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Briefe von Goethe an Lavater

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Vorwort

Die nachfolgenden Briefe von Goethe an Lavater wurden dem Herausgeber von Freunden in Zürich, welche nicht genannt seyn wollten, zur öffentlichen Mittheilung anvertraut. Ebendenselben verdankte er die chronologische Anordnung der Briefe, denen häufig das Datum, wenigstens die Jahrszahl fehlt. Nur ihrer umsichtigen und unverdrossenen Bemühung konnte es gelingen, durch Nachsuchen und Vergleichen mit Papieren, die außer ihnen niemanden zugänglich waren, diesem Uebelstand großen Theils abzuhelfen.

Wie die Briefe hier gedruckt vorliegen, so sind sie geschrieben. Selbst Orthographie und Interpunction sind fast unverändert beibehalten worden. Nur sehr wenige, auf reine Familien-Angelegenheiten sich beziehende Stellen, deren Mittheilung nicht das geringste Interesse für das größere Publikum haben konnte, mußten aus Rücksichten für Lebende zurück gehalten werden.

Uebrigens ist der Brief, mit welchem die Sammlung schließt, zwar der letzte der vorhandenen, aber keinesweges der letzte, den Lavater von Goethe empfangen hatte. Gleicherweise mögen den zwei ersten Briefen noch mehrere vorangegangen seyn. Aber auch diese haben sich bis jetzt nicht auffinden lassen.

Die Verlagshandlung wird für den beigefügten Anhang keiner Entschuldigung bedürfen. Ohne Zweifel gehört der erste Brief zu den ältesten handschriftlichen Denkmalen von Goethe. Später, während die Physiognomik gedruckt wurde, stand Goethe mit Reich fortwährend in Briefwechsel. Bloß zum Zeugniß dieser lebendigen Theilnahme an der Physiognomik sind aus der ansehnlichen Zahl einige Briefe hier abgedruckt worden.

Ueber alles Dieses und noch viel Anderes, worüber die Freunde Goethe’s und Lavaters nach Lesung dieses Büchleins Aufschluß verlangen möchten, gedachte der Herausgeber in seinem Vorwort zu berichten. Aber der Tod überraschte ihn während des Druckes der Briefe. Er starb in Zürich im Februar dieses Jahres, im 66sten Jahr seines Alters, schmerzlich beweint und vermißt von Allen, denen das Glück seines Umgangs zu Theil ward. Er war der Verfasser der in 3 Auflagen erschienenen „Eugenia’s Briefe“.

Die Herausgabe dieser Goethe’schen Briefe hat seine letzten Stunden beschäftigt, und gewiß werden die Freunde Goethe’s dieselbe als ein Verdienst um die deutsche Literatur betrachten.

Die Verlagshandlung.

1

An Lavatern.1

Bruder, was neckst du mich wegen meines Amusements. Ich wollt ich hätt eine höhere Idee von mir und meiner Bestimmung, so wollt ich weder meine Handlungen Amusements nennen, noch mich statt zu handeln amüsiren. Doch du hast deinen Zweck erreicht.

An Pfenninger

Danke dir lieber Bruder für deine Wärme um deines Bruders Seeligkeit. Glaube mir es wird die Zeit kommen da wir uns verstehen werden. Lieber Du redest mit mir als einem Unglaubigen, der begreifen will, der bewiesen haben will, der nicht erfahren hat. Und von all dem ist gerade das Gegentheil in meinem Herzen. Du wirst viel Erläuterung finden in dem Msbt. das ich Euch bald schicke. Bin ich nicht resignirter im Begreifen und Beweisen als ihr? Hab ich nicht eben das erfahren als ihr? – Ich bin vielleicht ein Tohr dass ich euch nicht den Gefallen thue mich mit euern Worten auszudrücken, und daß ich nicht einmahl durch eine reine Experimental Psychologie meines Innersten, euch darlege daß ich ein Mensch bin und daher nichts anders sentiren kann als andre Menschen, daß das alles was unter uns Widerspruch scheint nur Wortstreit ist der daraus entsteht weil ich die Sachen unter andern Combinationen sentire und drum ihre Relativität ausdrückend, sie anders benennen muß. Welches aller Controversien Quelle ewig war und bleiben wird.

Und daß du mich immer mit Zeugnissen packen willst! Wozu die? Brauch ich Zeugniß daß ich bin? Zeugniß daß ich fühle? – Nur so schäz, lieb, bet ich die Zeugnisse an, die mir darlegen, wie tausende oder einer vor mir eben das gefühlt haben, das mich kräftiget und stärket.

Und so ist das Wort der Menschen mir Wort Gottes es mögens Pfaffen oder Huren gesammelt und zum Canon gerollt oder als Fragmente hingestreut haben. Und mit inniger Seele fall ich dem Bruder um den Hals. Moses! Prophet! Evangelist! Apostel, Spinoza oder Machiavell. Darf aber auch zu iedem sagen, lieber Freund geht dirs doch wie mir! Im einzelnen sentirst du kräfftig und herrlich, das Ganze ging in euern Kopf so wenig als in meinen.

2

An Lavatern

Dein Schwager bringt dir nichts. Doch will ich verschaffen daß ein Mspt. dir zugeschickt werde. Denn bis zum Druck währts eine Weile. Du wirst grosen Teil nehmen an den Leiden des lieben Jungen den ich darstelle. Wir gingen neben einander, an die sechs Jahre ohne uns zu nähern. Und nun hab ich seiner Geschichte meine Empfindungen geliehen und so machts ein wunderbares Ganze.

Da schick ich dir ein Profil. Der Kerl (sagt man) war Steuermann, hat in der Sklaverey zu Tunis viel ausgestanden, und zieht nun in der Welt herum Mitleiden zu erregen. Ich hab ihn nach dem Leben gezeichnet. Das ist nur indeß flüchtige Copie davon, das Original drückt besser den Eigensinn im Leiden, und das niedergedrückte einer starken Menschheit aus. Du sollsts auch haben.

Die Stirn Höhe ist übertrieben. Oder vielmehr sas er zu Zeiten mehr als Profil, da wölbte es sich so stark. Adieu Bruder ich bin nicht laß, so lang ich auf der Erde bin erobre ich wenigstens gewiß meinen Schritt Lands täglich! Steiner hat gefunden daß mein Portrait das du hast nicht ich sey. Er ist ein gar lieber Mann.

Am 26. Apr. 1774.

3

Zimmermann ist fort, und ich bin bis zehn Uhr im Bette liegen blieben um einen Catharr auszubrüten, mehr aber um die Empfindung häuslicher Innigkeit wieder in mir zu beleben, die das gottlose Geschwärme der Tage her ganz zerflittert hatte. Vater und Mutter sind vors Bett gekommen, es ward vertraulich diskurirt, ich hab meinen Thee getrunken und so ists besser. Ich hab wieder ein Wohngefühl in meinen vier Wänden, wie lange es währt.

Z. und ich waren trefflich zusammen – du stellst dirs vor. Und hätte dir vieles zu sagen. Sein Betragen gegen dich bleibt besser unentschuldigt, es ist besser daß einem so was unerklärlich bleibt – ich habe ihn sehr darüber gepeinigt, ob er gleich mit einer Captat. benev. die Geschichte anfieng. Seine Tochter ist so in sich, nicht verriegelt, nur zurückgetreten ist sie, und hat die Thüre leis angelehnt. Es würde sie ein leise lispelnder Liebhaber eher als ein pochender Vater öffnen. Es that ihm sehr weh dich so geängstet zu haben, und du Guter es wird dir nicht das Leztemal so gegangen seyn.

 
C’est le Sort d’un Amour extreme
De faire toujours des Ingrats.
 

Mir wird ie länger ie mehr das Treiben der Welt und der Herzen unerklärlich. Einzelne Züge die sich überall gleichen, und doch nie daran zu denken daß der große menschliche Kopf ein Ganzes der Menschen Wirthschafft übersehen werde.

Hab gestern ein Bisgen über die vier Wahnsinnigen und Brutus geklimpert. Bruder wie schwer ists das todte Kupfer zu beleben, wo der Charackter durch mißverstandene Striche nur durchschimmert, und man immer schwankt warum das was bedeutet und doch nichts bedeutet. Beym Leben wie anders!

Es giebt der Zerstreuungen die Menge. Der Herzog von Weimar ist hier, wird nun bald Louisen davon tragen. Könntest mir nicht einen Storchschnabel senden. Grüs Bäben, sie soll mir doch etwas über sich und dich schreiben!

Ich bin seit 14. Tagen ganz im Schauen der grosen Welt!

Juny 1775.

G.

4

Lieber Bruder, Louisens Portrait das ich für dich in Händen habe, sollst ehestens erhalten. Ich hab ihr geschrieben. Das Gedicht an sie, ist das Beste was du je gemacht hast.

Gott segne deinen Buben, dein Weib und alles. Mein Vater macht ihr eine Galanterie in die Wochen, nehmts freundlich auf.

Schick mir doch auch ehestens was für die Physiogn. Ich sizze in Ofenbach, wo freilich Lilli ist. Ich hab sie von dir gegrüst. Ich schicke dir ehestens ihre Silhouette weiblich. Mach ihr etwas in Versen das sie im Guten stärcke und erhalte. Du kannst Guts thun, und du willst.

Den 14. August.

Gestern waren wir ausgeritten. Lilli, Dorwille und ich. Du hättest den Engel im Reitkleide zu Pferde sehen sollen! In Oberrad wartete die übrige Gesellschaft auf uns, und ein Gewitter trieb die alte Fürstinn von Waldeck mit ihren Töchtern der Herzogin von Curland, und der Fürstinn von U. in unser Haus und Saal. Da sie mich erkannten, wurde gleich viel nach dir gefragt, und die alte Fürstinn hat mit solcher Wahrheit und Wärme von dir geredt daß mirs wohl wurde. Sie sagte, wenn ihm heute nicht die Ohren klingeln, so halte ich nicht viel auf seine Ahnungskrafft, an uns liegt die Schuld nicht. Sie läßt dich herzlich grüßen.

Lilli grüst dich auch! —

 

Und mir wird Gott gnädig seyn. B., ich bin eine Zeit her wieder fromm, habe meine Lust an dem Herrn, und sing ihm Psalmen von denen du ehestens eine Schwingung erhalten sollst.

Ade.

Ich bin sehr aufgespannt, fast zu sagen doch wollt ich du wärest mit mir, denn da ist wohl seyn in meiner Nachbaarschafft.

über

Schreibe doch du auf was du wolltest daß ich für dich sähe, wenn ich nach Italien gieng.

im July 1775.

G.

5

1775

Freitag den 21. Dez. Nach einem herrlichen Wintertag, den ich meist in freyer Luft Morgens mit dem Herzog, Nachmittag mit Wielanden zugebracht habe, ziemlich müd und ausgelüfftet von der Eisfahrt, siz ich bey W. und will sehen was ich an dich zusammen stopple über die mir geschickten Cap. der Phis: – kurz genug und wills Gott bündig und treffend, das ist alles. Denn Ausspinnens ist jezt nicht Zeit, der ich in verbreiteter Wirthschafft, und Zerstreuung von Morgens zu Nacht umgetrieben werde. Wieland hat mir seine Gefühle gegeben, und so wird alles gut werden. Ich geh auch wohl nach Leipzig, hast du nun da was so schreibe bey Zeiten und laß michs ausrichten.

Weiter braucht der Herzog einen Generalsuperintendenten. Er fragte mich drum, ich nannt ihm Herdern. Der wie du vielleicht weißt noch nicht ganz gewiß nach Göttingen geht. Der Herzog trug mir auf dich zu fragen: wen du vorschlügst? sag mir also ein Wort hierüber, und wen du sonst in Ermangelung Herders vorschlagen könntest.

Ich bin hier wie unter den Meinigen, und der Herzog wird mir täglich werther, und wir einander täglich verbundener.

Grüs mir alles! Von Paßavant hab ich liebe Briefe. Auch von Zimmermann, der mir deinen guten Muth meldet.

Morgen geh ich über Jena nach Waldeck, wilde Gegenden und einfache Menschen aufzusuchen. Addio. Mir geht alles nach Herzenswunsch, auch Dir geh es so.

G.

Bäben kann sich auch wieder einmal erheben mir zu schreiben. Grüs dein Weib. Sey mir nicht gar zu Lakonisch.

6

Wie du missest soll dir wieder gemessen werden, sey wegen der Phis. ausser Sorgen. Ich bin noch in Türingen, immer höchstens anderthalb Tagreisen von Leipzig. Will schon machen und leiten. Wieland erkennt dich. Ich bin dein. Thomasele mir nicht. Ich lerne täglich mehr steuern auf der Woge der Menschheit. Bin tief in der See.

Erfurt d. letzten des Jahrs 75.

G.

7

Lieber Br. sey nur ruhig um mich, und ermatte dich nicht Müdling ohne Noth, ich hab all deine Phisiognomik. Aber der 2 Theil wird zuviel stärker, wie ich’s iezt überlege, und will drum mit Reichen reden daß das auch gut werde.2 Verlaß dich – Ich bin nun ganz eingeschifft auf der Woge der Welt – voll entschlossen: zu entdecken, gewinnen, streiten, scheitern, oder mich mit aller Ladung in die Luft zu sprengen. Aber laß mich von dir hören! es ist nicht genug daß du mich liebst. Ob das gleich alles ist, auch durch Amanuenses ist schon gut.

d. 6. März 76. Weimar.

G.

8

Weil ihr lieb wart und habt mir gleich geschrieben, so auch von mir hier eine Ejakulation die ihr freundlich mögt aufnehmen.

Lieber Bruder daß du nicht willst Ständigkeit kriegen, nicht kannst kriegen, ängstigt mich manchmal wenn ich peccata mundi im Stillen trage. Ich bin nun seit einem Jahr in ganz decidirten moralisch politischen Augenblickes-Verhältnissen und mein Herz das mir so treu und du – Nun es soll so seyn – über C… und L… sey ruhig, wo die Götter nicht ihr Possenspiel mit den Menschen treiben, sollen sie doch noch eins der glücklichsten Paare werden wie sie eines der besten sind, nichts menschliches steht dazwischen, nur des unbegreifflichen Schicksaals verehrliche Gerichte. Wenn ich dir erscheinen und dir erzählen könnte was unschreibbar ist, du würdest auf dein Angesicht fallen und anbeten den der da ist, da war und seyn wird. Aber glaub an mich, der ich an den Ewigen glaube. Grüß alles und Kaysern. Lenz ist unter uns wie ein krankes Kind, und Klinger wie ein Splitter im Fleisch, er schwürt, und wird sich herausschwüren leider.

d. 16. Sept. 76.

G.

Schick mir zeitig etwas zum dritten Theil. Gern sollst du haben was ich geben kann, in der unendlich beweglichen Welt in der ich lebe tausend Beobachtungen! und in einem guten Augenblick schöpf ich dir die Butter ab! – &c. – Valleney auch nicht! – Genug was ich kann! —

Allwills Briefe sind von Frch. Jakobi – nicht von mir. —

 
Taglang Nachtlang stand mein Schiff befrachtet.
Günstger Winde harrend sas mit treuen Freunden
Mir Geduld und guten Muth erzechend
Ich im Hafen.
 
 
Und sie wurden mit mir ungeduldig:
Gerne gönnen wir die schnellste Reise
Gern die hohe Fahrt dir. Güter-Fülle
wartet drüben in den Welten deiner,
Wird rükkehrendem in unsern Armen
Lieb und Preis dir.
 
 
Und am frühen Morgen wards Getümmel
und dem Schlaf entiauchzt uns der Matrose;
Alles wimmelt alles lebet webet,
Mit dem ersten Seegenshauch zu schiffen.
Und die Segel blühen in dem Hauche.
Und die Sonne lokt mit Feuerliebe.
Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken.
Jauchzen an dem Ufer alle Freunde
Hofnungslieder nach im Freudetaumel,
Reisefreude wähnend wie des Einschiffmorgens
Wie der ersten hohen Sternennächte.
 
 
Aber Gottgesandte Wechselwinde treiben
Seitwärts ihn der vorgestekten Fahrt ab,
Und er scheint sich ihnen hinzugeben,
Strebet leise sie zu überlisten
Treu dem Zwek auch auf dem schiefen Weege.
Aber aus der dumpfen grauen Ferne
Kündet leisewandelnd sich der Sturm an,
Drükt die Vögel nieder aufs Gewäßer
Drükt der Menschen schwellend Herze nieder.
Und er kommt. Vor seinem starren Wüthen
Streicht der Schiffer weis die Segel nieder.
Mit dem angsterfüllten Balle spielen
Wind und Wellen.
 
 
Und an ienem Ufer drüben stehen
Freund und Lieben, beben auf dem Festen:
Ach warum ist er nicht hier geblieben!
Ach der Sturm! Verschlagen weg vom Glüke!
Soll der Gute so zu Grunde gehen!
Ach er sollte! Ach er könnte! Götter!
Doch er stehet mannlich an dem Steuer.
Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen;
Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen.
Herrschend blikt er in die grimme Tiefe
Und vertrauet landend oder scheiternd
Seinen Göttern.
 

Den 11. Sept. 76.

G.
1Diese Zeilen fallen, gleichwie der nächstfolgende, an Lavaters Seelenfreund, den Diakon Pfenninger gerichtete Brief, obschon ohne Datum, in die Zeit vor Lavaters Abreise nach Frankfurt. Diese fand Statt am 12. Juni 1774. Man sehe Goethes Werke 26r. Bd. S. 266, von den Worten an: „Unser erstes Begegnen war herzlich, u. s. w.“ A. d. H.
2Siehe den Anhang.
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