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Die Cabane und die Sennhütte

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Sechstes Kapitel
Sennhütte und Cabane

Monsieur Coumbes, der sich gänzlich der Aussicht hingab, die seine Einbildungskraft ihm über die Zukunft eröffnete, rieb sich heiter die Hände, als er ein Fenster in dem neuen Hause sich öffnen hörte. Er ließ schnell den Kopf sinken, um bei einem Spionieren nicht ertappt zu werden, und die jungen Leute erschienen auf dem Balkon der Sennhütte. Sie sprachen alle zugleich und mit großem Geräusch.

»Welche Aussicht!« sagte der Eine; »die schönste Aussicht im ganzen Lande!«

»Es kann kein Schiff in den Hafen von Marseille fahren, ohne das Feuer unserer Ferngläser zu passiren,« sagte ein Anderer.

»Ohne die Fische zu rechnen; man darf nur die Hand ausstrecken, um sie zu fangen,« bemerkte ein Dritter.

»Aber die Plattform, die Plattform, ich sehe die Plattform nicht,« begann der Erste wieder.

»Habe nur ein wenig Geduld,« sagte der Herr des Hauses; »wenn Ihr eine Plattform haben wollt, so sollt Ihr eine Plattform haben, Ihr sollt eine Molkenanstalt haben, Ihr sollt Alles haben, was Ihr wollt. Habe ich nicht noch mehr für Euch, als für mich selber dieses Häuschen erbauen lassen?«

»Nur Eins, mein Guter, wirst Du Dir nicht verschaffen können; das sind Bäume.«

»Bah! Bäume! wozu Bäume?« sagte der, welcher zuerst gesprochen hatte. »Findet man nicht Obst genug in Marseille, und kann man es nicht hierher bringen?«

»Und wirst Du Dir auch Schatten bringen lassen?«

»Seid ruhig,« sagte der Besitzer wieder, »Ihr sollt Bäume haben; wir sind nur von der einen Seite abgesondert, und von dieser,« fügte er hinzu, indem er auf das Haus des Monsieur Coumbes deutete, »müssen wir uns vor der Beobachtung zu schützen suchen.«

»Ja, denn es würde unangenehm sein, noch einmal von der Polizei beunruhigt zu werden.«

»Ei! zum Henker! das ist wahr; Du hast einen Nachbar auf dieser Seite; ich hatte dieses Häuschen nicht gesehen!«

»Welche armselige Hütte, mein Himmel!«

»Es ist ein Hühnerkäfig.«

»Ei, nein – Ihr seht wohl, sie ist roth bemalt; es ist ein holländischer Käse.«

»Und wer wohnt dort? Weißt Du es?«

»Ein alter Kerl, der zu sehr beschäftigt ist, um zu sehen, ob sein Kohl nicht wächst, um einen zudringlichen Blick auf die Thaten und Handlungen der Mitglieder der Gesellschaft der Vampyre zu werfen. Seid ruhig, ich habe schon meine Erkundigungen eingezogen. Uebrigens, wenn er lästig werden sollte, würde es immer ein Mittel geben, sich von ihm frei zu machen.«

Monfieur Coumbes verlor kein Wort von dieser Unterhaltung. Als er sein Eigenthum beleidigen hörte, hatte er auf einen Augenblick den Einfall zu erscheinen und auf die Beleidigung durch eine verständige Kritik der benachbarten Wohnung, deren Fehler ihm in diesem Augenblicke besonders einleuchtend waren, zu antworten; aber als der junge Besitzer von Vampyren sprach, als er mit vollkommener Unbefangenheit und Dreistigkeit eine Absicht erklärte, sich von einem unbequemen Nachbar zu befreien, dachte Monsieur Coumbes, er habe es mit einer furchtbaren Verbindung von Verbrechern zu thun. All‘ sein Blut floß durch seine Adern zurück; er beugte sich mehr und mehr nieder, um den Blicken dieser Blutsauger auszuweichen, bis er sich ganz auf seinen Stuhl niedergelegt hatte.

Als er indessen kein Geräusch mehr hörte, erlangte er nach und nach seinen Muth wieder und wollte einen Blick auf das Lager derjenigen werfen, die er von diesem Augenblicke an als eine Feinde betrachtete. Er erhob zuerst leise seinen Oberkörper und seinen Kopf, und stellte sich auf seine Füße, so daß seine Stirn mit dem oberen Rande der Mauer gleich war. Aber in diesem Augenblicke hatte einer von den jungen Freunden des Monsieur Riouffe denselben Einfall wie Monsieur Coumbes gehabt und gerade dieselbe Stelle gewählt, wie er, um die Besitzung des Nachbars in Augenschein zu nehmen, so daß er, als dieser letztere die Augen erhob, einen Fuß vor sich ein Gesicht erblickte, dem der leichte schwarze Backenbart ein wahrhaft satanisches Ansehen gab.

Die Ueberraschung des Monsieur Coumbes war so heftig, die Bewegung des Schreckens, welche diese Empfindung seinem Körper verursachte, so plötzlich, daß der im Sande unsicher stehende Stuhl schwankte und er in den Staub rollte.

Auf den Ruf ihres Kameraden liefen die drei anderen jungen Leute herbei, und unter Zurufen und einem Hagel von schlechten Witzen und Stichelreden machte der unglückliche Monsieur Coumbes einen Rückzug bis zu seiner Cabane.

Der Krieg zwischen dem alten Besitzer und denjenigen, welche er sich mit dem Titel Mitglieder der Gesellschaft der Vampyre hatte bezeichnen hören, war erklärt. Obgleich Monsieur Coumbes mit der romantischen Bewegung der Epoche völlig unbekannt war und niemals gesucht hatte, die Physiologie der Ungeheuer der mittleren Welt zu ergründen, so erinnerte ihn doch das Wort Vampyr undeutlich an Erzählungen, die ihn in seiner Kindheit eingewiegt hatten, und die Erinnerung, so unentschieden sie war, verursachte ihm Schauder.

Monsieur Coumbes dachte, die Behörde zu benachrichtigen; aber er hatte nichts Bestimmtes zu erklären; dann erröthete er über seine Schwäche, so daß er beschloß, die gewaltthätigen Handlungen, die er voraussah, zu erwarten, ehe er zu dem Schutze des Gesetzes überging, entschlossen, bis dahin seine Nachbarn jeden Augenblick zu überwachen.

Unglücklicherweise schien es, daß der Besitzer der Sennhütte zum voraus Mißtrauen gegen Monfieur Coumbes hegte; denn zwei Tage später, wie er es versprochen, hatte er längs der gemeinschaftlichen Mauer eine Reihe schöner pyramidalischer Cypressen pflanzen lassen, welche dieselbe schon um zwei Fuß überragten.

Diese Vorsichtsmaßregeln verdoppelten nur die Befürchtungen des Monsieur Coumbes, und entschlossen, die Complotte derjenigen zu vereiteln, welche er zum voraus als Bösewichter bezeichnete, die Verbrechen an den Tag zu bringen, deren sie sich, wie er nicht zweifelte, schuldig machten, errichtete er mit geringem Geräusch und mit Hilfe einiger Bänke eine Art von Platform auf seinem Dache, welches fast platt war, und von wo er die Besitzung beherrschte, welcher er schon so viele Unruhe verdankte.

Während einer Woche verfehlte er nicht, sich bei dem geringsten Geräusch auf seinen Posten zu begeben; aber er bemerkte weder Monsieur Riouffe, noch seine Begleiter. Man brachte Möbeln und Küchengeräthe, und deshalb war Monsieur Coumbes nicht neugierig.

Als er am Freitag eine umfangreiche Maschine, die mit grauer Leinwand bedeckt war, aus welcher zwei lange eiserne Arme hervorragten, die mit Hebeln endeten, von einem Karren abladen sah, glaubte er an den Vorsichtsmaßregeln, die man anwendete, um diesen Gegenstand in den Hof der Sennhütte zu bringt, die Lösung des Räthsels entdeckt zu haben.

Die Gesellschaft der Vampyre war eine Verbindung von Falschmünzern, und mit qualvollem Herzen und schwerem Athemzuge stieg er am Sonnabend Abend auf sein Observatorium.

Die Nacht war dunkel und ohne Sterne; die Sennhütte hatte ihre Fensterladen fest verschlossen, durch welche nur einige bleiche Strahlen von dem Lichte drangen, welches ein Zimmer des Erdgeschosses erleuchtete.

Plötzlich, und ohne daß Monsieur Coumbes auf dem Wege hatte gehen hören, öffnete sich das Gitterthor des Gartens seines Nachbarn, und er erblickte große schwarz gekleidete Phantome, die über den Sand der Alleen mehr dahinschwebten, als schritten.

Er hörte das Rascheln einer Art Leichentuch, welches ihre Formen seinem Blicke entzog.

Diese Phantome traten ohne Geräusch in die Sennhütte, welche schweigend und dunkel blieb. Das Herz des Monsieur Coumbes schlug, als wollte es ihm die Brust sprengen. Ein kalter Schweiß perlte auf einer Stirn. Er zweifelte nicht, daß er Zeuge von irgend einem seltsamen Schauspiel sein würde. In der That öffnete sich die Thüre der Sennhütte wieder, aber diesmal um diejenigen herauszulassen, welche sie enthielt. Die beiden Ersten, die sich darstellten, waren mit dem Gewande der grauen Büßenden bekleidet, deren vorzüglichstes Geschäft darin besteht, die Todten zu begraben.

Einer von ihnen hielt einen Strick in der Hand. Das andere Ende war um den Hals des jungen Mädchens befestigt, welches dicht hinter ihnen ging. Dann kamen andere Büßende, die mit grauer Leinwand, wie die Ersteren, bekleidet waren.

Das junge Mädchen war schrecklich blaß; ihr langes aufgelöstes Haar hing über ihre Schultern nieder und bedeckte ihre Brust, welche das Kleid von Leinwand, welches ihr als einzige Kleidung diente, frei ließ.

Als alle Büßenden im Garten versammelt waren, stimmten sie mit dumpfer und unterdrückter Stimme den Todtenpsalm an. Beim dritten Umgang hielten sie vor dem Brunnen an. Ueber diesem Brunnen befand sich eine eiserne Stange, die einen Galgen vorstellte.

Einer von den Büßenden erkletterte diese eiserne Stange und kauerte darauf wie eine ungeheure Spinne.

Ein Anderer befestigte den Strick an einen Ring.

Man ließ das junge Mädchen auf den Rand des Brunnens steigen, und es schien Monsieur Coumbes, als ob der Henker auf das Flehen, welches das Opfer an ihn richtete, nur damit antwortete, daß er seinem Kameraden zurief, sich bereit zu halten, der Unglücklichen auf die Schultern zu springen.

Die anderen Büßenden stimmten den Todtengesang an. Monsieur Coumbes zitterte wie Espenlaub; er hörte, wie seine eigenen Zähne klapperten; er athmete nicht mehr, sondern röchelte. Indessen konnte er diese Unglückliche nicht so sterben lassen. Er mußte daran denken, sie diesem entsetzlichen Tode zu entreißen, anstatt sich zu schonen, um ihren abgeschiedenen Geist zu rächen. Er sammelte daher alle seine Kräfte und stieß einen Schrei aus, den er schrecklich zu machen suchte, den aber der Schrecken, den er empfand, in einer Kehle erstickte. I

n diesem Augenblick schien es ihm, als ob die Fenster des Himmels sich über seinem Kopfe öffneten; er fühlte sich überschwemmt, und die heftige Erschütterung einer mit Gewalt auf seine Brust geschleuderten Wassermasse warf ihn rücklings um. Man hatte den Strahl einer Feuerspritze, die von sechs kräftigen Armen in Bewegung gesetzt wurde, auf ihn gerichtet.

 

Sein Dach war glücklicherweise in geringer Entfernung vom Boden und der Sand, welcher diesen bildete, so weich, daß er sich kein Leid zufügte. Aber halb wahnsinnig und den Kopf verlierend, legte er sich keine Rechenschaft ab von dem, was eben geschehen war und lief zu dem Maire von Bonneveine.

Er fand die Magistratsperson in dem einzigen Kaffeehause des Ortes bei einer Partie Piquet, womit er sich die Zeit vertrieb, die seine Untergebenen ihm ließen.

Als Monsieur Coumbes mit seinen durchnäßten und mit einer dicken Lage Sand bedeckten Kleidern in den durchräucherten Saal trat und ein blasses Gesicht und seine verstörten Augen zeigte, wurde er mit einem homerischen Lachen empfangen. Dieses Lachen verdoppelte sich, als er erzählte, was er gesehen und was ihm eben begegnet war.

Der Maire konnte dem ehemaligen Packträgermeister nur mit Mühe begreiflich machen, daß er das Opfer eines schlechten Spaßes gewesen; daß diese jungen Leute seine Neugierde entdeckt und ihn dafür hätten bestrafen wollen, und daß er kein Recht habe, sich darüber zu beklagen. Er rieth ihm darüber zu lachen, doch er konnte sich durchaus nicht dazu entschließen.

Monsieur Coumbes verließ wüthend das Kaffeehaus. Nach Hause zurückgekehrt, ließen ihn der Aerger und Zorn keinen Augenblick Ruhe finden. Wäre er auch nicht von diesen Gefühlen gequält worden, hätte er doch nicht mehr geschlafen.

Monsieur Riouffe und seine Freunde hielten während dieser ganzen Nacht einen Hexensabbath. Er hörte ein beständiges Klirren mit Gläsern und Tellern, ein Krachen von zerbrochenen Flaschen und ein Lachen, welches nichts Menschliches hatte. Zwanzig Stimmen sangen zwanzig Lieder, die nur das unter sich gemein hatten, daß sie alle von dem entlehnt waren, was die Marine in dieser Art von Unanständigkeiten bietet, und daß sie alle von einem Geklimper mit Schaufeln, Kasserolen und Kesseln begleitet waren.

Es war Zeit, daß der Tag kam, sonst wäre die Wuth des Monsieur Coumbes in ein hitziges Fieber übergegangen. Aber der Tag verbesserte seine Lage nicht vollständig. Seine verwünschten Nachbarn schienen nicht entschlossen, Ruhe zu suchen, und wenn der Teufelslärm auch nachließ, so hörte er doch nicht ganz auf; wenn die Gesänge verstummten und das Geklimper schwächer wurde, so dauerte doch das Schreien und Lachen dennoch fort.

Als Monsieur Coumbes sein Gesicht der Fensterscheibe näherte, schien es ihm, als ob eine Schildwache auf dem Balkon den Augenblick ausspähe, wo er aus dem Hause gehen werde. Die Folge davon war, daß er, um sich nicht der Belästigung der Bande auszusetzen, ungeachtet er eine herrliche Fischerpartie in Carri vor hatte, den ganzen Tag in seiner Wohnung blieb, ohne zu wagen vor der Thüre Luft zu schöpfen oder das Fenster zu öffnen.

Am Abend begann das wilde Leben wieder, und es war wieder eine schlaflose Nacht für Monsieur Coumbes. Jetzt begriff er, was ihm der Maire von Bonneveine zu verstehen gegeben, nämlich, daß er mit einer Anzahl lustiger Burschen zu thun hatte, die sich über ihn lustig machen wollten.

Er begriff es um so besser, da er, hinter seinem Vorhange stehend, unter einem Trupp von hübschen Grisetten, welche die Cabane mit spöttischer Miene ansahen, die Unglückliche wieder erkannte, deren Todesstrafe ihm am Abend vorher eine so tiefe Gemüthsbewegung verursacht hatte.

Aber wären diese Männer die Nachfolger Gaspards de Besse oder Mandrin's gewesen, so würde Monsieur Coumbes nicht den vierten Theil des Hasses empfunden haben, den er in diesem Augenblick hegte.

Wir haben gesagt, wie vollständig und unbegrenzt sein Glück war, und das überhebt uns der Mühe, eine Schilderung seiner Verzweiflung zu entwerfen, als er es von dieser Höhe herunterfallen sah. Man begreift es leicht. Die Promenaden, die er während dieses ganzen Tages in seiner Cabane auf und ab machte, verdoppelten seine Aufregung. Er brachte die ganze Nacht damit zu, über wilde Rachepläne nachzudenken und ging dem Besitzer der Sennhütte nach Marseille voraus, da derselbe nach der unabänderlichen Gewohnheit derjenigen Marseiller, welche sich nicht völlig auf dem Lande niedergelassen, am Montag in die Stadt zurückkehren mußte.

Er kam am Abend mit einer guten Doppelflinte, die er bei Zaoué gekauft hatte, in seine Wohnung zurück und am folgenden Tage erhielt Monsieur Riouffe von einem Gerichtsdiener die Weisung, die Cypressen, die nicht in der vorgeschriebenen Entfernung gestellt wären, von den Mauern seines Nachbarn zu entfernen.

Dies war der erste Act der Feindseligkeit, wozu der Zorn Monsieur Coumbes getrieben. Das Recht war für ihn; er gewann seinen Proceß. Aber der Sachwalt eines Gegners setzte ihn verbindlich in Kenntniß, daß sein Client appelliere und entschlossen sei, die Procedur so weit zu führen, daß, wenn Monsieur Coumbes endlich Recht bekommen sollte, die Cypressen so alt sein würden, daß das Comité zur Erhaltung der Monumente sie unfehlbar unter seinen Schutz nehmen würde.

Während die Sache verhandelt wurde, führten die Bewohner und die Gäste der Sennhütte einen kleinen Krieg gegen ihren Nachbar.

Keine Chikane, die in solchen Fällen gewöhnlich ist, wurde ihm erspart. Jeden Tag fügte Monsieur Riouffe durch irgend einen Schülerstreich eine Wunde zu denen hinzu, woran das Herz des Monsieur Coumbes bereits blutete, welcher seit der Zeit in beständiger Erbitterung lebte und ganz laut Denen, die es hören wollten, ankündigte, daß er in diesem Kampfe nicht weichen und sich für die Vertheidigung seines Heerdes tödten lassen wolle. Um seine Absichten deutlich kund zu geben, gab er sich öffentlich der Uebung in den Feuerwaffen hin, und von seinem Zimmer aus, wie von einem Posten, erspähte er mit der Geduld eines Wilden die Vögel, die sich auf die Stangen niederließen, die er in der Mitte seines Gartens aufgestellt hatte.

Da aber nur selten Vögel kamen, so durchlöcherte er die Baumblätter mit seinem Blei. Seine Verfolger erschracken nicht über das Geräusch, wie Monsieur Coumbes es vermuthet hatte, und sehr oft, wenn ein kühner Sperling seinem Geschosse entging und mit aller Anstrengung einer Flügel davonflog, kam ein kräftiges Pfeifen aus dem benachbarten Hause und beleidigte den Jäger wegen seiner Ungeschicklichkeit.

Eines Morgens hätte Monsieur Coumbes beinahe einen glänzenden Sieg errungen. Bei Anbruch des Tages hatte er sein Bett verlassen und ohne sich Zeit zu nehmen, seine Kleider anzulegen, hatte er seine Stangen befragt.

Da erblickte er eine ungeheure Gestalt, die gegen den Himmel abstach, den die Morgenröthe nur matt färbte, und von Hoffnung erbebend, ergriff er seine Flinte.

Was war es für ein ungeheurer Vogel? Ein Sperber, eine Nachteule oder vielleicht ein Fasan? Aber was es auch war, Monsieur Coumbes kostete zum voraus seinen Triumph und die Bestürzung seiner Feinde.

Er öffnete leise das Fenster ein wenig, kniete nieder, legte seine Waffe auf den Fensterrand, zielte lange und drückte endlich ab.

Welches Glück! nach dem Knall hörte er das dumpfe und matte Geräusch eines schweren Körpers, der auf den Boden fiel. In seiner Aufregung, und ohne an sein ungenügendes Kostüm zu denken, stürzte er sich die Treppe hinunter und lief zu einem Baume. Eine herrliche Elster lag am Boden. Monsieur Coumbes stürzte sich darauf zu, ohne die Erstarrung des Thieres zu bemerken, welches er für die Steifheit des Todes hielt.

Sie war ausgestopft und trug an der Klaue den Namen des Ausstopfers. Das Datum ging zwei Jahre zurück und der Ausstopfer war Monsieur Riouffe. Uebrigens um besser zu beweisen, daß es eine Nachbaren waren, welche seiner Jagdliebhaberei diese seltsame Entwickelung gaben, erschienen sie an allen Thüren der Sennhütte und brachen in ein stürmisches Bravo aus.

Monsieur Coumbes gerieth in Versuchung, seinen letzten Schuß auf die Bande abzufeuern, aber seine gewöhnliche Klugheit siegte über die Heftigkeit eines Charakters, und er trat ganz bestürzt seinen Rückzug an.

Es war an einem Sonntag Morgen, als dies geschah, und um einen neuen Unglimpf zu vermeiden, schloß sich Monsieur Coumbes den ganzen Tag in seine Cabane ein.

Die Zeit war sehr fern, wo die Genugthuung des Stolzes, der seine Wünsche erfüllt sieht, sein Herz schwellte; ein auf ganz andere Weise schreckliches Ungewitter, als das, welches der Nordwestwind erhob, war über sein Leben dahingegangen; eine gewohnten Vergnügungen, eine so lieblichen Beschäftigungen hatten allen ihren Reiz verloren, zu gleicher Zeit, als das hohe Vertrauen, welches er ehemals zu sich selber empfunden hatte, verschwunden war; er hatte einen Thunfisch an seiner Angel zappeln gefühlt, und doch hatte sein Herz nicht so geschlagen; er sah sich so verkleinert in seinen eigenen Augen, daß er nicht den Muth gehabt hatte, sich eines Ruhmes wegen der wunderbaren Erfolge seiner Gartenkultur im vergangenen Jahre wieder zu erfreuen.

Niemand kann den Rauminhalt des menschlichen Herzens bestimmen; ein Hirsekorn reicht hin, es auszufüllen, und ein Berg befindet sich ungehindert darin; diese unbedeutenden Genüsse, diese unschuldigen Zerstreuungen, diese mikroskopische Eitelkeit hatten bis dahin das Herz des Monsieur Coumbes genügend ausgefüllt; aber gegenwärtig war es leer, ein glühender Haß gegen die Anstifter dieser Revolution drang nach und nach in dasselbe ein.

Dieser Haß war um so heftiger, da er sich zur Ohnmacht geführt sah. Bis zu diesem Augenblick war er heftig geblieben. Wie eine gewisse kriegführende Macht wendete Monsieur Coumbes alle seine Sorge an, seine Unglücksfälle seinen Leuten zu verbergen: er hatte sich wohl gehütet, Milette in die Ursachen seiner üblen Laune einzuweihen; als aber sein Aerger den Charakter der Verzweiflung annahm, begann diese üble Laune überzuschäumen, ans Licht zu treten, kurz, sich durch wüthende Ausrufungen Luft zu machen.

Milette, welcher der Zustand ihres Herrn und Meisters eine unbestimmte Unruhe einflößte, vermuthete die Ursache davon nicht. Sie fürchtete, das Gehirn ihres Herrn möchte zerrüttet werden, sie bot ihm ihre Fürsorge an: Monsieur Coumbes wies sie zurück; sie flüchtete sich in ihre Küche.

Allein geblieben, gab sich Monsieur Coumbes allen schmerzlichen Genüssen der eingebildeten Rache hin. Er träumte, daß er König sei, daß er seine Nachbarn ohne Weiteres hängen, und die Pflugschaar über diese unmoralische Sennhütte dahingehen lasse; dann in eine andere Gedankenreihe eingehend, dachte er, er wäre Robinson geworden und befinde sich mit seinem Feigenbaume, seinem Garten, seiner Cabane und Milette, in den Wilden Freitag verwandelt, auf einer wüsten Insel. Endlich kam er dahin, den üppigen Blüthenflor des Erbsenbeetes zu verwünschen, der ihm ohne allen Zweifel diese ärgerliche Nachbarschaft zugezogen hatte. Dies war das auffallendste Zeugniß von der Zerrüttung, welche so viele Ereignisse in seinen Ideen hervorgebracht.

Während dieser Zeit hörte er in der Küche flüstern. Er öffnete leise die Thüre, völlig entschlossen, Milette tüchtig zu schelten, wenn sie sich erlaubt haben sollte, Jemand ohne seine Einwilligung einzulassen. Er erblickte auf einem Stuhle neben dem kleinen Lehnsessel, auf welchem Milette saß, Marius, welcher seine beiden Hände in denen seiner Mutter, zärtlich mit dieser sprach.

Es war der Ausgangstag des Sohnes seiner Haushälterin. Monsieur Coumbes hatte selber diesen wöchentlichen Besuch des Marius herbeigeführt. Er hatte keine Veranlassung, ein wenig von der Galle, die ihn erfüllte, über sie auszuschütten.

Monsieur Coumbes begriff es, und zugleich hatte er einen glänzenden Gedanken.

Er streckte dem jungen Manne, der sich respektvoll näherte, die Arme entgegen, um ihn zu umarmen, und drückte ihn an sein Herz, indem ein Gesicht lächelnd wurde.

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