Das Gewicht der Ehre

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Из серии: Von Königen Und Zauberern #3
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Duncan pfiff und als er dies tat, drehte sich sein Pferd um und lief in seine Richtung. Die anderen Pferde folgten, es ertönte ein lautes Dröhnen in der Dämmerung, als die Herde durch die schneebedeckte Ebene galoppierte und zu ihnen liefen.

Kavos nickte bewundernd neben ihm.

„Pferde”, bemerkte Kavos, ihr Näherkommen beobachtend. „Ich wäre nach Andros gelaufen.“

Duncan grinste.

„Ich bin sicher, das wärst du, mein Freund.“

Duncan trat nach vorne als sich sein Pferd ihm näherte und streichelte die Mähne seines alten Freundes. Er bestieg ihn und als er dies tat, stiegen all seine Männer mit ihm auf, Tausende von ihnen, eine berittene Armee. Sie saßen dort, voll bewaffnet und starrten in die Dämmerung, nichts vor ihnen als schneebedeckte Ebenen, die in die Hauptstadt führten.

Ein Sturm der Aufregung durchfuhr ihn als er spürte dass sie an der Schwelle standen. Er konnte es fühlen, konnte den Sieg in der Luft riechen. Kavos hatte sie den Berg hinuntergebracht; jetzt war er dran.

Duncan erhob sein Schwert und fühlte die Augen all seiner Männer, aller Armeen, auf ihn gerichtet.

„MÄNNER!“, rief er. „Nach Andros!“

Sie alle ließen einen lautes Kampfgebrüll ertönen und folgten ihm in die Nacht, über das verschneite Flachland, darauf vorbereitet nicht anzuhalten bis sie die Hauptstadt erreicht und den größten Kampf ihres Lebens gefochten hatten.

KAPITEL VIER

Kyra sah nach oben in die einbrechende Morgendämmerung und sah einen Schatten über sich, eine Silhouette die vor der aufsteigenden Sonne stand, ein Mann der nur ihr Onkel sein konnte. Sie blinzelte in Ungläubigkeit als er in ihr Blickfeld eintrat. Hier war nun endlich der Mann, für den sie durch ganz Escalon gereist war, der Mann, der ihr Schicksal preisgeben würde, der Mann, der sie ausbilden würde. Hier war er nun, der Bruder ihrer Mutter, die einzige Verbindung, die es zur Mutter, die sie nie kennengelernt hatte, gab.

Ihr Herz schlug vor Erwartung schneller als er aus dem Licht heraustrat und sie sein Gesicht sehen konnte.

Kyra war erstaunt: Er sah ihr verblüffend ähnlich. Sie hatte noch nie jemanden getroffen, der Ähnlichkeit mit ihr hatte – nicht mal ihr Vater, so sehr sie es auch hoffte. Sie hatte sich immer wie eine Fremde in dieser Welt gefühlt, von einer wirklichen Abstammung isoliert – aber nun, als sie das Gesicht dieses Mannes, seine hoch gemeißelten Wangenknochen und seine grauen blitzenden Augen sah, einen Mann der hoch und aufrecht stand, mit breiten Schultern, muskulös, in eine glänzende, goldene Ketten –Rüstung gekleidet, mit hellbraunem Haar, das bis zu seinem Kiefer hinabfiel, der unrasiert und vielleicht in seinen Vierzigern war, realisierte sie schnell, dass er etwas Besonders war. Und das machte sie daher auch zu etwas Besonderem. Sie konnte es zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich spüren. Das erste Mal fühlte sie sich mit jemandem verbunden, mit einer mächtigen Blutlinie, mit etwas, dass größer als sie selbst war. Sie spürte ein Zugehörigkeitsgefühl in dieser Welt.

Dieser Mann war augenscheinlich anders. Er war offensichtlich ein Krieger, stolz und edel, dennoch trug er keine Schwerter, Schilder oder Waffen anderer Art. Zu ihrer Verwunderung und Freude trug er nur ein einziges Teil: einen goldenen Stab. Einen Stab. Er war genau wie sie.

„Kyra”, sagte er.

Seine Stimme tönte durch sie hindurch, eine Stimme so vertraut, so ähnlich ihrer. Als sie ihn sprechen hörte, spürte sie nicht nur eine Verbindung zu ihm, sondern noch viel aufregender, eine Verbindung zu ihrer Mutter. Hier stand der Bruder ihrer Mutter. Hier war der Mann, der wusste wer ihre Mutter war. Endlich, würde sie die Wahrheit erfahren – es würde keine Geheimnisse mehr in ihrem Leben geben. Schon bald würde sie alles über die Frau wissen, die sie immer kennenlernen wollte.

Er senkte seine Hand und sie reichte nach oben und nahm sie, ihre Beine waren von der langen Nacht des Sitzens vor dem Turm ganz steif. Es war eine starke Hand, muskulös, aber dennoch überraschend sanft und er half ihr auf die Beine. Leo und Andor gingen zu ihm und Kyra war überrascht, dass sie nicht wie üblich anfingen zu knurren. Stattdessen gingen sie näher zu ihm und leckten seine Hand, als ob sie ihn schon immer kennen würden.

Dann zu Kyras Verwunderung, stellten sich Leo und Andor aufmerksam neben ihm, als ob er es ihnen still befohlen hätte. Kyra hatte so etwas noch nie gesehen. Welche Kräfte hatte dieser Mann?

Kyra brauchte nicht zu fragen, ob er ihr Onkel war – sie fühlte es mit jedem Gramm ihres Köpers. Er war mächtig, stolz, alles, was sie sich erhofft hatte. Da war noch etwas anderes in ihm. Etwas, dass sie noch nicht ganz erfassen konnte. Es war eine mystische Energie, die ihn umgab, eine Aura aus Ruhe, die aber dennoch Stärke ausstrahlte.

„Onkel“, sagte sie. Sie mochte es, wie sich das Wort anhörte. Den Klang des Wortes.

„Du kannst mich Kolva nennen”, antwortete er.

Kolva. Irgendwie fühlte sich der Name vertraut an.

„Ich durchquerte Escalon um dich zu sehen”, sagte sie, nervös, nicht wissend was sie sonst sagen sollte. Die Morgenruhe schluckte ihre Worte, die unfruchtbaren Ebenen waren erfüllt mit dem entfernten Geräusch des Ozeans. „Mein Vater hat mich geschickt.“

Er lächelte zurück. Es war ein warmes Lächeln, welches die Falten oben in seinem Gesicht bündelte, als hätte er bereits tausend Jahre gelebt.

„Es war nicht dein Vater, der dich schickte“, antwortete er. „Es war etwas viel Mächtigeres.“

Er drehte sich plötzlich ohne Vorwarnung um und begann sich, auf seinen Stab stützend,  vom Turm zu entfernen.

Kyra sah ihn weggehen, und stand wie betäubt, sie verstand nicht; hatte sie ihn beleidigt?

Sie beeilte sich aufzuholen, Leo und Andor waren an ihrer Seite.

„Der Turm“, sagte sie, verwundert. „Gehen wir dort nicht hinein?“

Er lächelte.

„Vielleicht ein anderes Mal”, antwortete er.

„Aber ich dachte, ich müsste den Turm erreichen.“

„Das musstest du”, antwortete er. „Aber du musstest nicht hinein gehen.“

Sie hatte Probleme ihn zu verstehen, er lief schnell und hatte den Waldrand schon fast erreicht und wieder beeilte sie sich aufzuholen. Sein Stab klapperte auf dem Boden und den Blättern, so wie ihrer auch.

„Und wo sollen wir dann üben?“, fragte sie.

„Du wirst üben, da, wo alle großen Krieger ausgebildet wurden”, antwortete er. Er blickte nach vorn. „In den Wäldern jenseits des Turmes.“

Er betrat den Wald und lief so schnell, dass Kyra fast rennen musste, um mit ihm mitzuhalten, obwohl es schien, als ob er langsam ging. Das Geheimnis um ihn vertiefte sich, eine Million Fragen ratterten ihr durch den Verstand.

„Lebt meine Mutter?“ fragte sie schnell, nicht imstande ihre Neugier zu zügeln. „Ist sie hier? Hast du Sie getroffen?“

Der Mann lächelte bloß und schüttelte seinen Kopf, während er weiterlief.

„So viele Fragen”, antwortete er. Er lief eine Zeitlang weiter, der Wald war von den Geräuschen komischer Kreaturen erfüllt und dann fügte er endlich hinzu: „Fragen, dass wirst du sehen, haben wenig Bedeutung hier. Und Antworten sogar noch weniger. Du musst lernen deine eigenen Antworten zu finden. Die Quelle deiner Antworten.  Und noch wichtiger – du musst die Quelle deiner Fragen finden.“

Kyra wurde immer verwirrter während sie durch den Wald wanderten, an diesem mystischen Ort schien das Grün der Bäume um sie herum zu leuchten. Bald verlor sie den Turm aus den Augen und das Krachen der Wellen wurde leiser. Sie kämpfte um mitzuhalten als der Weg sich in verschiedene Richtungen schlängelte. Viele Fragen brannten ihr auf der Seele und schließlich konnte sie nicht mehr still sein.

„Wo bringst du mich hin?“ fragte sie. „Wirst du mich dort ausbilden?“

Der Mann lief weiter, hüpfte über einen fließenden Bach, er lief zwischen alten Bäumen hin und her, deren Rinde in einem leuchtenden Grün erstrahlte und sie folgte ihm auf den Fersen.

„Ich werde dich nicht ausbilden”, sagte er. „Dein Onkel wird das tun.“

Kyra war völlig verwirrt.

„Mein Onkel?” fragte sie. „Ich dachte du wärst mein Onkel.”

„Bin ich auch”, antwortete er. „Und du hast noch einen.“

„Noch einen?“ fragte sie.

Schließlich erreichten sie eine Waldlichtung, und er blieb am Rand stehen und sie kam atemlos neben ihm zum Stehen. Sie schaute nach vorne und war sprachlos bei dem Anblick.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung war ein riesengroßer Baum, der Größte, den sie jemals gesehen hatte, alt, seine Äste erstreckten sich in alle Richtungen, seine purpurroten Blätter schimmerten und sein Stamm war um die neun Meter breit. Die Äste waren ineinander verflochten und kreuzten sich untereinander und schufen so ein kleines Baumhaus, welches vielleicht drei Meter über dem Boden hing und so aussah als ob es dort schon immer gehangen hatte. Ein kleines Licht drang nach draußen auf die Äste. Kyra schaute nach oben und sah eine einsame Gestalt am Rand der Äste sitzen, die aussah als ob sie sich in einem Meditationszustand befand und sie von oben anstarrte.

„Er ist auch dein Onkel.“ sagte Kolva.

Kyras Herz hämmerte in ihrer Brust, nichts von all dem verstehend. Sie sah nach oben zu dem Mann, vom dem er sagte er sei ihr Onkel und fragte sich, ob er ihr einen Streich spielte. Ihr anderer Onkel sah aus wie ein kleiner Junge, der vielleicht zehn Jahre alt war. Er saß komplett aufrecht, wie in Meditationshaltung und starrte vor sich hin ohne sie direkt anzugucken, seine Augen schimmerten blau. Sein jungenhaftes Gesicht war voller Falten, so als ob er tausend Jahre alt wäre, seine Haut war leicht braun und übersät mit Altersflecken. Er konnte nicht viel größer als 1,20 Meter sein. Es war als ob er ein Junge mit einer Alterskrankheit wäre.

Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte.

 

„Kyra”, sagte er, „das ist Alva.“

KAPITEL FÜNF

Merk trat in den Turm von Ur ein und ging durch die hohen, goldenen Türen, die er, wie er geglaubt hatte, nie durchschreiten würde. Das Licht schien so hell innen, dass es ihn fast blind machte. Er hob eine Hand um seine Augen abzuschirmen und als er dies tat, erstarrte er in Ehrfurcht vor dem was er vor sich sah.

Dort, auf der anderen Seite stand ihm ein echter Wächter gegenüber, seine gelben Augen musterten ihn durchdringend, es waren dieselben Augen, die Merk schon hinter dem Türschlitz verfolgt hatten. Er trug eine gelbe, wehende Robe, seine Arme und Beine wurden verdeckt und die wenige Haut, die er zeigte, war blass. Er war überraschend klein, sein Kiefer länglich, seine Wangen eingefallen und als er zurückstarrte fühlte sich Merk unwohl. Licht erstrahlte aus dem kurzen, goldenen Stab, den er vor sich hielt.

Der Wächter beobachtete ihn schweigend und Merk fühlte einen Luftzug als die Türen auf einmal zuschlugen und ihn im Turm einschlossen. Das Echo des hohlen Klanges schallte von  den Wänden wieder und er zuckte unfreiwillig zusammen. Er merkte wie abgespannt er von all den Tagen, die er nicht geschlafen hatte, von all diesen Albtraum geplagten Nächten und von seiner Besessenheit in den Turm zu kommen, war. Jetzt drinnen stehend, hatte er das seltsame Gefühl der Zugehörigkeit, als ob er endlich in seinem neuen Zuhause angekommen wäre.

Merk erwartete, dass der Wächter ihn begrüßen und ihm erklären würde wo er sich befand. Aber stattdessen, drehte sich dieser um und ging wortlos davon und ließ Merk fragend zurück. Er wusste nicht, ob er ihm folgen sollte.

Der Wächter lief zu einer elfenbeinernen Wendeltreppe ganz am Ende des Saales und zu Merks Überraschung, ging er diese nicht hinauf, sondern hinab. Er stieg schnell hinab und verschwand außer Sichtweite. Merk stand dort perplex in der Stille und wusste nicht, was von ihm erwartet wurde.

„Sollte ich Ihnen folgen?“ rief er endlich.

Merks Stimme schallte und hallte von den Wänden wieder zu ihm zurück, als ob sie ihn verspottete.

Merk sah sich um und betrachtete das Innere des Turmes. Er sah die glänzenden Wände, die aus Gold gemacht waren; er sah den Boden, der aus altem schwarzem Marmor und von Goldstreifen durchzogen war. Der Ort war schwach beleuchtet, und wurde nur erhellt durch den mystischen Schein, welcher von den Wänden kam. Er sah nach oben und sah die alte aus Elfenbein geschnitzte Treppe; er trat nach vorne und seinen Hals reckend, konnte er ganz oben eine goldene Kuppel, die mindestens dreißig Meter hoch war und Sonnenlicht einließ, erblicken. Er sah all die Stockwerke, Treppenabsätze und Etagen und er fragte sich, was dort oben alles verborgen lag.

Er schaute nach unten und wurde sogar noch neugieriger, als er sah, dass die Stufen nach unten, weiter in unterirdische Etagen führten, dorthin wo der Wächter gegangen war und er wunderte sich darüber. Diese wunderschöne, elfenbeinerne Treppe, wie ein Kunstwerk, drehte und wand sich geheimnisvoll in beide Richtungen, einmal führte sie nach oben bis in den Himmel und dann bis zu den untersten Ebenen der Hölle. Aber am meisten fragte sich Merk, ob das legendäre Flammenschwert, das Schwert, dass ganz Escalon beschützte, in diesen Wänden verborgen lag. Er spürte Aufregung, als er nur daran dachte. Wo könnte es wohl sein? Oben oder unten? Welche anderen Relikte und Schätze waren hier noch verborgen?

Plötzlich öffnete sich eine versteckte Tür, die aus der Wand neben Merk erschien, er drehte sich um und sah einen ernst dreinschauenden Krieger auftauchen, ein Mann der ungefähr Merks Größe hatte und ein Kettenhemd trug, seine Haut war blass, von zu vielen Jahren ohne Sonnenlicht. Er kam auf Merk zu, er war ein Mensch, ein Schwert an seiner Hüfte mit einem markanten Abzeichen, dasselbe Symbol, welches Merk draußen auf den Wänden des Turmes gesehen hatte; ein elfenbeinernes Treppenhaus, welches in den Himmel führte.

„Nur Wächter gehen hinunter“, sagte der Mann, seine Stimme war dunkel und rau. „Und du, mein Freund, bist kein Wächter. Zumindest, bis jetzt noch nicht.“

Der Mann stoppte vor ihm und musterte ihn von oben bis unten und legte seine Hände in die Hüften.

„Aber“, sprach er weiter, „Ich nehme an, wenn sie dich hereinlassen, dann muss das einen Grund haben.“

Er seufzte.

„Folge mir.“

Damit drehte sich der Krieger abrupt um und stieg die Treppe hinauf. Merks Herz schlug schnell als er sich beeilte aufzuholen, sein Kopf voller Fragen, und mit jedem Schritt tauchte er immer weiter in die Geheimnisse dieses Ortes ein.

„Mach deine Arbeit und mach sie gut”, sprach der Mann, mit dem Rücken zu Merk gewandt, seine dunkle Stimme echote von den Wänden, „und du wirst die Erlaubnis bekommen zu dienen. Den Turm zu beschützen ist die höchste Berufung, die es in Escalon gibt. Du musst mehr sein als ein bloßer Krieger.“

Sie blieben auf dem nächsten Stockwerk stehen und der Mann hielt an und starrte Merk in die Augen, also ob er eine tiefe Wahrheit in ihm spürte. Merk fühlte sich unwohl.

„Wir alle haben dunkle Vergangenheiten”, sagte der Mann. „Das ist es, was uns hierher gebracht hat. Aber welcher Vorteil liegt in deiner Vergangenheit? Bist du bereit wiedergeboren zu werden?”

Er pausierte und Merk stand dort und versuchte seine Worte zu begreifen, unsicher, wie er darauf antworten sollte.

„Respekt ist hier schwer zu gewinnen.“, fuhr er fort. „ Wir sind, jeder von uns, das Beste was Escalon zu bieten hat. Verdiene ihn dir und eines Tages wirst du vielleicht in die Bruderschaft aufgenommen. Falls nicht, wirst du gebeten zu gehen. Vergiss nicht: Diese Türen, die dich hereingelassen haben, können dich genauso schnell wieder rauslassen.“

Merks Herz stach bei dem Gedanken.

„Wie kann ich dienen?“ fragte Merk und glaubte seine Berufung, nach der er sich immer gesehnt hatte, zu spüren.

Der Krieger stand dort für eine lange Zeit, dann drehte er sich schließlich um und begann die nächste Etage hinaufzusteigen. Als Merk ihn gehen sah, dämmerte ihm, dass es viele Geheimnisse gab, die er vielleicht nie erfahren würde.

Merk wollte ihm folgen, doch plötzlich, schlug ihm eine große, kräftige Hand gegen die Brust und stoppte ihn. Er sah einen anderen Krieger aus einer anderen geheimen Tür auftauchen, der erste Krieger lief weiter nach oben und verschwand in den oberen Stockwerken. Der neue Krieger überragte Merk und trug das gleiche goldene Kettenhemd.

„Du wirst auf diesem Stockwerk dienen“, sagte er schroff,  „mit dem Rest von denen. Ich bin dein Kommandant. Vicor.“

Sein neuer Kommandant, ein dünner Mann mit einem Gesicht so hart wie Stein, sah aus, als ob man sich nicht mit ihm anlegen sollte. Vicor drehte sich um und zeigte auf eine offene Tür in der Wand und Merk trat vorsichtig ein, sich fragend was dieser Ort war als er kreuz und quer durch enge Steinhallen ging. Sie liefen wortlos an großen offenen Gewölbebögen vorbei und die Halle öffnete sich zu einem ausgedehnten Raum mit spitz zulaufenden Decke mit Steinböden und Steinwänden, der von Tageslicht erleuchtet wurde, welches durch die schmalen zugespitzten Fenster hereinfiel.

Merk erschrak als er Dutzende Gesichter sah, die ihn alle anstarrten, Gesichter von Kriegern, einige dünn, einige muskulös, alle mit harten, unerschrockenen Augen, alle mit einem Ausdruck von Pflichtgefühl und von Erfüllung in ihrem Gesicht.

Sie alle waren im Raum verteilt, jeder war vor einem Fenster stationiert und auch sie trugen alle das goldene Kettenhemd und drehten sich herum, um den Fremden der ihren Raum betrat zu beobachten.

Merk fühlte sich selbstbewusst und starrte zurück zu diesen Männern in dieser seltsamen Stille.

Neben ihm räusperte sich Vicor.

„Die Brüder vertrauen dir nicht”, sagte er zu Merk. „Sie werden dir vielleicht niemals vertrauen. Und du wirst ihnen vielleicht auch nie trauen. Respekt wird hier nicht verschenkt und es gibt keine zweite Chance.“

„Was ist es, das ich tun soll?“ fragte Merk, verwirrt.

„Dasselbe wie diese Männer”, antwortete Vicor schroff. „Du wirst beobachten.“

Merk blickte sich in dem gebogenen Steinraum um und ganz am Ende, um die fünfzehn Meter entfernt, sah er ein offenes Fenster an dem kein Wächter saß. Vicor lief langsam in diese Richtung und Merk folgte ihm, an den Kriegern vorbeigehend, die alle zuschauten und sich dann wieder zu ihren Fenstern umdrehten. Es war ein merkwürdiges Gefühl zwischen diesen Männern, aber dennoch kein Teil von ihnen zu sein. Noch nicht. Merk hatte immer alleine gekämpft und er wusste nicht wie es war Teil einer Gruppe zu sein.

Als er an ihnen vorbeilief und sie in Augenschein genommen hatte, fühlte er, dass auch sie, sowie er, gebrochene Männer waren, die nirgends woanders hinkonnten und keinen anderen Lebenszweck hatten. Männer, die sich diesen Steinturm zu ihrem Zuhause gemacht hatten. Männer wie er.

Als er sich seinem Platz näherte, bemerkte Merk, dass der letzte Mann an dem er vorbei gegangen war, anders aussah als die anderen. Er schien noch ein Junge zu sein, möglicherweise achtzehn Jahre alt und mit der glattesten und schönsten Haut die Merk jemals gesehen hatte. Und mit langem, feinem blondem Haar, dass ihm bis zur Hüfte reichte. Er war dünner als die anderen, mit wenigen Muskeln und er sah aus, als ob er noch nie gekämpft hatte. Dennoch besaß er einen stolzen Blick und Merk war überrascht als er feststellte, dass dieser mit den gleichen, stechend gelben Augen, wie der Wächter, zurückstarrte. Der Junge sah zu gebrechlich aus um hier zu sein, zu sanft – aber dennoch im gleichen Moment machte etwas in seinem Anblick Merk nervös.

„Unterschätze Kyle nicht”, sagte Vicor herüberschauend, als Kyle sich wieder zu seinem Fenster rumdrehte. „Er ist der Stärkste von uns und der einzige wirkliche Wächter hier. Sie haben ihn geschickt um uns zu beschützen.“

Merk fand das schwer vorstellbar.

Merk erreichte seinen Posten und setzte sich neben das hohe Fenster und schaute hinaus. Es gab eine Steinleiste auf die er sich setzen konnte und er lehnte sich nach vorne und schaute durch das Fenster. Ihm bot sich ein ausgedehnter Blick über die Landschaft dar.

Er sah die karge Halbinsel von Ur, die Baumgipfel des entfernten Waldes und dahinter den Ozean und den Himmel. Es fühlte sich an, als ob er ganz  Escalon von hier sehen konnte.

„Ist das alles?“ fragte Merk überrascht. „Ich sitze nur hier und passe auf?“

Vicor grinste.

„Deine Aufgaben haben noch nicht mal angefangen.

Merk runzelte enttäuscht die Stirn.

„Ich bin nicht den ganzen Weg gekommen, um in einem Turm zu sitzen”, sagte Merk und einige der anderen betrachteten ihn.

„Wie kann ich von hier oben aus verteidigen? Kann ich nicht am Boden patrouillieren?“

Vicor lächelte zynisch.

„Du siehst hier oben viel mehr als du von unten könntest“, antwortete er.

„Und was mache ich wenn ich etwas sehe?“ fragte Merk.

„Dann läutest du die Glocke”, sagte er.

Er nickte und Merk sah eine Glocke, die neben dem Fenster hing.

„Über die Jahrhunderte hinweg hat es viele Angriffe auf unseren Turm gegeben”, fuhr Vicor fort. „Alle scheiterten – dank uns. Wir sind die Wächter, die letzte Verteidigungslinie. Ganz Escalon braucht uns – und es gibt viele Möglichkeiten einen Turm zu verteidigen.“

Merk beobachtete wie Vicor davonging und als er sich an seinem Posten einfand,  begann er sich still zu fragen: Worauf hatte er sich da eingelassen?

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