Gia Yü

Текст
Автор:
Из серии: Fernöstliche Klassiker
0
Отзывы
Читать фрагмент
Отметить прочитанной
Как читать книгу после покупки
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

7. Wie man sich in einem Lande umsieht

Meister Dseng6 sprach: »Wenn du in ein Land kommst, wo Worte zuverlässig sind bei der Menge der Beamten, so magst du da bleiben; wenn die Handlungen gewissenhaft sind unter den Ministern und den Großbeamten, so magst du dich da anstellen lassen; wenn des Fürsten Gnade dem Volk zugute kommt, so magst du dir Reichtum gefallen lassen.« Meister Kung sprach: »Diese Worte des Schen zeigen den Weg zu einem gesicherten Leben.«

8. Mißverstandene Menschlichkeit

Dsï Lu war Amtmann von Pu. Da setzte er, um Vorkehrungen gegen Überschwemmungen zu treffen, mit der Bevölkerung die Kanäle und Gräben instand. Da die Leute viel Arbeit und Mühe dabei hatten, ließ er jedem einen Korb Reis und einen Topf Suppe austeilen.

Meister Kung hörte davon und sandte den Dsï Gung hin, um der Sache Einhalt zu tun.

Da wurde Dsï Lu ernstlich böse, ging hin, trat vor den Meister Kung und sprach: »Da die Regenzeit bald kommt, habe ich, um Vorkehrung gegen Wassernot zu treffen, durch die Leute die Kanäle und Gräben instandsetzen lassen. Da die Leute meistens abgearbeitet und hungrig waren, habe ich jedem einen Korb Reis und einen Topf Suppe austeilen lassen. Ihr habt den Dsï Gung geschickt, um der Sache Einhalt zu tun, das heißt, Ihr habt mich verhindert, Menschlichkeit zu üben. Ihr lehrt uns Menschlichkeit und verhindert doch deren Ausübung. Das kann ich nicht annehmen.«

Meister Kung sprach: »Wenn du der Meinung warst, daß die Leute Hunger leiden, warum hast du es nicht dem Fürsten berichtet, daß er seine Speicher öffnen ließe, um ihnen zu helfen? Stattdessen hast du sie eigenmächtig mit einer Speise beschenkt. Damit hast du gezeigt, daß der Fürst keine Gnade kennt, und dafür die Güte deines Charakters ins Licht gesetzt. Wenn du sofort damit aufhörst, so mag es noch hingehen. Andernfalls ziehst du dir sicher Strafe zu.«

9. Guan Dschung

Dsï Lu fragte den Meister Kung: »Was war Guan Dschung für ein Mensch?« Der Meister sprach: »Er war menschlich.« Dsï Lu sprach: »Erst hat Guan Dschung dem Herzog Siang Rat erteilt, aber der Herzog nahm ihn nicht an. Er war also nicht beredt. Er wollte den Prinzen Giu als Fürsten einsetzen, aber es gelang ihm nicht. Er war also nicht weise. Seine Familie wurde in Tsi ausgerottet, und er zeigte keine Trauer darüber. Er war also nicht liebevoll. Er saß gefesselt an Händen und Füßen in einem vergitterten Wagen und schämte sich nicht. Er hatte also kein Ehrgefühl. Er diente einem Fürsten, nach dem er vorher geschossen hatte. Er war also nicht charakterfest. Schau Hu folgte seinem Herrn in den Tod, Guan Dschung tat es nicht. Er war also nicht treu. Ist die Handlungsweise eines menschlichen Mannes wirklich dieser Art?«

Meister Kung sprach: »Daß der Herzog Siang nicht auf die Ratschläge des Guan Dschung hörte, daran war die Torheit des Herzogs schuld. Daß es ihm nicht gelang, den Prinzen Giu auf den Thron zu bringen, das war, weil er nicht die rechte Zeit getroffen hatte. Daß er keine Trauer zeigte, als seine Familie in Tsi ausgerottet wurde, das war, weil er sich in sein Schicksal zu finden wußte. Daß er sich nicht schämte, als er gefesselt an Händen und Füßen in einem vergitterten Wagen saß, das war, weil er seine Lage zu beurteilen vermochte. Daß er einem Fürsten diente, nachdem er erst auf ihn geschossen hatte, das war, weil er die veränderte Lage verstand. Daß er dem Prinzen Giu nicht in den Tod folgte, das war, weil er erkannt hatte, was wichtig war und was unwichtig war. Der Prinz Giu war noch nicht Fürst, folglich war Guan Dschung auch nicht sein Beamter. Guan Dschung hatte die Fähigkeit, zu ermessen, was seine Pflicht gebot. So starb Guan Dschung nicht, er gürtete die Lenden und stand aufrecht da, so daß der Ruhm seines Namens noch immer ungetrübt ist. Schau Hu starb freilich, aber er tat nichts, als daß er seine Menschlichkeit zu weit trieb. Das will noch nichts heißen.«7

10. Der einsame Mensch

Meister Kung reiste nach Tsi. Unterwegs hörte er die Stimme eines Weinenden, die sehr traurig klang. Meister Kung sprach zu seinem Wagenlenker: »Dieser Weinende ist wohl von Schmerz bewegt, aber es ist nicht der Schmerz eines Mannes, der einen Toten begräbt. Fahr hin zu ihm.«

Nach einer Weile sah man einen seltsamen Menschen mit einer Sichel im Arm und mit einem Strick umgürtet, der bitterlich weinte.

Meister Kung stieg vom Wagen, lief ihm nach und fragte: »Wer seid Ihr?« Jener sprach: »Ich bin Kiu Wu Dsï.«

Er sprach: »Ihr habt doch kein Begräbnis zu besorgen, warum weint Ihr so bitterlich?«

Kiu Wu Dsï sprach: »Ich habe drei Verluste erlitten. Wenn ich später auch zur Besinnung gekommen bin und bereut habe, ich kann sie doch nicht wiedergutmachen.«

Der Meister sprach: »Darf ich die drei Verluste hören? Ich möchte, daß Ihr sie mir ohne Rückhalt sagt.«

Kiu Wu Dsï sprach: »In meiner Jugend liebte ich das Lernen und trieb mich auf der ganzen Welt herum. Als ich dann später heimkam, da war mein Vater gestorben. Das ist mein erster Verlust. Erwachsen diente ich dem Fürsten von Tsi. Der Fürst war stolz und üppig und verlor das Herz seiner Diener. Ich hielt mich für zu gut und folgte ihm nicht. Das ist mein zweiter Verlust. Mein ganzes Leben lang habe ich gute Freunde gehabt, und nun haben sie mich alle verlassen. Das ist mein dritter Verlust.

Der Baum wär’ gerne stille, ach,

Doch läßt des Windes Wehn nicht nach.

Der Sohn möcht’ wohl den Vater pflegen,

Doch ach, der Vater wartet nicht!

Hin gehn sie und kommen nicht wieder, die Jahre,

Und unwiderbringlich dahin sind die Eltern.

Nun will ich Abschied nehmen.«

Mit diesen Worten stürzte er sich ins Wasser und ertrank.

Meister Kung sprach: »Kinder, merkt es euch. Das mag euch zur Warnung dienen!«

Da verließen den Meister und gingen nach Hause, um ihre Eltern zu pflegen, seiner Schüler dreizehn.

11. Der Wert der Bildung

Meister Kung sagte zu seinem Sohne Bo Yü8: »Li, es heißt: Mit einem den ganzen Tag zusammen sein, ohne dessen Überdruß zu erregen, das kann nur der Gebildete. An seinem Äußeren und seiner Gestalt ist nichts Besonderes zu sehen, sein Mut und seine Kraft sind nicht besonders zu fürchten. Über seine Ahnen ist nichts Besonderes zu sagen, von seinem Geschlecht ist nichts Besonderes zu erwähnen, und schließlich macht er sich doch einen großen Namen, daß er allenthalben berühmt ist und auch von der Nachwelt noch genannt wird; das alles ist der Erfolg der Bildung. Darum darf der Edle die Bildung nicht vernachlässigen, er darf nicht versäumen, auch sein Äußeres zu pflegen. Pflegt er sein Äußeres nicht, so findet er keine Gesellschaft. Hat er keine Gesellschaft, so verliert er die Liebe. Verliert er die Liebe, so ist er auch nicht mehr loyal. Ist er nicht loyal, so versäumt er auch die Sitte. Versäumt man die Sitte, so kann man nicht mehr sicher auftreten. Von ferne schon macht einen guten Eindruck ein gepflegtes Äußeres, und was bei näherem Umgange immer mehr gewinnt, das ist die Bildung. Es ist wie mit einem gegrabenen Teich, in dem sich das Regenwasser sammelt; wenn erst Schilf und Binsen darin wachsen, wer sieht ihm dann, wenn er ihn betrachtet, noch an, daß er keine Quelle ist?«

12. Die Pietät des Dsï Lu

Dsï Lu trat vor den Meister Kung und sprach: »Wer schwer zu tragen und einen weiten Weg hat, der ist nicht wählerisch im Platz für seine Ruhe; wer arm von Hause ist und alte Eltern hat, der ist nicht wählerisch in dem Posten, den er annehmen will. Früher, als ich noch meinen beiden Eltern dienen konnte, da hatte ich oft nur Gänsefuß zu essen und mußte den Reis für meine Eltern hundert Meilen weit hertragen. Später, nach dem Tode meiner Eltern, reiste ich einmal im Süden in Tschu, dabei hatte ich hundert Wagen im Gefolge und hatte zehntausend Maß Korn im Vorrat. Ich hatte Polster und Kissen zum Sitzen, ich hatte Mahlzeiten mit vielen Gängen zum Essen. Und doch würde ich lieber wieder Gänsefuß essen und für meine Eltern Reis schleppen. Aber es ist nicht mehr möglich. Wenn erst der Fisch getrocknet am Stricke hängt, dann wird er unwiderbringlich madig: Das Leben der beiden Eltern eilt vorüber wie ein Viergespann an einer Ritze.«

Meister Kung sprach: »Von Yus Liebe zu seinen Eltern kann man behaupten, daß er ihnen bei Lebzeiten mit aller Kraft gedient hat, und daß er nach ihrem Tode ihrer mit aller Anhänglichkeit gedenkt.«

13. Der unverhoffte Freund

Meister Kung reiste einst nach Tan. Da begegnete er unterwegs dem Meister Tscheng. Er schlug den Wagenschlag zurück und plauderte mit ihm den ganzen Tag sehr intim. Dann wandte er sich an Dsï Lu und sprach: »Hole ein Bündel Seidenstoffe und überreiche es dem Herrn.«

Dsï Lu erwiderte ehrerbietig: »Ich habe gehört, ein Gebildeter, der ohne Einführung einen anderen besucht, ist wie ein Mädchen, das ohne Vermittler heiratet. Der Edle hält das nicht für die korrekte Art zu verkehren.«

 

Nach einer Weile wandte sich der Meister abermals an Dsï Lu; Dsï Lu erwiderte abermals wie zuvor.

Da sprach Meister Kung: »Yu, heißt es nicht im Buch der Lieder:

Da ist ein hübscher Mann

Mit schön geschwungnen Brauen und anmutsvoll,

– Ganz unverhofft haben wir uns getroffen –,

Der mir von Herzen wohlgefällt9.

Nun ist Meister Tscheng einer der bedeutendsten Männer im Reich; wenn ich ihm heute kein Geschenk mache, so kann ich ihn im Leben nicht mehr sehen. Tu es, mein Sohn.«

14. Der Alte am Wasserfall

Als Meister Kung von We nach Lu zurückkam, ließ er den Wagen am Ho-liang-Damm rasten und genoß die Aussicht. Es war ein Wasserfall da, 30 Klafter hoch, der Wirbel erzeugte 90 Meilen weit. Fische und Schildkröten konnten nicht kommen, Riesenschildkröten und Krokodile konnten nicht dort leben. Da kam ein Alter und machte sich fertig durchzuwaten. Meister Kung sandte hin, ihn am Ufer aufhalten zu lassen, und sprach: »Dieser Wasserfall ist 30 Klafter hoch und erzeugt einen Wirbel von 90 Meilen, also daß Fische und Schildkröten nicht hinkommen und Riesenschildkröten und Krokodile nicht darin leben können. Ich denke, er wird sich schwerlich überschreiten lassen.«

Der Alte nahm sichs nicht zu Herzen, sondern ging durch und kam richtig auch wieder heraus.

Meister Kung fragte: »Seid Ihr besonders geschickt, oder habt Ihr einen Zauber? Wie machtet Ihr es, daß Ihr durchgingt und wieder herauskamt?«

Der Alte sprach: »Als ich hineinging, da ging ich voran im festen Glauben, als ich dann wieder herauskam, da ließ ich mich treiben in festem Glauben. Ich vertraute meinen Leib dem Strom der Wellen an und wagte nicht, einen eigenen Willen zu haben; darum konnte ich hinein und auch wieder heraus.«

Da sprach Meister Kung zu seinen Jüngern: »Kinder, merkt es euch. Selbst dem Wasser kann man sich anvertrauen, wenn man sich im Glauben fest gemacht hat, wieviel eher noch gilt das den Menschen gegenüber.«

15. Der nicht entlehnte Regenschirm

Einst war Meister Kung dabei auszugehen. Es regnete, und er hatte keinen Schirm. Da sprach einer der Jünger: »Schang10 hat einen.«

Meister Kung sprach: »Schang ist ein Mann, der sehr an seinen Gütern hängt. Es heißt, im Verkehr muß man sich an die Vorzüge der Leute halten und ihre Schwächen übergehen, dann ist die Freundschaft dauerhaft.«

16. Das glückliche Vorzeichen

Der König von Tschu überschritt den Fluß. Im Fluß war ein Gegenstand, groß wie ein Scheffel, rund und rot, der stieß genau an das Boot des Königs, und ein Bootsmann fischte ihn heraus. Der König war sehr erstaunt und fragte alle seine Beamten der Reihe nach, aber keiner wußte, was es war. Da schickte der König einen Gesandten nach Lu, um den Meister Kung zu befragen. Der Meister sprach: »Dies wird die Ping-Frucht11 genannt. Man kann sie schälen und essen. Es ist ein glückliches Vorzeichen. Nur ein Hegemon kann eine bekommen.«

Der Gesandte kehrte zurück. Daraufhin aß der König die Frucht und fand sie sehr gut.

Nach längerer Zeit kam ein Gesandter nach Lu und erzählte dies einem Großbeamten. Der Großbeamte ließ den Dsï Yu den Meister fragen: »Meister, woher wußtet Ihr, daß es so ist?« Der Meister antwortete: »Als ich einst nach Dscheng ging und durch die Ebene von Tschen kam, da hörte ich einen Knaben singen:

Wenn der König von Tschu den Fluß überschreitet,

Findet er eine Ping-Frucht.

Groß ist sie wie ein Scheffel und rot wie die Sonne.

Er schält sie und ißt sie, sie ist süß wie Honig.

Es hat sich nun begeben, daß der König von Tschu dem entsprach, daher wußte ich es.«

17. Über das Leben nach dem Tode

Dsï Gung fragte den Meister Kung und sprach: »Haben die Toten Bewußtsein oder haben sie kein Bewußtsein?«

Der Meister sprach: »Wollte ich sagen, die Toten haben Bewußtsein, so wäre zu fürchten, daß ehrfürchtige Söhne und gehorsame Enkel die Lebenden zu kurz kommen ließen, um der Bestattung der Toten willen. Wollte ich sagen, die Toten haben kein Bewußtsein, so wäre zu fürchten, daß ungeratene Söhne ihre Eltern unbestattet liegenließen. Dein Wunsch zu wissen, ob die Toten Bewußtsein haben oder nicht, ist zunächst keine dringende Sache. Später wirst du es von selber wissen.«

18. Von Pferden und Menschen

Dsï Gung fragte den Meister Kung über die Regierung des Volkes. Meister Kung sprach: »Sei behutsam, als führtest du ein wildes Pferd an morschem Strick.«

Dsï Gung sprach: »So sehr muß man sich in Acht nehmen?« Meister Kung sprach: »Es kommt alles auf den Mann an, ob er es versteht, zu lenken. Wenn ich sie auf die rechte Art leite, so sind sie meine guten Haustiere. Wenn ich sie nicht auf die rechte Art leite, so sind sie meine Feinde. Und da sollte man sich nicht in Acht nehmen!«

19. Auslösung von Gefangenen

Im Staate Lu herrschte die Sitte, daß, wenn Gefangene auszulösen waren bei anderen Fürsten, das Geld dafür der Staatskasse entnommen wurde. Dsï Gung kaufte einst einen Gefangenen los und zahlte das Geld aus eigener Tasche.

Meister Kung hörte davon und sprach: »Du hast es falsch gemacht. Der Heilige betreibt die Dinge so, daß er die Sitten und Gebräuche reformiert; auf diese Weise können sich seine Lehren im Volk ausbreiten, und er ist nicht nur auf seine eigenen Handlungen angewiesen. Nun sind im Staate Lu nur wenige reiche Leute und viele Arme. Wenn es nun für geldgierig angesehen wird, Geld anzunehmen zur Auslösung von Gefangenen, womit soll man sie dann auslösen? Von nun an werden die Leute von Lu ihre Gefangenen von anderen Fürsten nicht mehr loskaufen.«

20. Regierung einer aufsässigen Bevölkerung

Dsï Lu hatte den Kreis Pu zu verwalten. Er trat vor Meister Kung und sprach: »Ich möchte Belehrung von Euch haben, Meister.«

Der Meister sprach: »Wie sind denn die Leute von Pu?«

Er erwiderte: »In der Stadt sind viele starke Leute, die schwer zu leiten sind.«

Der Meister sprach: »Wahrlich, ich sage dir: Mit Ernst und Sorgfalt kann man die Mutigen im Zaum halten, mit Weitherzigkeit und Gerechtigkeit kann man die Starken an sich ziehen. Mit Liebe und Rücksicht kann man für die Bedrängten sorgen. Mit Milde und Entschiedenheit kann man die Ränkesüchtigen unterdrücken. Wenn du dies anwendest, ist die Regierung nicht schwer.«

9. KAPITEL
SAN SCHU / Dreifache Wechselseitigkeit

Die Episoden des 9. Kapitels gehören durchweg einer früheren Traditionsschicht an als die des 8. Die meisten sind im Buche Sündsï belegt, und zwar in den Kapiteln Fa Hing (Abschnitt 1), Yu Dso (Abschnitte 3–6) und Dsï Dau (Abschnitte 7–9). Eine stark abweichende Version des 2. findet sich im Yen Dsï Tschun Tsiu, der 3. ist auch in Han Schï Wai Dschuan 3, im Schuo Yüan, Kap. Ging Schen, im Huainandsï, Kap. Dau Ying Hün, und im Wen Dsï, Kap. Schï Schou, enthalten. Der 8. findet sich leicht abweichend im Hiau Ging wieder (Wilhelm S. 17–18), der 9. auch im Han Schï Wai Dschuan 3 und im Schuo Yüan, Kap. Dsa Yen. Der 10. Abschnitt ist sonst nicht belegt.

1. Dreifache Wechselseitigkeit1 und drei Warnungen

Meister Kung sprach: »Der Edle kennt drei Wechselseitigkeiten. Wer einen Herrn hat, dem er nicht dienen kann, und einen Diener hat, von dem er dennoch Dienste verlangt, der fehlt gegen die Wechselseitigkeit. Wer Eltern hat, die er nicht ehrfurchtsvoll behandeln kann, und Söhne hat, von denen er dennoch Anerkennung verlangt, der fehlt gegen die Wechselseitigkeit. Wer einen älteren Bruder hat, den er nicht ehren kann, und einen jüngeren Bruder hat, von dem er dennoch Gehorsam verlangt, der fehlt gegen die Wechselseitigkeit. Wer klar zu sein vermag über die Wurzeln dieser dreifachen Wechselseitigkeit, den kann man eine aufrechte Person nennen.«

Meister Kung sprach: »Der Edle kennt drei Gedanken, die man nicht außer Acht lassen darf. Wer in der Jugend nicht lernt, hat im Alter keine Kenntnisse. Wer im Alter nicht lehrt, hinterläßt nach dem Tode kein Andenken. Wer im Wohlstand nicht spendet, findet in der Armut niemand, der ihm beisteht. Darum denkt der Edle in der Jugend an die Zeit, da er erwachsen sein wird, und verlegt sich deshalb aufs Lernen. Im Alter denkt er an die Zeit, da er gestorben sein wird, und verlegt sich deshalb aufs Lehren. Im Wohlstand denkt er an die Zeit, da er arm sein wird, und verlegt sich deshalb aufs Wohltun.«

2. Der Weg des Wirkens

Bo-Tschang Kiën2 befragte den Meister Kung und sprach: »Ich bin freilich nur ein niedriger Diener des Hauses Dschou, doch halte ich mich nicht für unwürdig, einem Edlen ehrfürchtig zu dienen, deshalb erlaube ich mir eine Frage: Wollte man dem rechten Weg (Tao) entsprechend handeln, so findet man keine Anerkennung unter diesem Geschlecht; wollte man den rechten Weg verleugnen bei seinen Handlungen, so widerspricht das unserem Gefühl. Nun möchte ich wissen, gibt es einen Weg, auf dem man so handeln kann, daß man selbst nicht zur Erfolglosigkeit verdammt ist und doch auch den rechten Weg nicht zu verleugnen braucht?«

Meister Kung sprach: »Vortrefflich ist Eure Frage. Ich habe noch nie einen Menschen gehört, der wie Ihr, mein Herr, in seinen Worten so einsichtig gewesen wäre. Ich habe einst gehört, daß der Edle, wenn er vom Wege spricht, beachtet, daß, wenn der Hörer nicht aufmerkt, der Weg keinen Eingang findet, und daß man, wenn man zu sehr ins Große und Außerordentliche geht, das sich nicht nachprüfen läßt, keinen Glauben findet für den Weg.

Wiederum habe ich gehört, daß, wenn der Edle von Regierungsangelegenheiten redet, er beachtet, daß, wenn die Ordnungen keine festen Regeln haben, die Regierungsangelegenheiten sich nicht durchführen lassen, und daß, wenn die Regierung allzu kleinlich und genau ist, das Volk nicht zur Ruhe kommt.

Wiederum habe ich gehört, daß, wenn der Edle von seinen Entschlüssen redet, er beachtet, daß, wer zu hart und unbeugsam ist, nichts zu Ende bringt, wer zu bequem und lässig ist, häufig zu Schaden kommt, wer hochmütig und herrisch ist, keine Liebe findet, und wer auf Vorteil aus ist, unter allen Umständen zugrunde geht.

Wiederum habe ich gehört, daß der Edle, dem es um das Wohl seiner Zeit zu tun ist, sich nicht vordrängt, wo es einem leicht gemacht wird, und sich nicht hintan hält, wo es einem schwer gemacht wird, daß er ein Ideal zeigt, aber niemand zu seiner Befolgung zwingt, und daß er den rechten Weg vor Augen stellt, ohne Rechthaberei. Diese vier Dinge sind es, die ich gehört habe.«

Бесплатный фрагмент закончился. Хотите читать дальше?

Другие книги автора

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»