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Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel

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Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel
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Erster Akt

I. Akt, Szene 1

Schwarzenberg in Franken Herberge Metzler, Sievers am Tische. Zwei Reitersknechte beim Feuer. Wirt.

Sievers. Hдnsel, noch ein Glas Branntwein, und meя christlich.

Wirt. Du bist der Nimmersatt.

Metzler (leise zu Sievers). Erzдhl das noch einmal vom Berlichingen!

Die Bamberger dort дrgern sich, sie mцchten schwarz werden.

Sievers. Bamberger? Was tun die hier?

Metzler. Der Weislingen ist oben auf'm Schloя beim Herrn Grafen schon zwei Tage; dem haben sie das Gleit geben. Ich weiя nicht, wo er herkommt; sie warten auf ihn; er geht zurьck nach Bamberg.

Sievers. Wer ist der Weislingen?

Metzler. Des Bischofs rechte Hand, ein gewaltiger Herr, der dem Gцtz auch auf'n Dienst lauert.

Sievers. Er mag sich in acht nehmen.

Metzler (leise). Nur immer zu! (Laut.) Seit wann hat denn der Gцtz wieder Hдndel mit dem Bischof von Bamberg? Es hieя ja, alles wдre vertragen und geschlichtet.

Sievers. Ja, vertrag du mit den Pfaffen! Wie der Bischof sah, er richt nichts aus und zieht immer den kьrzern, kroch er zum Kreuz und war geschдftig, daя der Vergleich zustand kдm. Und der getreuherzige Berlichingen gab unerhцrt nach, wie er immer tut, wenn er im Vorteil ist.

Metzler. Gott erhalt ihn! Ein rechtschaffener Herr!

Sievers. Nun denk, ist das nicht schдndlich? Da werfen sie ihm einen Buben nieder, da er sich nichts weniger versieht. Wird sie aber schon wieder dafьr lausen!

Metzler. Es ist doch dumm, daя ihm der letzte Streich miяglьckt ist!

Er wird sich garstig erbost haben.

Sievers. Ich glaub nicht, daя ihn lang was so verdrossen hat. Denk auch: alles war aufs genaueste verkundschaft, wann der Bischof aus dem Bad kдm, mit wieviel Reitern, welchen Weg; und wenn's nicht wдr durch falsche Leut verraten worden, wollt er ihm das Bad gesegnet und ihn ausgerieben haben.

Erster Reiter. Was rдsoniert ihr von unserm Bischof? Ich glaub, ihr sucht Hдndel.

Sievers. Kьmmert euch um eure Sachen! Ihr habt an unserm Tisch nichts zu suchen.

Zweiter Reiter. Wer heiяt euch von unserm Bischof despektierlich reden?

Sievers. Hab ich euch Red und Antwort zu geben? Seht doch den Fratzen!

Erster Reiter (schlдgt ihn hinter die Ohren).

Metzler. Schlag den Hund tot!

(Sie fallen ьbereinander her.)

Zweiter Reiter. Komm her, wenn du 's Herz hast.

Wirt (reiяt sie voneinander). Wollt ihr Ruh haben! Tausend Schwerenot! Schert euch 'naus, wenn ihr was auszumachen habt. In meiner Stub soll's ehrlich und ordentlich zugehen. (Schiebt die Reiter zur Tьr hinaus.) Und ihr Esel, was fanget ihr an?

Metzler. Nur nit viel geschimpft, Hдnsel, sonst kommen wir dir ьber die Glatze. Komm, Kamerad, wollen die drauяen bleuen.

(Zwei Berlichingsche Reiter kommen.)

Erster Reiter. Was gibt's da?.

Sievers. Ei guten Tag, Peter! Veit, guten Tag! Woher?

Zweiter Reiter. Daя du dich nit unterstehst zu verraten, wem wir dienen.

Sievers (leise). Da ist euer Herr Gцtz wohl auch nit weit?

Erster Reiter. Halt dein Maul! Habt ihr Hдndel?

Sievers. Ihr seid den Kerls begegnet drauяen, sind Bamberger.

Erster Reiter. Was tun die hier?

Metzler. Der Weislingen ist droben auf'm Schloя, beim gnдdigen Herrn, den haben sie geleit.

Erster Reiter. Der Weislingen?

Zweiter Reiter (leise). Peter! das ist ein gefunden Fressen! (Laut.)

Wie lang ist er da?

Metzler. Schon zwei Tage. Aber er will heut noch fort, hцrt ich einen von den Kerls sagen.

Erster Reiter (leise). Sagt ich dir nicht, er wдr daher! Hдtten wir dort drьben eine Weile passen kцnnen. Komm, Veit.

Sievers. Helft uns doch erst die Bamberger ausprьgeln.

Zweiter Reiter. Ihr seid ja auch zu zwei. Wir mьssen fort. Adies!

(Ab.)

Sievers. Lumpenhunde die Reiter! wann man sie nit bezahlt, tun sie dir keinen Streich.

Metzler. Ich wollt schwцren, sie haben einen Anschlag. Wem dienen sie?

Sievers. Ich soll's nit sagen. Sie dienen dem Gцtz.

Metzler. So! Nun wollen wir ьber die drauяen. Komm! so lang ich einen Bengel hab, fьrcht ich ihre Bratspieяe nicht.

Sievers. Dьrften wir nur so einmal an die Fьrsten, die uns die Haut ьber die Ohren ziehen.

Herberge im Wald Gцtz (vor der Tьr unter der Linde). Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muя ich gehen, sonst ьbermannt mich der Schlaf. Fьnf Tag und Nдchte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das biяchen Leben und Freiheit. Dafьr, wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! Solang's daran nicht mangelt und an frischem Mut, lach ich der Fьrsten Herrschsucht und Rдnke. – Georg! – Schickt ihr nur euern gefдlligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laяt mich anschwдrzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. – Georg! Hцrt der Junge nicht? Georg! Georg!

Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen). Gestrenger Herr!

Gцtz. Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du fьr Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Schдm dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfьlltest! Es ist Hansens Kьraя?

Georg. Er wollt ein wenig schlafen und schnallt' ihn aus.

Gцtz. Er ist bequemer als sein Herr.

Georg. Zьrnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.

Gцtz. Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gutgegangen sein. Schlдft Hans?

Georg. Auf Euer Rufen sprang er auf und schrie mir, daя Ihr rieft.

Ich wollt den Harnisch ausschnallen, da hцrt ich Euch zwei-, dreimal.

Gцtz. Geh! bring ihm seinen Panzer wieder und sag ihm, er soll bereit sein, soll nach den Pferden sehen.

Georg. Die hab ich recht ausgefьttert und wieder aufgezдumt. Ihr kцnnt aufsitzen, wann Ihr wollt.

Gцtz. Bring mir einen Krug Wein, gib Hansen auch ein Glas, sag ihm, er soll munter sein, es gilt. Ich hoffe jeden Augenblick, meine Kundschafter sollen zurьckkommen.

Georg. Ach gestrenger Herr!

Gцtz. Was hast du?

Georg. Darf ich nicht mit?

Gцtz. Ein andermal, Georg, wann wir Kaufleute fangen und Fuhren wegnehmen.

Georg. Ein andermal, das habt Ihr schon oft gesagt. O diesmal! diesmal! Ich will nur hintendreinlaufen, nur auf der Seite lauern. Ich will Euch die verschossenen Bolzen wiederholen.

Gцtz. Das nдchstemal, Georg. Du sollst erst ein Wams haben, eine Blechhaube und einen Spieя.

Georg. Nehmt mich mit! Wдr ich letzt dabei gewesen, Ihr hдttet die Armbrust nicht verloren.

Gцtz. Weiяt du das?

Georg. Ihr warft sie dem Feind an Kopf, und einer von den Fuяknechten hob sie auf; weg war sie! Gelt ich weiя?

Gцtz. Erzдhlen dir das meine Knechte?

Georg. Wohl. Dafьr pfeif ich ihnen auch, wann wir die Pferde striegeln, allerlei Weisen und lerne sie allerlei lustige Lieder.

Gцtz. Du bist ein braver Junge.

Georg. Nehmt mich mit, daя ich's zeigen kann!

Gцtz. Das nдchstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die kьnftigen Zeiten brauchen auch Mдnner. Ich sage dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fьrsten werden ihre Schдtze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Kьraя wieder und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Mцnch! Wo kommt der noch her?

(Bruder Martin kommt.)

Gцtz. Ehrwьrdiger Vater, guten Abend! woher so spдt? Mann der heiligen Ruhe, Ihr beschдmt viel Ritter.

Martin. Dank Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demьtiger Bruder, wenn's ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hцr ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.

Gцtz. Ihr seid mьde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

Martin. Fьr mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.

Gцtz. Ist das Euer Gelьbde?

Martin. Nein, gnдdiger Herr, es ist nicht wider mein Gelьbde, Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelьbde ist, so trinke ich keinen Wein.

Gцtz. Wie versteht Ihr das?

Martin. Wohl Euch, daя Ihr's nicht versteht. Essen und trinken, mein ich, ist des Menschen Leben.

Gцtz. Wohl!

Martin. Wenn Ihr gegessen und getrunken habt, seid Ihr wie neu geboren; seid stдrker, mutiger, geschickter zu Euerm Geschдft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn Ihr Wein getrunken habt, seid Ihr alles doppelt, was Ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausfьhrend.

Gцtz. Wie ich ihn, trinke, ist es wahr.

Martin. Davon red ich auch. Aber wir-(Georg mit Wasser.)

Gцtz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde, ob du nicht Pferde kommen hцrst, und sei gleich wieder hier.

Martin. Aber wir, wenn wir gegessen und getrunken haben, sind wir grad das Gegenteil von dem, was wir sein sollen. Unsere schlдfrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem Magen, und in der Schwдche einer ьberfьllten Ruhe erzeugen sich Begierden, die ihrer Mutter leicht ьber den Kopf wachsen.

Gцtz. Ein Glas, Bruder Martin, wird Euch nicht im Schlaf stцren. Ihr seid heute viel gegangen. (Bringt's ihm.) Alle Streiter!

Martin. In Gottes Namen! (Sie stoяen an.) Ich kann die mьяigen Leute nicht ausstehen; und doch kann ich nicht sagen, daя alle Mцnche mьяig sind; sie tun, was sie kцnnen. Da komm ich von St. Veit, wo ich die letzte Nacht schlief. Der Prior fьhrte mich in den Garten; das ist nun ihr Bienenkorb. Vortrefflicher Salat! Kohl nach Herzens Lust! und besonders Blumenkohl und Artischocken, wie keine in Europa!

 

Gцtz. Das ist also Eure Sache nicht. (Er steht auf, sieht nach dem Jungen und kommt wieder.)

Martin. Wollte, Gott hдtte mich zum Gдrtner oder Laboranten gemacht!

Ich kцnnte glьcklich sein. Mein Abt liebt mich, mein Kloster ist Erfurt in Sachsen; er weiя, ich kann nicht ruhn; da schickt er mich herum, wo was zu betreiben ist. Ich geh zum Bischof von Konstanz.

Gцtz. Noch eins! Gute Verrichtung!

Martin. Gleichfalls.

Gцtz. Was seht Ihr mich so an, Bruder?

Martin. Daя ich in Euern Harnisch verliebt bin.

Gцtz. Hдttet Ihr Lust zu einem? Es ist schwer und beschwerlich ihn zu tragen.

Martin. Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt! und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein dьrfen. Armut, Keuschheit und Gehorsam – drei Gelьbde, deren jedes, einzeln betrachtet, der Natur das Unausstehlichste scheint, so unertrдglich sind sie alle. Und sein ganzes Leben unter dieser Last, oder der weit drьckendern Bьrde des Gewissens mutlos zu keuchen! O Herr! was sind die Mьhseligkeiten Eures Lebens, gegen die Jдmmerlichkeiten eines Standes, der die besten Triebe, durch die wir werden, wachsen und gedeihen, aus miяverstandener Begierde Gott nдher zu rьcken, verdammt?

Gцtz. Wдr Euer Gelьbde nicht so heilig, ich wollte Euch bereden, einen Harnisch anzulegen, wollt Euch ein Pferd geben, und wir zцgen miteinander.

Martin. Wollte Gott, meine Schultern fьhlten Kraft, den Harnisch zu ertragen, und mein Arm Stдrke, einen Feind vom Pferd zu stechen! – Arme schwache Hand, von jeher gewohnt, Kreuze und Friedensfahnen zu fьhren und Rauchfдsser zu schwingen, wie wolltest du Lanze und Schwert regieren! Meine Stimme, nur zu Ave und Halleluja gestimmt, wьrde dem Feind ein Herold meiner Schwдche sein, wenn ihn die Eurige ьberwдltigte. Kein Gelьbde sollte mich abhalten wieder in den Orden zu treten, den mein Schцpfer selbst gestiftet hat!

Gцtz. Glьckliche Wiederkehr!

Martin. Das trinke ich nur fьr Euch. Wiederkehr in meinen Kдfig ist allemal unglьcklich. Wenn Ihr wiederkehrt, Herr, in Eure Mauern, mit dem Bewuяtsein Eurer Tapferkeit und Stдrke, der keine Mьdigkeit etwas anhaben kann, Euch zum erstenmal nach langer Zeit, sicher vor feindlichem ьberfall, entwaffnet auf Euer Bette streckt und Euch nach dem Schlaf dehnt, der Euch besser schmeckt als mir der Trunk nach langem Durst: da kцnnt Ihr von Glьck sagen!

Gцtz. Dafьr kommt's auch selten.

Martin (feuriger). Und ist, wenn's kommt, ein Vorschmack des Himmels. – Wenn Ihr zurьckkehrt, mit der Beute Eurer Feinde beladen, und Euch erinnert: den stach ich vom Pferd, eh er schieяen konnte, und den rannt ich samt dem Pferde nieder, und dann reitet Ihr zu Euerm Schloя hinauf, und-Gцtz. Was meint Ihr?

Martin. Und Eure Weiber! (Er schenkt ein.) Auf Gesundheit Eurer Frau!

(Er wischt sich die Augen.) Ihr habt doch eine?

Gцtz. Ein edles vortreffliches Weib!

Martin. Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat! des lebt er noch eins so lange. Ich kenne keine Weiber, und doch war die Frau die Krone der Schцpfung!

Gцtz (vor sich). Er dauert mich! Das Gefьhl seines Standes friяt ihm das Herz.

Georg (gesprungen). Herr! ich hцre Pferde im Galopp! Zwei! Es sind sie gewiя.

Gцtz. Fьhr mein Pferd heraus! Hans soll aufsitzen. – Lebt wohl, teurer Bruder, Gott geleit Euch! Seid mutig und geduldig. Gott wird Euch Raum geben.

Martin. Ich bitt um Euern Namen.

Gцtz. Verzeiht mir. Lebt wohl! (Er reicht ihm die linke Hand.)

Martin. Warum reicht Ihr mir die Linke? Bin ich die ritterliche Rechte nicht wert?

Gцtz. Und wenn Ihr der Kaiser wдrt, Ihr mьяtet mit dieser vorliebnehmen. Meine Rechte, obgleich im Kriege nicht unbrauchbar, ist gegen den Druck der Liebe unempfindlich: sie ist eins mit ihrem Handschuh; Ihr seht, er ist Eisen.

Martin. So seid Ihr Gцtz von Berlichingen! Ich danke dir, Gott, daя du mich ihn hast sehen lassen, diesen Mann, den die Fьrsten hassen und zu dem die Bedrдngten sich wenden! (Er nimmt ihm die rechte Hand.) Laяt mir diese Hand, laяt mich sie kьssen!

Gцtz. Ihr sollt nicht.

Martin. Laяt mich! Du, mehr wert als Reliquienhand, durch die das heiligste Blut geflossen ist, totes Werkzeug, belebt durch des edelsten Geistes Vertrauen auf Gott!

Gцtz (setzt den Helm auf und nimmt die Lanze).

Martin. Es war ein Mцnch bei uns vor Jahr und Tag, der Euch besuchte, wie sie Euch abgeschossen ward vor Landshut. Wie er uns erzдhlte, was Ihr littet, und wie sehr es Euch schmerzte, zu Eurem Beruf verstьmmelt zu sein, und wie Euch einfiel, von einem gehцrt zu haben, der auch nur eine Hand hatte und als tapferer Reitersmann doch noch lange diente – ich werde das nie vergessen.

(Die zwei Knechte kommen.)

Gцtz (zu ihnen. Sie reden heimlich).

Martin (fдhrt inzwischen fort). Ich werde das nie vergessen, wie er im edelsten einfдltigsten Vertrauen auf Gott sprach: "Und wenn ich zwцlf Hдnd hдtte und deine Gnad wollt mir nicht, was wьrden sie mir fruchten? So kann ich mit einer" – Gцtz. In den Haslacher Wald also. (Kehrt sich zu Martin.) Lebt wohl, werter Bruder Martin. (Kьяt ihn.)

Martin. Vergeяt mich nicht, wie ich Euer nicht vergesse.

(Gцtz ab.)

Martin. Wie mir's so eng ums Herz ward, da ich ihn sah. Er redete nichts, und mein Geist konnte doch den seinigen unterscheiden. Es ist eine Wollust, einen groяen Mann zu sehn.

Georg. Ehrwьrdiger Herr, Ihr schlaft doch bei uns?

Martin. Kann ich ein Bett haben?

Georg. Nein, Herr! ich kenne Betten nur vom Hцrensagen, in unsrer Herberg ist nichts als Stroh.

Martin. Auch gut. Wie heiяt du?

Georg. Georg, ehrwьrdiger Herr!

Martin. Georg! da hast du einen tapfern Patron.

Georg. Sie sagen, er sei ein Reiter gewesen; das will ich auch sein.

Martin. Warte! (Zieht ein Gebetbuch hervor und gibt dem Buben einen Heiligen.) Da hast du ihn. Folge seinem Beispiel, sei brav und fьrchte Gott! (Martin geht.)

Georg. Ach ein schцner Schimmel! wenn ich einmal so einen hдtte! – und die goldene Rьstung! – Das ist ein garstiger Drach – Jetzt schieя ich nach Sperlingen – Heiliger Georg! mach mich groя und stark, gib mir so eine Lanze, Rьstung und Pferd, dann laя mir die Drachen kommen!

I. Akt, Szene 2

Jagsthausen. Gцtzens Burg Elisabeth. Maria. Karl, sein Sцhnchen.

Karl. Ich bitte dich, liebe Tante, erzдhl mir das noch einmal vom frommen Kind, 's is gar zu schцn.

Maria. Erzдhl du mir's, kleiner Schelm, da will ich hцren, ob du achtgibst.

Karl. Wart e bis, ich will mich bedenken. – Es war einmal – ja – es war einmal ein Kind, und sein Mutter war krank, da ging das Kind hin-Maria. Nicht doch. Da sagte die Mutter: "Liebes Kind" – Karl. "Ich bin krank" – Maria. "Und kann nicht ausgehn" – Karl. Und gab ihm Geld und sagte. "Geh hin, und hol dir ein Frьhstьck." Da kam ein armer Mann-Maria. Das Kind ging, da begegnet' ihm ein alter Mann, der war – nun Karl!

Karl. Der war – alt-Maria. Freilich! der kaum mehr gehen konnte, und sagte. "Liebes Kind" – Karl. "Schenk mir was, ich habe kein Brot gessen gestern und heut." Da gab ihm 's Kind das Geld-Maria. Das fьr sein Frьhstьck sein sollte.

Karl. Da sagte der alte Mann-Maria. Da nahm der alte Mann das Kind-Karl. Bei der Hand, und sagte – und ward ein schцner glдnzender Heiliger, und sagte: – "Liebes Kind" – Maria. "Fьr deine Wohltдtigkeit belohnt dich die Mutter Gottes durch mich: welchen Kranken du an rьhrst" – Karl. "Mit der Hand" – es war die rechte, glaub ich.

Maria. Ja.

Karl. "Der wird gleich gesund."

Maria. Da lief das Kind nach Haus und konnt fьr Freuden nichts reden.

Karl. Und fiel seiner Mutter um den Hals und weinte fьr Freuden-Maria.

Da rief die Mutter: "Wie ist mir!" und war – nun Karl!

Karl. Und war – und war-Maria. Du gibst schon nicht acht! – und war gesund. Und das Kind kurierte Kцnig und Kaiser, und wurde so reich, daя es ein groяes Kloster bauete.

Elisabeth. Ich kann nicht begreifen, wo mein Herr bleibt. Schon fьnf Tag und Nдchte, daя er weg ist, und er hoffte so bald seinen Streich auszufьhren.

Maria. Mich дngstigt's lang. Wenn ich so einen Mann haben sollte, der sich immer Gefahren aussetzte, ich stьrbe im ersten Jahr.

Elisabeth. Dafьr dank ich Gott, daя er mich hдrter zusammengesetzt hat.

Karl. Aber muя dann der Vater ausreiten, wenn's so gefдhrlich ist?

Maria. Es ist sein guter Wille so.

Elisabeth. Wohl muя er, lieber Karl.

Karl. Warum?

Elisabeth. Weiяt du noch, wie er das letztemal ausritt, da er dir Weck mitbrachte?

Karl. Bringt er mir wieder mit?

Elisabeth. Ich glaub wohl. Siehst du, da war ein Schneider von Stuttgart, der war ein trefflicher Bogenschьtz, und hatte zu Kцln auf'm Schieяen das Beste gewonnen.

Karl. War's viel?

Elisabeth. Hundert Taler. Und darnach wollten sie's ihm nicht geben.

Maria. Gelt, das ist garstig, Karl?

Karl. Garstige Leut!

Elisabeth. Da kam der Schneider zu deinem Vater und bat ihn, er mцchte ihm zu seinem Geld verhelfen. Und da ritt er aus und nahm den Kцlnern ein paar Kaufleute weg, und plagte sie so lang, bis sie das Geld herausgaben. Wдrst du nicht auch ausgeritten?

Karl. Nein! da muя man durch einen dicken, dicken Wald, sind Zigeuner und Hexen drin.

Elisabeth. Ist ein rechter Bursch, fьrcht sich vor Hexen!

Maria. Du tust besser, Karl! leb du einmal auf deinem Schloя als ein frommer christlicher Ritter. Auf seinen eigenen Gьtern findet man zum Wohltun Gelegenheit genug. Die rechtschaffensten Ritter begehen mehr Ungerechtigkeit als Gerechtigkeit auf ihren Zьgen.

Elisabeth. Schwester, du weiяt nicht, was du redst. Gebe nur Gott, daя unser Junge mit der Zeit braver wird, und dem Weislingen nicht nachschlдgt, der so treulos an meinem Mann handelt.

Maria. Wir wollen nicht richten, Elisabeth. Mein Bruder ist sehr erbittert, du auch. Ich bin bei der ganzen Sache mehr Zuschauer, und kann billiger sein.

Elisabeth. Er ist nicht zu entschuldigen.

Maria. Was ich von ihm gehцrt, hat mich eingenommen. Erzдhlte nicht selbst dein Mann so viel Liebes und Gutes von ihm! Wie glьcklich war ihre Jugend, als sie zusammen Edelknaben des Markgrafen waren!

Elisabeth. Das mag sein. Nur sag, was kann der Mensch je Gutes gehabt haben, der seinem besten treusten Freunde nachstellt, seine Dienste den Feinden meines Mannes verkauft, und unsern trefflichen Kaiser der uns so gnдdig ist, mit falschen widrigen Vorstellungen einzunehmen sucht.

Karl. Der Vater! der Vater! Der Tьrner blдst 's Liedel: "Heisa, mach 's Tor auf."

Elisabeth. Da kommt er mit Beute.

(Ein Reiter kommt.)

Reiter. Wir haben, gejagt! wir haben gefangen! Gott grья Euch, edle Frauen.

Elisabeth. Habt ihr den Weislingen?

Reiter. Ihn und drei Reiter.

Elisabeth. Wie ging's zu, daя ihr so lang ausbleibt?

Reiter. Wir lauerten auf ihn zwischen Nьrnberg und Bamberg, er wollte nicht kommen, und wir wuяten doch, er war auf dem Wege. Endlich kundschaften wir ihn aus: er war seitwдrts gezogen, und saя geruhig beim Grafen auf dem Schwarzenberg.

Elisabeth. Den mцchten sie auch gern meinem Mann feind haben.

Reiter. Ich sagt's gleich dem Herrn. Auf! und wir ritten in Haslacher Wald. Und da war's kurios: wie wir so in die Nacht reiten, hьt just ein Schдfer da, und fallen fьnf Wцlf in die Herd und packten weidlich an. Da lachte unser Herr und sagte: "Glьck zu, liebe Gesellen! Glьck ьberall und uns auch!" Und es freuet' uns all das gute Zeichen. Indem so kommt der Weislingen hergeritten mit vier Knechten.

Maria. Das Herz zittert mir im Leibe.

Reiter. Ich und mein Kamerad, wie's der Herr befohlen hatte, nistelten uns an ihn, als wдren wir zusammengewachsen, daя er sich nicht regen noch rьhren konnte, und der Herr und der Hans fielen ьber die Knechte her und nahmen sie in Pflicht. Einer ist entwischt.

Elisabeth. Ich bin neugierig, ihn zu sehn. Kommen sie bald?

Reiter. Sie reiten das Tal herauf, in einer Viertelstund sind sie hier.

Maria. Er wird niedergeschlagen sein.

Reiter. Finster genug sieht er aus.

Maria. Sein Anblick wird mir im Herzen weh tun.

Elisabeth. Ah! – Ich will gleich das Essen zurecht machen. Hungrig werdet ihr doch alle sein.

Reiter. Rechtschaffen.

Elisabeth. Nimm den Kellerschlьssel und hol vom besten Wein! Sie haben ihn verdient. (Ab.)

Karl. Ich will mit, Tante.

Maria. Komm, Bursch. (Ab.)

Reiter. Der wird nicht sein Vater, sonst ging' er mit in Stall!

(Gцtz. Weislingen. Reitersknechte.)

 

Gцtz (Helm und Schwert auf den Tisch legend). Schnallt mir den Harnisch auf, und gebt mir mein Wams. Die Bequemlichkeit wird mir wohl tun. Bruder Martin, du sagtest recht – Ihr habt uns in Atem erhalten, Weislingen.

Weislingen (antwortet nichts, auf und ab gehend).

Gцtz. Seid gutes Muts. Kommt, entwaffnet Euch. Wo sind Eure Kleider? Ich hoffe, es soll nichts verlorengegangen sein. (Zum Knecht.) Frag seine Knechte, und цffnet das Gepдcke, und seht zu, daя nichts abhanden komme. Ich kцnnt Euch auch von den meinigen borgen.

Weislingen. Laяt mich so, es ist all eins.

Gцtz. Kцnnt Euch ein hьbsches saubres Kleid geben, ist zwar nur leinen. Mir ist's zu eng worden. Ich hatt's auf der Hochzeit meines gnдdigen Herrn des Pfalzgrafen an, eben damals, als Euer Bischof so giftig ьber mich wurde. Ich hatt' ihm, vierzehn Tag vorher, zwei Schiff auf dem Main niedergeworfen. Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirtshaus zum Hirsch in Heidelberg die Trepp hinauf. Eh man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisen Gelдnderlein, da stund der Bischof und gab Franzen die Hand, wie er vorbeiging, und gab sie mir auch, wie ich hintendrein kam. Ich lacht in meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber Herr war, und sagte: "Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett, er hat mich nicht gekannt." Das hцrt' der Bischof, denn ich red't laut mit Fleiя, und kam zu uns trotzig – und sagte: "Wohl, weil ich Euch nicht kannt hab, gab ich Euch die Hand." Da sagt ich: "Herre, ich merkt's wohl, daя Ihr mich nicht kanntet, und hiermit habt Ihr Eure Hand wieder." Da ward das Mдnnlein so rot am Hals wie ein Krebs vor Zorn und lief in die Stube zu Pfalzgraf Ludwig und dem Fьrsten von Nassau und klagt's ihnen. Wir haben nachher uns oft was drьber zugute getan.

Weislingen. Ich wollt, Ihr lieяt mich allein.

Gцtz. Warum das? Ich bitt Euch, seid aufgerдumt. Ihr seid in meiner Gewalt, und ich werd sie nicht miяbrauchen.

Weislingen. Dafьr war mir's noch nicht bange. Das ist Eure Ritterpflicht.

Gцtz. Und Ihr wiяt, daя die mir heilig ist.

Weislingen. Ich bin gefangen; das ьbrige ist eins.

Gцtz. Ihr solltet nicht so reden. Wenn Ihr's mit Fьrsten zu tun hдttet, und sie Euch in tiefen Turn an Ketten aufhingen, und der Wдchter Euch den Schlaf wegpfeifen mьяte!

(Die Knechte mit den Kleidern.)

Weislingen (zieht sich aus und an).

(Karl kommt.)

Karl. Guten Morgen, Vater!

Gцtz (kьяt ihn). Guten Morgen, Junge. Wie habt ihr die Zeit gelebt?

Karl. Recht geschickt, Vater! Die Tante sagt: ich sei recht geschickt.

Gцtz. So!

Karl. Hast du mir was mitgebracht?

Gцtz. Diesmal nicht.

Karl. Ich hab viel gelernt.

Gцtz. Ei!

Karl. Soll ich dir vom frommen Kind erzдhlen?

Gцtz. Nach Tische.

Karl. Ich weiя noch was.

Gцtz. Was wird das sein?

Karl. Jagsthausen ist ein Dorf und Schloя an der Jagst, gehцrt seit zweihundert Jahren den Herrn von Berlichingen erb- und eigentьmlich zu.

Gцtz. Kennst du den Herrn von Berlichingen?

Karl (sieht ihn starr an).

Gцtz (vor sich). Er kennt wohl vor lauter Gelehrsamkeit seinen Vater nicht. – Wem gehцrt Jagsthausen?

Karl. Jagsthausen ist ein Dorf und Schloя an der Jagst.

Gцtz. Das frag ich nicht. – Ich kannte alle Pfade, Weg und Furten, eh ich wuяte, wie Fluя, Dorf und Burg hieя. – Die Mutter ist in der Kьche?

Karl. Ja, Vater! Sie kocht weiяe Rьben und ein Lammsbraten.

Gцtz. Weiяt du's auch, Hans Kьchenmeister?

Karl. Und fьr mich zum Nachtisch hat die Tante einen Apfel gebraten.

Gцtz. Kannst du sie nicht roh essen?

Karl. Schmeckt so besser.

Gцtz. Du muяt immer was Apartes haben. – Weislingen! ich bin gleich wieder bei Euch. Ich muя meine Frau doch sehn. Komm mit, Karl.

Karl. Wer ist der Mann?

Gцtz. Grья ihn. Bitt ihn, er soll lustig sein.

Karl. Da, Mann! hast du eine Hand, sei lustig, das Essen ist bald fertig.

Weislingen (hebt ihn in die Hцh und kьяt ihn). Glьckliches Kind! das kein ьbel kennt, als wenn die Suppe lang ausbleibt. Gott laя Euch viel Freud am Knaben erleben, Berlichingen.

Gцtz. Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch wдr mir's willkommen. Wollen sehn, was es gibt.

(Sie gehn.)

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