus den Schläfen hervor, und emsig war er eben bemüht, die unwillkommenen Boten eines ehrwürdigeren Zeitalters mit sicherer Hand und spitzen Fingern zu erfassen und herauszureißen, als plötzlich das helle Gelächter zweier silberreinen Mädchenstimmen an sein Ohr schlug, und er, entsetzt sich wendend, in die vor ausgelassener Freude funkelnden Augen eben dieser beiden Schönen blickte von denen er sich Eine zum ehelichen Gemahl ausersehen.

Hätte das ruhig neben ihm grasende Pferd ihn mit einem freundlichen »guten Morgen Mr. Curtis« angeredet, oder der Spiegel, der jetzt seiner zitternden Hand entfiel, ihm ein scheußliches Fratzengesicht gezeigt, als er hineinschaute und seine eigenen, wohlgebildeten Züge darin zu finden erwartete, oder die alte Eiche, unter der er stand, die Riesenarme über den Kopf zusammengeschlagen und sich die Wurzeln selber wie einen Zahn ausgezogen, er würde nicht so starr vor Schrecken, so völlig wie eine ungesalzene Madame Lot dagestanden haben. Nicht einmal die unbedeutendste Begrüßungsformel wollte über die Lippen, und mit weit aufgerissenen Augen und noch weiter geöffneten Lippen blieb er in der einmal eingenommenen Stellung, und blickte bald auf diese, bald auf jene Schwester.

»Aber Mr. Curtis,« begann jetzt die Älteste der Beiden, die sich zuerst wieder genug gesammelt hatte, um reden zu können, »läßt Ihnen denn Nancy zu Hause gar keine Ruhe, daß Sie soweit in den Wald hinein müssen, um Ihre Toilette zu machen?«

»Mr. Curtis will unter die Indianer gehen,« fiel die Schwester, immer noch mit vom Lachen unterbrochener Stimme ein – »er übte sich schon im Bartausraufen, und ich bin fest überzeugt, daß er in derselben Tasche, aus der er schon so viele andere Sachen hervorgeholt hat, auch noch die Kriegsfarben trägt.«

»Das ist möglich,« kicherte Lucy – »dort im Baum steckt sein Scalpirmesser.«

»Aber bester Mr. Curtis,« sagte Betsy mit scheinbarer Besorgniß, »dann müssen Sie ja auch tanzen, und da Sie doch jetzt erst zu den Methodisten – «

»Miß Lucy – Miß Betsy,« stammelte in höchster Verlegenheit der arme Curtis – »ich – ich habe einen kleinen Neger und hundert fünfzig Dollar – «

»Ah Sie werden ein Häuptling!« jubelte Betsy, »ich sehe Sie schon im Geist mit der Scalplocke und dem blutigen Tomahawk im Gürtel – buntbemalt, wehende Adlerfedern auf dem Haupte, die ausgefranzten Leggins von dem flatternden Haarschmuck der erlegten Feinde umweht – Brrrrr« fuhr sie schaudernd fort, »was Sie schon für wilde Blicke nach uns schießen;« und wiederum fingen die Mädchen an zu lachen, daß der Wald tönend das helle Echo zurückgab.

Der arme Curtis aber, die Zielscheibe dieses unerbittlichen Spottes, stand keineswegs mit wildem Blick, sondern mit höchst kläglicher, erbarmenswerther Miene da, und überlegte eben, mit welcher Wonne er in einen zwei hundert und fünfzig Fuß tiefen Brunnen oder in eine unergründliche Felsspalte hineinfahren könne, um nur hier, von dieser für ihn zum Marterpfahl gewordenen Stelle fortzukommen, denn aller Muth, auch nur eine Sylbe über die Absicht seines Besuches laut werden zu lassen, war ihm jetzt entfallen. Endlich aber faßte er sich ein Herz, hob mit einer schnellen und geschickten Bewegung den ihm vorhin entfallenen Spiegel wieder auf, ließ ihn in die Tasche gleiten, und frug jetzt, mit halb trotzigem, halb kläglichem Gesicht die Schwestern, was sie um des Himmels willen im Walde, hier an dieser einsamen Stelle allein zu thun hätten.

»Wenn wir nun grausam wären,« sagte Lucy, »könnten wir Ihnen das zu rathen aufgeben, so aber wollen wir Mitleiden mit Ihnen haben, und Sie in unser Geheimniß einweihen. Sehen Sie den Waschkessel da unten? sehen Sie das freundliche Gesicht Jessina's?«

Und Curtis sah das freundliche Gesicht Jessina's, denn nicht zwanzig Schritt von da entfernt, grinste ihm, zwischen ein paar blühenden Dogwoodbüschen hindurch, das breite, schwarze Antlitz eines kleinen, vierschrötigen Negermädchens entgegen, das seine Arbeit verlassen hatte und kichernd zwei Reihen der reinsten, weißesten Perlzähne zeigte, die je unter einer Negerin Lippe hervorschimmerten.

»How de do, Massa?« nickte ihm die Kleine freundlich zu, und der fromme Curtis hatte schon einen höchst gotteslästerlichen Fluch auf den Lippen, doch unterdrückte er ihn noch zur rechten Zeit, starrte einen Augenblick vor sich nieder, und war im Begriff, sein Pferd zu besteigen und den Ort zu fliehen, wo er unter für ihn so mißlichen Umständen empfangen worden. Da aber siegte der Verstand des ruhigen besonnenen Mannes.

Nein – Mr. Trumbell war sehr wohlhabend, und nicht allein hier, sondern auch im Oiltrovebottom, am Whiteriver, hatte er nicht unbeträchtliche Strecken Land, das am Fourche la fave jedoch, seiner gesünderen Lage wegen, zum Aufenthaltsort gewählt. Dabei viel Vieh – sehr viel Vieh und – was das bedeutendste war, eine ganze Colonie von Negern und besonders von sehr hübschen Negermädchen. Jeremias dachte an seinen eigenen jungen Sprößling aethiopischer Race – romantische Gebilde von fabelhaft großen Baumwollenplantagen mit unzähligen Negersclaven jagten an seiner inneren Seele vorüber – jedes der beiden vor ihm stehenden Mädchen war wenigstens zweitausend Dollar werth – er drückte sich den Hut etwas fester auf den Kopf. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Die Mädchen schienen ihr Betragen zu bereuen – sie flüsterten leise und ernst zusammen – sie wußten, daß sie ihm durch ihren Spott weh gethan haben mußten – Reue kam vielleicht dem, was er ihnen sonst noch bieten konnte, zu Hülfe; auf keinen Fall dürfte die kostbare Zeit versäumt werden, und Lucy sollte erfahren, daß es in ihrer Macht stehe, ihn zum Glücklichsten der Sterblichen zu machen.

Er setzte den rechten Fuß vor und hob den linken Arm auf – der Augenblick der Entscheidung war da.

Lucy wandte sich gegen ihn und sagte bittend:

»Nicht wahr, Sie sind nicht böse, wenn – «

»Mein Fräulein,« unterbrach sie mit freudiger Stimme der neue Hoffnung schöpfende Freier, – wie können Sie nur glauben, daß ich – ich habe – «

»Wenn ich eine Frage an Sie richte – « fuhr Lucy, ohne die Unterbrechung zu beachten, fort – »Betsy und ich haben miteinander gestritten – Betsy meint, Sie hätten sich die einzelnen Haare aus Verzweiflung ausgerissen, ich behaupte aber, Sie wollten ihrer Geliebten eine Locke mitbringen. Nicht wahr, ich habe Recht?«

Das war zu viel für den armen Curtis! er verschluckte die schon halb begonnene Anrede, steckte das Messer in den Gürtel, faßte sein Pferd am Zügel, hielt aber noch einmal und warf einen letzten, fragenden Blick auf die Schönen. Diese aber waren indessen in ein lautes Kichern ausgebrochen, das in dem blühenden Dogwoodbusch ein schallendes Echo fand, und ein paar blaue Heher, die gerade über der kleinen Versammlung auf dem jungen Aste eines jungen Sassafras saßen, stimmten mit ihren schmetternden, plappernden Stimmen ein in den Lärm. Curtis saß mit einem Sprung im Sattel.

5Ein grobes wollenes, meist selbstgewebtes Zeug.
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