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Drei starke Geister

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»Sie werden einsehen, mein Bruder, welch ein mächtiger Hebel später diese Theorie für mich werden mußte, die sich mit jedem Tage mehr in mir ausbildete und aus welcher hervorging, daß man die schlechtesten Gedanken haben und dabei für einen rechtschaffenen und aufrichtiger Menschen gehalten werden kann, wenn man sie nur geschickt zu verbergen weiß. Von hier bis zu dem Grundsatze, daß man alle Verbrechen begehen darf, wenn man nur klug genug ist, sich nicht dabei betreffen zu lassen, war nur noch ein kleiner Schritt.



»Ohngeachtet meiner großen Freude war ich indessen noch immer nicht zufrieden. Was mir gelehrt wurde, genügte meiner glühenden Wißbegierde nicht und ich wollte daher den Kreis meiner Kenntnisse selbst erweitern. Die physische Welt wurde mir zu eng, da ich aus die moralische Welt Einfluß erlangen wollte. Unser Director hatte eine sehr schöne Bibliothek und ich hatte in derselben schon oft neugierig die »Bekenntnisse« von J. I. Rousseau betrachtet. Da ich alle meine Freistunden mit Lesen ausfüllte, so bat ich den Director um Erlaubniß, mir dann und wann ein Buch aus seiner Bibliothek nehmen zu dürfen, und er willigte ein, da er nicht ahnete, daß ich gerade das zuerst lesen würde, welches er mir zuletzt gegeben hätte. Ich benutzte die Gelegenheit, als er einmal ausgegangen war und holte mir aus der Bibliothek das genannte Werk Rousseau’s.



»Als ich diese kalte Schilderung las, welche der Schriftsteller von seinem eigenen Character entwirft, als ich das moralische Scalpell verfolgte, mit dem er das menschliche Herz zergliedert und es Aller Augen preis giebt, als ich in diesem großen Verbrechen der das geschriebene Bekenntniß seiner Schändlichkeiten unsterblich gemacht hat, die nämlichen Characterzüge wie an mir erkannte, war ich stolz auf diese Ähnlichkeit, ich nahm dieses Vorbild meiner selbst in mich auf und schwelgte so zu sagen in der Poesie des Bösen – Während ich mich aber auf der einen Seite für ein außerordentliches Wesen hielt, während ich mich dazu bestimmt glaubte, mich mit Gott zu messen, denn der Stolz kennt keine Grenzen, während ich hoffte, daß nie ein Mensch so schlecht gewesen sein könne, als ich, fand ich zu meinem Schrecken und zu meinem Schmerze, daß ein Anderer es in gleichem Grade gewesen war und außerdem mit seinem infernalischen Character noch das Talent verbunden hatte, ihm etwas Anziehendes zu verleihen und auf seinem Schandgerüst eben so groß, vielleicht noch größer zu erscheinen, als der beste Mensch auf seinem Tugendpiedestal.



»Ich fühlte eine schwache Seite an mir, denn ich erkannte, daß ich mich öffentlich niemals auf die Höhe dieses Mannes würde emporschwingen können. Dies war, der erste wirkliche Schmerz meines Lebens.



»Damals war ich dreizehn Jahre alt.«



Viertes Kapitel.

Ein zu spät kommendes Bekenntnis

»Hätte Rousseau seine Bekenntnisse nicht geschrieben, oder hätte ich sie nicht gelesen, so fühle ich, daß mich Zeit meines Lebens der Wunsch gequält haben würde, ein solches Buch zu schreiben und in den Augen der Nachwelt einen gestickten Mantel über meine Laster und meine Schlechtigkeit zu breiten. Ich weiß nicht, ob Sie Rousseau’s Bekenntnisse gelesen haben, mein Bruder, aber es ist gewiß zugleich das schönste und abscheulichste Buch, das der Stolz eines Menschen je hervorgebracht hat. Wäre ich König von Frankreich, so würde ich die Ueberreste Dessen, der es schrieb, wieder ausgraben, sie durch Henkershand verbrennen, die Asche in die Winde streuen lassen und der ganzen Welt sagen: Rousseau habe nie existiert; und vergessen Sie nicht, mein Bruder, daß Der, welcher Ihnen dies sagt, ein Mensch ist, der die Ueberzeugung hat, noch schlechter gewesen zu sein als Der, von dem er spricht, denn bei aller Mühe, die sich Rousseau gegeben hat, sich stets in das ungünstigste Licht zu stellen, war er doch besser als ich, und in dem Maße, als er sich von den Menschen entfernte, näherte er sich Gott, während ich mich zu gleicher Zeit von Beiden entfernte. Ich fand jedoch einigen Trost in dieser Lectüre, indem ich mir vornahm, in meinen Augen allein im Bösen größer zu werden, als Rousseau es in den Augen Aller gewesen war. Ich wollte keinen andern Vertrauten haben, als mich selbst, und ich zitterte vor Wonne, wenn ich daran dachte, wie ich im Stillen die Menschen verlachen würde, die mich für ihren Freund hielten, und wie ich nach meinem Tode den Ruf eines rechtschaffenen Mannes hinterlassen würde, obgleich ich das Bedürfniß, Alles zu leugnen, so weit trieb, daß ich fast nicht an den Tod glauben wollte.



»Ich wurde demnach für mich selbst ein interessanter Gegenstand des Studiums und gab mich diesem Studium mit Eifer hin. Bis zu meinem achtzehnten Jahre sah ich nicht den kleinsten Keim des Guten in mir erwachen. Die Träume der Jugend, die Illusionen der Liebe blieben mir unbekannt, und doch war ich glücklich, weil mein Glück darin bestand, daß ich mich über die alltäglichen Leidenschaften Anderer erhob und mich nicht, wie sie, durch die gewöhnlichen Eindrücke der jungen Leute meines Alters täuschen ließ.



»Es gelang mir Alles mit immer steigendem Glücke. Ich war schlecht und man hielt mich für gut, ich war ein Atheist und man hielt mich für fromm, kurz mein Ruf von Ehrenhaftigkeit, Muth, Rechtlichkeit und Gewissenhaftigkeit stand so fest, daß ich ein Verbrechen begehen und mit Gewißheit darauf rechnen konnte, daß Niemand es wagen würde, mich zu beschuldigen und daß man selbst dann noch zweifeln würde, wenn ich bei der Ausführung betroffen worden wäre.



»Um meiner selbst noch sicherer zu werden, um mein Herz zu verhindern, sich von einem guten Gefühle oder irgend einem mir noch unbekannten Eindrucke besiegen zu lassen, um im Voraus alle Hindernisse unwirksam zu machen, die sich mir bei Gelegenheit der Ausführung irgend eines Planes entgegenstellen könnten, unterwarf ich meine Sinne den härtesten Proben. Unter der Maske der Menschenfreundlichkeit und um mich gegen Alles abzuhärten, suchte ich diejenigen Schauspiele auf welche die Muthigsten und Gefühllosesten fliehen. Besonders der Tod hatte einen unbeschreiblichen Reiz für mich. Ich besuchte die Hospitäler, ich sah Unglückliche unter dem Geschrei der Verzweiflung ihrer Frauen und Kinder sterben, und ich hatte die doppelte Kraft, nicht das Mindeste dabei zu empfinden und doch zu weinen, als ob ein solcher Anblick einen schmerzlichen Eindruck aus mich gemacht hätte. Dann beobachtete ich die Ueberlebenden, welche sich auf den Leichen Derer, die sie verloren, selbst den Tod geben wollten, und es vergingen nie zwei Monate, ohne daß ich die Nämlichen, die sich einem verzweiflungsvollen Schmerze hingegeben hatten, wieder gleichgültig und heiter werden sah. Zehn Meilen im Umkreise fand keine Hinrichtung statt, der ich nicht beiwohnte, und wenn der Kopf des Verurtheilten in den Korb geworfen war und Jedermann von dem Schauspiele befriedigt sich entfernte, näherte ich mich der Mordmaschine und erlangte unter dem achtbaren Vorwande, für einen Unglücklichen, den Jedermann verließ, zu beten und seinen verachteten Leichnam zum Friedhofe zu begleiten, die Erlaubniß, den-Kopf noch einmal zu sehen, um mich an den gräßlichen Verzerrungen des Todes zu weiden, der den Verbrecher in der Fülle des Lebens betroffen hatte, während noch alle Fähigkeiten vorhanden waren, die ihm eine lange Existenz versprachen. Nichts war im Stande mich zu rühren, nichts, was Andere betraf, konnte meine Theilnahme erwecken, nichts, was mich nicht persönlich anging, vermochte die Schläge meines Herzens zu beschleunigen. Um daher den Sieg vollständig zu machen, mußte ich auch gefühllos gegen das werden, was mich selbst betreffen konnte. Dies war leicht. Da ich nie etwas geliebt hatte, so beschäftigte ich mich damit, die Materie zu besiegen, diese eitle Hülle, die bei der geringsten Gefahr zittert und durch die geringste Anstrengung ermüdet. Ich überwand den Schlaf. Ich konnte acht bis zehn Nächte hinter einander wachen und mich dabei nur von Brot und Wasser nähren, ohne etwas von meiner Energie zu verlieren; im Winter sprang ich einige Mal in’s Wasser, um Ertrinkende zu retten, eigentlich aber nur deshalb, um zu sehen, ob ich vorkommenden Falls ohne Gefahr eine Kälte von zehn Grad im Wasser aushalten würde. Ich rettete die Leute und erhielt Ehrenmedaillen für diese hochherzigen Thaten.



»Wie Sie denken können, mein Bruder, hatte ich die Erziehungsanstalt verlassen, und obgleich ich überzeugt war, daß das Geld ein Mittel zu Allem ist, hatte ich doch die fünfhundert Franken, welche der Director mir aufbewahrt, nicht wieder nehmen wollen.



»– Nein, sagte ich zu ihm, behalten Sie diese Summe, nicht um Sie für die unendliche Wohlthat zu bezahlen, welche Sie mir erzeigt haben, sondern um damit die Erziehungskosten für einen andern armen Knaben zu bestreiten, der gern etwas lernen möchte, aber die Mittel dazu nicht besitzt.



»Dieser neue Zug von Seelengröße und Freigebigkeit machte mich zum Gegenstande der allgemeinen Bewunderung.



»Man trug mir Stellen an« aber ich antwortete, daß ich unabhängig bleiben wolle; Jedermann lobte diesen Charakter und nahm sich vor, mich wider meinen Willen zu unterstützen, wenn es nöthig sein sollte.



»Jetzt hatte ich nur noch den einen Wunsch, reich zu werden. Ich gestehe, dies war das einzige Verlangen, welches ich in keinem Falle hätte besiegen können. Ich liebte das Gold, weil der Reichthum meiner Ansicht nach der Hebel war, den Archimedes suchte und mit dem man die Welt aus ihren Angeln heben kann. Ich wollte reich werden, um die Erbärmlichkeiten der Menschen und die Ungerechtigkeiten Gottes noch besser sehen zu können. Ich hatte gebettelt. Jetzt wollte ich sehen, wie Andere mir die Hand entgegenstreckten, um ihnen das Brot, um welches sie mich baten, verweigerte und zu Gott sagen zu können: Du kannst für sie nicht thun, was ich für sie thun könnte, und wenn ich es will,« müssen diese Leute verhungern.



»Sie sehen, daß ich mich keinen Augenblick verleugnete und daß ich nicht ein einziges Mal von dem Wege abschweifte, den ich mir vorgezeichnet hatte.

 



»Ich miethete mir ein Zimmer, indem ich dem Hauseigenthümer sagte, daß ich zwar kein Geld hätte, es zu bezahlen, aber bald etwas verdienen würde und daß er sich auf mich verlassen könne, auf die nämliche Art kaufte ich Möbeln und dann ging ich an’s Werk.



»Jede Nacht sah man mein Fenster wie einen Stern leuchten, denn ich arbeitete stets bis zwei oder drei Uhr Morgens und die Vorübergehenden sagten:



»– Der Bettler arbeitet noch, denn der Beiname, den meine Schulkameraden mir gegeben hatten, war mir geblieben.



»Ich verwendete diese Nächte dazu, religiöse Bücher für die Jugend zu schreiben, die ich zu einem sehr billigen Preise verkaufte, deren Ertrag aber für meinen Lebensunterhalt genügte.



»So erwarb ich mir selbst die Achtung der Priester und Pfarrer, welche mich durchaus in befreundeten Familien als Hauslehrer unterbringen wollten, da sie überzeugt waren, daß man keinen gebildeteren und gottesfürchtigeren Erzieher finden konnte als mich.



»Dies war der Nutzen, den ihnen das Licht brachte, von dem sie erleuchtet zu sein meinten!



»Ich erinnere mich, daß ich eines Tages in der Diligence mit einem Geistlichen und mit einem reichen Bandhändler zusammentraf, der ein leidenschaftlicher Verehrer Voltaire’s war. Dieser ließ sich mit dem Priester in ein religiöses Gespräch ein, und was der gute Mann auch antworten mochte, immer wurde er durch die Vernunftgründe des albernen Kaufmanns besiegt. Jetzt mischte ich mich in das Gespräch; ich, der nur an Gott glaubte, um ihn zu bekämpfen, trat auf die Seite des Priesters und schlug den Voltairianer so vollständig, daß er kein Wort mehr zu sagen wußte.



»Zehn Minuten später hätte ich, wenn es verlangt worden wäre, das directe Gegentheil mit eben so gutem Erfolge vertheidigt.



»Wie konnte ich an diesen Gott glauben, der mir den Verstand gegeben haben sollte, und der es gleichwohl zuließ, daß ich diesen Verstand gegen ihn selbst mißbrauchte, daß ich seine Existenz bewies, wenn ich wollte und ihn verleugnete, wenn es mir Vergnügen machte?



»So schöpfte ich gerade daraus, woraus Andere mit Recht den Glauben schöpfen, Atheismus und Unglauben.



»Indessen bemerkte ich bald, daß mir der längere Aufenthalt in Nimes einen zu beschränkten Wirkungskreis bot und daß ich es hier nie zu etwas bringen würde; mein Geist verlangte einen weiteren Spielraum und größere Heldenthaten als diese inneren Verstellungen, welche zu nichts dienten, als meinem Stolze zu schmeicheln.



»Mittlerweile lernte ich den Pfarrer von Lafou kennen.



»Er war ein frommer Mann und aus meinen Gesprächen mit ihm erkannte ich bald, daß er einen aufgeklärten Verstand besaß und daß er, wie Sie, mein Bruder, durch Ueberzeugung zum Glauben gelangt war, denn ich habe in Ihren Reden die nämlichen Grundsätze und fast die nämlichen Worte gefunden als bei ihm. Ich warf einen Haß auf diesen Mann« weil er ein wirklich guter Mensch war und weil ich seine Ueberlegenheit über mich anerkennen mußte. Ich wartete nur auf eine Gelegenheit, ihm etwas Böses zuzufügen und ihn womöglich dahin zu bringen, daß er zweifelte. Mit diesem Gedanken machte ich mich so vertraut, daß meinem höllischen Geiste die sonderbarsten Pläne vorschwebten und ich nach und nach auf die, Idee kam« mit der Ausführung derselben zugleich einen materiellen Nutzen zu verbinden. Es schien mir, als hätte sich mir in der ganzen Zeit, seitdem ich die Vorsehung herausgefordert, noch keine so schöne Gelegenheit dargeboten, Mann gegen Mann mit ihr zu kämpfen. Ich wählte Herrn Raynal zum Terrain für diesen Zweikampf und entsinne mich, daß ich in einer aufgeregten Nacht, wo dieser Gedanke mich nicht schlafen ließ, zu Gott sagte, als ob er neben mir gestanden und mir hätte antworten können:



»– Dieser Pfarrer ist ein braver Mann, der Dich liebt und den Du segnest, der überall die Liebe zu Dir und die Ehrfurcht vor Deinem Namen verbreitet. Diesen Mann will ich, eines der erbärmlichsten Geschöpfe auf der Welt, ermorden und will Deiner Gerechtigkeit wie auch der der Menschen entgehen; das Geld, welches er für die Armen sammelt, soll die Grundlage zu meinem Vermögen werden, ich werde reich, glücklich und geachtet werden und vielleicht noch die Freude haben, daß Du einen Unschuldigen anstatt meiner verurtheilen und sterben lässest.



»Ich muß Ihnen sagen, mein Bruder, daß ich zu jener Zeit zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahr alt war und daß die sonderbaren Leidenschaften, die aus meinem Kopfe auch in mein Herz übergegangen waren, andere Leidenschaften, welche gewöhnlich junge und kräftige Männer beherrschen oder wenigstens ihre Gedanken beschäftigen, nicht in mir hatten aufkommen lassen. Die Frauen waren für mich nichtssagende oder, was ohngefähr das Nämliche ist, unnütze Geschöpfe. Ich wollte vor Niemandem schwach erscheinen, und die Liebe ist ein Beweis von Schwäche, den man einem noch schwächeren Geschöpfe giebt, als man selbst ist. Ich unterdrückte daher mit aller meiner Kraft diese plötzlichen Regungen, mit deren Hilfe Gott, wie ich glaubte, mich zu besiegen hoffte, und als ich die ganze Freiheit meines Geistes und die ganze Energie meines Charakters wieder gewonnen hatte, erschien ich mir selbst noch größer und achtete mich noch mehr.



»Indessen ist es der Wille der Natur, und jetzt sehe ich dies ein, daß der Mensch die Ueberfülle seiner Kraft durch alle ihm zu Gebote stehende Mittel, vom Vergnügen bis zur Arbeit, verbraucht, und wenn der Mensch, anstatt diesem Naturgesetze zu gehorchen, alle Fähigkeiten, die sich gleichzeitig in verschiedenen Sphären bewegen sollen, auf einen Punkt konzentriert, so erlangt die einzige Idee, die ihn beschäftigt, bald eine furchtbare Macht und steigert seine vorherrschende Leidenschaft bis zu den äußersten Grenzen der Ueberspannung, fast bis an den Rand des Wahnsinns. Ist man von Haus aus gut, so kann man in diesem Falle ein Heiliger werden; ist man von Natur ein gewöhnlicher Mensch, so kann man den Verstand verlieren; ist man aber von der Geburt an schlecht, wie ich, so muß man ein Verbrecher werden.



»Mein Vernichtungstrieb wurde zur fixen Idee in meinem Kopfe und erreichte eine Höhe, daß er ihn zu zersprengen drohte. Der Haß gewährte mir den nämlichen Genuß wie die Liebe, und des Nachts, mochte ich wachen oder schlafen, stieß ich ein Geschrei der Wollust aus bei dem Gedanken an den Mord, wie ein Mönch, der von Leidenschaften und Liebesgedanken gequält wird. Ich empfand eine wilde Freude, wenn ich mir den alten Pfarrer als Leiche vorstellte und im Geiste sein Blut strömen sah.. Wenn ich ihn nach einem Gespräche verließ, in welchem ich mir durch meine Uebereinstimmung mit seinen Grundsätzen seine Zuneigung erworben und ihn durch die Reinheit meiner Gefühle erbaut hatte, schmähte ich den Gott, welcher diesem frommen Greise nicht gestattete, mich zu durchschauen und mir wie einem Schurken sein Haus zu verbieten.



»Sie müssen wissen« mein Bruder, daß ich den Tod nicht zu fürchten glaubte, ich sah ihm entschlossen entgegen, im Fall ich in dem Kampfe, den ich gegen die Menschheit begann, unterliegen sollte aber ich nahm mir auch vor, wenn ich als Sieger aus demselben hervorgehen würde, meinen Sieg im vollsten Maße zu benutzen und meinem Ehrgeize keine Grenzen zu ziehen.



»Sie werden sehen« welche unbarmherzige Verwegenheit ich bei der Ausführung dieses Verbrechens entwickelte, das die ganze Stadt, wo die Untersuchung geführt wurde, in Aufregung versetzte. O, ich that große Dinge und gab der Vorsehung in der Partie, welche ich spielte, etwas Beträchtliches vor. Eines Abends ging ich nach Lafou, nachdem ich mir geschworen hatte, daß Herr Raynal am folgenden Morgen nicht mehr am Leben sein dürfe und daß ich sowohl seine Privatkasse, wie sein Almosengeld und selbst die Ersparnisse seiner Haushälterin in der Tasche haben müsse. Ich hatte schon den Plan zu der Reise im Kopfe, von der ich jetzt zurückkomme und sah in diesem Gelde die erste Quelle des Reichthums, den ich mir erworben habe.



»Sie könnten mir sagen, mein Bruder, wenn Sie überhaupt eines solchen Gedankens fähig wären, daß ich, da ich einmal einen Menschen umbringen wollte, seinen reicheren hätte wählen können, um mehr Geld zu gewinnen. Dies ist sehr richtig; aber wie ich Ihnen schon zu erklären versucht habe, war es nicht sowohl die Hoffnung auf Gewinn« die mich beherrschte, denn in diesem Falle würde ich nichts als ein gemeiner Dieb gewesen sein, sondern es war das Bedürfniß, mich zu überzeugen, daß ich Recht hatte, wenn ich die göttliche Gerechtigkeit leugnete, und mir selbst zu beweisen, daß dieses Wesen, vor dem man sich in den Staub wirft, für die guten Menschen ohne Erbarmen und für die bösen gütig ist und daß es folglich nicht existiert, oder wenn es existiert, ein böses Wesen ist. O, wenn die Philosophie und der Hochmuth in den Geist der Menschen einziehen, können sie ihn weit bringen. Ich wollte nicht einen gewöhnlichen Menschen ermorden, denn mein Haß war nur auf die bevorzugten Geschöpfe gerichtet, welche im Stande waren, sich zu vertheidigen. Der Beweis davon ist, daß ich mich nicht entsinne, je ein Kind oder einen Hund geschlagen, noch eine Blume abgepflückt zu haben. Daran kam mir nicht einmal der Gedanke in den Sinn. Alles was mir keinen Widerstand zu leisten vermochte, existierte für mich nicht.



»Ich begab mich also nach Lafou. Ich hatte mich vollkommen in der Gewalt und war fest überzeugt, daß meine Geistesgegenwart mich nicht verlassen und das

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