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TEILEN BRINGT UNS WEITER

Die Wasserkrise in den Entwicklungsländern lässt sich nur mit Wissenstausch und Kompetenzaufbau bewältigen

Von Thomas van Gilst und Marco Beroš

Wissen und Erfahrung teilen – das ist harte Arbeit. Wer verstehen möchte, was ein Kunde braucht, und dann die richtigen Fachleute zusammenbringen will, muss viel Zeit und Recherche investieren.

Die Wasser- und Sanitärkrise beeinträchtigt das Leben von Milliarden Menschen überall auf der Erde. Wir müssen also handeln, und ein zentraler Mosaikstein heißt Wissensaustausch. Das Grundwissen, um Wasser fürs Überleben zu finden, haben die Menschen seit jeher. Die Herausforderungen von heute erfordern jedoch Fachwissen, das nicht überall vorhanden ist. Damit auch Menschen in armen, abgelegenen Gegenden sauberes Wasser und eine adäquate Sanitärversorgung erhalten, müssen wir eine immense Wissens- und Erfahrungslücke füllen.

Die Weltbevölkerung und die Verstädterung nehmen rapide zu. Mit unserem Verbrauch können die natürlichen Ressourcen nicht mehr mithalten. In ärmeren Ländern müssen Wasserbehörden ihre Projekte ohne große Budgets und Schulungen stemmen. Weniger entwickelte Länder brauchen mehr Investitionen und Beratung für gute Wasser- und Sanitärprojekte.

Innerhalb und außerhalb Europas

Die Europäische Investitionsbank ist insofern einzigartig, als sie innerhalb und außerhalb der Europäischen Union aktiv ist. In den vergangenen Jahrzehnten haben wir in Europa zu hohen Standards in der öffentlichen Versorgung beigetragen und dabei einen großen Schatz an Erfahrungen und Expertise gewonnen. Unsere Expertinnen und Experten verfügen über das Rüstzeug, um allen Projektträgern zu helfen, das Know-how zu mobilisieren, das Städte und Gemeinden brauchen, um bedarfsgerechte Projekte vorzubereiten und umzusetzen. All dies selbstverständlich nach unseren Standards für die Auftragsvergabe sowie ökologische und soziale Aspekte.

Als einer der größten Geldgeber des Wassersektors stellte die Europäische Investitionsbank in den vergangenen zehn Jahren 33 Milliarden Euro als Darlehen, Zuschüsse und technische Hilfe für über 300 Projekte weltweit bereit. In Afrika vergab die Bank in diesem Zeitraum knapp zwei Milliarden Euro für Wasser- und Abwasservorhaben. 29,6 Millionen Menschen dürften allein durch die im Jahr 2020 unterzeichneten Projekte sicheres Trinkwasser erhalten und 15,5 Millionen eine bessere Sanitärversorgung.

Fähigkeiten, Wissen, Tools

Bei den meisten Projekten außerhalb der Europäischen Union müssen wir vor allem technische Hilfe und Kompetenzaufbau planen und mobilisieren. Bevor wir Finanzierungsverträge abschließen, schauen wir genau hin: Hat der Kunde die Fähigkeiten und das Wissen, die Tools und die Ausrüstung und auch sonst alle Ressourcen, um das Projekt fertigzustellen und langfristig zu betreiben?

Im Wassersektor ist öfter Land unter. Von der Leistung der Kläranlagen über Versorgungsunterbrechungen, Leckagen, Verunreinigungen bis hin zur Gebührenabrechnung – Probleme gehören zur Tagesordnung. Und Wasser von A nach B zu bringen, kostet. Ein Kubikmeter wiegt 1 000 Kilo. Weite Entfernungen und Höhenunterschiede zwischen Quelle und Kran lassen sich nur mit teuren Pumpen überwinden, die jede Menge Energie verbrauchen. Keine Frage: Eine schwache Leistung treibt die Kosten in die Höhe.

Wissensaustausch stellt sicher, dass gleich am Anfang die richtigen Entscheidungen getroffen werden.

Neue Stadt, neuer Plan

Ob Fluss, See oder Quelle – wo das Wasser herkommt und welche Infrastruktur besteht, ist in jeder Stadt und Region anders. Nationale Netze wie bei Strom oder Telekommunikation sucht man vergebens. In der Regel sind Wasserversorgung und Abwasserentsorgung lokal oder auch regional organisiert. Manchmal werden dafür einfach eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt abgestellt. Entsprechend spärlich ist das vorhandene Know-how, vor allem in ärmeren Ländern, und die Erfahrung mit großen Investitionsprojekten fehlt weitgehend. Gute Ingenieure suchen ihr Glück zudem eher in Ministerien oder im Privatsektor. Deshalb sind technische Hilfe und lokaler Kompetenzaufbau das A und O, um gute Projekte vorbereiten und durchführen zu können. Durch den Wissenstransfer sparen die Versorger bares Geld. Über formale Weiterbildung oder On-the-Job-Training lernen Mitarbeiter der Versorgungsunternehmen und Ingenieurinnen, wie Projekte geplant und umgesetzt werden, wie sie mit neuer Software umgehen und bessere Verfahren anwenden. Mit diesem Know-how können sie die betriebliche Effizienz und finanzielle Nachhaltigkeit ganz erheblich steigern.

Eines der besten aktuellen Beispiele für technische Hilfe, die ein Land auf sehr lange Sicht stärken soll, ist der erste Hochwasserplan für Moldau. Es ging vor allem um Krisenbereitschaft. Sollte die Region nochmals von einer Flutkatastrophe heimgesucht werden wie vor gut zehn Jahren, will man besser gewappnet sein. Wir halfen, eine Vorabbewertung der Hochwasserrisiken und Gefahrenkarten auszuarbeiten, Hochrisikogebiete zu identifizieren, Ziele für den Umgang mit Flutgefahren zu definieren und einen Investitionsplan zu erstellen. Das hieß auch, dass 3 000 Kilometer Hochwasserschutz und 5 000 Dämme und Reservoirs auf den Prüfstand kamen.

Wissensaustausch stellt sicher, dass gleich am Anfang die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Dadurch blicken wir in die richtige Richtung, denken bei der Planung an alle Optionen und bauen am Ende nachhaltig und bedarfsgerecht. So sorgt der Wissensaustausch dafür, dass wir das Leben der Menschen heute und auf lange Sicht schützen und ihren Alltag verbessern.

Thomas van Gilst ist Leiter der Abteilung Wassersicherheit und Resilienz bei der Europäischen Investitionsbank, Marco Beroš Lead Engineer für Wasser.

ALLE WASSERWEGE FÜHREN INS MEER

Den Meeren drohen viele Gefahren, aber zumindest gegen den Plastikmüll können wir etwas tun

Von Juan Bofill

Jahr für Jahr gelangt mehr Plastik in die Meere – in vielen Ländern mangels geeigneter Abfallsysteme fast unkontrolliert. Covid-19 hat das Problem noch verschärft, weil Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken nicht ordnungsgemäß entsorgt wird.

Die Europäische Investitionsbank arbeitet an verschiedenen Finanzierungslösungen, um die Plastikbedrohung zu stoppen. Als einer der größten multilateralen Geldgeber für den Wassersektor haben wir Milliarden Euro bereitgestellt, damit Millionen Menschen weltweit Zugang zu sauberem Wasser und Abwasserdiensten erhalten.

Rund zehn Millionen Tonnen Plastik landen jedes Jahr im Meer. Mittlerweile könnten 150 Millionen Tonnen in den Meeren und Wasserwegen schwimmen. Das Gros der Corona-Schutzausrüstung für die Allgemeinheit und Gesundheitskräfte, wie Handschuhe, Gesichtsmasken und Kittel, sind Einwegprodukte auf Kunststoff­basis. Weil viele der achtlos weggeworfenen Masken in den Meeren enden, verschärft die Pandemie das Problem zusätzlich.

Ein Großteil des Plastiks in den Meeren hat einen Durchmesser von weniger als fünf Millimetern. Diese Partikel stellen eine Gefahr für das Leben im Wasser dar – und, wenn wir Meerestiere essen, auch für den Menschen. Schätzungen zufolge verzehren Menschen jede Woche im Schnitt ungefähr das Gewicht einer Kreditkarte an Mikroplastik.

Die Verschmutzung nimmt zu

Hauptquelle der Meeresverschmutzung durch Mikroplastik sind Textilien, Reifen und Stadtstaub. Die Einträge dürften weiter zunehmen, vor allem in einkommensschwächeren Ländern, in denen die Wirtschaft wächst. Gute Kläranlagen können bis zu 99 Prozent des Plastiks aus dem Abwasser herausfiltern.

Der Privatsektor verzichtet oft auf entsprechende Investitionen, weil Unternehmen die Mehrkosten nicht vollständig über höhere Preise wieder hereinholen können. Deshalb ist der öffentliche Sektor gefordert, Mikroplastik zu regulieren, Emissionsstandards zu verschärfen und günstige Finanzierungen anzubieten, um Investitionen in Innovation und moderne Kläranlagen zu fördern.

2017 beschloss die Europäische Investitionsbank eine Neuausrichtung ihrer Finanzierungen für den Wassersektor, um mehr Unterstützung und zinsgünstige, langfristige Kredite für Wasserversorger, Bewirtschafter von Wasserressourcen und Unternehmen bereitzustellen, in denen Industrieabwässer anfallen. 2018 brachte die Bank gemeinsam mit anderen öffentlichen Banken die Clean Oceans Initiative auf den Weg, um bis zu zwei Milliarden Euro für Projekte bereitzustellen, die Plastik und andere Verunreinigungen aus Wasserwegen entfernen.

Die EIB ist stets auf der Suche nach öffentlichen und privaten Institutionen, die gemeinsam mit ihr neue Initiativen schaffen, Innovationen unterstützen und die Öffentlichkeit für das Plastikproblem sensibilisieren.

Juan Bofill ist Senior Water Engineer bei der Europäischen Investitionsbank.

MIT SAUBEREM WASSER GEGEN GEWALT

Ein Fonds der EU und der Niederlande finanziert Wasserprojekte in Niger, die die Gesundheit verbessern und auch der Radikalisierung vorbeugen

Von Yusuf Yassin

Die Wasserversorgung in der westlichen Grenzregion von Niger zu verbessern, ist ein gefährliches Unterfangen. Militante Kräfte machen seit Jahren die Gegend unsicher – an der Grenze zu Mali und Burkina Faso ist Gewalt an der Tagesordnung. Wasserexperten können die Lage vor Ort nur unter dem Schutz der Armee begutachten. Aber Niger muss seine Infrastruktur verbessern und braucht dabei Hilfe. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ist im weltweiten Vergleich schlecht, obgleich es große Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten gibt. Niger rangiert auf dem UN-Index der menschlichen Entwicklung weit unten. Viele Gebiete sind von Dürre und Wüstenbildung bedroht. In der Region Tillabéri leben 92 Prozent der Bevölkerung in ländlichen Gebieten. Dort mangelt es ständig an sauberem Wasser – vor allem in der heißen Jahreszeit, wenn die Temperaturen oft über 40 Grad steigen. Gemeinsam mit der nigrischen Wasserbehörde sucht die Europäische Investitionsbank jetzt nach Lösungen. Ein Geberfonds, an dem sich die Niederlande beteiligen, unterstützt sie dabei.

 

Niger ist eines der 18 Länder in Subsahara-Afrika, die auf der Weltbank-Liste der fragilen Regionen stehen. „Diese fragilen Länder brauchen dringend Investitionen in die grundlegendste Versorgungsinfrastruktur“, sagt Cristina Mejia García, die als Kreditreferentin bei der EIB Projekte in Niger betreut. „Sauberes Wasser macht die Gesellschaft sicherer und die Wirtschaft widerstandsfähiger.“

Niger leidet unter akuter Wassernot, und die Lage wird immer schlimmer. In Téra, nordwestlich der Hauptstadt Niamey, sind nur 40 Prozent der 30 000 Einwohner an ein funktionierendes öffentliches Wassernetz angeschlossen. Allein um mit dem raschen Bevölkerungswachstum von Téra Schritt zu halten, muss die Wasserbehörde Société de Patrimoine des Eaux du Niger ihre Versorgungsleistung über die nächsten 20 Jahre verzehnfachen.

Wasser betrifft indes nicht nur die Gesundheit. Es bedeutet auch weniger Gewalt. „Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in der Region Tillabéri soll der Radikalisierung in einem Gebiet vorbeugen, das hohe Priorität für die nigrische Regierung und die Europäische Union hat“, so Mejia García.

In einer Studie soll nun die technisch nachhaltigste Lösung für Téra ermittelt werden. Das Projekt wird vom Fonds der EIB für den Wassersektor finanziert. Karin Roelofs, Leiterin der Wasserabteilung im niederländischen Außenministerium, bekräftigt, dass für ihr Team die Trinkwasserversorgung in Ländern wie Niger eine sehr wichtige Aufgabe ist. „Weil wir über den Fonds für den Wassersektor mit der EIB zusammenarbeiten, können wir die finanzielle und technische Kompetenz der Bank nutzen.“

Der Fonds zählt zu den „Geberpartnerschaften“ der EIB. Partner beteiligen sich finanziell an Fonds, die von der Europäischen Investitionsbank verwaltet werden. Mit diesem Geld hilft die Bank bedürftigen Regionen auf der ganzen Welt über Zuschüsse, Darlehensgarantien und technische Hilfe. Wir verwalten neun Treuhandfonds, die von EU-Ländern, der Europäischen Kommission und dem Vereinigten Königreich finanziert werden. Diese Fonds möchten wir ausbauen und weitere Länder, Philanthropen und Stiftungen dafür gewinnen.

Yusuf Yassin arbeitet bei der Europäischen Investitionsbank in der Mandatsverwaltung.

ALLE AN BORD

Frauen haben andere Verkehrsgewohnheiten – mit diesem Wissen können wir die Barrierefreiheit und Sicherheit des öffentlichen Personenverkehrs verbessern

Von Maja Roginska und Moa Westman

Im Verkehr könnten die Bedürfnisse von Frauen und Männern nicht unterschiedlicher sein. Weltweit verbringen Frauen bis zu viermal mehr Zeit im Verkehr – Männer legen dafür größere Entfernungen zurück. Frauen nutzen langsamere Verkehrsmittel und legen mehr Zwischenstopps ein. Insgesamt sind die Mobilitätsmuster von Frauen komplexer. Bei Männern sind sie eher dreipolig – Zuhause, Arbeit, Aktivitäten –, bei Frauen dagegen netzartig mit vielen Haltepausen. Frauen – und Sorgende generell – legen über den ganzen Tag verteilt kürzere und häufigere Fahrten zurück. Sie sind auch häufiger außerhalb der Stoßzeiten unterwegs.

Hauptgrund ist die unbezahlte Arbeit von Frauen, die sich um Kinder, Familienangehörige und ältere Menschen kümmern. Weltweit leisten Frauen und Mädchen jeden Tag 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Sorgearbeit. Das wirkt sich auf ihre Mobilität aus. Die Verkehrsnetze tragen dem aber nicht Rechnung. Viele beruhen auf einem linearen Modell, das den Wohnort direkt mit dem Arbeitsort verbindet. Für Frauen bedeutet das: Ihre täglichen Pendelfahrten mit den vielen Zwischenstopps sind unnötig zeitraubend, und sie haben es schwerer, am Wirtschaftsleben teilzunehmen.

Ein schnellerer und effizienterer Verkehr könnte die Bürde unbezahlter Arbeit erleichtern und mehr Frauen eine bezahlte Beschäftigung ermöglichen. Die Weltwirtschaft könnte bis 2025 um 28 Billionen US-Dollar reicher sein, wenn Frauen und Männer am Arbeitsmarkt gleich behandelt würden. In der Europäischen Union könnten dadurch bis 2050 schätzungsweise 10,5 Millionen Arbeitsplätze entstehen.

Gendergerechtigkeit schon bei der Planung

Wie kann die Stadtplanung die Bedürfnisse von Frauen einbeziehen? Die Verantwortlichen sollten zunächst die Betroffenen befragen und Daten darüber erheben, wie Frauen und Männer Verkehr unterschiedlich nutzen. Sie sollten Fragen stellen wie „Sind die aktuellen Verkehrsangebote ausreichend und bezahlbar?“, „Sind sie sicher?“ oder „Sorgen sich Frauen um ihre persönliche Sicherheit?“.

Wenn sie Projekte entwickeln, sollten Stadtplanerinnen und Stadtplaner

• ein radiales Ringverkehrsnetz entwerfen, mit dem die Innenstadt und Einrichtungen wie Supermärkte, Tagesstätten und Schulen leicht erreichbar sind

Bahnhöfe und Haltestellen linear anordnen und dabei besonders auf die „letzte Meile“ zwischen Bahnhof oder Haltestelle und Endziel achten

• an praktische Details denken, die den Zugang für alle erleichtern, wie niedrigere Trittstufen an öffentlichen Bussen oder genug Platz für Kinderwagen und Einkaufsroller

Sicherheit ist das Zauberwort

Belästigung, sexuelle Übergriffe und generell Gewalt sind für viele Frauen eine reale Gefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln, die ihre Mobilität einschränkt, besonders zu bestimmten Uhrzeiten. Wie weitverbreitet das Problem ist, zeigen Erhebungen aus verschiedenen Teilen der Welt:

Ein schnellerer und effizienterer Verkehr könnte die Bürde unbezahlter Arbeit erleichtern.

• In lateinamerikanischen Großstädten berichten sechs von zehn Frauen von tätlichen Angriffen in Bus oder Zug.

• In Indien macht sich mehr als die Hälfte der Frauen große Sorgen über die Sicherheit im Pendelverkehr.

• Auch Männer sind Opfer von Belästigung und Gewalt. In Jakarta geben zwei Drittel der Frauen und ein Drittel der Männer an, sie seien in öffentlichen Verkehrsmitteln sexuell belästigt worden.

Die Folge: Frauen treten eine Fahrt oft gar nicht erst an oder umgehen die Gefahr durch eine andere Route oder ein anderes Verkehrsmittel, auch wenn dies unpraktischer, unbequemer und teurer ist. Familien schränken die Mobilität ihrer Töchter ein – damit aber auch ihre Bildungs- und Beschäftigungschancen. So wird geschlechtsspezifische Ungleichheit von Generation zu Generation weitergetragen.

Dabei gibt es konkrete Lösungen für einen frauenfreundlicheren öffentlichen Verkehr:

Mehr Sicherheit an Haltestellen und Endstationen. Bessere Beleuchtung in Warte- und Durchgangsbereichen. Rund um die Uhr überwachte Sicherheitskameras. Überführungen und Brücken statt Unterführungen und Tunnels

• Sicherheitspersonal einschließlich weiblicher Sicherheitsbeauftragter an neuralgischen Stellen

Ausreichende Zahl sicherer Toiletten für Frauen in Bahnhöfen und Endstationen

• Notfall-Panikknöpfe in Bussen, Zügen und Verkehrs-Apps

Bedarfshalte bei Nacht, um Frauen den Weg von der Haltestelle zum Endziel zu verkürzen

• Schulung von Fahrzeug- und Bahnhofspersonal im Umgang mit sexueller Belästigung

Stellt Frauen ein!

Mit mehr weiblichen Beschäftigten würde der öffentliche Verkehr ganz sicher frauenfreundlicher. Ist das Personal ausgewogener zusammengesetzt, werden auch die Bedürfnisse von Frauen besser berücksichtigt. In Indien wird ein bestimmter Prozentsatz offener Stellen für Frauen frei gehalten. Bei einem EIB-Projekt zur Modernisierung der U-Bahn in Bengaluru waren 33 Prozent der Arbeitsplätze für Frauen reserviert. Von den 282 weiblichen Beschäftigten sind 118 Fahrerinnen oder Stationsleiterinnen.

In Verkehrsprojekten muss auch das Thema der unbezahlten Arbeit mitgedacht werden, eine der Hauptursachen für die Ungleichbehandlung der Geschlechter. Das hartnäckige Gefälle bei Erwerbsbeteiligung, Erwerbsquote und Löhnen geht auf den höheren Anteil von Frauen bei unbezahlter Arbeit zurück. Die Geschlechterrollen und die Verteilung der Sorgearbeit ändern sich langsam, doch selbst in den Ländern mit der höchsten Gleichberechtigung geht der Großteil der unbezahlten Arbeit weiter zulasten der Frauen.

Der Verkehr allein kann diese Probleme nicht lösen, bessere Mobilität erleichtert aber Frauen das Leben, hilft ihnen, wirtschaftliche Chancen zu nutzen und trägt zu einer gerechteren Gesellschaft bei.

Maja Roginska ist Senior Transport Economist, Moa Westman Gender-Expertin bei der Europäischen Investitionsbank.

ENDLICH KAPITAL FÜR FRAUEN

SheInvest mobilisiert im Rahmen der 2X Challenge Kredite für frauenge­führte Unternehmen, denen es oft am nötigen Geld fehlt

Von Moa Westman und Sabine Kayser

Frauen sind das Herz der ugandischen Wirtschaft: Fast 40 Prozent aller Unternehmen sind auf sie eingetragen. Und doch bekommen Uganderinnen oft nicht die notwendige Unterstützung. Nur neun Prozent der im Land vergebenen Geschäftskredite gehen an sie.

Zwei Initiativen, die 2X Challenge und SheInvest, wollen das ändern. Die globale Initiative 2X Challenge, 2019 gestartet, hat 4,5 Milliarden US-Dollar für die Stärkung von Frauen in der Wirtschaft zugesagt und mobilisiert. Mit SheInvest mobilisiert die Europäische Investitionsbank geschlechtergerechte Investitionen von zwei Milliarden Euro in Afrika. Sie wendet dabei die 2X Challenge-Kriterien an. Im Dezember 2019 vergaben wir das erste SheInvest-Darlehen an die Ugandische Entwicklungsbank. Fast ein Drittel der 15 Millionen Euro fließen in Unternehmen in Frauenhand.

Ungedeckter Kreditbedarf

Initiativen wie SheInvest und die 2X Challenge sollen eine globale Finanzierungslücke von geschätzten 1,7 Billionen US-Dollar bei Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen schließen, die Frauen gehören oder von ihnen geführt werden. Laut International Finance Corporation sind etwa ein Drittel aller Unternehmen weltweit in Frauenhand, rund 68 Prozent von ihnen haben einen ungedeckten Kreditbedarf. „Entrepreneurinnen haben weltweit noch immer schlechtere Karten“, sagt Jessica Espinoza Trujano, Vorsitzende der 2X Challenge.

Sie erhalten, so Espinoza, nur halb so viele Kreditmittel wie Unternehmen, die von Männern gegründet werden. Dabei erwirtschaften sie doppelt so hohe Erträge pro investierten Dollar. Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen, in denen mindestens die Hälfte der Führungskräfte Frauen sind, schneller wachsen und mehr Gewinn und eine höhere Rendite erzielen. Und in Krisenzeiten entwickeln sich auch ihre Aktienkurse besser.

Entwicklungsbanken wie die EIB haben deshalb die Genderkriterien und Finanzierungsziele der 2X Challenge für Firmen übernommen, die von Frauen geführt werden, Frauen gehören und Frauen zugutekommen. Die folgenden Fonds und Finanzunternehmen haben mit Unterstützung der EIB neue Maßstäbe in Afrika gesetzt:

Die panafrikanische Private-Equity-Gruppe Development Partners International (DPI) investiert in einige der bekanntesten Marken des Kontinents, darunter die nigerianische Restaurantkette Food Concepts, die Chicken Republic betreibt – eine der wachstumsstärksten Ketten Westafrikas. DPI wirft sein Gewicht in die Waagschale, um Veränderungen in den Führungsetagen und Managementteams anzustoßen. Bei Food Concepts brachte DPI eine Initiative zur Frauenförderung in Gang. Jetzt sind 51 Prozent der Beschäftigten Frauen, 49 Prozent Männer. Laut David Butler, Geschäftsführer von Food Concepts, setzt das Unternehmen auch bei seinen Zulieferern vermehrt auf Frauenpower. „Wir achten bewusst auf die Geschlechterbalance in unserer Lieferkette“, erzählt er. „Dabei konzentrieren wir uns besonders auf strategisch wichtige Bereiche wie Bau und Logistik.“ DPI geht selbst mit gutem Beispiel voran. So besetzt die Mitbegründerin Runa Alam die CEO-Position. Auch die Hälfte der Partner des Unternehmens und des Investitionsausschusses sind weiblich. Ebenso sind fast die Hälfte der Beschäftigten Frauen. DPI wurde 2007 gegründet und verwaltet ein Vermögen von 1,6 Milliarden US-Dollar. In den afrikanischen Firmen in seinem Portfolio arbeiten über 40 000 Beschäftigte. Die Europäische Investitionsbank hat 50 Millionen US-Dollar für den jüngsten DPI-Fonds zugesagt, einen 2X Challenge-Flaggschiff-Fonds.

 

In Frauen investieren bringt eine soziale und finanzielle Rendite.

Baobab Senegal vergibt Mikrokredite an kleine Betriebe im Handwerk, Marktverkauf oder auch Gastgewerbe. Von Frauen geführte Betriebe sind oft so klein, dass sich normale Banken nicht für sie interessieren. Außerdem können Frauen häufig keine Sicherheiten bieten, weil der Familienbesitz nicht auf ihren Namen läuft, oder sie können nur mit Zustimmung ihrer Ehemänner Kredite aufnehmen. Mikrofinanzverbände umschiffen diese Hürden, indem sie Gruppen von Frauen Kredite gewähren, die später auf Einzelpersonen aufgeteilt werden, erzählt Mamadou Cissé, CEO von Baobab Senegal. In Afrika vertrauen Frauen diesen Gruppen oft ihre Ersparnisse an. So können sie auf Konten, die klassischen Bankkonten ähneln, für Hochzeiten, Beerdigungen und die Ausbildung ihrer Kinder sparen. Die Mikrokredite helfen Frauen und ihren Familien auch durch schwierige Zeiten wie die Coronapandemie. „Das liegt uns sehr am Herzen“, sagt Cissé. Die Europäische Investitionsbank unterstützt Baobab mit sieben Millionen Euro. Vier Fünftel davon fließen an Frauen. Mithilfe des Darlehens kann Baobab Senegal rund 17 200 Kredite ausreichen. 2021 haben wir weitere vier Millionen Euro vergeben.

Der Women’s World Banking Capital Partners II Fund geht Minderheitsbeteiligungen an Finanzdienstleistern ein, die Frauen als Entrepreneurinnen, Managerinnen und Mitarbeiterinnen fördern, vor allem in Subsahara-Afrika. Über eine Milliarde Frauen weltweit haben keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen, schätzt Women’s World Banking Capital. Mit einem neuen Fonds will die Gruppe das ändern. Die Rechnung ist einfach: In Frauen investieren bringt eine soziale und finanzielle Rendite. Dank des Fonds können Finanzdienstleister Frauen helfen, Hindernisse im Geschäftsleben zu überwinden. In vielen Ländern verwenden Frauen viel Zeit auf Kindererziehung und Altenpflege. Bei der Bank in der nächsten Stadt ein Konto zu eröffnen oder einen Kreditantrag auszufüllen, gestaltet sich da schwierig, zumal die Warteschlangen oft lang sind. Die Europäische Investitionsbank beteiligt sich mit 11,5 Millionen US-Dollar an dem Fonds, der 100 Millionen US-Dollar einwerben will.

Moa Westman ist Gender-Expertin bei der Europäischen Investitionsbank. Sabine Kayser ist Senior Policy Officer.

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