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Am Stillen Ozean

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»Mir lieb, denn auch meines Bleibens kann hier nicht lange sein. Welcher Umstand ist es?«

»Ich bin erkannt worden. Erinnerst du dich jenes Kümmelblattes in Westfalen, bei welchem uns der Vogel mit unsern eignen Federn entschlüpfte?«

»Ja. Es war ein Schreiber, ein Schriftsteller oder etwas Derartiges.«

»Nun, dieser Mensch ist heute als Bekannter des jungen Herrn hier eingetroffen, hat mich gesehen und wird mich verraten.«

»Dann entweder weg mit ihm oder fort mit uns!«

»Ich ziehe das letztere vor, und der Rittmeister ist einverstanden. Er wird uns trotzdem die tausend Rubel zahlen und jedem noch dreitausend dazu, wenn wir ihm morgen bei der Ausführung seines Planes helfen.«

Sie konnte nicht weiter sprechen, denn wieder waren Schritte zu hören. Der Rittmeister kam.

»Eingetroffen?« fragte er, als er das Paar erblickte.

»Gut. Kommt mit zur Laube!«

Sie entfernten sich. Was sollte ich thun? Ihnen folgen? Das konnte mich sehr leicht verraten. Der Pseudo-Assessor verließ den Garten jedenfalls durch das Pförtchen, dabei waren vielleicht noch einige Worte zu erlauschen. Ich trat daher hinzu und lehnte mich hinter einen nahen Holunderstrauch.

Es war nahe zwei Uhr, als der Erwartete endlich kam; Wanda begleitete ihn.

»Also vor allen Dingen pünktlich!« mahnte sie.

»Um neun Uhr wird der Herr mit seinem Gaste zur Parade gehen; das machten sie heut beim Billard aus. Das ist also die günstige Zeit. Die Baronin befindet sich zu derselben Zeit in der Kirche, und ich habe in ihrem Auftrage Kranken – und Armenbesuche zu machen. Ich kehre durch diese Pforte unbemerkt zurück und treffe dich auf der Seitentreppe, auf welcher wir in die Zimmer der Gnädigen gelangen. Der Rittmeister beschäftigt die Dienerschaft, bis wir mit dem Juwelier fertig sind.«

»Der Streich ist fein erdacht und beinahe ungefährlich. Aber wäre es nicht besser für uns, sofort zu verschwinden?«

»Das geht nicht, da uns der Rittmeister erst bezahlen kann, wenn er die Diamanten versilbert hat. Gute Nacht!«

Sie nahmen Abschied und entfernten sich: er durch die Pforte und sie nach dem Hause zu.

Ich wartete noch längere Zeit, ehe ich ihr folgte, gelangte aber unbemerkt wieder in meine Zimmer. Das Gehörte war so wertvoll und aufregend für mich, daß ich während der ganzen Nacht nicht schlafen konnte. Am Morgen war es natürlich mein erstes, Iwan davon Mitteilung zu machen. Er erstarrte beinahe vor Erstaunen und bat mich, seiner Mutter nichts wissen zu lassen.

»Können Sie aus dem Erlauschten den Plan erraten, den die Elenden geschmiedet haben?« fragte ich ihn.

»Ich meine es, will mich aber weniger auf meine Vermutung, als vielmehr auf das Urteil eines gewandten Polizisten verlassen. Wir thun, als gingen wir wirklich zur Parade, gehen aber statt dessen auf das Polizeiamt.«

So geschah es. Unterwegs machte mir Iwan einige Mitteilungen über seinen Kousin, und ich erfuhr, daß dieser sein ganzes Vermögen im Spiele verloren habe und durch diesen Umstand schon öfters zu Handlungen verleitet worden sei, die ihn verderben mußten, wenn Iwan und seine Mutter nicht Rücksicht auf den Umstand genommen hätten, daß er ihren Namen trug. Zu einem Streiche, wie es der geplante war, hatten sie ihn aber nicht für fähig gehalten.

Iwan kannte einen der höheren Polizeibeamten, zu welchem ich ihn begleitete. Dieser hörte unserm Berichte aufmerksam zu und nickte dann.

»Wollen Sie mir das Innere Ihres Hauses genau beschreiben?«

Dies geschah.

»Ich bin Ihnen dankbar für die vertrauensvolle Offenheit, mit welcher Sie mich über die sonderbaren Passionen des Herrn Rittmeisters unterrichteten. Ist er nicht Adjutant des Generals von Melikoff?«

»Allerdings.«

»Melikoff ist allmächtig. Wie wünschen Sie den Rittmeister behandelt zu haben?«

Dürfen wir ihn schonen?«

»Ich rate dazu. Sein Plan ist wohl folgender: Der, welchen dieser Herr hier Pseudo-Assessor nennt, ist ein Pole Namens Mieloslaw, ein höchst gefährlicher Mensch, der kürzlich entsprungen ist. Er wird irgend einen Juwelier zu Ihrer Frau Mutter zu bestellen haben. Diese ist nicht zu Hause, und so wird die Gesellschafterin die Baroneska vertreten. Es wird eine sehr interessante Scene geben, bei welcher ich unbedingt zugegen sein muß. Erlauben Sie mir, einige Vorbereitungen zu treffen; dann werde ich Sie bitten, sich mir anzuschließen.«

Er entfernte sich für einige Augenblicke und kehrte dann in Civilkleidern zurück.

»Jetzt kommen Sie!«

Unten wartete eine verschlossene Delega. Wir stiegen ein und fuhren langsam der Maraseka zu. Der Iswoschtschik[240] schien sehr wohl unterrichtet zu sein; vielleicht war er auch ein Polizist. Er ließ seine Pferde schlendern, als ob er leer fahre und sich nach einem Passagier umsehe, hielt in der Nähe des Semenoffschen Palastes endlich an, stieg vom Bocke und griff nach dem Heu, um gemächlich abzufüttern.

Da trat die Baronin mit der Gesellschafterin aus der Thür. Beide trennten sich; die erstere ging nach der Kirche, und die letztere machte scheinbar ihre Krankenbesuche. Nach einiger Zeit erblickten wir sie wieder. Zwischen dem Palais und dem nachbarlichen Gebäude führte ein enger Gang dahin, auf welchen auch das Mauerpförtchen mündete. Unsere Delega hielt grad diesem Gange gegenüber, so daß wir ihn bis da, wo er hinter den Gärten endete, überblicken konnten. Die Gesellschafterin tauchte dort hinten auf, eilte durch den Gang und verschwand hinter dem Pförtchen.

»Mieloslaw muß sich bereits vor unserer Ankunft eingeschlichen haben,« bemerkte der Kommissär. »Sehen Sie den Rittmeister droben an seinem Fenster? Er beobachtet den Vorgang ebenso wie wir.«

Eine Viertelstunde verging; da kam eine Droschke herbei und hielt vor dem Gitterthore. Ein einzelner Herr stieg aus; er trug einen winzigen Handkoffer.

»Ah, der Juwelier Schikawiersky! Die Gauner hatten sich den reichsten und geschicktesten ausgelesen. Er kommt selbst; das ist ein Zeichen, daß ihm eine sehr bedeutende Offerte gemacht worden ist. Iswoschtschik!«

Der angerufene Kutscher griff gleichmütig nach der Peitsche und klatschte einmal leichthin, worauf er sie wieder von sich legte. Da kam ein Briefträger aus der Nachbarschaft herbei, einige Augenblicke nach ihm mit feierlichem Schritte ein Pope, dann ein Holzhacker mit Axt und Säge, nun ein breitschulteriger Fischhändler. Diese verschwanden sämtlich im Eingange des Palais, und endlich sahen wir zwei Polizisten, welche in das Gäßchen traten und vor dem Pförtchen Posto faßten.

»Was jetzt?« fragte lwan.

»Der Rittmeister ist vom Fenster weg. Schnell heraus und drüben hinein!«

Der Fischhändler stand inmitten der weiten Flur, von wo aus er den vorderen und auch den hinteren Ausgang im Auge hatte.

»Es passiert niemand aus!« gebot der Kommissär.

»Dobro!«[241], erklang es ruhig. Der Mann sah nicht aus, als ob jemand ohne seinen Willen entkommen könne.

Wir stiegen die Treppe empor.

Da stand der Pope.

»Wo?« fragte der Beamte.

Er zeigte lautlos nach einer Thür, welche halb offen war. Wir traten ein. Vor der andern Thür, welche in das Nebenzimmer führte, standen der Briefträger und der Holzhacker. Sie horchten scharf auf die Stimmen, welche da draußen ertönten. Da plötzlich riß der Briefträger einen Revolver hervor, stieß die Thür hastig auf und trat ein.

Der Holzhacker kam sofort hinter ihm, und wir drei folgten gleichfalls. Im Zimmer stand der frühere Schriftsetzer in der Livree des Hauses; etwas weiter vor ihm befand sich – die Baroneska. Die Vorhänge waren herabgelassen, so daß ein Halbdunkel herrschte, welches es ermöglichte, die raffinierten Toilettenkunststücke zu übersehen, mit Hilfe deren sich die Gesellschafterin in ihre Herrin umgewandelt hatte. In der Hand hielt sie bereits den kleinen Koffer. Auf einem Stuhle lag mehr, als er saß, der Juwelier; seine Kleidung war in Unordnung – Kragen und Halsbinde waren zerrissen. Er war gewürgt worden.

»Guten Morgen, meine Kinderchen!« grüßte der Kommissär.

»Herr Kommissär!« rief der Juwelier, indem er aufsprang.

»Gott sei Dank, ich bin gerettet!«

»Ja, mein Väterchen, du hast jetzt nichts mehr zu befürchten. Weshalb bist du denn eigentlich hiehergekommen?«

»Dieser Mensch kam zu mir und brachte mir von seiner Herrin, der Baroneska von Semenoff, ein Billet, in welchem sie mich bat, sie mit meinen wertvollsten Diamanten zu besuchen; sie müsse für eine Verwandte einen Brautschmuck bestellen und sei durch Unwohlsein verhindert, zu mir zu kommen. Hier legte ich meine Steine vor und ward dabei überfallen.«

»Welchen Wert haben deine Steine?«

»Mehrere hunderttausend Rubel.«

»Das ist sehr schlimm für euch, meine Kinder!« wandte er sich an die Ueberraschten. »Das wird euch viele Jahre Sibirien einbringen. Mein Sohn Mieloslaw, du bist ein sehr kluger Brodnik[242] und hast alle Anlagen, auch ein Burlak[243], zu werden. Gieb uns deine Hände, daß wir sie drücken können!«

 

Er wurde gefesselt. Ebenso erging es seiner Gehilfin. Ich mochte der Scene nicht beiwohnen und ging auf mein Zimmer. Als ich beim Diner erschien, sah die Baronin zwar bleich und angegriffen aus, hatte sich aber von dem erlittenen Schreck wieder erholt. Nach der Tafel ließ sich der Rittmeister melden. Er kam, um zu kondolieren, und sprach in einer sehr wohl gesetzten Rede seine Verwunderung aus, wie sehr man sich selbst im scheinbar besten Menschen irren könne. Iwans Blut kochte; das war ihm anzusehen. Er erhob sich.

»Mein Herr, ich bin leider gezwungen, Ihnen eine Antwort zu geben. Ihre gestrige Zusammenkunft am Flusse wurde belauscht und ebenso das Rendez-vous der heutigen Nacht. Wir wissen jedes Wort, welches gesprochen wurde. Gehen Sie!«

Der Rittmeister erbleichte; das hatte er nicht erwartet.

Ohne ein Wort der Verteidigung schwankte er zur Thür hinaus.

Am Nachmittag kam die Kunde von einem Unglück, das ihm widerfahren sei. Er war ausgeritten; sein Pferd hatte vor einer Droschke gescheut und war mit ihm in die gerade hochflutige Moskwa gesprungen. Er war tot. Ob sein eigener Wille diesen Unfall herbeigeführt hatte? Vielleicht.

Der »Brodnik« wurde mit seiner Gehilfin auf Lebenszeit nach Sibirien verbannt. Ich dachte nicht, ihn jemals wieder zu sehen.

»Om, mani padme hum!«

Seit jener Arretur in Moskau waren Jahre vergangen. Mein stets nur für kurze Zeit schlummernder Wandertrieb hatte mich wieder einmal nach Amerika geführt, wo ich südwärts bis nach Valparaiso gekommen war, von wo aus ich mit dem Dreimaster »Poseidon«, Kapitän Roberts, das stille Weltmeer durchpflügt hatte, um auf einem der Pomatu-Riffe Schiffbruch zu leiden. Was von da aus bis Canton und Li-ting, der Karpfenstadt, geschah, wissen meine lieben Leser. Es ist ihnen auch bekannt, wie ich mich dort mit Turnerstick rettete, und daß ich mit ihm glücklich auf seinem »The wind« wieder ankam.

Wir besuchten darauf in Macao das »tapfere Meisje«, deren Herrschaft uns mit guten Gründen überzeugte, daß es für uns geraten sei, von einer Anzeige abzusehen. Der Konsul, an welchen wir uns dann wendeten, war ganz derselben Ansicht. Wir verzichteten also darauf, über Kong-ni, seine Verhältnisse und Absichten etwas Näheres zu erfahren, und lichteten die Anker, sobald »The wind«

vollständig ausgebessert worden war und neue Ladung eingenommen hatte. Turnerstick segelte als sein eigener Rheder nordwärts die den Ausländern offenen Hafenplätze an, bis wir in der Bai von I-mo-tung Anker warfen. Von hier aus wollte Turnerstick hinüber nach den Liu-kiu und Japan, wozu ich keine Lust hatte, denn ich wollte gern ein wenig landeinwärts gehen. Bis über den Khing-gan hinauf nach der Gobi ist es nicht sehr weit, und da ich im Besitz von Papieren war, mit deren Hilfe ich für einen Chinesen gelten konnte, so entschloß ich mich am Ende doch, mich von dem alten, wackern Freunde zu trennen, um wenigstens für einige Tage Wüstenluft zu atmen. Ich brachte also meine wenigen Habseligkeiten in Tien-thin unter, nahm Abschied und fuhr per Boot nach Keng-ting, wo eine Bucht tief in das Land einschneidet und man durch einen scharfen Ritt innerhalb eines Tages die berühmte chinesische Mauer erreicht, jenseits welcher bereits die offene Steppe beginnt.

Ich bezahlte in Keng-ting den Bootsmann und begab mich zunächst nach einer Herberge. Vor derselben waren vier Pferde angebunden. Als ich eintrat, sah ich auf dem mächtigen Kang[244], zwei Männer sitzen, welche Ziegelthee mit Butter tranken. Der eine trug die Kleidung der westlichen Tataren, und den andern erkannte ich an seiner gelben Mütze als einen Lama.

»Men-du!« grüßte ich.

»A-mor!« dankten beide.

»Du bist ein Fremdling,« sprach dann der Lama freundlich. »Steige herauf, und trinke den Thee mit uns!«

»Ich danke euch! Euer Thee geht zur Neige. Wollt ihr nicht lieber mit mir von dem meinen trinken?«

»Wo hast du ihn?«

»Wo ist der Besitzer dieser Herberge, der mir ihn bereiten soll?«

»Er sah dich kommen und ging, sein Weib zu rufen. Setze dich zu uns und trink; dann trinken wir auch mit dir!«

Ich folgte dieser Einladung und stieg auf den Ofen. Ich mußte zwischen den beiden Platz nehmen; sie griffen in den Gürtel und brachten ihre Tabakfläschchen hervor, aus denen mir jeder ein wenig auf die Hand schüttete, was ich schnupfen mußte. Ich hatte mich auf diese Art der Begrüßung vorbereitet, griff auch nach meinem Fläschchen und erwiderte die Höflichkeit. Dann zog ich mein Holznäpfchen aus der Busentasche, wo es jeder Mongole trägt, hervor und erhielt es voll Thee geschenkt.

Der Trank mundete nicht eben sehr. Der Ziegelthee ist die gewöhnlichste Sorte des Thees, und da er hier obendrein mit ranziger Butter übergossen war, so hatte ich Mühe, ihn zu verschlucken.

Nun kam der Wirt mit seinem Weibe. Beide machten nicht den Eindruck allzu großer Reinlichkeit, begrüßten mich aber mit gewinnender, aufrichtiger Herzlichkeit. Ohne daß ich etwas bestellte, wurde ein kleines, niedriges Tischchen vor meine Füße geschoben, auf welchem mehrere lackierte Kästchen mit Hafermehl, gerösteter Hirse, Butter und Käseschnitten standen. Dann kam ein ziemlich großes Gefäß mit kochendem Thee dazu, aus welchem wir mit unsern Näpfen schöpften.

»Woher saht ihr, daß ich ein Fremdling bin?« fragte ich.

Ich trug Lederhosen, hohe Stiefel, Pelzmütze und einen weiten mantelähnlichen Rock, wie ein Mongole, und hatte nicht gedacht, so schnell als Ausländer erkannt zu werden. Der Mongole lächelte und zeigte auf meine Gewehre und die Revolver.

»Kein Ta-dze[245], hat solche Waffen.«

Der Lama nickte und fügte hinzu:

»Du hast dasselbe Gesicht, welches Hü-ik hatte, und er kam aus dem Westen.«

»Wer ist Hü-ik?«

»Hü-ik war ein großer Lama. Er kam, uns einen sehr schönen Glauben zu lehren. Er erzählte uns von dem Himmelsherrn und seinem Sohne, von einer heiligen Jungfrau, welche die Mutter Gottes ist, und von einem Geiste, welcher fromm und selig macht. Der Sohn des Himmelsherrn kam auf die Erde, um die Sünde wegzunehmen, und kehrte in den Himmel zurück, nachdem er Tote erweckt, Kranke geheilt und noch sehr viel andere große Thaten und Wunder verrichtet hatte.«

Dieser Mann sprach jedenfalls von einem Missionär. Ich suchte zu erfahren, wen er meinte.

»Wo ist dieser gelehrte Lama jetzt?«

»Er kam aus dem Lande der Framba[246] und hatte einen Gefährten bei sich, der Scha-pe genannt wurde. Ich traf sie in dem großen Lamakloster Kun-bum. Sie gingen dann nach Lha Ssa, durften aber nicht dort verweilen, sondern wurden von dem Kin-tschaï[247] des Kaisers fortgeschickt.«

»Hieß dieser Kin-tschaï Ki-schan?«

»Ja.«

»So kenne ich diese beiden frommen und sehr weisen Lamas. Ihr Diener, den sie bei sich hatten, hieß Sandadschiemba.«

Der Lama machte eine Bewegung der Freude.

»Wahrhaftig, du kennst sie, denn so hieß ihr Begleiter. Bist du auch ein Framba?«

»Nein; ich bin ein Germa; aber unser Reich liegt neben dem Lande der Framba, und wir haben ganz denselben Glauben wie sie.«

»Dann mußt du mir von dem mächtigen Sohne des Himmelsherrn erzählen, von seiner Mutter, welch Ma-ri heißt und im Himmel für uns bittet, von Pe-tre und Jo-an[248], die er lieb gehabt hat, und von La-sa-ra[249], den er vom Tode erweckte! Was ist das Ziel deiner Reise?«

»Ich will hinauf nach dem Khin-gan und der Wüste.«

»Auf welchem Wege?«

»Ich kenne keinen. Ich werde mir hier ein Pferd kaufen und einen Führer nehmen.«

Ich hatte nämlich das aus Li-ting entführte Mori-mori-Pferd, welches ich mit Recht als gute Beute betrachtete, schon im nächsten Hafen verkauft, weil der Transport desselben per Schiff zu schwierig war. Turnerstick hatte ganz dasselbe auch mit demjenigen gethan, auf welchem er mit mir entflohen war.

Er schlug vor Freude die Hände zusammen.

»Das wirst du nicht thun, denn du wirst auf einem Pferde dieses Mannes reiten und mit uns reisen. Du mußt nämlich wissen, daß ich ein Schabi[250] des »großen Heiligen« von Kuren bin, wo über dreißigtausend Lamas wohnen. Ich bin durch die große Wüste gereist, um das heilige Mukden zu besuchen, und kehre nun zurück. Ich werde nach dem Bokte-oola[251], gehen, wo ein großer Heiliger in einer Höhle wohnt. Das ist ganz nahe an dem Gebirge, über welches du gelangen willst.«

»Wie heißt dieser Heilige?«

»Er hat keinen Namen; aber er ist berühmt, diesseits und jenseits der Berge, denn er sendet seine Boten aus, welche für ihn sammeln, weil er ein Kloster für zehntausend Lamas bauen will und ihnen Schriften offenbaren, welche Buddha ihm des Nachts verkündet. Auch er kam aus dem Westen, wo die Lehren schöner, weiser und reiner sind als im Osten. Reitest du mit uns?«

»Ja, wenn du mir eines deiner Pferde verkaufest,« wandte ich mich an den Mongolen.

»Du bist ein großer Lama,« antwortete dieser. »Ich werde es dir nicht verkaufen, sondern ich schenke es dir, so lange du es brauchest.«

Eine so günstige Gelegenheit bot sich mir jedenfalls nicht gleich wieder, und ich griff daher schleunigst zu. Besonders interessierte es mich, daß der Lama mit den beiden Missionären Huc und Gabet zusammengetroffen war und die von diesen überkommenen christlichen Anschauungen so fest im Herzen bewahrt hatte.

»Wie heißest du?« fragte ich ihn.

»Nenne mich Schangü.«

»Und du?« fragte ich den Mongolen.

»Ich heiße eigentlich ganz anders, aber man nennt mich Bara[252]

»So mußt du sehr stark und mutig sein.«

»Ich habe sehr viel mit den Kolo und mit wilden Tieren gekämpft und bin nie geflohen,« antwortete er stolz. »Wie sollen wir dich nennen?«

Ich nannte ihnen meinen Namen. Der Lama sann ein wenig nach. Dann meinte er:

»Das ist ein fremder Name, bei dem man sich nichts zu denken vermag. Erlaube, daß wir dich Baturu (***** Der Tapfere.), heißen!«

 

»Warum. giebst du mir gerade diesen Namen?«

»Hast du nicht so viele Waffen bei dir? Mußt du da nicht tapfer sein?«

Das war allerdings ein echt mongolischer Schluß. Die Lamas sind gelehrt, weil jeder von ihnen einige Bücher abgeschrieben hat, und ich mußte tapfer sein, weil ich einige Waffen bei mir trug.

Ich versah mich in dem Ort noch mit einigem, was mir fehlte, besonders mit Khatas und Ziegelthee, der als Zahlmittel gebraucht wird, las mir dann eines der Pferde aus und war nun zum Aufbruche bereit.

Die Khata oder das Glückstuch spielt im gesellschaftlichen Verkehre der Mongolen und Tibetaner eine sehr wichtige Rolle. Sie ist dreimal so lang als breit, hat eine bläulich angehauchte weiße Farbe, ist an den Enden gewöhnlich gefranst und besteht entweder aus Seide oder wenigstens aus einem seideähnlichen Gewebe. Man hat – je nach den Mitteln – große oder kleine, teuere oder billige Khatas, und jedermann muß solche bei sich tragen, da sie bei jeder Gelegenheit gebraucht werden. Macht man einen Besuch, spricht man eine Bitte aus, will man sich für etwas bedanken, feiert man ein Wiedersehen, will man seine Freude oder sein Beileid ausdrücken, in allen diesen und noch andern Fällen faltet man eine Khata auseinander und bietet sie dem Betreffenden an. Dieser ist natürlich gehalten, die Höflichkeit zu erwidern. Ohne Khata hat das kostbarste Geschenk keinen Wert, liegt aber eine Khata dabei, so gewinnt die einfachste Sache, der geringfügigste Gegenstand an Bedeutung. Einem Bittenden seinen Wunsch abschlagen, wenn er eine Khata beifügt, würde gegen alle Sitte und Höflichkeit verstoßen.

Wir brachen auf. Gegenwärtig befanden wir uns auf mandschurischem Gebiete; hinter der Mauer aber hören die Ortschaften auf, und obgleich die Steppe zur Mandschurei gerechnet wird, durchstreift sie der Mongole ebenso frei wie der Mandschu.

Ich hatte bereits in meinen Knabenjahren von dem »Wunderwerke« der chinesischen Mauer Schilderungen gelesen; ich sah mich aber leider enttäuscht, als wir sie am andern Tage erreichten, denn was ich von ihr erblickte, war nur ein wüster Schutthaufen, von welchem aus einzelne Steinbrocken nach hier und dort in die Ferne verliefen. Ich lernte sie gerade an einer Stelle kennen, wo sie aufgehört hat, als Mauer zu existieren. Meine beiden Begleiter ließen ihre Pferde über die Trümmer stolpern, ohne ein Wort über das berühmte Bauwerk zu verlieren.

Gegen Abend machten wir bei einer Herde Halt, welche aus Pferden, Ochsen, Eseln und Schafen bestand und von Hirten getrieben wurde, die unter dem Befehle eines Lama standen. Dieser war soeben im Begriffe, die Herde lagern zu lassen.

»Men-du, mein Herr Lama,« grüßte ihn Schangü.

»A-mor, mein Herr Bruder,« antwortete der andere. »Beliebt es euch nicht, Rast zu machen und diese Nacht bei mir zu bleiben?«

»Wenn du es uns erlaubst, so thun wir es.«

»Ihr seid mir willkommen!«

Er ließ uns schnupfen, wir ihn ebenfalls; somit war allen Formalitäten genügt, und wir konnten absteigen.

Die Herde bot einen wunderlichen Anblick dar.

Zwischen den Hörnern der Stiere, auf dem Rücken der Pferde und an den Schwänzen der Schafe waren papierene Windmühlen angebracht, welche die buddhistische Formel »Om, mani padme hum« trugen und entweder vom Winde oder dem Gange der Tiere in immerwährender Bewegung erhalten werden. Diese Tschü-kor[253], oder Gebetmühlen findet man in den buddhistischen Ländern allenthalben, besonders an Flüssen und Bächen in großer Menge. Vom Wasser in Bewegung gesetzt, beten sie zu Gunsten ihres Errichters Tag und Nacht. Auch in der Luft und auf dem Ofen werden sie angebracht; im letzteren Falle treibt sie die Wärme. Ihr Besitzer braucht nie selbst zu beten und kann sie sogar zu Gunsten eines anderen beten lassen.

Diese Tschü-kor mußten den Tieren abgenommen werden, ehe sie sich lagerten, was eine zeitraubende und schwierige Arbeit verursachte. Endlich saßen wir vereint am Feuer, welches mittels gesammelter Argols[254], genährt wurde, und tranken unsern Ziegelthee. Jetzt erst hatte der fremde Lama Zeit, sich um unsere Verhältnisse zu bekümmern.

»Wo kommst du her?« fragte er Schangü.

»Aus Mukden.«

»Das ist weise von dir, daß du diese heilige Stadt besucht hast! Und wo willst du hin?«

»Nach Bokte-oola.«

»Und diese Männer auch?«

»Ja.«,

»So wollt ihr den großen Heiligen sehen, dessen Diener und Schabi ich bin?«

»Du bist sein Schabi?«

»Sein Schabi und sein Gesandter. Ich habe die Länder diesseits der Berge bereist, um für ihn und das neue Kloster einzusammeln. Das ist die fünfte Herde, welche ich beisammen habe, und ich führe sie nach Ki-rin, um mir Barren für die Tiere geben zu lassen. Ihre Gebete kommen dann ihrem Käufer zu gute.«

»Wer bekommt die Barren?« fragte ich.

»Der Heilige. Er verwahrt sie in seiner Padma, und wenn er genug hat, wird der Bau des Klosters beginnen.«

»Was ist diese Padma?«

»Die Höhle, welche er bewohnt, und seit dreißig Jahren ist er aus derselben nicht weggekommen.«

»Bist du der einzige, der für ihn sammelt?«

»Nein. Es wird für ihn gesammelt unter den Kitat, in der Wüste und in allen Ländern der Erde, wo man Buddha verehrt. Der Bau kann nun bald beginnen.«

»Wie weit hat man von hier nach Bokte-oola?«

»In drei Tagen werdet ihr dort sein und den Heiligen verehren und seine Schüler sein.«

»Ich bin Schüler des Heiligen von Kuren,« meinte Schangii stolz. »Ich bedarf keines zweiten Lehrers.«

»So werde du sein Schüler!« wandte sich der Sammler an mich.

»Auch ich habe bereits einen Lehrer. Er ist größer als alle die Heiligen und Schaberonen, zu denen ihr betet.«

»Wie heißt er?«

»Jesus.«

»Je-sus? Den kenne ich nicht und habe doch alle Bücher gelesen.«

»Hast du das Meer ausgetrunken, wenn du einen Tropfen genossen hast? Es giebt viele Millionen, welche Jesus anbeten, und von diesen Millionen hat wieder gar mancher viele Tausende von Büchern, von denen du noch gar nichts vernommen hast. Ihr habt Mühlen, um viele Gebete zu fertigen, und wir haben Mühlen, welche an einem einzigen Tage Tausende von Büchern schreiben.«

Er machte ein sehr erstauntes Gesicht.

»Dann sind die Schabi von Je-sus sehr kluge Leute. Wie heißt das Kloster, in welchem er wohnt?«

»Er wohnt im Himmel hoch über den Sternen und hat hier auf Erden Millionen von Klöstern und Tempeln, in denen man ihn anbetet.«

»Es ist der Sohn des Himmelsherrn,« fiel Schangü ein und teilte nun mit großer Genugthuung die wenigen Kenntnisse mit, welche er sich über die christliche Lehre angeeignet hatte.

Die andern hörten sehr aufmerksam zu, und ich gelangte zu der Ueberzeugung, daß die heilige Mission bei den einfachen, arglosen Mongolen ein viel fruchtbareres Feld finden würde, als bei den arglistigen impassablen Chinesen.

»Habt ihr auch ein Om, mani padme hum?« fragte schließlich der Schabi des Heiligen.

»Wir haben viele Gebete. Soll ich euch einige sagen und einige Sprüche aus unserem heiligen Buche?«

»Sage sie.«

Ich betete ihnen das Vater unser und den englischen Gruß vor und erzählte ihnen den Ursprung dieser Gebete. Ich erzählte weiter und weiter; die Sterne stiegen höher und höher; das Feuer verlöschte, es wurde kalt, endlich graute der Morgen. Da erhob sich der Schabi, indem er sagte:

»Du sprichst die Sprache der Ta-dze[255], nicht gut, aber deinem Munde ist die Rede gegeben, wie dem Bache das Wasser, und deine Religion ist so hoch wie die Sterne da oben und so tief wie die Sterne, wenn sie gesunken sind. Ich habe den Schlaf versäumt, aber ich habe den Herrn des Himmels und der Erde kennen gelernt. Bleibe in Bokte-oola, bis ich wiederkehre; dann werde ich dir zuhören und alles niederschreiben, damit ich es meinen Brüdern sagen kann!«

Er ließ seinen Tieren die Gebetsmühlen wieder anhängen und brach dann mit seiner Herde auf. Beim Abschiede bat er mich:

»Gieb mir ein Wort aus dem heiligen Buche mit auf die Reise, damit meine Seele davon speisen kann!«

»Du sollst es haben – . »Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm!««

»Das ist ein sehr schöner, tiefer Spruch. Gieb mir noch einen!«

»«Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, dürfen ihn nicht durch die Tschü-kor, sondern im Geiste und in der Wahrheit anbeten!««

»Ueber diesen Spruch werde ich besonders nachdenken. Lebe wohl!«

Er ritt davon, kam uns aber bereits nach fünf Minuten nachgesprengt.

»Mein Bruder, erlaube mir jetzt noch eines: Du glaubst, daß der Himmelsherr die Tschü-kor nicht dulden mag?«

»Ich glaube es.«

»Warum?«

»Er hat gesagt: »Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein und bete zu deinem Vater im Verborgenen.« Ein Vater hatte zwei Söhne. Der eine saß stets zu seinen Füßen und sprach gern und oft mit ihm; der andere aber war dazu zu bequem; er baute eine Mühle und schrieb darauf alles, was er vom Vater haben wollte. Welchem von den beiden wird das Herz des Vaters gehören, und wessen Bitte wird er lieber erfüllen?«

»Ich werde darüber nachdenken. Lebe wohl und verlaß Bokte-oola nicht, bis ich komme!«

Er sprengte seiner Herde im Galoppe nach. Ich wußte, daß ein Funken in sein Herz gefallen sei, welcher zur hellen Flamme werden konnte.

Je mehr wir uns dem Wohnorte des großen Heiligen näherten, desto reger wurde der Verkehr. Reiter auf Pferden, zuweilen auch bereits auf baktrischen Kamelen, begegneten uns oder eilten von rechts und links derselben Richtung entgegen. Auf allen höher gelegenen Punkten waren Gebetsmühlen angebracht, und allüberall fand ich das Om, mani padme hum in den Boden gegraben, in die Felsen geschnitten oder en relief aus zusammengelegten Steinen gebildet. Dieses fromme Suchen nach dem rechten Gott auf falschem Wege hatte für mich etwas tief Ergreifendes; ich hätte am liebsten gleich Missionar sein mögen und gestehe gern, daß ich noch niemals so viel über Religion gesprochen habe, als in dieser kurzen Zeit mit Schangü.

»Hast du nicht gehört, daß der Schabi erzählte, daß acht Oro[256], bereits seit langer Zeit Schüler des großen Heiligen sind? Welche Lehre ist nun die richtige?« fragte er.

»Diese Oro muß ich erst sehen. Ein echter und richtiger Anbeter des Himmelsherrn verehrt keinen Bokte-Lama.«

Der Schabi hatte dies wirklich erzählt, und ich muß sagen, daß ich sehr begierig war, sie zu sehen. Es war mir denn doch ganz unmöglich, zu glauben, daß acht Christen, obgleich vom griechischen Bekenntnisse, eine solche Sünde auf sich laden könnten.

Endlich erreichten wir Bokte-oola. Es war nichts als ein großes und sehr weitläufiges Zeltlager. Kein Zelt war ohne Tschü-kor, und der ganze »heilige Berg«, von welchem der Ort den Namen hatte, war von diesen Gebetmühlen bedeckt.

Schon von weitem konnte ich die »Padma«, die Lotosblume des Heiligen, erkennen. Der Berg stieg nach der Ebene zu fast senkrecht aus derselben empor und hatte doch oben in der Nähe seines Gipfels eine offene Höhle, deren Oeffnung die Form einer Lotosblume zeigte. Von der Höhle hingen zwei Seile herab, welche die einzige Art und Weise bildeten, zum Heiligen zu gelangen. An dem einen kletterte man empor; droben wurde jedem, dem es gelang, sich in die fürchterliche Höhe hinaufzuarbeiten, von dem Heiligen die Hand aufs Haupt gelegt, und dann mußte er hinüber zum andern Seile langen, um sich an demselben wieder hinabzulassen. In die Höhle selbst durfte keiner. Unten stand ein Lama, welcher die Opfergabe in Empfang nahm, die jeder zu entrichten hatte, der empor wollte. Rund um den Eingang der Höhle hatte man mit wahrhaft halsbrecherischer Kühnheit die Formel Om, mani padme hum angebracht.

Eigentlich war es komisch anzusehen, wenn einen sehr hoch Gelangten die Kräfte verließen, so daß er mit rapider Geschwindigkeit niederfuhr und alle hinter ihm am Seile Hangenden mit zur Erde riß, so daß nun alle unter erneuter Opfergabe von neuem beginnen mußten.

Zwischen dem Zeltlager und dem Berge war die Formel in weiten Zügen auf den Boden gezeichnet, und Hunderte von Pilgern verrichteten ihre Andacht in der Weise, daß sie sich auf dieser Linie fortbewegten und, einer eng hinter dem andern, sich bei jedem Schritte zu Boden warfen. Viele von ihnen hatten sich von den Lamas große Lasten von Büchern aufbürden lassen, welche sie keuchend mit sich schleppten. Sie nahmen an, daß sie, wenn der Weg zurückgelegt war, alle Gebete hergesagt hatten, welche sie auf den Rücken trugen.

240Kutscher.
241Sehr wohl.
242Landstreicher.
243Räuber.
244Ofen.
245Tatar.
246Franzosen.
247Gesandten.
248Der heilige Petrus und Johannes.
249Lazarus.
250Schüler.
251Heiliger Berg.
252Tiger.
253Wörtlich: »Gebet, welches sich dreht.«
254Getrocknete Thierexkremente.
255Tataren, Mongolen.
256Russen.
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