Depression. Das Richtige tun

Текст
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Was ist, wenn der Betroffene keine Hilfe will?

Schwierig wird es, wenn die Krankheitssymptome scheinbar offensichtlich sind, der Betroffene sich aber weigert zu erkennen, dass er eine Depression hat. Das setzt Angehörige und Freunde unter Druck, weil sie einerseits sehen, dass es einem nahestehenden Menschen schlecht geht, und wissen, dass ihm mit einer Behandlung geholfen werden könnte, ihnen aber andererseits die Hände gebunden sind. Zugleich wächst die Last der (gefühlten) Verantwortung, weil weiterhin professionelle Unterstützung fehlt.

Die fehlende Einsicht des Betroffenen erscheint Ihnen vielleicht völlig unverständlich. Doch, wie bereits erwähnt, eine Depression verändert das Denken und Fühlen auf eine solche Weise, dass betroffene Menschen daran gehindert werden, sich Hilfe zu suchen. Die negative Sicht auf sich selbst und das Gefühl, schuldig zu sein, führt häufig dazu, dass sie denken und äußern, dass sie es gar nicht verdient hätten, Hilfe zu bekommen. Zu verstehen, dass dies ein Aspekt der Krankheit ist, kann Ihnen bis zu einem gewissen Grad helfen, damit umzugehen.

Das ändert aber natürlich nichts daran, dass diese Situation für Sie sehr schwer zu ertragen ist. Ihr Bedürfnis, Druck auf den Betroffenen auszuüben, kann groß sein. Schließlich möchten Sie nur das Beste, die beste Therapie, und das möglichst schnell. Sie können ihn jedoch nicht dazu zwingen, sondern nur immer wieder Ihre Beobachtung ansprechen und wie es Ihnen damit geht. Wichtig ist, dass Sie nicht ungehalten, vorwurfsvoll oder fordernd werden. Zwar ist die Behandlung leichter, je früher damit begonnen wird, doch in leichteren und mittelschweren Fällen einer Depression ist es besser, dem Patienten die Zeit zu geben, selbst den Wunsch nach Veränderung entwickeln zu lassen, als ihn zu etwas zwingen zu wollen.

Auch Hilfe für sich selbst annehmen

Wenn der Betroffene sich professioneller Hilfe verweigert, bedeutet das nicht, dass auch Sie untätig sein müssen. Vielen Angehörigen tut es gut, selbst aufgefangen zu werden und über die Sorgen um den Betroffenen zu sprechen. Daher können und sollten Sie Hilfe für sich selbst organisieren. Das können Gespräche mit der besten Freundin sein, der Besuch einer Gruppe für Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder auch ein Besuch beim Hausarzt oder einem Psychotherapeuten. Mehr Informationen, wo Sie als Angehörige Hilfe bekommen, erhalten Sie ab S. 64.

Hilfe bei Suizidgefahr: Wenn der Betroffene äußert, dass er lebensmüde ist, nicht mehr leben möchte oder sogar konkrete Wege skizziert, wie er sein Leben beenden möchte, dann müssen Sie schnellstmöglich reagieren. Wählen Sie den Notruf (Tel. 112)! Wie Sie sich auf einen solchen Fall vorbereiten können, erfahren Sie ab S. 109.

Der Weg zur richtigen Diagnose

Psychiater und Psychotherapeuten sind wichtige Ansprechpartner bei Depressionen. Die erste Adresse kann aber immer der Hausarzt sein.

Eine Diagnose zu haben, ist sowohl für den Betroffenen als auch für die Angehörigen wichtig. Das Wissen, dass dem Zustand des Betroffenen eine Krankheit zugrunde liegt und um welche es sich genau handelt, ändert die Sichtweise und meist auch den Umgang damit. Sinnvoll ist im ersten Schritt, den Hausarzt aufzusuchen. Die umfassenden diagnostischen Möglichkeiten, die der Hausarzt hat, inklusive der Option, an geeignete Fachärzte zu überweisen, stellt sicher, dass die korrekte Diagnose gefunden und die passende Behandlung eingeleitet wird.

Was kann der Hausarzt tun?

Verläuft die Erkrankung schwerer, wird der Hausarzt den Patienten an einen niedergelassenen Psychiater oder eine Klinik überweisen. Manchmal stehen auch die körperlichen Beschwerden (z. B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust) im Vordergrund, sodass der Hausarzt weiterhin der Ansprechpartner bleibt. Das ist in Ordnung, denn Hausärzte kennen ihre Patienten häufig über einen längeren Zeitraum, wissen um die familiäre oder Lebenssituation und Vorerkrankungen. Für die Betreuung durch den Hausarzt spricht auch, dass Ihr Angehöriger möglicherweise mehr Vertrauen zu seinem Hausarzt hat als zu einem fremden Facharzt.

Der Hausarzt kann Ihren Angehörigen in der Zeit zwischen der Diagnose und dem Beginn einer Psychotherapie oder eines Klinikaufenthalts medizinisch begleiten. Denn unter Umständen kann es mehrere Monate dauern, bis ein Therapieplatz zur Verfügung steht. Diese Phase kann sowohl für die Betroffenen als auch für die Angehörigen schwierig sein. Ein vertrauensvoller Ansprechpartner wie der Hausarzt kann hier unterstützen. Weitere Tipps und Ideen, wie Sie diese Zeit möglichst gut gestalten können, erfahren Sie ab S. 127.

Zu guter Letzt hat der Termin beim Hausarzt für den Betroffenen noch einen weiteren Vorteil: Weder die Arzthelferin am Empfang noch die anderen Patienten im Wartezimmer wissen, warum man heute kommt – es könnte aufgrund eines Infekts, einer Impfung oder einer anderen Gesundheitsberatung sein – und das macht es manchen Betroffenen leichter.

Zweitmeinung kann nötig sein: Wenn nur ein Symptom beim Arzt Beachtung findet, sollten Sie aufmerksam werden. Wenn wirklich eine Depression vorliegt, führt die Konzentration auf ein einziges Symptom, zum Beispiel Schlafstörungen, nicht zu einer Verbesserung. Holen Sie daher, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob der aufgesuchte Arzt das Ausmaß des Problems erkannt hat, eine zweite Meinung ein.

Wer stellt eine Diagnose?

Da verschiedene Ursachen für das Auftreten von depressiven Symptomen verantwortlich sein können, ist eine umfassende Anamnese und Diagnostik von großer Bedeutung. Der Hausarzt kann hier eine erste Einschätzung vornehmen. Zum einen lernen Allgemeinmediziner in ihrem Studium auch, wie psychische Erkrankungen erkannt werden können, zum anderen haben sie den ganzen Menschen im Blick.

Bis die Diagnose gesichert ist, spricht man von einem „depressiven Syndrom“. Mithilfe von Blutuntersuchungen und bildgebenden Verfahren werden andere Ursachen für die Symptome ausgeschlossen, wie eine Schilddrüsenerkrankung, ein Tumor oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Erst dann wird die Diagnose Depression gestellt. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, zuerst einen Arzt aufzusuchen und nicht die Abkürzung direkt zu einem psychologischen Psychotherapeuten zu wählen. Der ist zwar geschult darauf, Depressionen zu erkennen und zu behandeln, kann aber nicht die gesamte Diagnostik durchführen und auch keine medikamentöse Behandlung beginnen. Neben dem Hausarzt kommen folgende Ansprechpartner infrage:

Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Die Fachkräfte für psychische Störungen und Erkrankungen sind Psychiater, also Ärzte mit einer Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie. Psychiater sind aufgrund ihres Medizinstudiums und ihrer Facharztausbildung in der Lage, organische Ursachen für psychische Störungen zu erkennen oder auszuschließen. Sie erkennen im Gespräch mit dem Patienten (Exploration), wie das emotionale Erleben aussieht, ob Ängste, Denkoder Wahrnehmungsstörungen vorliegen und ob die geschilderten Beschwerden und Ereignisse ins Bild einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung passen. Meist führen die Psychiater auch eine körperliche Untersuchung und eine Labordiagnostik durch. Für eine bildgebende Untersuchung des Kopfes werden sie den Patienten an einen Radiologen verweisen. Auch können Psychiater Medikamente verschreiben und eine Krankschreibung vornehmen.

Ärztlicher Psychotherapeut. Mediziner mit einer mehrjährigen Weiterbildung zum Psychotherapeuten (sogenannte Ärztliche Psychotherapeuten) legen den Schwerpunkt meist auf die Psychotherapie (z. B. kognitive Verhaltenstherapie). Sie würden für eine körperliche Untersuchung an den Hausarzt oder einen Internisten überweisen. Ärztliche Psychotherapeuten können ebenso Medikamente verschreiben und eine Krankschreibung ausstellen.

Psychologe oder psychologischer Psychotherapeut. Psychologen haben ein Psychologie-Studium und gegebenenfalls noch eine Weiterbildung zum Psychotherapeuten absolviert. Wie bei den ärztlichen Psychotherapeuten liegt ihr Schwerpunkt auf der Psychotherapie. Psychologen können keine Medikamente verschreiben und auch keine Krankschreibung ausstellen.

Der Schweregrad der Depression

Anhand der Anzahl der Haupt- und Nebensymptome wird der Schweregrad eingeordnet. Als Hauptsymptome gelten Niedergeschlagenheit und Traurigkeit, Verlust von Interesse und Freude sowie Antriebslosigkeit und Energieverlust. Nebensymptome sind verminderte Konzentration und Selbstvertrauen, Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsveränderungen und Suizidgedanken/-handlungen. Nach der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) müssen für die Diagnose mindestens zwei Haupt- und zwei Zusatzsymptome vorliegen. Je mehr Symptome, desto schwerer ist die Depression:

 

Leichte Depression. Der Betroffene ist zwar von den Symptomen beeinträchtigt, kann aber oft die meisten Aktivitäten seines Alltags fortsetzen.

Mittelgradige Depression. Der Betroffene kann aufgrund seiner Symptome seine alltäglichen Aktivitäten nur noch deutlich eingeschränkt fortsetzen, sie bereiten ihm meist Schwierigkeiten.

Schwere Depression. Typisch sind zahlreiche quälende Symptome und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Der Betroffene hat häufig Gedanken an den Tod und empfindet das Leben als sinnlos. Suizidgedanken können vorkommen. Auch einige der somatischen Symptome liegen meist vor. Der Betroffene ist in der Regel nicht in der Lage, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.

Es liegt auf der Hand, dass eine solche Einteilung nur eine grobe Orientierung ermöglicht. Die Diagnose „schwere Depression“ mag Ihnen Angst machen, doch auch schwere Depressionen sind gut behandelbar. Umgekehrt sollten Sie und Ihr Angehöriger eine „leichte Depression“ nicht auf die leichte Schulter nehmen. Dies bedeutet nicht, dass es sich nur um eine banale Erkrankung, kaum mehr als ein bisschen Niedergeschlagenheit oder gedrückte Stimmung, handeln würde. Damit die Diagnose „leichte Depression“ gestellt wird, müssen bereits zwei der Hauptsymptome über mindestens zwei Wochen vorliegen. Auch eine leichte Depression sollte daher unbedingt von einem Arzt behandelt werden.

Angehörigengespräche

Es kann sein, dass der Arzt oder Psychotherapeut die Einschätzung der nahen Angehörigen benötigt, um sich ein umfassendes Bild machen zu können. Denn der Betroffene schildert die Lage aus seiner, mitunter durch die Krankheit beeinflussten Sicht. Vielleicht fühlt es sich für Sie auch gut an, gehört zu werden. Denn viele Angehörige fühlen sich alleingelassen mit der depressiven Erkrankung eines nahestehenden Menschen. Sie wollen helfen, haben aber den Eindruck, dass sie nichts tun können, was die Situation für alle verbessert.

Um ein Gespräch bitten

Selbstverständlich können Sie um ein Gespräch mit dem Arzt oder dem Therapeuten bitten. Den Kontakt dafür sollte aber der Betroffene selbst herstellen. Er muss entscheiden, ob er das möchte. Hilfreich ist es, wenn Sie dem Betroffenen erklären, dass Sie gerne wüssten, wie die Therapie abläuft, welche Entwicklungen zu erwarten sind und wie Sie ihn unterstützen können.

Ob ein Angehörigengespräch zusammen mit dem Betroffenen oder allein zwischen dem Arzt und Ihnen stattfindet, ist ein Punkt, der besprochen werden sollte. Manche Patienten empfinden es als unangenehm, wenn sie an dem Gespräch nicht teilnehmen, weil das Gefühl entsteht, dass nicht mit ihnen, sondern über sie gesprochen wird. Andere wiederum stört das nicht. Falls es Ihnen wichtig ist, allein mit dem Arzt zu sprechen, versuchen Sie dem Betroffenen zu erklären, warum das so ist. Sorgen Sie sich beispielsweise über die Medikamente und Nebenwirkungen und möchten Ihre Beobachtungen oder Befürchtungen lieber nicht vor dem Betroffenen äußern, so erklären Sie ihm, dass es darum geht. Je ehrlicher Sie mit Ihren Wünschen und Sorgen umgehen, desto klarer zeigen Sie dem Betroffenen, dass Sie seine Erkrankung und seine Beschwerden ernst nehmen. Das ist eine wichtige Voraussetzung für einen vertrauensvollen Umgang.

Nicht alle Ärzte und Psychotherapeuten suchen den Kontakt zu den Angehörigen. Auch darauf sollten Sie sich einstellen. Möglicherweise passt aber ein Gespräch im Verlauf der Behandlung besser in das Therapiekonzept.

Depression ist eine Krankheit!

Eine Depression ist eine ernste psychische Erkrankung. Das zu verstehen ist auch für Sie besonders wichtig.

Eine Depression ist viel mehr als nur ein starkes Stimmungstief oder große Traurigkeit, wenngleich diese Symptome Hauptmerkmale sind. Sie ist eine Krankheit, die Seele und Körper betrifft. Wird man von einer Depression niedergedrückt (lat. deprimere – niederdrücken), so kann eine Vielzahl von Symptomen auftreten, die das Denken, Fühlen, Erleben und Handeln verändern und zu einer enormen Belastung wird.

Depressionen können, was die Schwere und die Art der Symptome und auch die begleitenden Umstände angeht, sehr unterschiedlich sein. Eine depressive Episode kann einmalig im Leben auftreten oder auch mehrfach. Zwischen den Episoden können Jahre bis Jahrzehnte liegen, in denen ein ganz normales Leben möglich ist. Daneben gibt es aber auch chronische Depressionen, die nie ganz weggehen. Doch bei allen Unterschieden im Krankheitsbild und zwischen den Menschen, die erkranken, gibt es eine wichtige Botschaft, die es zu verinnerlichen gilt: Depressionen sind grundsätzlich gut behandelbar. Eine Depression ist eine ernste und ernst zu nehmende Erkrankung, der nur mit medizinischer Hilfe beizukommen ist. Mit einer passenden Therapie kann sie jedoch gut behandelt werden. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser. In vielen Fällen ist eine Kombination aus Medikamenten und einer Psychotherapie hilfreich. Tiefergehende Informationen zu den Therapiemöglichkeiten erhalten Sie ab S. 129.

Veränderungen im Gehirn

Doch was passiert im Körper, wenn ein vormals gesunder Mensch an einer Depression erkrankt? Wenngleich die exakten Zusammenhänge und Vorgänge bei der Entstehung der Krankheit noch nicht vollständig geklärt sind, weiß man inzwischen, dass bei depressiv Erkrankten die Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin häufig nicht in ausreichender Menge zwischen den Nervenzellen vorhanden sind. Diese Botenstoffe haben unterschiedliche Funktionen im Körper, was auch erklären kann, warum bei einer Depression eine große Vielfalt an Symptomen auftreten kann. Ist einer oder sind mehrere der Neurotransmitter nicht in einer physiologisch notwendigen Menge vorhanden, gerät das System aus dem Gleichgewicht.

Eine Depression beruht jedoch nicht allein auf einer zu geringen Konzentration eines dieser Neurotransmitter. Untersuchungen des Gehirns von Menschen, die unter einer Depression leiden, und gesunden Menschen haben gezeigt, dass bei Ersteren unterschiedliche Strukturen im Gehirn ebenfalls verändert sein können, etwa der Mandelkern (Amygdala), der Thalamus und der Hippocampus. Erkenntnisse wie diese machen deutlich, dass eine Depression nicht nur „schlechte Laune“ oder Traurigkeit ist, sondern eine manifeste Krankheit. Sie entsteht im Gehirn. Da das Gehirn die Kontrolle über alles – Stoffwechsel, Gedanken, Gefühle, Bewegungen, Schlaf usw. – in einem Menschen hat, kann sich die Krankheit an verschiedensten Stellen im Körper, also anhand von physischen Symptomen (siehe S. 13) und in veränderten Denkmustern, Empfindungen und Verhaltensweisen zeigen (siehe ab S. 11).

Auslöser von Depressionen

Früher versuchte man, die Art der Depression nach ihrer wahrscheinlichsten Entstehungsursache zu klassifizieren. Man unterschied zwischen einer endogenen (v. a. erblichen), neurotischen und reaktiven Ursache. Heute weiß man jedoch, dass die meisten Depressionserkrankungen durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bedingt sind. Eine familiäre Veranlagung, Stoffwechsel- und Funktionsstörungen im Gehirn sowie Einflüsse der Persönlichkeitsentwicklung (psychosoziale Faktoren) können in unterschiedlicher Weise auf die Entstehung einer Depression einwirken. Beispielsweise können der frühe Verlust eines Elternteils, Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung oder mangelndes Selbstwertgefühl zu größerer Verletzlichkeit später im Leben führen. Auch Verlusterlebnisse oder Traumata in der Kindheit (z. B. sexueller oder seelischer Missbrauch, Erleben von Katastrophen) können den Ausbruch einer Depression im Erwachsenenalter begünstigen.

Krisen- und Stresssituationen (z. B. die Trennung vom Partner, Fehlgeburt oder Tod eines Kindes oder einer geliebten Person, Verlust des Arbeitsplatzes, Erleben einer schweren Krankheit, Mobbing), aber auch andere, primär positive Ereignisse wie eine Heirat, die Geburt eines Kindes oder eine Beförderung können Auslöser für eine Depression darstellen.

Depressionen sind alles andere als selten: Jeder Fünfte erlebt mindestens einmal im Leben eine depressive Episode, weltweit sind zehnmal mehr Menschen an Depressionen erkrankt als an Krebs.

Häufige Faktoren, die bei der Entstehung und Auslösung einer Depression eine Rolle spielen, sind:

Stress. Eine chronische körperliche Stressreaktion wird als bedeutender Auslöser für Depressionen gesehen. Daneben kann eine intensive Stresserfahrung, beispielsweise durch eine traumatische Erfahrung in der Kindheit, die körperliche Antwort auf akuten Stress beeinflussen, zum Beispiel beim Sprechen vor Zuschauern oder beim Arbeiten unter Druck. Die Menge an Stresshormonen ist bei diesen Personen häufig größer als bei Personen ohne Kindheitstrauma. Wissenschaftler glauben deswegen, dass frühe Traumata kleine Änderungen auf der Ebene der Gehirnzellen oder der Botenstoffe bewirken können, die bei erneutem Stress entscheidend sein können.

Schilddrüse. Einen erheblichen Einfluss auf die Psyche haben die von der Schilddrüse produzierten Hormone. Sowohl eine Überfunktion als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse geht mit psychischen oder körperlichen Symptomen einher, die auch bei einer Depression auftreten können (z. B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwäche, ängstliches oder schreckhaftes Verhalten, starker Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen). Deshalb ist es wichtig, entsprechende Untersuchungen bei Ihrem Angehörigen durchzuführen, was der Hausarzt oder Psychiater in der Regel automatisch veranlassen wird.

Weibliche Geschlechtshormone. Auch weibliche Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron beeinflussen die Psyche. In typischen Situationen, in denen die weiblichen Hormone sich umstellen, zum Beispiel in der Pubertät, während und nach der Schwangerschaft, in den Wechseljahren und auch im Monatszyklus, kann ein Ungleichgewicht zu Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Reizbarkeit und anderen Symptomen führen, und Depressionen treten bei Frauen häufig in diesen Phasen der Veränderung auf.

Depression als Folge anderer Erkrankungen. Schwere Erkrankungen können mit depressiven Symptomen oder einer Depression vergesellschaftet sein, z. B. bei einer degenerativen neurologischen Erkrankung wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer oder Chorea Huntington, Hirntumoren, Enzephalitis, einem Schlaganfall, einer Herzerkrankung, einer Darmerkrankung, einigen Virusinfektionen oder einem Nährstoffmangel. Die Liste lässt sich noch weiter fortsetzen – allein aus diesem Grund ist unbedingt ratsam, nicht nur einen Psychotherapeuten, sondern auch einen Arzt aufzusuchen, der eine körperliche Untersuchung durchführt (siehe S. 26). Sind die Symptome die Folge einer anderen Krankheit, so kann die Behandlung der Grunderkrankung dazu führen, dass sich die depressiven Symptome bessern. Liegt zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse vor, führt die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen dazu, dass die depressiven Symptome abklingen. Häufig ist die Depression jedoch als zusätzliche, eigenständige Erkrankung einzuordnen, sodass eine entsprechende leitliniengerechte Therapie der Depression durchgeführt werden sollte.

 

Depressive Symptome als Nebenwirkung von Medikamenten. Eine Reihe von Medikamenten kann depressive Störungen und Symptome auslösen. Dazu gehören auch häufig verschriebene Medikamente, wie beispielsweise Steroidhormone, Blutdruck- und Herzmedikamente (z. B. Beta-Blocker), hormonelle Verhütungsmittel („Pille“ etc.) und viele weitere. Besonders bei der Einnahme mehrerer Medikamente steigt das Risiko, eine medikamentenbedingte Depression zu entwickeln. Sollte Ihr Angehöriger Medikamente einnehmen, sollte mit dem behandelnden Arzt über die Beobachtungen gesprochen werden. Werden bestimmte Medikamente als (wahrscheinliche) Ursache identifiziert, kann das Absetzen innerhalb von einigen Wochen oder Monaten dazu führen, dass sich die Depression zurückbildet. Medikamente sollten jedoch keinesfalls ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden.

Verstehen und helfen

Wochenbettdepressionen ernst nehmen. Bei etwa jeder zehnten Frau lösen Geburt und das Muttersein keine Glücksgefühle aus, sondern stellen den Beginn einer Depression dar. Da die Beschwerden meist in den ersten drei Monaten nach der Geburt einsetzen, spricht man von Wochenbettdepression oder postpartaler Depression. Besonders schlimm ist das für betroffene Frauen, weil sie merken, dass sie sich nicht über das Baby freuen können, den Erwartungen des Umfelds nicht gerecht werden können und sich daher als schlechte Mutter fühlen. Angehörige sollten Frauen, die in der Zeit nach der Geburt über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen niedergeschlagen und freudlos sind, dazu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine erste Möglichkeit ist, das Gespräch mit der betreuenden Hebamme zu suchen.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»