Eine Liebe in Paris

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Из серии: Die Liebe auf Reisen #3
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„Um ehrlich zu sein, würde ich lieber allein die Stadt erkunden“, erklärte Cristiano schließlich, als man ihn endlich einmal zu Wort kommen ließ. „Das mache ich gern, wenn ich in eine fremde Stadt komme. Ist das okay, Mallory?“

„Aber natürlich“, kicherte sie. Dann fügte sie mit einem Grinsen an niemand direkt gerichtet hinzu: „Er ist so höflich.“

„Aber ich würde gern dein Angebot annehmen und hier wohnen“, fügte er hinzu. „Keira hat mein Zuhause kennengelernt und ich würde nun gern ihr altes Zuhause sehen.“

Keira vergrub ihren Kopf in den Händen. Das war das Letzte, was sie wollte. Andererseits hatten sie bei Bryn nicht die geringste Privatsphäre. Die Wohnung war viel zu klein für drei Personen. Mal abgesehen von dem Lärm und der Unordnung. Hier würden sie ein wenig Zeit für sich haben, wenn Mallory früh zu Bett ging.

„Na gut“, meinte Keira schließlich. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt hier übernachtet hatte. Dank Cristiano würde es nach vielen Jahren wieder dazu kommen. „Wir bleiben.“

„Großartig!“, rief Mallory und schenkte jedem noch einmal billigen rosa Wein nach.

*

Keira, Cristiano und Bryn nahmen gemeinsam ein Taxi zurück, um ihre Sachen zu holen. Cristiano stopfte seine wenigen Dinge in seine Tasche, Keira packte Kulturartikel, Unterwäsche, Make-up, Parfüm und Kleidung für die Arbeit ein, inklusive hochhackiger Schuhe. Die hatte sie während ihrer Zeit in Italien überhaupt nicht getragen.

Als sie gingen, war Keira froh, endlich mal wieder nur zu zweit zu sein.

„Tut mir leid wegen heute“, sagte sie, als sie neben ihm im Taxi saß.

„Leid? Weswegen?“

„Wegen meiner Familie. Sie sind alle verrückt.“

Er lachte. „Ich mag sie ehrlich gesagt.“

Keira grübelte, ob er Bryn wirklich nur mochte, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder.

„Und du kommst morgen wirklich allein klar? Ich könnte einen meiner Freunde fragen, ob sie Zeit haben, dir etwas zu zeigen.“

Sie dachte an Shelby, die frisch verlobt war. Aber die musste mit Sicherheit arbeiten. Maxine hätte vielleicht Zeit, war aber Single. Keira traute ihrer Beziehung noch nicht so sehr, um die Zügel locker zu lassen.

„Ich bin sicher“, sagte Cristiano mit Nachdruck. „Ich sagte doch, ich erkunde gern alles allein. Das ist immerhin mein Job, nicht wahr?“

„Stimmt. Aber New York ist anders als Italien.“

Cristiano legte eine Hand auf sein Herz. „Ich bin ein großer Junge. Ich kann auf mich aufpassen. Selbst in New York.“ Er küsste sie flüchtig.

Sie kamen bei Mallorys Wohnung an, bezahlten das Taxi und gingen hinauf. Sie machten es sich vor dem Fernseher bequem und wie erwartet ging Mallory gegen neun bereits zu Bett.

Das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit konnte Keira sich ein wenig entspannen. Seit sie wieder daheim war, hatte sie sich unter ständiger Anspannung befunden. Ihre verrückte Schwester, die nicht weniger anstrengende Mutter, die Tour durch die Stadt, das alles hatte ihr das Gefühl vermittelt, sie sei kaum zu Atem gekommen. Endlich konnte sie mal einen Gedanken daran verschwenden, dass Cristiano mit ihr um den halben Globus gereist war, um mit ihr zusammen zu sein.

Sie küsste ihn, genoss sein Aroma. Ihre Küsse waren anders, intensiver. Seit sie daheim war, erschien ihr die Beziehung realer. Er hatte sich zu ihr bekannt, das machte es besser.

„Ich nehme an, du möchtest beizeiten mein altes Zimmer sehen?“, fragte sie mit anzüglicher Stimme.

Cristiano ging sofort darauf ein und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. „Das ist richtig.“

Sie stand auf und reichte ihm die Hand.

„Dann komm mal mit“, schnurrte sie.

Cristiano strahlte wie ein Honigkuchenpferd und tat genau das.

KAPITEL SECHS

Keira erwachte am nächsten Morgen mit einem schweren Kopf. Aber sobald sie sich umdrehte und Cristianos wunderbares Gesicht erblickte, seufzte sie zufrieden. Die letzte Nacht war hinreißend gewesen und hatte all ihre Bedenken ausgeräumt. Es war ein Jammer, dass sie zur Arbeit musste und er allein zurückblieb.

Sie schlüpfte aus dem Bett, darauf bedacht, ihn nicht zu wecken, und betrat den Flur. Alles war noch dunkel, als sie Richtung Bad schlurfte.

Bei ihrer Mutter zu duschen, fühlte sich merkwürdig an. Keira konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal hier übernachtet hatte. Jedenfalls nicht innerhalb der letzten zwei Jahre, denn da lebte sie mit Zachary zusammen.

Während sie das warme Wasser auf der Haut genoss, fragte sie sich, ob ihre Mutter vielleicht recht hatte. Vielleicht kümmerte sie sich nicht so sehr um sie, wie sie sollte. Cristianos Beziehung zu seinen Eltern war bewundernswert. Aber Keira hatte ihre Karriere immer über alles andere gestellt, und die Beziehung zu ihrer Mutter daher vernachlässigt. Sie konnte einiges von ihm lernen, stellte sie fest.

Sie beendete schnell das Duschen und schlang sich eines der Handtücher ihrer Mutter um, bevor sie den Flur betrat. Auf dem Weg zurück zum Zimmer hörte sie Geräusche aus der Küche. Neugierig lugte sie durch die Tür.

„Mom?“ Ihre Mutter stand da, im Bademantel, und gähnte.

„Guten Morgen, mein Liebling. Kaffee?“

Keira lächelte ihre Mutter an. „Bist du extra früh aufgestanden, um mir Kaffee zu machen?“ Sie war gerührt. Sie hatte sich innerlich darauf eingestellt, unterwegs etwas auf die Hand zu nehmen.

„Ich bekomme schließlich nicht jeden Tag die Gelegenheit dazu“, erwiderte Mallory.

Keira betrat die Küche und küsste ihre Mutter auf die Wange. „Danke, das ist wirklich nett von dir.“

Mallory wirkte überrascht. „Ich glaube, Cristiano hat einen sehr guten Einfluss auf dich.“

„Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.“

Sie kehrte zurück in ihr Zimmer und zog sich in der Dunkelheit an, während Kaffeeduft sich im ganzen Apartment ausbreitete. Als sie aus dem Zimmer trat, wurde es draußen gerade hell.

„Schläft er noch?“, fragte Mallory, als Keira in die Küche zurückkehrte.

„Ja.“ Sie nahm den Kaffee, den die Mutter ihr reichte, und nippte daran. Er war etwas bitter, aber so früh am Morgen konnte sie von ihrer Mutter wohl kaum einen perfekten Kaffee erwarten.

„Du wirst ihn nicht mit Fragen bombardieren, sobald er aufgestanden ist, oder?“

Mallory machte ein tadelndes Geräusch. „Liebling, wir müssen doch wissen, wer er ist. Du kannst nicht einfach jeden Monat deine Liebe für einen Anderen verkünden und nicht erwarten, dass wir ein bisschen misstrauisch werden.“

Keira seufzte schicksalsergeben. „Na gut, Mom. Das verstehe ich. Ich benehme mich in letzter Zeit etwas verrückt. Vergraule ihn aber bitte nicht.“ Sie trank den Kaffee aus und küsste ihre Mutter erneut auf die Wange. „Ich habe dich lieb. Danke für das Essen.“

Dann beeilte sie sich, die U-Bahn zur Arbeit zu erwischen.

*

Eine ganze Stunde in der U-Bahn zu verbringen, war keine gute Art, den Tag zu beginnen. Als Keira endlich ausstieg, fühlte sie sich schmuddelig, als hätte sie nicht am Morgen schon geduscht. Und ihre Kleidung war verknittert. Kein guter Eindruck am ersten Tag zurück im Büro.

Aber als sie durch die großen Glastüren das Büro von Viatorum betrat, machte sie sich um ihre Erscheinung keine Sorgen mehr. Ihre Kollegen sprangen von ihren Stühlen und kamen eilig auf sie zu.

„Keira!“, rief Denise und umarmte sie stürmisch. „Du hast es geschafft!“

„Was geschafft?“

„Unser aller Jobs gerettet!“, erklärte Denise. „Jetzt machen wir gute Gewinne. Lance meint, wir müssten dann auch nicht alles umkrempeln. Keine Ratgeberkolumne oder Rezepte.“ Sie verzog das Gesicht.

„Das ist doch großartig“, erwiderte Keira lächelnd. Sie konnte nicht recht glauben, dass allein ihr Artikel das bewirkt haben sollte.

„Wann lernen wir ihn denn kennen?“, fragte Denise ganz aufgeregt.

„Ihn?“

„Cristiano!“

Keira entging nicht der schwärmerische Unterton ihrer Kollegin.

„Nun, ich hatte eigentlich nicht vor, ihn mit ins Büro zu bringen“, gab sie zurück.

Denise runzelte die Stirn. „Aber du musst. Du kannst nicht erst dafür sorgen, dass wir uns alle in ihn verlieben, und ihn uns dann vorenthalten! Ich meine, allein von deiner Beschreibung her klingt er einfach umwerfend. Ist er umwerfend?“

Nun, also … schon, aber …“, fing Keira an.

„Dann musst du ihn mitbringen. Bitte, Keira.“

Keira gefiel das nicht. Cristiano war doch kein Souvenir aus dem Urlaub. Er war ihr Lover. Denise verwechselte da offenbar Fiktion und Fakten. Hatte Keira etwa aus Versehen aus Cristiano einen romantischen Protagonisten gemacht?

Ihr Blick fiel auf Nina, die an ihrem Tisch saß und ihr kurz zuwinkte, dann aber weiter tippte. Sie erledigte, was sie zu tun hatte und kam dann ebenfalls zu ihr herüber. Sie umarmten sich.

„Gute Arbeit bei dem Artikel, Keira. Wie gewohnt.“

Keira wurde rot. „Danke.“

„Schön, dass du wieder da bist.“

„Ja, finde ich auch.“ Keira grinste. „Es ist so lange her, dass ich sogar Spaß dran hatte, meine Wäsche zu waschen.“

 

Sie ging in die Richtung ihres Büros, aber Nina hielt sie am Arm fest. Keira blieb stehen.

„Nicht so schnell. Elliot will dich sehen.“

„Oh?“ Keira blickte zur der offenen Tür zu seinem Büro. Sie konnte eine leichte Nervosität nicht unterdrücken. Auch wenn sie mit Elliot gut auskam, war er dennoch eine beeindruckende Persönlichkeit, was auch an seiner Größe lag. „Jetzt sofort?“

„Jap.“ Nina lächelte.

Da war etwas in ihrem Blick. Sie verbarg etwas vor Keira. Das machte Keiras Unbehagen nur noch größer.

Sie atmete tief durch, änderte die Richtung und ging zu Elliots Büro.

Als sie eintrat, blickte er auf. Zu Keiras Erstaunen stand er auf und breitete die Arme aus, um sie zu umarmen. Keira ließ es irritiert geschehen. Es fühlte sich an, wie bei einem Kind, das einen entfernten Onkel umarmte. Diese Vertraulichkeit passte nicht zu ihm.

„Meine Heldin ist wieder da“, sagte er und setzte sich wieder. „Ich nehme an, du hast die Neuigkeiten schon vernommen?“

„Was genau?“

„Die aktuelle Zahl unserer Abonnenten.“

„Nein“, gab Keira zu.

„Sie steigt unaufhörlich. Lance ist begeistert. Er meint, solange das so bleibt, muss er keine Veränderungen am Magazin vornehmen. Alles kann so bleiben, wie es immer war. Solange du tust, was du tust.“

Keira wusste nicht genau, wie sie das verstehen sollte. „In welcher Hinsicht?“

„Die Artikel über die Liebe. Der Romantik-Guru.“

Keira spürte plötzlich eine Enge in der Brust. Hatte Elliot ihren letzten Artikel überhaupt gelesen? Sie war verliebt. Echt verliebt in einen realen Menschen, der mit ihr zusammen sein wollte. Nicht wie Shane, der andere Prioritäten gehabt hatte. Cristiano war wirklich mit ihr um die halbe Welt gereist, hatte seine Heimat, seine Familie, seine Arbeit und sein Land zurückgelassen. Es gab keinen Romantik-Guru mehr. Jedenfalls nicht, wenn man von ihr erwartete, sich in jemand anderes zu verlieben.

„Tut mir leid“, sagte sie. „Soll ich demzufolge einen weiteren Artikel als Romantik-Guru verfassen?“

„Natürlich“, erwiderte Elliot verwirrt. „Das ist, was alle wollen. Unsere Leser. Sie lieben es. Können gar nicht genug davon bekommen. Unersättlich. Wir müssen da am Ball bleiben. Daher schicken wir dich umgehend wieder auf die Reise.“

Keiras Unbehagen wurde zur ausgewachsenen Panik. „Nein“, japste sie. „Das geht nicht. „Ich bin erst seit zwei Tagen wieder da!“

Wie lange würde Bryn wohl brauchen, um ihre Klauen in Cristiano zu schlagen? Oder Maxine? Ihre Mutter würde ihn vergraulen. Sie konnte nicht einfach wieder abreisen!

Elliot wirkte aufrichtig verwirrt. „Keira, es ist alles bereits geplant“, sagte er rundheraus. „Heather hat den Flug schon gebucht. Paris, Keira. PARIS. Das ist bisher der beste Auftrag und wir servieren ihn dir auf dem Silbertablett. Die anderen da draußen würden töten für diesen Auftrag.“

„Tut mir leid“, stammelte Keira. „Aber ich kann nicht. Ich liebe Cristiano aufrichtig. Das ist kein Spiel für mich. Ich möchte ihn nicht zurücklassen. Und ich möchte nicht verreisen und versuchen, jemand anderes für die Liebe zu finden.“ Sie holte tief Luft. „Wenn es das ist, was man von mir erwartet, dann kündige ich lieber.“

Elliot schüttelte den Kopf und hielt den Blick gesenkt. Zu ihrem Erstaunen bebten seine Schultern. Weinte er etwa? Wie wusste, wie eng es um das Magazin gestanden hatte, und wie viel er für Viatorum aufs Spiel gesetzt hatte, wie viel das Magazin ihm bedeutete. Aber es ging hier auch um ihr eigenes Leben. Sicher konnte jemand anderes die Rolle des Romantik-Gurus übernehmen? Sie konnten sogar so tun, als sie es gewesen, das war ihr egal. Was kümmerte es die Leser schon, wer dahinter steckte?

Aber dann bemerkte sie, dass er nicht weinte, sondern lachte. Sie bekam schlechte Laune, da sie nicht verstand, was so lustig war.

„Keira“, sagte Elliot schließlich. „Ich verlange doch nicht, dass du Cristiano verlässt. Ich möchte, dass ihr das beide gemeinsam macht!“

Keira hielt inne, vollkommen aus der Bahn geworfen. „Gemeinsam?“

„Ja!“, rief Elliot. „Unsere Leser lieben ihn. Sie malen Bilder von ihm und posten sie online! Alle reden über ihn im Forum.“

„Forum?“, wiederholte Keira.

Sie konnte nicht glauben, was er da sagte. Hatte sie wirklich ein so wunderbares Bild von ihrem italienischen Reiseführer gezeichnet, dass er dadurch zu einer Art Held geworden war?

„Ich verstehe es nicht“, sagte sie. „Wir sollen wirklich gemeinsam verreisen?“

„Eure Liebesgeschichte ist ein Hit, Keira. Die Leute wollen wissen, wie es weitergeht. Hashtag Team Shane oder Hashtag Team Cristiano. Wen wird sie heiraten?“

„HEIRATEN?“, rief Keira. „Was geht denn da ab? Ich glaube, ihr seid da alle etwas voreilig. Ich kenne Cristiano doch erst seit ein paar Wochen. Ich denke nicht ans Heiraten. Und er auch nicht!“ Sie verschränkte die Arme abwehrend vor der Brust. Sie war doch kein Spektakel!

Elliots Stimme wurde sanfter, offenbar erkannte er, dass sie nicht so begeistert war, wie er sich das vorgestellt hatte. „Keira, wir wollen einfach mehr von euch beiden sehen. Wie wird es in Paris für euch sein? Kann die Liebe an einem neuen Ort bestehen? In seiner Heimat Italien funktionierte es natürlich. Und hier, in deiner vertrauten Umgebung natürlich auch. Aber an einem für euch beide fremden Ort? Sozusagen auf neutralem Boden? Kann die Liebe da bestehen?“

Keira war vollkommen verblüfft. „Du möchtest meine Beziehung einem Stresstest unterziehen, um zu sehen, ob sie hält?“

Elliot legte den Kopf schief. Offenbar hatte er es von dieser Seite noch nicht betrachtet. „Nun, ich gehe natürlich nicht davon aus, dass die Beziehung daran zerbricht. Ich bin nur neugierig.“

„Neugierig“, wiederholte Keira. Sie war inzwischen ziemlich wütend. „Das ist mein Leben, Elliot. Mein echtes, reales, tatsächliches Leben. Ich bin keine Laborratte.“

Elliot schüttelte den Kopf. „Ich kann mich nicht gut ausdrücken. Schau, es geht doch nur darum, dass du mit dem Mann einen Monat in Paris verbringst. Ihr reist herum, seid verliebt. Du schreibst alles auf. Die Leser sind glücklich. Ihr beide seid glücklich. Ich bin glücklich. Punkt. Ende.“

„Aber es ist nicht das Ende, nicht wahr?“, hakte Keira nach. „Weil du nämlich auf einen Konflikt lauerst. Du willst die Latte höher legen.“

„Es ist einfach der ideale Blickwinkel“, sagte Elliot ruhig. „Um zu sehen, ob ihr beide gestärkt in eurer Liebe daraus hervorgeht.“

Keira bezweifelte nicht, dass ihre Beziehung einen Monat in Paris überstehen würde. Sie war sicher, dass sie bestehen würde. Was sie störte, war die Art und Weise, wie Elliot darüber redete. Als sei sie Teil eines Experiments oder eines Drehbuchs, anstatt eine reale Person mit echten Gefühlen.

Elliot stützte sich mit den Armen auf den Tisch. „Keira, wie sieht denn dein Leben in New York aktuell aus? Du hast nicht mal eine Wohnung, wohnst bei deiner Mutter.“

„Woher weißt du das?“, stammelte sie.

„Ich habe meine Quellen“, antwortete er achselzuckend.

Sie erinnerte sich daran, wie ihre Mutter sie in Italien angerufen hatte, um sie zu überzeugen, nicht zu kündigen. Elliot hatte diesen Anruf veranlasst.

„Hast du mit meiner Mutter gesprochen?“, fragte sie misstrauisch.

Er sah schuldbewusst drein, tat aber ganz unschuldig. „Mallory und ich reden hin und wieder.“

Keira sog scharf die Luft ein. Wieso mischte sich ihre Mutter so sehr in ihr Leben ein?

„Also“, fuhr Elliot fort und wischte das Thema damit vom Tisch. „Eine Reise nach Paris würde dir viel mehr Privatsphäre geben. Nur ihr beide, einen ganzen Monat lang. Keine Schwester, eine Mutter, die sich einmischen.“

Es klang gut, dachte Keira. Was machte es schon für einen Unterschied, ob sie ihre Beziehung in New York oder in Paris auslebten? Abgesehen von all den Menschen hier, die Cristiano unbedingt treffen wollten. In Paris hätten sie ihre Ruhe. Sie wären geradezu anonym unterwegs.

„Nach diesem Artikel kann ich die Zügel bei Viatorum vielleicht etwas lockern und dich befördern. Dann kannst du dir deine eigenen Aufträge aussuchen. Wenn es läuft und wir den richtigen Ton treffen für den Romantik-Guru, dann überlasse ich dir die Kontrolle über das ganze Projekt. Keine Sachen mehr auf den letzten Drücker, kein Antonio mehr.“

Keira verzog das Gesicht, als sie an ihren ersten Reiseführer in Italien dachte. Der übergewichtige, nach Käse stinkende, schlecht gelaunte Antonio.

„Meinst du das im Ernst?“, fragte sie. „Nur noch diesen einen Auftrag mit Cristiano und dann kann ich selbst entscheiden, welche Richtung der Romantik-Guru nimmt?“

„Wenn du auch weiterhin um die Welt reist und Artikel schreibst, ist mir egal, wohin.“

Keira wollte ihn auf die Probe stellen. „Australien?“

„Wieso nicht?“

„China?“

„Wenn du das willst.“

„Antarktis?“

„Solange du verliebt bist, während du da bist, kümmert mich alles andere nicht. Oder unsere Leser. Am Ende können wir aus all deinen Artikeln vielleicht sogar ein Buch machen.“

Keira lehnte sich zurück und überdachte die Aussichten gründlich. Wenn sie es richtig anstellte, würde sich vieles für sie verbessern. Nur noch einen Artikel unter Elliots Kontrolle, dann wäre sie unabhängiger. Und Autorin eines Buches zu werden, war ein echter Anreiz. Sie und Cristiano könnten die ganze Welt bereisen. Keine Spielereien mehr über Kuppelei und Liebestests. Sie könnte ihre eigene Liebesgeschichte schreiben.

Außerdem war es in New York derzeit wirklich etwas anstrengend. Bryns Couch oder ihr altes Kinderzimmer. Daran war nichts Romantisches. Aber Paris. Paris! Zum ersten Mal spürte sie das aufgeregte Kribbeln bei dem Gedanken, gemeinsam mit Cristiano die Stadt der Liebe zu erkunden. Küsse unterm Eiffelturm, verregnete Gehwege, Croissants in antiken Cafés, der Blick über die Seine, Museen, Kunst, Kultur, Architektur. Und dann drängte sich ihr ein anderes Bild hartnäckig auf: Cristiano auf einem Knie, mit einem glänzenden Ring in der Hand.

Sie hatte nicht an Heirat gedacht, bis Elliot es erwähnt hatte. Aber was, wenn ein Monat in Paris mit einem Ring endete? Es konnte sicherlich nicht schaden.

„Okay“, sagte sie schließlich. „Ich mache es.“

KAPITEL SIEBEN

Sobald ihre Besprechung mit Elliot beendet war, schnappte sich Keira ihr Handy und eilte nach draußen, um Cristiano anzurufen. Die Straßen waren verstopft mit Autos und Menschen wie eh und je. Der Gedanke, das zurückzulassen, erfüllte Keira mit Aufregung.

Sie wählte seine Nummer und er ging nach einem kurzen Moment dran.

„Ich habe Neuigkeiten“, sagte sie.

„Oh, du bist aber nicht schwanger, oder?“

„Nein!“, rief Keira lachend. „Wir reisen nach Paris!“

„Tun wir das?“ Er klang begeistert.

„Jap. Mein neuer Auftrag. Sieht so aus, als würden unsere Leser dich lieben und wollen, dass du mitkommst. Was meinst du dazu?“

„Das ist fantastisch. Ich kann es kaum erwarten. Wann geht es los?“

„Morgen.“

Sie biss sich auf die Lippen, weil sie nicht wusste, wie er das aufnehmen würde. Aber sie hätte sich keine Sorgen machen müssen.

„Wow. Das ist der Wahnsinn!“

Im Hintergrund hörte sie Hupen und Sirenen.

„Wie läuft deine Erkundungstour durch New York?“, fragte sie.

„Großartig“, rief er mit kindlichem Enthusiasmus. „Ich bin mit der U-Bahn herumgefahren, in ein paar Parks spazieren gegangen, jetzt bin ich an einem Ort, der nennt sich Teardrop Park.“

Keira war erstaunt. „Das ist gleich um die Ecke von meinem Büro.“

„Ach ja?“ Cristiano schien ebenso überrascht.

 

„Ja. Dann komm doch vorbei und besuche mich.“ Sie dachte daran, wie sehr ihn alle hier kennenlernen wollten. „Ich kann dich ein paar Leuten vorstellen.“

„Das wäre toll.“

Keira erklärte ihm den kurzen Weg zum Büro. Ein paar Minuten später sah sie ihn um die Ecke biegen. Seine Schönheit machte sie wie immer sprachlos und ließ ihren Puls beschleunigen.

Als er bei ihr ankam, warf sie ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Dann nahm sie ihn bei der Hand und führte ihn hinein.

„Leute, das ist Cristiano“, verkündete sie.

Alle kamen herüber, um ihn zu begrüßen. Denise sah aus, als treffe sie einen Promi. Lisa war kurz vor einer Ohnmacht. Keira spürte zum ersten Mal die Erregung, mit jemandem zusammen zu sein, der von allen bewundert wurde, anstatt die Angst, jemand könnte ihn ihr wegnehmen.

Elliot kam aus seinem Büro und musterte Cristiano von oben bis unten. Offenbar gefiel ihm, was er sah und er schüttelte Cristianos Hand.

„Hat Keira dir schon die Neuigkeiten mitgeteilt?“, fragte er.

„Wegen Paris? Ja, und ich kann es nicht erwarten. Danke, dass ich mitkommen darf. Das ist ein Traum, der wahr wird. Ich darf mit der Frau, die ich liebe, um die Welt reisen.“

Er legte seinen Arm um Keira. Denise und Lisa gerieten sichtlich ins Schwärmen.

Nina kam ebenfalls, um ihn zu begrüßen. Immerhin besaß sie genug Anstand, um nicht gleich zu sabbern bei seinem Anblick. Sie schüttelte ihm einfach herzlich die Hand. Aber in ihrem Blick lag ein Glanz, der Keira misstrauisch machte.

„Wusstest du, dass Stelle heute ins Büro kommt?“, fragte Nina.

„Stella, die Cover-Designerin? Nein, wieso?“

Ninas Blick war komplett auf Cristiano gerichtet, als würde sie seine Maße nehmen. „Ich überlege, ob wir von euch beiden ein Foto machen sollten. Das würde sich gut im Magazin in der Seitenspalte des Artikels machen.“

Keira zögerte. Im Augenblick war es ihr Bild, das die Artikel zierte. Sie war immerhin die Autorin. Es waren ihre Worte, nicht die von Cristiano.

„Ich weiß nicht“, sagte sie ein wenig eingeschnappt.

„Du hast recht.“ Nina nickte. „Die Seitenspalte ist zu klein. Ihr beide solltet auf dem Cover sein.“

Elliot klatschte begeistert in die Hände.

„Einen Moment mal“, rief Keira schockiert. Sie sah Cristiano an. „Wir können nicht auf das Cover.“

Offenbar fand Cristiano den Gedanken aber weniger abschreckend als Keira. Nina und Elliot ignorierten ihren Protest, besprachen bereits die Details und betrachteten Cristiano, als sei er eines der Star-Models, die Stella für ihre Shootings anheuerte.

„Leute!“, rief Keira. „Wir werden das nicht machen.“

Elliot schaute sie irritiert an. „Deine Artikel sind besonders gefragt. Sie bringen uns derzeit die meisten neuen Abonnenten.“

Es klang aus seinem Mund furchtbar einfach und logisch.

„Nina, vielleicht sollten wir ihr die letzte Marktanalyse zeigen?“, schlug er vor.

„Ich brauche keine Statistik, um das zu entscheiden“, erklärte Keira. „Ich will nicht auf das Cover, Punkt. Ich sehe nicht danach aus. Es gibt einen Grund, warum sich manche Leute lieber hinter einem Laptop verstecken.“

„Sei nicht albern, Keira“, rief Cristiano. „Du bist wunderschön. Du erkennst das nur einfach nicht. Ein professionelles Foto-Shooting wäre genau das Richtige, um deinem Ego ein wenig unter die Arme zu greifen.“

Keira schüttelte stumm den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein. Ihr Alptraum war im Begriff Wirklichkeit zu werden. Sie dachte an Bryn, die wirklich gut aussah. Sie sähe neben Cristiano nicht so farblos aus.

In diesem Moment öffneten sich die Türen und Stella kam herein, die große, schwarze Kameratasche über der Schulter. Das allein schüchterte Keira schon ein.

Nina winkte sie zu sich.

„Wir haben gerade mit Keira und Cristiano über ein Cover gesprochen. Hättest du heute Zeit dafür?“

„Absolut“, sagte Stella und schaute Cristiano wohlwollend an.

Keira fühlte sich noch elender. Es ging allen nur um ihn, nicht um sie. Sie würde die Bilder ruinieren.

„Komm schon, Liebling“, sagte Cristiano sanft. „Das ist doch spaßig. Daran können wir uns später immer erinnern. Etwas, das wir unseren Eltern zeigen können. Und eines Tages unseren Kindern.“

Keira ließ sich von seinen sanften Worten einlullen. Wenn Cristiano von ihren zukünftigen Kindern sprach, hieß das immerhin, dass er plante, langfristig zu bleiben. Vielleicht war es wirklich ganz nett, Fotos zu haben, auf denen sie noch jung und faltenfrei waren.

„Was muss ich denn machen?“, fragte sie Stella und gab ein Stück weit nach.

„Es geht um Frankreich, also dachte ich an ein romantisches Film-Szenario in schwarz-weiß. Dächer, die Skyline, im Hintergrund der Eiffelturm. Ein schickes Kleid, ein romantischer Kuss.“

„Ein Kuss?“, stöhnte Keira. Die Anspannung kehrte zurück.

„Aber in schwarz-weiß“, sagte Cristiano grinsend. „Jeder sieht perfekt aus in schwarz und weiß.“

Er nahm ihre Hand und zog sie sanft mit sich, hinüber zu der Zone, die für die Fotos vorbereitet war. Helle Lampen beleuchteten einen weißen Hintergrund, links und rechts standen ebenfalls weiße Wände. Eine Frau für das Make-up war ebenfalls da, die bereits an ein anderes Model Hand anlegte. Außerdem gab es eine gut gefüllte Kleiderstange.

„Oh mein Gott“, murmelte Keira.

Stella sprach kurz mit der Make-up-Künstlerin. Keira konnte nicht hören, worüber sie sprachen, aber dann blickten beide zu ihr. Natürlich müsste man bei ihr einiges machen, bevor man sie fotografieren konnte. Nicht so bei Cristiano, der schon kamerafein aus dem Bett stieg.

Nach einem kurzen Gespräch der Make-up-Künstlerin mit dem Model, stand dieses auf, ging zu einer Couch und setzte sich schmollend. Offenbar gefiel es ihr nicht, mitten im Schminkprozess unterbrochen zu werden. Keira blickte ihr nach, sah ihren perfekten Körper und die langen Beine. Sie war so groß, im Gegensatz zu Keira, die noch unter dem Durchschnitt lag.

Stella kam herüber und nahm Keira bei der Hand.

„Ein gratis professionelles Makeover“, sagte Cristiano achselzuckend. „Allein das ist es mir schon wert.“

Keira biss die Zähne zusammen und folgte Stella zum einem Stuhl.

„Ich muss nicht viel machen“, erklärte die Make-up-Künstlerin. „Wir wollen den Classic Look. Schwarz-weißer Movie-Style. Nur ein wenig Mascara und ein bisschen Lippenstift.“

Keira hatte keine Wahl, sie spielte mit. Nachdem sie mit dem Make-up und der Frisur durch waren, zog sie ein hübsches blaues Kleid mit Spitzenbordüren an.

„Es ist zu lang“, sagte Keira und schaute auf den Stoff zu ihren Füßen.

„Das geht schon“, erklärte Stella. „Du stellst dich einfach hier drauf.“

Keira blickte zur Seite und sah einen gebastelten Schornstein inmitten eines gebastelten Daches. Sie würden sich also über den Dächern von Paris küssen für dieses Foto. Das schüchterte Keira noch mehr ein.

Sie wurde zu Cristiano zurückgebracht, der inzwischen dunkle Hosen und ein gestreiftes Hemd trug, das Haar wie in einem alten Film zur Seite frisiert. Er sah umwerfend aus, wie üblich. Wenn es überhaupt irgendetwas Positives an dieser ganzen Sache gab, dann war es dieser Anblick.

Sie betraten das Set und hörten Stellas Anweisungen zu. Keira sollte auf dem Schornstein stehen, ein Bein gebeugt, und Cristiano küssen.

Es war entwürdigend. Sie fühlte sich so unwohl in dieser unnatürlichen Haltung und sollte dann auch noch auf Kommando küssen. Cristiano hingegen schien Spaß an der Sache zu haben.

„Wie kann dir das gefallen?“, fragte sie ihn.

„Ich darf dich wieder und wieder küssen“, meinte er. „Was sollte mir daran nicht gefallen?“

Eine ganze Gruppe weiblicher Zuschauer stand hingerissen in der Nähe und schaute zu. Sie konnte die Stadt gar nicht schnell genug verlassen, dachte Keira. Sie wollte, dass alles wieder so war wie anfangs, als sie nur zu zweit waren, anstatt dass jeder ein Stück von Cristiano haben wollte.

Endlich hörte das Blitzlicht auf.

„Ich denke, wir haben es“, verkündete Stella.

Cristiano half ihr von dem Schornstein runter und sie gingen zu Stella, um sich das Ergebnis anzuschauen.

„Denkt euch die Skyline von Paris. Die fügen wir nachträglich ein.“

Wäre Keira nicht in den Bildern gewesen, hätten sie ihr wahrscheinlich gefallen. Sie waren romantisch und die Chemie zwischen ihr und Cristiano war echt. Auch wenn es ihr die ganze Zeit nur peinlich gewesen war, hatte Stella es dennoch geschafft, diesen besonderen Moment einzufangen. Aber es war eben immer noch sie in diesem Bild. Nicht nur Cristiano, der aussah, wie ein französischer Filmstar.

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