Холодное сердце. Уровень 1 / Das kalte Herz

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«Wahr ist es, und recht haben Sie, ein elendes Leben.»

«Na, mir soll das nicht drauf ankommen»[44], fuhr der schreckliche Michel fort, «habe schon manchem braven Kerl aus der Not geholfen. Du bist nicht der erste. Sage einmal[45], wieviel hundert Taler brauchst du fürs erste[46]

Bei diesen Worten schüttelte er das Geld in seiner ungeheuren Tasche untereinander. Es klang wieder wie diese Nacht im Traum. Aber Peters Herz zuckte ängstlich und schmerzhaft bei diesen Worten. Es wurde ihm kalt und warm[47]. Der Holländer-Michel sah nicht aus, wie wenn er aus Mitleid Geld wegschenkte, ohne etwas dafür zu verlangen.

Peter hörte die geheimnisvollen Worte des alten Mannes über die reichen Menschen. Von unerklärlicher Angst und Bangigkeit gejagt, rief er:

«Schönen Dank, Herr! Aber mit Euch will ich nichts zu schaffen haben[48]. Ich kenne Euch schon!»

Und Peter lief weg.

Aber der Waldgeist schritt mit ungeheuren Schritten neben ihm her und murmelte dumpf und drohend:

«Wirst das noch bereuen[49], Peter, auf deiner Stirne steht’s geschrieben[50]. Du entgehst mir nicht. Lauf nicht so schnell, höre nur noch ein vernünftges Wort. Dort ist schon meine Grenze!»

Aber als Peter dies hörte und unweit vor ihm einen kleinen Graben sah, beeilte er sich nur noch mehr, über die Grenze zu kommen. Michel am Ende schneller lief. Der junge Mann sprang über den Graben; denn er sah, wie der Waldgeist mit seiner Stange ausholte. Peter kam glücklich jenseits an, und die Stange zersplitterte in der Luft, wie an einer unsichtbaren Mauer[51], und ein langes Stück fiel zu, Peter herüber.

Hob Peter es auf, um es dem groben Holländer-Michel zuzuwerfen; aber in diesem Augenblick fühlte er das Stück Holz in seiner Hand sich bewegen. Zu seinem Entsetzen sah er, dass es eine ungeheure Schlange sei, was er in der Hand hielt, die sich schon mit geifernder Zunge und mit blitzenden Augen an ihm hinaufbäumte.

Er ließ die Schlange los. Aber sie hatte sich schon fest um seinen Arm gewickelt und kam mit schwankendem Kopfe seinem Gesicht immer näher. Da rauschte auf einmal ein ungeheurer Auerhahn nieder, packte den Kopf der Schlange mit dem Schnabel, und erhob sich mit ihr in die Lüfte. Holländer-Michel heulte und schrie und raste, als die Schlange von einem Gewaltigeren entführt ward.

5

Setzte Peter seinen Weg fort. Der Pfad wurde steiler, die Gegend wilder. Bald befand er sich an der ungeheuren Tanne. Er machte wieder seine Verbeugungen gegen das unsichtbare Glasmännlein und hub dann an:

 
«Schatzhauser im grünen Tannenwald,
Di bist schon viel hundert Jahre alt,
Dein ist all Land, wo Tannen stehen,
Läßt dich nur Sonntagskindern[52] sehen.»
 

«Du hast das nicht ganz getroffen; aber weil du es bist, Kohlenmunk-Peter, so soll es hingehen»[53], sprach eine zarte, feine Stimme neben ihm.

Peter was sehr erstaunt. Sah er sich um. Unter einer schönen Tanne saß ein kleines, altes Männlein in schwarzem Wams und roten Strümpfen und den großen Hut auf dem Kopf. Er hatte ein feines, freundliches Gesichtchen und ein Bärtchen. Er hatte eine Pfeife von blauem Glas. Als Peter näher trat, sah er, dass auch Kleider, Schuhe und Hut des Kleinen aus gefärbtem Glas bestanden[54].

«Du bist dem Flegel begegnet, dem Holländer-Michel?» sagte der Kleine und hüstelte, «seinen Prügel habe ich ihm abgejagt, den soll er nimmer wiederkriegen.»

«Ja, Herr Schatzhauser», erwiderte Peter mit einer tiefen Verbeugung, «vielen Dank! Sie waren der Herr Auerhahn, ich denke; da bedanke ich mich schönstens. Ich komme aber, um mir Rat zu holen bei Euch. Es geht mir gar schlecht und hinderlich. Ein Kohlenbrenner bringt es nicht weit[55]. Da ich noch jung bin, es könnte noch was Besseres aus mir warden. Wenn ich oft andere sehe, wie weit die es in kurzer Zeit gebracht haben[56]; wenn ich nur den Ezechiel nehme und den Tanzbodenkönig, die haben viel Geld.»

«Peter», sagte der Kleine sehr ernst und blies den Rauch aus seiner Pfeife; «Peter, sag mir nichts von diesen[57]. Was haben sie davon, wenn sie hier ein paar Jahre glücklich und dann nachher desto unglücklicher sind? Du mußt dein Handwerk nicht verachten. Dein Vater und Großvater waren Ehrenleute und haben es auch getrieben, Peter Munk! Ich will nicht hoffen, dass es Liebe zum Müßiggang ist, was dich zu mir führt.»

Peter erschrak vor dem Ernst des Männleins und errötete.

«Nein», sagte Peter, «Müßiggang ist aller Laster Anfang[58]. Aber das können Sie mir nicht übelnehmen, wenn mir ein anderer Stand besser gefällt als der meinige. Ein Kohlenbrenner ist etwas Geringes auf der Welt, und die Glasleute und Flözer und Uhrmacher und alle sind angesehener.»

 

«Hochmut kommt oft vor dem Fall», erwiderte der kleine Herr vom Tannenwald etwas freundlicher. «Ihr seid ein sonderbar Geschlecht, ihr Menschen! Selten ist einer mit dem Stand ganz zufrieden, in dem er geboren und erzogen ist. Und wenn du ein Glasmann bist, willst du gern ein Holzherr sein! Und bist du Holzherr, willst du gern ein Förster oder Amtmann sein! Aber es sei[59]. Wenn du versprichst, brav zu arbeiten, so will ich dir zu etwas Besserem verhelfen, Peter. Ich pflege jedem Sonntagskind, das sich zu mir zu finden weiß[60], drei Wünsche zu gewähren. Die ersten zwei sind frei. Den dritten kann ich verweigern, wenn er töricht ist. So wünsche dir also jetzt etwas; aber Peter, etwas Gutes und Nützliches!»

«Prima! Sie sind ein treffliches Glasmännlein! Mit Recht nennt man Ihnen Schatzhauser, denn bei Ihnen sind die Schätze zu Hause. Und also darf ich wünschen, wonach mein Herz begehrt. So will ich denn fürs erste, dass ich noch besser tanzen könne als der Tanzbodenkönig. Und jedesmal noch einmal so viel Geld ins Wirtshaus bringe als er.»

«Du Dummkopf!» erwiderte der Kleine. «Welch ein erbärmlicher Wunsch ist dies, gut tanzen zu können und Geld zum Spiel zu haben! Schämst du dich nicht[61], dummer Peter, dich selbst so um dein Glück zu betrügen? Was nützt es dir[62] und deiner armen Mutter, wenn du tanzen kannst? Was nützt dir dein Geld, das nur für das Wirtshaus ist? Dann hast du wieder die ganze Woche nichts und darbst wie zuvor. Noch einen Wunsch gebe ich dir frei. Aber sieh dich vor, dass du vernünftiger wünschest!»

Peter sprach nach einigem Zögern:

«Nun, so wünsche ich mir die schönste und reichste Glashütte im ganzen Schwarzwald mit allem Zubehör und Geld, sie zu leiten.»

«Sonst nichts?»[63] fragte der Kleine mit besorglicher Miene. «Peter, sonst nichts?»

«Nun Sie können noch ein Pferd dazutun und ein Wägelchen.»

«Oh, du dummer Kohlenmunk-Peter!» rief der Kleine und warf seine gläserne Pfeife im Unmut an eine dicke Tanne, dass sie in hundert Stücke sprang. «Pferde? Wägelchen? Verstand, sage ich dir, Verstand, gesunden Menschenverstand und Einsicht sollst du wünschen, aber nicht Pferdchen und Wägelchen. Nun, werde nur nicht so traurig, wir wollen sehen, dass es auch so nicht zu deinem Schaden ist; denn der zweite Wunsch war im ganzen nicht töricht. Eine gute Glashütte nährt auch ihren Mann und Meister. Nur sollst du Einsicht und Verstand dazu mitnehmen.»

«Aber, Herr Schatzhauser», erwiderte Peter, «ich habe ja noch einen Wunsch übrig. Da kann ich ja Verstand wünschen, wenn er mir so nötig ist, wie Sie meinen.»

«Nichts da; du wirst noch in manche Verlegenheit kommen, wo du froh sein wirst, wenn du noch einen Wunsch frei hast. Und nun gehe nach Hause. Hier sind», sprach der kleine Tannengeist, indem er ein kleines Beutelein aus der Tasche zog, «hier sind zweitausend Gulden, und damit genug. Komm mir nicht wieder, um Geld zu fordern! Hör mal. Vor drei Tagen aber ist der alte Winkfritz gestorben. Er hatte die große Glashütte im Unterwald. Dorthin gehe morgen früh und mach ein Bot auf das Gewerbe! Sei fleißig, und ich will dich zuweilen besuchen und dir mit Rat und Tat[64] helfen, weil du dir doch keinen Verstand erbeten. Aber, das sage ich dir ernstlich, dein erster Wunsch war böse. Nimm dich in acht[65] vor dem Wirtshauslaufen, Peter! Es ist nicht gut.»

Das Männlein hat eine neue Pfeife vom schönsten Beinglas hervorgezogen, sie mit gedörrten Tannenzapfen gestopft und in den kleinen, zahnlosen Mund gesteckt. Dann zog es ein ungeheures Brennglas hervor, trat in die Sonne und zündete seine Pfeife an.

Dann bot er dem Peter freundlich die Hand und gab ihm noch ein paar gute Lehren auf den Weg. Der Glasmann blies immer schneller und verschwand endlich in einer Rauchwolke.

44mir soll das nicht drauf ankommen – мне-то это всё равно.
45sage einmal – скажи-ка.
46fürs erste – для начала.
47Es wurde ihm kalt und warm. – Его бросало то в жар, то в холод.
48will ich nichts zu schaffen haben – я не хочу иметь дела.
49Wirst das noch bereuen. – Ты ещё в этом раскаешься.
50auf deiner Stirne steht’s geschrieben – у тебя это на лбу написано.
51wie an einer unsichtbaren Mauer – как о невидимую стену.
52Sonntagskinder – рождённые в воскресенье.
53so soll es hingehen – сойдёт и так.
54aus gefärbtem Glas bestanden – были сделаны из цветного стекла.
55bringt es nicht weit – не достигнет многого.
56wie weit die es in kurzer Zeit gebracht haben – сколько всего многого они достигли за короткое время.
57sag mir nichts von diesen – ничего мне о них не говори.
58aller Laster Anfang – начало всех пороков.
59Aber es sei. – Но да будет так.
60das sich zu mir zu finden weiß – который знает, как меня найти.
61schämst du dich nicht – и не стыдно ли тебе.
62was nützt es dir – что тебе проку.
63Sonst nichts? – И больше ничего?
64mit Rat und Tat – словом и делом.
65nimm dich in acht – берегись, опасайся.
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