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Der Held unserer Zeit: Kaukasische Lebensbilder

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Der Held unserer Zeit: Kaukasische Lebensbilder
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Вотъ тамъ, за рѣкою,
Средь рошкоши, блеска,
И старость, и младость,
Толпится, кружится,
Скользитъ но паркету
Подъ громы оркестра.
 
 
И зависть, злословье,
Коварство, притворство,
Соблазнь, сладострастье
Подъ маскою мѣрно,
Невольно, безъумно,
За ними несутся.
 
Князь М. Голицынъ.

Vorwort

Der vorliegende Roman wird zu den besten, in russischer Sprache geschriebenen, gezählt. Ich glaube, auch für den deutschen Leser wird er, obgleich in minder vollendeter Form wiedergegeben, nicht ganz ohne Interesse sein, da kaukasische Lebensbilder und so meisterhafte Naturschilderungen, wie sie hier geboten werden, noch keinesweges bei uns zu den Alltäglichkeiten gehören dürften.

Welchen Werth übrigens die Leistungen Lermontoff’s haben, beweist der Umstand, daß einer unserer stilgewandtesten, berühmtesten Schriftsteller, Hr. Bodenstedt, in jüngster Zeit den I. Band einer höchst eleganten Uebersetzung von Lermontoff’s poetischem Nachlasse veröffentlicht hat, deren Fortsetzung alle Freunde der russischen Literatur mit Wunsch und Freude entgegensehen. In demselben Werke theilt Hr. Bodenstedt Aufschlüsse über Lermontoff’s Leben und literarische Stellung mit, was mich jeder ferneren Bemerkung hierüber enthebt.

Als nicht unwesentlich dürfte noch der interessante Umstand hervorzuheben sein, daß der Held der nachstehenden Erzählungen, Petschorin, Niemand anders, als der nach dem Kaukasus verbannte Dichter selbst ist, und daß sein frühes Ende ihn auf dieselbe Weise ereilte, wie er es (S. 227), freilich in Bezug auf eine andere Person, todesahnend niedergeschrieben hatte.

August Boltz.

Bela

Ich fuhr mit Postfuhrwerk aus Tiflis. Die ganze Ladung meiner Teläga1 bestand aus einem kleinen Koffer, welcher zur Hälfte mit Reisenotizen über Grusien vollgestopft war. Zu Ihrem Glücke ist der größte Theil derselben verloren gegangen, der Koffer hingegen mit den übrigen Sachen blieb zu meinem Glücke unversehrt.

Die Sonne fing bereits an sich hinter den Eisrücken der Berge zu verstecken, als ich in das Koischaurskische Thal hineinfuhr. Mein Postillon, ein Ossete, trieb unermüdlich die Pferde an, um noch vor Nacht den Koischaur-Berg zu erreichen, und sang aus voller Kehle Lieder dazu. Welch’ herrlicher Ort ist dieses Thal! Von allen Seiten unersteigbare Berge, röthliche Felsen mit grünendem Epheu umhängt und von Gruppen des orientalischen Ahorns gekrönt; vergelbte Fragmente ausgespühlter Anschwemmungen, und dort, in lustiger Höhe, die goldige Franse der Schneemassen, und in der Tiefe die Aragwa, die im Verein mit einem andern namenlosen Flüßchen sich mit Geräusch aus der tiefen Finsterniß einer Kluft herauswindet, dann, einem Silberfaden gleich, sich dahinzieht und wie eine Schlange im Glanze ihrer Schuppen schimmert.

Am Fuße des Koischaur angelangt, hielten wir an einem Duchan2 still. Einige zwanzig Grusier und Gorzen3 trieben sich dort lärmend umher; nicht weit davon hielt eine Karawane Kameele zum Nachtlager. Hier sagte man mir, daß ich Ochsen zum Vorspann nehmen müsse, wenn ich meinen Wagen diesen verwünschten Berg hinaufschaffen wollte, denn es war bereits um die Herbstzeit und viel Glatteis, – und der Berg hat eine Länge von ungefähr zwei Werst.4

Es blieb mir nichts weiter übrig; ich miethete sechs Ochsen und einige Osseten. Einer von ihnen nahm meinen Koffer auf die Schultern und die andern fingen an den Ochsen, wenn auch fast nur durch bloßes Schreien, zu helfen.

Hinter meiner Teläga zogen vier Stiere eine andere über und über vollgepackte, mit einer Leichtigkeit herauf, daß es eine Freude war sie anzusehen. Dieser Umstand erregte meine Verwunderung. Hinter dem Wagen folgte dessen Eigenthümer, aus einem kleinen Kabardinerpfeifchen, das mit Silber beschlagen war, rauchend. Er trug einen Offiziersrock ohne Epaulettes, und eine verbrämte Tscherkessenmütze. Er mochte in den Fünfzigern sein; seine dunkle Gesichtsfarbe zeigte ganz klar, daß er schon seit langer Zeit mit der kaukasischen Sonne bekannt war; sein zu früh ergrauter Schnurrbart entsprach nicht seinem festen Gange und seinem rüstigen Aussehen. Ich ging an ihn heran und begrüßte ihn; er erwiederte schweigend meine Verbeugung und blies eine ungeheure Rauchwolke in die Luft.

„Es scheint daß wir Reisegefährten sind?“

Er antwortete abermals durch eine stumme Verbeugung.

„Sie gehen wahrscheinlich nach Stawropol? . . .“

– So ist’s . . . mit Kronssachen.

„Bitte, sagen Sie mit doch, woher kommt es, daß Ihren schwerbeladenen Wagen vier Ochsen spielend ziehen, während sechs dieser Thiere bei aller Hülfe der Osseten mit meinem leichten Wägelchen kaum von der Stelle kommen?“

Er lächelte verschmitzt und warf einen bedeutungsvollen Seitenblick auf mich. —

– Sie sind wahrscheinlich noch nicht lange im Kaukasus?

„Seit einem Jahre,“ antwortete ich.

Er lächelte abermals.

„Nun, und wozu das?“

– Nun, so! Es sind infame Bestien, diese Asiaten! Sie glauben wohl, die helfen mit ihrem Schreien? Der Teufel mag entziffern, was sie schreien; so viel ist gewiß, daß die Ochsen sie verstehen; und wenn Sie deren zwanzig vorspannten, – fangen die Kerls einmal an auf ihre Art zu schreien, so rühren sie sich nicht vom Flecke . . . . Infame Spitzbuben! Aber was fängt man mit ihnen an? . . Sie suchen die Reisenden um ihr Geld zu bringen, . . . und man hat die Schelme auch verdorben! Sie werden sehen, daß sie noch zu Ihnen kommen und Trinkgeld fordern. Ich kenne sie schon, mich führen sie nicht an!

„Sie dienen wohl schon lange hier?“

– Ja wohl, ich diente hier schon unter Alekséi Petrówitsch,5 antwortete er, indem er sich in die Brust warf. Als er hierher in die Linie kam, war ich Seconde-Lieutenant – fügte er hinzu – und unter ihm habe ich zwei fernere Grade im Kriege gegen die Gorzen erhalten.

„Und jetzt sind Sie . . .?“

– Jetzt gehöre ich zum dritten Linien-Bataillone. Und Sie, wenn ich fragen darf?

Ich sagte es ihm.

Hiermit brach unser Gespräch ab, und wir setzten unsern Weg schweigend neben einander fort. Auf der Höhe des Berges fanden wir Schnee. Die Sonne war untergegangen und die Nacht dem Tage ohne Abenddämmerung gefolgt, wie dies gewöhnlich im Süden der Fall ist; doch konnten wir beim Wiederscheine der Schneemassen den Weg ganz leicht erkennen, der sich noch immer bergan zog, obgleich nicht mehr so steil wie bisher. Ich ließ meinen Koffer auf die Teläga packen, befahl die Ochsen gegen Pferde umzuwechseln, und warf noch einen letzten Abschiedsblick hinunter in das Thal; allein ein dichter Nebel, der in strömenden Wogen aus den Felsklüften quoll, verdeckte es vollkommen, und kein einziger Laut berührte von dorther mehr unser Ohr. Die Osseten stürmten lärmend an und forderten Trinkgeld; allein der Stabskapitain schrie sie so zornig an, daß sie sich im Augenblicke aus dem Staube machten. – „Das ist ein Volk!“ sagte er „nicht Brod können sie auf russisch sagen, aber sie wissen recht gut, wie „Offizier, gieb Trinkgeld“ heißt! Nein, da ziehe ich mir noch die Tataren vor, das sind doch wenigstens keine Trinker . . . .“

Bis zur Station hatten wir noch ungefähr eine Werst zurückzulegen. Rundum war es still, so still daß man dem Fluge einer Mücke nach ihrem Summen hätte folgen können.

Links lagen tiefe, dunkle Felsenklüfte; hinter ihnen und vor uns zeichneten sich die dunkelbraunen Spitzen der Berge, mit Runzeln und Schneelagern bedeckt, gegen das blaße Himmelsgewölbe ab, an welchem der letzte matte Wiederschein des Abendrothes dahinstarb. Am dunkeln Himmel fingen die Sterne an zu schimmern, und, – sonderbar, es schien mir als ob sie hier höher hingen als bei uns im Norden. An beiden Seiten des Weges starrte nacktes, schwarzes Gestein empor; dann und wann guckte ein Gesträuch aus dem Schnee hervor, doch kein einziges vertrocknetes Blättchen regte sich und es that einem wohl, inmitten dieses Todesschlafes der Natur das Schnauben der ermüdeten Troika6 zu vernehmen, so wie das unregelmäßige Gebimmel des russischen Wagenglöckchens.

 

„Morgen wird herrliches Wetter sein!“ sagte ich. Der Stabskapitain antwortete kein Wort, sondern zeigte nur mit dem Finger nach einem hohen Berge, der sich grade vor uns erhob.

„Was ist da?“ fragte ich.

– Der Gudberg.

„Nun, und was ist mit dem?“

– Sehen Sie nur, wie er raucht.

In der That rauchte der Gudberg; an seinen Abhängen krochen leichte Wolkengebilde dahin, aber auf seinem Gipfel lagerte ein schwarzes Gewölk, so schwarz, daß es gegen den dunkeln Himmel wie ein schwarzer Fleck abstach.

Schon konnten wir die Poststation und die Dächer der sie umringenden Hütten erkennen, aus denen einladende Feuer uns entgegenblinkten, als sich ein feuchter, kalter Wind erhob, die Felsenklüfte zu heulen anfingen und ein feiner Regen herabfiel. Kaum hatte ich Zeit gehabt mir meine Burka7 umzuwerfen, als auch, schon Schnee fiel. Mit Ehrfurcht blickte ich auf den Stabskapitain.

– Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als hier zu übernachten, sagte er verdrießlich: in einem solchen Schneegestöber kann man diese Berge gar nicht passiren. Sag’ mal, sind am Kreuzberge schon Lawinen gestürzt, fragte er den Postillon.

„Noch nicht, Herr“ antwortete der Ossete, „aber es hängt viel, viel.“

In Ermangelung eines Passagierzimmers theilte man uns ein Nachtlager in einer räucherigen Hütte zu. Ich lud meinen Reisegefährten zu einem Glase Thee ein, denn ich führte meine eiserne Theemaschine – mein einziges Labsal auf meinen kaukasischen Reisen – immer mit mir. Die Hütte (hier Saklja genannt) lehnte sich von der einen Seite an den Felsen; drei schlüpfrige, feuchte Stufen führten zu ihrer Thüre. Tappend ging ich voran und stieß auf eine Kuh (der Viehstall vertritt bei diesen Leuten die Stelle des Bedientenzimmers). Ich wußte nicht wohin ich mich wenden sollte: da blöcken Schafe, dort knurren Hunde. Zum Glücke schimmerte an der Seite ein trüber Lichtstrahl durch und half mir eine andere thürähnliche Oeffnung finden. Ein ziemlich interessantes Bild eröffnete sich vor uns: Die umfangreiche Hütte, deren Dach sich auf zwei verräucherte Pfeiler stützte, war mit Menschen angefüllt. In der Mitte flackerte ein Feuer, das auf dem Fußboden angemacht war, und dessen Rauch, da er vom Winde aus der Oeffnung im Dache wieder zurückgetrieben wurde, sich rundum gleich einer so dichten Hülle ausbreitete, daß ich lange nichts zu unterscheiden vermochte; am Feuer saßen zwei alte Weiber, eine Menge Kinder und ein abgemagerter Grusier, alle in Lumpen. So blieb uns weiter nichts übrig; wir nisteten uns gleichfalls am Feuer ein, rauchten unser Pfeifchen und bald kochte die Theemaschine auf die einladendste Weise.

„Was für ein jämmerliches Volk!“ sagte ich zum Stabskapitaine, indem ich auf unsere schmutzigen Wirthsleute wies, die uns schweigend und in einer Art von Erstarrung anblickten.

– Und ein erzdummes Volk! antwortete er. Wollen Sie wohl glauben, daß sie durchaus nichts können, daß sie keiner Art von Bildung fähig sind! Da lobe ich mir doch unsere Kabardiner oder die Tschetschiner! Es sind zwar auch Räuber und Halsabschneider, aber ganz verzweifelte Tollköpfe; diese hingegen nehmen nicht einmal gern ein Gewehr zur Hand: einen anständigen Dolch findet man bei keinem einzigen. Und nun gar erst die Osseten!

„Sie waren also lange in Tschetschen?“

– Ja gewiß, ich lag wohl an die zehn Jahre mit einer Kompagnie in einer Festung, da bei Brückburg, – wissen Sie?

„Ich habe davon gehört.“

– Nein, mein Bester, was diese Händelmacher mir zu schaffen gemacht haben! Jetzt, Gott sei Dank, ist’s da weit ruhiger; aber früher, Gott bewahre! früher brauchte man nur hundert Schritt vom Walle abzugehen, und so ein zottiger Teufel saß wahrhaftig auf der Lauer: kaum hatte man ausgegähnt, so saß einem auch schon eine Schlinge um den Hals oder eine Kugel im Nacken. Aber tapfere Jungens! . . .

„Ei, da müssen Sie ja wahrhaftig recht viele Abentheuer erlebt haben?“ sagte ich, vor Neugierde brennend.

– Wie denn nicht! wahrhaftig.

Hier begann er seinen linken Schnurrbart zu flattiren, ließ den Kopf auf die Brust sinken und verfiel in Nachdenken. Ich hätte ihm gar zu gern irgend ein Geschichtchen abgelockt, – ein Wunsch, der übrigens allen Verfassern von Reisememoiren und allen Volksschriftstellern mit mir eigen ist. Unterdessen war der Thee fertig geworden; ich zog aus meinem Koffer zwei Feldbecher, schenkte sie voll und stellte einen derselben hin: „Ja, wahrhaftig!“ Dieser Ausruf gab mir große Hoffnungen. Ich weiß nur zu gut, wie sehr die alten Krieger im Kaukasus zu sprechen und zu erzählen lieben; es wird ihnen auch so selten geboten: wie mancher steht da fünf Jahre lang in irgend einem abgelegenen Winkel mit seiner Abtheilung, und hört die ganzen fünf Jahre über kein einziges „Guten Tag,“ weil der Feldwebel ihn nur mit „Ich wünsche Ihnen Gesundheit“8 begrüßt. Und was wüßten sie nicht alles zu erzählen! Rundum ein wildes, interessantes Volk, jeden Tag eine Gefahr; was für wunderbare Fälle kommen da nicht vor! Hier bedauert man unwillkührlich daß bei uns so wenig geschrieben wird.

„Wollen Sie nicht ein wenig Rum hinzufügen?“ fragte ich meinen Reisegefährten, „ich habe weißen, aus Tiflis; es ist jetzt kalt.“

– Nein, ich danke, ich trinke nicht.

„Wie so?“

– Je nun, so. Ich habe mir das Wort gegeben. Einmal, als ich noch Secondelieutenant war, müssen Sie wissen, und wir uns untereinander einmal recht etwas zu Gute gethan hatten, wird des Nachts plötzlich Alarm geschlagen; wir, angerissen wie wir waren, hinaus; ja, das wäre uns bald gut bekommen als Alexéi Petrówitsch es erfuhr – Gott soll mich bewahren, wie er böse wurde! Es fehlte nicht viel, so hätte er uns vor ein Kriegsgericht gestellt. Und so geschieht’s jedesmal: zu einer andern Zeit lebt man das ganze Jahr hindurch und sieht keine Menschenseele; nimmt man aber einmal ein Gläschen zu viel, so ist man auch ein verlorner Mensch!

Bei dieser Erzählung verlor ich fast wieder alle Hoffnung.

– Nun nehme man aber gar erst die Tscherkessen, fuhr er fort, wenn die sich erst bei Hochzeits- oder Begräbnißgelagen in Busa9 betrinken, dann kommt’s auch gleich an’s Einhauen. Ich war einmal mit Gewalt und noch dazu bei einem friedlichen Fürsten10 zu Gaste gezogen worden.

„So? Wie war denn das zugegangen?“

– Sehen Sie . . . (er stopfte sich eine Pfeife, that ein paar tüchtige Züge und begann zu erzählen) sehen Sie also, ich stand damals mit einer Kompagnie in einer Festung jenseits des Tereks, – es wird nun bald an die fünf Jahre sein. Da kam einmal um die Herbstzeit ein Transport mit Proviant an, und bei diesem Transporte befand sich ein Offizier, ein junger Mensch von ungefähr fünf und zwanzig Jahren. Er stellte sich mir in voller Uniform vor und eröffnete mir, daß er die Ordre erhalten habe bei mir in der Festung zu bleiben. Er war so zart, so weiß, seine Uniform war so neu, daß ich sogleich errieth, er sei erst unlängst nach dem Kaukasus gekommen.

„Sie sind wahrscheinlich aus Rußland hierherversetzt worden?“ fragte ich ihn. – „Zu befehlen, Herr Stabskapitain,“ war seine Antwort. Ich faßte ihn bei der Hand und sagte: Sehr erfreut, sehr erfreut; nur wird es Ihnen hier ein Bischen langweilig vorkommen . . . nun, wir wollen schon freundschaftlich mit einander leben. Indessen bitte ich Sie, nennen Sie mich nur ganz einfach Maksim Maksimitsch und dann – wozu denn diese volle Uniform? Kommen Sie nur immer in der Feldmütze zu mir.“ – Man wies ihm eine Wohnung an, und so setzte er sich denn in der Festung fest.

„Und wie hieß er?“ fragte ich Maksim Maksimitsch.

– Er hieß . . . Grigór Alexándrowitsch Petschórin. Ein feiner Junge, das kann ich Ihnen versichern; nur etwas Sonderling. So konnte er sich z. B. im Regen und Frost den ganzen Tag auf der Jagd umhertreiben: alle Anderen sind durchgefroren und abgemattet, aber ihm thut das nichts. Ein anderes Mal sitzt er am Fenster in seinem Zimmer; der Wind bläßt ein Bischen und er versichert einem, daß er sich erkältet habe; oder die Fensterlade schüttert etwas und er fährt zusammen und erbleicht, und doch habe ich ihn ganz allein gegen einen Eber angehen sehen; manchmal kriegte man Stundenlang kein Wort aus ihm heraus, fing er aber erst einmal an zu erzählen, ja da mußte man sich den Bauch vor Lachen halten . . . Ei ja, ein großer Sonderling, und er muß auch reich gewesen sein, denn was hatte er alles für kostbare Sächelchen! . . .

„Blieb er denn lange bei Ihnen?“ fragte ich weiter.

– Wohl ein Jahr; dafür wird mir aber auch dieses Jahr ewig im Gedächtniß bleiben! Hat der mir zu schaffen gemacht, nein, das kann ich Ihnen gar nicht sagen! Sehen Sie, es giebt wahrhaftig solche Leute, denen es schon in der Wiege bestimmt ist, daß ihnen ganz außergewöhnliche Dinge widerfahren werden!

„Außergewöhnliche Dinge?“ rief ich mit Neugierde aus, indem ich ihm Thee einschenkte.

– Ja, ich werde Ihnen gleich erzählen. In der Entfernung von ungefähr sechs Werst von der Festung lebte ein friedlicher Fürst. Sein Sohn, ein Junge von fünfzehn Jahren, hatte sich angewöhnt jeden Tag zu uns herüber zu reiten, bald nach diesem bald nach jenem, und Grigórii Alexándrowitsch und ich, wir hatten ihn auch wirklich ganz verwöhnt. Es war aber auch ein wackrer Junge, der alles machen konnte, was er nur wollte; im vollen Carriere hob er eine Mütze von der Erde auf oder feuerte ein Gewehr ab. Eins war nicht hübsch an ihm: er war ungeheuer auf’s Geld versessen. Einmal versprach ihm Grigórii Alexándrowitsch zum Spaße ihm einen Dukaten zu schenken, wenn er den schönsten Bock aus seines Vaters Heerde stehlen könne; und was meinen Sie? am andern Abend bringt er ihn bei den Hörnern herangeschleppt. Kam es einmal vor, daß wir ihn foppen wollten – gleich unterliefen seine Augen mit Blut und er griff nach dem Dolche. „Ei, Asamat, man thut Dir ja nichts zu Leide,“ pflegte ich dann zu sagen, „Dein toller Sinn wird Dich noch ins Verderben stürzen!“

– Einst kam der alte Fürst selbst zu uns herüber, um uns zur Hochzeit einzuladen; er verheirathete seine älteste Tochter und wir standen mit ihm in Gastfreundschaft; na, da konnten wir ihm doch nicht absagen, ob er schon ein Tatar war. Wir machen hin. Im Aúle11 kam uns ein ganzer Rudel Hunde mit lautem Gebell entgegen; die Weiber versteckten sich bei unserm Anblicke; diejenigen, deren Gesichter wir etwa sehen konnten, waren nichts weniger als schön. „Ich hatte eine weit bessere Meinung von den Tscherkessinnen,“ sagte Grigórii Alexándrowitsch zu mir. – Warten Sie nur! antwortete ich ihm, indem ich lächelte. Ich hatte schon die Meinige im Sinn.

 

– Bei dem Fürsten hatte sich bereits eine Masse Volk in der Hütte versammelt. Sie wissen, daß es bei den Asiaten Gebrauch ist alle diejenigen zur Hochzeit einzuladen, denen man begegnet oder die am Hause vorübergehen. Man empfing uns mit allen nur möglichen Ehrenbezeugungen und führte uns ins Gastzimmer. Ich übersah es indessen nicht aufzupassen, wohin sie unsere Pferde brachten, wissen Sie, für einen unvorgesehenen Fall.

„Wie begehen sie denn die Hochzeitsfeier?“ fragte ich den Stabskapitain.

– Ja, ganz gewöhnlich. Zuerst liest ihnen der Mulla etwas aus dem Koran vor, dann werden die jungen Leutchen und ihre Verwandten beschenkt, man ißt, trinkt Busa und endlich beginnt die Dschigitóffka,12 in welcher immer irgend ein abgerissener, schmieriger Hanswurst auf einer elenden, lahmen Mähre herumpojatzt und die verehrliche Gesellschaft belustigt. Zuletzt, gegen die Dämmerung, beginnt im Gastzimmer was wir einen Ball nennen würden. Irgend ein armer Greis kratzt auf einer dreisaitigen – ich weiß nicht mehr, wie sie das Ding nennen, – nun im Genre unserer Balaláika;13 – die Mädchen und die jungen Burschen stellen sich in zwei Reihen einander gegenüber, klatschen in die Hände und singen dazu. Dann tritt ein junges Mädchen und ein Bursche in die Mitte und fangen da an einander in Versen zuzusingen, was ihnen grade in den Kopf kommt, und die übrigen fallen im Chorus ein. Petschórin und ich nahmen die Ehrenplätze ein; plötzlich schritt die jüngste Tochter unseres Wirthes, ein Mädchen von sechszehn Jahren, auf ihn zu, und sang ihm . . wie soll ich doch sagen? . . sang ihm eine Art von Kompliment zu.

„Erinnern Sie sich noch dessen, was sie sang?“ fragte ich.

– Ja, ich glaube es war ungefähr so: „Wohl anzusehn, fürwahr, sind unsere jungen Dschigiten, Und ihre Káftane mit Silber ausgenäht, Doch schmucker noch als sie ist dieser junge Russenheld, In purem Golde blitzt sein reichbetreßter Waffenrock. Wie eine Pappel steht er zwischen ihnen prächtig da, In unserm Garten leider wächst sie nicht und blüht sie nicht.“

– Als sie von uns zurücktrat, raunte ich Grigórii Alexándrowitsch eben in’s Ohr: „Nun, wie gefällt Ihnen die?“ – „Wunderbar, wunderbar!“ antwortete er: „wie heißt sie?“ – „Sie wird Bela genannt“ entgegnete ich.

– Und wahrlich, sie war schön: hoch und schlank, und hatte schwarze Augen wie die der Berggemse, mit denen sie einem bis in die Seele hineinblickte. Petschórin verwandte, in Gedanken versunken, kein Auge von ihr, und auch sie blickte öfter verstohlen nach ihm hin. Indessen war Petschórin nicht der einzige, der die liebliche Fürstin mit Wohlgefallen betrachtete: aus einem Winkel des Zimmers blickten sie zwei bewegungslose, glutvolle Augen an. Ich sah genauer zu, wer es war, und erkannte meinen alten Bekannten Kásbitsch. Er war, wissen Sie, eigentlich weder einer von den friedlichen noch von den nichtfriedlichen. Es ruhte wohl so mancher Verdacht auf ihm, ob er gleich nie bei irgend einem Unfug war betroffen worden. Er brachte uns öfters Schafe in die Festung zum Verkauf und war immer sehr billig damit, ließ aber niemals mit sich handeln; was er forderte, mußte man geben, denn eher hätte er sich in Stücke hauen lassen, als das Geringste von seinem Preise abzulassen. Das Gerücht ging von ihm, daß er sich jenseits des Kúbans mit den Abréken, einem feindlichen räuberischen Völkerstamme, herumtrieb, und die Wahrheit zu gestehen, sah er auch ganz darnach aus, kurz, trocken, breitschultrig, eine rechte Räubergestalt . . . Aber gewandt, gewandt, wie der Teufel! Sein Beschmét14 war immer zerrissen und mit Flicken besetzt, aber sein Gewehr mit Silber ausgelegt; sein Pferd war in der ganzen Kabarda berühmt, – und wahrhaftig ein schöneres Thier kann man sich gar nicht vorstellen. Nicht umsonst beneideten ihn alle Raubreiter darum und bemühten sich mehr als einmal es ihm wegzustehlen, was ihnen indessen nicht gelang. Ich sehe dies edle Thier ordentlich vor mir stehen: Schwarz wie Pech, Füße wie Saiten, und Augen nicht schlechter wie Bela’s Augen. Und was, für eine Kraft! Funfzig Werst in vollem Trabe; dabei war es so zahm, daß es wie ein Hund hinter seinem Herrn drein lief; sogar seine Stimme kannte es! Und wie oft geschah es, daß er es gar nicht anband. So ein rechtes Räuberpferd! . . .

– An diesem Abend war Kásbitsch finstrer als sonst und ich bemerkte, daß er unter dem Beschmét ein Panzerhemd an hatte. „Nicht umsonst hat er dies Panzerhemd an,“ dachte ich, „er führt gewiß irgend was im Schilde.“

– Es war schwül in der Hütte, und ich trat hinaus, mich an der Luft zu erfrischen. Nacht lag schon auf den Bergen und Nebel strich an den Felsklüften hin.

– Ich ließ mir einfallen, mich unter das Wetterdach zu begeben wo unsere Pferde standen, um nachzusehen ob sie Futter hätten, und weil überdies Vorsicht nie schaden kann: ich hatte ein herrliches Pferd mit, und schon mehr als Ein Kabardinzer hatte es wohlgefällig in’s Auge gefaßt, und dabei ausgerufen: Jakschi tsche, tschek jakschi!15

– Ich ducke mich längs des Plankenzaunes hin, und plötzlich hör’ ich Stimmen; die eine Stimme erkannte ich sogleich: das war der Wildfang Asamat, der Sohn unseres Wirthes; die andere sprach seltener und leiser. „Wovon schwatzen die da wohl?“ dacht’ ich: „doch wohl nicht gar von meinem Pferde?“ Da kauerte ich mich bei dem Zaune nieder, und fing an zu horchen, bemüht, daß kein einziges Wort mir entginge. Doch der Lärm der Gesänge und das Gewirr der Stimmen, die aus der Hütte herausschallten, verschlangen bisweilen das mir so interessante Gespräch. —

– „Du hast ein herrliches Pferd!“ sagte Asamat, „wäre ich Herr im Hause und hätte eine Herde von dreihundert Stuten, so gäbe ich wohl die Hälfte für Deinen Renner, Kásbitsch!“

– Aha, Kásbitsch! dachte ich und erinnerte mich des Panzerhemdes.

– „Ja,“ antwortete Kásbitsch nach einigem Schweigen, „in der ganzen Kabárda findet man kein solches. Einstmals, – das war jenseits des Téreks – zog ich mit den Abréken aus, russische Pferdeherden wegzunehmen; es glückte uns nicht, und wir wurden versprengt, der eine dahin, der andere dorthin. Hinter mir her waren vier Kosaken schon hörte ich das Geschrei der Giauren und vor mir war ein dichter Wald. Da duckte ich mich in den Sattel, übergab mich dem Allach und zum erstenmal im Leben beleidigte ich das Pferd durch einen Schlag mit der Peitsche. Wie ein Vogel streifte es zwischen den Zweigen dahin; scharfe Stechpflanzen zerrissen meine Kleidung, dürre Aeste von Zwergrüstern schlugen mir im Gesicht herum. Mein Pferd setzte über die Baumstumpfe und riß mit der Brust das Gesträuch auseinander. Ich hätte besser gethan das Pferd am Saume des Waldes laufen zu lassen, mich selbst aber zu Fuß im Walde zu verstecken, es that mir aber leid mich von ihm zu trennen. Und der Prophet belohnte mich. Einige Kugeln sausten über meinen Kopf dahin, ich hörte schon die heißverfolgenden Kosaken dicht hinter mir . . Plötzlich gähnt vor mir eine tiefe Wasserschlucht; mein Renner stutzte – und sprang. Seine Hinterhufe glitten von dem jenseitigen Uferrande ab, und er hing an den Vorderfüßen; ich warf die Zügel weg, und flog in die Schlucht hinab; dies rettete mein Pferd: es sprang hinauf. Die Kosaken sahen alles mit an, doch keiner von ihnen ließ sich hinab, mich zu suchen: sie dachten wohl ich müsse den Hals gebrochen haben, und ich hörte, wie sie sich in Bewegung setzten mein Pferd aufzufangen. Das Blut stockte mir im Herzen, ich kroch im tiefen Grase längs der Schlucht hervor, – ich sehe: der Wald war zu Ende, einige Kosaken reiten aus ihm auf die Haide heraus, und siehe! mein Karagös sprengt grade auf sie los; alle warfen sich mit Geschrei hinter ihm her; lange, lange verfolgten sie ihn, besonders einer war zweimal nahe daran, ihm die Schlinge über den Hals zu werfen; ich erbebte, senkte die Augen, und fing an zu beten. Nach einigen Augenblicken erhebe ich sie wieder – und siehe da! mein Karagös fliegt mit wehendem Schweife, dem freien Winde gleich, daher; die Giauren hingegen schleppen sich, einer weit hinter dem andern, auf den abgequälten Pferden durch die Steppe. Beim Allach! es ist wahr, es ist wahrhaftig wahr! Bis zur späten Nacht saß ich in meiner Schlucht. Plötzlich, was denkst Du wohl, Asamat? in der Finsterniß hör’ ich, daß am Rande der Schlucht ein Pferd läuft, schnaubt, wiehert und mit den Hufen auf die Erde stampft; ich erkannte die Stimme meines Karagös das war er, mein Gefährte! . . . Von der Zeit an blieben wir unzertrennlich.

Und man konnte hören, wie er mit der Hand den glatten Hals seines Renners sanft klopfte, indem er ihm verschiedene zärtliche Benennungen gab.

– „Wenn ich eine Herde von tausend Stuten hätte,“ sagte Asamat, „ich würde sie Dir ganz für Deinen Karagös hingeben!“

„Jok, ich gäb’ ihn nicht dafür,“ antwortete Kásbitsch gleichgültig.

– „Höre, Kásbitsch,“ sagte schmeichelnd Asamat zu ihm, „Du bist ein guter Kerl, Du bist ein tapferer Dschigit; mein Vater aber fürchtet die Russen, und läßt mich nicht in die Berge; überlaß mir Dein Pferd, und ich will alles thun, was Du nur verlangst, ich stehle für Dich meinem Vater seinen besten Karabiner, seine beste Scháschka,16 was Du nur wünschest, – seine Scháschka ist eine ächte Gúrda: Du brauchst nur die Schneide an die Hand zu legen, so saugt sie sich von selbst in’s Fleisch; und sein Panzerhemd ist mindestens so gut wie Deines.“

– Kásbitsch schwieg.

– „Das erstemal, als ich Dein Pferd sah,“ fuhr Asamat fort, „als es unter Dir sich im Kreise drehte und mit aufgeblasenen Nüstern dahinsprang, und unter seinen Hufen hervor die Steine in Funken stoben, da ging in meiner Seele etwas Unbegreifliches vor, und von der Zeit wurde mir alles andere zuwider: auf die besten Renner meines Vaters sah ich mit Verachtung; ich schämte mich auf ihnen mich zu zeigen, und Traurigkeit übernahm mich ganz; und harmvoll versaß ich auf einem Felsen ganze Tage, und in jedem Augenblicke erschien mir in Gedanken Dein schwarzer Renner mit seinem edlen Gange und seinem glatten, pfeilgraden Rücken; er blickte mich mit seinen muntern Augen an, als ob er sprechen wollte. Ich werde sterben, Kásbitsch, wenn Du mir ihn nicht überlässest!“ sagte Asamat mit zitternder Stimme.

Ich glaubte zu hören, daß er zu weinen anfing: dabei muß ich Ihnen sagen, daß Asamat ein erztrotziger Bube war, dem man bisher mit nichts Thränen abzudringen vermocht hatte, sogar als er noch ganz jung war.

– Zur Antwort auf seine Thränen war nur eine Art Hohngelächter vernehmbar.

– „Höre!“ sagte Asamat mit fester Stimme, ich bin zu Allem entschlossen. Willst Du, daß ich für Dich meine Schwester stehle? Wie tanzt sie schön! und wie sie singt! auch nähet sie in Golde aus, wundervoll! Solch eine Genossin hat wohl der türkische Padischa kaum . . . Willst Du? Erwarte mich morgen in der Nacht dort, in der Schlucht, wo der Wildbach fließt: ich werde mit ihr zum benachbarten Aúle vorübergehen, – und sie ist Dein. Ist denn wohl Bela nicht Deinen Renner werth?

– Lange, lange schwieg Kásbitsch; endlich, anstatt der Antwort, stimmte er mit halber Stimme ein altes Liedchen an:

 
Schönheiten giebt’s hier im Aúle gar viel,
Sternen gleich funkelt des Augenpaars Spiel.
Süß, sie zu lieben – ein Loos zu beneiden;
Heit’rer noch, nie von der Freiheit zu scheiden.
Gold schafft der Frauen mir drei oder vier,
Doch solch ein Roß, sagt, wo schaff’ ich es mir?
Rasch durch die Stepp’, wie der Wind, eilt’s im Fluge,
Fern jedem Wechsel, fern jedem Truge.
 

Vergebens bat ihn Asamat wiederholentlich, einzuwilligen, und weinte und schmeichelte ihm und schwur; endlich unterbrach ihn Kásbitsch ungeduldig:

– „Geh fort, thörigter Junge! Wo willst Du wohl auf meinem Pferde reiten? Bei den ersten drei Schritten wirft es Dich ab, und Du zerschlägst Dir das Genick auf den Steinen.“

1Ein leichter Bauer- (Post-) wagen, der nicht in Federn hängt.
2Duchan persisch, Dorf, Station.
3Gorzü, Bergvölker, gewöhnliche Benennung aller Kaukasier.
47 Werst = 1 deutsche Meile.
5Dem General Grafen Jermóloff.
6Dreigespann.
7Ein kurzer zottiger Filzmantel, vorzüglich bei den im Kaukasus stehenden Kosaken im Gebrauch.
8Die vorgeschriebene Begrüßungsformel für Untergebene, welches Ranges sie auch sein mögen, gegen ihre Vorgesetzten.
9Getränk aus Buchweizenmehl.
10Der Rußlands Oberhoheit anerkannt hatte.
11Aúl, Dorf der kaukasischen Völkerschaften.
12Kaukasischer Nationaltanz.
13Eine jämmerliche Nachbildung der Guitarre.
14Kurzes enganliegendes Unterkleid der tatarischen Völkerschaften.
15Worte des Beifalls in tatarischer Sprache.
16Scháschka heißt der krumme Säbel der Tscherkessen und Kosaken.
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