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Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas

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31. Kapitel

Hatte schon der Sturz der Ballerina gestern bedeutendes Aufsehen erregt, so wurde dieses Aufsehen geradezu verzehnfacht durch die Nachricht, daß Graf Manfredo Rodriganda, der Vizekönig von Indien, die Tänzerin in seiner eigenen Equipage habe nach Hause fahren lassen. Heute früh nun verbreitete sich gar die Kunde, daß er die ganze Nacht bei ihr zugebracht habe, und so war es gar nicht zu verwundern, daß bereits vor der gewöhnlichen Visitenstunde ein Mann vor ihrer Wohnung aus dem Wagen sprang, dem diese Gerüchte nicht gleichgültig sein konnten – der Herzog von Olsunna.

Er eilte in förmlicher Hast die Treppe hinan, und als Elvira hineinging, um ihn anzumelden, wartete er gar nicht, bis das Mädchen wieder zurückkehrte, sondern trat sofort ein.

Er fand die Ballerina angekleidet auf der Ottomane sitzen.

»Hanetta!« rief er, die Arme ausbreitend. – »Eusebio!« antwortete sie, ziemlich kalt, beinahe ironisch. – »Was, du fliegst mir nicht entgegen?« fragte er. – »Nein«, antwortete sie sehr ernsthaft. – »Nicht? Was habe ich dir getan?« – »Nichts, mein Lieber.« – »Aber einen Grund muß es doch haben!« – »Allerdings!« – »Darf man ihn erfahren?« – »Gewiß. Ich fliege dir heute nicht entgegen, weil ich gestern während der Vorstellung erfahren habe, wie gefährlich das Fliegen ist.« – »Gut, so werde ich mir erlauben, an dein Herz zu fliegen!« – »O bitte, lassen wir lieber alles Fliegen!« wehrte sie ihn ab. – »Aber weshalb auf einmal so kalt, Hanetta? Tod und Teufel, so ist es wirklich wahr, was die Leute reden?« – »Was reden sie?« – »Daß du nach dem Grafen Rodriganda angelst!« – »Hm! Oder er nach mir. Du weißt, mein lieber Eusebio, daß ich nie nötig habe, die Angel auszuwerfen!« – »Ja, eine verdammte Hexe bist du«, lachte er gepreßt. »Also du gibst zu, daß etwas Wahres an dem Gerücht ist?« – »Ja, ich gebe es zu.« – »Donnerwetter! So hole der Teufel den Rodriganda!« – »Ich wünsche ihm im Gegenteil alles Gute, weil er es ehrlich mit mir meint.« – »So! Meine ich es etwa nicht ehrlich und gut mit dir? Ich liebe dich zum Rasendwerden und bin zu jedem Opfer bereit.« – »Nun gut, so heirate mich!«

Der Herzog blickte sie groß an und rief:

»Dummheit!« – »Ah, du hältst also eine Heirat zwischen uns für eine Dummheit?« – »Natürlich! Verlange, was du willst von mir, nur das nicht! Übrigens weißt du ja selbst ebensogut wie ich, daß eine Tänzerin in unseren Kreisen eine Unmöglichkeit ist.« – »Ich werde dir das Gegenteil beweisen. Graf Rodriganda würde mich heiraten.« – »Unsinn!« – »Ich versichere es dir! Er, der Vizekönig!« – »Abermals Unsinn!« – »Und wenn ich dir nun sage, daß er mir bereits den Antrag gemacht hat?« – »Ich glaube es nicht!« – »Er hat sich für heute abend meine Antwort erbeten.« – »So ist er einfach ein Tor!« – »Nein, er ist sehr bei Sinnen. Er trägt eine große, wirkliche Liebe im Herzen, deren Gegenstand ich bin. Leider aber möchte ich um seinetwillen wünschen, daß ich einer solchen Liebe würdiger wäre.« – »Na, siehst du!« – »Ich will aufrichtig sein: Er ist ein alter Mann, keiner kommt aus Indien zurück, ohne durch Beulen und dergleichen Schaden an seinem Körper gelitten zu haben; er ist kein Mann für ein schönes, junges Weib. Wolltest auch du mich heiraten, so hätte ich die Wahl zwischen euch beiden, und ich würde dich wählen.« – »Sehr schmeichelhaft«, nickte der Herzog zornig. »So aber wählst du ihn?« – »Höchstwahrscheinlich. Kannst du es mir verdenken, Eusebio?« – »Hm, eigentlich nicht, wenn ich gerecht sein will. Aber was wird aus mir?«

Sie lachte und meinte: »Was aus dir wird? Du bleibst natürlich Herzog von Olsunna.« – »Das ist ein schlechter Witz, an dem mir nichts liegt. Du bist das schönste Weib, das ich je gesehen habe; wir sind gute Kameraden gewesen bisher, und das soll nun auf einmal aufhören?« – »Wer sagt denn, daß es aufhören soll?« – »Na, wenn du den Rodriganda nimmst!« – »So kommst du nach Rodriganda, wenn du dich einmal nach mir sehnst.«

Der Herzog sprang auf und holte tief Atem.

»Ah, ist das dein Ernst, Hanetta?« fragte er. – »Das versteht sich!« – »Gib mir einen Kuß darauf!« – »Zehn anstatt nur einen!« – »Hurra, nun ist alles wieder gut«, jubelte er. – »Also sind wir einig, nun, so geh jetzt, Eusebio!« – »Gehen? Donnerwetter! Warum?« – »Weil ich jetzt sehr ehrbar sein muß. Verstehst du?« – »Hm, ja. Ich will dir gehorchen. Lebe wohl, Hanetta!« – »Lebe wohl, mein Eusebio!«

Auch Henrico Cortejo wäre gern am Vormittag zu der Ballerina gekommen, um sie zur Rede zu stellen. Er hatte gestern nicht zu ihr hinter die Szene gedurft. War es da ein Wunder, daß in ihm bei der Erinnerung an seine Unterredung mit ihr, deren Gegenstand der Graf gewesen war, die Eifersucht in ihrer ganzen Gewalt erwachte, als er erfuhr, daß Graf Rodriganda mit ihr gefahren und während der ganzen Nacht bei ihr gewesen sei?

Aber er hatte heute eine sehr dringende Konferenz mit Manfredo, und so mußte er warten, bis diese vorüber war, zumal es unter den gegenwärtigen Verhältnissen die Vorsicht gebot, sich sehr in acht zu nehmen, daß er nicht mit dem Grafen bei ihr zusammentraf.

Endlich war er frei, aber erst als er sich genau überzeugt hatte, daß der Graf noch für einige Stunden beschäftigt sei, machte er sich zu der Ballerina auf den Weg.

Hanetta empfing ihn mit großer Zärtlichkeit. Wie schon angegeben, war er zwar kein Jüngling mehr, aber ein sehr schöner Mann, und die Ballerina liebte ihn wirklich.

»Ich habe dich erwartet«, sagte sie, indem sie sich innig an ihn schmiegte. – »Wie kommt das?« fragte er ernst, beinahe finster. – »Weil ich dich liebe. Welchen anderen Grund sollte es sonst wohl haben?« – »Und gestern wiesest du mich fort!« – »Ich mußte, weil mich die Klugheit dazu zwang.« – »So habe ich also recht gehört? So ist es also aus mit der Treue, die du mir tausendmal zugeschworen hast?« – »Nein, Henrico, auf meine Treue kannst du stets bauen«, sagte sie, indem sie ihn wiederholt küßte. – »Das reime sich der Teufel zusammen. Mir schwörst du Treue, und diesem alten Rodriganda gewährst du sogar in der Nacht Audienz.« – »Ah, du bist eifersüchtig?« lachte sie. – »Ja, allerdings.« – »Wirklich? Ah, das ist köstlich!«

Jetzt lachte sie so herzlich und ausgelassen, daß er fast Miene machte, mit einzustimmen, aber er beherrschte sich und zürnte:

»Ich denke doch nicht, daß ich es bin, über den du dich lustig machst, Hanetta?« – »Das fällt mir gar nicht ein.« – »Über wen sonst?« – »Über keinen Menschen. Aber ich sage dir, daß dieser Rodriganda während der ganzen Nacht an meinem Lager gesessen wie eine barmherzige Schwester und keinen Blick von mir verwandt hat, denn er hielt mich für todkrank. Heute morgen allerdings hat er mich doch noch umarmt und geküßt.« – »Der Schurke!« brauste Cortejo auf. – »Warum Schurke?« – »Weil du mein bist!« – »Beweise es!« – »Hast du es mir nicht viele hundert Mal geschworen?« – »Ja, und ich werde mein Wort auch halten. Aber wer sagt denn, daß ich ganz ausschließlich dein sein kann?« – »Ah, das heißt, du liebst andere neben mir?« – »So meine ich das nicht. Aber erlaube mir eine Frage: Willst du etwa mich zur Frau nehmen?« – »O verdammt, wenn ich nur könnte!« knirschte er. »So ein entzückendes Wesen und solche Einkünfte als Ballerina. Ich würfe mein Amt sofort unter die Lumpen.« – »Nun, so sei also ruhig und unparteiisch, Henrico.« – »Der Teufel mag das sein«, zürnte er. – »Aber anhören mußt du mich doch! Du hast ein Weib, eine kranke, elende Frau, die vielleicht nicht lange mehr leben wird, aber du hast sie doch. Es ist also ungerecht, mich an dich zu binden.« – »So willst du wohl gar los von mir?« – »Nein. Ich liebe dich wie vorher; aber ich denke, wenn ich mir einen alten, schwächlichen Mann nehmen würde, so könntest du nichts sagen, denn dann wären unsere Chancen gleich. Rechne dazu noch, daß dieser alte Mann der Graf de Rodriganda ist, so wirst du sofort erkennen, wie viele und große Vorteile für dich daraus entspringen müssen.« – »Ah, es soll also aus dem damaligen Spaß wirklich Ernst werden?« – »Wahrscheinlich!« – »Hattest du denn damals bereits eine Ahnung?« – »Er schickte mir an jenem Abend einen kostbaren Schmuck.« – »Donner und Doria, ist das möglich?« – »Ja. Er war zum ersten Mal im Ballett gewesen, und ich hatte ihn da gleich so hingerissen, daß er direkt vom Theater zum Juwelier gegangen ist, um mir den Schmuck zu kaufen.« – »Ist das Geschenk bedeutend?« – »Es hat einen Wert von fünfzehntausend Duros; ich habe es taxieren lassen.« – »Alle Wetter! So ist es ihm Ernst?« – »Gewiß.« – »Und dir?« – »Henrico, könntest du mich zum Weib nehmen, oh, wie gern würde ich die Deine! Da dies aber nicht der Fall ist, so wäre ich die größte Törin, wollte ich den Mann abweisen, der Graf, Vizekönig, hundertfacher Millionär und – ein alter Mann ist, der wohl nicht mehr lange zu leben hat.« – »Ah, du rechnest gut.« – »Je leidenschaftlicher du bist, desto nüchterner muß ich handeln.«

Henrico Cortejo schritt einige Mal in dem Zimmer hin und her, dann blieb er vor ihr stehen und fragte:

»Du liebst mich also wirklich. Hanetta?« – »Von ganzem Herzen«, versicherte sie, ihn küssend. »Wahr und treu.« – »Diesen Grafen aber liebst du nicht?« – »Nicht im mindesten.« – »Es ist nur der Reichtum und die Machtstellung, die dich veranlaßt, ihm deine Hand zu geben?« – »Nur das allein.« – »Du wirst auch als Gräfin mich lieben und mir treu sein?« – »Gerade so wie jetzt.« – »Gut, so will ich dich nicht halten. Nimm ihn! Ich weiß, daß von deiner Macht und von deinem Besitz auch einige Körner auf mich herabfallen werden. Wann gedenkst du ihm dein Jawort zu geben?« – »Heute abend.« – »So nimm ihn fest, daß er nicht weichen kann.« – »Sorge dich nicht um mich! Aber dich muß ich warnen. Der Graf weiß, daß du bei mir verkehrtest. Sein Diener verriet es mir.« – »Alimpo?« – »Ja. Rodriganda ahnt natürlich, daß uns ein inniges Verhältnis verbindet; diese Meinung müssen wir ihm nehmen.« – »Auf welche Weise?« – »Indem wir ihn wissen lassen, daß du nur zweimal, und zwar in Gesellschaft, bei mir gewesen bist, als man bei mir wie gewöhnlich eine kleine Bank legte.« – »Gut.« – »Übrigens versteht es sich ganz von selbst, daß wir uns weiter nicht kennen.« – »Einverstanden.« – »Später werden wir uns in den neuen Verhältnissen orientiert haben, und dann kann es nicht schwer sein, Zeit und Ort zu finden, wo und wann wir sicher sind. Jetzt aber geh, Henrico, man könnte uns beobachten.«

 

Auch Cortejo gehorchte. Sie nahmen einen innigen Abschied, und dann ging er, um dieses Zimmer nicht wieder zu betreten.

Jetzt war das schöne Weib entschlossen, für seine Reize eine Grafschaft einzutauschen.

32. Kapitel

Als Don Manfredo des Abends kam, lag Hanetta zwar nicht mehr nieder, doch sie sah noch immer sehr angegriffen von dem gestrigen Sturz aus; aber diese feine, leidende Blässe, durch die doch das Rot des Lebens schimmerte, machte sie so reizend, daß der Graf fast seine vorgenommene Zurückhaltung vergessen und sie geküßt hätte.

Sie begrüßte ihn mit einem matten, aber freundlichen Lächeln und bot ihm einen Sitz ganz in ihrer Nähe an.

»Sie haben sich noch nicht völlig erholt?« fragte er. – »Nicht ganz. Ich werde einige Zeit der Zurückgezogenheit bedürfen.« – »So säumen Sie nicht, Señorita. Die Gesundheit ist ein köstliches Gut, und es gibt Leute, denen die Ihrige doppelt teuer ist.«

Da richtete sie einen ihrer unbeschreiblichen Blicke auf ihn und fragte:

»Welchen Ort halten Sie für vorteilhaft zur körperlichen Erholung für eine einfache und einsame Dame, mein lieber Don Manfredo?«

Bei diesen in einem liebevollen Ton gesprochenen Worten zog es wie heller Sonnenschein über sein Gesicht, und er antwortete:

»Oh, meine teure Señorita, welcher Ort könnte da wohl besser gelegen sein, als mein Stammschloß Rodriganda.« – »Ich kenne es nicht.« – »Es liegt bei Manresa, am Wald, und doch wieder in solcher Nähe von mehreren Städten, daß man Stadt- und Landleben zu gleicher Zeit genießt.« – »Und diesen schönen Ort stellen Sie mir zur Verfügung?« – »Oh, wenn Sie dieses Anerbieten annehmen wollten!« – »Ich will!« sagte sie mit strahlendem Lächeln und streckte ihm die Hand entgegen, die er ergriff und feurig an seine Lippen führte. – »Ist das genug?« fragte sie. – »Señorita, mit der Erhörung steigt der Mut. Soll ich Sie nur als Gast nach Rodriganda bringen, oder …«

Er stockte doch; dieses Glück schien ihm zu groß zu sein.

»Nun, oder …?« fragte sie in ermunterndem Ton. – »Oder als meine Braut, die dann mein angebetetes Weib werden will?«

Er blickte ihr erwartungsvoll in die Augen; sie hielt diesen Blick aus und entgegnete:

»Manfredo, ich will dir vertrauen. Nimm mich hin, aber mache mich nicht unglücklich!« – »Unglücklich?« rief er. »Lieber will ich tausend Tode sterben, ehe ich dir das geringste Weh bereite, du Herrliche! Aber ist es wahr, ist es wirklich wahr?« – »Ja«, flüsterte sie verschämt, indem sie ihren Kopf an seiner Schulter barg. – »So habe Dank, viel tausend, tausendmal. Du sollst diese Stunde nie bereuen, sondern den Himmel auf Erden haben, so weit Menschenhände ihn bereiten können. Aber ich fühle mich durch dich so unendlich glücklich, daß ich auch andere glücklich machen muß. Erlaubst du mir, meine Hanetta?« – »Gern«, lächelt sie. »Aber wen?« – »Meinen Diener und dein Mädchen.« – »Ah«, fragte sie verwundert, »diese kennen einander?« – »Sie sind beide in Rodriganda geboren und haben sich zufälligerweise hier wiedergefunden. Darf ich sie holen?« – »Sind sie da?« – »Ich wette, sie stecken miteinander in dem kleinen Zimmerchen da drüben.« – »Ich sehe, daß du hier bei mir ebensogut Bescheid weißt als ich. Komm, laß uns einmal nachsehen.« – »Leise!« bat der glückliche Mann. »Vielleicht überraschen wir sie.«

Sie schlichen sich hinaus auf den Korridor und öffneten dann plötzlich die Tür zu dem Stübchen. Richtig, da saß Alimpo mit seiner Elvira eng umschlungen, Seite an Seite, und es schien, als seien sie gerade bei einem herzhaften Kuß gestört worden. Sie erschraken fürchterlich und sprangen empor.

»Hallo, was treibt ihr denn hier für Allotria!« sagte der Graf in einem scheinbar ernsten Ton. – »Oh, Exzellenz, Sie wissen ja…!« stotterte Juan Alimpo. – »Was weiß ich denn?« – »Nun, daß diese hier – daß sie …« – »Na, was denn?« – »Daß sie die Elvira ist.« – Aber was geht denn dich das an?« – »Exzellenz, ich meine, daß – daß dies – daß dies meine Elvira ist!« – »Aber was sagt denn nun die Elvira dazu?«

Diese war schnell entschlossen. Sie machte einen sehr resoluten Knicks und erwiderte:

»Exzellenz, Herr Graf, dieser hier ist mein Juan Alimpo.« – »So seid ihr also einig?« – »Ganz und gar.« – »Und eure Eltern?« – »Wir haben keine, ich nicht und er nicht.« – »So habt ihr also niemand zu fragen. Aber, was werdet ihr denn nun miteinander beginnen?«

Das brave Mädchen lachte im ganzen Gesicht und entgegnete: »Das überlassen wir dem Herrn Grafen.« – »Mir?« fragte er verwundert. – »Ja. Weil Exzellenz meinem Alimpo versprochen haben, für uns zu sorgen, wenn – wenn – wenn – ich Ihnen gefalle.« – »Ach so! Und du meinst nun, daß du mir gefällst?«

Elvira blickte verschämt zu Boden und antwortete nicht.

»Nun, so antworte doch!« drängte der jetzt zu einem Scherz aufgelegte Graf.

Sie bemerkte, daß er guter Laune sei und faßte sich ein Herz.

»Meinem Alimpo gefalle ich«, sagte sie, »und da denke ich, daß ich … hm!« – »Nur weiter, weiter!« – »Daß ich Exzellenz auch gefalle!« – »Endlich! Und weil du dies so hübsch sagst, so will ich dir gestehen, daß du auch mir gefällst.« – »Nicht wahr, sie ist nicht übel, Exzellenz?« rief da der glückliche Alimpo. – »Ja, sie ist gut, und darum will ich für euch sorgen. Was meinst du denn Alimpo, was dir lieber ist: Feldhüter mit fünfzig Duros Gehalt oder Kastellan auf Schloß Rodriganda mit freier Station und dreihundert Duros Gehalt?« – »Exzellenz, der Kastellan ist mir lieber!« rief da Alimpo rasch. – »So nimm ihn!« – »Tausend Dank, Exzellenz. Komm, meine gute Elvira, mach einen Knicks und bedanke dich bei dem Herrn Grafen.« – »Das kann ich schon ganz von selber.«

Mit diesen ernstgemeinten Worten produzierte sie ihre schönste Verbeugung.

»Und bei der zukünftigen gnädigen Frau Gräfin auch«, bemerkte Alimpo. – »Was?« fragte der Graf. »Wer hat dir denn davon gesagt?« – »Exzellenz, das habe ich gleich das erste Mal im Theater gedacht. Sie machten es gerade so wie ich: Sie guckten immer nur die eine an. Nun haben wir beide die Unsrige.«

Der Graf lachte und ging mit der Ballerina wieder hinaus. Die beiden jungen Leute standen da und sahen einander an.

»Nun, da hast du es!« sagte Alimpo. »Unser Hochzeitsgeschenk! Freut es dich?« – »Das versteht sich. Herr Kastellan kann nicht jeder sein.« – »Und Frau Kastellanin auch nicht eine jede. Nur eines freut mich dabei nicht.« – »Was?« – »Die Schloßherrin.« – »Ja. Sahst du, daß sie nur gezwungen freundlich war? Sie wird uns niemals liebhaben. Er nimmt sie ihres Gesichts und ihrer schönen Glieder wegen, und doch, wie bald kann das alles vergangen sein! So ein vornehmer Mann ist zuweilen viel weniger klug als man denken sollte.«

Während dieser kurzen Unterhaltung zwischen den Dienern saß das Brautpaar wieder drüben, scheinbar in der innigsten Liebe beieinander. Der Graf war so glücklich, daß er seiner Verlobten die höchsten Wünsche erfüllt hatte, und da er auch bei ihr dieselbe Stimmung voraussetzte, sagte er:

»Glaubst du, daß ich eine Bitte an dich habe?« – »Sprich sie aus, Manfredo«, entgegnete sie freundlich. – »Sie betrifft meinen Sachwalter.«

Manfredo blickte die Tänzerin dabei scharf an; sie aber ließ sich nicht das mindeste merken und fragte nun:

»Deinen Sachwalter? Wer ist das?« – »Es ist Henrico Cortejo.« – »Cortejo? Hm, diesen Namen muß ich bereits gehört haben.« – »Ich denke«, lächelte er. – »Ah, es ist ein Mann in mittleren Jahren; ich besinne mich auf ihn.«

Er wurde wirklich irre an ihr; sie hatte die Unschuldsmienen meisterhaft einstudiert.

»Nicht wahr, du kennst ihn?« fragte er. – »Nicht so, was man eigentlich kennen nennt. Er war drei- oder viermal bei mir, und das war an den Abenden, an denen ich Kollegen bei mir sah. Diese pflegen gewöhnlich eine kleine Bank aufzulegen, und da schienen sie diesen Cortejo gern dabei zu sehen. Er wurde mir zu diesem Zweck mitgebracht und vorgestellt.«

Der Graf war beruhigt, konnte aber, wenn er sich nicht verraten wollte, von dem Thema nicht gut abbrechen; darum sagte er:

»Ich hörte das, und da ich es nicht liebe, daß meine Beamten Spieler sind, so wollte ich mich bei dir nach der Höhe seiner Verluste erkundigen.« – »Das ist nicht bedeutend, mein Lieber«, sagte sie mit ruhigem Lächeln, während sie im Innern den Liebhaber verachtete, daß er sich von ihr hatte täuschen lassen. »Man spielte nicht hoch, und so konnte Verlust oder Gewinn nur wenige Duros betragen.« – »Sahst du den Herzog von Olsunna auch in diesen Kreisen?« – »Ja. Zweimal nur. Dieser Señor schien sich bald unheimlich zu fühlen, weil die Künstler selten oder nie gewillt sind, Standesvorurteilen Weihrauch zu streuen.« – »Sie mögen in mancher Beziehung recht haben. Auch die Kunst adelt, allerdings nur den einzelnen, nicht aber ganze Geschlechter.«

Auch in diesem Punkt war der Graf von der gewandten Fechterin geschlagen worden. Er ging nun zu dem Näheren über:

»Du wirst zweifelsohne nicht mehr auftreten?« – »Nein.« – »Wann gedenkst du nach Rodriganda zu gehen, meine Hanetta? Ich bin leider noch einige Zeit hier gebunden.« – »Das läßt sich arrangieren, mein Lieber.« – »Ganz nach deinem Willen.« – »Ich muß für einige Tage nach Madrid, und während dieser Zeit kannst du deine Arbeiten hier beenden.« – »Ah, du willst allein in die Hauptstadt?« fragte er, mehr besorgt als verwundert. – »Allerdings.« – »Trotz deiner gegenwärtigen Schwäche?« – »Diese hat nicht viel zu bedeuten. Das ruhige Sitzen im Kupee oder in der Diligence kann mir nicht schaden, wohl aber das Tanzen auf der Bühne.« – »Möchtest du nicht lieber warten, bis ich dich begleiten kann?« – »Dies geht nicht, mein Lieber. Erstens ginge eine kostbare Zeit verloren, und zweitens müßtest du dich da mit einem Gegenstand beschäftigen, den ich gern so fern wie möglich von dir halten möchte.« – »Welcher ist es?« – »Das Theater. Ich konnte natürlich nicht ahnen, daß mein Schicksal eine so plötzliche und ungeahnte Änderung erfahren würde, und so habe ich einen Kontrakt mit einer Bühne in Madrid unterzeichnet und auch bereits abgesandt. Dieser muß gelöst werden, und deshalb will ich nach der Hauptstadt reisen.« – »Und doch wäre es vielleicht vorteilhafter, wenn ich diese Sache in die Hand nähme, mein liebes Kind. Man wird dir Schwierigkeiten machen, während mich die Lösung des Kontrakts wohl nur ein Wort kostet.« – »Ich sagte dir bereits, daß es mir geradezu eine Ehrensache ist, dich nicht mit Bühnenverhältnissen zu belästigen. Du sollst mich erst dann bekommen, wenn ich frei von diesem Staub bin, mein lieber Manfredo.« – »Eigentlich muß ich dir für diese zarte Rücksichtnahme dankbar sein«, gestand er zu. »Aber wirst du die Reise auch wirklich aushalten können?« – »Ohne Zweifel!« – »So wirst du mir erlauben, für das Pekuniäre Sorge zu tragen.« – »Nur, um dir ein Vergnügen zu machen, mein Lieber. Ich bin nicht arm.« – »So nimmst du eine Anweisung an meinen Bankier an?« – »Ja.« – »Und wann reist du?« – »Morgen. Je eher ich aufbreche, desto eher kehre ich zu dir zurück, mein Geliebter.«

Die Ballerina umschlang den Grafen zärtlich und küßte ihn auf den ergrauten Bart. Er war so glücklich und hatte keine Ahnung davon, daß sie gar keinen Kontrakt mit dem Theater in Madrid abgeschlossen hatte, sondern nur deshalb die Residenz besuchte, um vor ihrer Vermählung noch eine kurze Zeit mit ihren früheren Freundinnen in Lust und Schwelgerei zu verbringen. Gerade in Madrid hatte sie ja die wildeste Zeit ihres Lebens verbracht. In den dunklen und verrufenen Gäßchen dieser Hauptstadt hatte sie auch Henrico Cortejo und den Herzog von Olsunna kennengelernt.

»Soll ich dich in der Hauptstadt abholen?« fragte der Graf. – »Nein, mein Lieber. Ich werde nur kurze Zeit dort verweilen.« – »Ich möchte dich bitten, meine Söhne mit zu besuchen.« – »O nein, das möchte ich nicht tun. Jetzt bin ich noch im Engagement. Sie sollen mich erst dann sehen, sobald ich nichts anderes mehr bin, als nur die Eurige.« – »So wirst du mich hier abholen?« – »Ja.« – »Dann verweile nicht gar zu lange, meine Geliebte, denn ich werde dich mit großer Sehnsucht erwarten. In einer Woche sind meine Arbeiten beendet.« – »Dann bin ich wieder bei dir.«

* * *

Fast zu derselben Zeit wurde im Palais des Herzogs von Olsunna auch von Madrid gesprochen. Der Herzog saß in seinem Sessel, und vor ihm stand Gasparino Cortejo, sein Haushofmeister.

 

»Ja«, sagte der erstere. »Wir haben jetzt verdammtes Pech.« – »Es muß ertragen werden!« – »Da letzthin der Skandal wegen der deutschen Hauslehrerin und wegen deiner Zarba, oder wie diese kleine Zigeunerin hieß.« – »Ich denke nicht mehr an sie!« – »Das glaube ich dir! Und jetzt wird mir wieder diese grandiose Ballerina weggekapert.« – »Das ist freilich unangenehm. Dieser Rodriganda konnte Besseres tun, als sich auf diese Weise an seinem grauen Haar zu versündigen!« – »Na, für Hirschgeweihe wird man wohl sorgen! Und dein Adonis-Vater auch mit.« – »Fällt ihm nicht ein!« – »Leugne nicht! Ich habe mir sagen lassen, daß er um die Ballerina herumgelaufen ist, leider aber, ohne erhört zu werden. Hahahaha! Ein Sachwalter, der mit dem Herzog von Olsunna in die Schranken tritt. Ich hätte ihn für gescheiter gehalten.« – »Ich nicht«, sagte der Sohn, der recht wohl wußte, daß sein Vater dem Herzog den Rang abgelaufen hatte.

Der letztere fuhr fort:

»Nun ist eine tote Zeit eingetreten. Wie bringt man diese am besten hin? Willst du nicht einiges vorschlagen?« – »Wenn es auf mich ankäme, ich reiste nach Madrid. Der König von Portugal kommt auf Besuch, da gibt es Festlichkeiten und manches Schaugepränge, mit dem man sich die Zeit vertreibt.« – »Nicht übel. Wann kommt der König?« – »Sonnabend.« – »So reisen wir, und zwar zusammen schon morgen.«

So war mit leichtem Sinn eine Disposition getroffen worden, die für die Betreffenden nur verhängnisvoll werden sollte.

Als die Ballerina Madrid erreicht hatte, stieg sie in einem der ersten Hotels ab, denn sie besaß die Mittel dazu, vertiefte sich aber gar bald in die engen Gäßchen des südwestlichen Stadtteils, in denen man des Abends kein ehrbares Frauenzimmer zu treffen vermag. Hier suchte sie sich frühere Bekannte zusammen, um die Dispositionen zu ihren zweifelhaften Belustigungen zu entwerfen.

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