Nick aus der Flasche

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Из серии: Nick aus der Flasche #3
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Nick aus der Flasche
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Monica Davis

Nick aus der Flasche

Teil 3

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Presse

Es geht weiter:

Kapitel 13 – Wilde Küsse

Kapitel 14 – Überraschung für Connor

Kapitel 15 – Tiberius Cumberland

Kapitel 16 – Julies letzter Wunsch

Kapitel 17 – Der Abschlussball

Kapitel 18 – Wiedersehen in Hawaii

Epilog

Nachwort:

Über die Autorin

Impressum neobooks

Presse

»Nick aus der Flasche« ist ein zauberhaftes modernes Märchen, das durch Magie, Liebe, Freundschaft und tiefe Gefühle zum Leben erweckt wird. Man will unweigerlich mehr davon.

Happy End Bücher

Monica Davis’ »Nick aus der Flasche« ist sexy, witzig und ein Liebesroman mit Sommerfeeling. (Kleeblatts Bücherblog Mai 2013)

Es geht weiter:

»Aufstehen!«, rief Mom vom Flur aus und klopfte wie jeden Morgen an ihre Tür.

Scheiß Schule, dachte Julie, ohne die Augen aufzumachen, und antwortete: »Bin wach!«

Da erst fühlte sie, dass sie nicht allein war. Etwas stupste an ihren Fuß. Schnell drehte sie sich um und starrte Nick an, der sie müde anblinzelte. Wie süß er so verschlafen und zerzaust aussah.

Als sich plötzlich die Tür einen Spalt breit öffnete, blieb ihr fast das Herz stehen.

»Ach, bevor ich es vergesse«, sagte Mom und streckte den Kopf ins Zimmer, »Connor wird schon am Donnerstag … Nick!«

Er riss die Augen auf und drehte sich zur Tür. Es war zu spät, um sich zu verstecken.

Julie setzte sich so schnell auf, dass ihr schwindlig wurde. »Es ist nichts passiert, Mom!« Ihr Herz raste und am liebsten wollte sie im Boden versinken. Nick wirkte nicht weniger erschrocken, sein Gesicht leuchtete knallrot. Zum Glück war wirklich nichts passiert und sie waren vollständig angezogen.

Mom trat hastig ein und schloss die Tür, obwohl ihr die Situation bestimmt genauso peinlich war. Vehement schaute sie in eine andere Richtung, zog ihren Morgenmantel fester zu und sagte: »Wenn Thomas das erfährt!«

»Du sagst ihm doch nichts? Bitte!« Julie mochte sich nicht ausmalen, was ihr für eine Strafe drohte. Wahrscheinlich lebenslanger Hausarrest.

Ihre Mutter wusste anscheinend nicht, wie sie handeln sollte. Normalerweise war sie nicht auf den Mund gefallen. Offenbar kämpfte sie mit ihrem Gewissen, denn Mom und Dad hatten keine Geheimnisse voreinander. »Wenn ich Thomas erzähle, was …« Ihre Augen wurden groß. »Er wird den Urlaub canceln!«

»Dann sag ihm einfach nichts«, flehte Julie. »Es ist ja auch gar nichts passiert. Wir haben nur noch was für die Schule vorbereitet und es ist total spät geworden und danach sind wir eingeschlafen.« Was für eine miserable Ausrede.

Mom verschränkte die Arme vor der Brust, wobei sie Nick einen scharfen Blick zuwarf. »Ich hab nicht bemerkt, dass du gestern noch vorbeigekommen bist.«

»Es war wirklich schon spät«, sagte er zerknirscht. »Aber da gab es noch etwas Dringendes zu besprechen.«

»Dann war das also doch dein Auto, das ich heute Morgen am Ende der Straße gesehen habe.«

Julie hatte es erst in einer Nebenstraße parken wollen, war dann aber zu faul gewesen, ein Stück zu gehen. Mom bekam auch immer alles mit!

Ihre Mutter musterte sie unverhohlen, und Julie wurde es abwechselnd heiß und kalt. Wieso hatte sie vergessen, die Tür abzusperren? Gut, sie hatte nicht mit Nick gerechnet, aber sie hätte das ja immer noch machen können. Nur war sie abgelenkt gewesen. Nicks Gefühle für sie hatten sie überwältigt.

Plötzlich wurde Moms Gesichtsausdruck weich, ebenso ihre Stimme. »Du warst traurig wegen Mrs. Warren, nicht wahr?«

Julie riss den Mund auf, doch bevor sie etwas sagen konnte, setzte ihre Mutter hinzu: »Connor hat uns am Telefon alles erzählt. Dass Mrs. Warren deine Tante war und du ihr Haus geerbt hast. Es tut mir so leid.«

Connor, dieses Plappermaul! Julie ärgerte sich über ihren Bruder, aber früher oder später wäre ohnehin jemandem aufgefallen, dass Nick in dem Haus lebte.

»Können wir irgendetwas für dich tun?«, fragte Mom ihn.

»Das ist wirklich lieb, aber ich komme klar.«

»Du kannst immer zu uns kommen, wenn du Hilfe brauchst.«

Er räusperte sich. »Danke. Das weiß ich zu schätzen.«

Dann wurde Moms Stimme wieder energischer, und zu Julie gewandt sagte sie: »Connor wird ein wachsames Auge auf dich haben. Auf euch beide. Keinen Herrenbesuch, solange wir weg sind, und du bist jeden Tag spätestens um acht Uhr abends zu Hause!«

»Aber … Mom!«

Ihre Mutter hob den Finger. »Keine Widerrede, junge Lady, oder ich verzichte freiwillig auf meinen Urlaub. Wie soll ich den jetzt noch genießen können?«

Nun setzte sich auch Nick auf. »Diese Unannehmlichkeiten tun mir wirklich leid, aber zwischen Julie und mir ist nichts passiert. Es wurde spät, wir haben lange geredet, waren müde … Ich würde auch niemals …« Mit knallrotem Kopf räusperte er sich. »So einer bin ich nicht, Ma’m.«

Ma’m? Oh Mann, er war ja so ein Schauspieler! Und jetzt legte er auch noch einen mitleiderregenden Hundeblick auf. Dafür himmelte Julie ihn nur noch mehr an.

Immerhin schien Mom sein reuevolles Auftreten zu besänftigen, denn ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen. »Na gut, ich sage nichts, wenn ihr anständig bleibt, solange wir weg sind. Und ihr lasst euch erst beim Frühstück blicken, wenn Thomas zur Tür raus ist.«

»Abgemacht«, erwiderten sie unisono, woraufhin Mom endlich das Zimmer verließ.

Mit einem gemurmelten Fluch ließ Nick sich zurücksinken. Plötzlich war er nicht mehr rot im Gesicht, sondern weiß. »Verdammt, was denkt deine Mom jetzt von mir?«

»Ist da jemand frustriert, nicht mehr Mrs. Reynolds Liebling zu sein?« Julie war unendlich erleichtert, heil aus der ganzen Sache herausgekommen zu sein, dass es ihr völlig egal war, was ihre Mutter von ihm dachte.

»Du bist so doof«, sagte er und warf ein Kissen nach ihr.

***

Nick bog in die Straße ein, in der Martin wohnte, und stellte das Auto am Straßenrand ab. Hier sah es kaum anders aus als in der Ramona Avenue. Ein Häuschen reihte sich an das andere, wobei es einen Gemischtwarenladen in der Nähe gab, auf dem in großen roten Lettern »Oleson’s General Store« stand.

»Ich hole ihn«, sagte Julie und stieg aus.

Nick schaute ihr hinterher und wunderte sich, warum sie sich aufgeregt mit Martins Mutter unterhielt, gleich nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Die kleine dunkelhaarige Frau gestikulierte wild mit den Händen.

Julie drehte sich um und winkte ihm.

Irgendetwas war passiert. Hastig zog er den Schlüssel ab, um das Fahrzeug ebenfalls zu verlassen.

»Können wir mit ihm sprechen?«, fragte Julie Martins Mom, als Nick bei ihnen ankam.

»Natürlich, kommt rein. Er ist in seinem Zimmer.«

Nick stürmte hinter Julie die Treppen nach oben. »Was ist denn los?«

»Martin wurde gestern nach der Schule verprügelt«, sagte sie über ihre Schulter.

»Was?« Sein Magen ballte sich zusammen und sein erster Gedanke galt Josh. Wenn dieser Mistkerl dahintersteckte, dann gnade ihm Gott. »Von wem?«

»Seine Mom sagt, er schweigt eisern.« Sie hielten vor einer Tür, an der ein Poster eines Lacrosse-Spielers hing, aber anstatt anzuklopfen, trat Julie gleich ein.

»Hi!« Martin richtete sich im Bett auf und schaute sie schockiert an. »Was macht ihr denn hier?« Wegen der dicken Lippe nuschelte er, außerdem war ein Auge halb zugeschwollen.

Julie setzte sich zu ihm. »Danke für die nette Begrüßung. Wir wollten dich wieder mit dem Auto mitnehmen. Was ist denn passiert?«

»Bin gegen eine Tür gelaufen«, sagte er, wobei er sie nicht anschaute.

Nick verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich neben das Bett, während Julie erwiderte: »Das hat dir nicht mal deine Mutter geglaubt.«

»Wenn ich verrate, wer das war, dann …« Aufschluchzend zog er sich die Decke über den Kopf.

Wütend ballte Nick die Hände zu Fäusten. »Das waren Josh und seine Pitbulls, stimmt’s?«

Das Schweigen unter der Decke reichte ihm als Antwort.

»Martin! Warum haben sie dich verprügelt?«

»Wenn ich dir das sage, bringst du mich um«, erklang es unter der Decke.

 

Nick riss sie ihm weg. »Was hast du erzählt?«

Julie schaute ihn entsetzt an. Ob sie dasselbe dachte wie er? »Du hast ihnen doch nicht gesagt, was ich bin?« Ihm wurde plötzlich ganz schlecht.

»Er wollte wissen, was mit dir los ist, warum du nicht verletzt bist, aber am Bauch eine Narbe hast, und warum du so gut Basketballspielen kannst.« Martin schnappte sich die Decke und drückte sie an seine Brust.

»Weiter!«

»Wo ist das denn passiert?«, fragte Julie ruhiger und bedachte Nick mit einem Blick, der besagte, dass er sich zurückhalten sollte.

Natürlich erkannte er Martins Angst, doch er kochte innerlich.

»Sie sind in meinen Bus eingestiegen und haben ihn an meiner Haltestelle verlassen. Ich hab sofort bemerkt, dass sie es auf mich abgesehen haben und wollte weglaufen – da hatten sie mich schon gepackt und hinter Mrs. Olesons Lagerschuppen gezerrt.« Tief atmete Martin durch, seine Stimme zitterte. »Nachdem er mir fast den Kiefer gebrochen hat, hab ich ihm gesagt, dass du ein Flaschengeist bist!« Er drehte sich auf den Bauch und heulte in sein Kissen. »Ich bin so ein Feigling.«

Sanft legte ihm Julie eine Hand auf den Rücken, wobei sie Nick mit hochgezogenen Brauen anblickte. »Wie haben sie reagiert?«

»Natürlich hat mir Josh nicht geglaubt und sie haben mich richtig verprügelt, bis ich ihm sagte, dass ich Beweise habe.«

»Beweise?« Nicks Kehle wurde trocken. »Was für Beweise?«

»Ich … Du wirst mich doch nicht in einen Frosch verzaubern, oder?«

Nick riss gleich der Geduldsfaden. »Rück endlich mit den Details raus, oder ich verwandle dich in eine Kakerlake!«

Martin schaute mit verheulten Augen über seine Schulter. »Das würdest du nicht wirklich tun, oder?«

»Natürlich nicht«, warf Julie ein, »aber wenn du nicht endlich redest, drehe ich dir den Hals um!«

Martin zog ein Taschentuch unter dem Kopfkissen hervor und schnäuzte sich heftig. »Ich habe gesagt, sie würden dich nicht sehen, wenn sie dich filmen oder ein Foto machen. Weil du eben ein Geist bist. Josh hielt das für eine blöde Ausrede, aber mir fiel ein, dass ich ja noch das Bild auf meinem Handy habe, als du verletzt am Baum gestanden hast und Julie dich stützte.

Josh glaubte an eine Fotomontage, doch er schickte seine Freunde weg und hat mich genau über den Abend ausgefragt. Und ich hab ihm alles erzählt. Er hat kein Wort dazu gesagt und mich schließlich losgelassen, sodass ich nach Hause laufen konnte.«

Schweigen senkte sich auf sie herab.

Nick war so wütend, dass er kurz davor war, etwas in die Luft zu sprengen.

Martin fand als Erster die Sprache wieder. »Jetzt hasst ihr mich bestimmt.«

»Nein, dich doch nicht«, sagte Nick. »Josh ist eine feige Sau, er allein ist an allem Schuld, du kannst nichts dafür. Es tut mir leid, dass du meinetwegen verprügelt wurdest.«

»Echt?« Martin schluchzte auf, neue Tränen liefen über seine Wangen.

»Mach dir keine Gedanken.« Julie drückte seine Hand und wandte sich dann an Nick. Sie wirkte aufgelöst. »Was sollen wir jetzt tun? Wenn sich das bereits in der Schule rumgesprochen hat …«

»Das müssen wir herausfinden. Vielleicht kann ich den Schaden noch eindämmen und Josh und seinen Anhang irgendwie vergessen lassen, was Martin ihnen erzählt hat.«

Julie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wir müssen jetzt auch dringend los. Wir schauen später noch mal bei dir vorbei. Bis dann.«

Sie wandten sich zum Gehen, als Martin fragte: »Könnt ihr Evan ausrichten, dass ich gestern unser Treffen nicht vergessen habe? Er denkt bestimmt, ich habe ihn versetzt, weil ich ihn nicht angerufen habe. Aber ich war ewig beim Arzt, und er hat sich dann auch nicht mehr gemeldet. Ich wusste nicht, wie ich ihm das alles erklären soll. Bestimmt ist er sauer.«

Julie nickte. »Ich sag ihm erst mal, dass du krank geworden bist. Vielleicht ruft er dich an oder besucht dich sogar. Dann sagst du ihm einfach, dass Josh dich verprügelt hat, weil … weil er einfach ein Arsch ist.«

Das hörte Nick mit Genugtuung.

»Danke«, hauchte Martin und lächelte vorsichtig. »Ich bin so froh, dass ihr meine Freunde seid.«

***

Dieses Mal konnte sich Nick kein bisschen auf den Unterricht konzentrieren, weil er es nicht bis zur Pause erwarten konnte. Als endlich die Glocke schrillte, verließ er vor Julie das Klassenzimmer und rannte in den Flur. Er hoffte, Josh über den Weg zu laufen, da sie eben unterschiedliche Kurse gehabt hatten. Julie wollte er aus der Sache heraushalten, weshalb er sie gebeten hatte, Evan zu suchen, um Martins Botschaft auszurichten.

Casanova und seine Handlanger lauerten ihm bereits auf, denn sie packten ihn und schubsten ihn in das vermüllte Klo, das niemand freiwillig betrat.

Nick wehrte sich nicht und wartete auf eine Gelegenheit, es ihnen heimzuzahlen. Doch erst musste er herausfinden, was sie wussten.

»Baker hat uns eine wirklich unglaubliche Geschichte aufgetischt, Tate.« Josh funkelte ihn böse an, wobei er ein Handy aus der Hosentasche zog. »Hast du ihm diesen Schwachsinn eingebläut?«

»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Nick klopfte das Herz bis zum Hals, als Pittbull Chris und Honiglöckchen Kyle ihn an die beschmierte Wand pinnten.

»Huhuuu«, heulte Josh wie ein Schlossgespenst und fuchtelte vor seinem Gesicht umher. »Du bist ein Flaschengeist!«

Chris und Kyle grölten.

Josh hielt das Handy vor sein Gesicht und schoss ein Foto. »Hier kommt der Beweis, huhuuu.«

Als er auf das Display schaute, verflog sein Lächeln.

»Was ist?« Kyles Finger bohrten sich so fest in Nicks Oberarm, dass er garantiert blaue Flecken bekam.

Casanova schwieg weiterhin, starrte nur auf sein Telefon. Ihm hatte es wohl die Sprache verschlagen. Nick wünschte, auch ein Handy zu besitzen, um Joshs dämlichen Gesichtsausdruck festzuhalten.

Nick schluckte schwer. Josh hatte den Beweis. Er war aufgeflogen.

»Und, ist er jetzt auf dem Foto?«, wollte Kyle wissen.

Als sich plötzlich Joshs kleiner Bruder neben ihm materialisierte, sagte Nick spontan: »Timmy gefällt nicht, wie du dich immer aufführst, Reed.«

»Wer ist Timmy?«, fragte Chris, während Josh käseweiß im Gesicht wurde.

»Raus mit euch«, knurrte er, »ich kläre das mit Tate allein.«

»Aber …«

»Na, macht schon!«

Die beiden ließen ihn los und gingen murrend zum Ausgang. Nick hatte nur noch diese Chance, zu handeln. Hoffentlich versagte er nicht!

Er schnippte, wobei er sich wünschte, Chris und Kyle würden alles vergessen, was Martin ihnen erzählt hatte und auch das, was sich eben abgespielt hatte. Die zwei kratzten sich am Kopf und blieben an der Tür stehen. »Was sollen wir noch mal tun?«, fragte Kyle.

»Lasst mich allein!«, zischte Casanova, woraufhin die beiden abzogen. Sobald die Tür geschlossen war, packte er Nick am Kragen. »Woher weißt du von Timmy?«

»Er steht neben dir.«

Abrupt ließ Josh ihn los. »Du lügst!«

»Ich bin ein Flaschengeist. Ich kann so was«, sagte er überheblich. »Oder siehst du mich etwa auf dem Foto?«

Timmy grinste ihn an. »Das stimmt, du bist ein Flaschengeist.«

Nick lächelte dem Jungen zu, während Josh noch einmal auf sein Handy blickte und es wegsteckte. Er schaute neben sich auf die Stelle, wo Timmy stand, aber natürlich sah er ihn nicht.

»Das mit Timmy hast du irgendwo aufgeschnappt!«

»Nein, ich kann mit ihm reden.« Nick ging in die Hocke und fragte den Jungen: »Warum bist du eigentlich so nass?«

»Ich bin in den Pool gefallen.«

»Aha.« Nick schaute zu Josh auf. »Er ist in den Pool gefallen.«

Josh taumelte einen Schritt zurück. »Es war ein Unfall!«

»Wie ist das passiert, Timmy?«

»Josh und ich haben Ball gespielt, doch das blöde Ding ist ins Wasser gehüpft. Ich bin hinterhergesprungen und wollte ihn rausholen.«

»Der Ball war also schuld«, sagte Nick und beobachtete genau Joshs Reaktionen.

Der stand reglos neben ihnen, nur sein Atmen ging heftig. Fassungslos starrte er Nick an.

»Und wo waren eure Eltern?«, wollte Nick wissen.

»Im Haus. Sie hatten uns eigentlich verboten, allein in den Garten zu gehen, aber Josh wollte unbedingt vor dem Essen noch Ball spielen.«

»Also ist Josh schuld, dass du so nass bist?«

Timmy zuckte mit den Schultern, während Casanova stammelte: »Mann, was redest du da?«

Kopfschüttelnd stand Nick auf. »Wärt ihr nur nicht in den Garten gegangen.«

Hektisch fuhr sich Josh durchs Haar und schaute zur Tür, aber noch waren sie allein.

»Also, Reed, falls du irgendjemandem erzählst, was ich bin, oder Martin noch einmal anfasst …« Er schnippte, sodass alle Klotüren zuknallten und Josh zusammenzuckte, »werde ich dich entweder in einen pickelgesichtigen Loser verwandeln oder jedem sagen, dass du deinen Bruder umgebracht hat.«

»Umgebracht?« Timmys Augen wurden groß.

Mist, der Kleine wusste anscheinend nicht, dass er ein Geist war!

»Ich wollte nicht, dass er ertrinkt«, sagte Josh leise. Seine Stimme klang erstickt, die Lippen bebten. »Es war ein Unfall! Wir waren noch so klein und konnten nicht schwimmen. Ich hab sofort nach Mom und Dad gerufen, aber als sie mich hörten, war es schon zu spät.« Er schluchzte laut auf, Tränen schwammen in seinen Augen. Beinahe tat er Nick leid.

»Ich bin tot?« Jetzt heulte auch Timmy. »Beachtet Josh mich deswegen nie?«

Vielleicht konnte der Junge endlich ins Licht gehen, auf die andere Seite, auf der nun auch Emma war, wenn er ihn mit der Wahrheit konfrontierte. Daher hockte sich Nick wieder hin und sagte: »Es tut mir leid, Timmy. Ich hatte keine Ahnung, dass du nicht gewusst hast …« Er räusperte sich. »Ihr seid Zwillinge, hast du gesagt?«

Timmy nickte so heftig, dass Wasser aus seinem nassen Haar spritzte, doch Nick spürte die Feuchtigkeit nicht.

»Schau mal, wie groß Josh ist, und du bist noch immer fünf Jahre alt.«

»Fast schon sechs!«, kam es wie aus der Pistole geschossen. Timmy verschränkte die Arme vor der Brust und rümpfte die sommersprossige Nase.

»Okay, fast schon sechs.«

Nun ging Josh ebenfalls in die Hocke. »Timmy ist wirklich hier?«

Obwohl Nick keine Lust verspürte, diesem Kerl etwas Gutes zu tun, fasste er an sein Handgelenk und wünschte sich, er würde seinen Bruder sehen. Nick glaubte nicht, dass es funktionierte. Bisher hatten nur Zauber funktioniert, die an Julie gekoppelt waren. Wobei … das stimmte nicht! Gerade eben die Türen, zuvor die Handtücher …

Als Josh plötzlich die Augen aufriss und »Timmy« murmelte, wusste Nick, dass es geklappt hatte.

Er wurde stärker. Endlich!

Leider musste er mit Josh in Kontakt bleiben, damit er seinen Bruder wahrnahm. Widerwillig hielt er ihn fest.

»Timmy«, sagte Josh und streckte die Hand nach ihm aus, doch er fasste durch ihn hindurch. Hastig zog er den Arm zurück.

Der kleine Blondschopf grinste. »Du redest endlich mit mir?«

»Ich …« Er wischte sich mit dem Unterarm über die Lider. »Ich hab dich nie gehört, obwohl ich oft dachte, du würdest in der Nähe sein.«

Timmy senkte den Blick. »Ich bin also wirklich tot?«

»Ja«, erwiderte Josh erstickt.

»Warum?«

»Du bist im Pool ertrunken.«

Timmy stapfte mit dem Fuß auf. »Dad hat mich doch rausgezogen!«

»Da hast du nicht mehr geatmet.« Zitternd holte Josh Luft. »Es tut mir so leid, ich hätte nicht mit dir nach draußen gehen sollen.«

Ob Josh deshalb Schuldgefühle hatte? Er sah sehr zerknirscht aus und wischte sich ständig über die Augen.

»Kannst du mir verzeihen, Timmy? Ich wollte nicht, dass du stirbst.« Josh schluchzte laut auf. »Bist du böse auf mich?«

»Das war doch nicht deine Schuld.« Erneut flog Wasser aus dem blonden Schopf, als Timmy ihn schüttelte. »Der blöde Ball ist in den Pool gehüpft, weil ich so schlecht geschossen habe.«

Plötzlich tauchte hinter dem Jungen eine schwebende goldglühende Kugel auf, die größer und größer wurde. Nick kannte dies bereits von Emma. Das war der Strudel, der die Geister ins Jenseits brachte.

Josh zuckte zusammen, aber als eine alte Frau am Ende des Tunnels sichtbar wurde, lächelte er. »Dort ist Granny.«

»Granny?« Timmy drehte sich um und schaute in den Wirbel. »Hallo, Granny!« Lachend winkte er ihr. »Warum ist es dort so hell? Wo ist sie, Josh?«

Mit hochgezogenen Brauen schaute er kurz auf Nick, bevor er sagte: »Im Paradies.«

 

»Paradies, cool!«, rief der Kleine. »Ist das so wie das Schlaraffenland?«

»Das weiß ich nicht, doch du kannst es ja herausfinden.«

»Ein Abenteuer!« Timmy hüpfte auf und ab. »Kommst du mit?«

Erneut wischte sich Josh über das Gesicht. »Noch nicht, aber später. Das verspreche ich dir.«

»Geh zu deiner Oma, sie wird sich jetzt um dich kümmern«, sagte Nick.

Der Kleine winkte ihnen. »Bis dann, Josh! Auf Wiedersehen, Flaschengeist!«

»Mach’s gut, Timmy«, murmelte Josh und starrte so lange auf den Strudel, bis er verschwunden war.

Sofort ließ Nick ihn los. Sie kamen auf die Beine, Josh schwankte leicht.

»Wow«, sagte Josh. »Da-danke, dass ich … dass du mir die Chance ermöglicht hast, mich von meinem Bruder zu verabschieden.«

Casanova schien auf einmal wie verändert. Wo war das arrogante Arschloch hin?

»Machen wir einen Deal«, sagte Nick vorsichtig. »Ich lösche dein Gedächtnis nicht, wenn du niemandem verrätst, was ich bin.«

Beschwichtigend hob er die Hände. »Ich schwöre dir, ich schweige wie ein Grab.«

»Und du wirst dir eine angemessene Entschuldigung für Martin ausdenken.«

Josh nickte eifrig.

»Okay.« Sie besiegelten den Schwur mit einem Handschlag. Dann wollte Nick die Toilette verlassen, doch Josh trat vor die Tür und räusperte sich.

»Hast du mich gestern beobachtet, als ich dort hinten …« Er schielte zu den Kabinen und Nick unterbrach ihn. »Ja, ich habe alles mitbekommen. Wieso machst du so einen Mist?«

»Ich schwöre, ich werde nie wieder Drogen verchecken.« Er senkte den Kopf. »Also hatte sich der Ast wirklich durch deinen Körper gebohrt und ich hab dich klein gesehen?«

»Hm.«

»Krass.« Tief atmete er ein und sagte leise: »Es war scheiße von mir, dass ich weggelaufen bin, als du so schwer verletzt warst, aber ich war so geschockt und hatte sofort an Timmy denken müssen und wie hilflos ich damals war. Ich hab mir immer die Schuld an seinem Tod gegeben.«

»Und deine Eltern?«

»Sie haben es nie gesagt, doch ich habe das Gefühl, dass sie mich dafür verantwortlich machen.« Zu Nicks Überraschung begann Josh freizügig zu erzählen. »Nach Timmys Tod sind wir bald umgezogen, hierher, in ein Haus ohne Pool. Mein Vater stürzte sich in Arbeit, meine Mutter ertränkte ihren Kummer in Alkohol und beachtete mich kaum mehr. Sie sind seit Timmys Tod nicht mehr dieselben. Und egal was ich tat, wie sehr ich mich anstrengte, ich erlangte nie ihre volle Aufmerksamkeit. Also begann ich Scheiße zu bauen, um ihnen zu zeigen, dass ich existiere. Das hatte nur zur Folge, dass sie mir alle Extras gestrichen haben. Als ich dann nicht mal ein Auto bekam, fing ich an zu dealen, damit ich mir das alles leisten konnte. Aber ich schwöre, ich hab den Mist niemals selbst genommen.«

»Ts.« Nick schnaubte. »Du hast das Zeug in die Drinks geschüttet, um Julie herumzubekommen.«

Josh kratzte sich am Kopf und sah ziemlich schuldbewusst aus. »Ich weiß, ich bin ein Idiot.«

»Immerhin besitzt du diese Selbsterkenntnis«, meinte Nick sarkastisch, doch seine Rachegedanken waren verflogen. Jetzt verstand er, warum sich dieser Egomane wie ein Arsch verhielt und so voller Wut steckte.

Josh räusperte sich erneut. »Pass mir auf Julie auf.«

»Wir sind nicht zusammen, falls du das meinst«, erwiderte er schnell, wobei sein Herz hart gegen den Brustkorb schlug. »Sie ist meine Herrin.«

Josh grinste. »Herrin – cool. Das werde ich niemandem erzählen. Versprochen.«

»Und denk an Martin.«

Josh nickte und senkte den Blick. Bevor sie den Raum verließen, sagte er noch einmal: »Danke, dass ich mich von Timmy verabschieden durfte.«

Auf dem Gang stießen sie auf Julie. Josh sagte »Hi« und verschwand im Getümmel, während sie Nick am Arm packte. »Ich hab dich schon überall gesucht!«

»Nicht überall«, erwiderte er lächelnd, froh, sie zu sehen.

»Was ist passiert?«

Nick erzählte ihr alles im Schnelldurchlauf. »Wusstest du von Timmy?«

»Nein, Josh hat ihn nie erwähnt.« Sie überreichte ihm seinen Rucksack, den er im Klassenzimmer zurückgelassen hatte, und gemeinsam marschierten sie zum nächsten Kurs, da die Pause bald zu Ende war.

Als Julie sagte: »Josh tut mir richtig leid«, verspürte er einen gewaltigen Anflug von Eifersucht. Obwohl er wusste, dass er dieses Gefühl ignorieren sollte und Julie niemals die Seine sein würde, nagte ihr Mitleid gewaltig an ihm.

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