Träume statt Tränen

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Träume statt Tränen
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Ein Baby ist ein wahres Wunder …

… und manchmal ein extrem anstrengendes dazu! Allerdings erwarten die wenigsten Elternpaare während der Schwangerschaft, dass gerade ihr Kind stundenlang schreit, schwer zu beruhigen ist, kaum schläft und anscheinend unter Koliken leidet. Es trifft die meisten völlig unvorbereitet. Hält dieser Zustand dann über viele Wochen an, wird das Elternsein verständlicherweise oft als wenig beglückend und sehr belastend empfunden.

Schätzungsweise zwischen 16 und 29 Prozent der Babys werden als „schwierig“ oder gar als „Schreibaby“ bezeichnet. Allerdings übersieht man dabei ihr einzigartiges Temperament und ihre außerordentliche Sensibilität. Sie werden dadurch auf eine einzelne Eigenschaft reduziert und früh als „Problemkind“ abgestempelt. Aber Ihr Baby ist kein Problem, sondern es hat ein Problem: Es fällt ihm schwer, im Gleichgewicht zu bleiben und einwirkende Reize angemessen zu verarbeiten. Im Folgenden werde ich daher nicht mehr von „Schreibabys“ sprechen, sondern schließe mich Kinderarzt und Buchautor Dr. William Sears an, indem ich sie „besonders liebebedürftige, ihre Eltern sehr fordernde Babys mit starken Bedürfnissen“ nenne.

Als Psychologin, die selbst mit zwei besonders liebebedürftigen Kindern gesegnet ist, habe ich früh begonnen, mich mit dem Phänomen des exzessiven Schreiens bei Neugeborenen intensiver auseinanderzusetzen. Dieses Buch enthält eine Zusammenfassung der meiner Meinung nach wirksamsten Techniken und wertvollsten Tipps zur Beruhigung von Babys mit starken Bedürfnissen. Es bündelt das Expertenwissen namhafter Autoren zum Thema, wie z.B. Harvey Karp, Mechthild Papoušek, Christine Rankl und William Sears.

Oft werden Dreimonatskoliken als ein Grund für das vermehrte Schreien eines Babys genannt. Daher spricht man auch von „Kolikbabys“. Nun, die meisten besonders liebebedürftigen Babys leiden tatsächlich unter Koliken - die meisten anderen Babys aber auch. Koliken bei Neugeborenen sind also völlig normal und oft der Unreife des Darms geschuldet (siehe Kapitel „Medizinisch-pathologische Gründe ausschließen“). Da hilft Abwarten, denn in der Regel ist der Spuk nach ca. drei bis vier Monaten vorbei. Wenn Sie nicht einfach tatenlos zusehen konnten, wie sich Ihr kleiner Liebling nach jeder Mahlzeit vor Schmerzen krümmt, dann haben Sie sicher schon diverse Hebammentricks ausprobiert: Bauchmassage, ein warmes Bad, häufiges Aufstoßen, Fencheltee, Kümmelzäpfchen, Vermeidung blähender Speisen bei stillenden Müttern, etc. Falls all diese Methoden bei Ihrem Baby kaum eine Besserung des Schreiverhaltens brachten, dann scheinen Koliken offensichtlich nicht das Hauptproblem zu sein. Lesen Sie im Folgenden, welches die wahren Gründe für das Schreien sind und lernen Sie wirklich hilfreiche Tricks kennen, um Ihr Baby zu beruhigen!

Kinderarzt Dr. William Sears stellt in seinem Buch „Das 24-Stunden-Baby“ die These auf, dass es nach der Geburt zunächst eine zweiwöchige Schonzeit gibt. So kommen einige Babys bereits mit einem potenziell unruhigen Temperament auf die Welt. Gelingt es den Eltern, dieses Temperament in den folgenden zwei Wochen zu besänftigen, wird die darauf folgende Zeit deutlich entspannter. Bekommt das Neugeborene allerdings nicht die nötige Hilfe und Unterstützung, folgen besonders unruhige Wochen und Monate. Meine Erfahrungen bestätigen dies. Durch unser erstes Kind hatte ich bereits gelernt, wie ich ein unruhiges Baby beruhigen kann. So konnte ich diese Techniken bei meinem zweiten Kind sofort nach der Geburt erfolgreich anwenden. Damit habe ich so manche Schreiattacke verhindern oder zumindest stark verkürzen können.

Die gute Nachricht ist, dass vermehrtes Schreien in den ersten Lebenswochen eines Babys in der Regel nach drei bis vier Monaten ohne Langzeitfolgen abklingt. Allerdings stellt diese erste Zeit für eine Mutter, die ihr schreiendes Baby stundenlang stillt oder herumträgt, eine extreme Beanspruchung dar. Die Mutter-Kind-Bindung wird dadurch stark belastet und das Risiko von Kindesmisshandlungen steigt. Dazu können Überforderung, Erschöpfung, Depression, Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse und eine angespannte Paarbeziehung kommen. Wenn das Schreien in den meisten Fällen an sich auch harmlos ist, so kann es doch eine Reihe negativer Begleiterscheinungen und ernster Langzeitfolgen aufseiten der Eltern und für die Eltern-Kind-Bindung mit sich bringen.

Wenn Sie die folgenden Empfehlungen umsetzen, wird es Ihnen schnell gelingen, Ihr besonders liebebedürftiges Baby innerhalb kürzester Zeit zu beruhigen. Sie bedienen sich dabei einfach einer Technik, mit der Mütter schon seit Tausenden von Jahren ihre Babys beruhigen. Für die ersten Lebensmonate Ihres Babys empfehle ich Ihnen dringend, von Methoden Abstand zu nehmen, bei denen ein Kind kontrolliert schreien gelassen wird (sog. Ferber-Methode). Ihre Hauptaufgabe in der ersten Zeit mit Ihrem Baby ist die Beziehungsgestaltung. Ihr Kind soll lernen, dass Sie da sind, wenn es Hilfe braucht. Damit wird die natürliche Eltern-Kind-Bindung gestärkt. Und verspürt nicht jede Mutter (und auch so mancher Vater) normalerweise sofort den Impuls, dem schreienden Säugling zu helfen? Warum sollten Sie also gegen Ihre Instinkte handeln? Dass Schreienlassen hilft, ein besonders liebebedürftiges Baby zu beruhigen, bezweifle ich sehr. Vielleicht mag es bei leicht zu beruhigenden Babys funktionieren, aber auch hier lehne ich dies mit Blick auf die möglichen Risiken für die Eltern-Kind-Bindung ab. Wenn Ihr Baby schreit, sollten Sie möglichst sofort reagieren.

Vielleicht haben Sie oder Ihr Partner Bedenken, Sie könnten Ihr Kind verwöhnen, wenn Sie es bei jedem Schrei sofort hochnehmen oder ihm jedes Mal gleich die Mutterbrust anbieten. Doch hier kann ich Sie beruhigen. In den ersten Lebenswochen kann man ein Baby noch nicht verwöhnen. Verwöhnen heißt, dem Kind Aufgaben abnehmen, die es theoretisch schon allein bewältigen kann. Aber Sie können nicht davon ausgehen, dass Ihr Baby sich schon allein beruhigen kann, wenn es aus irgendeinem Grund weint. Dies muss es noch lernen. Außerdem sollten gerade stillende Mütter in den ersten Wochen ihr Kind möglichst oft anlegen, um den Milchfluss anzuregen bzw. aufrecht zu erhalten. Stündliches Stillen ist daher am Anfang völlig in Ordnung. Um Ihr Kind „zu erziehen“, bleibt Ihnen noch genug Zeit.

Die hier geschilderten Tipps müssen Sie nicht alle eins zu eins umsetzen. Jedes Baby ist einzigartig - und jede Mutter und jeder Vater auch. Sicher werden Sie bald die eine oder andere besondere Vorliebe Ihres Kindes entdecken. Finden Sie als Familie Ihren eigenen Weg. Ich lade Sie daher ein, sich vorzustellen, die hier geschilderten Ratschläge seien alles Blumen auf einer wunderschönen Wiese und Sie pflücken die, die Ihnen besonders gut gefallen und stellen sich Ihren persönlichen bunten Blumenstrauß voller wirkungsvoller Beruhigungsideen selbst zusammen.

Ist mein Kind ein „Schreibaby“?
Die Dreierregel

Laut Definition spricht man von einem „Schreibaby“, wenn ein ansonsten gesundes, wohlgenährtes Baby mehr als drei Wochen, an mehr als drei Tagen pro Woche mehr als drei Stunden schreit oder quengelt (sog. Dreierregel). Aber sparen Sie sich bitte das minuziöse Zählen der Schreiminuten Ihres Babys! Auch wenn die Dreierregel nicht erfüllt ist, sollten vor allem Ihre Sorgen und Ihre Erschöpfung ernst genommen werden. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl! Kaum ein „Schreibaby“ schreit wirklich drei Stunden täglich, denn meist finden seine Eltern sehr schnell eine Methode, um es zu beruhigen. Allerdings, und dies ist ein wesentliches Merkmal von Babys mit besonders starken Bedürfnissen, sind diese Beruhigungsmethoden oft sehr zeitaufwändig und kräftezehrend. Ob ein Baby ein „Schreibaby“ ist, kann man daher eher am Erschöpfungszustand der Eltern oder allgemein am Engagement zur Beruhigung des Babys ablesen als am Schreipensum des Kindes. Ich schließe mich daher der Definition von Renz-Polster, Menche und Schäffler (2008) an: Ein „Schreibaby“ ist ein Säugling, der mehr schreit, als die Nerven seiner Eltern es aushalten.

Wenn Ihr Baby also mehr schreit, als Sie ertragen können oder zur Beruhigung weit mehr Anstrengungen bedarf, als Sie leisten wollen und können, dann wenden Sie die im weiteren Verlauf des Buches geschilderten Beruhigungstechniken an. Sie werden so bald das Schreipensum Ihres Babys reduzieren und die Schlafphasen erhöhen können, und damit nicht nur Ihrem Kind, sondern auch Ihnen mehr Erholungspausen verschaffen.

Dreimonatskoliken

Besonders liebebedürftige Babys leiden oft an den sogenannten Dreimonatskoliken. Wenn Sie folgende Merkmale an Ihrem Kind feststellen können, dann spricht man im Allgemeinen von einem „Kolikbaby“:

(a) Die Koliken bzw. Schreiattacken beginnen ca. zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin, da sich dann die Wachphasen des Babys langsam erhöhen und die Gefahr einer Überreizung steigt. Das vermehrte Schreien erreicht mit sechs Wochen seinen Höhepunkt und endet nach drei bis vier Monaten.

(b) „Kolikbabys“ zeigen beim Schreien ein verzerrtes, rot anlaufendes Gesicht und das Schreien verläuft krampfartig in Wellen. Es endet allerdings abrupt durch Stillen, Autofahren oder andere hilfreiche Tricks. Dies zeigt Ihnen, dass Ihr Baby keine Schmerzen haben kann, denn sonst würde es dennoch weiter schreien.

(c) Das Schreien beginnt oft während des Fütterns oder danach. Dies ist eine Überreaktion auf den gastrokolischen Reflex. Ist der Magen gefüllt, wird das Signal an den Dickdarm gesendet, sich zusammenzuziehen. Dieser normale und an sich harmlose Vorgang lässt „Kolikbabys“ allerdings manchmal aus der Haut fahren. Der Reflex verschwindet nach ca. drei bis vier Monaten und damit auch dieses Schreien Ihres Babys.

 

(d) Sie beobachten eine Erleichterung bei Ihrem Baby, sobald Blähungen oder Stuhlgang abgehen.

(e) Die Koliken und damit die Schreiattacken sind in den Abendstunden oft viel schlimmer.

(f) Bewegung und Geräusche verbessern die Situation, da dies das Baby an die Welt im Mutterleib erinnert. In Kulturen, wo die Kleinsten praktisch den ganzen Tag am Mutterleib getragen und zudem oft gestillt werden, kommen Koliken überhaupt nicht vor.

(g) Zwischen den Schreiattacken scheint Ihr Baby gesund und zufrieden.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei Koliken nicht um eine Krankheit, sondern sie sind Begleiterscheinungen eines unruhigen, sensiblen Temperaments. „Kolikbabys“ reagieren eben empfindlicher auf völlig normale Verdauungsvorgänge und auf neue Reize als andere Babys. Grund hierfür ist ihre mangelnde Selbstregulationsfähigkeit. Das heißt, sie sind nicht in der Lage, einen ausgeglichenen Zustand herzustellen, wenn ein stressauslösender Reiz (z.B. Blähungen) auf sie einwirkt. Dann reagieren sie oft sofort mit exzessivem Schreien, während zufriedenere Babys diese natürlichen und in der Regel nicht schmerzhaften Verdauungsmechanismen ruhig über sich ergehen lassen. Eine medizinische Behandlung der Koliken ist daher in den meisten Fällen wirkungslos. Mein Kinderarzt verschrieb meinem Baby damals ein Mittelchen gegen die Blähungen. Auf die Frage, wie lange ich dieses geben müsse, antwortete er schelmisch: „Solange es die Mama braucht.“ Medizinische Produkte (z.B. Sab simplex®, Lefax®) wirken also, so meine Vermutung als Psychologin, vorrangig gegen das Gefühl der Hilflosigkeit bei den Eltern, sind beim Baby aber nahezu wirkungslos.

Das Gute ist, dass Koliken in den meisten Fällen nach drei bis vier Monaten von ganz allein wieder verschwinden. Dauern die Koliken länger als vier Monate an, liegt dagegen häufig ein medizinisch-pathologisches Problem vor (siehe unten).

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