Tom Sawyer, der kleine Detektiv

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Tom Sawyer, der kleine Detektiv

Mark Twain

Inhaltsverzeichnis

Über den Autoren

Tom der kleine Detektiv

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Impressum

Über den Autoren

Mark Twain, eigentlich Samuel Langhorne Clemens (* 30. November 1835 in Florida, Missouri; † 21. April 1910 in Redding, Connecticut), war ein amerikanischer Schriftsteller.

Mark Twain

Tom der kleine Detektiv

Von Huck Finn erzählt

Erstes Kapitel

Ein Jahr war herum, seitdem Tom Sawyer und ich unsern alten Neger Jim befreit hatten, der auf der Farm von Toms Onkel Siln Arkansas als fortgelaufener Sklave in Ketten gelegt worden war. Nun wurde es Frühling; der gefrorene Boden taute auf und mildere Lüfte wehten. Immer näher winkte die Zeit, wo man wieder barfuß gehen konnte; dann kam das Murmelspiel an die Reihe, später Kreisel und Reifen oder man ließ den Drachen steigen, und wenn es endlich Sommer geworden war ging's zum Schwimmen. Doch das lag unabsehbar fern, und der Gedanke, wie lange es noch dauern muß, bis der Sommer kommt, macht unsereinen ganz schwermütig. Dann schleicht so ein armer Junge trübselig umher; er seufzt und stöhnt und weiß nicht was ihm fehlt. Er sucht sich ein einsames Fleckchen hoch oben am Berghang, wo er weit hinausschauen kann, wie der große Mississippi sich um eine Landzunge nach der andern windet, bis er mit der dämmerigen Ferne verschwimmt. Alles ist so still und feierlich wie beim Begräbnis, und man wünscht, man wäre selber tot und begraben, damit das Erdenleid ein Ende hätte.

Wißt ihr, wie die Krankheit heißt? Man nennt sie Frühlingsfieber. Und wenn sie einen befällt, hat man immerzu Herzweh, man weiß nicht wonach. Man möchte weit weg von dem ewigen Einerlei der alltäglichen Dinge, die einem zum Ueberdruß sind. Etwas Neues sehen und als Wanderer in fremde Länder ziehen, wo alles wunderschön, geheimnisvoll und noch nie dagewesen ist – ja, danach sehnt man sich. Doch nimmt man allenfalls auch mit einer kleineren Wanderschaft fürlieb und ist froh, wenn man überhaupt fort kann.

Also, wir beide litten stark am Frühlingsfieber, Tom Sawyer und ich. Aber es war gar keine Aussicht vorhanden, daß Tom etwa die Schule versäumen und über Land gehen durfte; seine Tante Polly hielt das für Zeitverschwendung und hätte es nie zugegeben. Recht mutlos und niedergeschlagen saßen wir eines Tages gegen Sonnenuntergang draußen auf den Steinstufen und bliesen Trübsal; da kam Tante Polly mit einem Brief in der Hand gegangen.

»Tom,« sagte sie, »du wirst wohl dein Bündel schnüren müssen, um dich nach Arkansas auf den Weg zu machen – Tante Sally verlangt nach dir.«

Ich hätte vor Freude aus der Haut springen mögen und glaubte nicht anders, als daß Tom seiner Tante um den Hals fallen und sie halbtot herzen würde; aber er saß stockstill da und that keinen Mucks. Warum er nur solch ein Narr war, die herrliche Gelegenheit, die sich ihm bot, nicht beim Schopf zu fassen? Sie konnte ihm leicht entgehen, wenn er jetzt nicht bald den Mund aufthat und sagte, wie froh und dankbar er wäre. Ich war ganz außer mir und dem Weinen nahe, als er immer weiter lernte und lernte und zuletzt ganz gelassen sagte:

»Es thut mir sehr leid, Tante, aber davon kann wirklich jetzt keine Rede sein!« – Da hätt' ich ihn totschießen können.

Tante Polly war wie vor den Kopf geschlagen und so voll Zorn über die freche Antwort, daß sie eine ganze Minute lang sprachlos dastand und mir Zeit ließ, Tom einen Puff zu geben und ihm zuzuflüstern:

»Bist du denn übergeschnappt? Wie kannst du ein solches Glück wegwerfen und mit Füßen treten?«

Aber das machte ihm keinen Eindruck. »Schweig still, Huck Finn,« brummte er, »soll sie's etwa merken, daß ich für mein Leben gern hin möchte? Gleich würden ihr tausend Zweifel kommen – lauter eingebildete Krankheiten, Gefahren und Hindernisse. Im Handumkehren hätte sie die Erlaubnis zurückgenommen. Laß mich nur machen, ich weiß schon, wie man sie behandeln muß.«

Na, so was wäre mir nie eingefallen; aber Tom hatte recht, wie immer. Ein Schlaukopf erster Sorte und nie unbesonnen – der läßt sich nicht verblüffen. Jetzt hatte Tante Polly sich vom Schreck erholt, und nun ging's los:

»So – davon kann nicht die Rede sein? Hat man je so was gehört! Und das sagst du mir ins Gesicht? – Auf der Stelle gehst du hinauf und packst deine Siebensachen. Kein Wort mehr, das bitt' ich mir aus – sonst setzt's Hiebe.«

Sie gab ihm noch eine Kopfnuß mit dem Fingerhut als wir uns duckten und rasch an ihr vorbeiliefen. Tom fing an zu flennen und wir sprangen die Treppe hinauf. Oben in seinem Zimmer fiel er mir um den Hals und war wie wahnsinnig vor Freude, weil's nun auf die Reise ging.

»Sie wird's bald bereuen, daß sie mich fortgelassen hat,« sagte er. »Aber nun weiß sie keinen Ausweg und kann's nicht wieder rückgängig machen, dazu ist sie viel zu stolz.«

In zehn Minuten war Tom mit Packen fertig, bis auf das, was seine Tante und Mary an Sachen dazu thun würden; dann wartete er noch zehn Minuten, damit sich ihr Zorn abkühlen und sie wieder sanft und freundlich werden sollte. »Wenn sie nur halb aus dem Häuschen ist,« sagte er, »braucht sie zehn Minuten sich zu erholen; habe ich sie aber ganz wild gemacht, dann dauert es zwanzig Minuten, und das ist jetzt so ein Fall.« Nun gingen wir rasch hinunter, weil wir vor Neugierde brannten zu hören, was Tante Sally eigentlich geschrieben hatte.

Der Brief lag auf Tante Pollys Schoß und sie saß ganz in Gedanken versunken da. Als wir Platz genommen hatten, sagte sie:

»Unsere Leute dort unten sind in großer Trübsal; sie hoffen, ihr werdet sie zerstreuen, du und Huck Finn, und ein rechter Trost für sie sein. Na, ihr beide seid mir ein paar nette Tröster! – Die Sache ist nämlich so: Ein Nachbar von ihnen, Brace Dunlap, hat vor drei Monaten um die Hand ihrer Benny angehalten. Sie haben lange mit der Antwort gezögert und ihm endlich geradeheraus erklärt, daß aus der Heirat nichts werden könnte. Das hat er ihnen sehr übel genommen, und nun machen sie sich Kummer darüber. Mir scheint, sie wollen's nicht ganz mit dem Nachbar verderben, denn um ihn zu versöhnen haben sie seinen nichtsnutzigen Bruder als Gehilfen auf der Farm in Dienst genommen, obgleich ihre Mittel das kaum erlauben und der Mensch ihnen so wie so nur im Wege ist. Wer sind denn diese Dunlaps?«

»Sie wohnen etwa eine Meile von Onkel Silas' Besitzung, Tante – alle Farmen dort in der Gegend sind gleich weit von einander entfernt. Brace Dunlap ist viel reicher als die andern Nachbarn und hat einen ganzen Haufen Neger. Er ist ein kinderloser Witwer, sechsunddreißig Jahre alt, dabei sehr stolz und hochfahrend, so daß alle Welt vor ihm zu Kreuze kriecht. Vermutlich hat er gedacht, er brauchte nur bei irgend einem Mädchen anzuklopfen, das er zur Frau wollte; es wird ihn nicht wenig gewundert haben, daß er Benny nicht bekommen kann. Sie ist nur halb so alt wie er und das süßeste, reizendste – – na, du kennst Benny ja selbst. Mir thut nur der arme alte Onkel Silas leid, der sich aufs äußerste einschränken muß und einen Thunichtgut wie den Jupiter Dunlap in Dienst nimmt, bloß um seinem hochnäsigen Bruder einen Gefallen zu thun.«

»Ist das ein Name – Jupiter! Wo hat er den her?«

»Es ist nur ein Spitzname; wie er eigentlich heißt, weiß wohl kein Mensch mehr. Man nennt ihn schon siebenundzwanzig Jahre lang so, seit er zum erstenmal baden ging. Da sieht der Schulmeister, daß er am linken Bein über dem Knie ein rundes braunes Mal hat, so groß wie ein Zehnpfennigstück und vier kleinere Mäler drum herum und sagt, es erinnere ihn an Jupiter und seine Monde. Den Kindern kam das komisch vor, sie fingen an ihn Jupiter zu nennen, und der Name ist ihm geblieben bis auf den heutigen Tag. Er ist groß und faul, verschmitzt, hinterhältig und feige, dabei aber doch wieder gutmütig. Keinen roten Heller nennt er sein eigen; Brace giebt ihm das Gnadenbrot und seine abgelegten Kleider, auch seine Verachtung obendrein. Jupiter trägt langes Haar, aber keinen Bart; er ist ein Zwilling.«

»So? Wie sieht denn der andere Zwillingsbruder aus?«

»Man sagt, er gleicht Jupiter auf ein Haar; wenigstens früher – jetzt hat man ihn seit sieben Jahren nicht gesehen. Als er neunzehn oder zwanzig Jahre alt war, wurde er bei einem Einbruchsdiebstahl ertappt und ins Gefängnis gesteckt. Aber er entkam nach dem Norden und beging bald hier bald dort Raub oder Diebstahl; doch das ist lange her. Jetzt ist er tot; das heißt, die Leute behaupten es – man hört eben nichts mehr von ihm.«

 

»Wie hieß denn der?«

»Jack.«

Es entstand eine Pause; die alte Dame war offenbar mit ihren Gedanken beschäftigt. Endlich sagte sie:

»Am meisten macht sich Tante Sally Sorge darüber, daß der Onkel immer in so furchtbaren Zorn gerät über diesen Jupiter.«

»Was,« rief Tom verwundert, »Onkel Silas? Das ist wohl nur ein Scherz – der kann ja gar nicht zornig werden!«

»Die Tante schreibt, er wird oft so wütend, daß sie immer fürchtet, er könnte sich thätlich an dem Mann vergreifen.«

»Da hört aber alles auf! – Onkel ist ja so sanft wie ein Lamm.«

»Er soll wie ausgewechselt sein durch das ewige Zanken und Streiten. Die Nachbarn reden schon darüber und schieben alle Schuld auf den Onkel, weil er ein Prediger ist und Frieden halten müßte. Tante Sally sagt, er schämt sich ordentlich, auf die Kanzel zu steigen; auch hat die Gemeinde das Vertrauen zu ihm verloren und er ist gar nicht mehr so beliebt wie früher.«

»Wie sonderbar! Onkel war doch immer so sanft und freundlich, so zerstreut, so träumerisch, so voller Einfalt und Herzensgüte, kurz ein wahrer Engel. Wie kann das nur zugegangen sein?«

Zweites Kapitel

Wir hatten riesiges Glück. Auf einem Raddampfer, der vom Norden gerade nach der Sumpfgegend von Louisiana steuerte, kamen wir den ganzen Mississippi bis zur Farm in Arkansas hinunter und brauchten nicht einmal in St. Louis das Boot zu wechseln. Eine Fahrt von fast tausend Meilen in einem Zug.

Man fühlte sich recht einsam auf dem Dampfer, denn die wenigen Passagiere waren alte Männer, die weit von einander auf Deck saßen und schliefen oder sich still verhielten. Vier Tage dauerte die Fahrt auf dem Oberen Mississippi, weil wir so oft auf den Grund gerieten, aber langweilig fanden wir Jungen es gar nicht – wie kann man sich langweilen, wenn man auf Reisen ist! –

Gleich nach der Abfahrt hatten Tom und ich herausgebracht, daß in der Kajüte neben unserer jemand krank liegen müsse, weil das Essen immer hineingetragen wurde. Wir erkundigten uns danach, und der Kellner sagte, der Mann da drinnen sähe gar nicht krank aus.

»Aber, er muß doch krank sein.«

»Wohl möglich – ich weiß nicht – mir scheint, er stellt sich nur an.«

»Woher glaubt Ihr das?«

»Na, wenn er krank wäre, würde er sich doch mal ausziehen, aber das thut er nicht. Wenigstens seine Stiefel behält er immer an.«

»Ist das möglich? Auch wenn er zu Bett geht?«

»Auch dann.«

Ein Geheimnis! Das war Wasser auf Toms Mühle.

»Wie heißt denn der Mann?«

»Phillips; in Alexandria ist er an Bord gekommen.«

»Und hat er noch andere Eigenheiten?«

»Nein – nur schrecklich ängstlich ist er. Tag und Nacht hält er seine Thür verschlossen, und wenn man klopft macht er nur ein Ritzchen auf und guckt erst wer da ist.«

»Wahrhaftig, den möchte ich gern zu sehen bekommen. Sagt mal – könntet Ihr nicht die Thür weit aufmachen, wenn Ihr wieder hineingeht, so daß – –«

»Bewahre. Das würde auch wenig nützen. Er stellt sich immer hinter die Thür.«

Tom dachte eine Weile nach.

»Wißt Ihr was? Gebt mir Eure Schürze und laßt mich morgen das Frühstück hineintragen. Ihr bekommt auch einen Vierteldollar.«

Der Kellner war es zufrieden, wenn der Oberkellner nichts dagegen hätte.

»Mit dem will ich's schon abmachen,« sagte Tom. Und richtig, am nächsten Morgen hatten wir jeder eine Schürze um und trugen die Speisen hinein.

Tom hatte die ganze Nacht wach gelegen und sich den Kopf zerbrochen über Phillips und sein Geheimnis. Das war verlorene Mühe nach meiner Ansicht; viel besser, wir kamen selbst dahinter wie die Sachen wirklich standen, statt uns erst allerlei Falsches auszudenken. »Ich kann's ja abwarten,« dachte ich und ließ mich im Schlaf nicht stören.

Als Tom morgens an die Thür klopfte, guckte der Mann durch die Spalte, ließ uns herein und schloß rasch hinter uns zu. Aber, Donnerwetter – als wir ihn ansahen, hätten wir vor Schreck fast die Kaffeebretter fallen lassen.

»Du meine Güte – Jupiter Dunlap – wo kommt Ihr denn her?« rief Tom.

Natürlich war der Mann überrascht und zuerst sah er aus als ob er nicht wüßte, sollte er sich fürchten oder freuen. Er war ganz bleich geworden, doch bald bekam er wieder Farbe im Gesicht und fing an mit uns zu plaudern, während er sein Frühstück aß.

Nach einer Weile sagte er: »Ich bin gar nicht Jupiter Dunlap; doch heiß' ich auch nicht Phillips. Wenn ihr schwören wollt reinen Mund zu halten, will ich euch offenbaren wer ich bin.«

»Wir verraten nichts,« rief Tom; »aber wenn Ihr nicht Jupiter Dunlap seid, braucht Ihr mir Euern Namen nicht erst zu sagen.«

»Wieso?«

»Weil Ihr ihm gleicht wie ein Ei dem andern. Ihr seid sein Zwillingsbruder Jack.«

»Da kannst du recht haben. Aber, sag' mal, Junge, woher kennst du uns denn alle beide?«

Nun erzählte ihm Tom, was wir im vergangenen Sommer für Abenteuer auf Onkel Silas' Farm erlebt hatten. Als er hörte, daß wir alle seine Familienverhältnisse und seine eigene Lebensgeschichte kannten, wurde er ganz offenherzig und mitteilsam. Er sagte, er wäre von jeher ein Thunichtgut gewesen, auch jetzt sei er ein schlechter Kerl und würde wohl sein Lebtag ein Taugenichts bleiben. Freilich sei es ein gefährliches Ding und – –

Er brach plötzlich ab und hielt die Hand ans Ohr um zu lauschen. Wir sprachen kein Wort; ein paar Sekunden blieb alles mäuschenstill. Man hörte nichts als das Knarren des Holzwerks und das Bumbum der Maschine im Schiffsraum.

Um ihn zu beruhigen fingen wir an, ihm allerlei von seiner Familie zu berichten: daß Brace seine Frau vor drei Jahren verloren hätte und als er Benny heiraten wollte von ihr einen Korb bekommen habe, daß Jupiter bei Onkel Silas in Arbeit stehe, der immer in Streit mit ihm sei, und dergleichen mehr. Auf einmal lachte er laut auf.

»Jungens,« rief er, »euer Geplapper versetzt mich ganz in alte Zeiten zurück; mir wird ordentlich wohl dabei. Seit länger als sieben Jahren hab' ich so was nicht mit angehört. Was spricht man denn aber von mir in der Nachbarschaft?«

»Von Euch spricht man schon lange nicht mehr; höchstens alle Jubeljahr wird Euer Name einmal erwähnt.«

»Ist's möglich! Und wie kommt denn das?«

»Weil man Euch für längst gestorben hält.«

»Wirklich? Sprichst du auch die Wahrheit?« Er war in großer Erregung aufgesprungen.

»Mein Wort zum Pfande. Kein Mensch glaubt, daß Ihr noch am Leben seid.«

»Hurra, dann bin ich gerettet! Ich kann mich nach Hause wagen. Gewiß werden mir meine Verwandten beistehen und mich verbergen. Nicht wahr, ihr haltet reinen Mund! Schwört mir's noch einmal. Schwört, daß ihr mich nun und nimmermehr verraten werdet. Jungens, habt Erbarmen mit mir armem Teufel, der Tag und Nacht keine Ruhe findet und sich nirgends sehen lassen darf. Ich hab' euch nie etwas zuleide gethan und meine es nur gut mit euch, so wahr Gott im Himmel ist. Schwört, daß ihr schweigen wollt, und rettet mir das Leben.«

Natürlich thaten wir ihm den Willen und leisteten den Schwur. Er dankte uns von ganzem Herzen, der arme Kerl, ich glaube, er hätte uns am liebsten umarmt und geküßt.

Wir plauderten noch lange zusammen; dann holte er einen kleinen Reisesack herbei, öffnete ihn und bat, wir möchten nicht hinsehen. Wir drehten ihm den Rücken, und als wir uns wieder umwenden durften, war er ganz und gar verändert. Er hatte eine blaue Brille auf und einen langen braunen Knebel- und Schnauzbart, der ihm sehr natürlich zu Gesicht stand. Seine eigene Mutter hätte ihn nicht wiedererkannt. »Sehe ich jetzt noch meinem Bruder Jupiter ähnlich?« fragte er.

»Nein,« sagte Tom, »nichts erinnert mehr an ihn, außer Euer langes Haar.«

»Das lasse ich mir kurz scheren, ehe ich nach Hause komme. Er und Brace werden mein Geheimnis bewahren und ich kann als Fremder bei ihnen wohnen, ohne daß die Nachbarn Argwohn schöpfen. Wie gefällt euch mein Plan?«

Tom dachte eine Weile nach, dann sagte er:

»Huck und ich, wir werden natürlich kein Wort verraten, aber wenn Ihr nicht selber schweigt, so lauft Ihr doch Gefahr, erkannt zu werden. Es würde den Leuten auffallen, daß Eure Stimme genau so klingt, wie die von Jupiter, und dann erinnern sie sich vielleicht an den Zwillingsbruder, den sie für tot gehalten haben und der sich die ganze Zeit unter einem falschen Namen verborgen haben kann.«

»Alle Wetter, bist du klug!« rief er; »aber recht hast du. Ich muß mich taubstumm stellen, sobald ein Nachbar in meine Nähe kommt. Es hätte eine schöne Geschichte gegeben, wäre mir das nicht eingefallen. Aber ich wollte ja eigentlich gar nicht nach Hause, sondern nur an irgend einen Ort, wo ich vor den Burschen sicher bin, die mich verfolgen. Dann dachte ich den Bart und die Brille anzulegen, auch andere Kleider und – –«

Mit einmal lief er nach der Thür, hielt das Ohr daran und horchte. Er war bleich geworden und sein Atem flog.

»Es klang ganz als würde der Hahn einer Flinte gespannt,« flüsterte er. »Herr des Himmels, ist das ein erbärmliches Leben!« Matt und kraftlos sank er auf einen Stuhl und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

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