Бесплатно

Das Festival der Liebe

Текст
Автор:
Из серии: Die Liebe auf Reisen #1
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена
Отметить прочитанной
Das Festival der Liebe
Das Festival der Liebe
Бесплатная аудиокнига
Читает Ina Leva
Подробнее
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

KAPITEL ZWÖLF

Es war nicht länger zu leugnen. Keira hatte sich in Shane verliebt. Zurück in ihrem Zimmer, konnte sie noch Stunden später seine Lippen auf ihren spüren. Die Erinnerung an den Kuss hallte auf ihrer Haut wider und in ihrem Kopf. All ihre Bedenken, Shane könnte ein Spieler sein, hatten sich in Luft aufgelöst. Was wusste Bryn schon? Sie war ja nicht hier, hatte nicht gespürt, was Keira spürte. Die Gefühle bei dem Kuss hatten sie vollkommen aus der Bahn geworfen.

Keira hatte das Gefühl, als schwebe sie, während sie sich für die nächtlichen Aktivitäten auf dem Festival vorbereitete. Sie trocknete ihr Haar und stylte es lockiger als sonst. Sie malte sich die Lippen rot an, legte Lidschatten auf, tuschte sich die Wimpern. Das war weitaus mehr, als sie sich seit ihrer Ankunft geschminkt hatte. Ihr wurde bewusst, dass sie sich für Shane auftakelte. Sie wollte ihn beeindrucken, ihn mit ihrem Aussehen überwältigen. Sie wollte sich kopfüber reinstürzen, in was auch immer sie da hatten, und sehen, wohin es sie führte.

Sie nebelte sich mit Parfüm ein und verließ ihr Zimmer. Als Orin sie unten im Pub sah, machte er große Augen.

„Hast du ein Date?“, fragte er.

Keira zuckte etwas schüchtern mit den Schultern. „Mag sein.“ Sie kicherte.

Shane betrat in diesem Augenblick den Pub und Keiras ganzer Körper begann sofort zu kribbeln, als würde Strom durch ihre Adern fließen.

Shane kam direkt auf sie zu, legte einen Arm um ihre Hüften, zog sie an sich und küsste sie fest auf den Mund. Keira schmolz dahin. Die Welt um sie herum schien zu verschwimmen, löste sich auf, bis nichts mehr existierte, außer Shanes Lippen.

Als sie sich voneinander lösten, sah Orin überrascht aus. Seine Wangen waren ein bisschen rosa. Aber er sagte nichts, sondern zapfte eifrig Bier und tat so, als habe er nichts gesehen.

„Du siehst fantastisch aus“, flüsterte Shane ihr ins Ohr. Sein Atem kitzelte auf der Haut.

„Du auch“, antwortete sie mit verführerischer Stimme.

Shane behielt seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen, als wolle er sie beschützen, während sie den Pub verließen. Er öffnete ihr die Tür und ließ ihr den Vortritt. Keira gefiel es, dass er den vollendeten Gentleman spielte und ihr den Hof machte.

Draußen auf der Straße war die Party bereits in vollem Gange. Lautstarke Gruppen von Betrunkenen kamen an ihnen vorbei. Sie grölten, die Arme einander auf die Schultern gelegt. Aber Keira nahm sie kaum wahr. Sie war fast vollkommen in ihrer eigenen Welt verschwunden, in der es nichts gab außer Shane und seine leidenschaftlichen Blicke, unter denen sie sich nackt vorkam.

Sie gingen zu einer der Buden und Shane kaufte eine Flasche Wein. Er schenkte zwei Gläser ein und reichte ihr eines davon.

„Ich dachte, echte irische Kerle trinken keinen Wein“, sagte Keira spöttisch.

„Irische Kerle trinken alles, wenn es darum geht, eine wunderschöne Dame zu beeindrucken“, antwortete er.

Keiras Herz macht einen Satz bei diesem Kompliment. Sie setzten sich an einen der Tische und rückten näher zusammen.

Dann fiel Keira plötzlich auf, dass sich jemand neben Shane gesetzt hatte. Im Stillen tadelte sie diese Person, wie konnte man so unsensibel sein und sich neben ein verliebtes Pärchen setzen? Wahrscheinlich war derjenige furchtbar betrunken und merkte nicht, dass er störte.

Aber dann sprach diese Person und Keira richtete sich ruckartig auf.

„Shane?“

Es war eine Frauenstimme. Keira blickte auf und betrachtete ihr dichtes blondes Haar, das gebräunte Gesicht mit den Sommersprossen, eine dicke Schicht Mascara auf den Wimpern. Shane blickte über seine Schulter. Keira entging nicht, dass sich sein Körper verkrampfte, als er die Frau offenbar erkannte.

„Willst du mich nicht vorstellen?“, fragte die Frau und schaute Keira wenig beeindruckt an.

Sofort wurde Keira paranoid. Was das eine weitere Tessa? Eine von Shanes Eroberungen?

„Was machst du hier?“, fragte Shane und ignorierte ihre Aufforderung, sie vorzustellen. Das gab Keira noch mehr zu denken. Konnte er sich etwa nicht einmal mehr an ihren Namen erinnern? Oder wollte er sie nicht vorstellen, um eine zukünftige Affäre nicht zu gefährden?

„Ich bin hergekommen, in der Hoffnung, dich wiederzusehen“, sagte die Frau.

Shane kreuzte die Arme vor der Brust. Er sah angespannt und unbehaglich aus, als würden zwei Welten aufeinander prallen, die man besser getrennt hielt. Keira spürte Panik in sich aufsteigen.

Sie stand auf.

„Ich sollte mal langsam in mein Zimmer zurückkehren“, sagte sie. „Ich habe noch viel zu tun.“

„Geh nicht“, sagte Shane.

„Doch“, antwortete Keira, „ich muss.“

Sie eilte fort, ließ Shane mit der grinsenden Frau zurück, die ihren Triumph nicht verbergen konnte, Keira vergrault zu haben.

Keira kam sich vor wie ein Idiot, als sie über das Kopfsteinpflaster zum B&B zurück stolperte. Sie stürzte durch die Tür in den überfüllten Pub und drängelte sich durch die Menge zur Treppe.

Als sie sicher sein konnte, dass es niemand sah, ließ sie ihren Tränen freien Lauf und eilte die Treppe hinauf. Wie hatte sie nur so dämlich sein können, jemandem wie Shane zu vertrauen! Sie hätte auf ihren Instinkt hören sollen. Statt dessen heulte sie sich die Seele aus dem Leib wegen dieses Kerls!

Sie rannte in ihr Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Sie streifte die Schuhe ab und schlüpfte aus ihrem Kleid. Sie rang nach Atem, Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie war wütend auf sich selbst und auf Shane.

Sie zog ihren Bademantel an und lief im Zimmer auf und ab. Dann verspürte sie zum ersten Mal seit Wochen einen Funken von Inspiration. Sie setzte sich an ihren Tisch und öffnete den Laptop. Sofort begann sie zu schreiben. Sie ließ all ihren Schmerz und ihre Wut durch ihre Finger fließen. Zornige, bissige Worte sprudelten nur so aus ihr heraus und in den Text vor ihr.

Was passiert in der Stadt der Liebe mit den Veteranen? Hat der Matchmaker je einen Gedanken daran verschwendet, was geschieht, wenn eine alte Flamme der neuen Eroberung begegnet? Oder wenn seine Dienste nicht von denen in Anspruch genommen werden, die nach der wahren Liebe suchen, sondern nach einer heißen Affäre, vielleicht auch gleich nach mehreren? Mal abgesehen von den einschlägigen Dating-Apps ist dies die beste Gelegenheit, eine ganze Reihe williger und verletzlicher Opfer zu finden: der Fleischmarkt des Matchmakers.

Keira schrieb und schrieb, bis ihr die Finger wehtaten. Sie haute auf die Tastatur wie ein Klavierspieler bei einem leidenschaftlichen Konzert.

Dann wurde sie von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.

„Ich habe zu tun, Orin!“, rief sie.

„Ich bin es. Shane“, kam die Stimme von der anderen Seite der Tür.

Keira hörte auf zu tippen. Aber nur für einen Moment. Sie würde ihm nicht erlauben, ihr Honig um den Bart zu schmieren. Es lief gerade so gut. Nicht auszudenken, dass sie beinahe ihre Karriere aufs Spiel gesetzt hätte für so einen Idioten! Das letzte, was sie jetzt tun würde, war, ihn hereinzulassen. Sie schrieb weiter, die Finger rasten über die Tastatur.

„Lässt du mich rein?“, drängte Shane. „Ich möchte mit dir reden.“

„Nein!“, rief sie. „Verschwinde!“

Shane hatte offensichtlich nicht die Absicht, ihre Wünsche zu respektieren. Sie hörte ihn immer noch durch die Tür.

„Bitte?“, fragte er.

„Ich sagte nein.“

Es wurde still. Keira hoffte, er wäre verschwunden, aber dann hörte sie erneut sein Flehen.

„Falls du eifersüchtig auf die Frau warst, ist das unnötig. Das war Caroline, meine Ex.“

Wütend raste Keira zur Tür, entriegelte sie und riss sie auf.

Da stand Shane, blickte sie verlegen an, die Augen unschuldig groß. Selbst in ihrer wütenden Verfassung konnte Keira nicht verdrängen, dass sie ihn unglaublich attraktiv fand.

„Ich bin nicht eifersüchtig“, fauchte sie. „Wieso sollte ich?“

„Ich meinte nicht, dass du es sein solltest“, sagte Shane vorsichtig. Er schien die Sache zu überdenken. „Ich nahm nur an, du wärst es, weil du abgehauen bist, als sie sich zu uns setzte.“

Er kratzte sich nervös am Hals und schaute wie ein verlorenes Schaf aus der Wäsche. Keira grunzte genervt, weil er gar nichts kapierte.

„Nun, ich bin es nicht“, schnappte sie. „Entgegen der landläufigen Meinung messen Frauen sich nicht permanent an anderen, weil sie sich um einen blöden, haarigen Mann balgen.“

Shane schien das eher zu amüsieren. Er presste die Lippen aufeinander, um nicht zu lachen.

„Du meinst, blöde haarige Männer wie mich?“ Der übliche spöttische Unterton kehrte zurück.

„Ja, genau wie du einer bist.“

„Ich verstehe“, sagte er diplomatisch. „Dann warst du also nicht eifersüchtig auf Caroline, weil du dich nicht mit ihr verglichen hast, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, weil ich blöd bin. Und behaart.“

Keira schmollte. „Mach dich nicht lustig über mich.“

Shane presste die Lippen fest zusammen. „Tut mir leid. Du bist einfach süß, wenn du wütend bist. Ich will es dann unbedingt wieder gut machen.“ Er streckte die Hand nach dem Kragen ihres Bademantels aus. Keira zuckte zurück und schlug seine Hand weg. „Oh, ich wette, das möchtest du. Ich wette, du findest immer einen Grund, um…, du weißt schon. Ich kenne Typen wie dich. Ich weiß, wie ihr vorgeht.“

 

Shane tat, als sei er beleidigt. „Ich bin kein Roboter“, sagte er. „Ich habe keine automatische Vorgehensweise.“

„Du bist ein Spieler!“, rief Keira. „Du benutzt Menschen. One-Night-Stands sind deine Spezialität.“

Shane brach in lautes Gelächter aus. „Wovon in aller Welt redest du?“ Seine Schultern zuckten vor Lachen.

Der Anblick machte Keira noch wütender. Erst lockte er sie in die Falle, dass sie dachte, sie wollte ihn. Dann machte er sich lustig über sie, als sie ihn schließlich durchschaut hatte.

„Heute Nacht Caroline. Tessa! Wie viele gibt es sonst noch, Shane?“

„Wie viele was? Frauen? Ich schätze, so ungefähr drei Milliarden?“

„Frauen, mit denen du im Bett warst!“, keifte sie.

Shane war immer noch verwirrt. Oder war er amüsiert? Keira konnte es nicht mit Sicherheit sagen.

„Nun, da wäre also zunächst Deidre, meine verstorbene Frau.“

„Shane“, unterbrach sie ihn. Er brauchte jetzt gar nicht erst zu versuchen, ihr Schuldgefühle wegen seiner toten Frau einzureden.

„Was?“, fragte er. Langsam schien er den Spaß an der Sache zu verlieren. „Du redest wirres Zeug. Ich weiß nicht einmal, wer diese Tessa ist, von der du die ganze Zeit redest!“

Keiras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Wirklich? Du erinnerst dich tatsächlich nicht? Damit wäre wohl bewiesen, wie recht ich habe.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Tessa. Die Frau, mit der du geschlafen hast, in der ersten Nacht des Festivals.“

Shanes Gesicht zeigte Schock und Amüsement. Er packte Keira bei den Schultern.

„Ich habe nicht mit ihr geschlafen!“, rief er. „Wir hatten einen Drink, haben getanzt und geflirtet. Das war alles. Wenn du mir etwas vorwerfen willst, dann meinen Charme. Denn ein Spieler bin ich mit Sicherheit nicht. Himmel, ich habe dir sogar erzählt, dass ich mal verheiratet war. Reicht das nicht, um zu beweisen, dass ich kein Spieler bin? Das sind nicht die Typen, die sich etwas Festes suchen, oder?“

„Das ist Jahre her“, gab sie zurück. „Du könntest dich geändert haben.“

Die Tatsache, dass er weniger wütend als amüsiert reagierte, machte sie noch sturer. Sie stand da und starrte ihn an. Sie kochte vor Wut und wollte nicht nachgeben. Aber selbst trotz ihrer Wut fand sie ihn unwiderstehlich. Wie viel angenehmer wäre es doch, ihm zu glauben, ihm nachzugeben. Das wollte sie mehr als alles andere.

„Habe ich aber nicht“, beharrte er. „Ich hatte in meinem gesamten Leben nur drei Sexualpartner.“

Keira wusste nicht, ob er die Sache herunterspielte, um besser argumentieren zu können. Drei schien ihr ziemlich wenig zu sein. Auf jeden Fall deutlich weniger als sie selber gehabt hatte, wie ihr schuldbewusst einfiel. Sie spürte ihren Widerstand schwinden.

Als ob er es ebenfalls gespürt hatte, ließ Shane seine Hände von ihren Schultern an ihren Armen herabgleiten, bis zu ihren Händen. Er nahm sie und schaute sie bestätigend an.

Der körperliche Kontakt weckte alle ihre Sinne. Sie gab auf.

„Ich dachte wirklich, du hättest mit Tessa geschlafen“, sagte sie.

Shane schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin sehr vorsichtig mit meinen Sexualpartnern. Ich springe nicht einfach mit jeder ins Bett. Und sicher habe ich niemals zwei zur selben Zeit. Wenn ich eine Frau mag, dann mit Haut und Haar. Zu hundert Prozent. Und ich hatte dich schon getroffen, bevor Tessa auftauchte, daher konnte mit ihr gar nichts laufen.“

Keira spürte die Wärme, die von seinen Händen ausging. Sie ließ seine Worte auf sich wirken.

„Warte, was meinst du damit?“

Shanes Mund umspielte ein Lächeln. „Ich meinte, ich war sofort in dich verliebt, Dummerchen.“

Keira runzelte die Stirn. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Du hast mich gehasst, als wir uns kennenlernten.“, sagte sie. „Du dachtest, ich sei ein Snob. Eine Prinzessin. Du hast mich Little Miss New York City genannt.“

Shane schmunzelte. „Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es genau umgekehrt war. Du konntest mich nicht leiden. Ich fand dich toll, vom ersten Moment an. Ich konnte nur nichts unternehmen, weil du einen Freund hattest. Das hat mir echt zu schaffen gemacht. Ich dachte, das wäre mal wieder typisch für mich, eine kluge, schöne Frau zu treffen, die bereits vergeben war.“

„Aber du bist doch zum Friedhof gefahren, weil du dich schuldig gefühlt hast wegen Tessa.“

„Ich fühlte mich tatsächlich schuldig, aber deinetwegen.“

„Oh“, macht Keira verdutzt. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Wenn er das alles nur sagte, um sie rumzukriegen, dann war er verdammt gut. Sie glaubte ihm jedes Wort.

Sie hielten sich noch immer an den Händen. Keira machte ein paar Schritte von der Tür weg ins Zimmer und zog Shane mit sich. Sie sah, dass der Laptop noch an war, mit dem wütenden Artikel gut sichtbar. Sie ließ Shane los und klappte das Ding schnell zu, bevor er auch nur ein Wort davon lesen konnte.

Als sie sich wieder umdrehte, war er bei ihr, mitten im Zimmer, nur einen Schritt entfernt. Er war das erste Mal in ihrem Schlafzimmer und die Vorstellung machte sie kribbelig. Sie sehnte sich nach ihm.

Er schaute sie bewundernd an, sein enges T-Shirt verbarg seine Vorzüge nicht im Mindesten. Keira konnte sich nicht länger zurückhalten. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und umschlang ihn mit den Armen. Sie drängte sich an ihn und presste ihren Mund auf seinen. Shane antwortete mit ebensolcher Leidenschaft, seine Hände glitten unter ihren Bademantel und fuhren ihr über den Rücken bis zur Hüfte. Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar.

Sie lösten sich voneinander, atmeten heftig, ihre Blicke brannten auf der Haut. Keira fasste ihn bei den Schultern und schob ihn sanft rückwärts zum Bett. Sie wollte ihn mehr als sie je einen Mann gewollt hatte. Sie küssten sich satt aneinander und taumelten auf das Bett.

KAPITEL DREIZEHN

Keira erwachte am nächsten Morgen in einem Gewirr von Gliedmaßen. Shane hielt sie eng umschlungen. Es war kuschelig und gemütlich.

Sie lächelte bei der Erinnerung an die leidenschaftliche Liebesnacht. So war es noch nie zuvor mit einem Mann gewesen. Der Sex mit Zach war anfangs nett gewesen, aber dann schnell zur Routine geworden. Es war ihr nicht bewusst gewesen, wie wenig da noch gekribbelt hatte, bis Shane das Feuer erneut in ihr entfacht hatte.

Während sie ihn im Schlaf bewunderte, konnte sie nicht umhin, über die Zukunft nachzudenken. Ihr Aufenthalt hier würde schließlich nicht ewig dauern. Bedeutete das, ihre großartige Zeit mit Shane würde ebenfalls enden? Es war nicht realistisch, darauf zu hoffen, sie könnten eine räumliche Trennung bis nach New York überwinden. Allein die Flüge kosteten mehr, als sie sich beide mit ihrem Einkommen leisten konnten. Und konnte eine Beziehung überhaupt bestehen, wenn es nicht wenigstens hin und wieder mal einen persönlichen Kontakt gab? Die Vorstellung, dass ihre Liebe zeitlich beschränkt war, erfüllte sie mit Grauen.

Als sie sich ein wenig bewegte, rührte Shane sich ebenfalls und öffnete ein Auge einen Spalt breit.

„Morgen“, sagte er verschlafen und strahlte sie an. Er zog sie fester an sich. „Wohin gehst du denn?“

Keira lächelte. „Ich wollte Kaffee machen.“

Shane nickte und ließ sie los. „Das ist genehmigt.“

Keira lachte und stieg aus dem Bett. Sie war ein wenig wackelig auf den Beinen, als sie zum Schrank ging, wo der Wasserkocher und ein Glas Instantkaffee standen. Nicht gerade luxuriös, aber das war Keira egal. Heute schwebte sie auf Wolken.

Keira machte Kaffee und kehrte zurück zum Bett.

„Also“, sagte Shane und nahm ihr eine der beiden Tasse ab, „da du nun weißt, dass ich kein Spieler bin, heißt das, wir sind ein Paar?“

Keiras Augen weiteten sich. Sie hatte nicht erwartet, dass Shane gleich Nägel mit Köpfen machen würde. Aber der Gedanke störte sie nicht im Mindesten. Im Gegenteil, es war aufregend. Zwar konnte sie sich schon Bryns Reaktion vorstellen, die ihr erzählen würde, dass es sich nur um eine Reaktion auf die Trennung von Zach handelte, aber das war ihr egal. Wenn Trost-Beziehungen sich so großartig anfühlten, dann wollte sie davon mehr haben!

Sie legte den Kopf auf die Seite und schaute Shane an. „Sicher.“

Shane lachte. „Sicher? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“

Keira klimperte übertrieben mit den Wimpern. „Wie hättest du es denn gern? 'Oh ja, ja, bitte, sag, dass ich deine Liebste sein darf?'“

„Viel besser“, witzelte Shane. „Und ja, darfst du.“

Keira schmunzelte amüsiert. „Wie sehen unsere Pläne für heute aus? Was wirst du mir heute zeigen?“

Shane verzog das Gesicht. „Irgendwie kommt es mir komisch vor, mich immer noch als dein Reiseführer zu betrachten. Wie denkst du darüber?“

„Na ja, meine Firma bezahlt dich immerhin dafür.“

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich auch bezahlen“, gab er grinsend zurück, „aber das veranlasst dich nicht gerade dazu, viel zu arbeiten.“

„Touché.“

Sie lachten. Keira fühlte sich beschwingt. Selbst das Licht, das durch die dünnen Gardinen drang, sah heute heller aus. Und der ständige graue Himmel konnte ihr heute nicht die Laune verderben.

„Warum entscheiden wir nicht gemeinsam, wohin wir heute fahren?“, schlug sie vor.

„Du meinst, wie ein Date, ein richtiges Date? Mit Aktivitäten?“

Keira nickte. „Wie wäre es mit einer Galerie?“

„Sicher. Es gibt massenweise Künstler in Irland, musst du wissen. Die Limerick City Gallery of Arts ist die nächste. Eine Stunde mit dem Auto. Wäre das etwas für dich?“

„Klingt großartig“, sagte Keira.

„Wir kommen durch einige kleine Orte mit schrägen Namen, davon kannst du deiner Schwester reichlich Fotos schicken.“

„Das ist dir aufgefallen?“ Keira war erstaunt über seine Aufmerksamkeit.

„Ich achte auf vieles, was du tust“, antwortete Shane.

Sie tranken ihren Kaffee aus und zogen sich an. Unten stellten sie fest, dass Orin Frühstück für zwei Personen vorbereitet hatte. Aber er selber war nirgends zu sehen. Keira nahm an, dass er ihnen ein wenig Privatsphäre lassen wollte. Oder er war peinlich berührt und mied sie.

Nach einem schnellen Frühstück verließen sie händchenhaltend das B&B. Beim Hinausgehen wollten sie offenbar in verschiedene Richtungen gehen und stießen zusammen.

„Das Auto steht da“, sagte Keira.

Shane schüttelte den Kopf. „Nein. Mein Auto steht da. Deines steht da drüben.“ Er deutete in die Richtung, die er angestrebt hatte.

„Ich fahre nicht“, stammelte Keira. „Du fährst doch immer.“

„Bisher schon. Als dein Reiseführer. Aber jetzt bin ich dein Freund. Und das bedeutet, wir machen die Dinge gemeinsam. Ich habe dich noch nie fahren sehen. Meinst du nicht, dass ich das mal erleben sollte, als dein Freund?“

„Aber ich bin echt schlecht auf diesen Straßen“, protestierte Keira. „Sie sind zu eng. Ich werde uns beide umbringen.“

„Ich glaube fest an dich.“

Er zog sie mit sich und Keira gab nach. Der Gedanke, hier mehr zu fahren, als unbedingt nötig, behagte ihr gar nicht.

Der Leihwagen, mit dem sie hergekommen war, stand seit zwei Wochen um die Ecke vom B&B. Keira stieg auf der Fahrerseite ein und fühlte sich sofort fehl am Platz.

„Wenn ich fahre, bist du offiziell der Fotograf“, sagte Keira und reichte ihm ihr Handy.

„Kein Problem. Ich mache Bilder von Bunratty, Cratloe und Dooradoyles Ortsschildern.“

Keira lachte. „Danke. Klingt perfekt.“

Sie startete den Wagen und schob ihre Nervosität beiseite, als sie losfuhr. Zum Glück war nur wenig Verkehr.

Sie erreichten den ersten Ort auf Shanes Liste und er machte ein Foto, als sie am Ortsschild vorbei fuhren.

 

„An wen schicke ich das?“, fragte er.

„Nina“, antwortete Keira. „Sie ist an der Reihe.“

„Kein Problem.“

Sie schaute zu, wie er durch ihre Kontakte scrollte, auf der Suche nach Ninas Namen und ihr dann das Bild schickte.

Kurz darauf wandte er sich an Keira. „Sie hat geantwortet. Joshua sitzt ihr im Nacken, ob du ihr ein paar Worte schicken könntest?“

Keira seufzte. Aber dann fiel ihr ihre Tirade von letzter Nacht wieder ein. Es wäre gemein, das zu verwenden. Joshua würde es allerdings lieben und sie hätte wenigstens für den Rest des Tages Ruhe vor ihm. Aber sie fühlte heute eben etwas völlig anderes. Eigentlich genau das Gegenteil. Wenn sie ihren Wutausbruch schickte und der es in die finale Fassung schaffte, wäre Shane bestimmt furchtbar sauer, sollte er es jemals lesen. Andererseits war das ziemlich viel 'wenn'.

„Ich sollte besser kurz anhalten und ihr ein Update schicken“, sagte Keira.

„Das kann ich doch machen“, bot Shane an.

Keira schüttelte den Kopf und fuhr an den Straßenrand. „Auf gar keinen Fall.“ Sie griff nach ihrer Tasche auf dem Rücksitz und holte ihren Laptop hervor. Schnell verfasste sie eine E-Mail an Nina und schickte ihr das Dokument. Jetzt konnte sie sich wenigstens entspannen.

Sie fuhren weiter, und kurz darauf summte Keiras Handy erneut.

„Nina sagt danke, das ist brillant“, las Shane vor. Dann machte er ein Bild vom Cratloe Ortsschild.

„Das geht an Bryn“, sagte Keira.

Er schickte ihr das Bild.

„Sie hat mit ein paar Emojis geantwortet. Eine lachende Katze. Ein lachender Geist. Der lächelnde Frosch. Ich denke, wir können wohl annehmen, dass es ihr gefallen hat.“

Sie erreichten Limerick und fuhren auf den Parkplatz der Galerie. Keira atmete erleichtert aus, als sie den Motor abstellte.

„Wie war ich?“, fragte sie. „Wir sind beide noch am Leben, ich denke, das ist das Wichtigste.“

Shane schaute aus dem Beifahrerfenster, als wolle er prüfen, wie gerade sie eingeparkt hatte. „Du fährst ganz gut unter den Umständen.“

„Unter welchen Umständen? Dass ich eine Frau bin? Oder Amerikanerin?“

„Deine Worte, nicht meine“, spottete er.

Sie stiegen aus und betraten die Galerie. Es war sehr romantisch, gemeinsam hier durch die Räume zu schlendern und sich Kunst anzuschauen. Keira musste sich regelrecht zwingen, die Gemälde zu betrachten, denn immer wieder schweifte ihr Blick ab zu Shane. Er war das eigentliche Kunstwerk hier, so weit es sie betraf.

Im Café der Galerie nahmen sie eine kleine Mahlzeit ein. Es war ein modern gestylter Raum mit hohen Pflanzen. Ein Glasdach ließ so viel Licht herein, wie der wolkenverhangene Himmel erlaubte.

„Das ist echt nett hier“, sagte Keira und schaute sich um.

Der Kellner kam mit ihrem Couscous, Pitabrot, Hummus und Oliven. Ein so multikulturelles Essen hatte sie im tiefsten Irland nicht erwartet.

„Kunst wird hier sehr geschätzt“, erklärte Shane. „In allen Variationen. Töpferei, Malerei, Musik.“

„Ja, mir ist nicht entgangen, dass hier offenbar jeder ein Instrument spielen kann.“ Sie erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit Shane, als er auf der Bühne stand und Geige spielte. „Allerdings habe ich bisher keinen einzigen Harfespieler gesehen, das ist schon etwas enttäuschend.“

„Wirklich?“, fragte Shane verwundert. „Ich kenne mindestens zehn. Erinnere mich daran, dich Mittwoch Abend mit ins Hope & Anchor zu nehmen. Meine Freundin Claire spielt da einmal die Woche.“

Keira gefiel es, wie Shane versuchte, sie ganz in das irische Leben zu integrieren, nicht nur als Touristin, sondern auch als Freundin.

Aber je mehr sie darüber nachdachte, desto schwerer wurde ihr das Herz. Es war ja nicht so, dass es noch viele Gelegenheiten für mittwochs gab, die sie hätten wählen können. Genau genommen gab es noch einen einzigen Mittwoch, bevor sie wieder abreisen musste. Die Wahrscheinlichkeit, die Harfespielerin Claire kennenzulernen, war gleich Null. Denn die Wahrheit war nun einmal, dass Keira eine Touristin war. Egal, welche Absichten sie hatte oder Shane, sie würde abreisen. Der Gedanke war niederschmetternd.

„Du siehst traurig aus“, sagte Shane plötzlich.

Keira verkrampfte. Sie hatte nicht beabsichtigt, ihre Gefühle so offen zur Schau zu stellen. Sie sah auch so recht keinen Sinn darin, es anzusprechen. Sie mussten nicht darüber reden, dass ihr Aufenthalt nur noch von kurzer Dauer war, denn das würde alles verderben. Andererseits war ihre bevorstehende Abreise nun mal Fakt und das ließ sich nicht einfach ignorieren.

„Ich musste daran denken, dass wir beide nicht mehr viel Zeit miteinander übrig haben“, sagte sie. „Ich meine, um Claire zu sehen, oder andere Freunde von dir. Solche Sachen eben.“

„Ach ja“, sagte Shane trübe. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Ich habe darüber nachgedacht.“

Sie schaute ihn an. „Wirklich? Worüber genau?“

Sie wollte hören, wie er darüber dachte. Ihre eigenen Gedanken kannte sie zur Genüge.

„Ich dachte daran, wie blöd es ist, wenn wir auf Wiedersehen sagen müssen.“

Auf Wiedersehen. Daran dachte Shane also. Nicht an Fernbeziehung oder Videobotschaften. Nicht mal daran, sich in der Zukunft einmal wieder zu treffen. Er war direkt zum kalten, klaren Ende gelangt. Auf Wiedersehen.

„Ja, ist wohl zu unrealistisch, das irgendwie aufrecht zu erhalten, sobald ich abgereist bin“, sagte Keira, und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. Sie wollte locker wirken, auch wenn ihr gar nicht danach war. „Immerhin ist der ganze Atlantik zwischen uns.“

Shanes Hand drückte ihre noch fester. „Nun, das hat deine Vorväter nicht aufgehalten, oder?“

Keira war nicht in der Stimmung für Scherze. Dazu hatte sie sich viel zu intensiv auf diese ganze Beziehungskiste eingelassen. Aber wie üblich sah Shane eben auch die humorvolle Seite der Dinge.

Keira fühlte sich plötzlich unwohl und entzog ihm seine Hand, was er natürlich bemerkte.

„Keira, was ich damit sagen wollte: wenn Menschen mit Schiffen über den Atlantik gefahren sind, dann sollten wir das mit Fliegern doch wohl hinkriegen. Was sind heutzutage schon sieben Stunden? Unterwegs kann man massenhaft Serien anschauen, zur Überbrückung.“

Aber es war etwas zu spät, als dass seine Worte sie noch trösten konnten. Selbst wenn Shane das aufrecht erhalten wollte, selbst wenn ihm endlose Stunden im Flieger nichts ausmachten, wie sollten sie sich das je leisten können? Sie waren beide nicht gerade vermögend. Mit ihrem jetzigen Einkommen war gerade mal ein Flug pro Jahr nach Irland drin. Für ihn wäre es sicher ganz ähnlich, wenn nicht sogar noch knapper.

„Ich weiß nicht, ob die Serien es rausreißen“, sagte sie niedergeschlagen.

Shane schaute sie betroffen an. „Klingt, als hättest du schon aufgegeben.“

„Nein. Aber ich bin realistisch.“

„Mir käme ein anderes Wort dafür in den Sinn. Wie wäre es mit wenig abenteuerlustig? Langweilig?“

„Wie nett“, murmelte Keira.

Aber sie wusste, dass er sie nur hänselte, denn er schmunzelte. Aber ihr war nicht nach witzeln.

„Keira, wir sind beide noch jung. Wir sollten nicht darüber nachdenken, wie realistisch oder logisch unsere Entscheidungen sind. Ich gebe lieber jeden Cent aus, den ich verdiene, damit ich um die halbe Welt fliegen und dich sehen kann, anstatt für die Rente zu sparen, oder etwas ähnlich Langweiliges. Komm schon, lach mal.“ Er grinste sie ermutigend an. „Wir befassen uns damit, wenn es soweit ist.“

Keira spürte einen Kloß im Hals. Auch wenn sie ihm einigermaßen zustimmen wollte, so konnte sie dieses Gefühl von Endgültigkeit einfach nicht abschalten. Es war wie eine Welle plötzlich über sie gekommen und ließ sich nicht mehr abschütteln.

Sie wollte nicht vor Shane in Tränen ausbrechen, daher entschuldigte sie sich kurz und ging in den Waschraum. Ihre Tasche ließ sie bei ihm am Tisch. Sie starrte ihr Spiegelbild an und fragte sich, worauf sie sich da nur eingelassen hatte. Einerseits war es aufregend. Einfach mal alle Vernunft fahren zu lassen, war berauschend. Auf der anderen Seite hatte sie das Gefühl, der tiefe Fall stünde direkt bevor. Es war leichtsinnig gewesen, die Sache mit Shane sich so weit entwickeln zu lassen. Es konnte einfach nicht gut ausgehen. Andererseits war eben nichts von Dauer. Vielleicht machte das sogar einen Teil des Reizes aus. Er würde nie ihre negativen Seiten kennenlernen oder sie seine. Es könnte geradezu perfekt bleiben für die kurze Dauer.

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»