Die Neue Neoklassische Schule

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Die Neue Neoklassische Schule
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Joachim Stiller

Die Neue Neoklassische Schule

Zur Begründung der Neuen Neoklassischen Schule

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

Der Merkantilismus

Die Physiokraten

Die ökonomische Lehre von Adam Smith

Die Fortbildung des klassischen Systems durch Ricardo

Malthus‘ Kritik an Ricardo

Die Vollendung des klassischen Systems durch Mill

Der Sozialismus

Das Kapital von Karl Marx

Die Freiwirtschaft nach Silvio Gesell

„Wirtschaft am Wendepunkt“ von Eugen Löbl

Das Kostenpreis-Nachfrage-Modell

Die Lösung der Löblschen Problemkreise

Das Bruttoinlandsprodukt

Die offene Volkswirtschaft und der Außenhandel

Der entfesselte Welthandel

Zur Geschichte des Geldes

Die Geldwesenslehren

Die Geldwertlehren

Der erweiterte Wirtschaftskreislauf

Die Konjunkturtheorie von Keynes

Die Lösung der ökonomischen Probleme

Die vier Krankheitsherde

Die makroökonomische Differenz und die Zinspolitik

Die neue Phillipskurve

Das magische Viereck

Arbeitslosigkeit

Technische Arbeitslosigkeit

Geld und Inflation

Inflation

Zusammenfassung

Die Staatsanleihen der Einzelstaaten

Staatsschulden und Geldmenge

Die aktuelle Schuldenkrise

Das Vollgeldsystem (2. Säule)

Der erweiterte Wirtschaftskreislauf II

Das Trennbankensystem (3. Säule)

Der Gleichgewichtszins (1. Säule)

Das Geldmanifest

Wirtschaftliches Gleichgeweicht

Das IS-LM-Modell

Kritische Anmerkungen zur Taylor-Regel

Literaturhinweise

Impressum neobooks

Vorwort

In seinem Hauptwerk „Wirtschaft am Wendepunkt – Wegweiser in eine soziale Zukunft ohne Inflation und Arbeitslosigkeit“ schrieb Eugen Löbl, einer der Wegbereiter des Prager Frühlings: „Ebenso wie ich bezweifle, dass die Kunst, die Wissenschaft, der Mensch oder menschliche Beziehungen definiert werden können, bezweifle ich, dass der Begriff Wirtschaftslehre jemals definiert werden kann.“

Ich will nun trotzdem einmal versuchen, den Begriff Wirtschaftswissenschaft näher zu bestimmen. Zunächst handelt es sich ganz einfach um die Wissenschaft von den wirtschaftlichen Verhältnissen und Beziehungen. Die Wirtschaft, um aus dieser bloßen Tautologie herauszukommen, sind alle Erscheinungen der Produktion, der Konsumtion und der Distribution. Damit können wir den Begriff der Wirtschaftswissenschaft zumindest so weit eingrenzen, dass er für und handhabbar wird.

Der Merkantilismus

Die Nationalökonomie ist aus zwei Strömungen hervorgegangen:

1 aus der alten Philosophie, die über das soziale Leben, insbesondere über die Wirtschaft nachdachte, und

2 aus Einsichten, die von Menschen des praktischen Wirtschaftslebens gewonnen wurden.

Die Diskussion von wirtschaftlichen Fragen erfuhr einen entscheidenden Auftrieb, als in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sich in zahlreichen Ländern Europas das Wirtschaftssystem des Merkantilismus entwickelte und ausbreitete. Auch beim Merkantilismus handelt es sich nicht um eine theoretische Lehre, sondern um Fragen des Sein-Sollenden mit dem Ziel der praktischen Wirtschaftspolitik.

Der Merkantilismus blieb im Gegensatz zur Einstellung der antiken Philosophie und der mittelalterlichen Scholastik von ethischen Erwägungen unberührt. Somit wurde er neben der antiken Philosophie die zweite Vorstufe zur Nationalökonomie.

Der Merkantilismus ist kein System eines theoretischen oder wissenschaftlichen Lehrgebäudes, sondern der Inbegriff wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die seit der Reformation bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts von verschiedenen Staatsmännern Europas zur Steigerung des wirtschaftlichen Wohlstandes ergriffen wurden. Dieser Wirtschaftspolitik lag insofern eine einheitliche Gesamtschauung zugrunde, als sie von einem ökonomischen Denken in ausgesprochen staatswirtschaftlicher Richtung beherrscht wurde und ihre Maßnahmen auf die Hebung der produktiven Kräfte konzentrierte. Dies erstreckt sich auch auf die landwirtschaftliche Produktion – besonders in deutschen Ländern. Sowohl der Staat, als auch die Wirtschaft sollten durch diese staatswirtschaftliche Politik gefördert werden.

Im reinen Besitz metallischen Geldes wurde nur zu Beginn des Merkantilismus das Wesen des Reichtums gesehen. In erster Linie bedeutete Geld nicht einen Selbstzweck, sondern ein Mittel, um Produktion, Handel und Konsum anzuregen. Ebenso war die Lehre von der Handelsbilanz ein eindeutiger Ausdruck für das Streben nach einer die gesamte Volkswirtschaft durchdringenden Wirtschaftspolitik.

Die praktische Ausgestaltung trug in den verschiedenen Ländern Europas ein unterschiedliches Gepräge. In Italien etwa versuchte man entsprechend den Handelsinteressen der Stätderepubliken durch Schutzzölle und Auswanderungsverbote die produktiven Kräfte zu entfalten und schenkte nicht zuletzt dem Geldwesen erhöhte Aufmerksamkeit.

In der Niederlande stand die Forderung nach Freiheit des Handels und der Bekämpfung aller Privilegien und Beschränkungen im Handelsverkehr im Vordergrund, weil dies dem niederländischen Handel am besten diente.

In England trug man der Entfaltung der produktiven Kräfte in der binnenländischen Erzeugung Rechnung. So wurde im 16. Jahrhundert zunächst die Ausfuhr von Wolle verboten, dann die Ausfuhr von Schafen und schließlich wurde der Export von gebrauchsfertigen Tuchen erleichtert, um damit die flanderische Industrie durch rücksichtslose Konkurrenz auszuschalten. Ferner sollte eine Reihe von Maßnahmen die eigene Wirtschaft von der Herrschaft fremder Kaufleute (Hanse) befreien.

Auch wenn der Merkantilismus kein einheitliches System ist, so stellt er doch wenigstens den Vorläufer der Nationalökonomie dar.

Die Physiokraten

Das physiokratische System ist das Werk eines einzigen Mannes, des Leibarztes von König Ludwig XV, Francois Quesnay (1694 – 1774).

Quesnay’s System erhält sein Gepräge durch die sozialphilosophischen Anschauungen, die im Zeichen der Aufklärung stehen.

Der „Ordre naturel“

Quesnay geht bei der Begründung seines Systems von der naturrechtlichen Auffassung aus, dass unveränderliche und bestmögliche Gesetze die Grundlage aller gesellschaftlichen Erscheinungen bilden. Um zu gedeihen, braucht die Gesellschaft nur diesen natürlichen, von Gott gegebenen Gesetzten zu folgen. Diese Gesetze bilden die natürliche Ordnung, den „Ordre naturel“, der vom „Ordre positiv“, den von Menschen erlassenen Gesetzen, zu unterscheiden ist. Die natürliche Ordnung wird aus dem Gesetz des „Ordre naturel“ mittels der Vernunft erschlossen.

 

Der gesellschaftliche Reichtum

Bei jeder Produktion, so die Physiokraten, entsteht ein Überschuss, der Reinertrag, der tatsächliche Zuwachs der Produktion. Dieser Reinertrag kann jedoch – das ist das Kernstück der physiokratischen Lehre – nur in der landwirtschaftlichen Produktion erzeugt werden. Der Boden, der Ackerbau, ist die eigentliche Quelle allen Volksreichtums. Er allein liefert die notwendigen Rohstoffe, die zum Unterhalt der gesamten Bevölkerung und zur Erzeugung des Reichtums erforderlich sind. Handel, Handwerk, Gewerbe und Verkehr sind nach Ansicht der Physiokraten unproduktiv.

Die Kreislauftheorie

Die physiokraten unterscheiden drei aktive Bevökerungsschichten:

1 Die Klasse der Landwirte, die einzige in wirtschaftlicher Hinsicht produktive Klasse,

2 Die Eigentümer des Bodens, die von den Überschüssen des Bodens, den von den Bauern gezahlten Profitrenten leben,

3 Die Klasse der Gewerbetreibenden und Händler, die aber unproduktiv bleibt.

Zusätzlich wird noch die Klasse der Besitzlosen unterschieden.

Der Strom der Güter, der erzeugt und wiedererzeugt wird, unterliegt nach Quesnay einem Wirtschaftkreislauf und stellt einen in sich geschlossenen Sozialkörper dar. Vergessen wir nicht, Quesnay war Arzt und kannte sicher bereits den Blutkreislauf. Da lag eine direkte Analogie vor.

Das gesamte Kreislaufgeschehen wird von Quesnay in einer quantitativen Analyse näher veranschaulicht. Diese Darstellungen sind aber derart verwickelt und kompliziert, dass sie hier nicht näher vorgestellt werden brauchen. Zur Würdigung sei aber gesagt, dass die Physiokraten mit der Analyse des wirtschaftlichen Kreislaufs den Weg einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtungsweise beschreiten, die alle einzelnen wirtschaftlichen Vorgänge als ein in sich geschlossenes System von Tauschbeziehungen zu begreifen sucht. Heute ist die Lehre des Wirtschaftskreislaufes allgemein anerkanntes Gut.

Wert- und Preislehre

Dem Problem der Wert- und Preistheorie haben die Physiokraten deshalb besondere Beachtung geschenkt, weil die Tauschakte zwischen den Angehörigen der verschiedenen Klassen den gesamten wirtschaftlichen Kreislauf erst ermöglichen. Die Physiokraten unterscheiden zwischen einem natürlichen Preis und dem laufenden Preis. Der natürliche Preis ist der Kostenpreis, um ihn schwankt in Folge des Spiels von Angebot und Nachfrage der laufende Preis. Allerdings haben die Physiokraten noch nicht zwischen direkten Märkten (laufender Preis) und indirekten Märkten (natürlicher oder Kostenpreis) unterschieden, wie ich dies tue. Diese Nichtunterscheidung wird in der gesamten Volkswirtschaftslehre aufrechterhalten und führt zu unüberbrückbaren inneren Widersprüchen

Hinsichtlich des Lohns vertritt Quesnay eine Auffassung, die bereits alle Elemente des „Ehernen Lohngesetzes(Lassalle, 1825 – 1864) enthält. Die Löhne richten sich nach den Preisen der zum Unterhalt des Arbeiters notwendigen Lebensmittel. Der Arbeiter kann (und soll) das Existenzminimum niemals überschreiten.

Die wirtschaftspolitischen Vorstellungen

Die Physiokraten waren der Ansicht, dass der wirtschaftliche Kreislauf nur dann reibungslos funktioniert, wenn er nicht durch menschliche Eingriffe, insbesondere durch gesetzgeberische Maßnahmen, gestört wird. Daher wurde die Forderung nach wirtschaftlicher Freiheit erhoben, dem „Laissez faire“. Auch die Befreiung von allen altruistischen Bindungen, die uneingeschränkte Auswirkung des Eigentumsprinzips als treibende Kraft der Wirtschaft, war eine notwendige Voraussetzung für die Verwirklichung der natürlichen Ordnung, für das Walten der freien Konkurrenz.

Die ökonomische Lehre von Adam Smith

Das System der klassischen Nationalökonomie, das die Anschauung des Physiokratismus ablöste, erhielt sein Gepräge vor allem durch das Werk der drei bedeutendsten Vertreter der neuen Lehre, Adam Smith (1723 – 1790), David Ricardo (1772 – 1823) und John Stuart Mill (1806 – 1873). Das so entstandene Gedankengebäude zeigt in seinen theoretischen und wirtschaftspolitischen Ansichten eine große Mannigfaltigkeit.

Der Zeitpunkt der Begründung der neuen Lehre ist durch das Erscheinen von Adam Smith’s „Welth of Nations“ im Jahre 1776 gegeben. In diesem Werk liegen bereits die meisten Prinzipien vor, die bei den Vertretern der klassischen Schule die Bestandteile des analytischen Apparates ausmachen. Dahin gehören das Prinzip des Selbstinteresses, das zum wirtschaftlichen Prinzip umgedeutet wurde, die These von der Tendenz zum Gleichgewicht, der Arbeitswertgedanke, der Gesichtspunkt der Produktionskosten, das Problem der Einkommensverteilung und die wirtschaftspolitische Forderung nach wirtschaftlicher Freiheit.

Die meisten der angeführten Prinzipien sind lediglich von Adam Smith übernommen worden, daher sein eklektischer Charakter. Smith war bemüht, die Richtigkeit der gewonnenen Einsichten durch umfassendes empirisch-historisches Material zu belegen. Die Anwendung des induktiven Verfahrens ist für alle Klassiker typisch.

Die Wert- und Preislehre

Adam Smith räumt der Preislehre überhaupt eine dominante Stellung ein. Die Preise erscheinen als die bestimmende Größe für die Produktion und die Verteilung des gesamten Einkommens.

Der Ausgangspunkt aller theoretischen Überlegungen ist die Frage nach dem Wesen des Reichtums. Im Gegensatz zu den Physiokraten erblickt Smith die Quelle des Reichtums nicht in der landwirtschaftlichen Urerzeugung, sondern in der jährlichen Arbeit eines Volkes schlechthin. Ich möchte hier anmerken, dass sich die Wirtschaft innerhalb einer Lohnperiode bereits reproduziert, also innerhalb eines Monats. Eine jährliche Rechnung des Bruttoinlands-produktes kann da irreführend sein.

Die Ergiebigkeit der Arbeit hängt jedoch von der Arbeitsteilung ab, deren Wesen Smith an dem berühmten Beispiel der Stecknadelfabrikation und Nagelschmiederei veranschaulicht. (Heute unterscheidet die moderne Volkswirtschaftslehre zwischen innerbetrieblicher, überbetrieblicher und internationaler Arbeitsteilung.) Die Arbeitsteilung hängt wiederum von der Größe des Marktes ab. Beide, Markt und Arbeitsteilung, können jedoch ihre Zwecke nur erfüllen, wenn die uneingeschränkte Freiheit aller wirtschaftlich handelnden Menschen verwirklicht ist. Dann erst können sich alle Menschen vom Selbstinteresse (Eigeninteresse), vom natürlichen Streben, ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern, leiten lassen. Das Handeln aus Egoismus kommt also letztlich dem Wohl aller zugute. Die „unsichtbare Hand“ trägt nach Smith dafür Sorge, dass das Selbstinteresse auch stets als stärkster Hebel des Gesamtinteresses wirkt.

Die Erzeugung der Güter, so Smith, richtet sich nach dem Preis. Dieser Preis muss die Herstellungskosten decken. Die Höhe des Preises für ein Gut wird 1. Durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage und 2. Durch die Herstellungskosten bestimmt. Der Marktpreis kann sich nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage vom „natürlichen Preis“ unterscheiden, der dem wahren Wert des Gutes entspricht.

Der Wert der Ware entspricht daher seinen Produktionskosten. Diese setzen sich nach Smith aus dem Lohn, dem Zins für das investierte Kapital und der Rente, die für die Benutzung des bei der Produktion erforderlichen Bodens gezahlt wird, zusammen. Diesen leider etwas ungenau bestimmten Wert einer Ware bezeichnet Smith auch als Tauschwert. Neben dem Tauschwert kennt Smith aber auch noch den Gebrauchswert der Ware, der deren Nützlichkeit zur Grundlage hat. Den Gebrauchswert lassen die Klassiker ganz allgemein genau so unberücksichtigt wie den Gedanken des Wirtschaftskreislaufes.

Die Verteilungslehre

Smith hat sich eingehend mit dem Verteilungsproblem auseinandergesetzt, doch ist hier vieles im Unklaren geblieben. Dies gilt vor allem für seine Lohntheorie. So wird die Höhe des Lohnes ebenfalls durch Angebot und Nachfrage bestimmt, andererseits kann der Lohn nicht unter das Existenzminimum sinken. Am Ende fasst aber auch Smith den Lohn als Residualeinkommen (Resteinkommen im Sinne des Existenzminimums) auf.

Der Kapitalprofit hingegen weist bei Smith eine Tendenz zum Sinken auf.

Die große Anziehungskraft von Smith’s Lehre liegt zweifelsohne in der Mannigfaltigkeit ihrer Gesichtspunkte, in ihrem realistischen Blick für die Möglichkeiten des tatsächlichen ökonomischen Geschehens und in der Anschaulichkeit ihrer Darstellungsweise.

Die Fortbildung des klassischen Systems durch Ricardo

Die von Adam Smith begründete Lehre des klassischen Systems erhielt durch David Ricardo (1772 – 1823) eine ausgesprochen theoretische Ausrichtung. Ricardo lässt die Frage nach den Ursachen und dem Wesen des Reichtums beiseite und widmet sich ganz dem Problem der Einkommensverteilung. Dabei stellte er insofern einen neuen Gesichtspunkt in den Vordergrund, als er versuchte, die Ursachen und Momente zu erfassen, die generell für die relative Höhe der einzelnen Einkommenszweige bestimmend waren.

Die Wert- und Preislehre

Die Lehre der Verteilung entwickelt Ricardo auf der Grundlage seiner Werttheorie, in der er ebenso wie Smith eine Unterscheidung von Gebrauchswert (value in use) und Tauschwert (value in exchange) trifft, und ebenso wie Smith lässt er dabei den Gebrauchswert in seiner Lehre unberücksichtigt. Der Gebrauchswert sei mit dem Nutzen identisch und die Ursache des Wertes, aber nicht dessen Maß. Den Tauschwert definiert Ricardo als die Fähigkeit, andere Güter zu kaufen. Er unterscheidet auch zwischen Seltenheitsgütern und beliebigen, reproduzierbaren Gütern, doch spielen die Seltenheitsgüter nur eine untergeordnete Rolle. Bei den beliebig reproduzierbaren Gütern entspricht jedoch „der Wert des Gutes oder die Menge irgendeines anderen, für welches es sich austauschen lässt ... der verhältnismäßigen Menge, der zu seiner Produktion erforderlichen Arbeit.

Die Rente

Die Lehre von der Verteilung des Sozialproduktes ist bei Ricardo viel einheitlicher durchgeführt als bei Smith. Den Ausgangspunkt dieser Lehre bildet die Rentenlehre. Ricardo lehnt die Auffassung, dass eine Rente gezahlt werden müssen weil die Natur bei der Gütererzeugung in der Landwirtschaft mitwirke, oder weil der Boden fruchtbar ist, auf das Entschiedenste ab. Die Zahlung der Rente erfolgt erst dann, wenn infolge der Bevölkerungsvermehrung geringwertigerer Boden zur Bebauung herangezogen werden muss. Die Rente entsteht also nicht aus der Fruchtbarkeit, sondern aus der Seltenheit des Gutes Boden. Die Rente nennt Ricardo auch eine Differenzialrente. Dazu entwickelt er eine umfassende Theorie, die hier aber nicht ausgeführt werden bracht.

Lohntheorie

Aus Ricardos Grundrententheorie ergeben sich bestimmte Konsequenzen für die Höhe der übrigen Einkommensarten, des Lohnes und des Kapitalprofits. Für den Lohn ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage entscheidend. Sein natürlicher Preis „ist jener Preis, der nötig ist, die Arbeiter instand zu setzen, sich zu erhalten und ihr Geschlecht fortzupflanzen... .“ Der Reallohn muss nach Ricardo auf die Dauer unverändert bleiben. Einen Arbeitsmarkt im Sinne von Smith und Ricardo gibt es natürlich heute nicht mehr, da die Gewerkschaften diesen mit ihren Streiks und Tarifverträgen ausgehebelt haben.

Die Lehre vom Kapitalprofit

Der Profit ist nach Ricardo ein reines Residualeinkommen. Der Kapitalist erhält das, was von der Produktion nach Abzug der Grundrente und des Arbeitslohns übrigbleibt. Dabei weist der Kapitalprofit nach Ricardo, genau so wie bei Smith, eine sinkende Tendenz auf. Dieser These werden wir später bei Karl Marx wieder begegnen. Wir wissen aber heute, dass sich sowohl Ricardo, als auch Smith, in diesem Punkt getäuscht haben.

 

Ricardos theoretische Untersuchungen erstrecken sich jedoch nicht nur Auf die Problemkreise der Wert- und Verteilungslehre, sondern setzen sich auch mit Fragen der Außenhandelslehre, der Geldtheorie und mit dem Krisenproblem auseinander. Große und bleibende Bedeutung haben die Theorie der komparativen Kosten und seine geldtheoretischen Untersuchungen erlangt.

Malthus‘ Kritik an Ricardo

Unter den Schriftstellern, die sich mit Ricardo kritisch auseinandergesetzt haben, kommt den Anschauungen von Thomas Robert Malthus (1766 – 1834) eine besondere Bedeutung zu. Malthus hat seine Einstellung zu den Aufgaben, den Zielen und der Arbeitsweise der theoretischen Forschung u.a. in seinen „Principles of Political Economy“ dargestellt, die auch heute noch lesenswert sind, da in ihnen das Verhältnis von theoretischer Erkenntnis und wirklicher Wirtschaft ausführlich erörtert wird. Dabei fällt das erste Mal der Begriff der „politischen Ökonomie“, wie er dann später von Karl Marx gebraucht wird.

Die ökonomischen Theorien

Malthus‘ Bestreben, die theoretische Analyse so zu gestalten, dass sie imstande ist möglichst wirklichkeitsnahe Erkenntnisse zu erbringen, ist auch bei der Auseinandersetzung mit ihren einzelnen Problemen erkennbar. In der Wert- und Preislehre lehnt Malthus die Ansicht Ricardos ab, dass die aufgewendete Arbeit den relativen Wert der Güter bestimme, und räumt den Produktionskosten bei der Preisbildung daher nur eine beschränkte Wirkung ein. Ricardos Wertlehre lasse so viele Ausnahmen zu, dass das Wertgesetz praktisch keine Gültigkeit habe. Diese Argumentation hat sich aber nie durchgesetzt.

Eben so wenig überzeugend war Malthus‘ Polemik gegen Ricardos Produktionskostentheorie. Diese bestimmen, so Malthus, nicht die Veränderung des Tauschwertes, sondern allein das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Dies gelte sowohl für den natürlichen Preis, als auch für den Marktpreis.

In der Verteilungslehre kommt Malthus ebenfalls infolge seines Bemühens, die Vorgänge des Wirtschaftslebens aus einer realistischen Sicht zu erfassen, zu Ergebnissen, die häufig von Ricardo abweichen. Ricardo selber hat die Lehren von Malthus auf das entschiedenste bekämpft.

Malthus ist aber der breiten Öffentlichkeit durch seine Bevölkerungslehre in bleibender Erinnerung geblieben. Und hier liegt vielleicht sein größter Verdienst. Im Gegensatz zu den Auffassungen des englischen Sozialphilosophen William Godwin (1756 – 1836) glaubt Malthus nicht, dass die Bevölkerung unbegrenzt wachsen könne. Die Möglichkeiten auf der Erde haben natürliche Grenzen, so dass auch die Möglichkeit der Bevölkerungszunahme begrenzt ist. Dieser Gedanke ist heute allgemein anerkannt.

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