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Der Fatalist

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IX

Ich fand Tegleff aus der Bank sitzend. Vor ihm auf dem Tische brannte ein Licht – und er schrieb etwas in sein kleines Notizbuch ein, das er stets bei sich trug. Als er meiner ansichtig wurde, steckte er schnell das Buch in die Tasche und fing seine Pfeife ; zu stopfen an.

»Sehen Sie,« fing ich an, »welche Trophäe ich von meinem Feldzuge mitgebracht habe.« Ich zeigte ihm den Kamm und erzählte, was mit mir bei der Weide vorgefallen war: »Ich habe wahrscheinlich einen Dieb verscheucht«, fügte ich hinzu, »Sie haben doch gehört, daß man gestern unserm Nachbar ein Pferd gestohlen?«

Tegleff lächelte kalt und tauchte seine Pfeife an. Ich setzte mich neben ihn.

»Und Sie sind wie früher überzeugt,« fragte ich, »daß die Stimme, die wir vernahmen, aus jenen unbekannten Gegenden kam . . .«

»Er unterbrach mich mit einer gebieterischen Handbewegung. »Riedel,« sagte er, »ich bin zum Spaßen nicht aufgelegt – und darum bitte ich Sie, es zu unterlassen.«

In der That – Tegleff konnte nicht zum Scherze aufgelegt sein. Sein Gesicht war verändert: es erschien bleicher, ausdrucksvoller – länger. Seine sonderbaren, »verschiedenen« Augen irrten langsam umher.

»Ich dachte nie,« sprach er, »daß ich je einem Anderen mittheilen würde . . . einem Andern das mittheilen würde, was Sie sogleich von mir hören werden – und was in meiner Brust begraben sein sollte . . . ja mit mir sterben sollte; doch wahrscheinlich ist es nothwendig – auch habe ich keine Wahl! – Schicksal! . . . Hören Sie!«

Und er theilte mir eine ganze Geschichte mit.

Ich habe Ihnen, meine Herren, bereits gesagt, daß Tegleff ein schlechter Erzähler war; doch nicht bloß in Folge seiner Unfähigkeit, das, was sich mit ihm selbst ereignet hatte, wiederzugeben, wurde ich in jener Nacht ganz irre an ihm; der Klang seiner Stimme, seine Blicke, die Art, wie er seine Finger und Hände bewegte – Alles an ihm schien so unnatürlich, unnöthig – mit einem Worte: unwahr zu sein. Ich war damals noch sehr jung und unerfahren und wußte nicht, daß die Gewohnheit, sich rhetorisch auszudrücken, die Falschheit der Betonung und der Manieren sich im Menschen so einwurzeln können, daß er gar nicht mehr im Stande ist, sich von ihnen – diesem Fluche besonderer Art – los zu machen. Später traf ich eine Dame, die mich in solch’ einer geschraubten Sprache, mit solchen theatralischen Gesten, mit solchem melodramatischem Schütteln des Kopfes und Rollen der Augen über den Eindruck, den der Tod ihres Sohnes auf sie hervorgebracht, über ihren unermeßlichen Gram, über die Angst, ihren Verstand zu verlieren – unterhielt, daß ich bei mir dachte: Wie doch diese Frau lügen und sich verstellen kann! Sie hat ihren Sohn nie geliebt! Eine Woche später erfuhr ich aber, daß die arme Frau wirklich verrückt geworden war. Seit der Zeit wurde ich weit vorsichtiger in meinem Urtheil – und traute viel weniger meinen eigenen Eindrücken.

X

Die Geschichte, welche Tegleff mir mitgetheilt, war kurz folgende:

Er hatte in Petersburg außer dem hoch gestellten Onkel noch eine Tante – nicht hochgestellt, aber vermögend. Da diese kinderlos war, hatte sie eine Waise aus kleinbürgerlichem Stande zu sich genommen. Sie gab ihr eine gute Erziehung und behandelte sie wie ihre Tochter. Marie war ihr Name. Tegleff sah sie jeden Tag und das endete damit, daß sie sich in einander verliebten und Marie in einem Augenblick der Schwäche sich ihm hingab. Die Folgen blieben nicht verborgen. Die Tante Tegleffs war furchtbar aufgebracht, jagte das arme Mädchen mit Schande ans dem Hause – und siedelte nach Moskau über, wo sie ein Mädchen von adeliger Geburt als Pflegetochter annahm und zu ihrer Erbin bestimmte. Marie, zu den früheren Verwandten – armen, dem Tranke ergebenen Leuten – zurückgekehrt, hatte ein schweres Loos zu tragen. Tegleff, der sie zu heirathen versprochen hatte, hielt sein Versprechen nicht. Bei der letzten Zusammenkunft mit ihr wurde er zu einer Erklärung genöthigt: sie wollte die Wahrheit wissen – und erfuhr diese.

»Nun,« sagte sie, »wenn ich nicht Deine Frau sein soll, so weiß ich, was mir zu thun übrig bleibt.« Ein paar Wochen waren seit dieser Zusammenkunft vergangen.

»Ich habe über den Sinn ihrer Worte mich keinen Augenblick in Illusionen gewiegt,« fügte Tegleff hinzu . . . »ich bin überzeugt, daß sie ihrem Leben ein Ende gemacht . . . und daß es ihre Stimme war, daß sie mich dorthin rief. . . zu sich . . . Ich habe ihre Stimme erkannt . . . Ach was! Ein Ende giebt es ja nur!«

»Warum aber haben Sie Marie nicht geheirathet?« fragte ich, »liebten Sie sie nicht mehr ?«

»Nein! Ich liebte sie leidenschaftlich!«

Hier, meine Herren, starrte ich Tegleff an; ich erinnerte mich eines Bekannten, eines sehr aufgeweckten Menschen, der eine häßliche, dumme und arme Frau hatte und überdies in einer sehr unglücklichen Ehe mit ihr lebte – welcher auf die ihm in meiner Gegenwart gestellte Frage: Warum er eigentlich geheirathet habe? Wahrscheinlich aus Liebe? antwortete: »Nicht aus Liebe! Aber es ist so gekommen.« Hier liebt Tegleff leidenschaftlich ein Mädchen – und heirathet sie nicht. Nun, war es auch hier so gekommen?!

»Warum heirathen Sie denn nicht?« fragte ich Tegleff zum zweiten Male.

Die sonderbar schläfrigen Augen Tegleffs irrten auf dem Tische . . . »Das kann man . . . in kurzen Worten. . . nicht sagen,« fing er stockend an. . . »Ich hatte Gründe . . . Sie ist dazu eine Bürgerliche . . . Auch mein Onkel . . . ich mußte auf ihn Rücksicht nehmen!«

»Auf Ihren Onkel!« rief ich, »wozu brauchen sie denn, zum Teufel, Ihren Onkel, den Sie nur dann sehen, wenn Sie ihm zu Neujahr gratuliren! Rechnen Sie etwa auf seine Reichthümer? Er hat ja selbst ein halbes Dutzend Kinder?!«

Ich sprach hitzig . . . Tegleff zeigte sich tief verletzt . . . er erröthete . . . erröthete nicht gleichmäßig, nur an einzelnen Stellen des Gesichts.

»Bitte, mir keine Lectionen zu geben,« rief er dumpf. »Uebrigens vertheidige ich mich nicht. Ich habe ihr Leben zu Grunde gerichtet – jetzt wird man diese Schuld abtragen müssen« . . .

Er ließ den Kopf hängen und – schwieg. Ich fand auch nichts weiter zu sagen.

XI

So saßen wir eine Viertelstunde. Er blickte zur Seite, ich auf ihn und bemerkte, daß seine Haare über der Stirn sich sonderbar gehoben und in Locken gelegt hatten . . . ein Symptom, nach der Meinung eines Militär-Arztes, durch dessen Hände viele Verwundete gegangen waren, von großer und trockener Hitze im Gehirn.

Mir kam es wieder in den Sinn, daß auf Tegleff wirklich die Hand des Schicksals laste, und die Kameraden nicht umsonst in ihm etwas Fatalistisches sahen. Gleichzeitig verdammte ich ihn . . .»Eine Bürgerliche!« dachte ich, »was bist Du denn für ein Aristokrat?«

»Sie verurtheilen mich vielleicht, Riedel!« fing plötzlich Tegleff an, als ob er meine Gedanken errathen hätte – »auch lastet es schwer auf mir. Doch was soll man thun? was soll man thun?«

Er stützte sein Kinn auf die Handfläche und fing an den breiten und platten Nägeln seiner kurzen, rothen, wie Eisen harten Finger zu nagen an.

»Ich bin der Meinung, lieber Tegleff, daß Sie sich vor Allem überzeugen müssen, ob Ihre Vermuthung richtig sei . . . Vielleicht lebt Ihre Geliebte noch?« (Soll ich ihm nicht die wirkliche Ursache des von ihm vernommenen Klopfens sagen? ging es mir durch den Sinn. – Nein! Später!)

»Sie hat mir, seitdem wir im Feldlager sind, kein einziges Mal geschrieben,« bemerkte Tegleff.

»Das beweist noch nichts!«

Tegleff bewegte abwehrend die Hand: »Nein! Sie ist sicher nicht mehr auf dieser Welt! Sie hat mich gerufen«. . .

Plötzlich wandte er sich zum Fenster:

»Es klopft wieder!«

Ich lachte unwillkürlich. »Diesmal, entschuldigen Sie, Ilia Stepanitsch, sind es sicherlich Ihre Nerven. Sie sehen, es dämmert bereits. In zehn Minuten geht die Sonne auf – es ist gleich vier Uhr! – Die Gespenster treiben's nicht am Tage!«

Tegleff warf auf mich einen finsteren Blick, legte sich, nachdem er durch die Zähne »gute Nacht« gerufen auf die Bank und kehrte mir den Rücken zu.

Ich legte mich ebenfalls hin und dachte, bevor ich einschlief, weßhalb Tegleff beständig darauf anspiele, daß er sich . . . das Leben nehmen wolle. Welcher Unsinn!i Welche Phrase! Wollte selbst sie nicht heirathen! . . . hat sie verlassen . . . und jetzt mit einem Male will er sich tödten! Das hat ja keinen Sinn! Er muß aber ewig eine Rolle spielen wollen!

Mit diesem Gedanken schlief ich ein – und als ich wieder die Augen öffnete, stand die Sonne schon ganz hoch . . . doch Tegleff war nicht mehr im Hause. Er war nach Petersburg gefahren, wie mir Semen, fein Diener, mittheilte.

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