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Der Graf von Bragelonne

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Dann wieder niederfallend:

»Ruft Eure Leute, oder ich ertrinke.«

»Holla! Barke, rasch herbeigefahren!«

Die Barke strengte ihre Ruder gewaltig an.

Doch das Meer stieg rascher, als die Barke ging,

Buckingham sah, daß Wardes nahe daran war, von einer Welle bedeckt zu werden; aus seinem gesunden und unverwundeten linken Arme machte er ihm einen Gürtel und hob ihn auf.

Die Welle stieg bis an seinen halben Leib, konnte ihn aber nicht erschüttern.

Der Herzog ging nach dem Lande zu.

Doch kaum hatte er zehn Schritte gemacht, als eine zweite Welle, welche viel höher, viel bedrohlicher, viel wüthender als die erste, herbeilief, ihn in der Höhe der Brust traf, niederwarf, begrub.

Dann, da sie die Strömung wieder forttrug, ließ sie einen Augenblick den Herzog und Wardes entblößt auf dem Sande liegen.

Wardes war ohnmächtig.

In diesem Augenblick warfen sich vier Matrosen des Herzogs, die die Gefahr begriffen, in das Meer und waren in einer Sekunde bei Buckingham.

Ihr Schrecken war groß, als sie ihren Gebieter sich mit Blut bedecken sahen, während das Wasser, von dem er durchnäßt, gegen seine Kniee und seine Füße herablief.

Sie wollten ihn wegtragen.

»Nein! nein!« sagte er, »an’s Land, den Marquis an’s Land!«

»Laßt ihn sterben! Laßt den Franzosen sterben,« riefen mit dumpfem Tone die Engländer.

»Elende Bursche!« rief der Herzog, indem er sich . mit einer stolzen Geberde, die sie mit Blut besprengte, erhob, »gehorcht, Herrn von Wardes an’s Land, Herrn von Wardes vor Allem in Sicherheit gebracht, oder ich lasse Euch henken.«

Die Barke war mittlerweile herangekommen. Der Secretaire und der Intendant sprangen ebenfalls ins Wasser und näherten sich dem Marquis.

Er gab kein Lebenszeichen mehr von sich.

»Ich empfehle Euch diesen Mann bei Eurem Kopf,« sagte der Herzog. »Herrn von Wardes an’s Ufer.«

Man nahm ihn und trug ihn auf den trockenen Sand, wohin das Meer nie stieg.

Einige Neugierige und fünf bis sechs Fischer hatten sich, herbeigelockt durch das seltene Schauspiel von zwei Männern, die sich bis an die Kniee im Wasser schlugen, auf dem Ufer aufgestellt.

Als die Fischer eine Gruppe von Menschen, die einen Verwundeten trugen, auf sich zukommen sahen, traten sie auch bis an das halbe Bein ins Meer.

Die Engländer übergaben ihnen den Verwundeten in der Sekunde, wo dieser die Augen zu öffnen begann.

Das Salzwasser der See und der seine Sand waren in seine Wunden eingedrungen und verursachten ihm unbeschreibliche Schmerzen.

Der Secretaire des Herzogs zog aus seiner Tasche eine volle Börse, übergab sie dem, welcher ihm der Bedeutendste von den Anwesenden zu sein schien, und sagte:

»Von meinem Herrn Mylord Herzog von Buckingham, daß man dem Herrn Marquis von Wardes alle erdenkliche Pflege angedeihen lasse.«

Und er kehrte gefolgt von den Seinigen zu dem Nachen zurück, zudem sich Buckingham nur mit Mühe geschleppt, doch erst nachdem er Wardes außer Gefahr gesehen hatte.

Die See ging schon hoch, die gestickten Kleider und die seidenen Gürtel waren durchnäßt. Viele Hüte wurden von den Wellen fortgerissen.

Die Kleider von Mylord Herzog und die von Wardes hatte die Fluth nach dem User getragen.

Man hüllte Wardes in das Kleid des Herzogs, das man für das seinige hielt, und trug ihn auf den Armen in die Stadt.

XII.
Dreifache Liebe

Seit der Abreise von Buckingham bildete sich Guiche ein, die Erde gehöre ihm ohne Theilung.

Monsieur, der nicht mehr den geringsten Grund zur Eifersucht hatte und überdies ganz unter dem Einfluß des Chevalier von Lorraine stand, bewilligte in seinem Hause so viel Freiheit, als nur die Anspruchsvollsten wünschen konnten.

Der König, der Geschmack an der Gesellschaft von Madame gesunden hatte, ersann Vergnügen auf Vergnügen, um den Aufenthalt in Paris heiter zu machen, so daß kein Tag ohne ein Fest im Palais Royal oder ohne einen Empfang bei Monsieur verging.

Der König ließ Fontainebleau einrichten, um hier den Hof zu empfangen, und Jedermann war bemüht, bei der Reise zu sein. Madame führte das geschäftigste Leben. Ihre Stimme, ihre Feder standen nie stille.


Die Gespräche mit Guiche gewannen allmälig das Interesse, in welchem man die Vorspiele von großen Leidenschaften nicht verkennen kann.

Wenn die Augen bei einer Erörterung über die Farbe von Stoffen schmachten, wenn man eine Stunde damit zubringt, daß man die Verdienste und den Wohlgeruch eines Kräutersäckchens oder einer Blume analysirt, so gibt es bei dieser Art von Konversation Worte, welche Jedermann hören kann, aber es gibt auch Geberden und Seufzer, die nicht Jedermann sehen kann.

Wenn Madame viel mit Herrn von Guiche geplaudert hatte, so plauderte sie mit dem König, der sie regelmäßig jeden Tag besuchte. Man spielte, man machte Verse, man wählte Devisen und Embleme; dieser Frühling war nicht allein der Frühling der Natur, es war die Jugend eines ganzen Volkes, dessen Kopf dieser Hof bildete.

Der König war jung, schön, galanter als irgend Jemand. Er liebte in verliebter Weise alle Frauen, selbst die Königin, seine Gemahlin.

Nur war der große König der Schüchternste oder der Zurückhaltendste seines Reiches, so lange er sich nicht selbst seine Gefühle gestanden hatte

Diese Schüchternheit hielt ihn in den Schranken einfacher Höflichkeit, und keine Frau konnte sich rühmen, den Vorzug vor einer andern zu haben.

Es ließ sich ahnen, der Tag, wo er sich erklären würde, wäre die Morgenröthe einer neuen Souveränität, doch er erklärte sich nicht.

Herr von Guiche benützte dies, um der König des ganzen verliebten Hofs zu sein.

Man hatte gesagt, er stehe sehr gut mit Fräulein von Montalais, man hatte behauptet, er sei ein eifriger Liebhaber von Fräulein von Chatillon; nun war er nicht einmal mehr höflich gegen eine Frau des Hofes. Er hatte nur Augen und Ohren für eine Einzige.

Er nahm auch unmerklich seinen Platz bei Monsieur ein, der ihn liebte und so viel als möglich in seinem Hause hielt.

Von Natur leutescheu, entfernte er sich zu sehr vor der Ankunft von Madame; sobald aber Madame angekommen war, entfernte er sich nicht mehr genug.

Was von aller Welt, am meisten aber vom bösen Genius des Hauses, vom Chevalier von Lorraine bemerkt wurde, dem Monsieur eine lebhafte Zuneigung bezeigte, weil er selbst bei seinen Bosheiten einen lustigen Humor hatte, und weil es ihm nie an einem Gedanken, wie die Zeit anzuwenden, fehlte.

Als der Chevalier von Lorraine sah, daß Guiche an seine Stelle zu treten drohte, nahm er seine Zuflucht zu einem großen Mittel. Er verschwand und ließ Monsieur sehr in Verlegenheit.

Am ersten Tag seines Verschwindens suchte ihn Monsieur beinahe nicht, denn Guiche war da, und mit Ausnahme seiner Unterredungen mit Madame widmete dieser muthig die Stunden des Tags und der Nacht dem Prinzen.

Als aber Monsieur am zweiten Tag Niemand bei der Hand fand, fragte er, wo der Chevalier wäre.

Man antwortete ihm, man wisse es nicht.

Guiche, nachdem er den Morgen mit der Auswahl von Stickereien und Fransen mit Madame zugebracht hatte, kam, um den Prinzen zu trösten. Doch nach dem Mittagsmahl waren noch Tulpen und Amethyste zu schätzen und Guiche kehrte in das Cabinet von Madame zurück.

Monsieur blieb allein, es war die Stunde seiner Toilette, er fühlte sich den Unglücklichsten der Menschen und fragte abermals, ob man keine Nachricht vom Chevalier habe.

»Niemand weiß, wo der Chevalier zu finden ist,« war die Antwort, die man dem Prinzen gab.

Da Monsieur nicht wußte, wohin er seine Langweile tragen sollte, so ging er im Schlafrock und frisirt zu Madame.

Es war großer Cercle von Leuten, die in allen Ecken lachten und zischelten; hier eine Gruppe von Frauen um einen Mann und unterdrücktes Gelächter; dort Manicamp und Malicorne von Montalais, Fräulein von Tonnay-Charente und zwei andern Lacherinnen angefallen.

Ferner Madame auf Polstern sitzend, und Guiche eine Handvoll Perlen und Edelsteine verstreuend, unter denen der zarte, weiße Finger der Prinzessin diejenigen bezeichnete, welche ihr am meisten gefielen.

In einer andern Ecke ein Zitherspieler, der spanische Seguidellas sang, in welche Madame verliebt war, seitdem sie solche die junge Königin mit einer gewissen Schwermuth hatte singen hören; nur trällerte das, was die Spanierin mit Thränen in den Augen gesungen hatte, die Engländerin mit einem Lächeln, das ihre Perlmutterzähne sehen ließ.

So bevölkert, bot dieses Cabinet das lachendste Bild der Welt.

Monsieur war bei seinem Eintritt betroffen, als er so viele Leute ohne ihn sich vergnügen sah. Er war so eifersüchtig, daß er sich nicht erwehren konnte, wie ein Kind zu sagen:

»Wie! Ihr belustigt Euch hier, und ich langweile mich ganz allein!«

Seine Stimme war wie ein Donnerschlag, der das Gezwitscher der Vögel im Blätterwerk unterbricht, und es trat eine tiefe Stille ein.

Guiche stand einen Augenblick unbeweglich.

Malicorne machte sich hinter dem Rücken von Montalais klein.

Manicamp richtete sich auf und nahm seine große Ceremonienmiene an.

Der Guitarrero steckte seine Zither unter einen Tisch und zog den Teppich darüber, um sie vor den Augen des Prinzen zu verbergen.

Madame allein rührte sich nicht; sie lächelte ihrem Gemahl zu und erwiederte:

»Ist das nicht die Stunde Ihrer Toilette?«

»Und sie wählte man, um sich zu belustigen!« brummelte der Prinz.

Dieses unglückliche Wort war das Signal zur Flucht, die Frauen entflohen wie eine Schaar erschrockener Vögel; der Zitherspieler verschwand wie ein Schatten; stets beschützt durch Montalais, die ihren Rock ausbreitete, schlüpfte Malicorne hinter eine Tapete, Manicamp kam Guiche zu Hilfe, der natürlich bei Madame blieb, und Beide hielten muthig den Angriff mit der Prinzessin aus.

 

Der Graf war zu glücklich, um dem Gemahl zu grollen; aber Monsieur war böse auf Madame.

Er brauchte ein Motiv zum Streiten; er suchte es und der hastige Abgang dieser vor seiner Ankunft so lustigen und durch seine Gegenwart nun so sehr beunruhigten Menge bot ihm einen Vorwand.

»Warum ergreift man die Flucht bei meinem Anblick?« sagte er mit hochmüthigem Ton.

Madame erwiederte, so oft der Herr erscheine, halte sich die Familie aus Ehrfurcht entfernt.

Und indem sie dies sagte, machte sie ein so heiteres, so drolliges Gesicht, daß Guiche und Manicamp nicht an sich halten konnten. Sie brachen in ein Gelächter aus, Madame ahmte sie nach, dieser Anfall steckte Monsieur an, der sich setzen mußte, weil er lachend zu viel von seiner Gravität verlor.

Endlich hörte er auf, aber sein Zorn hatte sich vermehrt. Er war noch wüthender darüber, daß er sich dem Gelächter überlassen, als daß er die Andern hatte lachen sehen.

Er schaute Manicamp mit großen Augen an, da er es nicht wagte, dem Grafen von Guiche seinen Zorn zu zeigen.

Doch auf ein Zeichen, das er mit zu heftigem Aerger machte, gingen Manicamp und Guiche hinaus.

Madame, welche allein geblieben war, raffte traurig ihre Perlen zusammen, lachte gar nicht mehr und sprach noch viel weniger.

»Es freut mich sehr, zu sehen, daß man mich bei Euch wie einen Fremden behandelt, Madame,« sagte der Herzog.

Und er verließ den Salon ganz außer sich.

Auf seinem Wege traf er Montalais, welche im Vorzimmer wachte.

»Es ist schön, einen kommen zu sehen, doch vor der Thüre,« sagte er.

»Ich begreife nicht recht, was Eure Hoheit mir zu sagen mich beehrt,« erwiederte sie.

»Ich sage, mein Fräulein, daß wenn Ihr mit einander im Gemach von Madame lacht, derjenige unwillkommen ist, der nicht außen bleibt.«

»Eure Königliche Hoheit denkt und spricht ohne Zweifel nicht so für sich?«

»Im Gegentheil, mein Fräulein, für mich spreche ich, für mich denke ich. Ich habe sicherlich keinen Grund, mir zu dem Empfang, der mir hier zu Theil wird, Glück zu wünschen. Wie! an einem Tag, wo bei Madame, bei mir Musik und Gesellschaft ist, an einem Tag, wo ich mich ebenfalls ein wenig zu belustigen gedenke, entfernt man sich! Hatte man denn Angst, mich zu sehen, daß Jedermann die Flucht ergriff, als man mich sah? . . . Man treibt also Schlimmes . . . wenn ich abwesend bin?«

»Aber, Monseigneur, man thut heute nichts Anderes, als man alle Tage thut,« entgegnete Montalais.

»Wie! man lacht alle Tage so?«

»Ja, Monseigneur.«

»Alle Tage sind Gruppen, wie die, welche ich gesehen habe?«

»Ganz dieselben, Monseigneur.«

»Und alle Tage kratzt man auf der Geige?«

»Monseigneur, heute ist es die Zither; doch wenn wir keine Zither haben, so, haben wir Geigen und Flöten; die Frauen langweilen sich ohne Musik.«

»Teufel! und die Männer?«

»Welche Männer?«

»Herr von Guiche, Herr von Manicamp und die Anderen, Herr . . . «

»Alle vom Hause Eurer königlichen Hoheit.«

»Ja, ja, Ihr habt Recht, mein Fräulein,« sprach der Prinz.

Und er kehrte in seine Gemächer zurück; er war ganz träumerisch und’ stürzte sich in den tiefsten von seinen Lehnstühlen, ohne sich im Spiegel zu beschauen.

»Wo kann der Chevalier sein?« sagte er.

Es war ein Diener in der Nähe des Prinzen.

Seine Frage wurde gehört.

»Man weiß es nicht, Monseigneur.«

»Abermals diese Antwort! . . . Den Ersten, der mir wieder erwiedert: »»Ich weiß es nicht,«« jage ich fort.«

Bei diesem Wort entfloh Jedermann aus dem Gemache von Monsieur, wie man aus dem von Madame entflohen war.

Da gerieth der Prinz in einen unbeschreiblichen Zorn. Er stieß mit dem Fuß an ein Chiffonnier, das in dreißig Stücken auf den Boden rollte.

Dann ging er mit der größten Kaltblütigkeit nach den Gallerien und warf eine Vase von Email, ein Wasserbecken von Porphyr und einen Kandelaber von Bronze auf einander. Das Ganze machte einen furchtbaren Lärmen. Alle Welt erschien an den Thüren.

»Was will Monseigneur?« wagte der Kapitän der Leibwachen schüchtern zu fragen.

»Ich mache mir Musik,« erwiederte der Prinz mit den Zähnen knirschend.

Der Kapitän der Leibwachen ließ den Arzt Seiner Königlichen Hoheit holen.

Doch vor dem Arzt kam Malicorne und meldete dem Prinzen:

»Monseigneur, der Herr Chevalier von Lorraine folgt mir.«

Der Herzog schaute Malicorne an und lächelte.

Der Chevalier trat in der That ein.

XIII.
Die Eifersucht von Herrn von Lorraine

Der Herzog stieß einen Freudenschrei aus, als er den Chevalier von Lorraine erblickte.

»Oh! das ist ein Glück,« sprach er; »durch welchen Zufall sieht man Euch? Waret Ihr denn nicht verschwunden, wie die Sage ging?«

»Ja, Monseigneur.«

»Eine Laune? ich Launen haben bei Eurer Hoheit! Die Ehrfurcht . . . «

»Laß die Ehrfurcht, gegen die Du Dich alle Tage verfehlst. Ich spreche Dich davon frei. Warum bist Du weggegangen? Erkläre Dich.«

»Weil ich Monseigneur völlig unnütz war. Monseigneur hat unterhaltendere Leute bei sich. als ich es je sein werde. Ich fühle mich nicht stark genug, um zu kämpfen, und habe mich zurückgezogen.«

»Diese Zurückhaltung hat keinen Sinn. Wer sind die Leute, gegen die Du nicht kämpfen willst? Guiche?«

»Ich nenne Niemand.«

»Das ist einfältig! Guiche beengt Dich.«

»Ich sage das nicht, Monseigneur; heißt mich nicht sprechen; Ihr wißt wohl, daß Guiche zu unseren guten Freunden gehört.«

»Wer denn?«

»Ich bitte, Monseigneur, lassen wir das, ich flehe Euch an.«

Der Chevalier wußte wohl, daß man die Neugierde reizt, wie den Durst, wenn man das Getränke oder die Erklärung entfernt hält.

»Nein, ich will wissen, warum Du verschwunden bist?«

»Nun, so will ich es Euch sagen; nehmt es aber nicht übel auf.«

»Sprich.«

»Ich bemerkte, daß ich lästig war.«

»Wem?«

»Madame.«

»Wie so?« fragte der Herzog erstaunt.

»Das ist ganz einfach: Madame ist vielleicht eifersüchtig auf die Zuneigung, die Ihr mir zu gewähren die Gnade habt.«

»Sie bezeigt Dir das?«

»Monseigneur, Madame spricht nie ein Wort mit mir, besonders seit einer gewissen Zeit.«

»Seit wann?«

»Seitdem Herr von Guiche ihr mehr gefallen hat, als ich, empfängt sie ihn zu jeder Stunde.«

Der Herzog erröthete.

»Zu jeder Stunde? Was für ein Wort ist das?« sprach er mit strengem Tone.

»Ihr seht wohl, Monseigneur, daß ich Euch schon mißfallen habe; ich war davon überzeugt.«

»Ihr mißfallt mir nicht, aber Ihr sagt mir die Dinge etwas lebhaft. In welcher Hinsicht zieht Madame Guiche Euch vor?«

»Ich werde nichts mehr sagen,« erwiederte der Chevalier mit einer ceremoniellen Verbeugung.

»Im Gegentheil, ich will, daß Ihr sprechet; habt ihr Euch deshalb zurückgezogen, so seid Ihr also sehr eifersüchtig?«

»Man muß eifersüchtig sein, wenn man liebt, Monseigneur: ist Eure Hoheit nicht eifersüchtig auf Madame? würde Eure Hoheit, wenn sie immer Jemand bei Madame sähe und zwar Einen, den man günstig behandelte, nicht Verdacht schöpfen? Man liebt seine Freunde wie seine Liebschaften. Eure Hoheit hat mir zuweilen die hohe Ehre erwiesen, mich ihren Freund zu nennen.«

»Ja, ja, doch da ist abermals ein zweideutiges Wort; Chevalier, Ihr habt eine unglückliche Gesprächsform.«

»Welches Wort, Monseigneur?«

»Ihr habt gesagt, günstig behandelt. Was versteht Ihr unter dem günstig

»Etwas ganz Einfaches, Monseigneur,« antwortete der Chevalier mit großer Treuherzigkeit. »So, zum Beispiel, wenn ein Gatte seine Frau vorzugsweise diesen oder jenen Mann zu sich rufen steht; wenn sich dieser Mann beständig oben an ihrem Bett oder am Schlag ihres Wagens findet; wenn es immer ein Plätzchen für den Fuß dieses Mannes im Umkreis der Röcke der Frau gibt; wenn die Leute sich außer den Aufforderungen zur Conversation begegnen; wenn der Strauß von dieser die Farbe der Blumen von jenem hat; wenn die Musiken im Gemach, die Abendbrode in dem Platz hinter dem Bett statthaben; wenn bei dem Eintritt des Mannes Alles bei der Frau schweigt; wenn der Mann plötzlich zum beständigsten Gefährten, zum zärtlichsten Menschen denjenigen hat, welcher acht Tage zuvor am wenigsten ihm zu gehören schien . . . dann.«

»Vollende.«

»Dann, sage ich, ist man vielleicht eifersüchtig, doch alle diese Einzelheiten sind nicht am Platze und es handelt sich nicht um dieses bei unserem Gespräch.«

Der Herzog kämpfte offenbar in seinem Innern, endlich aber sprach er:

»Ihr sagt mir nicht, warum Ihr Euch neulich entfernt habt, Ihr sagtet nur, aus Furcht, lästig zu sein, und fügtet sogar bei, Ihr habet bei Madame eine Neigung zu häufigem Umgang mit Guiche wahrgenommen.«

»Ah! Monseigneur, das habe ich nicht gesagt.«

»Doch!«

»Wenn ich es sagte, so sah ich darin nur Unschuldiges.«

»Kurz, Ihr habt etwas gesehen?«

»Monseigneur bringt mich in Verlegenheit.«

»Was liegt daran? sprecht. Wenn Ihr die Wahrheit sagt, warum dann verlegen sein?«

»Ich sage immer die Wahrheit, Hoheit, aber ich zögere auch immer, wenn ich wiederholen soll, was die Anderen sagen.«

»Ah! Ihr wiederholt! Es scheint also, daß man gesagt hat.«

»Ich gestehe, daß man mit mir davon gesprochen hat.«

»Wer?«

Der Chevalier nahm eine beinahe zornige Miene an und erwiederte:

»Monseigneur, Ihr unterwerft mich einem peinlichen Verhör, Ihr behandelt mich wie einen Angeklagten auf dem Schemelchen . . . und die Gerüchte, welche im Vorübergehen das Ohr eines Edelmanns streifen, verweilen nicht darin. Eure Hoheit will, daß ich das Gerücht zu der Höhe eines Ereignisses erhebe.«

»Nun,« rief der Herzog ärgerlich, »es ist eine entschiedene Thatsache, daß Ihr Euch wegen dieses Gerüchtes zurückgezogen habt.«

»Ich muß die Wahrheit sagen: man hat mir von den beständigen Aufwartungen und Bestrebungen von Guiche bei Madame gesprochen, nichts Anderes; ich wiederhole, ein unschuldiges und mehr noch ein erlaubtes Vergnügen. Doch, Monseigneur, seid nicht ungerecht und treibt die Dinge nicht bis zum Uebermaß. Das geht Euch nichts an.«

»Es geht mich nichts an, daß man von den Bestrebungen von Guiche bei Madame spricht . . . «

»Nein, Monseigneur, nein, und was ich Euch sage, würde ich Guiche selbst sagen, in so schönem Lichte betrachte ich den Hof, den er Madame macht; ich würde es auch ihr sagen. Nur, begreift Ihr, was ich befürchte? Ich befürchte für einen Eifersüchtigen auf die Gunst zu gelten, während ich nur ein Eifersüchtiger auf die Freundschaft bin. Ich kenne Eure Schwäche, ich weiß, daß Ihr, wenn Ihr liebt, ausschließlich seid. Ihr liebt aber Madame, und wer sollte sie auch nicht lieben! Folgt wohl dem Kreis, zu dem ich Euch führe. Madame hat unter Euren Freunden den schönsten und reizendsten vorgezogen: sie wird in Beziehung auf diesen einen solchen Einfluß auf Euch ausüben, daß Ihr die Anderen vernachläßigen werdet. Eine Verachtung von Euch wäre mein Tod . . . es ist schon genug, daß ich die von Madame ertragen muß. Monseigneur, ich habe also den Entschluß gefaßt, den Platz dem Günstling abzutreten, den ich um sein Glück beneide, während ich wahre Freundschaft und aufrichtige Bewunderung für ihn hege. Sprecht, habt Ihr etwas gegen diese Schlußkette einzuwenden? Ist es nicht die eines galanten Mannes? Ist es nicht das Benehmen eines wackeren Freundes? Antwortet mir wenigstens, Ihr, der Ihr mich mit so hartem Tone befragt habt.«

Der Herzog hatte sich niedergesetzt, er hielt seinen Kopf mit beiden Händen und zerzauste seine Frisur.

Nach einem Stillschweigen, das lange genug währte, daß der Chevalier die ganze Wirkung seiner rednerischen Combinationen schätzen konnte, stand Monseigneur auf und sagte:

»Sprich und sei offenherzig.«

»Wie immer.«

»Gut. Du weißt, daß wir schon etwas in Betreff des extravaganten Buckingham bemerkt haben.«

»Oh! Monseigneur, schuldigt Madame nicht an, oder ich nehme Abschied von Euch. Wie! Ihr geht zu diesen Systemen über? wie! Ihr hegt Verdacht?«

»Nein, nein, Chevalier, ich habe keinen Verdacht gegen Madame . . . Aber am Ende sehe ich . . . vergleiche ich.«

»Buckingham war ein Mann.«

»Ein Mann, über den Du mir die Augen vollkommen geöffnet hast.«

»Nein, nein,« entgegnete lebhaft der Chevalier, »ich habe Euch die Augen nicht geöffnet: Guiche. Ah! wir wollen nicht verwechseln.« Und er lachte mit jenem schrillen Gelächter, das dem Zischen der Schlange gleicht.

 

»Ja, in der That, ja . . . Du sagtest ein paar Worte, doch Guiche zeigte sich am Eifersüchtigsten.«

»Ich glaube wohl,« fuhr der Chevalier mit demselben Ton fort; »er kämpfte für den Heerd und den Altar.«

»Wie beliebt?« fragt« der Herzog empört über diesen treulosen Scherz.

»Allerdings ist Herr von Guiche nicht der erste Edelmann Eures Hauses.«

»Nun.« sagte der Herzog etwas ruhiger, »diese Leidenschaft von Buckingham war bemerkt worden?«

»Gewiß.«

»Sagt man, die von Guiche sei ebenso sehr bemerkt worden?«

»Aber, Monseigneur, Ihr fallt wieder zurück, man sagt nicht, Herr von Guiche habe eine Leidenschaft.«

»Gut! gut!«

»Ihr seht, Monseigneur, es wäre besser, tausendmal besser gewesen, mich in meiner Zurückgezogenheit zu lassen, als Euch mit meinen Skrupeln einen Verdacht zu schmieden, den Madame als ein Verbrechen betrachten wird, und dabei hat sie Recht.«

»Was würdest Du thun?«

»Etwas Vernünftiges.«

»Was?«

»Ich würde der Gesellschaft dieser neuen Epikuräer nicht die geringste Aufmerksamkeit mehr schenken, und auf diese Art würden die Gerüchte aufhören.«

»Ich werde sehen, mich berathen.«

»Oh! Ihr habt Zeit, die Gefahr ist nicht groß, und dann handelt es sich weder um Gefahr, noch um Leidenschaft; es handelt sich darum, daß ich Eure Freundschaft für mich sich schwächen zu sehen befürchtete. Sobald Ihr mir sie mit einer so liebreichen Entschiedenheit zurückgebt, habe ich keinen andern Gedanken mehr.«

Der Herzog schüttelte den Kopf, als wollte er sagen:

»Wenn Du keinen Gedanken mehr hast, so habe ich doch einen.«

Doch die Stunde zum Mittagsmahl war gekommen; Monsieur ließ Madame benachrichtigen. Es kam die Antwort, Madame könne der großen Tafel nicht beiwohnen, und werde in ihrem Gemache speisen.

»Das ist nicht meine Schuld,« sagte der Herzog; »als ich diesen Morgen mitten unter ihre Musiker fiel, spielte ich den Eifersüchtigen und man schmollt mir.«

»Wir werden allein speisen,« sagte der Chevalier mit einem Seufzer; »ich bedaure, daß Guiche nicht da ist.«

»Oh! Guiche wird nicht lange schmollen, er ist eine gutherzige Natur.«

»Monseigneur,« sagte plötzlich der Chevalier, »es kommt mir ein guter Gedanke: ich konnte vorhin Eure Hoheit erbittern und Verdacht gegen Guiche erregen. Es geziemt sich, daß ich der Vermittler bin. Ich will den Grafen aussuchen und hierherbringen.«

»Ah! Chevalier, Du bist eine gute Seele.«

»Ihr sagt das, als ob Ihr darüber erstaunt wäret.«

»Ah! Du bist nicht alle Tage zärtlich.«

»Es mag sein, doch Ihr müßt zugestehen, ich weiß ein Unrecht, das ich begangen habe, wieder gut zu machen.«

»Ich gestehe es.«

»Eure Hoheit wird mir wohl die Gnade erweisen, einige Augenblicke hier zu warten.«

»Gern, gehe . . . Ich werde meine Kleider für Fontainebleau anprobiren.«

Sobald der Chevalier weggegangen war, rief er seine Leute mit großer Sorgfalt, als ob er ihnen verschiedene Befehle zu geben hätte.

Alle gingen in verschiedenen Richtungen ab. Doch er hielt seinen Kammerdiener zurück und sagte zu ihm:

»Erkundige Dich, und zwar sogleich, ob Herr von Guiche bei Madame ist. Sprich, wie willst Du das erfahren?«

»Das ist leicht, Herr Chevalier; ich frage Malicorne, der es von Fräulein von Montalais erfahren wird. Ich muß indessen bemerken, daß die Frage vergeblich sein wird, denn alle Leute des Herrn Grafen sind abgegangen, und der Herr mußte wohl mit ihnen abgehen.«

»Erkundige Dich nichtsdestoweniger.«

Es waren kaum zehn Minuten abgelaufen, als der Kammerdiener zurückkehrte. Er führte geheimnißvoll seinen Herrn auf eine Diensttreppe und ließ ihn in ein kleines Zimmer eintreten, dessen Fenster auf den Garten ging.

»Was gibt es?« fragte der Chevalier; »warum so große Vorsicht?«

»Schaut, Herr,« sagte der Kammerdiener.

»Was?«

»Schaut dort unter dem Kastanienbaum.«

»Gut . . . Ah! mein Gott! ich sehe Manicamp, der unten wartet: worauf wartet er?«

»Ihr werdet es finden, wenn Ihr Geduld haben wollt . . . Ah! seht Ihr nun?«

»Ich sehe einen, zwei, vier Musikanten mit ihren Instrumenten, und hinter ihnen, sie antreibend, Guiche in Person. Aber was macht er denn da?«

»Er wartet darauf, daß man ihm die kleine Thüre zur Treppe der Ehrendame öffnet, auf dieser wird er zu Madame hinaufgehen, wo man während des Mittagsmahls eine neue Musik hören läßt.«

»Was Du da sagst, Ist herrlich.«

»Nicht wahr?«

»Herr Malicorne hat Dir das gesagt?«

»Er selbst.«

»Er liebt Dich also?«

»Er liebt Monsieur.«

»Warum?«

»Weil er zum Hause von Monsieur gehören will.«

»Bei Gott! er wird dazu gehören. Wie viel hat er hierfür gegeben?«

»Das Geheimniß, das ich an Euch verkaufe, Herr.«

»Ich bezahle Dir hundert Pistolen dafür. Nimm.«

»Meinen Dank . . . Seht Ihr, die kleine Thüre öffnet sich, eine Frau läßt die Musikanten eintreten.«

»Das ist die Montalais.«

»Ah! ruft diesen Namen nicht laut . . . wer Montalais sagt, sagt Malicorne. Wenn Ihr Euch mit dem Einen entzweit, steht Ihr schlecht mit der Andern.«

»Gut, ich habe nichts gesehen.«

»Und ich nichts empfangen,« sprach der Kammerdiener, während er die Börse forttrug.

Der Chevalier, der nun die Gewißheit hatte, daß Guiche eingetreten war, kehrte zu Monsieur zurück, den er glänzend gekleidet und strahlend vor Freude wie vor Schönheit fand.

»Monseigneur,« rief er, »man sagt, der König nehme die Sonne zum Sinnbild » wahrhaftig, Euch würde dieses Sinnbild zukommen!«

»Und Guiche?«

»Unfindbar. Er ist entflohen, verdunstet. Euer Ueberfall an diesem Morgen hat ihn erschreckt. Man hat ihn nicht zu Hause gesunden.«

»Bah! dieses zersprungene Gehirn war im Stande, die Post zu nehmen, um sich auf seine Güter zu begeben. Armer Junge, ich werde ihn zurückrufen. Laßt uns speisen.«

»Monseigneur, es ist heute der Tag der Gedanken, ich habe abermals einen.«

»Sprich.«

»Monseigneur, Madame schmollt mit Euch, und sie hat Recht. Ihr seid ihr eine Genugthuung schuldig: speist mit ihr zu Mittag.«

»Oh! das wäre das Benehmen eines schwachen Ehemanns.«

»Nein, eine« guten Ehemanns, Die Prinzessin langweilt sich; sie wird auf ihren Teller weinen, sie wird rothe Augen haben. Ein Mann, der die Augen seiner Frau röthet, macht sich verhaßt. Geht, Monseigneur, geht!«

»Nein, meine Tafel ist hier bestellt.«

»Oh! Monseigneur, wir werden sehr traurig sein; der Gedanke, daß Madame allein ist, wird mein Herz bedrücken, Ihr, so grimmig Ihr auch sein wollt, werdet doch speisen. Nehmt mich mit zum Mittagsmahl von Madame, das wird eine reizende Ueberraschung sein. Ihr hattet diesen Morgen Unrecht.«

»Vielleicht wohl.«

»Es gibt kein vielleicht . . . das ist eine Thatsache.«

»Chevalier, Chevalier! Du räthst mir schlecht.«

»Ich rathe Euch gut. Ihr erscheint mit Euren Vorzügen: Euer violetbraunes, mit Gold gesticktes Kleid steht Euch göttlich. Madame wird noch mehr durch den Mann selbst als durch die äußern Vorzüge unterjocht sein. Auf, Monseigneur!«

»Du bestimmst mich, laß uns gehen.«

Der Herzog verließ mit dem Chevalier seine Wohnung und wandte sich nach der von Madame.

Der Chevalier flüsterte seinem Kammerdiener ins Ohr:

»Leute vor die kleine Thüre! Daß Niemand dort entwischen kann! Laufe.«

Und er gelangte hinter dem Herzog in die Vorzimmer von Madame.

Die Huissiers wollten melden.

»Niemand rühre sich,« sagte der Chevalier, »Monseigneur will eine Ueberraschung bereiten.«

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