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La San Felice

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»Ich werde von meiner Regierung bezahlt. Uebrigens nehme ich auch kein anderes Geld als das mit dem Bilde des Königs Ferdinand oder des Königs Carl.«

Der König hatte den Looten keinen Augenblick aus den Augen verloren und in dem Augenblick, wo derselbe an ihm vorüberkam und sich verneigte, faßte er ihn bei der Hand.

»Sage, Freund, bat er ihn, »kannst Du mir einen kleinen Dienst leisten?«

»Der König befehle und wenn es in der Macht eines Menschen steht, seinen Befehl auszuführen, so wird dieser Befehl ausgeführt werden.«

»Kannst Du mich ans Land bringen?«

»Nichts leichter als dies, Sire; aber ist diese armselige Barke, die allerdings für einen Lootsen gut genug ist, wohl auch eines Königs würdig?«

»Ich frage Dich, ob Du mich ans Land setzen kannst.«

»Ja, Sire.«

»Nun gut, dann thue es.«

Der Pilote verneigte sich, kehrte noch einmal zu Henry zurück und sagte:

»Capitän, der König will ans Land gehen. Haben Sie daher die Güte, die Ehrentreppe niederholen zu lassen.«

Der Capitän Henry ward durch diesen Wunsch des Königs in nicht geringem Grade überrascht.

»Nun?« frug der König.

»Sire,« antwortete Henry, »ich muß Lord Nelson von dem Wunsche Eurer Majestät in Kenntniß setzen. Niemand darf ohne Befehl des Admirals das Schiff Seiner britischen Majestät verlassen.«

»Auch ich nicht einmal?« fragte der König. »Dann bin ich also wohl Gefangener auf dem »Vanguard?»

»Der König ist nirgends Gefangener,« entgegnete Henry, »je vornehmer aber der Gast ist, desto tiefer würde der Wirth die Ungnade empfinden, wenn ersterer fortginge, ohne von letzterem Abschied zu nehmen.«

Mit diesen Worten verneigte sich der König und lenkte seine Schritte nach der Cajüte des Admirals.

»Diese verwünschten Engländer!« murmelte der König zwischen den Zähnen hindurch. »Ich weiß nicht, was mich abhält, Jacobiner zu werden, damit ich nur nicht mehr von diesen Leuten Befehle empfangen muß.«

Der Wunsch des Königs setzte Nelson in nicht geringeres Erstaunen, als dies mit Henry der Fall gewesen. Der Admiral begab sich sofort auf die Campanje.

»Ist es wahr,« fragte er den König, ohne sich an die Etiquette zu kehren, welche verbietet, an einen Monarchen eine direkte Frage zu stellen, »ist es wahr, daß der König den »Vanguard« unverweilt verlassen will?«

»Nichts ist wahrer als dies, mein lieber Lord,« sagte der König.

»Ich befinde mich auf dem »Vanguard wunderschön, auf dem Lande werde ich mich aber noch besser befinden. Zum Seemann bin ich einmal nicht geboren.«

»Werden Euer Majestät von diesem Entschlusse nicht wieder zurückkommen?«

»Nein, gewiß nicht; das versichere ich Ihnen, mein lieber Admiral.«

»Die große Schaluppe ausgesetzt!« rief Nelson.

»Das ist nicht nöthig,« sagte der König. »Bemühen Sie nicht Ihre wackern Leute, die ohnehin schon so ermüdet sind.«

»Ich kann aber das, was der Capitän Henry mir gesagt hat, unmöglich glauben.«

»Und was hat der Capitän Henry Ihnen denn gesagt Mylord?«

»Daß der König sich in dem Boote des Looten ans Land setzen lassen wolle.«

»So ist es auch. Dieser Lootse scheint mir nicht blos ein geschickter Mann, sondern auch ein treuer Unterthan zu sein. Ich glaube deshalb mich ihm anvertrauen zu können.«

»Aber, Sire, ich kann nicht gestatten, daß ein anderer Schiffspatron als ich, daß ein anderes Boot als das des »Vanguard und daß andere Matrosen als die Seiner britischen Majestät Sie ans Land setzen.«

»Dann,« sagte der König, »ist es also, wie ich vorhin zu dem Capitän Henry sagte: Ich bin Gefangener.«

»Ehe ich den König nur einen Augenblick lang in diesem Glauben lasse, will ich mich lieber sofort in seinen Wunsch fügen.«

»Wohlan, auf diese Weise werden wir als gute Freunde scheiden, Mylord.«

»Aber die Königin?«, fragte Nelson.

»O, die Königin ist müde, die Königin ist leidend. Es wäre für sie und die jungen Prinzessinnen eine große Beschwerde, wenn sie den »Vanguard« noch heute Abend verlassen sollten. Die Königin wird daher erst morgen ans Land kommen. Ich empfehle sie Ihrer Obhut, Mylord, ebenso wie meinen ganzen übrigen Hof.«

»Soll ich mitgehen, Vater?« fragte der junge Prinz Leopold.

»Nein, nein,« antwortete der König.

»Was würde die Königin sagen, wenn ich ihren Günstling mitnähme?«

Nelson verneigte sich.

»Die Steuerbordtreppe niedergeholt!« rief er.

Die Treppe ward hinabgelassen, der Lootse schwang sich an einem Tau hinab und befand sich binnen wenigen Secunden in dem Boot, welches er an den Fuß der Treppe führte.

»Mylord Nelson,« sagte der König, »in dem Augenblick, wo ich Ihr Schiff verlasse, gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, daß ich niemals die Aufmerksamkeiten vergessen werde, womit wir an Bord des »Vanguard« überhäuft worden. Morgen sollen Ihre Matrosen einen Beweis meiner Zufriedenheit erhalten.«

Nelson verneigte sich zum zweiten Male, diesmal aber ohne zu antworten.

Der König ging die Treppe hinab und setzte sich in das Boot mit einem Seufzer der Herzenserleichterung, welcher von dem auf der ersten Stufe stehengebliebenen Admiral gehört ward.

»Vorwärts!« sagte der Pilote zu dem Matrosen, welcher die Ruderstange hielt.

Das Boot stieß von der Treppe ab und entfernte sich.

»Nun rasch, Jungens!« rief der Lootse.

Die vier Ruder tauchten gleichmäßig in die Wogen und schnell näherte das Boot sich der Marina, das heißt der Stelle des Hafendamms, wo der Toledostraße gegenüber die Equipagen des Königs warteten.

Der Lootse sprang zuerst ans Land, zog das Boot dicht daran und befestigte es.

Ehe er aber noch dem König die Hand reichen konnte, sprang dieser ebenfalls auf den Quai hinauf.

»Ha!« rief er mit einem Ausruf der Freude, »da bin ich also wieder auf festem Lande! Nun kann der Teufel den König Georg, die Admiralität, Lord Nelson, den »Vanguard« und die ganze Flotte Seiner britischen Majestät holen. Hier, mein Freund, dies ist für Dich.«

Und mit diesen Worten bot er dem Lootsen eine Börse.

»Ich danke, Sire,« antwortete der Lootse, indem er einen Schritt zurücktrat. »Euer Majestät haben gehört, was ich dem Capitän Henry antwortete: ich werde von meiner Regierung bezahlt.«

»Ja, und Du fügtest hinzu, Du empfängst kein anderes Geld als das mit dem Bilde des Königs Ferdinand oder des Königs Carl. So nimm doch.«

»Sire, wissen Sie gewiß, daß das Geld, welches Sie mir geben, nicht das Bildniß des Königs Georg trägt?«

»Du bist ein kecker Bursche, daß Du dem König eine Lection geben willst. Auf alle Fälle wisse, daß, wenn ich von England Geld empfangen habe, es mich theure Zinsen dafür hat bezahlen lassen. Das Geld hier ist für deine Leute und diese Uhr für Dich. Wenn ich jemals wieder König werde und Du mich um eine Gnade zu bitten hat, so komme zu mir, zeige mir diese Uhr und deine Bitte soll Dir gewährt werden.«

»Morgen, Sire,« sagte der Lootse, indem er die Uhr in Empfang nahm und die Börse seinem Matrosen zuwarf, »morgen werde ich im Palast sein, und ich hoffe, daß Eure Majestät mir nicht die Gnade verweigern werden, um welche ich die Ehre haben werde Sie zu bitten.«

»Nun, das muß ich sagen, entgegnete der König, »wie es scheint hast Du nicht Lust, lange Zeit zu verlieren.«

Dann sprang er von den drei Equipagen in die, welche ihm am nächsten hielt, und rief:

»Nach dem königlichen Palaste!«

Im Galopp rasselte der Wagen fort.

Zweites Capitel.
Worin die Gnade befand, welche der Loose sich auszubitten wünschte

Durch den Admiral Caracciolo von der Ankunft des Königs unterrichtet, hatte der Gouverneur des Schlosses die Behörden von Palermo amtlich davon in Kenntniß gesetzt.

Der Syndicus, die Municipaltät, die Magistratspersonen und die hohe Geistlichkeit von Palermo erwartete den König seit drei Uhr Nachmittags auf dem großen Hofe des Palastes.

Der König, welcher vor allen Dingen eine gute Mahlzeit und Schlaf bedurfte, sagte sich, daß er hier drei Reden anzuhören haben würde und schauderte von der Fußspitze bis in die Haarwurzeln.

Er nahm deshalb auch zuerst das Wort und sagte:

»Meine Herren, wie groß auch Ihr Rednertalent sein möge, so zweifle ich doch, daß es Ihnen möglich sein würde, mir etwas Angenehmes zu sagen. Ich habe Krieg gegen die Franzosen führen wollen, und man hat mich geschlagen. Ich wollte Neapel vertheidigen, und habe mich genöthigt gesehen, es zu verlassen. Ich habe mich eingeschifft und bin von einem schweren Sturme heimgesucht worden. Wenn Sie mir sagen wollten, daß meine Gegenwart Sie freue, so würden Sie mir damit sagen, daß Sie sich über die mir zugestoßenen Unfälle freuen, ganz besonders aber würden Sie, wenn Sie mir dies sagten, mich abhalten, meine Abendmahlzeit zu mir zu nehmen und mich dann schlafen zu legen, was im gegenwärtigen Augenblicke mir noch unangenehmer wäre, als von den Franzosen geschlagen zu werden, Neapel verlassen zu müssen und drei Tage lang die Seekrankheit zu haben, mit der Aussicht, von den Fischen gefressen zu werden. Ich versichere Ihnen, daß ich vor Hunger und Müdigkeit kaum noch auf den Füßen stehen kann. Somit, Herr Syndicus und meine Herren von der Municipalität, will ich Ihre Reden als gehalten betrachten. Ich schenke zehntausend Ducaten für die Armen. Sie können das Geld morgen abholen lassen.«

Als er hierauf den Bischof in der Mitte seiner Geistlichkeit bemerkte, setzte er hinzu:

»Monsignor, morgen werden Sie in der Kirche zur heiligen Rosalia eine feierliche Danksagung für die wunderbare Weise, auf welche ich dem Schiffbruch entronnen bin, veranstalten. Ich werde bei dieser Gelegenheit das dem heiligen Franciscus von Paula gegebene Gelübde erneuern, ihm eine Kirche nach dem Muster der Peterskirche in Rom zu erbauen, und Sie werden uns die verdienstvollsten Mitglieder Ihrer Geistlichkeit bezeichnen. Wie reducirt unsere Mittel auch jetzt sein mögen, so werden wir uns doch bemühen, diese Herren ihrem Verdienste gemäß zu belohnen.«

 

Dann wendete er sich zu den Magistratspersonen, an deren Spitze er den Präsidenten Cardillo erkannte.

»Ah, da sind Sie ja auch, Meister Cardillo,« sagte er zu ihm.

»Ja, Sire, «antwortete der Präsident, indem er sich bis zur Erde verneigte.

»Sind Sie immer noch ein schlechter Spieler?«

»Ja, immer noch, Sire.«

»Und leidenschaftlicher Jäger?«

»Mehr als je.«

»Nun, das ist schön. Ich lade Sie zu meinem Spiele ein, unter der Bedingung, daß Sie mich zu Ihren Jagden einladen.«

»Es ist eine doppelte Ehre, welche Eure Majestät mir auf diese Weise erzeigen.«

»Nun, meine Herren,« fuhr der König, sich zu Allen insgesamt wendend, fort, »wenn Sie so hungrig und so durstig sind wie ich, so habe ich Ihnen den guten Rath zu geben: Machen Sie es wie ich, das heißt, speisen Sie zu Abend und gehen Sie dann zu Bette.«

Diese Aufforderung war eine Verabschiedung in bester Form und die dreifache Deputation entfernte sich, nachdem sie den König nochmals begrüßt.

Ferdinand stieg, während vier Diener mit Fackeln vor ihm her schritten, die große Ehrentreppe hinauf, gefolgt von Jupiter, dem einzigen Gast, welchen es ihm beliebt hatte bei sich zu behalten.

Es war ein Diner von dreißig Couverts serviert.

Der König setzte sich an dem einen Ende der Tafel und ließ Jupiter an dem andern Platz nehmen, behielt einen Diener für sich und gab deren zwei seinem Hund, welchem er von allen Gerichten, die er genoß, ebenfalls vorlegen ließ.

Nie hatte Jupiter einem solchen Schmause beigewohnt.

Dann, nachdem das Souper beendet war, nahm Ferdinand ihn mit in sein Zimmer, ließ ihm am Fuße eines Bettes von den weichten Teppichen ein Lager bereiten, streichelte, ehe er sich selbst niederlegte, den schönen klugen Kopf des treuen Thieres und sagte:

»Ich hoffe, Du wirst nicht sagen wie – ich weiß nicht welcher Dichter: die Treppe des Fremden sei steil und das Brod der Verbannung sei bitter.«

Dann schlief er ein, träumte, er mache einen wunderbaren Fischfang in dem Golf von Castellamare und erlege in dem Walde von Ficuzza die Wildschweine zu Hunderten.

In Neapel war ein- für allemal Befehl gegeben, daß wenn der König um acht Uhr nicht geklingelt habe, dann der Kammerdiener in sein Schlafzimmer gehe und ihn wecke. Da aber hier in Palermo nicht derselbe Befehl ertheilt worden, so erwachte und klingelte der König erst um zehn Uhr.

Während des Morgens waren die Königin, der Prinz Leopold, die Prinzessinnen, die Minister und die Höflinge ebenfalls gelandet, und hatten ihre Wohnungen die einen im Palast, die andern in der Stadt, aufgesucht. Die Leiche des kleinen Prinzen war überdies in die Capelle des Königs Roger getragen worden.

Der König hing eine Weile seinen Gedanken nach und stand dann auf. Lastete dieser letzterwähnte Umstand, den er vollständig vergessen zu haben schien, jetzt, wo er außer Gefahr war, schwerer auf seinem väterlichen Herzen, oder überlegte er, daß der heilige Franciscus von Paula in dem Schutz, den er ihm gewährte, ein wenig karg gewesen und daß er, wenn er die versprochene Kirche baue, einen Schutz, der sich auf seine Familie so unvollständig erstreckt, etwas zu theuer bezahle?

Der König gab Befehl, daß die Leiche des jungen Prinzen den ganzen Tag in der Capelle ausgestellt bleibe und den nächstfolgenden Tag ohne irgend welche Feierlichkeit bestattet werde.

Der Todesfall sollte den andern Höfen angezeigt werden und der der beiden Sicilien, jetzt auf Sicilien allein reducirt, vierzehntägige Trauer in Violet anlegen.

Kaum hatte der König diesen Befehl ertheilt, so meldete man ihm, daß der Admiral Caracciolo, welcher, wie wir aus der Erzählung des Lootsen wissen, am Tage vorher als Quartiermeister für den König und die königliche Familie fungiert, um die Ehre bäte, von Seiner Maijestät empfangen zu werden, und deshalb im Vorzimmer warte.

Der König fühlte sich in Folge der Antipathie, welche Nelson ihm einzuflößen begann, um so mehr zu Caracciolo hingezogen. Deshalb beeilte er sich zu befehlen, daß man den Admiral in das kleine an sein Schlafgemach anstoßende Bibliothekzimmer treten lasse, wohin er, obschon noch nicht vollständig angekleidet, sich selbst verfügte. Seinem Gesicht einen möglichst heitern Ausdruck gebend sagte er:

»Ach, mein lieber Admiral, ich freue mich sehr, Dich zu sehen, vor allen Dingen um Dir zu danken, daß Du, da Du vor mir angelangt, auch sofort an mich gedacht hast.«

Der Admiral verneigte sich und ohne daß der freundliche Empfang des Königs den Ernst seines Gesichts milderte, antwortete er:

»Sire, dies war meine Pflicht als treuer und gehorsamer Unterthan Eurer Majestät.«

»Dann wollte ich Dir auch mein Compliment zu der Art und Weise machen, auf welche Du mit deiner Fregatte während des Sturmes manövriert hast«, fuhr der König fort. »Weißt Du, daß Nelson sich fürchterlich über Dich geärgert hat? Er war vor Wuth nahe daran zu bersten, und ich hätte gern gelacht, wenn ich nicht in so großer Angst gewesen wäre.«

»Der Admiral Nelson,« antwortete Caracciolo, » konnte mit einem schwer beschädigten Schiff wieder »Vanguard« nicht dasselbe leisten, wie ich mit meiner Fregatte, einem leichten Schiff von moderner Bauart, welches noch niemals Schaden gelitten. Der Admiral Nelson hat gethan, was er konnte.«

»Das sagte ich ihm auch, vielleicht mit anderer Bedeutung, aber genau in denselben Worten. Ich fügte sogar hinzu, daß es mir leid thäte, mein Dir gegebenes Wort gebrochen zu haben und mit ihm anstatt mit Dir gesegelt zu sein.«

»Ich weiß es, Sire, und ich fühle mich dadurch tief gerührt.«

»Du weißt es? Wer hat es Dir dem gesagt? Ah, jetzt fällt mir ein – der Lootse, nicht wahr?«

Caracciolo antwortete nicht auf die Frage des Königs, sondern sagte nach einer kurzen Pause:

»Sire, ich komme, um den König um eine Gnade zu bitten.«

»Dann hast Du den Augenblick sehr gut gewählt. Sprich, was begehrst Du?«

»Ich bitte den König, meine Entlassung als Admiral der neapolitanischen Flotte anzunehmen.«

Der König trat einen Schritt zurück, so wenig hatte er eine solche Forderung erwartet.

»Die Entlassung als Admiral der neapolitanischen Flotte?« wiederholte er; »warum denn?«

»Erstens, Sire, weil es Luxus ist, einen Admiral zu haben, wenn man keine Flotte mehr hat.«

»Ja, ich weiß es,« sagte der König mit einem sichtbaren Ausdruck des Zornes. »Mylord Nelson hat sie verbrannt. Früher oder später werden wir aber wieder Herren im eigenen Hause sein und dann eine neue bauen.«

»Aber,« antwortete Caracciolo kalt, »da ich Euer Majestät Vertrauen verloren habe, so werde ich diese neue Flotte nicht commandieren können.«

»Wie? Du hättest mein Vertrauen verloren? Du, Caracciolo?«

»Ich will wenigstens dies lieber glauben, Sire, als einem König, in dessen Adern das älteste königliche Blut von Europa fließt, den Vorwurf machen, daß er sein Wort gebrochen habe.«

»Ja, es ist wahr, sagte der König; »ich hatte Dir versprochen –«

»Erstens Neapel nicht zu verlassen, oder wenn Sie es verließen, dies nur auf meinem Schiffe zu thun.«

»Na, laß' es nur gut sein, mein lieber Caracciolo,« sagte der König, indem er dem Admiral die Hand bot.

Der Admiral ergriff die Hand des Königs, küßte dieselbe ehrerbietig, trat einen Schritt zurück und zog ein Papier aus der Tasche.

»Sire,« sagte er, »hier ist meine Entlassung, um deren Annahme ich Euer Majestät bitte.«

»Nein, ich nehme deine Entlassung nicht an; ich weise sie zurück.«

»Dazu haben Euer Majestät nicht das Recht.«

»Wie! Ich hätte nicht das Recht dazu? Ich hätte nicht das Recht, deine Entlassung zurückzuweisen?«

»Nein, Sire, denn Euer Majestät haben mir gestern versprochen, mir die erste Gnade, um die ich bitten würde, zu bewilligen. Wohlan, diese Gnade besteht eben darin, daß Sie meine Entlassung annehmen, Sire.«

»Gestern hätte ich Dir etwas versprochen? Du bist wohl nicht bei Sinnen?«

Caracciolo schüttelte den Kopf.

»Ich bitte um Entschuldigung, Sire, ich bin vollkommen bei Sinnen.«

»Gestern habe ich Dich ja aber nie gesehen.«

»Das heißt, Sie haben mich blos nicht erkannt, Sire. Vielleicht aber erkennen Sie diese Uhr?«

Und Caracciolo zog eine prachtvolle, mit dem Bildniß des Königs geschmückte und mit Diamanten besetzte Uhr aus dem Busen.

»Der Lootse!« rief der König, indem er die Uhr erkannte, welche er am Abend vorher dem Manne gegeben, der ihn so geschickt in den Hafen geführt.

»Der Lootse!«

»Der Lootse war ich, Sire,« antwortete Caracciolo, sich verneigend.

»Wie! Du, ein Admiral, hast Dich dazu verstanden, die Rolle eines Looten zu spielen?«

»Sire, wenn es sich um das Wohl und die Rettung des Königs handelt, gibt es keine untergeordnete Rolle.«

Ferdinands Züge gewannen einen Ausdruck von Wehmuth, der nur sehr selten an ihm wahrzunehmen war.

»In der That,« sagte er, »ich bin ein sehr unglücklicher Fürst. Entweder werden meine Freunde von mir entfernt, oder sie entfernen sich selbst von mir.«

»Sire,« antwortete Caracciolo, »Sie thun unrecht, wenn Sie das Ueble, welches Sie thun oder thun lassen, Gott zur Last legen. Gott hatte Ihnen einen nicht blos mächtigen, sondern auch berühmten König zum Vater gegeben. Sie hatten einen älteren Bruder, welcher das Scepter und die Krone von Neapel erben sollte. Gott gestattete, daß er von Wahnsinn heimgesucht und der Weg somit für Sie frei ward. Sie sind Mann, Sie sind König, Sie haben den Willen, Sie haben die Macht. Mit freiem Willen begabt, können Sie zwischen dem Guten und dem Bösen wählen. Sie wählen aber das Böse, Sire, so daß das Gute sich von Ihnen entfernen muß.«

»Caracciolo,« sagte der König mehr traurig als gereizt, »weißt Du, daß noch nie. Jemand mit mir so gesprochen hat, wie Du jetzt mit mir spricht?«

»Weil außer einem Mann, der wie ich den König liebt und das Wohl des Staates will, Euer Majestät Niemanden um sich hat als Höflinge, die nur sich selbst lieben und weiter nichts verlangen, als die Ehren des Glücks und des Reichthums.«

»Und wer ist dieser Mann?«

»Derselbe, den der König vergessen und in Neapel zurückgelassen, der Mann, den ich mit nach Sicilien gebracht – der Cardinal Ruffo.«

»Der Cardinal weiß eben so wie Du, daß ich stets bereit bin, ihn zu empfangen und anzuhören.«

»Ja, Sire, aber nachdem Sie uns empfangen und angehört, folgen Sie den Rathschlägen der Königin, Actons und Nelson's. Ich bin trostlos, Sire, daß ich auf diese Weise die Ehrfurcht, die ich einer erhabenen Person schuldig bin, aus den Augen setzen muß, aber ich erkläre: diese drei Namen werden in Zeit und Ewigkeit verwünscht sein.«

»Und glaubst Du, daß ich sie nicht auch verwünsche?« sagte der König. »Glaubst Du, ich sehe nicht, daß sie den Staat seinem Ruin und mich dem Verderben entgegenführen? Ich bin zwar ein Dummkopf, aber ein Narr bin ich nicht.«

»Nun wohlan, Sire, dann kämpfen Sie doch!«

»Kämpfen, dies kannst Du leicht sagen, ich aber bin nicht ein Mann des Kampfes; Gott hat mich nicht für den Kampf geschaffen. Ich bin ein Mensch der Empfindungen und Vergnügungen, ein gutes Herz, welches man durch Quälereien reizt und erbittert. Jene sind ihrer Drei oder Vier, die sich die Macht streitig machen, das Eine greift nach der Krone, das Andere nach dem Scepter. Ich lasse sie gewähren. Das Scepter, die Krone, der Thron, dies ist mein Golgatha; ich habe von Gott nicht verlangt, König zu sein. Ich liebe die Jagd, den Fischfang, die Pferde, die schönen Mädchen, und habe keinen andern Ehrgeiz. Mit zehntausend Ducaten Rente und der Freiheit, nach meiner Weise zu leben, wäre ich der glücklichste Mensch der Erde gewesen. Aber nein, unter dem Vorwand, daß ich König bin, läßt man mich keinen Augenblick in Ruhe. Dies ließe sich allenfalls noch begreifen, wenn ich wirklich regierte. Es sind aber die Andern, welche unter meinem Namen regieren; es sind die Andern, welche den Krieg führen, und auf mich fallen blos die Schläge. Es sind die Andern, welche die Fehler begehen, während gleichwohl ich dieselben wieder gutmachen muß. Du bittet mich um deine Entlassung und Du hast sehr Recht. Dennoch aber sollst Du sie den Andern abverlangen, denn diese sind es, welchen Du dienst, nicht ich.«

»Eben deshalb, weil ich meinem König und nicht den Andern dienen will, wünsche ich in das Privatleben zurückzutreten, welche Sie, Sire, soeben auch als Gegenstand Ihrer Wünsche bezeichneten. Zum dritten Male, Sire, bitte ich daher inständig meine Entlassung anzunehmen und beschwöre Sie, wenn es sein muß, im Namen des Wortes, welches Sie mir gestern gegeben.«

 

Und Caracciolo bot, indem er dies sagte, dem König mit der einen Hand seine Entlassung und mit der andern eine Feder zum Unterzeichnen.

»Du willst es also?« fragte der König.

»Sire, ich flehe darum.«

»Und wenn ich unterzeichne, wo wirst Du dann hingehen?«

»Ich werde nach Neapel zurückkehren, Sire.«

»Und was willst Du dort in Neapel machen?«

»Meinem Vaterlande dienen, Sire. Neapel befindet sich in der Lage, wo es der Intelligenz und des Muthes aller seiner Söhne bedarf.«

»Sieh wohl zu, was Du in Neapel thust, Caracciolo.«

»Sire, ich werde mich bemühen, immer so zu handeln, wie ich zeither gehandelt – als ehrlicher Mann und als guter Bürger.«

»Das ist deine Sache. Du beharrt also auf deinem Verlangen?«

Caracciolo begnügte sich mit dem Finger auf die Uhr zu zeigen, die er auf den Tisch gelegt.

»Starrkopf!« sagte der König ungeduldig Dann ergriff er die Feder und schrieb unter das Entlassungsgesuch die Worte:

»Angenommen; der Chevalier Caracciolo möge aber nicht vergessen, daß Neapel sich in der Gewalt meiner Feinde befindet.« Dann unterzeichnete er wie gewöhnlich: »Ferdinand V.«

Caracciolo warf die Augen auf die drei Zeilen, welche der König soeben geschrieben, faltete das Papier wieder zusammen, steckte es in die Tasche, verneigte sich ehrerbietig vor dem König und schickte sich an, sich zu entfernen.

»Du vergissest deine Uhr,« sagte der König.

»Diese Uhr ist nicht dem Admiral, sondern dem Lootsen geschenkt worden. Gestern, Sire, existierte der Lootse nicht; heute existiert der Admiral nicht.«

»Ich hoffe aber,« sagte der König mit jener Würde, welche bei ihm von Zeit zu Zeit hindurchleuchtete wie ein Blitz, »ich hoffe, daß der Freund beide überleben werde. Nimm diese Uhr, und wenn Du jemals Dich versucht fühlen solltest, deinen König zu verrathen, so betrachte das Bildniß dessen, der sie Dir gegeben.«

»Sire, antwortete Caracciolo, »ich stehe nicht mehr im Dienste des Königs. Ich bin einfacher Bürger. Ich werde thun, was mein Vaterland mir befiehlt.«

Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und der König blieb in nicht blos traurige, sondern träumerische Gedanken versinkend stehen.

Am nächstfolgenden Morgen fand, wie er befohlen, die Beerdigung seines Sohnes, des Prinzen Albert, statt, ohne allen Pomp, wie die eines gewöhnlichen Kindes.

Die Leiche ward in der Gruft der Schloßcapelle beigesetzt, welche unter dem Namen der Capelle des Königs Roger bekannt ist.

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