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Olympia von Clèves

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»Ich glaube es wohl! sie datiert von zwei Uhr Nachmittags.«

»Mailly, bei meiner Ehre, es ist nur sekundär von Deiner Frau die Rede.«

»Du verlangtest aber so? eben von mir eine Aussöhnung mit ihr.«

»Für Dein Wohl, mein Bester, damit Du nicht allein bleibst, nachdem Du mit Olympia gebrochen. Die Einsamkeit, das ist tödtlich für Phantasien wie die Deinige, und in diesem Fall ist die Gesellschaft einer Frau noch besser als gar nichts.«

»Bilde Dir nicht ein, Herzog, ich werde Dich noch eine Silbe sagen lassen ohne ein Wort von Dir.«

»Welches Wort, Graf?«

»Herzog, ich drohe Dir nicht; wir sind zu gute Edelleute und zu redliche Freunde, um so einander gegenüber zu verfahren. Du wirst mir jedoch bei Deinem Herzogswort schwören . . .«

»Was soll ich schwören?«

»Daß Du meine Frau nicht kennst, wie Du sagst.«

»Mein lieber Mailly, ich schwöre Dir bei meinem Herzogswort, bei der reinsten Ehre meines Hauses, meines Blutes und meines Geschlechts, haß ich Deine Frau nur dreimal gesehen habe: an Eurem Hochzeittage, da ich Dein Zeuge war; am Tage ihrer Vorstellung bei Hofe und vor wenigen Stunden in Rambouillet.«

»Ah! Louise war in Rambouillet?«

»Ja, ich habe sie erblickt, aber nicht einmal mit ihr gesprochen. Doch das erinnert mich auch an einen Umstand.«

»Nenne ihn mir.«

»Was kann das Dir machen?«

»Das ist je nach dem Umstande.«

»Wenn es nun ein ganz besonderer Umstand wäre?«

»Das kann mir nichts machen, da wir getrennt wie Du sagtest. Es ist indessen schicklich, daß ein Ehemann. . .«

»Ja, es ist In der Tat ziemlich schicklich.«

»Meine Frau ist frei.«

»Frei bis auf einen Herzog und Pair ausschließlich, und wäre er zweimal Herzog und zweimal Pair, nicht wahr?«

»Pecquigny!«

»Nun! mein Lieber, wenn es Dir missfällt, daß Deine Frau zu sehr Einen anschaut, und daß dieser Eine zu sehr Deine Frau anschaut, so ist es Zeit.«

Der Graf fuhr mit einer Hand über sein Gesicht.

»Ah!« sagte er, »eine böse Versuchung! Ich kenne Louise: sie wird wohl dahin oder dorthin einige wohlwollende Blicke werfen, das ist aber Alles.«

»Du glaubst also an Deine Frau?«

»Ich glaube.«

»Gut. Mein Freund, der Glaube hilft.«

Dann sagte Pecquigny ganz leise zu sich selbst:

»Wenn Olympia ein Muster ist, so ist Mailly auch ein Muster. Welches Paar! Und welch ein Unglück, daß sie getrennt werden sollen!«

»Ich habe also Dein Wort,« fuhr Mailly fort, »und ich bin sicher, daß Du von selbst wegen Olympia hierher kommst?«

»Ja, und ich gehe wieder in meinen Plan ein.«

»Lieber Freund, erkläre ihn mir nicht, das wäre verlorene Mühe.«

»Ho! Ho! ich hätte einen unnützen Plan gemacht?«

»Vollkommen. Ich habe die Liebe zu meiner Frau verloren, oder es ist wenigstens eine eingeschlafene Liebe, welche aufwachen wird, wenn es Gott gefällt.«

»Oder dem Teufel.«

»Ja, Herzog; doch was Olympia betrifft, ich wiederhole Dir, an ihr halte ich; sie ist mein, nichts wird sie mir nehmen.«

»Das sind Worte: Verbavolant! wie der Pater Porée sagte.«

»Du weißt, mein lieber Herzog, daß es Worte gibt, die man Ehrenworte nennt.«

«Gerate nicht in Flammen und verschwende besonders nicht die Ehrenworte.«

»Worin? Bin ich zufällig nicht der Herr meiner Neigungen?«

»Ei! nein!«

»Das ist seltsam!«

»Seltsam oder nicht, es ist so. Ich denke, wenn der König eine Steuer von der Stadt erheben will, so kommt er nicht, um Dich um Rat zu fragen, nicht einmal, um sie um Rat zu fragen.«

»Ja, aber. . .«

»Es gibt kein aber. . . Mademoiselle Olympia ist Schauspielerin, sie gehört der Comédie; die Comédie gehört dem König, da ihre Schauspieler die des Königs sind.«

»Ah! Du scherzest!«

»Ich! ich bin tausend Meilen davon entfernt.«

»Nun, so sage dem König, er möge kommen und mir Olympia nehmen, und wir werden sehen.«

Pecquigny zuckte die Achseln.

»Der König wird sich wohl Zwang antun, nicht wahr?«

»Pecquigny, Du bist ein kostbarer Freund. Ich begreife Dein ganzes Zartgefühl. Du siehst, welche Gefahr mich bedroht, und willst mich derselben entziehen.«

»Wie?«

»Du weißt, daß man gegen meine arme Olympia konspiriert hat, und ohne irgend das Ansehen davon zu haben, warnst Du mich.«

»Ich?«

»Das ist gut, verteidige Dich nicht, das ist vortrefflich, ich danke Dir. Schon heute Nacht reise ich mit ihr nach meinem kleinen Gute in der Normandie ab, – Du kennst es, das in der Nähe von Courbe-Epine, was Frau von Prie gehört,«

»Ich danke Dir, daß Du mich hiervon unterrichtest. Du kannst sicher sein, daß Mademoiselle Olympia nicht nach der Normandie gehen wird.«

»Bah!« versetzte Mailly erstaunt, »warum sollte sie nicht gehen?«

»Weil ich es verhindern werde!«

»Du?«

»Ich selbst. Du begreifst, mein lieber Graf, ich habe nicht Lust, den König vor Gram sterben zu machen, um meinen Platz neben Jacques Clément und Ravaillac zu nehmen.«

»Ah! das ist stark.«

»Wenn es Deine Frau wäre, mein guter Mailly, dann wollte ich nichts sagen, ich würde Dich ermächtigen, Dir empfehlen, sie wohl zu verbergen; denn das wäre ein von Seiner Majestät verübter Diebstahl, obgleich es Vorgänge gibt, welche von Ludwig XIV. und Herrn von Montespan datieren . . .Doch eine Geliebte. . .«

»Herzog!«

»Ah! ja wohl!«

«Du! mein Freund!«

»Außer dem Dienst; doch hier, mein Lieber, Dienst des Königs.«

»Mir die Frau rauben, die ich liebe!«

»Eine Komödiantin?«

«Wenn sie aber der König liebt, warum sollte ich sie nicht auch lieben?«

»Der König, mein Freund, ist der König!«

»Willst Du mich in Verzweiflung bringen?«

»Wenn ich Dich deshalb in Verzweiflung würdest Du mich lachen machen.«

»Nun ist es zu viel, Herzog, und ich denke, wir wollen ein Ende machen.«

Pecquigny stand auf.

»Ich hielt Dich für einen Mann von Geist,« sagte er.

»Ja, aber nicht von Herz.«

»Gut; seit einer Stunde mache ich alle mögliche Wege und Umwege; ich häufe auf, ich lüge, ich brauche List, ich lege Minen an . . .«

»Um wohin zu gelangen?«

»Ei! Du weißt es.«

»Um Olympia zu nehmen, ja.«

»Ei! wenn es mir der König befiehlt, so ist das minder schwierig, als eine Bastei.«

»Pecquigny, in den Basteien, die Du genommen hast, fandst Du Spanier oder Deutsche.«

»Und bei Olympia werde ich Dich finden, willst Du sagen?«

»Ja.«

»Mein Theuerster, das wird ein Kummer für mich sein, doch ich werde den Kummer verschlucken, und ist er verschluckt, so werde ich die Bastei nehmen. Du kennst meine Theorie der Unannehmlichkeiten.«

»Höre, Pecquigny, ein letztes Wort.«

»Sage es.«

»Wenn Olympia mich liebt?«

»Du sprichst nur Tollheiten, Du bist geringer seit unserer Unterredung. Was ich von Dir gehört habe, ist ein Kompositum von entsetzlichen Plattheiten. Wenn Olympia Dich liebt, sagst Du? Ei! bei Gott! ja, sie liebt Dich. Was beweist das?«

»Wie, was das beweist?«

»Allerdings; ich komme auf meine Vergleichung, zurück. Lieben die Salzsteuern den König? Dennoch gehören Sie dem König. Wenn Mademoiselle Olympia den König nicht liebt, wird sie Seiner Majestät sagen, sie hasse ihn?«

»Ja, sie wird es ihm sagen.«

»Nun! mein Lieber, das wäre eine grobe Dummheit, und hierzu halte ich sie für unfähig. Nie wird sie es dem König sagen, weil sie guten Ton hat, und weil der König geliebt zu werden verdient . . . Der König ist bezaubernd. . . Wenn Du ihn heute Abend gesehen hättest. Er ist viel schöner als Du. Er ist viel jünger als Du. Und dann ist er König, was wohl etwas ist. Eine Frau, die den König nicht lieben würde, pfui doch! Eine Frau! Höre, mein Theuerster, Du urteilst gegen allen gesunden Verstand! Die Liebe des Könige für eine Schauspielerin wird nicht ewig währen! Alle Teufel, wenn Du diese Olympia liebst, Du wirst sie wiederfinden.«

»Oh! was Du sagst, ist abscheulich.«

»Du hast hundert tausendmal Schlimmeres gethan, als ich Dir da sage. Fassen mir die Sache zusammen.«

»Sie ist zusammengefasst. Ich schlage es ab.«

»Gut. So lass mich passieren, ich will mit der Dame sprechen.«

Mailly warf sich dem Herzog entgegen, um ihm den Weg zu versperren.

»Du willst von diesen Schändlichkeiten mit Olympia sprechen!« rief er. »Nie, Herzog! Nie!«

»Wenn ich nicht heute mit ihr spreche, so werde ich morgen mit ihr sprechen: das ist der ganze Unterschied.«

»Bei mir, nie!«

»Wenn nicht bei Dir, so wird es anderswo. So wird es im Schauspielhaus sein.«

»Ich werde Dich eher tödten!«

»Wenn Du mich tödtest, Mailly, so hinterlasse ich als Erbschaft irgend einem Freunde meinen Plan, den Du nicht annehmen willst. Mein Freund wird den Plan benutzen, und Du wirft genötigt sein, auch ihn zu tödten, um ihn zu verhindern, mit Deiner Olympia zu sprechen.«

»Dann werde ich sie tödten.«

»Gut! Nach den Tollheiten kommen nun die Albernheiten, Du bist wie der Römer Virginius, ein Herr welcher seine Tochter tödtete. . . sehr gut; doch Virginius tödtete seine Tochter und nicht seine Geliebte; doch Appius war ein abscheulicher Decemvir, während Ludwig XV. ein reizender König ist.«

»Was liegt mir daran!«

»Doch, es liegt Dir daran, und Du wirst sehen, warum. Der König wird Dich nach so vielen Schlächtereien für verrückt halten, er wird Dich in die Bastille einsperren lassen, und dort wirst Du, indem Du an die Wände Sonette zum Lobe Deiner Geliebten schreibst, verfaulen. Freund, ich bitte Dich, schließe Dich in Dich selbst ein. Ich habe die Lage scharf gezeichnet. Höre.«

»Mein Gott! ich habe Dich schon nur zu viel angehört.«

»Der König liebt eine Frau; was sagst Du dazu?«

»Nichts, das ist mir gleichgültig.«

»Diese Frau ist die Deines Nächsten. Was sagst Du dazu?«

 

»Aber. . .«

»Nichts, nicht wahr? Noch besser, wenn es zum Beispiel die Frau Deines Freundes Pecquigny ist, so lachst Du darüber wie ein Haufe Fliegen in der Sonne. Gestehe, mein Gott! gestehe doch diese zwei Punkte.«

»Ja, doch die Frau, die der König liebt, ist diejenige, welche ich auch liebe.«

»Wirst Du die Andern verhindern, darüber zu lachen?«

»Nein; aber ich werde nicht lachen.«

»Gleichviel. Die Andern werden dem König Beistand leisten, wie dies zu tun, wenn man ein guter Franzose, natürlich ist. Der König hat seine natürlichen Reize, und in Ermangelung seiner Reize, welche unwiderstehlich sind, gibt es die Bastille: Bastille für Olympia, wenn sie den König nicht liebt; Bastille für Mailly, wenn er sich gegen Seine Majestät empört; Bastille rechts, Bastille links, Bastille überall. Mein Freund, ich habe zu viel gesprochen. Die Kehle brennt mich. Man hat mir während dieser langen Unterredung nicht einmal eine Erfrischung angeboten, wenn nicht etwa die eines Degenstichs.«

»Oh! verzeih, mein lieber Herzog.«

»Ja, ich begreife, das ist hart, doch selbst für die Genugtuung des Degenstichs haben wir die Connétablie und die Bastille. Immer die Bastille! Welch eine verteufelte Aussicht. Höre, man sagte, die Pyramiden seien das höchste Monument der Welt. Nun! ich schwöre Dir, daß dies falsch ist, denn man sieht die Pyramiden aus zehn Meilen nicht. Und diese rasende Bastille sieht man von überall. Sie ist das höchste Monument aus der Welt.«

Mailly versank In eine tiefe Erschlaffung.

»Oh! alle meine Träume,« sagte er, »alle verschwunden, alle verloren.«

»Bah! hast Du nicht Eines bemerkt? daß man, nachdem man einen Traum beendigt hat, wenn man ein guter Schläfer ist, beinahe immer einen andern anfängt. Sprich, bist Du entschlossen?«

»Olympia zu verlassen? Nie.«

»Mich sie vorbereiten zu lassen?«

»Nie! Nie!«

»Mein Freund, es ist gut. Wir sind nun Feinde, indessen immer mit der Redlichkeit, welche von französischen Kriegern unzertrennlich ist. Und hier muss ich Dir Etwas sagen.«

»Sage, Du wirst keine einzige Feder mehr in mir vibrieren machen; Alles ist abgespannt, wenn nicht gebrochen.«

»Da es sich um eine Weibersache handelt, so ist die List unerlässlich. Statt zu Brutalisieren, werde ich subtilisiren. Misstraue mir; die Thüren, die Fenster, die Fallthüren, Alles werde ich anwenden, und wenn Du nicht in die italienische Posse geraten willst, wenn Du nicht mit Olympia die Cossandre spielen willst, während ich sie die Isabellen spielen lassen werde, nimm Dich in Acht! Ich sage Dir noch einmal, mein lieber Graf von Mailly, nimm Dich in Acht! Ich, Pecquigny, Dein Freund und zugleich Dein Feind, warne Dich.«

Nach diesen Worten ging der Kapitän weg, ohne mit seinen Lippen das Glas berührt zu haben, das ihm Mailly, als Pecquigny diesem den Vorwurf machte, er lasse ihn vor Durst sterben, gefüllt hatte.

LXIII.
Der Schatten war ein Körper

Es war spät, oder es war vielmehr sehr frühzeitig, als der Kapitän der Garden Seiner Majestät Ludwig XV. aus dem kleinen Hause von Herrn von Mailly wegging.

Es schlug sechs Uhr Morgens in der benachbarten Kirche; die ersten Strahlen des Tages fingen an zu erscheinen: ein grauer Tag, wie diese Herbsttage sind, welche im Nebel ausgehen und im Nebel untergehen.

Eine trockene durchdringende Kälte versprach indessen einen schönen Mittag. An diesem Morgen und gegen Mittag sollte der König mit seinem ganzen Hofstaate von Rambouillet zurückkehren.

Die ersten Strahlen dieses Tages brachen durch die Fenster des Speisezimmers ein, als Mailly aus einer Art von Lethargie erwachte, in die ihn der Plan des Kapitäns der Garden versenkt hatte.

Das Feuer war erloschen, die Bedienten waren schlaftrunken oder zu Bette gegangen.

Mailly schüttelte seinen Kopf, als wollte er die Wolken herausfallen machen, die der Herzog darin aufgehäuft hatte, und ging zu Olympia hinaus.

Er glaubte sie eingeschlafen zu finden.

Sie saß aus ihrem Sopha, die Füße gegen ein Feuer gewandt, das allmählich erloschen, während die verschiedenen Wachskerzen aus die Leuchter von Vermeil abgelaufen waren.

Olympia schlief nicht, ihre Augen waren weit geöffnet.

Das war für Mailly ein neuer Schlag.

Er schaute die junge Frau an und war betroffen von der Veränderung in ihren Gesichtszügen.

»Schon ausgestanden?« sagte er.

Olympia, die sich bei dem Geräusche, das der Graf eintretend gemacht, nicht gerührt hatte, drehte langsam den Kopf.

»Noch nicht zu Bette gegangen, müssten Sie sagen.«

»Sie sind nicht zu Bette gegangen?«

»Nein.«

»Und warum nicht?« rief Mailly. »Mein Gott l! Olympia, sollten Sie leiden?«

»Ich leide nicht.«

»Warum haben Sie sich nicht zu Bette gelegt?«

»Ich habe mich nicht zu Bette gelegt, weil Sie es mir befohlen,« erwiderte sie.

»Befohlen!« wiederholte Mailly.

»Ja, ich habe befürchtet, Ihnen missfällig zu sein. Sind Sie nicht mein Beschützer?«

Beide Arme von Mailly fielen träge an seinen Seiten herab, während sich sein Kopf aus seine Brust senkte.

»Oh! Sie grausames, grausames Weib,« sagte er; »wie lassen Sie mich fühlen, daß Sie mich für einen Tyrannen halten!«

Olympia antwortete nichts.

»Sie lieben mich also nicht mehr, Olympia!« rief er mit einem Ausdruck aufrichtiger Liebe. »Oh! ich, ich liebe Sie so sehr.«

»Mein Herr,« sagte sie, »Sie achten nicht aus die Wunde, die sich in meinem Herzen geöffnet hat; schonen Sie diese Wunde.«

»Welche Wunde?«

Olympia lächelte bitter.

»Oh!« rief Mailly, der zum ersten Mal hieran dachte, »ich zittere, Sie zu verstehen.«

»Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen nicht tiefer forschen.«

»Sie haben Liebe bewahrt . . . für . . .«

»Fügen Sie kein Wort bei.«

»Sie lieben noch diesen Banniére!«

»Graf, wenn ich es nicht sage, sagen Sie es nicht.«

»Im Gegenteil, sagen wir es, Olympia, Sie lieben diesen Menschen, diesen Komödianten, diesen Soldaten?«

»Was liegt Ihnen daran, ob ich ihn liebe oder nicht liebe, da er mich nicht liebt?«

Mailly wollte aufschreien: »Aber er liebt Sie immer noch! aber er ist in Paris! aber er sucht Sie.« Doch er sah ein, der furchtbarste von seinen Nebenbuhlern sei dieser.

Er musste also Olympia glauben lassen, Banniére sei fern von ihr.

»Olympia!« sagte er, »ohne Sie begreife ich die Möglichkeit einer Existenz nicht; ohne Sie gibt es nichts mehr für mich aus der Welt. Entziehen Sie mir Ihre Liebe nicht: das hieße mir das Leben entziehen!«

»Ja, ich glaube, daß Sie mich lieben.«

»Nun wohl! wenn Sie glauben, daß ich Sie liebe, Olympia, sagen Sie mir, daß Sie Ihrerseits mich lieben, daß Sie mich nicht nur lieben, sondern daß Sie mich auch Allem vorziehen, daß Sie keine Huldigungen dulden würden, welche nicht die meinigen wären. Oh! es ist für mich ein Bedürfnis, daß Sie mir das sagen, daß Sie sanft gegen mich sind! Wer weiß, mein Leben hängt vielleicht an diesem Faden!«

»Sie glücklich machen, ohne glücklich zu sein, ist es dies, was Sie verlangen? Streng genommen ist das möglich!«

»Wenn es möglich ist, bewilligen Sie es mir.«

»Selbstsüchtige Liebe!«

»Wie jede Liebe.«

»Graf,« sprach Olympia, »ich werde mich bemühen, Sie glücklich zu machen.«

»Hören Sie, das ist noch nicht Alles.«

»Was gibt es noch? Sprechen Sie.«

»Es können sich Ihrem Wohlwollen für mich Hindernisse bieten, meine Freundin.«

»Welche?«

»Nehmen Sie an, eine Macht, welche über der meinigen, suche mir Ihren Besitz streitig zu machen.«

»Ihnen meinen Besitz streitig machen?«

»Ja.«

»Mit Gewalt?«

»Mit Gewalt, das heißt gegen meinen Willen.«

»Und auch gegen den meinigen?«

»Was das betrifft, das vermöchte ich nicht zu sagen, Olympia.«

»Wer würde es wagen, von einer Frau Liebe zu verlangen, die sie nicht geben will?«

»Was weiß ich!«

»Derjenige, welcher dies täte, wäre der Letzte der Menschen.«

»Oder der Erste.«

Olympia schaute Mailly starr an.

»Ah!« machte sie.

»Sie begreifen?«

»Vielleicht.«

»Dann desto besser, Sie werden mir schmerzliche Einzelheiten ersparen.«

»Ich habe neulich in Britannicus gespielt.«

»Sie sind dabei, Olympia.«

»Und es hat mich Einer schön gefunden?«

»So ist es.«

»Und dieser Eine ist mächtiger als Sie?«

»Mächtiger als ich, Sie haben es gesagt.«

»Dieser Eine ist der König?«

»Es ist der König.«

Olympia zuckte die Achseln.

»Nun! was ist Ihnen daran gelegen?«

»Olympia, das bildet die Qual meines Lebens. Der König ist schön, liebenswürdig, jung.«

»Der König ist jung, er wird nichts Befehlen, was unredlich wäre. Man muss Nero sein, um Britannicus zu vergiften und Junia zu rauben.«

»Nehmen Sie aber an, Junia liebe Nero,«

»Nehmen Sie an, Junia liebe Nero, doch nehmen Sie nicht an, Olympia liebe Ludwig XV.«

»Gebrauchte man aber . . .«

»Was?«

»Die Furcht.«

»Die Furcht?«

»Wenn man Sie mit der Bastille bedrohen würde.«

»Graf, in der Lage, in der ich bin, kann mir nichts süßer sein, als völlige Gefangenschaft.«

»Olympia, werfen Sie mir nicht mehr vor, ich schließe Sie ein, ich verberge Sie vor Aller Augen. Sie sehen wohl, daß ich Recht hatte, und dennoch sind Sie von diesem Augenblick frei.«

»Man will mich also Ihnen entführen?«

»Man kündigt es mir so eben an.«

»Gibt es Etwas, was Sie beruhigen kann?«

»Ihr Wort, daß Sie der Furcht trotzen werden.«

»Was Sie verlangen, ist Wahrhaftig zu leicht.«

»Sie werden also nicht gehorchen?«

»Nur der Liebe.«

»Sie sehen wohl, daß Sie zum Voraus sagen, Sie werden den König lieben?«

»Ich sage nichts und ich glaube nicht, daß ich den König je liebe.«

»Oh! Sie werden ihn lieben, sage ich Ihnen.«

»Sie sehen wohl, daß alle meine Schwüre unnütz sind und Ihnen nicht die Sicherheit geben werden; lassen Sie sich also blindlings führen.«

Mailly warf sich Olympia zu Füßen.

»Meine Freundin,« rief er, »mein einziges Gut, ich will Sie lange anschauen, ich werde mich an den Gedanken gewöhnen, daß Sie mich geliebt haben, daß Sie nur mich geliebt haben, und ich werde am Ende glauben, Sie werden immer nur mich lieben.

»Gut! nun geraten wir wieder in Illusionen, Graf.«

»Olympia, Sie sind grausam.«

»Nein, ich bin bestimmt. Sie wissen gestern in Ohnmacht gefallen bin

»Ach! ja.«

»Nun wohl! als ich aus dieser Ohnmacht erwachte, schien es mir, als ginge ich aus einer Welt hervor, um in eine andere einzutreten. Die Welt, aus der ich kam, war die Welt der Illusionen; die, in welche ich eintrat, war die Welt der Wirklichkeiten. Was bin ich? wohin gehe ich? warum diese Delikatessen? Ich habe schon einmal den Herrn gewechselt, vielleicht werde ich ihn abermals wechseln. Ich bin ein Schatz, sagen Sie; ein Schatz wird gestohlen.«

«Olympia! Olympia!«

»Und sehen Sie, vielleicht ist das ein Mittel.«

»Ein Mittel?«

»Ja, Sie zu lieben. Wenn der König mich stiehlt. . . ich fühle, daß ich Sie dann vielleicht lieben werde.«

»Olympia, Sie durchbohren mir das Herz!«

»Ich?«

»Ja, Sie sind eine von den erschrecklichen Frauen, welche sich immer nach den Zuneigungen zurücksehnen, die Sie verloren haben.«

Olympia bebte.

»Sie glauben das?« sagte sie.

»Ja, ich glaube es.«

»Dann hüten Sie mich vor einem einzigen Mann.«

»Vor diesem Banniére?«

»Ja.«

»Sie lieben ihn?«

»Ja.«

»Sie haben mir aber doch dort gesagt, Sie lieben ihn nicht mehr?«

»Ich glaubte es.«

»Unglückliche!«

»Ja, Unglückliche! Denn ich liebe ihn immer noch.«

»Sie lieben einen Komödianten!«

»Ich bin eine Komödiantin.«

»Sie lieben einen Spieler?«

»Er spielte, um mich zu bereichern.«

»Sie lieben einen Menschen, der Sie verraten hat?«

Die Stirne von Olympia verdüsterte sich, ihre Lippen zogen sich krampfhaft zusammen.

»Wem zu Liebe?« fuhr Mailly fort; »einer unwürdigen Nebenbuhlerin zu Liebe.«

»Mein Herr,« versetzte Olympia, »sprechen wir nicht hiervon, ich bitte Sie, und ich glaube, wir werden besser daran tun.«

»Warum?«

»Weil ich, je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr zu dem Glauben gelange, daß unter der ganzen Geschichte ein Verrat steckt.«

»Ja, allerdings, nur ist der Verräter Banniére.«

»Er hat mir in seinem Gefängnis, geschworen, er sei unschuldig.«

»Bah! ein Mensch seiner Art schwört

 

»Banniére hat Ehre, Graf.«

»Olympia! Olympia!«

»Sie sehen daß ich Recht habe, wenn ich Ihnen sage: sprechen wir nicht von Banniére.«

»Was liegt mir daran, daß wir nicht von ihm sprechen. wenn Sie an ihn denken.«

»Ich kann meinem Worte befehlen, Graf, doch ich vermöchte meinem Gedanken nicht zu befehlen.«

»Und Ihr Gedanke?«

»Richtet sich unwillkürlich nach jenem Gefängnis zurück, wo er sich zu meinen Füßen wälzte und zu mir sagte: »»Ich bin unschuldig, Olympia! ich bin unschuldig, und ich werde es Dir beweisen.««

»Hat er es bewiesen?«

»Nein, doch wenn er es bewiese?«

»Wenn er es bewiese, was würde geschehen? Sprechen Sie.«

»Dann wäre es nicht Ludwig XII-, den Sie fürchten müssten.«

»Es wäre Banniére.«

»Ja!«

»Oh! Sie haben Recht, Olympia, sprechen wir von etwas Anderem.«

»Ich habe immer Recht.«

»So leiten Sie mich. Befehlen Sie.« Was machen wir?«

»Was wir machen?«

»Ja.«

»Nun, Graf, lassen Sie uns frühstücken, da wir gestern so ungeschickt gewesen sind, nicht zu Nacht zu speisen; das Leben benützend, wie man es nehmen muss, werde ich dann nach dem Frühstück schlafen, da ich die Albernheit begangen habe, heute Nacht nicht zu schlafen.«

»Wohl, es sei, leben wir, ohne an die Zukunft zu denken! Und wenn Du sehen wirst, daß Du Alles

für mich bist, meine Olympia, dann wirst Du Mitleid mit mir haben und Dich verteidigen, um Dich mir zu erhalten.«

»Ich werde mein Möglichstes tun,« erwiderte Olympia.

Um zwei Uhr Nachmittags schlief Mailly und träumte fern von Olympia, sie liebe nur ihn.

Das war ein zu reizender Traum, als daß er lange gedauert haben sollte.

Sein Kammerdiener klopfte an die Thür und weckte ihn auf.

»Was gibt es denn wieder?« fragte Mailly, »und warum weckt man mich auf?«

»Der Herr Herzog von Richelieu will durchaus den Herrn Grafen sprechen,« antwortete der Kammerdiener.

«Der Herr Herzog von Richelieu? und aus welchem Anlass?«

»Dienst des Königs!»

»Ah! Teufel!« rief Mailly, während er rasch ausstand, »sagen Sie, ich komme.«

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