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Kendra
Wie ein aufgescheuchtes Huhn streife ich durch die Wohnung von Riley und habe keine Ahnung, wie ich wieder zur Ruhe kommen soll. Auch wenn er mir gesagt hat, dass ich mich hier wie zu Hause fühlen soll, komme ich mir vor, als wäre ich eine Einbrecherin.
Seitdem ich alleine in dieser Wohnung bin, hat mich eine innere Unruhe gefasst, die ich nicht mehr im Griff habe. Ich gehöre zu den Frauen, die immer etwas zu tun haben müssen. Ich kann nicht einfach abschalten und nichts machen. Vor allem nicht in dieser Situation.
Doch da ist noch etwas anderes, was mich beschäftigt.
Auf eine merkwürdige Weise vertraue ich Brady. Allerdings weiß ich nicht, wer sich da draußen befindet und was das alles auf sich hat. Ich kann es nicht einmal ansatzweise abschätzen. Daher mache ich mir Sorgen um ihn. Und daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass seine Team-Kollegen bei ihm sind.
Team-Kollegen.
Als Riley verschwunden ist, wollte ich mich eigentlich über Navy Seals schlaumachen. Klar, ich habe schon einiges gehört. Wer hat das nicht?
Allerdings sind das die Dinge, die in den Nachrichten gezeigt werden. Ich bin mir sicher, dass dies gerade einmal nur an der Oberfläche kratzt. Doch gerade traue ich es mir noch nicht zu. Ich habe Angst davor, dass ich mich Brady gegenüber anders verhalte, wenn ich etwas erfahre, was mir nicht gefällt. Daher habe ich mein Telefon noch nicht in die Hand genommen, seitdem er verschwunden ist.
Seufzend bleibe ich vor dem großen Wohnzimmerfenster stehen und schaue hinaus auf die Straße. Die Menschen gehen ihren alltäglichen Pflichten nach. Sie fahren nach Hause oder zur Arbeit, sie gehen mit ihren Familien spazieren oder sie treffen sich mit ihren Freunden.
Keiner von denen hat eine Ahnung, was in den letzten Stunden in meinem Leben los gewesen ist.
Wahrscheinlich würden sie mich auch für bescheuert erklären, wenn ich es ihnen erzählen würde.
Und aus diesem Grund kann ich es auch meiner Schwester nicht erzählen.
Unter normalen Umständen wäre ich jetzt eine von ihnen und wäre ebenfalls da draußen. Ich würde in der Praxis sitzen und Termine vereinbaren. Doch gerade ist nichts normal in meinem Leben. Das war es schon nicht mehr, als Brady in mein Leben getreten ist.
Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich erschrocken herum fahre, als ich höre, wie jemand die Tür der Wohnung öffnet. Mein Herz schlägt so schnell, als würde es sich aus meiner Brust befreien wollen, während ich abwarte, wer sich mir da nähert. Gespannt starre ich auf die Tür, die ich von meiner Position aus erkennen kann.
Doch als ich erkenne, dass Brady und Riley es sind, die im Türrahmen erscheinen, lasse ich die angehaltene Luft erleichtert entweichen und atme tief durch. Erleichterung, da ihnen nichts passiert ist, macht sich in mir breit.
Sofort fällt Bradys Blick auf mich. Als sich ein zaghaftes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet, gehen meine Beine wie von alleine auf ihn zu. Als ich nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt bin, umgreift er meine Hüften, zieht mich an sich und drückt dann seine Lippen auf meine.
In der ersten Sekunde habe ich keine Ahnung, wie ich reagieren soll. Mir ist bewusst, dass sein Freund nur wenige Schritte von uns entfernt steht und das ist ein wenig merkwürdig. Doch auf der anderen Seite ist es mir egal. Ich kann und will mich ihm nicht entziehen.
Als ich ihn küsse, spüre ich, dass ihn irgendetwas beschäftigt. Doch die Nähe zu ihm sorgt dafür, dass ich mir gerade keine Gedanken darüber machen kann.
Erst, als das leise Räuspern von Riley an meine Ohren dringt, löse ich mich ein Stück von ihm und bringe so genug Abstand zwischen uns, dass ich wieder klar denken kann. Sein Blick durchdringt mich. Ich habe keine Ahnung, was gerade in ihm vor sich geht. Doch ich weiß, dass ihn etwas beschäftigt. Und ich möchte wissen, was es ist. Schließlich hänge ich auch in dieser Geschichte, da habe ich ein Recht darauf, es zu erfahren.
„Was ist hier los?“, frage ich ihn schließlich, als er nach einer Ewigkeit noch keine Anstalten gemacht hat, etwas von sich zu geben.
„Ja, das ist eine gute Frage“, stellt Riley nun fest. „Die Geschichte kann Brady dir erzählen. Er kann das viel besser. Ich muss mich jetzt auf den Weg machen, damit ich nicht zu spät zum Dienst komme.“
Bevor ich noch etwas sagen kann, verschwindet er wieder aus der Haustür, lächelt mich aber vorher noch aufmunternd an.
Irritiert bleibe ich zurück. Einige Sekunden starre ich noch die Tür an, ehe ich mich auf Brady konzentriere. An seinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass er nicht glücklich ist. Er führt einen Kampf mit sich selber aus und das gefällt mir überhaupt nicht.
„Sprich mit mir“, fordere ich ihn auf.
Doch Brady macht keine Anstalten, sein Schweigen zu brechen. Stattdessen greift er nach meiner Hand und führt mich wieder in das Wohnzimmer. Dort setzt er sich auf das Sofa und bedeutet mir, dass ich neben ihm Platz nehmen soll.
Zögerlich komme ich seinem Wunsch nach. Je länger er nichts sagt, umso größer wird das ungute Gefühl, welches ich schon habe, seitdem er die Wohnung verlassen hat.
„Dein Haus ist ein Schlachtfeld“, beginnt er schließlich.
„Das habe ich mir bereits gedacht“, erwidere ich. Dabei behalte ich für mich, dass dieser Gedanke dennoch nicht sehr aufbauend ist.
„Doch da gibt es noch etwas. Ich habe eine Nachricht gefunden, die an mich gerichtet ist. Sie erklärt, wieso das passiert ist.“
Augenblicklich spanne ich mich an.
„Was stand darin?“, frage ich ihn leise.
„Das ist eine lange Geschichte, für ich weiter ausholen muss. Als ich in Syrien stationiert war, bin ich mit meinem Team irgendwann durch ein Dorf gefahren, was sich auf unserem Weg befand. Wir waren zwar auf dem Weg zu einem wichtigen Auftrag, dennoch sollten wir dort zeigen, dass wir da sind, damit die Bewohner endlich wieder Hoffnung bekommen. Außerdem sollten wir es so unauffällig wie möglich überprüfen, um sicherzustellen, dass es dort keine Gefahr gibt. Doch das ist wieder eine andere Geschichte, die jetzt nicht wichtig ist.“
Seine Muskeln sind angespannt. Es gefällt mir nicht, doch ich halte den Mund und warte darauf, dass er von sich aus weiterspricht. Dennoch greife ich nach seiner Hand, da ich ihm in diesem Moment nah sein will.
„Dort kam eine junge Frau auf uns zu. Sie hat uns ein paar Sachen angeboten, die sie mit ihrer Mutter gebacken hat. Sie wollte uns einen Gefallen tun, da wir sie und ihre Landsleute beschützen. Um nicht unhöflich zu sein, haben wir es entgegengenommen. Ich habe mich noch kurz mit ihr unterhalten und so erfahren, dass sie jahrelang in Angst gelebt haben. Dabei habe ich mir nichts Böses gedacht. Allerdings hat uns ihr Bruder beobachten. Für ihn sah es aber anscheinend so aus, als würde ich um sie werben, was totaler Schwachsinn war“, fährt er schließlich fort und lässt so eine Bombe platzen, mit der ich nicht gerechnet habe.
Scharf ziehe ich die Luft ein. Ich habe alles erwartet, aber das nicht.
„Deswegen ist er jetzt hinter dir her?“
Ich kann nicht verhindern, dass ich ihn ungläubig ansehe. Ich gebe zu, dass ich nicht sehr viel aus diesen Kreisen weiß. Doch mir ist bewusst, dass ein paar dieser Männer ihre weiblichen Verwandten sofort heiraten, wenn sie diese nur ansehen. Von einer kurzen Unterhaltung fange ich mal lieber gar nicht erst an.
„Anscheinend schon.“
Brady zuckt mit den Schultern und sieht mich schuldbewusst an.
„Ich wollte das nicht. Und das schlimmste ist, dass ich nun dich hineingezogen habe.“
„Du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen. Du kannst ja nichts dafür. Aber woher hat er deine Adresse?“
„Ich weiß es nicht. Unsere Daten sind eigentlich streng vertraulich. Allerdings werde ich herausfinden, wie er das geschafft hat. Nur so kann ich ihn finden und dafür sorgen, dass du wieder in Sicherheit bist.“
Schweigend sehe ich ihn an. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Doch ich weiß, dass dieser Bruder nun mich für die neue Frau an seiner Seite hält. Allerdings kann ich nicht einmal selber sagen, wo wir stehen. Und eigentlich will ich mir gerade auch nicht den Kopf darüber zerbrechen.
Daher lehne ich mich ein Stück nach vorne und küsse ihn.
„Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass du es schaffst. Ich vertraue dir. Und solange bleibe ich einfach hier und zähle die roten Autos auf der Straße“, versuche ich zu scherzen.
Ein sanftes Lächeln erhellt sein Gesicht.
„Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie viel es mir bedeutet, diese Worte von dir zu hören“, flüstert er und zieht mich an sich, sodass ich in seine Arme sinke.
Ich habe keine Ahnung, was die nächsten Tage bringen werden. Doch gerade ist es mir egal. Ihm so nah zu sein sorgt dafür, dass ich den ganzen Mist vergessen kann, der sich vor der Tür abspielt.
Hier drin herrscht Ruhe und so soll es auch bleiben. Wenigstens für die nächsten Stunden.
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Brady
Das Schlafzimmer wird nur von dem Licht der Laternen erhellt, die sich vor dem Haus auf der Straße befinden. Doch es reicht aus, dass ich die Frau neben mir betrachten kann.
Kendra schläft friedlich und darüber bin ich froh. Ich will nicht, dass sie sich den Kopf über meine Probleme zerbricht. Es reicht, dass ich mir Sorgen um sie mache.
Sollte ihr etwas geschehen, werde ich mir das nicht verzeihen könnte. Ich hätte sie nicht so nah an mich heranlassen dürfen. Dann wäre das jetzt nur mein Problem und sie wäre nicht auch noch in Gefahr.
Seufzend fahre ich mir über das Gesicht, während ich versuche eine Lösung zu finden.
Ich habe nur wenige Worte mit dem Bruder dieser Frau gewechselt. Man kann es nicht einmal als eine richtige Unterhaltung bezeichnen. Es war eher ein oberflächliches Gespräch.
Mir kam er nicht so vor, als würde er davon ausgehen, dass ich sie heirate, nur weil wir miteinander gesprochen haben. Doch dies hier ist wahrscheinlich ein Zeichen dafür, wie man sich in einem Menschen irren kann.
Nun habe ich Kendra in Gefahr gebracht. Und es liegt an mir, sie wieder in Sicherheit zu bringen.
Die restliche Nacht liege ich wach und überlege, wie ich diesen Idioten, und das ist noch freundlich ausgedrückt, fassen kann. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass ich keine Ahnung habe, wo ich anfangen soll. Ich weiß nichts über ihn.
Als ich damals da weg bin, habe ich gedacht, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Doch nun ist er hier aufgetaucht und bedroht Kendra. Dies wiederum zeigt mir, dass ich ihn eindeutig falsch eingeschätzt habe.
Seufzend stehe ich schließlich auf, als es bereits hell ist. Die Unruhe hat mich fest in seinem Griff. Ich komme mir unnütz vor, wenn ich hier einfach rumliege, während da draußen ein Verrückter ist.
Bevor ich das Schlafzimmer verlasse, werfe ich einen letzten Blick auf Kendra. Sie hat keine Ahnung, wie es in meinem Inneren aussieht und so soll es auch bleiben, da ich sie nicht noch mehr verunsichern will. Es reicht schon, dass ich ihr von dieser Geschichte erzählt habe.
Kaum habe ich jedoch das Wohnzimmer betreten, bleibe ich sofort wieder ruckartig stehen.
„Du rostest anscheinend langsam ein. Zu deinen guten Zeiten, wärst du schon seit Stunden wach“, stellt Sean fest und legt die Füße auf den Tisch. Dafür kassiert er aber schnell einen wütenden Blick von Riley, sodass er sie wieder herunternimmt.
„Ich glaube, dass ich euch in dem Punkt beruhigen kann. Ich habe diese Nacht erst gar nicht geschlafen“, erkläre ich ihnen.
Dabei werfe ich ihm einen bösen Blick zu, den ich aber nicht ernst meine. Schließlich weiß ich, dass die Jungs sich gerne einen Spaß erlauben und andere gerne aufziehen.
„Das hört sich schon eher nach dir an“, verkündet nun Ryan, der sich gerade noch so ein Lachen verkneifen kann.
„Was macht ihr hier?“, frage ich ihn und wechsle so das Thema.
Abwechselnd sehe ich die Jungs an.
„Wir werden dir helfen, ihn zu schnappen. Die Polizei wird da machtlos sein, als brauchst du es bei denen erst gar nicht zu versuchen. Da müssen schon Seals ran. Und dann wird er in den Bau gehen. Ich kenne mich mit der Rechtslage nicht so genau aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er dafür in einem Jahr schon wieder auf freiem Fuß ist. Das macht es zwar nicht besser. Aber es wird ihm zeigen, dass er sich mit uns nicht anlegen sollte.“
Caiden sieht mich auf die gleiche Art und Weise an, wie er es schon immer vor einem Einsatz gemacht hat. Daran erkenne ich, dass ihn die Kampflust gepackt hat. Und wenn das der Fall ist, gibt es niemanden, der ihn noch aufhalten kann. Doch das ist bei uns allen so.
„Und wenn das erledigt ist, solltet ihr wirklich einmal über eure Beziehung sprechen“, erklärt nun Killian und sieht mich eindringlich an.
Am liebsten würde ich ihn fragen, was er damit meint. Doch ich behalte die Worte für mich. Ich kann es mir auch so denken. Daher ziehe ich es vor, diese Worte für mich zu behalten.
Er spielt darauf an, dass ich Kendra in mein Leben lassen soll. Doch das habe ich bereits getan. Sonst hätte ich sie zu diesem Date, das alles verändert hat, erst gar nicht eingeladen.
„Du kannst auf uns zählen, damit ihr euer Happy End bekommt.“
Mit diesen Worten schlägt Cole mir auf die Schulter.
Nicht zum ersten Mal bin ich froh darüber, dass ich mich jederzeit auf mein Team verlassen kann. Und genauso froh bin ich, dass sie Kendra in ihre Mitte aufgenommen haben.
16
Kendra
„Wir könnten uns heute mit meiner Schwester treffen“, schlage ich vor, während ich in meine Hose steige und den Knopf schließe.
Langsam dreht Brady sich in meine Richtung und sieht mich aufmerksam an. An seinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er nicht sehr froh darüber ist. Und leider weiß ich auch ganz genau, wieso.
Daher setze ich mich langsam in Bewegung und gehe auf ihn zu. Ich bleibe so dicht vor ihm stehen, dass seine Brust bei jedem Atemzug meine berührt. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, stelle ich mich auf die Zehenspitzen, schlinge meine Arme um seinen Hals und küsse ihn.
Augenblicklich entspannt er sich und zieht mich noch näher an sich heran, obwohl das eigentlich gar nicht mehr geht. Dieser Kuss dauert eine Ewigkeit. Sanft umfährt seine Zunge meine, sodass es nicht lange dauert, bis das vertraute Kribbeln in meinem Bauch einsetzt.
Bevor ich jedoch Gefahr laufe, dass ich noch einen Schritt weitergehe, ziehe ich mich ein Stück zurück und sehe ihn mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an.
„Du hast selber gesagt, dass keiner eine Ahnung hat, dass wir hier sind. Daher wird es wohl auch kein Problem sein, wenn wir zwei Stunden draußen sind.“
Bittend sehe ich ihn an. Dabei versuche ich so gut es geht zu verdrängen, dass er sich vielleicht gar nicht mit meiner Schwester treffen will. Diese Idee kam mir vorhin spontan. Da habe ich nicht so weit gedacht. Nun will ich es jedoch nicht aussprechen.
Die Angst, dass es wirklich so ist, ist viel zu groß. Für mich würde das bedeuten, dass das hier nur eine begrenzte Geschichte zwischen uns ist. Und so ungern ich es mir auch eingestehe, das will ich nicht.
Mit jeder Unterhaltung, die wir seit meinem Einzug in das Nachbarhaus geführt haben, hat er sich weiter in mein Herz geschlichen. Auch, wenn man die ersten Gespräche nicht einmal als eine Unterhaltung bezeichnen kann. Doch das ist mir egal.
Brady ist mir wichtig geworden.
„Na gut“, gibt er schließlich nach. „Aber nur eine Stunde. Und wenn ich der Meinung bin, dass irgendwo Gefahr ist, werden wir direkt wieder verschwinden.“
Mir ist bewusst, dass es ihm nicht leicht fällt, diese Worte auszusprechen. Umso glücklicher bin ich nun.
„Dann mach dich fertig, damit wir uns gleich auf den Weg machen können.“
Kaum hat er ausgesprochen, drückt er mir noch einen Kuss auf die Nasenspitze und verschwindet dann aus dem Gästezimmer. Einige Sekunden sehe ich ihm nach, ehe ich nach einem Top greife, welches in meinem Koffer liegt und ins Badezimmer gehe.
Während der Fahrt zu meiner Schwester bin ich nervös, und das kann ich nicht für mich behalten. Brady greift über die Mittelkonsole hinweg und drückt meine Hand aufbauend.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.“
Kurz lächle ich, bevor ich wieder auf die Straße vor uns schaue. In diesem Moment ist es einfacher, als ihm die Wahrheit zu zeigen. Die sieht nämlich so aus, dass ich deswegen nervös bin, weil ich keine Ahnung habe, wie meine Schwester auf ihn reagiert. Vor allem dann, wenn sie erfährt, dass er ein Seal ist.
Das behalte ich jedoch für mich, da ich keine Vorurteile schüren will und er sich auch deswegen keine Sorgen machen soll.
Wir sind noch nicht einmal vor ihrer Tür stehen geblieben, um zu klopfen, als bereits geöffnet wird und meine Schwester auf der Bildfläche erscheint.
„Ich gebe zu, dass ich etwas überrascht war, als du mir geschrieben hast. Aber ich freue mich, dass ich deinen Mann schon kennenlernen kann. Ich hatte die Befürchtung, dass es noch ein wenig dauern wird.“
Mit diesen Worten zieht sie mich für eine Umarmung an sich, bevor sie Brady aufmerksam beobachtet. In diesen Sekunden bleibt mir nichts anderes übrig, als tatenlos danebenzustehen. Doch als ich einen Blick in das Gesicht von Brady werfe, muss ich mir eingestehen, dass es ihn nicht zu stören scheint.
„Brady“, stellt er sich vor und reicht ihr die Hand.
„Lynn“, erwidert sie und grinst ihn an. „Du bist also der Mann, der es geschafft hat, meine Schwester aus ihrem ewigen Single-Zustand zu holen.“
Scharf ziehe ich die Luft ein, als ihre Worte bei mir ankommen.
„Könnten wir das vielleicht in der Wohnung besprechen und nicht auf dem Flur?“, frage ich sie, da mir bewusst ist, dass ich sie eh nicht davon abhalten kann.
Während ich spreche, gehe ich voran in ihre Wohnung.
„Hast du eigentlich mal mit Mom gesprochen?“, fragt sie mich nun, während wir in die Küche gehen.
„Nein, wieso?“
„Sie hat ihren neuen Wagen kaputt gefahren. Das Auto hat nun einen dicken Kratzer auf der rechten Seite, der von vorne bis hinten geht.“
Mit offenem Mund sehe ich meine Schwester an.
„Scheiße“, murmle ich schließlich. „Du musst wissen, dass unsere Eltern das Auto erst seit vier Wochen haben und mein Vater ihn seitdem gehütet hat, als wäre es ein Baby. Jeden Tag macht er ihn sauber“, erkläre ich Brady, der keine Ahnung hat, worüber wir sprechen.
Ich kann ein verräterisches Funkeln in seinen Augen erkennen und verdrehe die Augen, noch bevor er etwas gesagt hat.
„Ich kenne euren Vater zwar nicht, aber ich wäre auch nicht begeistert, wenn du eine riesige Delle in meinen Wagen fährst“, stellt er mit einem belustigten Unterton in der Stimme fest.
Mir liegen schon die Worte auf der Zunge, dass er dafür anscheinend genug Feinde hat, doch ich behalte sie für mich. Es würde nur die Unterhaltung auf etwas lenken, mit dem ich mich jetzt nicht beschäftigen will. Daher ziehe ich es vor, den Mund zu halten.
Allerdings kann ich nicht verhindern, dass ich ihm einen entsprechenden Blick zu werfe.
„Also, jetzt erzählt doch mal. Wie lief das zwischen euch? Und lasst nichts aus. Ich will alles wissen“, fordert meine Schwester uns auf.
Bevor ich auch nur den Mund öffnen kann, berichtet Brady ihr davon. Auch dieses Mal höre ich an seiner Stimme, dass es ihm leidtut, dass er mich so angegangen ist. Doch nach der Geschichte, wieso wir nun in Gefahr sind, kann ich es ein wenig besser nachvollziehen. Auch, wenn ich noch nicht den richtigen Grund für sein Verhalten kenne.
In diesem Moment nehme ich mir vor, dass ich ihn bei der nächsten Gelegenheit, danach fragen werde. Doch ich habe keine Ahnung, ob er es mir auch sagen wird.
Während der nächsten zwei Stunden unterhalten wir uns über alles Mögliche. Dabei fällt aber nicht einmal ein Wort über seinen Job, was mich erleichtert aufatmen lässt.
Ich will und werde es ihr nicht verheimlichen. Ich habe überhaupt keinen Grund dafür. Doch nachdem, was in der letzten Zeit in meinem Leben los war, will ich mich darüber nicht jetzt mit ihr unterhalten.
„Deine Schwester ist cool“, stellt Brady fest, als wir wieder in seinem Wagen sitzen.
Bei seinen Worten kann ich nicht verhindern, dass ich mir vorstelle, wie die beiden zusammen sind. Doch schnell schiebe ich diesen Gedanken wieder zur Seite. Weder er noch sie haben irgendwelche Versuche unternommen, dem anderen näherzukommen.
„Ja, sie hat eine große Klappe, aber man kann sich immer auf sie verlassen.“
„Und genauso kannst du dich auf mich verlassen.“
Sanft lächelt er mich an und startet dann den Wagen.
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