Ein Klagelied für die Prinzessin

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Из серии: Ein Thron für Schwestern #4
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KAPITEL ZWEI

Sebastian wachte mit Schmerzen auf. Kompletter Schmerz. Er schien ihn zu umgeben, pochte durch ihn durch und absorbierte jeden Teil seines Wesens. Er konnte den pulsierenden Schmerz in seinem Schädel fühlen, auf den er gefallen war, aber da war noch ein anderer sich wiederholender Schmerz, an seinen Rippen, als wenn jemand ihn wach treten würde.

Er schaute hoch und sah Rupert auf ihn schauen von dem einzigen Winkel aus, in dem sein Bruder nicht wie das goldene Ideal eines Prinzen aussah. Sein Ausdruck passte auf jeden Fall nicht zu dem Ideal, er sah aus, als hätte er freudig seine Kehle durchgeschnitten, wenn er jemand anders gewesen wäre. Sebastian stöhnte vor Schmerz, er fühlte sich, als wenn seine Rippen unter dem Schlag gebrochen worden waren.

“Wach auf, du nutzloser Idiot!”, keifte Rupert. Sebastian konnte die Wut und den Frust dort hören.

“Ich bin wach”, sagte Sebastian. Sogar er konnte hören, dass die Wörter alles andere als klar waren. Mehr Schmerz durchfuhr ihn, zusammen mit einer Art nebliger Verwirrung, die sich anfühlte, als wenn ihm jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen hätte. Nein nicht mit einem Hammer; mit der ganzen Welt. “Was ist passiert?”

“Du wurdest von einem Mädchen vom Boot geworfen, das ist passiert”, antwortete Rupert.

Sebastian fühlte die Schroffheit des Griffs seines Bruders, als dieser ihn wieder auf die Füße stellte. Als Rupert ihn losließ, schwankte Sebastian und fiel beinahe erneut, aber schaffte es, sich rechtzeitig zu fangen. Keiner der Soldaten um ihn herum half ihm, aber sie waren ja auch Ruperts Männer und wahrscheinlich hatten sie wenig Liebe für Sebastian übrig, nach seiner Flucht vor ihnen.

“Jetzt sag du mir, was passiert ist”, forderte Rupert. “Ich habe dieses Dorf von vorne nach hinten durchsucht und am Ende sagten sie mir, dass das das Boot war, das deine Liebste genommen hat. “Er ließ es wie ein Fluch hören. “Das du heruntergeworfen wurdest, von einem Mädchen dass aussah wie sie –“

“Ihre Schwester Kate”, sagte Sebastian und erinnerte sich daran, mit welcher Geschwindigkeit Kate ihn aus der Kabine geholt hatte, die Wut die sie auf ihn hatte. Sie hatte ihn töten wollen. Sie hatte gedacht, dass er …

Dann erinnerte er sich und das Bild war ausreichend ihn anhalten zu lassen, er stand da in blanker Unempfänglichkeit, sogar als Rupert entschied, dass es gut wäre, ihn zu schlagen. Der Schmerz davon fühlte sich wie eine weitere Last an, die zu dem Berg dazu kam. Sogar die Prellungen die Kate ihm zugefügt hatte, fühlten sich wie nichts an, im Vergleich zu der Trauer, die sich öffnete und ihn in dem Moment überkam.

“Ich habe gefragt, was ist mit dem Mädchen passiert, die versucht hat dich zur Hochzeit zu tricksen?”, fragte Rupert fordernd. “War sie da? Ist sie mit dem Rest entkommen?”

“Sie ist tot!”, keifte Sebastian ohne nachzudenken. “Ist es das, was du hören willst, Rupert? Sophia ist tot!”

Es fühlte sich an, als wenn er erneut auf sie herunterschaute, ihre Blässe und die Leblosigkeit auf dem Kabinenboden sah, das Blut, das sich um sie herum gesammelt hatte, die Wunde in ihrer Brust die ihr ein Dolch zugefügt hatte, so schmal und scharf, dass es auch eine Nadel hätte sein können. Er konnte sich daran erinnern, wie still Sophia gewesen war, kein Anzeichen einer Bewegung, die ihr Atmen anzeigte, kein Lufthauch an seinem Ohr, als er es überprüft hatte.

Er hatte sogar den Dolch herausgezogen, in der dummen, instinktiven Hoffnung, dass das die Dinge besser machen würde, obwohl er wusste, dass die Wunden nicht so einfach ungeschehen gemacht werden konnten. Alles was es gebracht hatte, war, dass die Blutlache größer geworden war, seine Hände bedeckte und es Kate überzeugt hatte, dass er ihre Schwester getötet hatte. Es war ein Wunder, wenn man es so sah, dass sie ihn nur von Bord geworfen hatte, und ihn nicht in Stücke geschnitten hatte.

“Immerhin hast du das richtige getan und sie getötet”, sagte Rupert. “Es könnte sogar Mutter dabei helfen, dir für dein Weglaufen zu verzeihen. Du darfst nicht vergessen, dass du nur der Lückenbusser Bruder bist, Sebastian. Der mit den Aufgaben. Du kannst es dir nicht leisten, Mutter so aufzuregen.”

Sebastian fühlte Ekel in dem Moment. Ekel, dass sein Bruder überhaupt dachte, dass er Sophia jemals wehtun würde. Ekel, dass er die Welt überhaupt so sah. Ekel, dass er sogar noch mit jemandem verwandt war, der die Welt nur als sein Spielplatz sah, wo jeder andere auf einem niedrigeren Level war, und die Rolle spielen mussten, die ihm zugedacht war.

“Ich habe Sophia nicht getötet”, sagte Sebastian. “Wie kannst du glauben, dass ich jemals so etwas tun könnte?”

Rupert schaute ihn mit offensichtlicher Überraschung an, ehe sich sein Ausdruck in Enttäuschung änderte.

“Und ich dachte, dass du endlich Rückgrat hast”, sagte er. “Das du endlich entschieden hast, der pflichterfüllte Prinz zu sein, der du vorgibst zu sein und diese Hure endlich loswirst. Ich hätte wissen müssen, dass du völlig nutzlos bist.”

Sebastian warf sich auf seinen Bruder. Er krachte in Rupert und beide fielen auf die Holzbretter am Hafen. Sebastian gewann die Oberhand und griff nach seinem Bruder und schlug ihn.

“Rede nicht so über Sophia! Reicht es dir nicht, dass sie weg ist?”

Rupert widersetzte sich und wandte sich unter ihm, kam für einen Moment hoch und schlug ihn. Das taumelnde Momentum des Kampfes ging weiter und Sebastian fühlte die Kante des Hafens für einen Moment an seinem Rücken ehe er und Rupert ins Wasser fielen.

Das Wasser schloss sich über ihnen, während sie kämpften, ihre Hände umschlangen den Hals des anderen fast instinktiv. Sebastian war das egal. Er hatte nichts mehr, wofür er leben konnte, nicht wenn Sophia nicht mehr da war. Vielleicht würde er so kalt und tot wie sie enden, aber es gab eine Chance, dass sie wieder vereint wären, in dem was auch immer nach dem Tod wartete. Er konnte fühlen, wie Rupert ihn trat, aber Sebastian bemerkte den kleinen zusätzlichen Schmerz kaum.

Plötzlich spürte er Hände, die nach ihm griffen und ihn aus dem Wasser zogen. Er hätte wissen müssen, dass Ruperts Männer eingreifen würden, um ihren Prinzen zu retten. Sie zogen Sebastian und Rupert an ihren Armen und ihrer Kleidung aus dem Wasser und aufs trockene Ufer und hielten sie hoch, während das kalte Wasser durch sie hindurchfuhr.

“Lasst mich los”, forderte Rupert. “Haltet ihn fest.”

Sebastian fühlte, wie sich die Hände unter seinen Armen verfestigten und ihn an Ort und Stelle festhielten. Sein Bruder schlug ihn erneut hart in den Magen, sodass Sebastian vorne hinüber gefallen wäre, wenn die Soldaten ihn nicht festgehalten hätten. Er sah den Moment, als sein Bruder ein Messer zog, dieses war kurvig und kantenscharf: ein Jägermesser, ein Enthäutungsmesser.

Er fühlte die Schärfe an der Kante, als Rupert es in sein Gesicht drückte.

“Glaubst du, du kannst mich angreifen? Ich bin durch das ganze Königreich geritten, wegen dir. Mir ist kalt, ich bin nass und meine Kleidung ist ruiniert. Vielleicht sollte dein Gesicht auch ruiniert werden.”

Sebastian fühlte, wie sich unter dem Druck der Kante eine Blutperle bildete. Zu seiner Überraschung trat einer der Soldaten nach vorne.

“Ihre Hoheit”, sagte er und die Verteidigung in seinem Ton war offensichtlich. “Ich nehme an, die Witwe würde nicht wollen, dass wir zulassen, dass einer ihrer Söhne verletzt wird.”

Sebastian fühlte Rupert gefährlich still werden und für einen Moment dachte er, dass er es trotzdem tun würde. Stattdessen zog er das Messer weg und seine Wut glitt zurück hinter die Maske der Höflichkeit, die sie normalerweise verschleierte.

“Ja, Sie haben recht Soldat. Ich möchte nicht, dass Mutter wütend darüber wird, dass ich … mir einen Fehltritt geleistet habe.”

Es war so ein freundlicher Begriff, den er nutze, wenn man bedachte, dass er eben erst Sebastians Gesicht in Stücke schneiden wollte. Die Tatsache, dass er sich so schnell verändern konnte, bestätigte fast alles, was Sebastian über ihn gehört hatte. Er hatte immer versucht die Geschichten zu ignorieren, aber jetzt war es, als wenn er den echten Rupert hier gesehen hatte und eher, als er den Gärtner am verlassen Haus gequält hatte.

“Ich will, dass Mutter ihren Ärger ganz für dich aufhebt, kleiner Bruder”, sagte Rupert. Er schlug Sebastian dieses Mal nicht, sondern schlug nur eine Hand auf seine Schulter in brüderlicher Manier, die zweifellos nur gespielt war. “Einfach so wegzurennen, mit ihren Soldaten zu kämpfen. Einen von ihn zu töten.”

Fast zu schnell, um einzugreifen, drehte Rupert sich um und stieß den Soldaten der Einspruch erhoben hatte durch die Kehle. Der Mann fiel, umklammerte die Wunde, sein Ausdruck des Schocks glich fast denen um sie herum.

“Lasst uns eins klarstellen”, sagte Rupert in einem gefährlichen Ton. “Ich bin der Kronprinz und wir sind noch weit entfernt von der Adligen Versammlung und mit seinen Regeln und seinen Versuchen, seine Besseren einzudämmen. Hier werde ich nicht infrage gestellt. Ist das verstanden worden?”

Wenn es jemand anderes gewesen wäre, wäre derjenige schnell von den anderen Soldaten getötet worden. Stattdessen murmelten die Männer im Chor Zustimmungen, jeder schien zu wissen, dass wenn er einen Prinzen von Geblüt töten würde, er derjenige wäre, der verantwortlich für das Wiederaufkommen der Bürgerkriege wäre.

“Keine Sorge”, sagte Rupert und wischte sein Messer ab. “Ich habe nur Witze über dein Gesicht gemacht. Ich werde nicht einmal verraten, dass du diesen Mann getötet hast. Er ist gestorben, als er beim Schiff gekämpft hat. Jetzt dank mir!”

 

“Danke”, sagte Sebastian in flachem Ton, aber nur weil er annahm, dass es der beste Weg war, weitere Gewalttätigkeiten zu vermeiden.

“Außerdem glaube ich, wird Mutter einem Märchen über deine Nutzlosigkeit mehr glauben, als eine von deinen Morden”, sagte Rupert. “Der Sohn, der weggelaufen ist, kam nicht rechzeitig, hat seine Liebste verloren und wurde von einem Mädchen geschlagen.”

Sebastian hätte sich wieder auf ihn geworfen, aber die Soldaten hielten ihn immer noch fest, als wenn sie genau das erwarten würden. Vielleicht machten sie es auf eine Art auch zu seinem eigenen Schutz.

“Ja”, sagte Rupert, “du machst viel besser eine tragische Figur als eine des Hasses. Du siehst im Moment zu sehr nach Trauer aus.”

Sebastian wusste, dass sein Bruder niemals die Wahrheit verstehen würde. Er würde nie den reinen Schmerz verstehen, der sich durch sein Herz wandte, noch schlimmer als jeder Schmerz von seinen Prellungen. Er würde niemals die Trauer verstehen, die man spürte, wenn man jemanden Geliebten verlor, denn Sebastian war sich jetzt sicher, dass Rupert niemand anderen liebte außer sich selbst.

Sebastian hatte Sophia geliebt und erst jetzt, wo sie weg war, begann er zu verstehen, wie sehr, einfach indem er sah, wie viel dieser Welt in dem Moment seitdem er sie so leblos und still gesehen hatte, weggebrochen war. Sie war wunderschön sogar in ihrem Tod. Er fühlte sich wie ein wankendes Ding aus einer der alten Geschichten, leer bis auf die Schale aus Fleisch, die seine Trauer umgab.

Der einzige Grund, warum er nicht weinte war, weil er sich zu hohl dafür fühlte. Naja das und weil er seinem Bruder nicht die Zufriedenheit geben wollte, ihn in Schmerz zu sehen. Im Moment hätte er es sogar begrüßt, wenn Rupert ihn getötet hätte, denn zumindest hätte das ein Ende des unendlichen Schmerzes der begann sich in ihm auszubreiten bedeutet.

“Es ist Zeit nach Hause zu kommen”, sagte Rupert. „Du kannst dort bleiben, während ich alles unserer Mutter erzähle. Sie hat mich geschickt, um dich zurückzuholen und das werde ich tun. Ich werde dich auf dem Pferd festbinden, wenn ich muss.“

„Das musst du nicht“, sagte Sebastian. „Ich werde gehen.“

Er sagte es ruhig, aber dennoch war es genug, um ein triumphierendes Lächeln auf das Gesicht seines Bruders zu zaubern. Rupert dachte, dass er gewonnen hatte. In Wahrheit jedoch war es Sebastian einfach egal. Es machte nichts mehr. Er wartete darauf, dass einer der Soldaten ihm ein Pferd brachte, stieg auf und trieb es mit wunden Gliedern vorwärts.

Er würde nach Ashton gehen und er würde was auch immer für ein Prinz sein, den seine Familie haben wollte. Nichts davon würde einen Unterschied machen.

Nichts machte einen Unterschied, jetzt wo Sophia tot war.

KAPITEL DREI

Cora war mehr als dankbar, als der Boden wieder gleichmäßig wurde. Es schien, als wenn sie und Emeline ewig gelaufen wären, obwohl ihre Freundin sich nichts von der Belastung anmerken ließ.

„Wie kannst du einfach nur so gehen, als wenn du nicht müde bist?“, fragte Cora, als Emeline weiter vorwärtsdrängte. „Ist das so eine Art Magie?“

Emeline schaute zurück. „Das ist keine Magie, es ist einfach nur … Ich habe fast mein ganzes Leben auf Ashtons Straßen verbracht. Wenn du zeigst, dass du schwach bist, dann finden Menschen immer einen Weg, dich auszunutzen.“

Cora versuchte sich das vorzustellen, irgendwo zu leben, wo es die Change von Gewalt gab, sobald irgendjemand Schwäche zeigte. Sie erkannte, dass sie sich das nicht vorstellen musste.

„In dem Palast waren es Rupert und seine Kumpane“, sagte sie, „oder die adligen Mädchen, die dachten, sie können dich ausnutzen, nur weil sie wütend auf etwas anderes sind.“

Sie sah Emeline ihren Kopf auf die Seite legen. „Ich hatte gedacht, dass es besser im Palast gewesen wäre“, sagte sie. „Zumindest musst du so keinen Banden oder Sklavenjägern ausweichen. Du musst deine Nächte nicht zusammengekauert in Kohlekellern verbringen, sodass niemand dich finden kann.“

„Weil ich bereits verpflichtet war“, wies Cora sie darauf hin. „Ich hatte nicht einmal ein Bett im Palast. Sie haben angenommen, dass ich schon irgendwo eine Ecke finden würde, wo ich schlafen kann. Das oder dass irgendein Adliger mich in seinem Bett haben wollte.“

Zu Coras Überraschung legte Emeline ihre Arme um sie, um sie zu umarmen. Wenn es eins gab, das Cora auf der Straße gelernt hatte, dann das Emeline normalerweise keine demonstrative Person war.

„Ich hab einmal ein paar Adlige in der Stadt getroffen“, sagte Emeline. „Ich dachte, dass sie schlauer und besser wären, als eine der Banden, bis ich näher gekommen bin. Dann habe ich gesehen, wie einer von denen einen Mann bewusstlos geschlagen hat. Einfach nur weil er es konnte. Sie waren genauso.

Es schien merkwürdig, sich darüber näher zukommen, wie schwer ihre Leben gewesen waren, aber Cora fühlte sich Emeline näher, als am Anfang. Es war nicht nur, dass sie beide in ihrem Leben viel durchgemacht hatten. Sie waren jetzt lange zusammen gereist und es gab immer noch die Aussicht auf viele Meilen vor ihnen.

„Stonehome wird da sein“, sagte Cora und versuchte sich selbst und auch Emeline zu überzeugen.

„Das wird es“, sagte Emeline. „Sophia hat es gesehen.“

Es fühlte sich merkwürdig an, so viel Vertrauen in Sophias Kräfte zu legen, aber die Wahrheit war, dass Cora ihr wirklich absolut vertraute. Sie würde ihr Leben den Dingen anvertrauen, die Sophia gesehen hatte und es gab niemanden, mit dem sie lieber reisen würde, als Emeline.

Sie gingen weiter, und als sie nach Westen gingen, begannen sie mehr Flüsse zu sehen in Geflechten, die sich wie Kapillaren verbanden und zu größeren Arterien wurden. Schon bald schien es mehr Wasser als Land zu geben, sodass sogar die Felder dazwischen schon halb durchflutete Dinge waren. Menschen ernteten im Matsch, und der drohte sich jeden Moment in Sumpf zu verwandeln. Der Regen schien konstant zu bleiben, und obwohl Cora und Emeline sich gelegentlich vor dem Schlimmsten schützten, gingen sie dennoch die meiste Zeit weiter.

„Schau“, sagte Emeline und zeigte auf das Flussufer. Alles, was Cora zuerst sehen konnte, war das Schilf, das daneben wuchs, hier und da von den Bewegungen von kleinen Tieren unterbrochen. Dann sah sie das Coracle, dass wie eine gepanzerte Kreatur am Ufer lag. „Oh nein“, sagte Cora und riet was Emeline vorhatte.

Emeline legte ihr eine Hand auf den Arm. „Es ist okay. Ich kenne mich mit Booten aus. Komm, du wirst das genießen.”

Sie ging voran zu dem Coracle und Cora blieb nichts anders übrig, als ihr zu folgen und still zu hoffen, dass es keine Paddel geben würde. Es gab aber Paddel und das schien alles zu sein, was Emeline brauchte. Schnell saß sie im Coracle und Cora konnte sich entweder neben sie setzen oder alleine am Ufer zurückbleiben.

Cora musste jedoch zugeben, dass es schneller ging, als zu laufen. Sie glitten den Fluss hinunter wie ein Kieselstein, der von einer riesigen Hand geworfen wurde. Es war entspannend, wie auf dem Wagen. Noch entspannender, weil sie die Hälfte der Zeit mit dem Wagen damit verbracht hatten, auszusteigen und ihn Berge hochzuschieben und aus dem Matsch zu ziehen. Emeline schien das rudern ebenfalls zu genießen, sie navigierte durch die Veränderungen im Fluss, als es von rauem zum sanften Wasser und wieder zurückging.

Cora sah den Moment, als das Wasser sich veränderte und sie sah Emelines Ausdruck sich in derselben Sekunde verändern.

“Da … da ist etwas”, sagte Emeline. „Etwas Mächtiges.“

Was haben wir hier? Fragte eine Stimme und ertönte in Coras Gedanken. Zwei frische junge Dinger. Kommt näher meine Schätze. Kommt näher.

Vorne sah Cora … naja, sie war nicht sicher, was sie sah. Zuerst schien es wie eine Frau die aus Wasser gemacht war, aber ein anschließendes Flimmern von Licht, schien wie ein Pferd. Der Drang dort hin zu gehen, war überwältigend. Es fühlte sich an, als wenn da vorne Sicherheit wäre.

Nein, es war mehr als das; es fühlte sich an, als wenn zu Hause dort auf sie wartete. Das zu Hause, das sie sich immer gewünscht hatte, mit Wärme, einer Familie, Sicherheit …

So ist gut. Kommt zu mir. Ich kann euch alles geben, was ihr wollt. Ihr werdet nie wieder alleine sein. Cora wollte das Boot weiter nach vorne drängen. Sie wollte tauchen, um bei der Kreatur zu sein, die so viel versprach. Sie stand schon halb auf, bereit das zu tun.

„Warte!“ schrie Emeline. “Es ist ein Trick Cora!”

Cora fühlte, wie sich etwas um ihre Gedanken legte, eine Wand, die zwischen ihr und den Versprechungen der Sicherheit stand. Sie konnte Emeline sich anspannen fühlen und wusste, dass es das andere Mädchen war, die das tat, sie blockierte die Macht, drückte sie mit ihren eigenen Talenten nieder.

Nein, komm zu mir, drängte das Ding, aber es war ein entferntes Echo von dem, was es vorher gewesen war.

Cora schaute es an, sie schaute jetzt wirklich darauf. Sie sah das Wasser dort wirbeln; sah die Strömungen darum, die jeden sofort ertränken würden, der so dumm war dort hindurchzufahren. Sie erinnerte sich an alte Geschichten von Flussgeistern, Kelpies, die Art von gefährlicher Magie, die die Welt gegen sich hatte.

Sie sah das Wasser sich neben dem Boot verändern und erkannte erst jetzt, was passierte, als die Strömungen es nach vorne drückten.

„Emeline!“ schrie sie. „Es zieht uns hinein!“

Emeline blieb still, zitterte vor Bemühungen, als sie darum kämpfte, die Kreatur davon abzuhalten, sie beide zu überwältigen. Das hieß, es lag nun an Cora. Sie griff nach den Paddeln, zielte auf das Ufer und paddelte mit aller Kraft, die sie hatte.

Zuerst schien nichts zu passieren. Die Strömung war zu stark, das Ziehen des Kelpies ebenfalls. Cora erkannte diese Gedanken, als das was sie waren und schob sie beiseite. Sie musste nicht gegen den Strom paddeln, nur an die Seite. Sie zog damit durchs Wasser, drängte das Boot mit reiner Willenskraft weiter.

Langsam begann es vom Kurs abzukommen und bewegte sich näher an das Ufer während Cora paddelte.

„Beeil dich“, sagte Emeline neben ihr. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch so aufrecht halten kann.“

Cora machte weiter und das Boot bewegte sich nur Zentimeter, so wie es sich anfühlte, aber es bewegte sich. Es kam näher und näher und endlich dachte Cora, dass sie das Schilf erreichen würden. Sie griff danach, schaffte es eine Handvoll davon zu erwischen und nutzte es, um ihr kleines Boot näher ans Ufer zu ziehen. Sie drängte das Boot aufs Ufer, sprang heraus und griff nach Emelines Arm.

Sie zog ihre Freundin auf die Flussbank, sah, wie das Boot von der Strömung hinabgezogen wurde. Cora sah das Kelpie vor Wut brüllen, das kleine Boot zerbrechen und es in Kleinteile zerlegen.

Als sie auf dem trockenen Land waren, fühlte Cora den Druck auf ihren Geist nachlassen, während Emeline keuchte und mit eigener Kraft aufstand. Es schien, dass der Kelpie sie außerhalb des Wassers nicht erreichen konnte. Es brüllte wieder, tauchte unter und verschwand aus dem Blickfeld.

„Ich glaube, wir sind sicher“, sagte Cora.

Sie sah Emeline nicken. “Ich glaube … vielleicht sollten wir für eine Weile vom Wasser fernbleiben.”

Sie hörte sich so erschöpft an, dass Cora ihr vom Ufer weghalf. Es dauerte eine Weile, bis sie den Weg fanden, aber als sie ihn gefunden hatten, schien es nur natürlich ihm zu folgen.

Sie gingen weiter die Straße entlang und jetzt gab es mehr Menschen als im Norden. Cora sah die Fischer vom Flussufer kommen, Bauer mit Körben voll von Ware. Sie sah Menschen, die jetzt von überall her kamen, mit jeder Menge Kleidung oder Herden von Tieren. Ein Mann hütete sogar eine Schar Enten, die vor ihm herrannten, wie Schafe es bei einem Schäfer getan hätten.

„Hier muss es einen Wandermarkt geben“, stellte Emeline fest.

„Wir sollten gehen“, sagte Cora. „Sie sagen uns vielleicht den Weg nach Stonehome.“

„Oder sie töten uns wie Hexen in dem Moment in dem wir fragen“, wies Emeline darauf hin.

Dennoch gingen sie weiter, gingen auf dem Pfad mit den anderen, bis sie den Markt vorne sahen. Er lag auf einer kleinen Insel inmitten des Flusses, die Route von einem Dutzend Punkte aus erreichbar. Auf der Insel sah Cora Stände und Auktionsplätze für alles von Waren bis Viehbestand. Sie war einfach dankbar, dass niemand heute versuchte eine der Leibeigenen zu verkaufen.

 

Sie und Emeline gingen auf die Insel zu, wateten durch eine der Furten, um sie zu erreichen. Sie hielten ihre Köpfe gesenkt, versuchten sich so gut wie möglich der Menge anzupassen, besonders als Cora die maskierte Person einer Priesterin sah, die durch die Menge lief und ihre Segen verteilte.

Cora fand sich selbst zu einem Ort hingezogen, wo Schauspieler den Tanz von St. Cuthbert aufführten, obwohl es nicht die ernste Version war, die manchmal im Palast aufgeführt worden war. Diese Version zeigte viel mehr derben Humor und Ausreden für Schwertkämpfe, die Kompanie kannte offensichtlich ihr Publikum. Als sie fertig waren, verbeugten sie sich und die Menschen begannen Namen von Spielen und Sketchen zu rufen, in der Hoffnung, dass ihr Lieblingsstück aufgeführt wurde.

„Ich weiß immer noch nicht, wie wir jemanden finden können, der den Weg nach Stonehome kennt“, sagte Emeline. „Zumindest nicht ohne das wir uns selbst vor den Priestern zu erkennen geben.“

Cora hatte darüber ebenfalls nachgedacht. Sie hatte eine Idee.

„Du wirst doch sehen, wenn die Menschen darüber nachdenken oder?“, fragte sie.

„Vielleicht“, erwiderte Emeline.

“Dann bringen wir sie dazu, daran zu denken”, sagte Cora. Sie drehte sich zu den Spielern. „Was ist mit The Stone Keepers Daughter?“, rief sie und hoffte, dass die Menge jeden Blick auf sie versperren würde.

Zu ihrer Überraschung funktionierte es. Vielleicht weil es ein mutiges, sogar gefährliches Schauspiel war, das man fordern konnte; die Geschichte, in der die Tochter eines Steinmetz sich als Hexe herausstellte und ein zu Hause weit weg von denen gefunden hatte, die sie jagten. Es war die Art von Spiel, für das man verhaftet werden konnte, wenn man es an dem falschen Ort aufführte.

Sie hatten es hier aufgeführt, in all seiner Pracht, maskierte Personen, die die Priester darstellten, die nach den jungen Männern suchten, die den Frauenteil spielten aus Angst vor Pech. Die ganze Zeit schaute Cora Emeline erwartungsvoll an.

„Denken Sie an Stonehome?”, fragte sie.

„Ja, aber das heißt nicht … warte“, sagte Emeline und drehte ihren Kopf. „Siehst du denn Mann dort, der Wolle verkauft? Er denkt an die Zeit, als er einmal dort gehandelt hat. Die Frau … ihre Schwester ist dort hingegangen.“

„Hast du also wieder eine Richtung?“, fragte Cora.

Sie sah Emeline nicken. „Ich glaube, wir können es finden.“

Es war keine große Hoffnung, aber es war etwas. Stonehome lag immer noch vor ihnen und damit die Aussicht auf Sicherheit.

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