Бесплатно

Satan und Ischariot I

Текст
Автор:
0
Отзывы
iOSAndroidWindows Phone
Куда отправить ссылку на приложение?
Не закрывайте это окно, пока не введёте код в мобильном устройстве
ПовторитьСсылка отправлена

По требованию правообладателя эта книга недоступна для скачивания в виде файла.

Однако вы можете читать её в наших мобильных приложениях (даже без подключения к сети интернет) и онлайн на сайте ЛитРес.

Отметить прочитанной
Шрифт:Меньше АаБольше Аа

»Das thun wir auch. Halte dich bereit, uns nachzukommen, sobald wir dir einen Boten senden!«

Nun wurden diejenigen, welche uns begleiten sollten, bestimmt; dann stiegen wir zu Pferde und ritten, bis wir am Ausgange der Schlucht angekommen waren, wo wir abstiegen und die Pferde einigen Wächtern übergaben.

Geritten waren wir, um schneller anzukommen, sonst wäre die Ablösung vor uns dagewesen, hätte den Posten vermißt und Lärm geschlagen. Die Ankunft der Ablösung mußte nun jeden Augenblick erfolgen. Da der Mann die Pferde vielleicht hören konnte, ging ich ihm mit Winnetou entgegen. Die Richtung wußte ich ja. Einige hundert Schritte von der Schlucht blieben wir stehen, um zu warten. Es dauerte kaum zwei Minuten, so hörten wir ihn kommen. Wir gingen auseinander, ich nach links, Winnetou nach rechts, und als der Yuma zwischen uns hindurch wollte, wurde er von beiden Seiten gepackt und in die Schlucht zu den Wächtern der Pferde geschafft.

Darauf ging ich mit Winnetou, die Yumas zu beschleichen. Sie hatten noch immer keine Feuer brennen; dennoch waren wir schon nach einer halben Stunde wieder zurück, um unsere Leute zu holen und ihnen ihre Anweisungen zu geben. Die Feinde hatten es uns leicht gemacht. Sie saßen alle in der ungefähren Mitte ihres jetzigen Weideplatzes beisammen, und nur vier von ihnen patrouillierten außerhalb des Platzes hin und her, um die Tiere zusammenzuhalten. Wenn es uns gelang, die vier ohne Lärm aufzuheben, so konnten wir die andern leicht umzingeln, so daß sie sich ohne Gegenwehr ergeben mußten. Im andern Falle aber waren wir gezwungen, auf sie zu schießen.

Glücklicherweise stellte sich heraus, daß dies nicht notwendig war. Die vier wurden unschwer überwältigt; einem von ihnen teilte ich alles mit, was geschehen war und schickte ihn, als wir die andern umzingelt hatten, zu diesen, um ihnen den Stand der Dinge klar zu machen und ihnen zu sagen, daß wir nur zehn Minuten auf ihren Entschluß, sich zu ergeben, warten, im Weigerungsfalle aber dann auf sie schießen würden. Sie waren so klug oder auch so feig, die zehn Minuten gar nicht verstreichen zu lassen, bevor sie sich uns auslieferten.

Nun wurden zunächst einige Feuer angebrannt und die Pferde herbeigeholt; dann schickten wir dem »starken Büffel« einen Boten, um ihm sagen zu lassen, daß er mit seinen andern Mimbrenjos und den Gefangenen kommen solle. Als dies geschehen war, entwickelte sich ein sehr reges Lagerleben. Wir betrachteten das geraubte Vieh als Eigentum des Haziendero, nahmen uns aber dennoch die Freiheit, einige Stücke davon zu schlachten, um Fleisch zu haben. Das kleine Opfer konnten wir verlangen, da wir gesonnen waren, ihm den Raub zurückzubringen. Zwischen mir und Winnetou wurde beschlossen, gleich morgen mit den Herden nach der Hazienda aufzubrechen. Als wir dies dem Häuptlinge der Mimbrenjos sagten, fragte er:

»Was soll indessen mit den Gefangenen geschehen?«

»Sie sind dein. Mache mit ihnen, was du willst,« antwortete Winnetou.

»So werde ich sie sofort nach den Weideplätzen meines Stammes bringen, wo wir über sie Gericht halten werden.«

»Dazu brauchst du Leute; ich aber kann doch mit Old Shatterhand die Herden nicht allein nach der Hazienda treiben!«

»Ich werde euch fünfzig Männer mitgeben, welche euch helfen.«

Das hatten wir erwartet und nahmen das Anerbieten natürlich augenblicklich an. Für mich galt es nun, mit dem »großen Munde« zu sprechen, um das Nötige über den Mormonen und seine Absichten zu erfahren. Ich war freilich überzeugt, daß er sich hüten werde, mir die Wahrheit zu sagen, hoffte aber, indirekt wenigstens soviel zu erfahren, daß ich das übrige durch Schlüsse zu ergänzen vermochte. Ich brauchte das Gespräch mit ihm gar nicht zu beginnen, ihm gar nicht merken zu lassen, wieviel mir an der Sache lag; ich war vielmehr überzeugt, von ihm angeredet zu werden, sobald er mich in seiner Nähe sehen würde. Darum gab ich mir den Anschein, die Fesseln der Gefangenen untersuchen zu wollen, und kam dabei auch zu ihm.

Als ich seine Riemen betastete, fragte er in zornigem Tone, doch so, daß nur ich es hörte:

»Warum hast du meine Krieger überfallen?«

»Weil sie unsere Feinde sind.«

»Aber warum thust du es, da du doch dein Versprechen halten und sie wieder freigeben mußt?«

»Ich mußte ihnen doch die geraubten Tiere abnehmen, da ich sie dem Haziendero zurückbringen will.«

»Dem Don Timoteo Pruchillo?«

»Ja.«

»Der ist ja gar nicht mehr Haziendero!« lachte er.

»Wer denn?«

»Das Bleichgesicht, welches ihr Melton nennt.«

»Melton? Wie kommt der dazu, Haziendero zu sein?«

»Er hat die Hazienda dem Don Timoteo abgekauft. Willst du etwa ihm die Tiere bringen?«

»Fällt mir nicht ein! Ich schaffe sie zu Timoteo Pruchillo.«

»Den findest du nicht. Er ist aus dem Lande hinaus.«

»Woher weißt du das?«

»Von Melton, der es so mit Weller beschlossen hatte.«

»Also befindet sich Melton jetzt als Besitzer auf der Hazienda?«

»Nein.«

»Wo ist er denn?«

»Auf – in – —«

Er hielt stockend inne; er hatte mir eine Antwort geben wollen, sich aber anders besonnen, und als ich meine Frage wiederholte, äußerte er:

»Ich weiß es nicht.«

»Soeben wolltest du es mir doch sagen! Dann sage mir, was aus den weißen Einwanderern geworden ist!«

»Sie müssen – – sie sind – – sie befinden sich – —«

Er stockte wieder.

»So rede doch!« forderte ich ihn auf.

»Ich weiß auch dieses nicht.«

»Aber ich hörte es dir an, daß du es weißt!«

»Ich kann es unmöglich wissen. Alle die Männer und Leute, von denen du redest, waren meine Gefangenen. Du weißt, daß ich sie freigelassen habe. Wie kann ich wissen, was sie dann gethan haben und wo sie sich befinden!«

»Du mußt es wissen, denn du hast die Pläne Meltons kennen gelernt. Er hat dich aufgefordert, die Hazienda zu überfallen.«

»Wer hat dir diese Lüge gesagt?«

»Es ist keine Lüge, sondern die Wahrheit. Als Melton mit den Einwanderern unterwegs war, hast du ihn mit Weller aufgesucht und das Nötige verabredet.«

»Auch das ist eine Lüge!«

»Leugne nicht! Ich selbst habe euch beobachtet.«

»So haben deine Augen dich getäuscht.«

»Meine Augen täuschen mich nie. Dein Leugnen bringt dir keinen Nutzen. Ich will und muß unbedingt wissen, was nach dem Ueberfalle und der Einäscherung der Hazienda mit den Einwanderern geschehen ist.«

»Und ich kann es dir nicht sagen, da ich es selbst nicht weiß.«

»Du weißt es. Du hast versprochen, mir Auskunft zu erteilen.«

»Und du hast versprochen, uns frei zu lassen; anstatt aber dieses Versprechen zu erfüllen, nimmst du immer mehr von uns gefangen!«

»Ich werde es erfüllen, wenn du das deinige hältst.«

»Ich habe es gehalten und dir alles gesagt, was ich weiß.«

»Es ist nicht wahr, doch streiten wir uns nicht! Wir wären quitt gewesen, wenn jeder sein Wort gehalten hätte; nun sind wir ebenso quitt, weil keiner es gehalten hat. Ich bin heute die letzte Nacht bei euch. Morgen früh trenne ich mich von dem »starken Büffel«, welcher euch nach seinen Weideplätzen transportieren wird, wo ihr den Martertod sterben werdet.«

Ich that so, als ob ich gehen wolle. Das half. Morgen fort von hier! Er hoffte, durch mich frei zu werden! Und ich war nur noch heute abend da! Von dem »starken Büffel« hatte er keine Gnade zu erwarten.

»Warte noch!« rief er, als ich mich schon einige Schritte entfernt hatte.

»Nun?« fragte ich, mich ihm wieder zuwendend.

»Wirst du uns wirklich freilassen, wenn ich dir alles sage?«

»Ja. Aber du weißt ja nichts!«

»Ich weiß es. Melton hat mir geboten, zu schweigen.«

»So öffne endlich den Mund. Was ist mit den Einwanderern geschehen?«

»Halt erst du dein Wort! Weißt du, was ich dir, als du uns gefangen nahmst, gesagt habe? Daß ich dir deine Fragen nur als freier Mann beantworten werde.«

»Und ich meinesteils habe dir mitgeteilt, daß ich dir die Freiheit nicht eher gebe, als bis du meine Fragen beantwortet hast.«

»Ich bleibe bei meiner Entscheidung, und so mußt du dich anders besinnen.«

»Auch ich werde meinen Entschluß nicht ändern, und so bleibt es bei dem, was ich gesagt habe: Der »starke Büffel« wird euch morgen fortschaffen.«

Ich wendete mich abermals zum Gehen. Dieses Mal ließ er mich weiter fort; dann rief er mir nach:

»Old Shatterhand mag noch einmal herkommen!«

Ich ging hin und bedeutete ihm in entschlossenem Tone:

»Ich sage jetzt mein letztes Wort: Erst mußt du reden, dann lasse ich dich frei; das Umgekehrte geschieht auf keinen Fall. Jetzt entscheide dich kurz! Willst du sprechen?«

»Ja, ich hoffe aber, daß du dann auch sogleich dein Wort hältst!«

»Was ich sage, das gilt. Also, hat Melton dich zum Ueberfalle der Hazienda aufgefordert?«

»Nein.«

»Haben die beiden Bleichgesichter, welche Weller heißen, mit Melton im Einverständnis gestanden?«

»Nein.«

»Aber Melton hat die Hazienda gekauft?«

»Ja.«

»Welche Absicht verfolgt er mit den Einwanderern?«

Er zögerte eine längere Weile, als ob er sich eine Ausrede aussinnen oder den nötigen Mut schöpfen wolle, eine schon ausgesonnene Lüge auszusprechen, und erst als ich meine Frage wiederholte, antwortete er:

»Er will sie verkaufen.«

»Verkaufen? Was? Menschen verkaufen! Das ist ja gar nicht möglich!«

»Es ist möglich. Das mußt du sogar noch besser wissen, als ich es weiß, denn du bist ein Bleichgesicht, und nur Bleichgesichter kaufen und verkaufen Menschen. Oder willst du leugnen, daß die schwarzen Leute auch Menschen sind? Hat man nicht mit ihnen als Sklaven Handel getrieben?«

»Hier ist von Schwarzen keine Rede. Ich spreche von Bleichgesichtern, welche man nicht als Sklaven kauft.«

»Und doch werden sie gekauft! Ich habe gehört, daß es Kapitäne giebt, welche so böse Menschen sind, daß sie keine Matrosen bekommen. Wenn nun so ein böser Kapitän Matrosen braucht, so stiehlt oder kauft er welche.«

 

»Ah! Hm! Willst du etwa sagen, daß die weißen Einwanderer an einen solchen Kapitän verkauft worden sind?«

»Ja.«

»Von wem?«

»Von Melton. Die Auswanderer gehören ihm; er kann also mit ihnen machen, was ihm gefällt. Er hat sie aus ihrem Lande geholt und dort sehr viel Geld für sie bezahlt.«

»Das ist nicht sein Geld, sondern dasjenige des Haziendero gewesen.«

»So hat er diesem die Hazienda und mit ihr die Weißen abgekauft. Er hat das Geld wieder haben wollen, und da sie es ihm nicht geben konnten, hat er sie an den Häuptling eines Schiffes verkauft.«

»Woher weißt du das?«

»Von ihm selbst. Ehe ich ihm die Freiheit wiedergab, sagte er mir, daß er sie verkaufen werde.«

»Wo befand sich denn der Häuptling des Schiffes?«

»In Lobos. Jetzt habe ich dir alles gesagt, was ich weiß; dein Wunsch ist erfüllt, und ich verlange, daß du auch den meinigen erfüllst.«

»Verlangst du das wirklich? Du bist ein kluger, ein sehr kluger Mann; aber du hast nicht in Betracht gezogen, daß es Leute giebt, welche noch viel klüger sind.«

»Was meinst du mit diesen Worten? Ich verstehe sie nicht.«

»Wer einen, der klüger ist als er selbst, mit Lügen täuschen will, muß sehr vorsichtig sein und sich jedes Wort vorher reiflich überlegen. Das magst du dir merken! Wer dies nicht thut, der wird durchschaut und betrügt nicht etwa den andern, sondern sich selbst. Die Geschichte, welche du mir erzählt hast, ist eine Lüge vom Anfang bis zum Ende. Der Häuptling des Schiffes existiert nur in deinem Kopfe. Uebrigens mußt du wissen, daß kein Schiffshäuptling Frauen und Kinder als Matrosen kauft.«

»Du glaubst mir also nicht? Dann ist es schade um jedes Wort, welches ich gesprochen habe. Was ich dir sagte, habe ich von Melton selbst erfahren. Mein Versprechen ist also erfüllt, und nun wirst du das deinige halten!«

»Allerdings. Ich habe dir mein Wort gegeben, dich zu befreien, wenn du mir die Wahrheit sagst; ich halte also mein Versprechen, mein Wort, wenn ich dich nicht befreie, weil du mich belogen hast.«

»Wie? Du willst mir nicht helfen, mich nicht befreien?«

»Nein.«

Hätte er gekonnt, er wäre vor Wut aufgesprungen, so aber richtete er sich trotz seiner Fesseln nur in sitzende Stellung auf und zischte mich an:

»Du nennst mich einen Lügner, bist aber selbst der größte, der schändlichste, den es giebt! Hätte ich meine Hände frei, so erwürgte ich dich!«

»Ich glaube sehr gern, daß du wenigstens den Versuch machen würdest, doch nicht weil ich Lügen sage, sondern weil ich nicht dumm genug bin, den deinigen Glauben zu schenken. Ein Kerl wie du bist, kann mich nicht betrügen!«

»Du selbst bist ein Betrüger, ein – —«

»Schweig!« unterbrach ich ihn: »Ich habe mit dir nichts mehr zu reden. Nur das eine will ich dir noch sagen, daß du doch nicht verschwiegen gewesen bist, allerdings ganz gegen deinen Willen. Ich weiß, woran ich bin; du aber wirst morgen als Gefangener mit dem »starken Büffel« ziehen müssen.«

»Du weißt nichts, gar nichts, und wirst auch nie etwas erfahren!« lachte er höhnisch-grimmig auf.

Ich ging, blieb aber in einiger Entfernung steheni denn ich hatte, während ich mit dem »großen Munde« sprach, hinter dem Strauche, an welchem ich lag, eine Bewegung bemerkt. Es steckte jemand dahinter; ich vermutete, wer es war, und als ich nach dem Platze schaute, an welchem der »starke Büffel« gesessen hatte, sah ich ihn nicht mehr dort. Als ich nun den Strauch scharf in das Auge nahm, bemerkte ich eine Gestalt, welche sich in tiefgebückter Haltung von demselben zurückzog. Hätte ich mir auf die Schärfe meiner Augen etwas einbilden wollen, so wäre ich gleich darauf überführt worden, daß es noch viel schärfere gab, denn als ich mich dann neben Winnetou, der entfernt saß, niedersetzte, sagte er, indem ein halbes Lächeln um seine Lippen zuckte:

»Mein weißer Bruder hat mit dem »großen Munde« gesprochen. Sah er den Busch, an welchem dieser Häuptling der Yumas lag?«

»Ja.«

»Und auch den, der dahinter steckte!«

»Ja.«

»Der »starke Büffel« ist noch immer von Mißtrauen erfüllt gewesen, wird aber nun eingesehen haben, daß er unrecht hatte.«

So scharf dachte Winnetou. Er hatte nur gesehen, daß ich mit dem Yuma sprach, aber kein einziges Wort gehört, und dennoch wußte er genau, daß es zwischen mir und dem »großen Munde« zur Entscheidung gekommen war. Wir kannten eben einander und liebten einander so, daß sich der eine in die Seele des andern hineinzudenken vermochte.

Eben kam der starke Büffel zwischen den einzelnen Gruppen seiner Leute daher; er schien an uns beiden vorüber zu wollen, Winnetou aber forderte ihn auf:

»Mein roter Bruder mag sich zu uns setzen. Wir haben Wichtiges mit ihm zu besprechen.«

»Ich bin bereit, dieses Wichtige zu hören,« antwortete der Mimbrenjo, indem er der Aufforderung Folge leistete.

»Mein weißer Bruder Shatterhand,« fuhr Winnetou fort, »hat von dem »großen Munde« Dinge erfahren, welche wir sofort beraten müssen.«

Auch diese Worte waren ein Beweis von der scharfen Logik des Apatschen. In freundlicher Ironie aber that er nun die folgende Frage:

»Der »starke Büffel« war nicht auf seinem Platze zu sehen. Er war wohl gegangen, nachzuschauen, ob irgendwo ein Busch zu finden sei?«

»Ich verstehe den Häuptling der Apatschen nicht,« meinte der Mimbrenjo in sichtlicher Verlegenheit.

»Wo man sich verbergen kann, um zu hören, was Old Shatterhand mit dem »großen Munde« zu reden hat?«

»Uff! So hat Winnetou mich gesehen?«

»Ich sah den »starken Büffel« erst hin- und dann wieder herkriechen. Er wird nun wissen, daß er meinen weißen Bruder unschuldig beleidigt hat. Old Shatterhand ist kein Verräter, sondern ein ehrlicher Mann. Wer einem andern unrecht gethan hat und dies einsieht, ist, wenn er es verschweigt, kein guter Mensch!«

Die indirekte Aufforderung, welche in dieser letzteren Bemerkung lag, erhöhte die Verlegenheit des Mimbrenjo. Er kämpfte eine kleine Weile mit seinem Stolze, dann gewannen die freundschaftlichen Gefühle, welche er für mich hegte, die Oberhand, und er gestand:

»Ja, ich habe meinem guten Bruder Old Shatterhand ein schweres Unrecht zugefügt. Ich nannte ihn einen Verräter. Das ist die schlimmste Beleidigung, welche man einem gewöhnlichen Krieger zufügen kann; wie soll ich sie aber erst nennen, wenn sie gegen Old Shatterhand gerichtet wird! Sie kann mir ganz unmöglich vergeben werden!«

»Ich verzeihe dir,« beruhigte ich ihn. »Du hast einen zornmütigen Kopf, aber ein gutes Herz. Wenn du dein Unrecht eingestehst, kann ich es dir nicht länger anrechnen.«

»Ja, ich gestehe es ein und werde das allen laut sagen, welche die Beleidigung mit angehört haben. Ich werde nie wieder an dir zweifeln!«

»Das hoffe ich nicht nur um unserer Freundschaft willen, sondern ganz besonders auch deinetwegen. Es ist nun vorüber; sprechen wir nicht mehr davon!«

»Ja, schweigen wir darüber; es wird nicht wieder geschehen. Du bist gerechtfertigt, obgleich ich vieles von dem, was zwischen dir und dem Yuma gesprochen wurde, nicht verstanden habe.«

»Davon bin ich überzeugt. Verstanden hätte ich nur von jemand werden können, welcher meine eigenen Gedanken gehabt hätte, und die besaß doch nur ich allein.«

»Du hast die Erzählung von dem Häuptling des Schiffes nicht geglaubt?«

»Nein.«

»So sind die weißen Einwanderer nicht verkauft worden?«

»Nein, wenigstens nicht in dem Sinne, in welchem der Yuma es meinte. Nicht verkauft, aber betrogen, schändlich betrogen sind sie worden von Melton und den beiden Wellers.«

Da Winnetou nur ahnte, aber nichts Positives wußte, teilte ich ihm mein Gespräch mit. Er hörte aufmerksam zu, fiel darauf in ein kurzes, nachdenkliches Schweigen und fragte dann:

»Wer hat die Fremden kommen lassen, der Haziendero oder Melton?«

»Der erstere.«

»Er ist es also auch, der für sie bezahlt hat?«

»Ja.«

»Denkst du, daß er es ehrlich mit ihnen gemeint hat?«

»Ich bin überzeugt davon. Er ist selbst betrogen worden.«

»Melton hat ihm die Hazienda abgekauft?«

»Das möchte ich jetzt annehmen. Er hat sie aber vorher überfallen, ausrauben und niederbrennen lassen, um billig in ihren Besitz zu kommen.«

»Hat er die Auswanderer auch mitgekauft?«

»Ich denke es, denn es gab in ihrem Kontrakte einen Satz, welcher besagte, daß sie auch dem Nachfolger des Haziendero verbindlich seien. Und das ist es, was mich für sie mit großer Besorgnis erfüllt. Wenn Melton ihr

Herr geworden ist, so ist es um ihr Wohlsein möglichst schlimm bestellt.«

»Eines vermag ich nicht zu durchschauen. Er hat die Hazienda verwüsten lassen, um sie wertlos zu machen, und sie dann doch gekauft. Sie muß also trotz der Verwüstung einen Wert besitzen, nämlich für ihn, aber nicht für den Haziendero.«

»Das ist unbedingt richtig; aber auch ich sehe in diesem Punkte nicht klar. Nachdem alles verbrannt und vernichtet ist, kann er auf Jahre hinaus weder Ackerbau noch Viehzucht treiben; es muß also eine andere Art der Benutzung sein, welche er im Sinne hat, eine Benutzung, zu welcher er die Auswanderer zwingen will. Ich bin überzeugt, daß sein Plan schon fertig war, als er den Haziendero überredete, fremde Arbeiter kommen zu lassen. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Büberei, gegen welche ich die Fremden, welche Kinder meines Vaterlandes sind, in Schutz nehmen möchte.«

»Old Shatterhand ist mein Bruder, folglich sind auch sie meine Brüder. Winnetou wird ihnen seinen Kopf und seinen Arm anbieten.«

»Ich danke dir! Deine Hilfe ist mehr wert, als die vieler Krieger. Es liegt Gefahr im Verzuge. Wir dürfen nicht weilen, dürfen aber ja nicht mit den Herden reisen, welche wir dem Haziendero zurückbringen wollen. Mit ihnen würden wir über vier Tage brauchen, um die Hazienda zu erreichen.«

»Nein; wir reiten allein. Was wird der »starke Büffel« thun? Wird er uns begleiten?«

»Ich würde mit euch reiten,« antwortete der Gefragte; »aber meine Brüder werden einsehen, daß es besser ist, wenn ich bei den gefangenen Yumas bleibe. Meine Krieger bedürfen doppelt nötig eines Anführers, da ich sie teilen muß. Die Gefangenen müssen fortgeschafft werden, und es gilt, die Herden nach der Hazienda zu bringen. Fünfzig meiner Leute werden genügen, letzteres zu thun, ich gebe ihnen einen erfahrenen Krieger als Anführer mit. Wenn sie auf der Hazienda angekommen sind und ihr habt ihrer nötig, so haben sie euch sowie mir zu gehorchen. Mit den andern schaffe ich die Yumas fort. Je weiter ich sie von der Hazienda entferne, desto weniger braucht ihr besorgt zu sein, daß sie mir vielleicht entfliehen und zurückkehren, um das Vieh wieder zu holen und euch Schaden zu bereiten.«

Das war höchst verständig gesprochen. Er hatte recht. Und außerdem war mir an der Begleitung des jähzornigen Alten nicht sehr viel gelegen. Ich hegte die Ueberzeugung, daß ich mit Winnetou weit leichter und eher ans Ziel kommen würde, als mit diesem so leicht erregbaren Manne. Darum stimmte ich ihm sofort bei, und auch der Apatsche meinte:

»Mein roter Bruder hat sehr gute Worte gesprochen. Vielleicht bedürfen wir der fünfzig Krieger, wenn sie die Herden abgeliefert haben. Vielleicht auch müssen wir, wenn wir ihnen voraus sind, ihnen eine Nachricht geben. Dazu müssen wir noch einen Krieger haben, welcher uns beide begleitet und als Bote dienen kann.«

Und ich fügte bei:

»Da werde ich doch lieber den »starken Büffel« bitten, uns seine beiden Söhne mitzugeben. Sie sind klug und tapfer und haben mir bewiesen, daß sie zu Botendiensten sehr geeignet sind. Ist dies meinem Freunde Winnetou recht?«

»Was Old Shatterhand sagt, soll geschehen,« antwortete der Gefragte.

Auch der Mimbrenjo erklärte sich einverstanden. Er war sogar stolz darauf, daß seinen Söhnen, trotz ihrer Jugend, eine solche Auszeichnung zu teil wurde, und versprach, für sie die zwei schnellsten und ausdauerndsten seiner Pferde auszusuchen. Das war uns natürlich lieb, da die Jünglinge sonst wohl kaum fähig gewesen wären, mit uns, das heißt, ihre Pferde mit den unserigen, Schritt zu halten.

Nachdem noch einige Einzelheiten besprochen worden waren, legten wir uns schlafen, um frühzeitig munter zu sein. Kaum graute der Morgen, so versahen wir uns mit Proviant, da wir nicht wußten, ob wir in der ausgeraubten Hazienda etwas finden würden, und stiegen zu Pferde. Die Mimbrenjos grüßten uns zum Abschiede mit aufrichtiger Herzlichkeit. Ihrem Häuptlinge mußten wir versprechen, ihn nach ausgeführtem Plane aufzusuchen, im Falle aber, daß wir vorher seiner Hilfe bedürfen sollten, uns an niemand wie an ihn zu wenden. Die gefangenen Yumas aber sahen uns mit finsteren Blicken ziehen. Ihr Anführer, der »große Mund« rief uns nach:

 

»Da reiten die Verräter und dreifachen Lügner. Wäre ich nicht gefangen, ich würde sie wie schmutziges Wasser ausschütten!«

Ja, er war gefangen, und es stand nicht zu erwarten, daß er wieder freikommen werde; dennoch sollten wir diesen gefährlichen Menschen sehr bald wiedersehen!

Купите 3 книги одновременно и выберите четвёртую в подарок!

Чтобы воспользоваться акцией, добавьте нужные книги в корзину. Сделать это можно на странице каждой книги, либо в общем списке:

  1. Нажмите на многоточие
    рядом с книгой
  2. Выберите пункт
    «Добавить в корзину»