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Das Abenteuer des Leutnant Jergunow

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II

Welches immer die Besorgnisse des Lieutenants gewesen sein mochten, sie schwanden rasch und spurlos. Seine Besuche bei den beiden Damen aus Riga wurden immer häufiger. Anfänglich besuchte Jergunow sie nur im Geheimen, da er sich einer solchen Intimität mit ihnen einigermaßen schämte; nach und nach jedoch zog er ganz offenkundig die Wohnung seiner neuen Bekannten jedem anderen Hause vor, die traurigen vier Wände seiner eigenen Behausung natürlich nicht ausgenommen. Madame Fritsche erregte in ihm keine unangenehmen Gefühle mehr, obwohl sie fortfuhr, ihn in wenig zuvorkommender, ja in beinahe verächtlicher Weise zu behandeln. Die Damen dieses Schlages schätzen an ihren Besuchern vorzugsweise Freigiebigkeit, und der Lieutenant war nicht ohne Geiz. Was die Geschenke anbetrifft, so gab er am liebsten Nüsse, Rosinen und Pfefferkuchen. Nur einmal hatte er sich – nach seinem eigenen Ausdruck – ruinirt: er hatte Emilien ein kleines, echt französisches, rothseidenes Halstuch mitgebracht. Am selben Tage versengte sie die Zipfel desselben am Licht; er machte ihr darüber Vorwürfe und sofort band sie es ihrer Katze an den Schwanz; er ärgerte sich darüber, sie lachte ihm in’s Gesicht. Endlich mußte der Lieutenant selbst eingestehen, daß er den Damen aus Riga nicht nur keinen Respect einflöße, nein, daß er nicht einmal ihr Vertrauen genieße, denn niemals wurde er sogleich und ohne vorhergegangenes Examen eingelassen. Oft mußte er warten, ein anderes Mal verabschiedete man ihn ohne Weiteres und, um ihn nur ja nicht in‘s Vertrauen zu ziehen, sprach man in seiner Gegenwart unter einander deutsch. Emilie gab ihm durchaus keine Rechenschaft über ihr Thun und Treiben; auf alle Fragen, die er an sie richtete, hatte sie stets Ausflüchte; was ihn jedoch am Meisten beunruhigte, war, daß mehrere Zimmer im Hause der Madame Fritsche, welches, wenngleich dem Anscheine nach nur eine Hütte, doch ziemlich geräumig war, stets vor ihm verschlossen blieben. – Trotz alledem war Jergunow ebenso beharrlich bei Emilien. Er fand dort, wie man sagt, liebende Seelen, und es schmeichelte seiner Eitelkeit, daß seine junge Freundin, die fortfuhr ihn Florestan zu nennen, immer mehr seine männliche Schönheit bewunderte und fand, daß seine Augen denen eines Paradiesvogels glichen. —

An einem heißen Sommertage, um die Mittagsstunde, schleppte sich der Lieutenant, nachdem er den ganzen Morgen in der brennenden Sonne bei den Arbeitern auf dem Schiffswerft zugebracht hatte, erschöpft bis an die ihm nur zu wohlbekannte kleine Thür. Er klopfte an, man ließ ihn nicht warten. Kaum in den sogenannten Solon eingetreten, warf er sich auf das Sopha: Emilie näherte sich ihm und trocknete seine in Schweiß gebadete Stirn mit ihrem Taschentuch.

– Wie ermüdet er ist! wie heiß!t sagte sie voll Mitleiden – Armer Freund! Hätte er doch wenigstens die Haken seines Kragens aufgemacht.´Mein Gott, man sieht ja sein Herzchen in der Brust klopfen!

– Ich kann nicht mehr, erwiederte Jergunow seufzend. – Seit dem frühen Morgen auf den Beinen und diesen Sonnenbrand auf meinem Czacko! Anfänglich wollte ich mich nach Hause flüchten, aber diese Schlangen von Lieferanten erwarten mich dort. Hier, bei Dir, welche Frische! Ich glaube, ich würde ein Schläfchen machen, wenn ich’s dürfte.

– Thu's getrost! Niemand wird Dich stören.

– Aber ich nehme Anstand . . .

– Welche Idee! Schlafe! ich werde Dich einwiegen.

Sie begann ein Wiegenlied zu trällern. Der Lieutenant sagte: – Könnte ich nicht vorher ein Glas Wasser erhalten?

– Da hast Du welches, frisch und klar wie Krystall. Warte, ich will Dir noch ein kleines Kißchen unter den Kopf legen . . . so . . . und dies noch . . . gegen die Fliegen.

Sie bedeckte sein Gesicht mit ihrem Halstuch.

– Tausend Dank, mein kleiner Cupido, sagte der Lieutenant und schon war er eingeschlafen. Emilie sang, sich leise schaukelnd, als ob sie ihn wiege, und lachte selbst über ihre Bewegung und ihren Gesang.

Nach Verlauf einer Stunde erwachte Jergunow. Es war ihm im Schlaf so vorgekommen, als ob ihn Jemand , berührt habe, indem er sich über ihn beuge. Er nahm das Tuch, welches seine Augen bedeckte, fort. Emilie lag dicht bei ihm auf den Knieen, im Gesicht einen Ausdruck, der ihm fremd war. Sie erhob sich plötzlich und lief an‘s Fenster, während sie etwas in ihrer Tasche versteckte. Der Lieutenant streckte die Glieder. – Ich habe ordentlich geschlafen, sagte er. Kommen Sie ein wenig zu mir, mein liebes Fräulein.

Als Emilie sich ihm näherte « erhob er sich plötzlich vom Sopha; fuhr mit seiner Hand in ihre Tasche und zog daraus eine kleine Scheere hervor. – Jesus! rief Emilie unwillkürlich.

– Das ist eine Scheere? stammelte der Lieutenant.

– Gewiß. Was glaubst Du denn zu finden? Etwa eine Pistole? Oh! was für ein drolliges Gesicht er hat! Die Wangen faltig wie das Kissen, die Haare ganz hochstehend im Nacken, und er lacht nicht einmal. Oh!

Emilie krümmte sich vor Lachen.

– Genug, genug, sagte der Lieutenant ärgerlich, – wenn Du nichts Geistreicheres ersinnen kannst, so gehe ich fort . . . Ich gehe, sagte er, als sie zu lachen fortfuhr, und nahm seinen Czacko. Emilie schwieg. – Pfui, wie böse er ist, sagte sie, – ein echter Russe. Alle Rassen sind bösartig. Da geht er fort. Pfui! Gestern hat er mir fünf Rubel versprochen, heute hat er mir nichts gegeben und geht davon.

– Ich habe kein Geld bei mir, murmelte der Lieutenant, schon auf der Schwelle der Thür. – Adieu.

Emilie verfolgte ihn mit den Augen und drohte ihm mit dem Finger. – Da höre Einer, was er sagt: er hat kein Geld. Oh! was für Betrüger all diese Russen sind. Aber wart, wart, mein Herr Schwindler! Tantchen, kommen Sie herein, ich habe Ihnen was mitzutheilen.

Am Abend desselben Tages bemerkte der Lieutenant Auskleiden, daß der obere Rand seines Gurtes, jenes Gurtes, den er stets an sich trug, in der Länge eines Fingers aufgetrennt war. Als ordnungsliebender Mensch nahm er sogleich Nabel und Faden, wichste den Faden und nähte das Loch sorgfältig zu, ohne im übrigen diesem unbedeutenden Umstande irgend welche Beachtung zu schenken.

Während des ganzen folgenden Tages war der Lieutenant mit Dienstgeschäften überhäuft. Er verließ seine Wohnung selbst am Nachmittage nicht und bis in die Nacht hinein schrieb und copirte er im Schweiße seines Angesichts Berichte an seine vorgesetzte Behörde, verwechselte dabei unbarmherzig die Accente und setzte jedesmal nach »aber« ein Ausrufungszeichen und nach »indessen« ein Semikolon. Am andern Morgen überbrachte ihm ein kleines Judenmädchen mit nackten Füßen und zerfetztem Kittel einen Brief von Emilien, den ersten, den er von ihr empfangen hatte. »Mein theuerster Florestan,« schrieb sie, »bist Du böse auf Dein Zuckerpüppchen, da Du gestern nicht zu ihm gekommen bist? Bitte, bitte, sei es nicht, und wenn Du es nicht willst, daß Deine liebenswürdige Emilie viele heiße Thränen vergießen soll, so komm ohne Widerrede heut Nachmittag um 5 Uhr. (Die Ziffer 5 war von einem kleinen, mit der Feder gezeichneten doppelten Blumenkranz umgeben.) Deine liebenswürdige Emilie«

Der Lieutenant erstaunte; er hatte Emilie nicht für so gebildet gehalten. Er gab dem Kinde einen Kopeken und ließ antworten, daß er kommen werde.

Jergunow hielt Wort. Es hatte noch nicht 5 Uhr geschlagen, als er schon an die Thür der Madame Fritsche klopfte; aber zu seiner großen Ueberraschung war Emilie nicht zu Hause. Die Tante empfing ihn, und nachdem sie, erstaunlicher Weise, eine einleitende Verbeugung gemacht, theilte sie ihm mit, daß unvorhergesehene Umstände Emilie genöthigt hätten, auszugehen, daß sie aber bald wiederkäme und ihn bäte, auf sie zu warten. Madame Fritsche trug eine ganz weiße Haube, lächelte, sprach mit einschmeichelnder Stimme und bemühte sich augenscheinlich, ihrem verdrießlichen Gesicht einen liebenswürdigen Ausdruck zu verleihen; es gewann indeß nichts durch diese Anstrengungen und erhielt im Gegentheil dadurch ein gewisses zweideutiges und verdächtiges Etwas. – Nehmen Sie Platz, mein Herr, nehmen Sie Platz, sagte sie, indem sie ihm einen Lehnstuhl hinschob, – und wenn Sie es erlauben, so werde ich das Vergnügen haben, Ihnen einen kleinen Imbiß anzubieten. Madame Fritsche machte wieder eine Verbeugung, ging hinaus und kehrte bald mit einer Tasse Chocolade auf einem blechernen Theebrett zurück. Die Chocolade war nicht von der besten Sorte, indessen trank der Lieutenant sie mit Genuß, versuchte aber vergebens zu enträthseln, woher diese plötzliche geschäftige Zuvorkommenheit der Madame Fritsche käme und was dies Alles bedeute. Emilie kam nicht. Schon fing er an, die Geduld zu verlieren, als plötzlich der Ton einer Guitarre, der durch die Wand des Zimmers zu ihm drang, sein Ohr traf. Ein Accord, ein zweiter, ein dritter, immer stärker und voller. Der Lieutenant war von Erstaunen getroffen. Emilie besaß wohl eine Guitarre, aber die hatte nur drei Saiten, neue zu kaufen hatte er noch nicht Zeit gefunden, zudem war Emilie nicht zu Hause. Von Neuem erklang ein Accord und diesmal so voll, als ob er aus dem Zimmer, in dem er sich befand, käme. Der Lieutenant drehte sich auf dem Absatz um und stieß einen Schrei der Ueberraschung und des Schreckens aus . . . Vor ihm, auf der Schwelle einer kleinen, niedrigen Thür, die er bisher nicht bemerkt hatte, da der plumpe Schrank sie verdeckte stand ein unbekanntes, fremdartiges Wesen, nicht Kind, noch weniger aber Jungfrau. Dieses Geschöpf war mit einer weißen, mit farbigen Zeichnungen durchwirkten Robe bekleidet und trug rothe Schuhe mit Absätzen. Seine dicken, schweren, schwarzen Haare, auf der Höhe der Stirn durch einen goldenen Reif gehalten fielen wie ein Mantel von seinem kleinen Kopf auf den zarten, mageren Körper herab. Unter dieser Masse glänzten zwei große Augen von dunklem Feuer und zwei dünne, sonnenverbrannte mit goldenen Spangen beladene Arme hielten mit ihren beiden Händen eine Guitarre. Kaum konnte man das Gesicht sehen, so schmal und dunkel erschien es; nur eine fein gespitzte Nase zeichnete sich in gerader Linie oberhalb der rothen Lippen ab. Der Lieutenant stand wie versteinert da. Er betrachtete unverwandten Blickes dieses seltsame Wesen, das auch ihn mit den Augen fixirte, ohne ein Wort zu reden. Allmälig kam er wieder zu sich und näherte sich ihm zögernden Schrittes. Das düstere Gesicht begann zu lächeln, schneeweise Zähne erglänzten plötzlich, der Kopf richtete sich empor und, sein dichtes Haupthaar schüttelnd, zeigte es sich ihm in seiner ganzen feinen und scharfen Schönheit.

 

– Wer ist dies Teufelchen, murmelte der Lieutenant, und sich noch mehr nähernd, sagte er mit halbleiser Stimme: – Kleine, Kleine, wer bist Du?

– Hierher, erwiederte sie mit verschleiertem Ton und fremder Aussprache, welche den Accent auf die unrechten Laute legte, – hierher . . . und that dabei einen Schritt rückwärts. Der Lieutenant überschritt nach ihr die Schwelle und befand sich in einem sehr kleinen Zimmer ohne Fenster, dessen Wände und Decke mit schweren Teppichen aus Kamelgarn bedeckt waren. Ein starker Moschusgeruch erstickte ihn beinahe; zwei feine gelbe Wachskerzen brannten auf einem runden Tisch, der vor einem sehr niedrigen türkischen Sopha stand; in einer Ecke sah man ein sehr kleines Bett, hinter Vorhängen von orientalischem mit Atlasstreifen durchwirktem Mousseline verbergen, und zu dessen Häupten einen Rosenkranz von Bernsteinperlen, am Ende mit einer Troddel von rother Seide, aufgehängt.

– Aber erlauben Sie, wer sind Sie denn? wiederholte der Lieutenant.

– Schwester . . . Schwester Emiliens!

– Sie sind ihre Schwester? Sie wohnen hier!

– Ja!

Der Lieutenant streckte ihr von Neuem die Hand entgegen, wiederum aber wich sie zurück.

– Wie kommt es denn, daß sie mir niemals von Ihnen erzählt hat? Verstecken Sie sich?

Die Kleine nickte beistimmend mit dem Kopfe.

– Wahrhaftig! Was für Gründe Sie haben, sich zu verstecken? Deßhalb also habe ich Sie nie gesehen! Ich muß gestehen, daß ich Ihre Existenz nicht im Entferntesten ahnte . . . Wie! und diese dicke, alte Madame Fritsche ist Ihre Tante?

– Ja.

– Hm! . . . Es scheint« daß Ihnen das Russische nicht eben sehr geläufig ist. Wie heißen Sie?

– Colibri!

– Wie?

– Colibri!

– Colibri! Das ist ja ein ganz außergewöhnlicher Name. Ich glaube es giebt in Afrika kleine Insekten, die so heißen, nicht wahr?

Colibri lachte. Ihr Lachen klang so kurz und seltsam, als ob in ihrer Kehle Gläser zusammenklirrten. Sie schüttelte gravitätisch den Kopf, warf einen schnellen Blick rings um sich, stellte ihre Guitarre bei Seite und war mit einem Sprunge an der Thür, die sie rasch verschloß. Jede ihrer Bewegungen war schnell und behend, begleitet, von dem trocknen Geräusch einer Eidechse. Ihre Haare fielen nach hinten bis über die Kniee hinab.

– Warum schließen Sie die Thür? fragte der Lieutenant.

Colibri legte den Finger an die Lippen: – Emiliens wegen, sagte sie.

Der Lieutenant lächelte etwas geckenhaft.

– Sollten Sie eifersüchtig sein?

– Wie? fragte Colibri indem sie den Kopf erhob und, wie bei jeder Frage, die sie that, eine kindliche Miene annahm.

– Eifersüchtig . . . erzürnt . . .

– Oh ja!

– Sie erzeigen mir viel Ehre. Hören Sie wie alt sind Sie?

– Zehn und sieben!

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