Бесплатно

Der Chevalier von Maison-Rouge

Текст
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

Die Unglückliche brüllte diese letzten Worte und begleitete sie mit einer drohenden Gebärde.

Die Königin verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.

»Unglückliche l« sagte Madame Elisabeth, »vergissest Du, daß diejenige, mit welcher Du sprichst, die Königin ist?«

»Die Königin! sie die Königin!« rief die Tison, deren Wahnsinn, sich von Augenblick zu Augenblick steigerte; »wenn es die Königin ist, so verbiete sie den Henkern meine Tochter zu tödten. . . sie begnadige meine arme Heloise . . . die Könige begnadigen . . . Auf! gib mir mein Kind zurück, und ich werde Dich als Königin anerkennen . . . bis dahin bist Du nur eine Frau, und zwar eine Frau welche Unglück bringt, eine Frau, welche tödtet! . . .«

»Ah! haben Sie Mitleid, Madame,« rief Marie Antoinette; »sehen Sie meinen Schmerz, sehen Sie mein Thränen. . .«

Nachdem sie so gesprochen, suchte Marie Antoinette vorüberzugehen, nicht mehr in der Hoffnung, zu fliehen sondern maschinenmäßig und um dieser furchtbaren Besessenheit zu entgehen.

Oh! Du kommst nicht vorbei,« brüllte die Alte; »Du willst fliehen, Madame Veto. . . ich weiß es wohl, de Mann mit dem Mantel hat es mir gesagt; Du willst den Preußen. . . Du sollst nicht fliehen,« fuhr sie fort indem sie sich an den Rock der Königin anklammerte; »ich werde Dich daran verhindern, ich! an die Laterne mit Madame Veto! zu den Waffen, Bürger! Vorwärts. . . daß ein unreines Blut. . .«

Und die Arme gekrümmt, die grauen Haare zerstreut, das Gesicht purpurroth, die Augen ganz mit Blut unterlaufen, fiel die Unglückliche rückwärts und riß ein Stück von dem Kleid ab, an das sie sich angeklammert hatte.

Im höchsten Maße bestürzt, aber wenigstens von der Wahnsinnigen befreit, wollte die Königin nach dem Garten entfliehen, als plötzlich ein furchtbares Geschrei, vermischt mit Gebelle und begleitet von einem seltsamen Lärmm, die Nationalgarden, welche von dieser Szene angezogen die Königin umgaben, ihrer Betäubung entzog.

»Zu den Waffen! zu den Waffen! Verrath!« rief ein Mann, in welchem die Königin an seiner Stimme den Schuster Simon erkannte.

Bei diesem Mann, der, den Säbel in der Hand, die Schwelle der Hütte bewachte, bellte der kleine Black wie wüthend.

»Zu den Waffen, der ganze Posten!« rief Simon.«Wir sind verrathen. Führt die Oesterreicherin wieder hinaus. Zu den Waffen! zu den Waffen!«

Ein Officier lies herbei. Simon sprach mit ihm und deutete mit entflammten Augen auf das Innere der Hütte, Der Officier rief ebenfalls:

»Zu den Waffen!«

»Black! Black!« rief die Königin, indem sie ein paar Schritte vorwärts machte.

Doch der Hund gehorchte ihr nicht und bellte fortwährend mit derselben Wuth.

Die Nationalgarden liefen zu den Waffen und stürzten nach der Hütte, während sich die Municipale der Königin, ihrer Schwägerin und ihrer Tochter bemächtigten und die Gefangenen nöthigten, durch die Pforte zurückzukehren, welche sich hinter ihnen schloß,

»Macht Euch fertig!« riefen die Municipale den Wachen zu.

»Unter der Fallthüre,« rief Simon, »ich habe die Fallthüre sich bewegen sehen, dessen bin ich gewiß. Uebedies hat der Hund der Oesterreicherin, ein gutes Thierchen, das nicht zum Complott gehört, gegen die Verschwörer, welche wahrscheinlich im Keller sind, gebellt. Ei! hört, er bellt immer noch.«

Angefeuert durch das Geschrei von Simon, verdoppelte Black in der That sein Gebelle.

Der Officier faßte den Ring der Fallthüre. Zwei von den stärksten Grenadieren halfen ihm, als sie sahen, daß er nicht im Stande war, sie aufzuheben, doch mit ebenso wenig Erfolg.

»Ihr seht, daß sie die Thüre von Innen halten,« sprach Simon, »Feuer durch die Fallthüre, meine Freunde, Feuer!«

»Ei! Ihr werdet meine Flaschen zerbrechen!« rief Madame Plumeau.

»Feuer!« wiederholte Simon, »Feuer!«

»Schweige, Kreischer,« sagte der Officier, »und Ihr bringt Äxte und durchhaut die Bretter. Ein Peloton halte sich bereit. Achtung, und Feuer in die Falle, sobald sie offen ist.«

Ein Krachen der Bretter und ein plötzlicher Hieb, kündigten den Nationalgarden an, daß im Innern ein, Bewegung vorging. Bald hernach hörte man ein unterirdisches Geräusch, das einem eisernen Fallgatter glich welches man schließt.

»Muth!« rief der Officier den Sappeurs zu, welche, herbeiliefen.

Die Bretter wurden mit der Axt bearbeitet, Zwanzig Flintenläufe senkten sich in der Richtung der von Secunde zu Secunde sich erweiternden Öffnung.

Doch man sah Niemand durch diese Öffnung.

Der Officier zündete eine Fackel an und warf sie in den Keller; der Keller war leer.

Man hob die Fallthüre auf und diese gab nun nach ohne den geringsten Widerstand zu bieten.

»Folgt mir,« rief der Officier, indem er muthig auf die Treppe stürzte,

»Vorwärts! vorwärts!« riefen die Nationalgarden und eilten ihrem Officier nach.

Die Mauer war durchgraben. Man konnte zahlreiche Tritte auf dem feuchten Boden wahrnehmen, und ein Gang von drei Fuß Breite und fünf Fuß Höhe, dem Gange einer Tranchée ähnlich, vertiefte sich in der Richtung der Rue de la Corderie.

Der Officier wagte sich in diese Öffnung, entschlossen, die Aristokraten bis in die Eingeweide der Erde zu verfolgen; doch kaum hatte er ein paar Schritte gemacht, als er durch ein eisernes Gitter ausgehalten wurde.

»Halt!« sagte er zu denjenigen, welche von hinten drängten, »man kann nicht weiter gehen, es ist hier ein physisches Hinderniß.«

»Nun?« fragten die Municipale, welche, nachdem sie die Königin eingeschlossen, herbeiliefen, um nachzuforschen, »was gibt es denn?«

»Wahrlich! es gibt eine Verschwörung,« antwortete der Officier, welcher nun wieder zum Vorschein kam, »die Aristokraten wollten die Königin während ihres Spaziergangs entführen, und ohne Zweifel war sie im Einverständniß mit ihnen.«

»Bleibe!« rief der Municipal. »Man laufe zu dem Bürger Santerre und benachrichtige die Gemeinde.

«Soldaten,« sprach der Officier, »bleibt in diesem Keller und tödtet Alles, was sich Euch zeigt.«

Nachdem er diesen Befehl gegeben, stieg der Officier wieder hinaus, um seine Meldung zu machen.

Ah! ah!« rief Simon, indem er sich die Hände rieb, »ah! ah! wird man abermals sagen, ich sei ein Narr? Braver Black! Black ist.ein ausgezeichneter Patriot. Black hat die Republik gerettet. Komm hierher, Black, komm!«

Nachdem er ihm so geschmeichelt, gab der Schurke dem armen Thier, als es in seine Nähe kam, einen Fußtritt, mit dem er es aus zwanzig Schritte hinausschleuderte.

.Oh! ich liebe dich, Black, sagte er; »du wirst machen, daß deiner Gebieterin der Kopf abgeschlagen wird. Komm hierher, Black, komm!«

Doch statt zu gehorchen, nahm Black diesmal schreiend die Flucht nach dem Thurme.

XXVII.
Der Muscadin

Es waren ungefähr zwei Stunden nach den von uns erzählten Ereignissen vorüber.

Lorin ging in dem Zimmer von Maurice auf und ab, während Agesilaus die Stiefeln seines Herrn im Vorzimmer wichste; nur war zur Bequemlichkeit des Gesprächs die Thüre offen geblieben und Lorin hielt von Zeit zu Zeit vor dieser Thüre in seinem Spaziergang inne und richtete Fragen an den Willfährigen.

»Und Du sagst, Bürger Agesilaus, Dein Herr sei diesen Morgen weggegangen?«

»Oh! mein Gott, ja.«

»Zu seiner gewöhnlichen Stunde?«

»Zehn Minuten früher, zehn Minuten später, ich kann es nicht genau sagen«

»Und Du hast ihn seitdem nicht wieder gesehen?«

»Nein, Bürger.«

Lorin ging wieder einige Male stillschweigend auf und ab, blieb dann abermals stehen und fragte:

»Hatte er seinen Säbel?«

»Oh! wenn er nach der Section geht, hat er ihn immer.«

»Und Du bist sicher, daß er nach der Section gegangen ist?«

»Er hat es mir wenigstens gesagt.«

»Dann will ich ihn aufsuchen,« sprach Lorin. »Sollten wir uns kreuzen, so sagst Du ihm, ich sei hier gewesen und werde wieder kommen.«

»Warten Sie,« versetzte Agesilaus.

»Warum?«

»Ich höre seinen Tritt aus der Treppe.«

»Glaubst Du?«

»Ich bin dessen gewiß.«

In der That, beinahe in demselben Augenblick öffnete sich die Zimmerthüre und Maurice trat ein.

Lorin warf einen raschen Blick aus Maurice; als er nichts Außerordentliches an ihm wahrnahm, sagte er:

»Ah! endlich bist Du hier, ich erwarte Dich seit zwei Stunden.«

»Desto besser,« versetzte Maurice lächelnd, »Da hast dadurch Zeit gehabt, Deine Disticha und Reime vorzubereiten.«

»Aber, mein lieber Maurice,« sprach der Improvisator, »ich mache keine mehr.«

»Disticha und Reime?«

»Nein.«

»Bah! Naht etwa der Welt Ende.«

»Maurice, mein Freund ich bin traurig.«

»Du traurig?«

»Ich bin unglücklich.«

»Du unglücklich?«

»Ja, was willst Du? Ich habe Gewissensbisse.«

»Gewissensbisse?«

»Ei, mein Gott, ja; Du oder Sie, mein Lieber,es gab keine Mitte. Du oder Sie, Du fühlst wohl, daß ich nicht zögerte;aber siehst Du, Artemise ist in Verzweiflung, es war ihre Freundin.«

»Armes Mädchen!«

»Und da sie mir ihre Adresse gegeben hat . . .«

»Es wäre viel besser gewesen, Du hättest die Dinge ihren Lauf verfolgen lassen.«

»Ja, und zu dieser Stunde wärest Du an ihrer Stelle verurteilt. Trefflich gesprochen, theurer Freund. Und ich kam hierher, um einen Rath von Dir zu verlangen, weil ich Dich für stärker hielt.«

»Gleichviel, verlange ihn immerhin.«

»Verstehst Du, ich wollte etwas versuchen,um das arme Mädchen zu retten. Ich glaube, es müßte mir wohltun, wenn ich für sie einen guten Schlag geben oder empfangen würde.«

»Du bist ein Narr, Lorin,« sprach Maurice die Achseln zuckend.

»Laß hören, wenn ich einen Schritt bei dem Revolutionstribunal thäte?«

»Es ist zu spät sie ist verurteilt.«

»In der that, es ist abscheulich, daß man die arme junge Frau auf diese Art soll sterben sehen.«

 

»Um so abscheulicher, als meine Rettung ihren Tod zur Folge gehabt hat.Im Ganzen muß es uns jedoch trösten, daß sie conspirirte.«

»Ei mein Gott, conspirit nicht Jederman mehr oder oder minder in diesen Zeitläuften? Die arme Frau hat gehandelt wie alle Welt.«

»Beklage sie nicht zu sehr, mein Freund, und beklage sie besonders nicht zu laut, denn wir tragen einen Theil ihrer Schuld. Glaube mir, wir sind nicht so gut von der Anklage der Mitschuld gereinigt, daß kein Fleck übrig geblieben wäre. Heute hat mich in der Section der Kapitän der Chasseurs von Saint-Leu einen Girondisten genannt, und ich mußte ihm so eben einen Säbelhieb geben, um ihm zu beweisen, daß er sich täuschte.«

»Deshalb kehrst Du so spät zurück?«

»Allerdings.«

»Aber warum hast Du mich nicht davon in Kenntnis gesetzt?«

»Weil Du Dich bei solchen Angelegenheiten nicht zügeln kannst; das mußte sogleich endigen, damit die Sache keinen Lärm machte. Wir nahmen Jeder seinerseits diejenigen, welche wir gerade bei der Hand hatten.«

»Und diese Canaille nannte Dich einen Girondisten Dich, Maurice, einen Reinen!«

»Ei! bei Gott ja, und das beweist Dir, daß wir wenn noch ein solches Abenteuer vorfällt, unpopulär sind. Du weißt aber, Lorin, in den Tagen, in denen wir leben, ist unpopulär synonym mit verdächtig

»Ich weiß es, und dieses Wort macht die Bravsten. beben; doch gleichviel! . . . es widerstrebt mir, die arme Heloise zur Guillotine gehen zu lassen, ohne sie um Verzeihung zu bitten.«

»Was willst Du aber?«

»Du sollst hier bleiben, Maurice, Du, der Du Dich nichts in Beziehung aus sie vorzuwerfen hast. Bei mir ist es etwas Anderes, da ich nichts für sie vermag, so werde ich mich an ihren Weg stellen, ich will dahin gehen, Freund Maurice, Du begreifst mich, und wenn sie mir die Hand reicht . . .«

»Ich begleite Dich,« sprach Maurice.

»Unmöglich, mein Freund; bedenke doch, Du bist Municipal, Du bist Secretaire einer Section, Du warst angeklagt, während ich nur Dein Vertheidiger gewesen bin; man würde Dich für schuldig halten, bleibe also; bei mir ist es etwas Anderes, ich wage nichts und gehe.«

Alles, was Lorin sagte, war so richtig, daß sich nichts erwidern ließ. Wechselte Maurice nur ein einziges Zeichen mit Heloise Tison bei ihrem Gange nach dem Schafott, so gab er dadurch selbst seine Mitschuld zu.

»Gehe also,« sagte er, »doch sei klug.«

Lorin lächelte, drückte Maurice die Hand und ging.

Maurice öffnete das Fenster und sandte ihm einen traurigen Abschied nach. Doch ehe Lorin sich um die Ecke gewendet hatte, hatte er sich wiederholt dahin begeben, um ihn noch einmal anzuschauen, und jedes Mal wandte sich Lorin, gleichsam durch eine magnetische Sympathie angezogen, um seinen Freund ebenfalls lächelnd anzuschauen.

Als er endlich an der Ecke des Quai verschwunden war, schloß Maurice das Fenster, warf sich in einen Lehnstuhl und versank in einen von jenen schlafartigen Zuständen, welche bei starken Charakteren und kräftigen Organisatoren Vorgefühle großer Unglücksfälle sind, denn sie gleichen der Meeresstille, die dem Sturme vorhergeht.

Er wurde dieser Träumerei, oder vielmehr dieser Betäubung erst durch seinen Willfährigen entzogen, der von einem Auftrage zurückkehrend, den er auswärts besorgt hatte, mit der eifrigen Miene der Bedienten eintrat, welche vor Begierde brennen, ihrem Herrn die Neuigkeiten, die sie erfahren haben, mitzuteilen.

Als er aber Maurice in Gedanken versunken sah, wagte er es nicht, ihn zu stören, und beschränkte sich darauf, daß er ohne Gründe, aber mit großer Beharrlichkeit, vor ihm hin und herging.

»Was gibt es denn?« fragte Maurice mit gleichgültigem Tone; »sprich, hast Du mir etwas zu sagen?«

»Ah! Bürger, abermals eine große Verschwörung!«

Maurice machte eine Bewegung mit den Schultern.

»Eine Verschwörung, bei der einem die Haare zu Berge stehen!« fuhr Agesilaus fort.

»Wirklich!« versetzte Maurice, wie ein Mensch, der an die dreißig täglichen Verschwörungen jener Zeit gewöhnt war,

»Ja, Bürger,« sprach Agesilaus, »es ist in der That Schauer erregend! wenn sie nur daran denken, muß der guten Patrioten eine Gänsehaut überlaufen.«

»Laß hören, was für eine Verschwörung war es?«

»Die Oesterreicherin wäre beinahe entflohen.«

»Bah!« versetzte Maurice, der nun aufmerksamer werden anfing.

»Es scheint, die Witwe Capet stand in Verbindung mit der Tochter Tison, die man heute guillotiniren wird.«

»Auf welche Weise stand die Königin in Verbindung mit diesem Mädchen?« fragte Maurice, der den Schweiß auf seiner Stirne perlen fühlte.«

»Durch eine Nelke. Denken Sie sich, Bürger, man ließ ihr den Plan der Sache in einer Nelke zukommen

»In einer Nelke! . . . und wer dies?«

»Der Herr Chevalier von . . . warten Sie doch. es ist ein ganz bekannter Name . . . aber ich vergesse diesen Namen immer wieder. . . ein Chevalier von Chateau . . . wie dumm bin ich! Dergleichen gibt es nicht mehr . . . ein Chevalier von Maison. . .«

»Von Maison-Rouge?«

»So ist es.«

»Unmöglich.«

»Wie, unmöglich! wenn ich Ihnen sage, daß eine Fallthüre, ein unterirdisches Gewölbe, Carrossen gesunden hat,«

»Nein, Du hast mir im Gegentheil von Allem: nichts gesagt.«

»Ah! so will ich es Ihnen sagen.«

»Sprich. Ist es ein Märchen, so ist es darum nicht minder schön.«

»Nein, Bürger, das ist entfernt kein Märchen, und zum Beweise dient, daß ich es vom Bürger Portier selbst erfahren habe. Die Aristokraten haben eine Miene gegraben; diese Miene ging von der Rue de la Corderie aus und lief bis in den Keller der Bürgerin Plumeau, und diese wäre sogar beinahe in den Verdacht der Mitschuld gekommen. Sie kennen sie hoffentlich?«

»Ja, doch hernach?«

»Nun, die Witwe Capet sollte durch dieses unterirdische Gewölbe entfliehen. Sie hatte bereits den Fuß auf der ersten Stufe! Der Bürger Simon erwischte sie an ihrem Rock. Hören Sie, man schlägt den Generalmarsch in der Stadt und den Rappel in den Sectionen. Hören Sie die Trommeln? Man sagt, die Preußen seien in Dammartin und haben bis an die Grenzen Recognoscirungen vorgenommen.«

Mitten unter diesem Redefluß, unter dem Wahren und Falschen, unter dem Möglichen und Albernen, faste Raurice ungefähr den Leitfaden. Alles ging von der unter seinen Augen der Königin übergebenen und von ihm dem glücklichen Sträußermädchen abgekauften Nelke aus. Diese Nelke enthielt den Plan einer Verschwörung, welche mit den mehr oder minder wahren Umständen, wie sie Agesilaus berichtet, zum Ausbruch gekommen war.

In diesem Augenblick näherte sich der Lärmen der Trommeln und Maurice hörte aus der Straße rufen:

»Große Verschwörung, entdeckt im Temple durch den Bürger Simon, Große Verschwörung zu Gunsten der Witwe Capet entdeckt im Temple.«

»Ja, ja,« sagte Maurice, »es ist, wie ich denke. Es ist Wahres in allem Dem. Und mitten unter dieser Exaltion des Volkes wird Lorin vielleicht dem Mädchen die Hand reichen und sich in Stücke zerhauen lassen.«

Maurice nahm seinen Hut, befestigte die Kuppel seines Säbels und war mit zwei Sprüngen auf der Straße.

»Wo ist er?« fragte sich Maurice; »auf dem Wege nach der Concergerie ohne Zweifel.«

Und er eilte nach dem Quai.

Am Ende des Quai de la Megisserie trafen Pike und Bajonnete, welche aus einer Zusammenschaarung emporragten, seine Blicke; er glaubte mitten in der Gruppe den Rock eines Nationalgarde und in der Gruppe feindselige Bewegungen wahrzunehmen. Er lief, das Herz zusammengeschnürt, auf die Versammlung zu, welche den Rand des Wassers besetzt hielt.

Dieser von der Schaar der Marseiller bedrängte Nationalgarde war Lorin; Lorin, bleich, die Lippen zusammen gepreßt, das Auge drohend, die Hand am Griffe seine, Säbels und den Platz für die Streiche messend, die er zu führen im Begriffe war.

Zwei Schritte von Lorin war Simon, Dieser bezeichnete unter einem wilden Gelächter Lorin den Marseillern und dem Pöbel und rief:

»Hört, hört! schaut diesen Menschen wohl an; es ist einer, den ich gestern als einen Aristokraten aus dem Tempel jagen ließ; es ist einer von denjenigen, welche den Briefwechsel in den Nelken begünstigen. Es ist der Mitschuldige der Tochter Tison, die sogleich hier vorüber kommen wird. Seht Ihr ihn wohl? Er geht ruhig auf dem Ouai spazieren, während seine Mitschuldige zur Guillotine wandert, und sie war vielleicht sogar mehr als seine Mitschuldige, sie war seine Geliebte, und er ist hierhergekommen, um von ihr Abschied zu nehmen oder es zu versuchen, sie zu retten.«

Lorin war nicht der Mann, mehr zu hören. Er zog seinen Säbel aus der Scheide.

Zu gleicher Zeit öffnete sich die Menge vor einem Mann, der mit gesenktem Kopfe in die Gruppe drang, und dessen breite Schultern drei bis vier Zuschauer niederwarfen, welche handelnde Personen zu werden sich schickten.

Dieser Mann war Maurice. Bis zu Lorin gelangt, schlang er seinen linken Arm um dessen Hals.

»Sei glücklich, Simon,« sprach Maurice. »Du bedauertest ohne Zweifel, daß ich nicht mit meinem Freunde da war, um Dein Denunciantengewerbe im Großen treiben zu können. Klage an, Simon, klage an, hier bin ich.«

»Meiner Treue, ja,« sagte Simon mit seinem häßlichen Gelächter, »Du kommst zu rechter Zeit. Dieser,« rief er, »ist der schöne Maurice Lindey, der zugleich mit der Tochter Tison angeklagt wurde, aber sich herausgezogen hat, weil er reich ist!«

»An die Laterne! an die Laterne!« schrien die Marseiller.

»Hollah! versucht es doch ein wenig,« sagte Maurice.

Und er trat einen Schritt vor und stach, gleichsam um sich zu versuchen, mitten auf die Stirne einen von den hitzigsten Schlächtern, den das Blut sogleich blendete.

»Mörder!« rief dieser.

Die Marseiller senkten ihre Piken, schwangen ihre Axte, spannten ihre Gewehre, die Menge stob erschrocken auseinander und die zwei Freunde blieben vereinzelt und wie eine doppelte Zielscheibe allen Schlägen und Stößen ausgsetzt.

Sie schauten sich mit einem letzten Lächeln an, denn sie erwarteten von diesem Wirbel von Flammen und Eisen, der sie bedrohte, verschlungen zu werden, als sich plötzlich die Thüre des Hauses, an das sie sich anlehnten, öffnete und ein Schwarm von jungen Leuten im Frack, zu der Klasse derjenigen gehörend, welche man die Muscadins nannte, jeder mit einem Säbel bewaffnet und ein paar Pistolen im Gürtel, aus die Marseiller losstürzte, wonach ein furchtbarer Kampf begann.

»Hurrah,« riefen gleichzeitig Lorin und Maurice, durch diese Hilfe wiederbelebt und ohne zu bedenken, daß sie in den Reihen der Ankömmlinge kämpfend, die Anklage Simon rechtfertigten. »Hurrah!«

Doch wenn sie nicht an ihr Heil dachten, so dachte ein Anderer für sie daran; ein kleiner junger Mann von fünfundzwanzig bis sechs und zwanzig Jahren, mit blauem Auge, der unablässig mit großer Geschicklichkeit und unerhörtem Eifer mit einem Sappeursäbel dreinschlug, von dem man hätte glauben sollen, seine Frauenhand wäre nicht im Stand, ihn aufzuheben, wandte sich, als er wahrnahm, daß Maurice und Lorin, statt durch die Thür zu fliehen, die er absichtlich offen gelassen zu haben schien an seiner Seite kämpften, zu ihnen um und sagte leise:

»Flieht durch diese Thüre; was wir hier machen geht Euch nichts an, und Ihr gefährdet Euch vergebens.

Plötzlich, als er sah, daß die zwei Freunde zögern rief er Maurice zu:

»Zurück, keine Patrioten mit uns, Municipal Lindey, wir sind Aristokraten.«

Bei diesem Namen, bei der Kühnheit, die ein Mensch besaß, eine Eigenschaft hervorzuheben, welche in jener Zeit einem Todesurtheile gleichkam, stieß die Menge ein gewaltiges Geschrei aus

Doch der blonde junge Mann und drei bis vier von seinen Freunden trieben, ohne über dieses Geschrei zu erschrecken, Maurice und Lorin in den Gang, dessen Thür sich hinter ihnen schloß; dann warfen sie sich wieder das Gemenge, das noch durch das Herannahen des Henkerkarrens vermehrt wurde.

So wunderbar gerettet, schauten sich Maurice und Lorin erstaunt, geblendet an.

Doch sie begriffen, daß keine Zeit zu verlieren war und suchten einen Ausgang,

Dieser Ausgang schien absichtlich bereit zu sein; sie traten in einen Hof und fanden im Hintergrunde dieses Hofes eine kleine Geheimthüre, welche nach der Rue Saint Germain l'Aurerrois ging.

In diesem Augenblick kam über den Pont au Change eine Abtheilung von Gendarmen, welche bald den Quai gefegt hatten, obgleich man von der Querstraße, wo sich die die zwei Freunde befanden, einen Augenblick den Lärm eines hitzigen Kampfes hörte.

Sie gingen dem Karren voran, der die arme Heloise nach der Guillotine führte.

»Im Galopp!« rief eine Stimme, »im Galopp!«

 

Der Karren wurde im Galopp fortgerissen. Lorin erblickte die unglückliche Heloise, welche, ein Lächeln aus den Lippen und das Auge stolz, aufrecht stand; doch er konnte nicht einmal eine Gebärde mit ihr wechseln. Sie fuhr vorüber, ohne ihn in dem Wirbel des Volkes zu sehen, das fortwährend: »Tod der Aristokratin!« schrie.

Und der Lärmen entfernte sich abnehmend in der Richtung der Tuilerien.

Zu gleicher Zeit öffnete sich die kleine Thüre, durch welche Maurice und Lorin herausgegangen waren, abermals und drei oder vier Muscadins traten mit zerrissenen, blutigen Kleidern hervor. Es war ohne Zweifel Alles, was von der kleinen Truppe übrig blieb.

Der blonde junge Mann kam zuletzt.

»Ach!« sagte er, »diese Sache ist also verflucht.«

Uno er warf seinen schartigen, mit Blut bedeckten Säbel weit von sich und stürzte nach der Rue des Nonandières fort.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»