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Die Uhr

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XXII

An Wassili, der Tante und sogar Tranquillilatin vorüber, lief Raïsa in das Zimmer, in welchem David lag, und warf sich an seine Brust. »Ach – ach Daviduschka« – erschallte ihre Stimme unter ihren aufgelösten Locken hervor, – »ach!«

Die Arme weit öffnend, umschloß David sie, und lehnte seinen Kopf an sie.

»Vergieb mir, mein Herz —« hörte man ihn sagen. Und Beide verstummten vor Freude.

»Warum warst Du nach Hause gegangen, Raïsa – warum bliebst Du nicht dort ?« sagte ich ihr. Sie erhob den Kopf noch immer nicht. – »Du hättest dann gesehen, daß er gerettet wurde.«

»Ach, ich weiß es nicht! Ich weiß nicht! Frage mich nicht; ich weiß nicht, ich erinnere mich nicht, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich erinnere mich nur, daß ich Dich fliegen sah . . . Etwas gab mir einen Stoß . . . was nachher geschah . . .«

»Einen Stoß« – wiederholte David – und wir brachen alle Drei in Lachen aus. Uns wahr sehr wohl.

»Aber, was hat denn das endlich zu bedeuten!« erscholl hinter uns die drohende Stimme meines Vaters. Er stand auf der Thürschwelle. – »Werden diese Narrheiten endlich aufhören oder nicht? Wo leben wir eigentlich – in dem Kaiserthum Russland oder in der Republik Frankreich?«

Er trat in’s Zimmer herein.

v »Wer sich empören will, gehe nach Frankreich.

Und Du? wie hast Du es gewagt, herzukommen?« wandte er sich an Raïsa, welche leise aufgestanden war; sie hatte sich ihm zugekehrt, war sichtbar verlegen, fuhr indessen fort, freundlich und selig zu lächeln. – »Tochter meines geschwornen Feindes, wie hast Du es gewagt? Und da giebt es noch Umarmungen! Hinaus, sogleich oder . . .«

»Onkel!« sprach David und setzte sich im Bette auf. Beleidigen Sie Raïsa nicht. Sie wird weggehen . . . aber beleidigen Sie sie nicht.«

»Und was bist Du mir für ein Vorsänger? Ich beleidige sie, be–lei—di–ge sie nicht, ich jage sie einfach hinaus. Ich werde Dich selbst noch zur Verantwortung ziehen. Hast fremdes Eigenthum verthan, Hand an Dein Leben gelegt, mich in Ausgaben versetzt.«

»Welche Ausgaben?« unterbrach ihn David.

»Welche? Deine Kleider hast Du verdorben – rechnest Du das für Nichts? Und den Leuten, welche Dich hereintrugen, habe ich ein Trinkgeld gegeben; die ganze Familie hast Du erschreckt – und jetzt stellt er sich noch auf die Hinterbeine? Und wenn dieses Fräulein hier, welches die Scham und selbst die Ehre vergessen hat . . .«

David machte eine Anstrengung, um aus dem Bett herauszukommen. »Beleidigen Sie sie nicht, sagt man Ihnen!«

»Schweige!«

«Wagen Sie es nicht!«

»Schweige!«

»Wagen Sie es nicht, meine Braut, meine zukünftige Frau zu beschimpfen!« schrie David aus vollem Halse.

»Braut!« wiederholte mein Vater und machte große Augen. »Braut! Frau! Ho! ho, ho! . . . (Ha! ha, ha, antwortete die Tante hinter der Thür.) Wie viel Jahre zählst Du denn? Eine Woche weniger ein Jahr, lebt er auf der Welt, die Milch um den Mund ist ihm noch nicht trocken, dem Muttersöhnchen! Und er denkt an heiraten! Aber ich . . . Du . . .«

»Lassen Sie mich, lassen Sie mich,« flüsterte Raïsa und wandte sich zur Thüre. Sie war todtenbleich.

»Ich werde Sie nicht um Ihre Erlaubniß bitten,« fuhr David fort zu schreien, indem er sich mit den Fäusten auf den Rand seines Bettes stützte, »sondern meinen leiblichen Vater, der heute oder morgen hier ankommen kann! Er hat mir zu befehlen, aber nicht Sie; was aber mein Alter anbetrifft, so haben Raïsa und ich keine Eile . . . wir werden warten, was Sie auch reden mögen . . .«

»Eh, Davidka, besinne Dich!« unterbrach ihn mein Vater. »Sieh Dich doch einmal au; Du bist ja ganz zerrissen . . . hast ja alles Gefühl für Schicklichkeit verloren!«

David griff mit der Hand nach dem Hemde auf seiner Brust.

»Was Sie auch reden mögen,« wiederholte er.

»So schließe ihm doch den Mund, Porphyri Petrowitsch, schließe ihm den Mund,« schrie die Tante in der Thüre, »und diese Herumtreiberin, diese Nichtswürdige . . . diese . . . In diesem Augenblicke aber wurde die Beredtsamkeit meiner Tante von etwas ungewöhnlichem unterbrochen. Ihre Stimme brach auf einmal und an deren Stelle hörte man eine andere, schwache, heisere, grinsenhafte Stimme . . .

»Bruder!« brachte diese schwache Stimme hervor. »Christenseele! . . .«

XXIII

Wir wandten uns Alle um . . . Vor uns, in demselben Kostüme, in dem ich ihn unlängst gesehen, stand, wie ein Gespenst, der hagere, verwilderte, beklagenswerthe Latkin.

»Und Gott!« sprach er in einer gewissen, kindischen Weise, indem er den zitterndem gekrümmten Finger und den kraftlosen Blick zu meinem Vater erhob: »Gott hat mich gestraft! Ich bin nach Wa . . . nach Ra . . . ja, ja, nach Raïsa gekommen! Mir . . . Tschu . . . Was brauche ich. Ich gehe bald unter die Erde – und, wie ist das doch? Ein Stückchen und noch eines . . . und ein Querbrett . . . das ist es, was . . . ich brauche . . . Aber Du, Bruder! Goldarbeiter, besinne Dich . . . Ich bin ja auch ein Mensch!«

Raïsa ging schweigend über das Zimmer, ergriff den Vater unter den Arm und knüpfte ihm sein Kamisol zu.

»Komm’ Wassiliewna,« sprach er, »hier sind lauter Heilige; gehe nicht zu ihnen. Und der, welcher dort in dem Futterale liegt, ist auch ein Heiliger. Wir aber Bruder, sind beide sündige Menschen. Nun . . . Tschn . . . Um Vergebung, meine Herrschaften! . . . Haben zusammen gestohlen!« schrie er plötzlich; »haben zusammen gestohlen! zusammen gestohlen!« wiederholte er mit sichtbarem Vergnügen; die Zunge gehorchte ihm endlich.

Wir schwiegen Alle im Zimmer.

»Wo ist hier Euer Heiligenbild?« fragte er, den Kopf zurückwerfend und mit verdrehten Augen: «man muß sich reinigen.«

Er begann, einem Winkel zugewandt, zu beten, indem er sich mehrere Male andächtig bekreuzigte, wobei er mit den Fingern bald die eine, bald die andere Schulter berührte und hastig wiederholte: Gott! erbarme Dich meiner! Go . . . meiner! Go . . . meiner! Go . . .«

Mein Vater, welcher die ganze Zeit über kein Auge von Latkin gewandt und kein Wort gesprochen hatte, fuhr plötzlich auf, stellte sich neben ihn und fing gleichfalls an zu beten. Hierauf wandte er sich zu ihm, verbeugte sich tief, tief vor ihm, so daß er mit der eitlen Hand den Boden erreichte, sprach: »Vergieb auch Du mir, Martin Gavrilitsch« und küßte ihn auf die Schulter. Latkin erwiderte seinen Kuß, indem er in die Luft hinein schwatzte, und blinzelte mit den Augen; er begriff wohl kaum, was er that. Dann wandte sich mein Vater zu Allen, die sich im Zimmer befanden, zu David, zu Raïsa, zu mir:

»Macht was Ihr wollt, thut was Ihr nicht lassen könnt,« sagte er mit trauriger, leiser Stimme – und entfernte sich.

Meine Tante flog auf ihn zu, allein er schrie sie finster an. Er war erregt.

«Meiner Go . . . !Meiner G . . . Erbarme Dich!« wiederholte Latkin. »Ich bin ein Mensch!«

»Lebewohl Daviduschka,« sagte Raïsa und verließ mit dem Alten ebenfalls das Zimmer.

»Morgen komme ich zu Euch,« rief ihr David nach und flüsterte, sich der Wand zukehrend; »Jetzt bin ich sehr milde, jetzt wäre es sehr gut einzuschlafen,« und verstummte.

Ich blieb noch lange in unserem Zimmer. Ich verbarg mich. Ich konnte nicht vergessen, womit mein Vater mir gedroht hatte. Aber meine Befürchtungen erwiesen sich falsch. Er begegnete mir und sprach kein Wort. Ihm war selbst nicht wohl. Uebrigens brach die Nacht bald herein – und Alles beruhigte sich im Hause.

XXIV

Am folgenden Morgen stand David auf, als wenn Nichts vorgefallen wäre und bald darauf ereigneten sich an demselben Tage zwei wichtige Begebenheiten: Am Morgen starb der alte Latkin und gegen Abend kam der Onkel Jegor, Davids Vater in Rjäsan an. Ohne vorher zu schreiben, oder Jemand darauf vorzubereiten, fiel er uns wie Schnee ans den Kopf.

Mein Vater war sehr erschreckt und wußte nicht, wie er den theuern Gast bewirthen und wo er ihn hinsetzen sollte; er lief wie besessen herum, sonst benahm er sich wie ein Schuldiger; der Onkel aber schien von dem geschäftigen Eifer des Vaters nicht sehr gerührt zu sein; er wiederholte immerfort: »Wozu Das?« und: »ich brauche gar Nichts. Gegen die Tante benahm er sich noch kälter; auch sie sah ihn übrigens nicht gern. Er war in ihren Augen ein Gottloser, ein Ketzer, ein Voltairianer. . . (er hatte wirklich die französische Sprache erlernt, um Voltaire im Original zu lesen.) Ich fand den Onkel Jegor, ganz wie David ihn mir beschrieben hatte. Er war ein großer schwerfälliger Mann mit einem pockennarbigen, ernsten und würdigen Gesichte. Er trug stets einen Hut mit einer Plümage, Manschetten, einen Jabot, ein tabakfarbiges Kamisol und einen stählernen Degen an der Hüfte.

David war unbeschreiblich glücklich über ihn – sein Gesicht erhellte und verschönerte sich sogar, und seine Augen veränderten sich – sie wurden froh, lebhaft und glänzend; er bemühte sich indessen, seine Freude in jeder Beziehung zu mäßigen und sie nicht in Worten auszusprechen; er fürchtete sich zu erweichen.

In der ersten Nacht nach Onkel Jegor’s Ankunft schlossen sich Vater und Sohn in das ihnen angewiesene Zimmer ein, und sprachen lange halblaut mit einander; am andern Morgen bemerkte ich, daß mein Onkel seinen Sohn ganz besonders liebevoll und vertrauensvoll betrachtete; er schien sehr zufrieden mit ihm zu sein. David führte ihn auf die Todtenmesse zu Latkins; ich ging auch mit; mein Vater verbot es mir nicht, blieb aber selbst zu Hause. Raïsa setzte mich durch ihre Ruhe in Erstaunen; sie war sehr bleich und mager geworden, vergoß aber keine Thränen und sprach und hielt sich sehr einfach; und bei alledem, ich muß es sagen, fand ich in ihr eine gewisse Majestät, die unwillkürliche Majestät des Schmerzes, der sich selbst vergißt! Der Onkel Jegor machte gleich in der Vorhalle ihre Bekanntschaft; an der Art und Weise, wie er mit ihr umging, war ersichtlich, daß David schon von ihr gesprochen hatte.

 

Sie gefiel ihm nicht weniger, als der eigene Sohn; ich konnte es in Davids Augen lesen, wenn er sie ansah. Ich erinnerte mich noch, wie sie erglänzten, als sein Vater in seiner Gegenwart äußerte: »Ein verständiges Mädchen wird eine gute Hausfrau werden.«

Ich erfuhr im Latkin’schen Hause, daß der Alte sanft erloschen war, wie ein niedergebranntes Licht; so lange er das Bewußtsein behalten, hatte er seine Tochter immer über das Haar gestrichen und etwas Unverständliches gemurmelt; es war aber nichts Trauriges gewesen, denn er hatte dabei immer gelächelt. Zur Beerdigung ging mein Vater, sowohl in die Kirche als auf den Gottesacker und betete andächtig. Sogar Tranquillilatin sang auf dem Chor. An der Gruft brach Raïsa in Schluchzen aus und fiel auf die Erde nieder; sie erholte sich indessen bald wieder. Ihr kleines, taubstummes Schwesterchen sah Alle und Alles mit hellen, etwas verwilderten Augen an und schmiegte sich zuweilen an Raïsa, zeigte jedoch keine Furcht.

Am Tage nach der Beerdigung erklärte Onkel Jegor, der allem Anscheine nach nicht mit leeren Händen aus Sibirien gekommen war (das Geld zur Beerdigung kam von ihm, und den Erretter David’s belohnte er freigebig), plötzlich meinem Vater, daß er nicht beabsichtige in Rjäsan zu bleiben, sondern mit seinem Sohne nach Moskau übersiedeln würde.

Mein Vater sprach der Reise wegen sein Bedauern darüber aus und machte auch einige – freilich nur schwache Versuche seinen Entschluß zu ändern; er war aber, ich glaube, im Grunde seiner Seele sehr froh über denselben.

Die Gegenwart seines Bruders, mit dem er nur sehr wenig gemein hatte, der ihn nicht einmal eines Vorwurfes würdigte, ihn nicht nur vernachlässigte, sondern ihn verachtete, war eine Demiithigung für ihn . . . und auch die Trennung von David war kein großer Kummer für ihn.

Mich vernichtete natürlich diese Trennung; ich fühlte mich zuerst wie verwaist und verlor meine Stütze und die Lust am Leben.

So reiste mein Onkel also ab und nahm, zum großen Erstaunen und nicht geringen Unwillen unserer ganzen Familie, nicht nur seinen Sohn, sondern auch Raïsa und deren Schwesterchen mit. . . Als meine Tante von dieser Handlung erfuhr, nannte sie ihn sogleich einen Türken und diesen Namen behielt er bis an sein Lebensende.

Und ich blieb allein . . . Allein, es handelt sich hier nicht von mir . . .

XXV

Und das ist das Ende meiner Geschichte von der Uhr. Was soll ich Euch noch sagen? Fünf Jahre später heiratete David sein Schwarzlippchen, und im Jahre 1812 starb er, am Tage der Schlacht bei Borodino als Artillerie-Lieutenant eines ehrenvollen Todes bei der Vertheidigung der Schewardin'schen Redoute.

Seit der Zeit ist viel Wasser vorübergeflossen, und ich habe viele Uhren gehabt; ich gelangte sogar zu solch einer Herrlichkeit, daß ich mir eine echte Bregnet’sche Repetiruhr mit einem Secundenzeiger und der Angabe des Damms verschaffte . . . aber in einer geheimen Schieblade meines Schreibtisches ruht eine altmodische silberne Uhr mit einer Rose auf dem Zifferblatte; ich kaufte sie von einem wandernden jüdischen Kramer, betroffen von ihrer Aehnlichkeit mit jener, mir einst von meinem Taufvater geschenkten Uhr.

Von Zeit zu Zeit, wenn ich allein bin und keinen Besuch erwarte, ziehe ich sie aus der Schieblade hervor und erinnere mich bei ihrem Anblicke meiner jungen Jahre und der Gefährten jener unwiederbringlich verflogenen Tage . . .

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