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Vierter Aufzug

Erste Szene

Der Wald

(Rosalinde, Celia und Jacques treten auf)

Jacques. Ich bitte dich, artiger, junger Mensch, laß uns besser miteinander bekannt werden.

Rosalinde
 
Sie sagen, Ihr wärt ein melancholischer Gesell.
 
Jacques
 
Das bin ich; ich mag es lieber sein als lachen.
 
Rosalinde
 
Die eins von beiden aufs äußerste treiben, sind abscheuliche
Burschen und geben sich jedem Tadel preis, ärger als Trunkenbolde.
 
Jacques
 
Ei, es ist doch hübsch, traurig zu sein und nichts zu sagen.
 
Rosalinde
 
Ei, so ist es auch hübsch, ein Türpfosten zu sein.
 

Jacques. Ich habe weder des Gelehrten Melancholie, die Nacheifrung ist, noch des Musikers, die phantastisch ist, noch des Hofmanns, die hoffärtig ist, noch des Soldaten, die ehrgeizig ist, noch des Juristen, die politisch ist, noch der Frauen, die zimperlich ist; noch des Liebhabers, die das alles zusammen ist, sondern es ist eine Melancholie nach meiner Weise, aus mancherlei Ingredienzien bereitet, von mancherlei Gegenständen abgezogen, und wirklich die gesamte Betrachtung meiner Reisen, deren öftere Überlegung mich in eine höchst launische Betrübnis einhüllt.

Rosalinde. Ein Reisender? Meiner Treu, Ihr habt große Ursache, betrübt zu sein; ich fürchte, Ihr habt Eure eignen Länder verkauft, um andrer Leute ihre zu sehn. Viel gesehn haben und nichts besitzen, das kommt auf reiche Augen und arme Hände hinaus.

Jacques
 
Nun, ich habe Erfahrung gewonnen.
 

(Orlando tritt auf.)

Rosalinde
 
Und Eure Erfahrung macht Euch traurig. Ich möchte lieber einen
Narren halten, der mich lustig machte, als Erfahrung, die mich
traurig machte. Und noch obendrein darum zu reisen?
 
Orlando
 
Habt Gruß und Heil, geliebte Rosalinde.
 
Jacques
 
Nein, dann Gott befohlen, wenn Ihr gar in Versen sprecht.
 

(Ab.)

Rosalinde. Fahrt wohl, mein Herr Reisender! Seht zu, daß Ihr lispelt und ausländische Kleidung tragt, macht alles Ersprießliche in Eurem eignen Lande herunter, entzweit Euch mit Eurer Geburt und scheltet schier den lieben Gott, daß er Euch kein andres Gesicht gab: sonst glaub ich es kaum, daß Ihr je in einer Gondel gefahren seid. – Nun, Orlando, wo seid Ihr die ganze Zeit her gewesen? Ihr, ein Liebhaber? – Spielt Ihr mir noch einmal so einen Streich, so kommt mir nicht wieder vors Gesicht.

Orlando. Meine schöne Rosalinde, es ist noch keine Stunde später, als ich versprach.

Rosalinde. Ein Versprechen in der Liebe um eine Stunde brechen? – Wer tausend Teile aus einer Minute macht und nur ein Teilchen von dem tausendsten Teil einer Minute in Liebessachen versäumt, von dem mag man wohl sagen, Cupido hat ihm auf die Schulter geklopft; aber ich stehe dafür, sein Herz ist unversehrt.

Orlando
 
Verzeiht mir, liebe Rosalinde.
 
Rosalinde
 
Nein, wenn Ihr so saumselig seid, so kommt mir nicht mehr vors
Gesicht; ich hätte es ebenso gern, daß eine Schnecke um mich freite.
 
Orlando
 
Eine Schnecke?
 

Rosalinde. Ja, eine Schnecke! Denn kommt solch ein Liebhaber gleich langsam, so trägt er doch sein Haus auf dem Kopfe; ein besseres Leibgedinge, denk ich, als Ihr einer Frau geben könnt. Außerdem bringt er sein Schicksal mit sich.

Orlando
 
Was ist das?
 

Rosalinde. Ei, Hörner! die solche, wie Ihr, sich gern von ihren Weibern aufsetzen lassen. Aber er kommt mit seinem Lose ausgerüstet und verhütet den üblen Ruf seiner Frau.

Orlando
 
Tugend dreht keine Hörner, und meine Rosalinde ist tugendhaft.
 
Rosalinde
 
Und ich bin Eure Rosalinde.
 

Celia. Es beliebt ihm, Euch so zu nennen; aber er hat eine Rosalinde von zarterer Farbe als Ihr.

Rosalinde
 
Kommt, freit um mich, freit um mich, denn ich bin jetzt in einer
Festtagslaune und könnte wohl einwilligen. – Was würdet Ihr zu mir
sagen, wenn ich Eure rechte, rechte Rosalinde wäre?
 
Orlando
 
Ich würde küssen, ehe ich spräche.
 

Rosalinde. Nein, Ihr tätet besser, erst zu sprechen, und wenn Ihr dann stocktet, weil Ihr nichts mehr wüßtet, nähmt Ihr Gelegenheit zu küssen. Gute Redner räuspern sich, wenn sie aus dem Text kommen, und wenn Liebhabern (was Gott verhüte!) der Stoff ausgeht, so ist der schicklichste Behelf, zu küssen.

Orlando
 
Wenn nun der Kuß verweigert wird?
 
Rosalinde
 
So nötigt sie Euch zum Bitten, und das gibt neuen Stoff.
 
Orlando
 
Wer könnte wohl stocken, wenn er vor seiner Liebsten steht?
 
Rosalinde
 
Wahrlich, das solltet Ihr, wenn ich Eure Liebste wäre, sonst müßte
ich meine Tugend für stärker halten als meinen Witz. Bin ich nicht
Eure Rosalinde?
 

Orlando. Es macht mir Freude, Euch so zu nennen, weil ich gern von ihr sprechen mag.

Rosalinde
 
Gut, und in ihrer Person sage ich: ich will Euch nicht.
 
Orlando
 
So sterbe ich in meiner eignen Person.
 

Rosalinde. Mitnichten: verrichtet es durch einen Anwalt. Die arme Welt ist fast sechstausend Jahre alt, und die ganze Zeit über ist noch kein Mensch in eigner Person gestorben: nämlich in Liebessachen. Dem Troilus wurde das Gehirn von einer griechischen Keule zerschmettert; doch tat er, was er konnte, um vorher noch zu sterben, und er ist eins von den Mustern der Liebe. Leander, der hätte noch manches schöne Jahr gelebt, wär Hero gleich Nonne geworden, wenn eine heiße Sommernacht es nicht getan hätte; denn der arme Junge, er ging nur hin, um sich im Hellespont zu baden, bekam den Krampf und ertrank, und die albernen Chronikenschreiber seiner Zeit befanden, es sei Hero von Sestos. Doch das sind lauter Lügen; die Menschen sind von Zeit zu Zeit gestorben, und die Würmer haben sie verzehrt, aber nicht aus Liebe.

Orlando. Ich möchte meine rechte Rosalinde nicht so gesinnt wissen; denn ich beteure, ihr Stirnrunzeln könnte mich töten.

Rosalinde
 
Bei dieser Hand! es tötet keine Fliege. Aber kommt! nun will ich
Eure Rosalinde in einer gutwilligeren Stimmung sein, und bittet von
mir, was Ihr wollt, ich will es zugestehn.
 
Orlando
 
So liebe mich, Rosalinde.
 
Rosalinde
 
Ja, das will ich, Freitags, Sonnabends und so weiter.
 
Orlando
 
Und willst du mich haben?
 
Rosalinde
 
Ja, und zwanzig solcher.
 
Orlando
 
Was sagst du?
 
Rosalinde
 
Seid Ihr nicht gut?
 
Orlando
 
Ich hoff es.
 
Rosalinde
 
Nun denn, kann man des Guten zuviel haben? – Kommt, Schwester, Ihr
sollt der Priester sein, um uns zu trauen. – Gebt mir Eure Hand,
Orlando. – Was sagt Ihr, Schwester?
 
Orlando
 
Bitte, trau uns.
 
Celia
 
Ich weiß die Worte nicht.
 
Rosalinde
 
Ihr müßt anfangen: "Wollt Ihr, Orlando – "
 

Celia. Schon gut. – Wollt Ihr, Orlando, gegenwärtige Rosalinde zum Weibe haben?

Orlando
 
Ja!
 
Rosalinde
 
Gut, aber wann?
 
Orlando
 
Nun, gleich: so schnell sie uns trauen kann.
 
Rosalinde
 
So müßt Ihr sagen: "Ich nehme dich, Rosalinde, zum Weibe."
 
Orlando
 
Ich nehme dich, Rosalinde, zum Weibe.
 
Rosalinde
 
Ich könnte nach Eurem Erlaubnisschein fragen, doch – ich nehme dich,
Orlando, zu meinem Manne. Da kommt ein Mädchen dem Priester zuvor,
und wirklich, Weibergedanken eilen immer ihren Handlungen voraus.
 
Orlando
 
Das tun alle Gedanken, sie sind beflügelt.
 
Rosalinde
 
Nun sagt mir: wie lange wollt Ihr sie haben, nachdem Ihr ihren
Besitz erlangt?
 
Orlando
 
Immerdar und einen Tag.
 

Rosalinde. Sagt, einen Tag, und laßt immerdar weg. Nein, nein, Orlando! Männer sind Mai, wenn sie freien, und Dezember in der Ehe. Mädchen sind Frühling, solange sie Mädchen sind, aber der Himmel verändert sich, wenn sie Frauen werden. Ich will eifersüchtiger auf dich sein als ein Turteltauber auf sein Weibchen, schreiichter als ein Papagei, wenn es regnen will, putzsüchtiger als ein Affe und launischer in Gelüsten als eine Meerkatze. Ich will um nichts weinen, wie Diana am Springbrunnen, und das will ich tun, wenn du zur Lustigkeit gestimmt bist; ich will lachen wie eine Hyäne, und zwar wenn du zu schlafen wünschest.

 
Orlando
 
Aber wird meine Rosalinde das tun?
 
Rosalinde
 
Bei meinem Leben, sie wird es machen wie ich.
 
Orlando
 
Oh, sie ist aber klug.
 

Rosalinde. Sonst hätte sie nicht den Witz dazu. Je klüger, desto verkehrter. Versperrt dem Witz eines Weibes die Türen, so muß er zum Fenster hinaus; macht das zu, so fährt er aus dem Schlüsselloch; verstopft das, so fliegt er mit dem Rauch aus dem Schornstein.

Orlando. Ein Mann, der eine Frau mit soviel Witz hätte, könnte fragen: "Witz, wo willst du mit der Frau hin?"

Rosalinde. Nein, das könntet Ihr versparen, bis Ihr den Witz Eurer Frau auf dem Wege zu Eures Nachbars Bett anträft.

Orlando
 
Welcher Witz hätte Witz genug, das zu entschuldigen?
 

Rosalinde. Nun, etwa: – sie ginge hin, Euch dort zu suchen. Ihr werdet sie nie ohne Antwort ertappen. Ihr müßtet sie denn ohne Zunge antreffen. Oh, die Frau, die die Schuld an ihren Fehlern nicht auf ihren Mann zu schieben versteht, die laßt nie ihr Kind säugen; sie würde es albern großziehn.

Orlando
 
Auf die nächsten zwei Stunden, Rosalinde, verlasse ich dich.
 
Rosalinde
 
Ach, geliebter Freund, ich kann dich nicht zwei Stunden entbehren.
 

Orlando. Ich muß dem Herzoge beim Mittagstisch aufwarten. Um zwei Uhr bin ich wieder bei dir.

Rosalinde
 
Ja, geht nur, geht nur! Das sah ich wohl von Euch voraus; meine
Freunde sagten mir's, und ich dacht es ebenfalls – Eure
Schmeichelzunge gewann mich – es ist nur eine Verstoßne mehr – und
also: komm, Tod! – Zwei Uhr ist Eure Stunde?
 
Orlando
 
Ja, süße Rosalinde.
 

Rosalinde. Bei Treu und Glauben, und in vollem Ernst, und so mich der Himmel schirme, und bei allen artigen Schwüren, die keine Gefahr haben, brecht Ihr ein Pünktchen Eures Versprechens, oder kommt nur eine Minute nach der Zeit, so will ich Euch für den feierlichsten Wortbrecher halten und für den falschesten Liebhaber und den Allerunwürdigsten derer, die Ihr Rosalinde nennt, welcher nur aus dem ganzen Haufen der Ungetreuen ausgesucht werden konnte. Darum hütet Euch vor meinem Urteil und haltet Euer Versprechen.

Orlando. So heilig, als wenn du wirklich meine Rosalinde wärst. Leb denn wohl!

Rosalinde. Gut, die Zeit ist der alte Richter, der solche Verbrecher ans Licht zieht, und die Zeit muß es ausweisen. Lebt wohl!

(Orlando ab.)

Celia. Du hast unserm Geschlecht in deinem Liebesgeschwätz geradezu übel mitgespielt. Wir müssen dir Hosen und Wams über den Kopf ziehn, damit die Welt sieht, was der Vogel gegen sein eignes Nest getan hat.

Rosalinde. O Mühmchen! Mühmchen! Mühmchen! mein artiges kleines Mühmchen! wüßtest du, wieviel Klafter tief ich in Liebe versenkt bin! Aber es kann nicht ergründet werden; meine Zuneigung ist grundlos wie die Bucht von Portugal.

Celia. Sag lieber, bodenlos: soviel Liebe du hineintust, sie läuft alle wieder heraus.

Rosalinde. Nein, der boshafte Bastard der Venus, der vom Gedanken erzeugt, von der Grille empfangen und von der Tollheit geboren wurde, der blinde schelmische Bube, der jedermanns Augen betört, weil er selbst keine mehr hat: der mag richten, wie tief ich in der Liebe stecke. – Ich sage dir, Aliena, ich kann nicht ohne Orlandos Anblick sein; ich will Schatten suchen und seufzen, bis er kommt.

Celia
 
Und ich will schlafen.
 

(Beide ab.)

Zweite Szene

Ein anderer Teil des Waldes

(Jacques und Edelleute des Herzogs in Jägerkleidung treten auf)

Jacques
 
Wer ist's, der den Hirsch erlegt'?
 
Erster Edelmann
 
Ich tat es, Herr.
 
Jacques
 
Laßt uns ihn dem Herzog vorstellen, wie einen römischen Eroberer,
und es schickte sich wohl, ihm das Hirschgeweih wie einen
Siegeskranz aufzusetzen. Habt ihr kein Lied, Jäger, auf diese
Gelegenheit?
 
Zweiter Edelmann
 
O ja, Herr.
 

Jacques. Singt es; es ist gleichviel, ob Ihr Ton haltet, wenn es nur Lärm genug macht.

 
Lied. (Erste Stimme.) Was kriegt er, der den Hirsch erlegt?
(Zweite Stimme.) Sein ledern Kleid und Horn er trägt. (Erste
Stimme.) Drum singt ihn heim:
Ohn allen Zorn trag du das Horn;
Ein Helmschmuck war's, eh du geborn.
 

(Dieser Zuruf wird im Chor von den übrigen wiederholt.)

 
(Erste Stimme.) Deins Vaters Vater führt' es.
(Zweite Stimme.) Und deinen Vater ziert' es.
 

(Alle.)

 
Das Horn, das Horn, das wackre Horn
Ist nicht ein Ding zu Spott und Zorn.
 

(Ab.)

Dritte Szene

(Rosalinde und Celia treten auf)

Rosalinde. Was sagt Ihr nun? Ist nicht zwei Uhr vorbei? Und kein Orlando zu sehen!

Celia
 
Ich stehe dir dafür, mit reiner Liebe und verwirrtem Gehirn hat er
seinen Bogen und Pfeile genommen und ist ausgegangen – zu schlafen.
Seht, wer kommt da?
 

(Silvius tritt auf.)

Silvius
 
An Euch geht meine Botschaft, schöner Jüngling.
Dies hieß mich meine Phöbe übergeben;
Ich weiß den Inhalt nicht; doch, wie ich riet
Aus finstrer Stirn und zorniger Gebärde,
Die sie gemacht hat, während sie es schrieb,
So muß es zornig lauten; mir verzeiht,
Denn ich bin schuldlos, Bote nur dabei.
 
Rosalinde
 
Bei diesem Briefe müßte die Geduld
Selbst sich empören und den Lärmer spielen;
Wer das hier hinnimmt, der nimmt alles hin.
Sie sagt, ich sei nicht schön, sei ungezogen,
Sie nennt mich stolz, und könne mich nicht lieben,
Wenn Männer selten wie der Phönix wären.
Ihr Herz ist auch der Hase, den ich jage.
Potz alle Welt! was schreibt sie so an mich?
Hört, Schäfer, diesen Brief habt Ihr erdacht.
 
Silvius
 
Nein, ich beteur', ich weiß vom Inhalt nicht.
Sie schrieb ihn selbst.
 
Rosalinde
 
Geht, geht! Ihr seid ein Narr,
Den Liebe bis aufs Äußerste gebracht.
Ich sah wohl ihre Hand: sie ist wie Leder,
'ne sandsteinfarbne Hand; ich glaubte in der Tat,
Sie hätte ihre alten Handschuh an,
Doch waren's ihre Hände – sie hat Hände
Wie eine Bäurin – doch das macht nichts aus;
Ich sage, nie erfand sie diesen Brief,
Hand und Erfindung ist von einem Mann.
 
Silvius
 
Gewiß, er ist von ihr.
 
Rosalinde
 
Es ist ein tobender und wilder Stil,
Ein Stil für Raufer; wie ein Türk dem Christen,
So trotzt sie mir. Ein weibliches Gehirn
Kann nicht so riesenhafte Dinge zeugen,
So äthiopsche Worte schwärzern Sinns,
Als wie sie aussehn. – Wollt Ihr selber hören?
 
Silvius
 
Wenn's Euch beliebt; noch hört ich nicht den Brief,
Doch schon zuviel von Phöbes Grausamkeit.
 
Rosalinde
 
Sie phöbet mich; hör an, wie die Tyrannin schreibt:
 

(Liest.)

 
"Bist du Gott im Hirtenstand,
        Der ein Mädchenherz entbrannt?"
Kann ein Weib so höhnen?
 
Silvius
 
Nennt Ihr das höhnen?
 
Rosalinde
 
        "Des verborgne Götterschaft
        Qual in Weiberherzen schafft?"
Hörtet Ihr je solches Höhnen?
        "Männer mochten um mich werben,
        Nimmer bracht es mir Verderben."
– Als wenn ich ein Tier wäre.
        "Wenn deiner lichten Augen Hohn
        Erregte solche Liebe schon,
        Ach, wie müßt' ihr milder Schein
        Wunderwirkend in mir sein!
        Da du schaltest, liebt ich dich;
        Bätest du, was täte ich?
        Der mein Lieben bringt zu dir,
        Kennt dies Lieben nicht in mir.
        Gib ihm denn versiegelt hin,
        Ob dein jugendlicher Sinn
        Nimmt das treue Opfer an
        Von mir und allem, was ich kann.
        Sonst schlag durch ihn mein Bitten ab,
        Und dann begehr ich nur ein Grab."
 
Silvius
 
Nennt Ihr das schelten?
 
Celia
 
Ach, armer Schäfer!
 

Rosalinde. Habt Ihr Mitleid mit ihm? Nein, er verdient kein Mitleid. – Willst du solch ein Weib lieben? – Was? dich zum Instrument zu machen, worauf man falsche Töne spielt? Nicht auszustehn! – Gut, geht Eures Weges zu ihr (denn ich sehe, die Liebe hat einen zahmen Wurm aus dir gemacht), und sagt ihr dies: Wenn sie mich liebt, befehle ich ihr an, dich zu lieben; wenn sie nicht will, so habe ich nichts mit ihr zu tun, es sei denn, daß du für sie bittest. – Wenn Ihr wahrhaft liebt, fort, und keine Silbe mehr, denn hier kommt jemand.

(Silvius ab.)

(Oliver tritt auf.)

Oliver
 
Guten Morgen, schöne Kinder! Wißt ihr nicht,
Wo hier im Wald herum 'ne Schäferei,
Beschattet von Olivenbäumen, steht?
 
Celia
 
Westwärts von hier, den nahen Grund hinunter,
Bringt Euch die Reih von Weiden längs dem Bach,
Laßt Ihr sie rechter Hand, zum Orte hin.
Allein um diese Stunde hütet sich
Die Wohnung selber; es ist niemand drin.
 
Oliver
 
Wenn eine Zung ein Auge kann belehren,
Müßt ich euch kennen der Beschreibung nach:
Die Tracht, die Jahre so. "Der Knab ist blond,
Von Ansehn weiblich, und er nimmt sich aus
Wie eine reife Schwester; doch das Mädchen
Ist klein und brauner als ihr Bruder." Seid ihr
Des Hauses Eigner nicht, das ich erfragt?
 
Celia
 
Weil Ihr uns fragt: ja, ohne Prahlerei.
 
Oliver
 
Orlando grüßt Euch beide, und er schickt
Dem Jüngling, den er seine Rosalinde
Zu nennen pflegt, dies blutge Tuch. Seid Ihr's?
 
Rosalinde
 
Ich bin's. Was will er uns damit bedeuten?
 
Oliver
 
Zu meiner Schand etwas, erfahrt Ihr erst,
Was für ein Mensch ich bin, und wo und wie
Dies Tuch befleckt ward.
 
Celia
 
Sagt, ich bitt Euch drum.
 
Oliver
 
Da jüngst Orlando sich von Euch getrennt,
Gab er sein Wort, in einer Stunde wieder
Zurück zu sein; und schreitend durch den Wald
Käut' er die Kost der süß und bittern Liebe. —
Seht, was geschah! Er warf sein Auge seitwärts
Und denkt, was für ein Gegenstand sich zeigt:
Am alten Eichbaum mit bemoosten Zweigen,
Den hohen Gipfel kahl von dürrem Alter,
Lag ein zerlumpter Mann, ganz überhaart,
Auf seinem Rücken schlafend; um den Hals
Wand eine grün und goldne Schlange sich,
Die mit dem Kopf, zu Drohungen behend,
Dem offnen Munde nahte; aber schnell,
Orlando sehend, wickelt sie sich los
Und schlüpft im Zickzack gleitend in den Busch.
In dessen Schatten hatte eine Löwin,
Die Euter ausgezogen, sich gelagert,
Den Kopf am Boden, katzenartig lauernd,
Bis sich der Schläfer rührte; denn es ist
Die königliche Weise dieses Tiers,
Auf nichts zu fallen, was als tot erscheint.
Dies sehend, naht' Orlando sich dem Mann
Und fand, sein Bruder war's, sein ältster Bruder.
 
Celia
 
Oh, von dem Bruder hört ich wohl ihn sprechen,
Und als den unnatürlichsten, der lebte,
Stellt' er ihn vor.
 
Oliver
 
Und konnt es auch mit Recht;
Denn gar wohl weiß ich, er war unnatürlich.
 
Rosalinde
 
Orlando aber? – Ließ er ihn zum Raub
Der hungrigen und ausgesognen Löwin?
 
Oliver
 
Zweimal wandt er den Rücken und gedacht es;
Doch Milde, edler als die Rache stets,
Und die Natur, der Lockung überlegen,
Vermochten ihn, die Löwin zu bekämpfen,
Die baldigst vor ihm fiel. Bei diesem Strauß
Erwacht ich von dem unglückselgen Schlummer.
 
Celia
 
Seid (Ihr) sein Bruder?
 
Rosalinde
 
Hat er (Euch) gerettet?
 
Celia
 
Ihr wart es, der so oft ihn töten wollte?
 
Oliver
 
Ich war's, doch bin ich's nicht; ich scheue nicht
Zu sagen, wer ich war; da die Bekehrung
So süß mich dünkt, seit ich ein andrer bin.
 
Rosalinde
 
Allein das blutge Tuch?
 
Oliver
 
Im Augenblick,
Da zwischen uns, vom ersten bis zum letzten,
Nun Tränen die Berichte mild gebadet,
Wie ich gelangt an jenen wüsten Platz —
Geleitet' er mich zu dem edlen Herzog,
Der frische Kleidung mir und Speise gab,
Der Liebe meines Bruders mich empfehlend,
Der mich sogleich in seine Höhle führte.
Er zog sich aus, da hatt ihm hier am Arm
Die Löwin etwas Fleisch hinweggerissen,
Das unterdes geblutet; er fiel in Ohnmacht
Und rief nach Rosalinden, wie er fiel.
Ich bracht ihn zu sich selbst, verband die Wunde,
Und da er bald darauf sich stärker fühlte,
Hat er mich hergesandt, fremd, wie ich bin,
Dies zu berichten, daß Ihr ihm den Bruch
Des Wortes mögt verzeihn; und dann dies Tuch,
Mit seinem Blut gefärbt, dem jungen Schäfer
Zu bringen, den er seine Rosalinde
Im Scherz zu nennen pflegt.
 
Celia
 
Was gibt es, Ganymed? mein Ganymed?
 

(Rosalinde fällt in Ohnmacht.)

 
Oliver
 
Wenn manche Blut sehn, fallen sie in Ohnmacht.
 
Celia
 
Ach, dies bedeutet mehr! Mein Ganymed!
 
Oliver
 
Seht, er kommt wieder zu sich.
 
Rosalinde
 
Ich wollt, ich wär zu Haus.
 
Celia
 
Wir führen dich dahin. —
Ich bitt Euch, wollt Ihr unterm Arm ihn fassen?
 

Oliver. Faßt nur Mut, junger Mensch! – Ihr ein Mann? – Euch fehlt ein männlich Herz.

Rosalinde. Das tut es, ich gesteh's. Ach, Herr, jemand könnte denken, das hieße sich recht verstellen. Ich bitte Euch, sagt Eurem Bruder, wie gut ich mich verstellt habe. – Ah! ha!

Oliver. Das war keine Verstellung; Eure Farbe legt ein zu starkes Zeugnis ab, daß es eine ernstliche Gemütsbewegung war.

Rosalinde
 
Verstellung, ich versichre Euch.
 
Oliver
 
Gut also, faßt ein Herz und stellt Euch wie ein Mann.
 
Rosalinde
 
Das tu ich, aber von Rechts wegen hätte ich ein Weib werden sollen.
 
Celia
 
Kommt – Ihr seht immer blässer und blässer – ich bitte Euch, nach
Hause. Lieber Herr, geht mit uns.
 

Oliver. Gern, denn ich muß ja meinem Bruder melden, wie weit Ihr ihn entschuldigt, Rosalinde.

Rosalinde
 
Ich will etwas ausdenken; aber ich bitte Euch, rühmt ihm meine
Verstellung. – Wollt Ihr gehn.
 

(Alle ab)

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