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Der Chevalier von Maison-Rouge

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XXVIII.
Der Chevalier von Maison-Rouge

Maurice beeilte sich, nach der Section zurückzukehren, um hier Klage gegen Simon zu führen.

Lorin hatte allerdings, ehe er sich von Maurice trennte, ein rascheres Mittel gesunden, welches darin bestand, daß er einige Thermopylen sammeln, Simon bei seinem ersten Ausgang aus dem Temple erwarten und ihn im Gefecht tödten wollte.

Doch Maurice widersetzte sich förmlich diesem Plane.

»Du bist verloren,« sagte er zu ihm, »wenn Du auf dem Wege der Gewalt verfährst. Vernichten wir Simon, aber vernichten wir ihn aus eine gesetzmäßige Weise. Das muß für Rechtsgelehrte etwas Leichtes sein.«

Dem zu Folge begab sich Maurice am andern Tage auf die Section und brachte seine Klage vor.

Doch er war sehr erstaunt, als in der Section der Präsident nichts hören wollte, sich recusirte und sagte: er könne nicht zwischen zwei guten Bürgern, welche Beide durch die Liebe für das Vaterland beseelt seien, Partei nehmen.

»Gut!« versetzte Maurice, »ich weiß nun, was man thun muß, um den Ruf eines guten Bürgers zu verdienen. Ah! ah! das Volk versammeln, um einen Menschen zu tödten, der einem mißfällt, das nennt Ihr von der Liebe für das Vaterland beseelt sein. Dann kehre ich zu der Ansicht von Lorin zurück, welche ich mit Unrecht bekämpft habe. Von heute an will ich Patriotismus treiben, wie Ihr ihn versteht, und an Simon werde ich den ersten Versuch machen.«

»Bürger Maurice,« antwortete der Präsident, »Simon hat vielleicht bei dieser Angelegenheit weniger Unrecht gehabt, als Du; er hat eine Verschwörung entdeckt, ohne durch seine Functionen dazu berufen zu sein, da wo Du nichts gesehen hast, Du, dessen Pflicht es war, sie zu entdecken; dabei fallen Dir zufällig oder absichtlich Einverständnisse zur Last, welche? wir wissen es nicht, doch Du hast solche mit den Feinden der Nation.«

»Ich!« rief Maurice, »ah! das ist etwas Neues; und mit wem denn, Bürger Präsident?«

»Mit dem Bürger Maison-Rouge.«

»Ich!« versetzte Maurice erstaunt, »ich habe Einverständnisse mit dem Chevalier von Maison-Rouge? Ich kenne ihn nicht, ich habe ihn nie. . .«

»Man hat Dich mit ihm sprechen sehen.«

»Mich?«

»Ihm die Hand drücken sehen.«

»Mich?«

»Ja.«

»Wo dies? wann dies? Bürger Präsident,« fügte Maurice, fortgerissen durch die Überzeugung von seiner Unschuld bei, »Du hast gelogen.«

»Dein Eifer für das Vaterland führt Dich ein wenig zu weit, Bürger Maurice,« sprach der Präsident, »und Du wirst sogleich bereuen, was Du gesagt, wenn ich Dir den Beweis gebe, daß ich nur die Wahrheit gesprochen habe. Hier sind drei verschiedene Berichte, welche Dich anklagen.«

»Stille doch,« versetzte Maurice; »denkst Du, ich in einfältig genug, an Euren Chevalier von Maison-Rouge zu glauben?«

»Und warum solltest Du nicht daran glauben?«

»Weil er das Gespenst eines Verschwörers ist, mit dem Ihr stets eine Conspiration bereit haltet, um Eure Feinde darein zu verstricken.«

»Lies die Anzeigen.«

»Ich werde nichts lesen,« sprach Maurice, »ich betheure, daß ich den Chevalier von Maison-Rouge nie gesehen, und daß ich nie mit ihm gesprochen habe. Wer nicht an mein Ehrenwort glauben will, der komme und sage es mir, und ich weiß, was ich ihm zu antworten habe.«

Der Präsident zuckte die Achseln. Maurice, der hinter Niemand zurückbleiben wollte, that dasselbe.

Es herrschte eine gewisse düstere Zurückhaltung während der übrigen Sitzung.

Der Präsident, ein braver Patriot, der zum höchsten Range des Districtes durch die Stimmen seiner Mitbürger erhoben worden war, näherte sich nach der Sitzung Maurice und sagte zu ihm: .

»Komm, Maurice, ich habe mit Dir zu sprechen.«

Maurice folgte dem Präsidenten und dieser führte ihn in ein kleines Cabinet, das an das Sitzungszimmer stieß.

Hier schaute er ihm in das Gesicht, legte ihm die Hand aus die Schulter und sprach:

»Maurice, ich habe Deinen Vater gekannt und geschätzt und schätze und liebe deshalb auch Dich. Maurice, glaube mir, Du läufst große Gefahr, wenn Du Dich dem Mangel an Glauben überlässest, was das erste Sinken eines wahrhaft revolutionären Geistes ist. Maurice, mein Freund, sobald man den Glauben verliert, verliert man die Treue. Du glaubst nicht an die Feinde der Nation: daher kommt es, daß Du an ihnen vorübergehst, ohne sie zu sehen, und daß Du das Werkzeug ihrer Complotte wirst, ohne es zu vermuten.«

»Was Teufels! Bürger,« sprach Maurice, »ich kenne mich, ich bin ein Mann von Herz, ein eifriger Patriot. Doch mein Eifer macht mich nicht blind, meine Vaterlandsliebe macht mich nicht fanatisch; die Republik bezeichnet bereits zwanzig angebliche Verschwörungen insgesamt mit demselben Namen. Ich verlange ein für allemal den verantwortlichen Herausgeber davon zu sehen.«

»Du glaubst nicht an die Verschwörer, Maurice?« sprach der Präsident; »nun wohl, sage mir, glaubst Du an die rothe Nelke, für welche man gestern die Tochter Tison guillotiniert hat?«

Maurice bebte.

»Glaubst Du an das unterirdische Gewölbe im Garten des Temple, das von dem Keller der Bürgerin Plumeau mit einem gewissen Hause der Rue de la Corderic in Verbindung steht?«

»Nein,« sprach Maurice,

»So mache es wie der Apostel Thomas, gehe hin und siehe.«

»Ich habe die Wache nicht im Temple, und man wird mich nicht einlassen.«

»Der Eintritt in den Temple ist nun Jedermann gestattet.«

»Wie so?«

»Lies den Bericht, da Du so ungläubig bist, ich werde nur noch durch officielle Aktenstücke verfahren.«

»Wie!« rief Maurice den Bericht lesend.

»Fahre fort.«

»Man bringt die Königin nach der Conciergerie!«

»Nun,« versetzte der Präsident.

»Ah! ah!« machte Maurice.

«Glaubst Du auf einen Traum, auf das, was Du eine Einbildung nennst, auf ein lächerliches Gerücht habe der Wohlfahrtsausschuß eine so ernste Maßregel genommen?«

»Diese Maßregel ist angenommen worden, wird aber nicht vollzogen werden, wie eine Menge von Maßregeln, welche ich habe beschließen sehen; und das ist Alles. . .«

»Lies bis zum Ende,« sprach der Präsident.

Und er reichte ihm ein letztes Papier.

»Das Recepisse von Richard dem Kerkermeister der Conciergerie!« rief Maurice.

«Sie ist vor zwei Stunden dort eingesperrt worden.«

Diesmal blieb Maurice nachdenkend.

»Du weißt,« fuhr der President fort, »die Gemeinde handelt nach tief durchdachten Plänen. Sie hat sich eine breite und gerade Furche gegraben; ihre Maßregeln sind keine Kindereien mehr und sie bringt den Grundsatz von Cromwell: Man muß die Könige nur an den Kopf schlagen, in Ausführung. Lies diese geheime Rote des Polizeiministers.«

Maurice las:

»Da wir die Gewißheit haben, daß sich der ehemalige Chevalier von Maison-Rouge in Paris befindet, daß man ihn an verschiedenen Orten gesehen, daß er Spuren seiner Anwesenheit in verschiedenen, glücklicher Weise gescheiterten Complotten zurückgelassen hat, so fordere ich die Chefs der Sectionen auf, ihre Wachsamkeit zu verdoppeln . . .«

«Nun?« fragte der Präsident.

»Ich muß Dir glauben, Bürger Präsident,« rief Maurice . . .«

Und er fuhr fort:

»Signalement des Chevalier von Maison-Rouge: fünf Fuß drei Zoll, blonde Haare, blaue Augen, gerade Nase, kastanienbrauner Bart, rundes Kinn, sanfte Stimme, frauenartige Hände. . . fünf und dreißig bis sechs und dreißig Jahre,«

Bei diesem Signalement durchdrang ein seltsamer, Schimmer den Geist von Maurice; er dachte an den jungen Mann, der am Tage zuvor die Muscadins befehligte, ihn und Lorin gerettet und so entschlossen mit seinen Sappeursäbel auf die Marseiller eingehauen hatte.

»Alle Wetter!« murmelte Maurice, »sollte er das sein? In diesem Fall wäre die Anzeige, welche behauptete man habe mich mit ihm sprechen sehen, nicht falsch.«

»Nun, Maurice,« fragte der Präsident, »was sagst Du hierzu, mein Freund?«

»Ich sage Dir, daß ich Dir glaube,« antwortete Maurice, indem er voll Traurigkeit nachsann, denn seit einiger Zeit trübte irgend ein schlimmer Einfluß sein Leben, und er sah alle Dinge um sich her düster werden.

»Setze nicht so Deine Popularität aus das Spiel, Maurice,« fuhr der Präsident fort, »die Popularität heute ist das Leben. Die Impopularität, nimm Dich in Acht, ist der Verdacht des Verraths, und der Bürger Maurice Lindey darf nicht den Verdacht eines Verräters, auf sich ziehen.«

Maurice hatte nichts aus eine Lehre zu erwidern, von der er fühlte, daß sie die seinige war. Er dankte, seinem alten Freunde und verließ die Section.

»Ah!« murmelte er, »athmen wir ein wenig, das ist zu viel des Verdachts und des Kampfes. Gehen wir gerade zur Ruhe, zur Unschuld und zur Freude, gehen wir zu Geneviève.«

Und er schlug den Weg nach der Vieille-Saint-Jacques ein.

Als er zu dem Meister Rothgerber kam, unterstützten Dirmer und Morand Geneviève, welche unter einem heftigen Nervenanfalle litt.

Statt ihm den Eingang wie gewöhnlich freizulassen, versperrte ihm ein Bedienter den Weg.

»Melde mich immerhin,« sagte Maurice unruhig; kann mich Dirmer in diesem Augenblick nicht empfangen, so werde ich mich wieder entfernen.«

Der Bediente trat in den kleinen Pavillon, während Maurice im Garten blieb.

Es kam ihm vor, als ob sich etwas Seltsames im Hause ereignete. Die Gerbergesellen waren nicht bei ihrer Arbeit und gingen mit unruhiger Miene im Garten hin und her.

Dirmer kam selbst bis an die Thüre.

»Treten Sie ein,« sagte er, »treten Sie ein, lieber Maurice, Sie gehören nicht zu denjenigen, für welche die Thüre verschlossen ist.«

»Aber was gibt es denn?« fragte der junge Mann.

»Geneviève ist leidend,« sprach Dirmer, »mehr als leidend, denn sie delirirt.«

,Ah! mein Gott!« rief der junge Mann, sehr bewegt, daß er hier abermals die Störung und das Leiden treffen sollte. »Was hat sie denn?«

 

»Sie wissen, mein Lieber,« antwortete Dirmer, »auf die Krankheiten der Frauen versteht sich Niemand, und am wenigsten der Gatte.«

Geneviève lag zurückgeworfen aus einem Ruhebett. Neben ihr stand Morand, der sie an Salzen riechen ließ.

»Nun?« fragte Dirmer.

»Immer dasselbe,« erwiderte Morand.

»Heloise! Heloise!« murmelte die junge Frau durch ihre weißen Lippen und ihre geschlossenen Zähne.

»Heloise!« wiederholte Maurice erstaunt.

»Ei! mein Gott, ja,« versetzte Dirmer lebhaft, »Geneviève hat das Unglück gehabt, gestern auszugehen und den unglücklichen Henkerkarren mit einem armen Mädchen Namens Heloise, das man zur Guillotine brachte, vorüberfahren zu sehen. Seit diesem Augenblick hat sie fünf Nervenanfälle gehabt und wiederholt unabläßig diesen Namen.«

»Sie war besonders betreten darüber,« sprach Morand, »daß sie in dem Mädchen die Blumenhändlerin erkannte, welche die Nelken an sie verkauft hat, wie Sie wissen.«

»Sicherlich weiß ich es, da mir ihretwegen beinahe der Kopf abgeschlagen worden wäre.«

»Ja, wir haben Alles erfahren, lieber Maurice, und glauben Sie, wir waren im höchsten Grade darüber erschrocken; doch Morand wohnte der Sitzung bei und, sah Sie frei weggehen.«

»Stille,« versetzte Maurice, »sie spricht, glaube ich, abermals.«

»Oh! abgebrochene, unverständliche Worte,« sagte Dirmer.

»Maurice,« murmelte Geneviève, »sie wollen Maurice tödten. Kommen Sie ihm zu Hilfe, Chevalier, zu Hilfe!«

Ein tiefes Stillschweigen folgte aus diese paar Werte.

»Maison-Rouge!« murmelte Geneviève abermals Maison-Rouge!«

Maurice durchzuckte es wie ein Blitz des Verdachtes doch es war nur ein Blitz. Überdies fühlte er sich sehr erschüttert durch das Leiden von Geneviève, um ihn Worte zu deuten.

»Haben Sie einen Arzt gerufen?« fragte er.

»Oh! es wird nichts sein,« erwiderte Dirmer, »nur ein wenig Delirium …«

Und er preßte den Arm seiner Frau so heftig zusammen, daß Geneviève zu sich kam und, einen leichten Schrei ausstoßend, ihre Augen öffnete, welche sie bis dahin beständig geschlossen gehabt hatte,

»Ah! Ihr seid alle hier,« sprach sie »und Maurice, ist bei Euch. Oh, ich bin glücklich, Sie zu sehen, mein Freund; wenn Sie wüßten, wie ich . . . (sie verbesserte sich) wie wir seit zwei Tagen gelitten haben.«

»Ja, wir sind Alle hier,« erwiderte Maurice, »beruhigen Sie sich also und machen Sie sich keine solche Schrecknisse mehr. Es gibt besonders einen Namen, welchen auszusprechen Sie sich abgewöhnen müssen, insofern er in diesem Augenblick nicht im Geruche der Heiligkeit steht.«

»Und welchen?« fragte Geneviève rasch.

»Den des Chevalier von Maison-Rouge.«

»Ich habe den Chevalier von Maison-Rouge genannt!« rief Geneviève erschrocken.

»Allerdings,« antwortete Dirmer mit einem erzwungenem Gelächter. »Doch Sie begreifen. Maurice, es ist darüber nicht zu erstaunen, da man öffentlich sagt, er sei der Schuldgenosse der Tochter Tison und habe einen Entführnngsversuch geleitet, der zum Glück gestern gescheitert ist,«

»Ich sage nicht, es sei hier Anlaß zum Erstaunen,« antwortete Maurice, »ich sage nur, er habe sich wohl zu Verbergen.«

»Wer?« fragte Dirmer.

»Der Chevalier von Maison-Rouge, bei Gott! die Gemeinde sucht ihn und ihre Spürhunde haben eine feine Nase.«

»Wenn man ihn nur festnimmt, ehe er ein neues Unternehmen vollführt, das ihm besser gelingt, als das letzte,« sprach Morand.

»In jedem Fall wird das nicht zum Vortheil der Königin sein,« versetzte Maurice.

»Warum dies?« fragte Morand.

»Weil die Königin fortan vor seinen Handstreichen sicher gestellt ist.«

»Und wo ist sie denn?« fragte Dirmer.

»In der Conciergerie, wohin man sie, in dieser Nacht versetzt hat.«

Dirmer, Morand und Geneviève stießen einen Schrei aus, den Maurice für einen Ausruf des Erstaunens hielt.

»Sie sehen also,« fuhr er fort, »den Plänen des Ritters der Königin ist ein Ziel gesteckt! Die Conciergerie ist sicherer als der Temple.«

Morand und Dirmer wechselten einen Blick, der Maurice entging.

»Ah! mein Gott!« rief er, »Madame Dirmer erbleicht abermals.«

»Geneviève,« sagte Dirmer zu seiner Frau, »Du mußt Dich zu Bette legen, mein Kind, Du leidest.«

Maurice begriff, daß man ihn verabschiedete; er küßte Geneviève die Hand und entfernte sich.

Morand ging mit ihm hinaus und begleitete ihn bis in die Rue Vieille-Saint-Jacques.

Hier verließ er ihn, um ein paar Worte zu einem Bedienten zu sagen, der ein gesatteltes Pferd an der Hand hielt.

Maurice war so in sich selbst vertieft, daß er Morand, an den er übrigens, seitdem sie mit einander aus dem Haus gegangen, kein Wort gerichtet hatte, nicht einmal fragte, wer dieser Bediente wäre und was das Pferd hier machte.

Er schlug den Weg nach der Rue des Fossés-Saint-Victor ein und erreichte die Quais.

»Es ist seltsam!« sagte er auf dem Wege zu sich selbst. »Schwächt sich mein Geist, oder nehmen die Ereignisse einen so ernsten Charakter an? Alles erscheint mir vergrößert, als ob ich es durch ein Mikoscrop erblickte.«

Und um ein wenig Ruhe zu finden, bot Maurice seine Stirne dem Abendwind und stützte sich auf das Geländer der Brücke

XXIX.
Die Patrouille

Als er in seinem Innern diese traurige Betrachtungen beendigte, und während er das Wasser mit jener schmermüthigen Aufmerksamkeit, deren Symptome man bei jedem Vollblut-Pariser wiederfindet, hinfließen sah, hörte Maurice, auf das Brückengeländer gestützt, eine kleine Truppe mit einem gleichmäßigen Schritte, wie etwa der einer Patrouille sein könnte, aus sich zukommen: es war eine Compagnie der Nationalgarde, welche vom andern Ende der Brücke herbeimarschirte. Inmitten der Finsterniß glaubte Maurice Lorin zu erkennen.

Er war es in der That. Sobald er ihn erblickte, lies er auf ihn zu.

»Endlich,« rief Lorin, »Du bist es. Morbleu! man kann Dich nicht ohne Mühe auffinden.«

 
»Doch ein ander Gesicht gewinnt mein Geschicke,
Da ich den Freund nun den treuen erblicke.«
 

»Diesmal wirst Du Dich hoffentlich nicht beklagen; ich gebe Dir Racine, statt Dir Lorin zu geben.«

»Was willst Du denn hier in Patrouille machen?« fragte Maurice, den Alles beunruhigte.

»Ich bin Anführer einer Expedition, mein Freund; es handelt sich darum, unsern erschütterten Ruf auf seiner ursprünglichen Base wiederherzustellen.«

Dann wandte er sich gegen seine Leute um und rief:

»Das Gewehr in die Hand, präsentiert das Gewehr, hoch das Gewehr. Gut, meine Kinder, die Nacht ist noch nicht schwarz genug. Plaudert von Euren kleinen Angelegenheiten, wir wollen von den unsrigen plaudern.«

Dann ging er wieder auf Maurice zu und sagte zu diesem:

»Ich habe heute in der Section zwei große Neuigkeiten erfahren.«

»Welche?«

»Daß wir, Du und ich, verdächtig zu werden anfangen.«

»Ich weiß es . . . Hernach?«

»Ah! Du weißt es?«

»Ja.«

»Die zweite, daß die, ganze Verschwörung mit der Nelke von dem Chevalier von Maison-Rouge geleitet worden ist.«

»Ich weiß es abermals.«

»Doch Du weißt nicht, daß die Verschwörung der rothen Nelke und die des unterirdischen Ganges nur eine einzige Verschwörung bildeten?«

»Ich weiß es ebenfalls.«

»Dann gehen wir zu einer dritten Neuigkeit über. Diese weißt Du nicht, dessen bin ich sicher. Wir werden diesen Abend den Chevalier von Maison-Rouge festnehmen.«

»Den Chevalier von Maison»Rouge festnehmen?«

»Ja.«

»Du hast Dich also zum Gendarme gemacht?«

»Nein, doch ich bin Patriot. Ein Patriot ist sich seinem Vaterland schuldig. Mein Vaterland wird aber abscheulich verwüstet durch diesen Chevalier von Maison-Rouge, der Complott auf Complott macht. Das Vaterland befiehlt nun mir, der ich ein Patriot bin, es vor genanntem Chevalier von Maison-Rouge, der es furchtbar belästigt, zu befreien, und ich gehorche dem Vaterland.«

»Gleichviel, es ist seltsam, daß Du Dich mit einen solchen Austrage belastest,«

»Ich habe mich nicht damit belastet, man hat mich damit belastet; übrigens muß ich sagen, daß ich mich um diesen Auftrag beworben hätte . . . Wir bedürfen eines auffallenden Schlages, um wieder in unser voriges Ansehen eingesetzt zu werden, in Betracht, daß diese Wiedereinsetzung nicht nur die Sicherheit unseres Daseins ist, sondern auch das Recht, bei der ersten Gelegenheit sechs Zoll Klinge in den Bauch des abscheulichen Simon zu stoßen.«

»Aber wie hat man erfahren, daß der Chevalier von Maison-Rouge an der Spitze der Verschwörung des unterirdischen Ganges stand?«

»Es ist noch nicht ganz sicher, doch man nimmt es an.«

»Ah! Ihr verfahrt durch Schlußfolgerungen?«

»Wir verfahren durch Gewißheit,«

»Wie machst Du das Alles? Sprich, denn am Ende . . .«

»Höre wohl.«

»Ich höre Dich.«

»Kaum hörte ich schreien: Große Verschwörung entdeckt durch den Bürger Simon . . . (diese Canaille Simon! er ist überall, dieser Schurke!) als ich die Wahrheit durch mich selbst beurtheilen wollte. Man sprach nun von einem unterirdischen Gange.«

»Besteht er?«

»Ob! er besteht, ich habe ihn gesehen.«

 
»Gesehen, selbst gesehen, was man so gesehen nennt.«
 

»Nun, warum pfeifst Du denn nicht?«

»Weil das von Molière ist, und dann gestehe ich Dir, die Umstände kommen mir ein wenig zu ernst vor, um darüber zu scherzen.«

»Ei! über was sollte man denn scherzen, wenn man nicht über ernste Dinge scherzen würde?«

»Du sagst also, Du habest ihn gesehen?«

»Den unterirdischen Gang? Ich wiederhole Dir, daß ich diesen Gang gesehen, daß ich ihn durchlaufen habe, und daß er von dem Keller der Bürgerin Plumeau mit einem Hause der Rue de la Corderie in Verbindung stand, mit dem Hause Nro. 12 oder l4, ich erinnere mich nicht sehr genau.«

»Wirklich, Lorin, Du hast ihn durchlaufen?«

»In seiner ganzen Länge, und meiner Treue, es war ein gar hübsch ausgehauener Gang, den man mit drei eisernen Gittern coupirt hatte, die man eines nach dem andern aufbrechen mußte; diese Gitter aber hätten ihnen falls den Verschworenen ihr Streich gelungen wäre, mit Aufopferung von drei bis vier von den ihrigen, Zeit genug gegeben, die Witwe Capet in Sicherheit zu bringen. Zum Glück ging es nicht so, und der abscheuliche Simon hat diese Verschwörung abermals entdeckt.«

»Mir scheint,« versetzte Maurice, »man hätte zuerst die Bewohner des Hauses der Rue de la Corderie verhaften sollen.«

»Das würde man auch getan haben, hätte nun das Haus nicht von Miethsleuten entblößt gefunden.«

»Dieses Haus gehörte aber doch irgend Jemand?«

»Ja, einem neuen Eigenthümer, doch Niemand kannte ihn; man wußte nur, daß das Haus seit vierzehn Tagen oder drei Wochen den Herrn gewechselt hatte. Die Nachbarn hörten wohl Lärmen, da aber das Gebäude alt war, so glaubten sie, man arbeite an Ausbesserungen. Ich kam mittlerweile an Ort und Stelle.«

»»Bei Gott,«« sagte ich zu Santerre, den ich bei Seite nahm, »»Ihr seid Alle sehr in Verlegenheit.««

»»Es ist wahr, wir sind es.««

»»Dieses Haus ist verkauft worden, nicht wahr?««

»»Ja.««

»Vor vierzehn Tagen««

»» Vor vierzehn Tagen oder drei Wochen««

»»Verkauft in Gegenwart eines Notars?««

»»Ja.««

»»Dann muß man bei allen Notaren von Paris suchen, man muß in Erfahrung bringen, welcher dieses Haus verkauft hat, und sich die Urkunde mittheilen lassen. Man wird den Namen und den Wohnort des Käufers darauf finden.««

»»Das ist gut! das ist ein Rath,«« sprach Santerre, »»und diesen Menschen beschuldigt man, er sei ein schlechter Patriot. Lorin, Lorin! ich stelle Deinen Ruf wieder her, oder der Teufel soll mich rösten!««

»Kurz!« fuhr Lorin fort, »gesagt, getan. Man suchte den Notar, man fand die Urkunde, und auf der Urkunde den Namen und den Wohnort des Schuldigen. Da hielt mir Santerre Wort, und bezeichnete mich zur Verhaftung.«

»Und dieser Mann war der Chevalier von Maison-Rouge?«

»Nein, nur sein Mitschuldiger, nämlich wahrscheinlich.«

»Aber wie kannst Du dann sagen, Du wollest den Chevalier von Maison-Rouge verhaften?«

»Wir verhaften sie Alle mit einander.«

»Kennst Du den Chevalier von Maison,Rouge?«

»Ganz genau!«

»Du hast also sein Signalement?«

»Bei Gott! Santerre hat es mir gegeben. Fünf fuß, zwei bis drei Zoll, blonde Haare, blaue Augen, gerade Nase, kastanienbrauner Bart; übrigens habe ich ihn gesehen.«

»Wann?«

»Heute.«

»Du hast ihn gesehen?«

»Und Du auch.«

 

Maurice bebte.

»Der kleine, blonde junge Mann, der uns diesen Morgen befreit hat, Du weißt, derjenige, welcher die Truppe der Muscadins befehligte und so kräftig dreinschlug.«

»Er war es also?« fragte Maurice.

»Er selbst. Man verfolgte ihn und verlor ihn in der Gegend des Domicils unseres Hauseigenthümers der Rue de la Corderie, so daß man annimmt, sie wohnen beisammen.«

»In der That, das ist wahrscheinlich.«

»Es ist sicher.«

»Doch mir scheint, Lorin,« fügte Maurice bei, »mir scheint, daß Du Dich, wenn Du diesen Abend denjenigen, welcher uns diesen Morgen gerettet hat, verhaftest, ein wenig gegen die Dankbarkeit versündigst.«

»Stille doch, glaubst Du, sie haben uns gerettet, um uns zu retten?«

»Und warum denn?«

»Keines Wegs, Sie lagen im Hinterhalt, um die arme Heloise Tison zu entführen, wenn sie vorüber käme. Unsere Bürger standen ihnen im Wege, und sie fielen über unsere Bürger her. Wir sind durch einen Gegenschlag gerettet worden. Da nun Alles aus die Absicht ankommt und die Absicht hierbei nicht für uns war, so habe ich mir nicht die geringste Undankbarkeit vorzuwerfen. Siehst Du übrigens, Maurice, der Hauptpunkt ist die Notwendigkeit, und es liegt die Notwendigkeit vor, wir unsern Ruf durch einen auffallenden Schlag wiederherzustellen. Ich bin indessen für Dich gut gestanden,«

»Bei wem?«

»Bei Santerre; er weiß, daß Du die Expedition befehligst.«

»Wie so?«

»»Bist Du sicher, daß Du die Schuldigen verhaften wirst?«« sagte er.

»»Ja,«« antwortete ich, »»wenn Maurice dabei ist.««

»»Bist Du seiner sicher? Maurice wird seit einiger Zeit lau.««

»»Diejenigen, welche dies sagen, täuschen sich; Maurice, ist ebenso wenig lau als ich.««

»»Und Du stehst für ihn?««

»»Wie für mich selbst.«« Dann ging ich zu Dir, doch ich fand Dich nicht. Hierauf schlug ich diesen Weg ein, einmal, weil es der meinige war, und dann, weil derjenige ist, welchen Du gewöhnlich gehst; endlich habe ich Dich gefunden, Du bist hier, vorwärts, Marsch!«

 
»Singend öffnet uns der Sieg
Schrank und Thor und Riegel.«
 

»Mein lieber Lorin, ich bin in Verzweiflung, doch ich finde in mir nicht den geringsten Geschmack für diese Expedition; Du sagst, Du habest mich nicht getroffen.«

»Unmöglich, alle unsere Leute haben Dich gesehen.«

»Nun, so sagst Du, Du habest mich getroffen, und ich habe nicht von den Eurigen sein wollen.«

»Ebenso unmöglich.«

»Und warum dies?«

»Weil Du diesmal nicht mehr ein Lauer, sondern ein Verdächtiger sein wirst. . . und Du weißt, was man mit den Verdächtigen macht: man führt sie aus den Revolutionsplatz und fordert sie auf, die Statue der Freiheit grüßen; nur grüßen sie statt mit dem Hute, mit dem Kopf.«

»Nun wohl, Lorin, es mag kommen, was da will; doch in der That, es wird Dir ohne Zweifel seltsam vorkommen, was ich Dir sagen werde.«

Lorin machte große Augen und schaute Maurice an.

»Höre mich,« versetzte Maurice, »ich bin des Lebens überdrüssig,«

Lorin brach in ein Gelächter aus.

»Gut!« sagte er, »wir haben Streit mit unserer Geliebten, und das macht uns schwermüthige Gedanken. Vorwärts, schöner Amadis, werden wir wieder ein Mann und gehen wir von da zum Bürger über; ich bin im Gegentheil nie ein besserer Patriot, als wenn ich mich mit Arthemise entzweit habe. Ah! bald hätte ich vergessen, ihre Divinität die Göttin Vernunft sagt Dir tausend freundliche Dinge.«

»Danke ihr in meinem Namen; Adieu, Lorin.«

»Wie, Adieu!«

»Ja, ich gehe.«

»Wohin gehst Du?«

»Nach Hause«

»Maurice, Du stürzest Dich ins Verderben.«

»Ich kümmere mich nicht darum.«

»Maurice, Freund, bedenke.«

»Es ist geschehen.«

»Ich habe Dir nicht Alles wiederholt . . .«

»Was, Alles?«

»Alles, was mir Santerre sagte.«

»Was sagte er Dir?«

»Da ich ich als Anführer der Expedition verlangte,« sagte er zu mir: »Nimm Dich in Acht!««

»»Vor wem?««

»»Vor Maurice.««

»Vor mir!«

»Ja, Maurice.«« fügte er bei, »»geht sehr oft in jenes Quartier.««

»»In welches Quartier?««

»»In das des Chevalier von Maison-Rouge.««

»Wie!« rief Maurice, »dort verbirgt er sich?«

»Man nimmt es wenigstens so an. Da dort sein mutmaßlicher Genosse, der Käufer des Hauses der Rue de la Corderie, wohnt.«

»Im Faubourg Victor.«

»Und in welcher Straße?«

»In der Rue Saint-Jacques.«

»Ah! Mein Gott!« murmelte Maurice, wie von einem Blitz geblendet.

Und er drückte seine Hand auf seine Augen.

Dann nach einem Augenblick und als ob er in diesem Augenblick seinen ganzen Muth zusammengerafft hätte sprach er:

»Sein Stand?«

»Rothgerbermeister.«

»Und sein Name?«

»Dirmer.«

»Du hast Recht, Lorin,« sprach Maurice, seine Erschütterung durch seine Willenskraft bis zum Anscheine bewältigend, »ich gehe mit Euch.«

»Und Du thust wohl daran. Bist Du bewaffnet?«

»Ich habe meinen Säbel wie immer.«

»Nimm noch dieses Paar Pistolen.«

»Und Du?«

»Ich habe meinen Carabiner. Über das Gewehr, vorwärts, Marsch!«

Die Patrouille setzte sich wieder in Marsch, Maurice ging neben Lorin und ein Mann in grauer Kleidung, der die Patrouille leitete, schritt voran. Dies war der Mann der Polizei.

Von Zeit zu Zeit sah man von den Ecken der Straßen oder von den Thüren der Häuser eine Art von Schatten sich losmachen, der ein paar Worte mit dem grau gekleideten Mann wechselte; dies waren die geheimen Wächter.

Man kam an das Gäßchen. Der graue Mann zögerte nicht einen Augenblick; er war gut unterrichtet und ging in das Gäßchen.

Vor der Gartenthüre, durch welche man Maurice geknebelt, hatte eintreten lassen, blieb er stehen.

»Hier,« sagte er.

»Was hier?« fragte Lorin.

»Hier werden wir die zwei Chefs finden.«

Maurice lehnte sich an die Mauer; es kam ihm vor, als mußte er rückwärts fallen.

»Es gibt drei Eingänge,« sprach der graue Mann: den Haupteingang, diesen hier und einen andern, der in den Pavillon führt. Ich werde mit sechs bis acht Mann durch den Haupteingang eintreten; bewachen Sie diesen Eigang hier mit vier bis fünf Mann und stellen Sie drei sichere Leute an den Ausgang des Pavillon.«

»Ich werde über die Mauer steigen und im Garten Wache halten,« sprach Maurice.

»Das ist um so besser, als Du uns die Thüre von innen öffnen wirst,« sagte Lorin.

»Gern,« versetzte Maurice. »Doch entblößt den Eingang nicht und kommt nicht, ehe ich Euch rufe. Alles, was im Innern vorgeht, werde ich vom Garten aus sehen.«

»Du kennst also das Haus?« fragte Lorin.

»Früher, ich wollte es kaufen . . .«

Lorin stellte seine Leute in die Winkel der Hecken, die Hecken, der Thüren, während sich der Polizeiagenten von acht bis zehn Nationalgarden entfernte, um, wie er sagte den Haupteingang zu forciren.

Nach einem Augenblick war das Geräusch ihrer Tritte erloschen, ohne in dieser Einöde die geringste Aufmerksamkeit erregt zu haben.

Die Leute von Maurice waren an ihrem Posten und verbargen sich so gut als möglich. Man hätte geschworen, Alles wäre ruhig und es ginge nichts Außerordentliches in der Rue Vieille-Saint-Jacques vor.

Maurice fing also an die Mauer zu erklettern.

»Warte doch,« sagte Lorin.

»Was?«

»Das Losungswort.«

»Es ist richtig.«

»Nelke und Gang. Verhafte alle diejenigen welche Dir diese zwei Worte nicht sagen, laß Alle passieren, welche sie sagen. Das ist der Besehl.«

»Ich danke,« sprach Maurice.

Und er sprang von der Mauer herab.

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