Samstags ist Badetag

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Karin Hermanns



Samstags ist Badetag




Für drei wunderbare Menschen

der älteren Generation:





Elfriede Hahnfeld




Jenia Chatimskaja




Renate Diercks






Karin Hermanns



Samstags

ist Badetag



Vorlesegeschichten

 für Menschen mit Demenz



Kaufmann Verlag






Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek







Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.ddb.de

 abrufbar.





2. Auflage 2014



© 2013 Verlag Ernst Kaufmann, Lahr



Dieses Buch ist in der vorliegenden Form in Text und Bild urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags Ernst Kaufmann unzulässig und strafbar.



Dies gilt insbesondere für Nachdrucke, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.



Umschlagabbildung: c robynmac – Fotolia.com



Druck und Bindung: CPI books, Ulm



ISBN (Printausgabe): 978-3-7806-3137-4



ISBN (ePUB): 978-3-7806-9207-8



ISBN (Kindle-Version): 978-3-7806-9208-5




Vorwort



Jeder erinnert sich wohl gern daran, wie er als Kind oder auch später Geschichten vorgelesen oder erzählt bekommen hat. Schnell entstand da eine beruhigende und geborgene Atmosphäre. Geschichten berühren, entspannen und lassen Welten entstehen.



Da viele an Demenz erkrankte Menschen nicht mehr selbst lesen können, kommt dem Vorlesen eine besondere Bedeutung zu. In diesem Buch werden Geschichten erzählt, die an Demenz erkrankte Menschen trotz ihrer Einschränkungen besonders berühren und leicht erfassen können.



Menschen, die an Demenz leiden, haben vornehmlich im Bereich der kognitiven Aufnahme und Verarbeitung Schwierigkeiten. Auffassungsgabe, Aufmerksamkeitsspanne, Erinnerungs- und Abstraktionsvermögen und das Verstehen komplexerer Zusammenhänge nehmen im Verlauf der Krankheit immer mehr ab. Emotionales Erleben dagegen bleibt weitgehend bestehen.



Von daher sind die Geschichten dieses Buchs vom Umfang her kurz gehalten, schildern einfache, konkrete, alltägliche Sachverhalte und legen einen besonderen Schwerpunkt auf das Einfangen und Beschreiben von Stimmungen und Gefühlslagen, die leicht nachvollzogen werden können.



Auch wenn jedes Leben individuell verläuft, teilen die heutigen Demenzerkrankten viele historische und kulturgeprägte Erlebnisse und Erfahrungen, die in die Geschichten aufgenommen sind. Da sich Demenzerkrankte oft am besten an Erlebnisse aus ihrer Kindheit erinnern können, weil diese mit tiefen, prägenden Emotionen verbunden sind, sind die Vorlesegeschichten in diesem Band aus der Perspektive von Kindern geschrieben. Dabei geht es nicht um historische Wahrheiten, sondern es handelt sich um Geschichten, die erinnern helfen und Vorlesern und Zuhörern Spaß machen sollen. Negativerfahrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit werden zwar berührt und damit gewertet, aber in einen positiven Kontext gestellt.





Damit das Vorlesen ein Erfolg werden kann, hier einige Anregungen und Tipps für den Vorleser:



Egal ob Sie einer Gruppe oder einem einzelnen Menschen vorlesen, setzen Sie sich immer so, dass Sie Blickkontakt haben und alle Sie gut hören können.



Lesen Sie langsam, laut, deutlich, mit guter Betonung und machen Sie auf unterschiedliche Personen durch verschiedene Stimmlagen aufmerksam.



Machen Sie aus dem Vorlesen ein sinnliches Erlebnis, indem Sie Gegenstände mitbringen und während des Vorlesens präsentieren, die das Gehörte unterstützen und die gesehen, gehört, angefasst, gerochen und eventuell auch geschmeckt werden können. Zu jeder Geschichte im Buch finden Sie jeweils entsprechende Anregungen.



Wecken die Geschichten eigene Erinnerungen, haben diese Vorrang. Gehen Sie darauf ein und fahren Sie später mit der Geschichte fort. Beteiligung und Aktivierung des Zuhörers bzw. der Zuhörer sind wichtiger als jede Buchgeschichte. Wenn Sie unterbrochen haben, nehmen Sie den Faden wieder auf, indem Sie das bereits Gehörte kurz zusammenfassen. Wenn es sich anbietet, geben Sie dem bzw. den Zuhörer(n) ein kleines Erinnerungsgeschenk mit.





Feste und Feiertage










Elfriedes Geburtstag



Es musste ein Sonnenstrahl gewesen sein, der Elfriede aus ihren Träumen gerissen hatte, oder war es doch etwas anderes? Sie räkelte sich ein wenig, ließ aber ihre Augen geschlossen. Gerade wollte sie sich wieder ganz unter ihrem warmen Federbett verkriechen – denn in ihrem Zimmer war es lausig kalt –, als ihr der Geruch von Kerzenduft in die Nase stieg.



Richtig, da fiel es ihr wieder ein. Heute war der 3. Februar und ihr achter Geburtstag. Mama stand mit einer leuchtenden weißen Kerze vor ihrem Bett und weckte sie mit einem lautstarken „Herzlichen Glückwunsch, du Schlafmütze!“ und einem liebevollen Kuss auf die Stirn. Mama machte das immer so am Geburtstag und dann gab es ein großes Stück Schokoladenkuchen zum Frühstück.



Neben dem Frühstücksteller entdeckte Elfriede zwei kleine Päckchen, die in braunes Packpapier gewickelt und mit einer roten Schleife verziert waren. „Für dich, pack sie aus!“, ermunterte Mama Elfriede. Elfriede war aufgeregt und zerriss ungeduldig das Papier. Ein nigelnagelneuer Federhalter und eine rote Pudelmütze mit einer dicken Bommel oben dran kamen zum Vorschein. Jetzt würde Elfriede in der Kälte wenigstens keine erfrorenen Ohren mehr bekommen und die neue Feder würde vielleicht helfen, dass sie weniger Kleckse ins Heft machte. Das mochte ihre Lehrerin gar nicht und sie war schon häufiger dafür getadelt worden.



Stolz und selig schnallte Elfriede ihren Ranzen auf den Rücken, schnappte ihren Turnbeutel und rannte zur Schule. Sie war schon spät dran und Verspätungen duldete Fräulein Schmidt nicht, auch nicht am Geburtstag. In der Klasse durfte sich Elfriede ein Lied zu ihrem Geburtstag wünschen. „Das Wandern ist des Müllers Lust“ passte zwar nicht in den Februar, aber am Geburtstag war das egal; da durfte man alles. Und irgendwie klang das Lied heute besonders schön.



Am Nachmittag kamen dann die besten Freundinnen und Freunde von Elfriede und alle hatten ein kleines Geschenk dabei: einen Buntstift, ein lustiges Kinderstofftaschentuch, einen Band von „Nesthäkchen“ und ein neues Puppenkleid für Elfriedes Lieblingspuppe Emma.



Zu Beginn wurden Mamas leckere Kuchen um die Wette gegessen: Bienenstich, Nusskuchen und kleine Windbeutel, die mit Sahne und selbst gemachter Erdbeermarmelade gefüllt waren. Fritz wurde wieder einmal Kuchenkönig. Neun Stücke hatte er tatsächlich verdrückt, und dass er nicht platzte, war alles. Trotz Minusgraden und etwas Schnee marschierten dann alle nach draußen und spielten in Hof und Garten Verstecken und Fangen sowie in der Scheune Hüpfekästchen. Elfriede war heute in besonders guter Form und wurde Erste.



Hungrig vom Spielen und von der Kälte schmeckten dann die belegten Brötchen von Mama mit Leberwurst, kleinen Gürkchen und Käse besonders gut und der heiße Kakao belebte die steif gefrorenen Glieder.



Als Elfriede am Abend im Bett lag, träumte sie schon von ihrem nächsten Geburtstag und am liebsten hätte sie ihn schon am nächsten Tag wieder gefeiert.



ANREGUNGEN:



Gestalten Sie, am besten während Sie vorlesen, einen Geburtstagstisch, indem Sie folgende Gegenstände, die in der Geschichte vorkommen, darauf aufbauen:





•eine weiße Haushaltskerze, die Sie anzünden



•zwei braun eingepackte Päckchen mit roten Schleifen



•einen Federhalter



•eine rote Pudelmütze mit Bommel



•einen Buntstift



•ein Kindertaschentuch



•ein Buch der Reihe „Nesthäkchen“



•ein Puppenkleid



•einen Kuchen





Alle Gegenstände auf dem Tisch dürfen angefasst, begutachtet und je nach Gegenstand auch ausprobiert werden. Den Kuchen kann man im Anschluss an das Lesen miteinander essen. Demenzerkrankte Menschen lieben Kuchen meistens (Getränk bereitstellen). Es bietet sich auch an, das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ oder bekannte Geburtstagslieder zu singen. Musik und Singen sind der Königsweg zu demenzerkrankten Menschen.



Fragen Sie nach Geburtstagserinnerungen oder damit verbundenen Emotionen. Wenn Erinnerungen fehlen, fragen Sie, ob der Geburtstagstisch, wie er aufgebaut ist, gefällt. An Demenz erkrankte Mensch können besser emotional Stellung nehmen als Fakten benennen!





Der besondere Nikolaus



Hans keuchte und sein Herz schlug so schnell wie das eines Marathonläufers. Endlich hatte er es geschafft, die ollen Kohlenbriketts in den dritten Stock zu schleppen, wo er mit Mama und seinen beiden Schwestern wohnte. Er war gerade zehn geworden und der Mann im Haus, seit Papa an der Front war. Oder der „Große“, wie Mama ihn liebevoll nannte, was ihn immer ein wenig mit Stolz erfüllte. Seine Schwestern Mariechen und Hannelore waren für solche verantwortungsvollen Aufgaben auch noch zu klein. Und Kohlenschleppen war ohnehin Männersache.



Er musste sich beeilen, denn der Kohleofen in der Wohnküche brauchte Nachschub. War er erst einmal ausgegangen, war es eine Schinderei, ihn wieder in Gang zu setzen. Außerdem war es Dezember, draußen lag jede Menge Schnee und der Wind pfiff mit einer Schärfe ums Haus, dass einem sämtliche Gedärme einfroren.

 



In der Wohnküche dagegen kam Hans eine wohlige Wärme entgegen und die ständig wiederkehrende Ermahnung von Mama „Mach’ bloß die Türe zu, wir können nicht die Straße heizen“, kaum dass man die Tür nur einen Spalt geöffnet hatte.



Heute wollte Mama es besonders warm haben, denn es war Nikolaustag und gleich wollten Tante Frieda und Frau Paulekuhn aus dem ersten Stock zum Kaffeetrinken vorbeikommen. Mama hatte schon mit den hübschen Sonntagstassen den Tisch gedeckt und die Kerze am Adventskranz angezündet, die der Küche eine heimelige, fast feierliche Atmosphäre verlieh. Es duftete nach Muckefuck und Apfelkuchen, den Mama aus den schrumpeligen Dingern aus dem Keller gezaubert hatte.



Wenn doch nur Papa auch da wäre, wünschte sich Hans und sein Herz rutschte bei dem Gedanken ein wenig tiefer in die Hose. „Bloß nicht weich werden“, dachte er und versuchte die in ihm hochsteigenden Tränen herunterzuschlucken. Seit Monaten hatte er Papa nicht gesehen und manchmal fürchtete er, dass er dessen Gesicht vergessen könnte. Er hing sehr an ihm und an Tagen wie Nikolaus vermisste er ihn besonders. Früher war Papa nämlich öfter als Nikolaus aufgetreten und hatte ihm und seinen Geschwistern Süßes und auch mal ein Paar neue Hausschuhe beschert.



Als alle später um den Kaffeetisch saßen, war Hans von seinen traurigen Gedanken abgelenkt. Tante Frieda war eine lustige Frau und brachte alle mit ihren witzigen Geschichten, die sie überall meist ungefragt zum Besten gab, zum Lachen. W

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