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Die Mohicaner von Paris

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CXLIX
Das Portrait des heiligen Hyacinth

Die Rue du Pot-de-Fer, parallel mit der Rue Férou und der Rue Cassette, war eine der düstersten Straßen des Faubourg Saint-Germain in der Zeit, in welcher sich die Ereignisse zutrugen, die wir erzählen. Das Graf wuchs darin in den Zwischenräumen der Pflastersteine, mit der Ueppigkeit, deren Ursache die Seltenheit der Vorübergehenden hinreichend erklärt. Man hätte glauben sollen, es sei das Gehäge eines Pfarrhauses, oder der Eingang eines Dorffriedhofes, so sehr flößte diese Straße tiefe Ruhe und stille Melancholie ein.

War sie aber düster aus der Seite der Rue du Vieux-Colombier, wo sie beginnt, so war sie dagegen ziemlich hell aus der Seite der Rue de Vaugirard, wo sie endigt. Auf diesem Punkte gegen den Luxembourg mündend, empfing sie alle Strahlen, mit denen die Sonne den Garten des Palastes der Medici übergießt; und für einen Gelehrten, für einen Philosophen oder für einen Dichter war in dieser stillen, grünen Straße wohnen ein Zaubertraum.

Hier wohnte, wie wir schon gesagt zu haben glauben, Fra Dominico Sarranti; er hatte den zweiten Stock eines dem Hotel der Grafen von Cossé-Brissac gegenüber liegenden Hauses inne. Die drei Zimmer, welche seine Wohnung bildeten, waren gleichförmig mit Oel, wie die Wände einer Zelle, im Tone der weißen Wolle seiner Robe angemalt. Sieben bis acht Bilder von spanischen Meistern, eine Skizze von Lesueur und eine Skizze von Dominichino offenbarten hinreichend den künstlerischen Geschmack des Miethsmannes.

Nach diesem Punkte der Rue du Pot-de-Fer wandle sich der Abbé Dominique, als er die Rue de Tournon verließ. Unter Freudenschreien, mit denen sie seine Ankunft begrüßte, überreichte ihm die Concierge einen Brief, bei dessen Anblick allein die ernste Miene des jungen Mannes sich aufhellte: er hatte die Handschrift erkannt, und dieser Brief war von seinem Vater.

Dominique öffnete ihn rasch. Er enthielt folgende Zeilen:

»Mein lieber Sohn, ich bin seit gestern Abend unter dem Namen Dubreuil in Paris, Mein erster Besuch war Dir bestimmt: man sagt mir. Du seist noch nicht zurückgekommen, man habe Dir jedoch meinen ersten Brief zugeschickt, und Du könnest folglich nicht säumen. Kämest Du heute Nacht oder morgen früh, so finde Dich um Mittag in der Himmelfahrts-Kirche, beim dritten Pfeiler, wenn man links eintritt, ein.«

Keine Unterschrift; doch für Dominique war die fieberhafte Handschrift seines Vaters wohl erkennbar. Ueberdies rechtfertigte seine Flucht in Folge des Complottes vom Jahre 1820 diese Vorsichtsmaßregel; er befürchtete ohne Zweifel beunruhigt zu werden, und der Leser weiß schon, – Dank sei es der Unterredung von Herrn Jackal und von Gibassier, – daß diese Befürchtungen nicht ganz illusorisch waren.

»Armer Vater,« murmelte der Abbé, während er in seine Wohnung hinausging, – denn da das Rendezvous erst für Mittag war, so hatte er noch eine Stunde zu warten; – »armer Vater, gutes, vortreffliches Herz, das Alter ist über Dein Haupt hingegangen, ohne einen Schlag Deines Pulses, einen edlen Gedanken Deines Geistes wegzunehmen. Du kommst nach Paris zurück, mitten unter die Gefahren, die Du kennst, und unter die, welche Du nicht kennst, um ein neues, hochherziges Unternehmen zu wagen. Gott gewähre Dir den Lohn für Deine fromme Ergebenheit und für Deine muthige, beharrliche Resignation, Ob! mein Vater, ich. ich bringe Dir mehr als das Leben, ich bringe Dir den Beweis der Unschuld an einem Verbrechen, das Du nicht nur nicht begangen hast, sondern von dem Du nicht einmal vermuthest, daß Du desselben bezichtigt bist.«

Und während er die Treppe hinausstieg, steckte er die Hände in die Falten seiner Robe, um darin die Erklärung zu suchen, die er von Herrn Gerard aus seinem Sterbebette erhalten und, da er an demselben Tage nach der Bretagne abgereist war, mitgenommen hatte.

Er trat in sein seit fast fünf Wochen verlassenes Zimmer ein und fand mit einem Gefühle tiefer Melancholie die ruhige, einsame kleine Wohnung wieder, aus der er fortgerissen worden war, wie ein Vogel fern von seinem Neste in einem Sturmwirbel weggetragen wird.

Ein schöner Sonnenstrahl drang durch die Fensterscheiben ein und brachte das Leben und die Wärme in das Schlafzimmer des jungen Mönches.

Dominique sank in einen großen Lehnstuhl und überließ sich einer tiefen Meditation.

Die Pendeluhr, welche die Concierge sorgfältig während der Abwesenheit von Dominique ausgezogen hatte, schlug halb zwölf.

Dominique erhob das Haupt, und sein Blick, in dem noch ein Rest von Meditation ausgedrückt war, heftete sich, nachdem er einen Moment aus den Gegenständen, die das Zimmer schmückten, umhergeschweift, auf das bleiche, blonde Gesicht von einem der Heiligen, welche die Gegenstände der an der Wand hängenden Gemälde bildeten.

Dieses Gesicht schien sich mit einem wunderbaren Scheine zu erleuchten.

Es war das Portrait vom heiligen Hyacinth, einem Mönche vom Dominicanerorden, den die Kirchengeschichtschreiber den Apostel des Nordens nennen. Er war vom Hause der Grafen Oldovrans, einem der ältesten und berühmtesten Häuser Schlesiens, das zur Zeit seiner Geburt, das heißt 1183, eine Provinz Polens bildete. Es gab eine Familientradition bei den Penhoël, einer ihrer Ahnen sei Waffenbruder, zur Zeit des ersten Kreuzzuges, von einem der Ahnen des heiligen Hyacinth gewesen, und durch einen seltsamen Zufall hatte Dominique, dem Colombau eines Tags diese alte Geschichte erzählte, über die Quais gehend, unter einer ehrwürdigen Staublage, diesen heiligen Hyacinth entdeckt und ihn gekauft, da er darin Aehnlichkeit mit Colombau gefunden; nach Hause zurückgekehrt, hatte er ihn gereinigt und von Neuem gefirnißt, und nun erkannt, daß es ein vortreffliches Bildchen aus der Schule von Murillo, wenn nicht von Murillo selbst war.

So daß dieses Bild dreifach kostbar war: einmal, weil es einen Heiligen von seinem Orden vorstellte; sodann, weil dieser Heilige Colombau glich, und endlich, weil das Bild, wie gesagt, wenn nicht von Murillo selbst, doch wenigstens von einem seiner guten Schüler gemalt war.

Man begreift, in der Gemüthsverfassung. in der sich Dominique befand, nach einem im Schlosse Penhoël zugebrachten Monat und einer bei Carmelite zugebrachten Stunde, man begreift, welche Wirkung auf ihn bei der Rückkehr der unvermuthete Anblick dieses vollkommen vergessenen Bildes machte.

Er stand langsam auf, um sich ihm zu nähern, doch ehe er sich näherte, blieb er, das Auge aus das Bild geheftet, beim Lehnstuhle stehen.

Es war in der That, – und nie hatte die Aehnlichkeit Dominique so vollkommen geschienen, – es war in der That dieselbe Reinheit der Stirne, dieselbe Heiterkeit des Gesichtes. Die blonden Haare des polnischen Märtyrers umrahmten, die Identität vollendend, das sanfte Gesicht von Hyacinth, wie die blonden Haare des botanischen Märtyrers das milde Gesicht von Colombau umrahmten. Beide hatten ihr Leben lang, unter den Fallstricken der Welt, dieselbe Unschuld und dieselbe Keuschheit des Leibes und der Seele bewahrt; Beide hatten, demüthig, mildherzig, einfach und stark, denselben Haß gegen das Böse, dieselbe glühende Liebe für das Gute, dasselbe brüderliche Gemüth für alle Menschen.

allmählich und je länger er das Bild anschaute, dünkte ihm diese Aehnlichkeit mit Colombau so wahr und zugleich so außerordentlich, daß er in einer der religiösen Extasen, denen er unterworfen war, das Wort an das Portrait richtend sprach:

»Sei glücklich! ja, guter, edler, junger Mann, und bete da oben für Deinen Vater, für Deinen Bruder und für Deine Schwester, wie hienieden Deine Schwester, Dein Bruder und Dein Vater für Dich beten!«

Hiernach schritt er aus das Portrait zu, machte es von der Wand los, trug es in seinen Händen ans Fenster und schaute es so beleuchtet mit einem Ausdrucke an, bei welchem schwer zu erkennen war, ob mehr Zärtlichkeit für den Freund oder mehr Religion für den Heiligen darin lag,

»Ja. Du bist es, edles, theures Geschöpf.« sagte er, »und Deine Tugend muß aus die Stirne der Menschen als unvertilgbares Siegel gedrückt sein, daß ich in einer Entfernung von acht Jahrhunderten, und ohne daß der Maler den Einen oder den Andern von Euch kennen konnte, aus der Stirne des Heiligen das Tugendmahl wiederfinde, das Gott aus die Stirne meines Freundes gesetzt hatte.«

Dann murmelte er rasch, als würde er plötzlich von einem Gedanken erleuchtet:

»O Carmelite!«

Und nach einem Augenblicke der Ueberlegung sagte er:

»Ja, es wird so sein!«

Er legte sodann das Portrait aus einen Stuhl, trat an seinen Schreibtisch, nahm ein Blatt Papier und eine Feder, rückte einen Stuhl an sein Bureau, ließ einen Augenblick seinen Kopf in seine Hände fallen und schrieb endlich folgenden Brief:

»Erlauben Sie mir, meine Schwester, Ihnen das Portrait des heiligen Hyacinth anzubieten. Sie werden beiliegend eine Geschichte des Lebens dieses Heiligen finden, – ein Leben, das ich vor ein paar Jahren zu skizzieren versucht habe.

»Von der Bretagne zurückkehrend, von Ihnen weggehend, nach Hause kommend, war ich betroffen von den Geheimnisvollen Verwandtschaften, welche in einer gemeinschaftlichen Aehnlichkeit den Heiligen und den Freund verbinden, den wir beweinen. Es sind zwei Brüder des Guten, Zwillinge der Tugend. Sie, ihre Schwester, nehmen Sie dieses Portrait als eine Familienerbschaft an.«

Er faltete den Brief zusammen, versiegelte ihn und schrieb die Adresse daraus; dann ging er an seine Bibliothek und nahm von einem der Fächer ein kleines Manuscript, aus dessen erster Seite die Worte geschrieben standen: Lebensabriß des heiligen Hyacinth vom Dominicanerorden.

Er schaute abwechselnd das Manuscript und das Portrait an; dann wickelte er das eine und das andere in ein großes Blatt Papier, versiegelte das Ganze, und als er sah, daß es drei Viertel aus zwölf aus der Pendeluhr war, nahm er das Päckchen unter seinen Arm, den Brief in seine Hand und ging rasch hinab.

 

Er kehrte zu Carmelite zurück, und nachdem er sich bei der Concierge über die Folgen der Ohnmacht des Mädchens erkundigt hatte, gab er ihr das Portrait und den Brief, mit der Bitte, Beides sogleich an die Adresse zu überliefern, ging aus der Seite der Quais hin, und wandte sich durch die Rue de Seine und über den Pont des Arts nach der Himmelfahrts-Kirche.

Am Morgen erst angekommen, und völlig unwissend in Betreff dessen, was in Paris vorging, konnte der Abbé Dominique nicht begreifen, warum ihm sein Vater in der Himmelfahrts-Kirche Rendez-vous gegeben hatte, während, angenommen, er welle ihm durchaus Rendez-vous in einer Kirche geben, die Saint-Sulpice-Kirche nur hundert Schritte von ihm war. Als er aber in die Rue Saint-Honoré eintrat und die ungeheure Menge, welche sie besetzt hielt, so wie die Reihe von Wagen sah, die weit jenseits der Rue du Coq anfing, und deren äußerstes Ende man nicht erblickte, erkundigte er sich bei dem ersten dem besten Vorübergehenden nach der Ursache, welche alle diese Menschen versammelte.

Da theilte man ihm mit, die Menge sei gekommen, um dem Leichenbegängnisse des Herzogs de la Rochesoucauld-Liancourt, der vor zwei Tagen gestorben, beizuwohnen.

CL
Das Leichenbegängnis eines lieberalen Edelmannes im Jahre 1827

Der Herzog de la Rochesoucauld-Liancourt hatte, auf eine so brutale Art 1823 von Herrn von Corbière verletzt, wirklich im Alter von achtzig Jahren ein Leben der Menschenliebe, der Redlichkeit und der Ehre beschlossen, was gemacht hatte, daß er mit dem Rufe eines der wohlthätigsten, der tugendhaftesten und der ehrenwerthesten Männer Frankreichs gestorben war. Welcher Partei man angehörte, man mußte die außerordentliche Tugend des Herzogs de la Rochesoucauld-Liancourt bewundern, und vom ärgsten Arbeiter bis zum reichsten Bürger bedeutete sein Name, mit gleicher Verehrung ausgesprochen, in Aller Munde Seelengröße. Wohlthätigkeit, Rechtschaffenheit.

Als er den Tod des edlen Herzogs erfuhr, begriff der Abbé Dominique den Sinn dieser sympathetischen und dankbaren Demonstration der Bewohner von Paris; – es war die Zeit der Demonstrationen.

Da die Opposition damals, mit wenigen Ausnahmen, in der Majorität bei allen Klassen der Gesellschaft war, so ergriff man die geringste Gelegenheit im Fluge, und nie hatte das Rad, aus dem sie sich dreht, häufiger Halte gemacht.

Alles war ein Anlaß zu Demonstrationen.

Touquet erfand die Tabaksdosen à la Charte, und Touquet verkaufte fünfmalhunderttausend Tabaksdosen! Diejenigen, welche nicht schnupften, benützten sie, um Bonbons darein zu thun; das war eine Demonstration.

Pichat ließ Leonidas für die Freiheit Spartas sterbend aufführen, und man erdrückte sich an den Thüren des Theâtre-Francais: das war eine Demonstration.

Der General Foy starb; hunderttausend Menschen folgten seinem Leichenbegängnisse, und Frankreich unterzeichnete eine Million für seine Witwe: das war eine Demonstration.

Endlich war der Herzog de la Rochesoucauld-Liancourt gestorben; das war allerdings ein Edelmann, ein Royalist, da er aber zugleich ein Liberaler war, so benützte man seinen Tod, um eine Demonstration gegen die Ultras und gegen die Jesuiten zu machen.

Es waren auch alle Klassen der Gesellschaft bei dieser Menge repräsentiert. Der Kittel, die Blouse, das Wamms des Arbeiters, der Alpaga und die Castorine des Bürgers, die Uniform des Nationalgardisten, der Frack des Pair von Frankreich, die Simarre des Richters. Alles war vermischt.

Ein und derselbe Schmerz, der Alles aus dasselbe Terrain zog, erniedrigte, was zu hoch war, erhob, was zu niedrig war, vermengte den Armen mit dem Reichen, den Civilisten mit dem Militär, den Academiker und den Deputirten, den Beamten und den Arzt.

Was sich aber am Krampfhaftesten unter dieser Menge bewegte, das war die Jugend der Schulen, das waren, die Hunderte von Studenten, welche, Kinder des vorhergehenden Tages, geheiligte Leute durch die religöse Mitwirkung wurden, die sie dieser allgemeinen Trauer gewährten.

Zu jener Zeit gab es noch Schulen.

Schien ein Ausstand eine gewisse Consistenz zu erlangen, so steckte der Bürger ganz zitternd die Nase zum Fenster hinaus und schaute nach rechts oder nach links, immer aber nach der Seite des Quartier Latin, und sagte dann zu seiner Frau:

»Beruhige Dich. Minette. es wird nichts sein; ich sehe die Schulen nicht herabkommen.«

So schaute man 1792 nach der Seite der Vorstädte; nur, wenn diese Vorstädte herabkamen, wie am 5. und am 6. October, wie am 20. Juni, wie am 10. August, war es die Gewalt, welche die Gewalt verstärkte, während, wenn die Schulen herabkamen wie am 5. Juni, es die Intelligenz war, welche die Gewalt verstärkte.

Sah derselbe Bürger in der Ferne den Wind die Schöße der knappen Jacken der Studenten aufheben, hörte man ihren Gesang wie einen Donner aus dem Gipfel des Berges tosen, den man die Rue Saint-Jacques nennt, dann schloßen die Bürger, da sie jede Hoffnung verloren, den politischen Horizont sich aufheitern zu sehen, wie der Constitutionnel so poetisch sagte, die Bürger schlossen, verstopften, verrammelten ihre Buden und ihre Fenster, und die Furchtsamen eilten in ihre Keller hinab und riefen:

»Rette sich, wer kann, meine Kinder! die Schulen kommen herab!«

Der Name Schulen89 bedeutete Jugend, Unabhängigkeit, Muth und Kraft, vielleicht aber auch ein wenig Ungestüm und Leidenschaft.

Und dann, war das wirklich die Sendung, die sie erhalten hatten?

Mittlerweile gaben alle diese jungen Leute von achtzehn bis zwanzig Jahren, welche von ihren Müttern aus allen Provinzen abgeschickt waren, Herzhaftigkeit den Schwachen, Zuversicht den Furchtsamen. Sie waren immer bereit, zu kämpfen und zu sterben für ein Wort, für eine Idee, für ein Princip, alten Soldaten, oder vielmehr jungen Spartanern ähnlich, deren männliche Tugenden sie unter einer leichteren, sorgloseren Form hatten. Sie kamen tanzend zum Aufruhr, sie kämpften singend, sie starben lächelnd.

Doch nicht um sich zu einem Aufstande zu begeben, waren sie an diesem Tage, – bedienen wir uns des geheiligten Ausdruckes, – herabgekommen. Sie tanzten nicht, sie sangen nicht, sie lächelten nicht einmal. Betrübt, traurig, trug ihr junges Gesicht Merkmale des Kummers an sich, mit dem das Herz jedes Bürgers der Tod dieses Gerechten erfüllte.

Unter ihnen bemerkte man eine Deputation der Zöglinge der Ecole des Arts-et-Métiers von Châlons, welche dem Leichenbegängnisse ihres Wohlthäters beiwohnen wollte; denn unter anderen Ansprüchen aus die Hochachtung und die Liebe seiner Mitbürger kam dem Herrn Herzog von Larochefoucauld-Liancourt auch der zu, daß er der Stifter der Ecole des Arts-et-Métiers in Châlons war.

Es war schwierig für den Abbé Dominique, durch diese Menge zu dringen. Als er aber mitten unter die Schulen gekommen war, traten die jungen Leute, da sie diesen schönen Priester sahen, der kaum fünf bis sechs Jahre älter als sie, und den die Meisten von ihnen kannten, ehrerbietig aus die Seite, um ihn passieren zu lassen.

Nach einer starken halben Stunde des Kampfes gelangte er endlich vor das Gitter der Himmelfahrts-Kirche, in dem Augenblicke, wo die Trauerwagen aus dem, in der Rue Saint-Honoré liegenden, Hotel de la Rochesoucauld hervorkamen und in der Ferne wie eine schwarz bewimpelte Leichenflotte die hochgehenden Wogen dieser Menge durchschneidend zu erscheinen anfingen.

In diesem Augenblicke, und als der Abbé durch eine Gruppe schritt, hörte er einen Mann, der schwarz gekleidet war und einen Flor am Arme trug, halb laut zu einem Andern sagen:

»Nichts vor, noch während der Feier, verstehen Sie wohl?«

»Und hernach?« fragte der Eine von den zwei Männern.

»Wird man ihnen bedeuten, sie sollen gehen.«

»Wenn sie sich weigern?«

»So verhaftet man sie.«

»Wenn sie sich zur Wehre setzen?«

»Ihr habt Euere Cassetes?«

»Ja, gewiß.«

»Wohl; Ihr bedient Euch derselben.«

»Und das Signal?«

»Sie werden es selbst geben . . . wenn sie den Leichnam tragen wollen.«

»St!« sagte Einer von den zwei Männern, »hier ist ein Mönch, der uns hört.«

»Gut! was liegt daran! sind die Priester nicht mit uns?«

Dominique machte eine Bewegung, als wollte er diese seltsame Solidarität leugnen; doch er erinnerte sich, daß sein Vater ihn erwartete, daß dieser unter dem Gewichte einer doppelten Anklage war, daß er also so viel als möglich die Aufmerksamkeit nicht nur von seinem Vater, sondern auch von sich selbst fern halten mußte.

Dem zu Folge schwieg er.

Nur, wenn es ihm, da er den Chef sah, übel geworden war, wurde es ihm vollends zum Erbrechen, als er die Gesichter der zwei Agenten erblickte.

Er setzte seinen, gezwungener Weise unterbrochenen, Marsch wieder fort und glaubte unter dieser Menge eine große Anzahl Menschen zu erkennen, welche nach seiner Meinung Träger von Casse-tétes zu sein schienen

Er kam so unter den Porticus der Himmelfahrt-Kirche.

Seine Tracht, die ihm einen Weg durch die Studenten gebahnt hatte, diente ihm besser noch bei den Zugängen zur Kirche.

Man trat vor ihm aus die Seite, und er konnte eintreten.

Mit dem ersten Blicke gewahrte er, an den dritten Pfeiler links angelehnt, unbeweglich wie eine Bildsäule, seinen Vater, dessen Auge aus die Thüre geheftet war: er wartete offenbar. Dominique erkannte ihn, obschon er ihn sieben Jahre nicht gesehen hatte. Nichts hatte sich an ihm verändert: dasselbe Feuer in den Augen, dieselbe Entschlossenheit in allen Zügen des Gesichtes, dieselbe Kraft in seiner ganzen Person, nur waren seine Haare grau geworden, und sein Gesicht hatte sich in der Sonne Indiens gebräunt.

Dominique ging gerade auf seinen Vater zu, mit der Absicht, sich ihm in die Arme zu werfen; doch ehe er die Hälfte des Weges gemacht hatte, hatte Herr Sarranti einen Finger aus seinen Mund gelegt und ihm durch dieses Zeichen, so wie durch den Blick, der es begleitete, die tiefste Discretion empfohlen.

Der Abbé begriff, daß er, wenigstens scheinbar, seinem Vater völlig fremd bleiben mußte. Statt ihn zu umarmen, mit ihm zu sprechen oder ihm nur die Hand zu reichen, kniete er auch, als er in seiner Nähe war, bei dem Pfeiler nieder, und nachdem er ein Dankgebet an Gott gerichtet hatte, suchte er die Hand, die sein Vater wieder fallen ließ, küßte sie mit Inbrunst und Ehrfurcht, und sprach nur die zwei Worte, welche eben so wohl an Gott, als an den Mann, zu dessen Füßen er kniete, gerichtet sein konnten:

»Mein Vater!«

89Ecoles, nicht zu verwechseln mit dem, was man gewöhnlich in Deutschland Schulen nennt: Unterrichtsanstalten für Knaben etwa bis zum fünfzehnten Jahre; unter diesen Schulen versteht man die Polytechnische Schule, die Rechtsschule u. dergl. Anstalten, in welchen Jünglinge bis zum Mannesalter ihre wissenschaftliche Bildung genießen. Ist z. B. bei Aufständen von Schulen, Ecoles, die Rede, so sind darunter die Zöglinge der so eben erwähnten Anstalten verstanden. D. Uebersetzer,
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