Tranceperlen

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Из серии: Hypnose und Hypnotherapie
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Tranceperlen
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Zu diesem Buch steht ein Interview zum Lesen und Sprechen von Trancetexten als Audiodatei bereit:

www.carl-auer.de/tranceperlen

Ghita Benaguid (Hrsg.)

Tranceperlen

Hypnotherapie

von Frau zu Frau



Carl-Auer

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Karsten Trebesch (Berlin)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin (Heidelberg)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe »Hypnose und Hypnotherapie«

hrsg. von Bernhard Trenkle

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlagfoto: © Katrin Berkenkamp, www.12zwoelf.de

Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Zweite Auflage, 2021

ISBN 978-3-8497-0270-0 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8179-8 (ePUB)

© 2019, 2021 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 • 69115 Heidelberg

Tel. + 49 6221 6438 - 0 • Fax + 49 6221 6438 - 22

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Inhalt

Dank

Geleitwort

I Einführung

Einstimmung

Ghita Benaguid

Zum Vorlesen der Texte

Ghita Benaguid

Milton H. Ericksons Hypnotherapie mit Frauen – aus Sicht seiner Tochter

Betty Alice Erickson

II Das Selbst stärken

Goldrichtig

Ghita Benaguid

Die Weisheit des Flusses

Liz Lorenz-Wallacher

Der Lebensbogen

Hanne Seemann

»Gut versorgt!« – Der Gang durch die inneren Räume

Elvira Muffler

Die ganz eigene Art

Stefanie Schramm

Gut genug – stark genug – klug genug

Claudia Wilhelm-Gößling

Innehalten: Im Fluss des Lebens

Ghita Benaguid

Die Rudertrance … zur Insel der Erkenntnis

Dorothea Thomaßen

Endlich zufrieden?!

Rosa Schuber

Worte werden Wirklichkeit – Märchen machen Trance

Reinhilde Freund

»Sie müssen nichts müssen – Sie können nichts falsch machen«

Dagmar Bieselt

III Den inneren weiblichen Anteilen begegnen

Das Kleid der Königin anziehen

Hanne Seemann

Ein Sommernachtstraum oder: Von der Kunst, eine Göttin zu sein

Kerstin Schnurre

Die Begegnung mit der inneren Frau

Elsbeth Freudenfeld

Schildkrötenritt – Die weiblichen Wurzeln finden

Claudia Weinspach

Vom Knüllen, Formen und Entfalten …

Hiltrud Bierbaum-Luttermann

Die dunkle Seite des Weiblichen – die wilde, ungezähmte Frau

Elsbeth Freudenfeld

IV Beziehungen gestalten

Ich und Du – und die Sehnsucht nach gelingender Ambivalenz

Martina Gross

Kraftquellen für Mütter

Anette Fahle

Getrennte Wege

Maria Schnell

»Nicht so wie meine Mutter …« – Eine Trance zur Abgrenzung und Versöhnung mit dem Bild der Mutter

Hiltrud Bierbaum-Luttermann

Dornröschens Erwachen

Anna Kaiser

Single sein – glücklich und zufrieden

Kathrin Stephan

V Körperliche Ressourcen aktivieren

Vom eigenen Körper gemocht werden

Frauke Niehues

Mein »Gewicht«

Anne M. Lang

Psychosomatik: Menstruations- und andere Beschwerden überwinden

Maria Schnell

Kinderkriegen – Sie wissen, wie es geht!

Cornelie Schweizer

Meine »Wechsel«-Jahre

Anne M. Lang

VI Trancen selbst gestalten

Die Placebo-Trance

 

Dorothea Thomaßen

Anstelle eines Schlusswortes: Die Perlen sammeln

Ghita Benaguid

Literatur

Über die Autorinnen

Über die Herausgeberin

Dank

Ein Buch von Frauen für Frauen … Zu gerne würde ich hier schreiben: »Mein besonderer Dank gilt dieser inspirierenden Ausbilderin … oder jener tollen Frau …« Tatsache ist aber, dass ich in den ersten Jahren meiner hypnotherapeutischen Ausbildung von Männern unterrichtet worden bin. Also: vielen Dank, liebe Kollegen, dass ihr mich ausgebildet und für die Hypnotherapie begeistert habt und dass ihr die Hypnotherapie nach Erickson in Deutschland zu dem gemacht habt, was sie heute ist!

Mein besonders herzlicher Dank gilt all meinen Kolleginnen, die sich von der Idee zu diesem Buch haben anstecken lassen und ihre Zeit und viel Freude in das Schreiben dieser Texte einfließen ließen.

Einen Sommer lang erhielt ich von ihnen immer neue erfrischende Trancen, die die Hitze der unerwartet heißen Sommertage 2018 in ein Feuerwerk von kreativen Ideen verwandelten.

Betty Alice Erickson verdanke ich einen sehr offenen und bereichernden E-Mail-Austausch über ihre Sicht der Hypnotherapie nach Milton H. Erickson. Leider verstarb sie im Januar 2019.

Ich danke Matthias Ohler, dem Geschäftsleiter des Carl-Auer Verlags, für unsere kurzweiligen realen und mentalen Spaziergänge am Rande der Hypnosetagungen, für ungezählte Sprachnachrichten und seinen beständigen Glauben an das Machbare. Ohne ihn würde dieses Buch jetzt noch nicht vorliegen.

Dem geduldigen Lektorat von Dr. Ralf Holtzmann und Veronika Licher verdankt das Buch die Einheitlichkeit in der Vielfalt.

Meinem Praxisteam und anderen befreundeten Kolleginnen und Kollegen danke ich für die Bereitschaft, mit meinen Texten in ihren Therapien zu arbeiten, und für all die konstruktiven Rückmeldungen und Erfahrungen, durch die die Texte reifen konnten.

Ghita Benaguid Bielefeld, im Januar 2019

Geleitwort

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis oder Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen …

Die M. E. G. wurde 1978 von zwei Männern und einer Frau gegründet. Das entsprach schon damals nicht mehr dem Geschlechterverhältnis in therapeutischen Berufen. In Bezug auf Hypnose aber war es außergewöhnlich, denn in der internationalen Hypnoseszene bekannt waren damals nur ganz wenige Frauen und an den Hypnosekongressen nahmen fast ausschließlich Männer teil. In den allerersten Jahren der M. E. G. war ich fast die einzige Frau in den Ausbildungsseminaren, und noch Anfang der 1980er-Jahre galt es als bemerkenswert, wenn sich mal Frauen in die männerdominierten Seminare »verirrt« hatten. Erst Anfang der 1990er-Jahre begann sich das Geschlechterverhältnis anzugleichen und dann umzukehren – in den Seminaren, unter den Mitgliedern der Hypnosegesellschaften, in deren Vorständen und seit wenigen Jahren nun auch im Vorstand der M. E. G.

So ist es nur konsequent, dass ein Hypnosebuch ausschließlich von Frauen geschrieben und herausgebracht wird. Wie es wohl den Männern damit geht? Werden sie davon etwas übernehmen, werden sie sich angleichen in bemühtem Co-Feminismus oder auf komplementärer Selbstständigkeit beharren? Zeichnet sich etwa eine neue Version von Ferenczis »Vater- und Mutterhypnose« (Martin u. Walter 2013) ab und werden spätere Hypnohistoriker dann eine bedeutsame Bewegung zu Beginn des 21. Jahrhunderts feststellen können? Die von einer »Männer-« hin zu einer »Frauen-Hypnose«?

Wie Henriette Walter und Marianne Martin bereits 2013 festgestellt haben, gab es schon immer Frauen in der Hypnose. Sie wurden nur selten wirklich wahrgenommen. Das hat sich in der M. E. G. und in den anderen Hypnosegesellschaften gründlich geändert. Dieses Buch legt auf seine Art weiter Zeugnis dafür ab. Mögen auch hypnophile Männer es lesen und Freude daran haben.

Alida Iost-Peter München, im Oktober 2018

IEinführung

Einstimmung

Ghita Benaguid

Als ich Anfang der 90er-Jahre parallel zum Psychologiestudium eine Ausbildung in klinischer Hypnose bei der Milton H. Erickson Gesellschaft (M. E. G.) machte, unterrichteten in meinen Grundseminaren ausschließlich Männer. Auch die Seminarteilnehmer waren überwiegend männlich. Noch auf der M. E. G.-Jahrestagung 2008 bedankte sich Luise Reddemann, Honorarprofessorin für Psychotraumatologie und psychologische Medizin an der Universität Klagenfurt, nach ihrem Hauptvortrag sehr für die Einladung und endete dann sinngemäß: »Aber mein feministischer Ego-State ist höchst unzufrieden! Schauen Sie sich das Programm an, von all den vielen Hauptvorträgen werden nur zwei von Frauen gehalten. Frauen, so geht das nicht, Frauen erhebt euch!«

Bereits 2010, als ich die M. E. G.-Regionalstelle Bielefeld von Paul Janouch übernahm, stellte sich das Geschlechterverhältnis in den Kursen zunehmend anders dar. Mittlerweile überwiegt der Frauenanteil in der gesamten Psychotherapie. Seit 2013 haben wir im Vorstand der M. E. G. eine Frauenführungsriege, und ständig kommen weitere sehr talentierte Hypnotherapie-Ausbilderinnen hinzu. Im Psychologiestudium und an den Ausbildungsinstituten werden mehr Frauen als Männer unterrichtet. Auch in der ambulanten Psychotherapie ist der Großteil des Klientels weiblich. Das ist Grund genug, ein Buch mit hypnotischen Texten von und für Frauen herauszugeben.

Im Jahr 1994, zu Beginn meiner Hypnotherapie-Ausbildung, war gerade das Buch Das Vergessen vergessen von Hildegard Klippstein mit Gruppeninduktionen nach Milton H. Erickson erschienen. Ich schätzte es sehr und lernte, die spezielle hypnotische/hypnotherapeutische Sprache und Erickson‘sche Kommunikation sowie den Aufbau von Tranceinduktionen mit Leichtigkeit zu verinnerlichen. Ebenso half es mir, zu Berufsbeginn in meinen damaligen Rehakliniken die ersten hypnotherapeutischen Gruppeninduktionen anzuleiten. Auch heute freuen sich viele Hypnose-Anfänger, wenn sie etwas Schriftliches in die Hand bekommen, was eine Tranceinduktion erleichtert. Solche Texte sind hilfreich, um mit der hypnotischen Sprache vertraut zu werden und die passenden Worte für eine Induktion zu wählen.

Anlässlich des M. E. G.- Tagungsthemas 2019 – »Gender, Sex und Identität: Hypnotherapie und Vielfalt« – kam mir die Idee, ein Buch mit Tranceinduktionen von und für Frauen herauszugeben. Meine Anfrage an die Ausbilderkolleginnen, ihre Lieblingstrancen zu veröffentlichen, fand großen Anklang.

Als ich nach und nach die Texte erhielt, erschien mir jeder wie ein Juwel, einzigartig und auf seine ganz eigene Art berührend. Ein Juwel kann vielfältig zerteilt werden, und doch zeigen dann die geschliffenen Einzelkristalle immer noch etwas von seiner Ursprungsschönheit. Im Gegensatz dazu besteht die Einmaligkeit einer Perle in ihrer Ganzheit. Dabei sind ihre Herkunft und das Material alles andere als edel: Ein Sandkorn oder ein anderer Fremdkörper, der in eine lebende Perlmuschel auf dem Meeresgrund gelangt, bildet den Ausgangspunkt eines langen Prozesses. Die Muschel legt eine Perlmuttschicht nach der anderen um diesen Fremdkörper, bis schließlich die Perle in ihrer ganzen Größe und Schönheit entstanden ist. Sie wächst im Verborgenen auf wundersame Weise Schicht für Schicht über Jahre heran. Erst wenn die Muschel durch Perlenfischer ans Licht gebracht und geöffnet wird, offenbart die Perle ihren besonderen Glanz.

So entstand der Buchtitel Tranceperlen. Perlen galten schon im Altertum als besonders wertvoll und haben bis heute für Frauen eine hohe Attraktivität. Sie sind auch ein Symbol für Weiblichkeit und Fruchtbarkeit. Die Sandkorn-Metapher spiegelt darüber hinaus die hypnotherapeutische Haltung, das Problem von heute als den bestmöglichen Lösungsversuch der Vergangenheit anzusehen.

Allen Texten ist ihre Ressourcenorientierung gemeinsam. Sie sind entstanden aus der langjährigen hypnotherapeutischen Erfahrung der Autorinnen. Vier Themenbereiche beschäftigen sich mit Anliegen unserer Klientinnen, die uns häufig im Therapiealltag begegnen:

•Das Selbst stärken

•Den inneren weiblichen Anteilen begegnen

•Beziehungen gestalten

•Körperliche Ressourcen aktivieren

Den Schlussteil des Buches, »Trancen selbst gestalten«, bilden zwei Texte, die speziell für Kolleginnen geschrieben worden sind. Sie möchten Lust und Mut machen, selber kreativ zu werden und eigene Trancen zu entwickeln.

In einem Interview antwortet Milton Erickson auf die Frage, wie man ein guter Hypnotherapeut wird: »Versuchen Sie nicht, meine Stimme zu imitieren oder meinen Tonfall. Finden Sie Ihre eigene. Seien Sie einfach ganz natürlich Sie selbst.«

Die Vielfalt der Texte verdeutlicht Gemeinsamkeiten und Unterschiede im individuellen hypnotherapeutischen Vorgehen und eröffnet Ihnen die Möglichkeit, Ihren eigenen hypnotischen Stil zu finden.

Die Trancen ersetzen keine hypnotherapeutische Ausbildung oder eine adäquate psychotherapeutische Behandlung. Vielmehr richtet sich dieses Buch an Psychotherapeutinnen mit hypnotherapeutischen Vorerfahrungen, als Ergänzung zu einer Ausbildung. Wie alle therapeutischen Techniken sollten auch die vorliegenden Trancen in ein eindeutiges therapeutisches Setting eingebettet werden.

Ich hoffe, dass die Texte nicht nur gefallen und inspirieren, sondern auch laut vorgelesen werden. Stimme und Stimmklang sind ein wesentlicher Wirkfaktor bei gesprochenen Tranceinduktionen. Gleichzeitig nimmt es dem Phänomen Stimme seine Mehrdimensionalität, wenn ihre Beschreibung »nur« verschriftlicht wird. Daher haben wir uns entschieden, Ihnen zusätzlich ein Angebot auf dem auditiven Kanal zu machen. Ein Interview mit der hypnosystemisch ausgebildeten Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin Ronja Ernsting zum Thema »Trancen lesen« ergänzt diese Einführung (siehe S. 19).

Alle Autorinnen bewegen sich in der Tradition Milton Ericksons, der vor allem für seine indirekten hypnotischen Techniken bekannt geworden ist. Gerade im fortgeschrittenen Alter induzierte er Trancen vornehmlich indirekt als beiläufige Trancen und weniger mit formalen Verfahren. Seine Tochter Betty Alice Erickson beschreibt diese therapeutische Haltung und sein beiläufiges Vorgehen. So gibt es in diesem Buch doch auch einen Mann. Und natürlich würde es mich freuen, wenn die eine oder andere Perle auch das eine oder andere männliche Wesen anzieht. Denn gelungene Psychotherapie braucht Frauen und Männer.

Zum Vorlesen der Texte

Ghita Benaguid

Das Vorlesen und Erzählen von Bilderbüchern, Geschichten und Märchen ist eine alte Tradition, die in heutiger Zeit oft Kindern und ihren Eltern vorbehalten ist. »Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand etwas vorgelesen?«, ist eine Frage, die ich in meinen Therapien oft zur Einleitung eines Wechsels des Gesprächssettings hin zu einer formaleren Tranceinduktion stelle. Viele Patientinnen sind gerührt: »Das ist lange her! Ich lese meinen Kindern vor. Für mich tut das selten jemand. Es ist so schön, wenn jemand für mich liest.« Ich antworte: »Mir kommt da gerade eine Geschichte in den Sinn, ich weiß noch nicht genau, ob und wie diese für Sie passend ist … Möchten Sie sie hören?« Wenn eine Zustimmung erfolgt, erwähne ich, dass es viele unterschiedliche Haltungen gibt und dass »Sie selbst, während Sie der Geschichte lauschen, am besten wissen, welche die für Sie in diesem Moment passendste ist«. Ich erwähne, dass mein Therapiesessel variabel verstellbar ist und dass es Wahlmöglichkeiten gibt zwischen eher aufrecht sitzender oder entspannt zurückgelehnter Sitzhaltung und dass die Haltung äußerlich wie innerlich jederzeit veränderbar ist. Auch Kissen und Decken stehen zur Verfügung, um es sich wirklich auf die ganz eigene Art bequem zu machen. Wichtig ist zudem der Hinweis, dass man natürlich jederzeit die Aufmerksamkeit wieder nach außen lenken und die Trance/Entspannung beenden kann.

 

Das Vorlesen von Geschichten vermittelt Zuwendung und Geborgenheit, es erinnert oft an Vorleserituale der Kindheit, beruhigt und regt die Fantasie an. Es löst vor allem auch unwillkürliche Suchprozesse auf unbewusster Ebene aus.

Milton Erickson ist insbesondere für seine indirekten hypnotischen Techniken bekannt geworden. Gerade im fortgeschrittenen Alter lag sein Focus mehr auf Konversationstrancen, als auf der Induktion formaler Trancen. Hypnotherapie nach Erickson entfaltet ihre Wirkung vor allem auf der Bilder- und Metaphernebene. Die speziellen hypnotischen Sprachmuster werden im sogenannten Milton-Modell beschrieben. Vertiefende Hinweise hierzu und zur Konstruktion von therapeutisch wirksamen Metaphern finden Sie in Benaguid und Schramm (2016).

Einige Besonderheiten der vorliegenden Texte möchte ich hervorheben:

Je nach Kontext kann bei Tranceinduktionen die Anredeform Sie oder Du gewählt werden. Die vorliegenden Texte handhaben das unterschiedlich, einige wählen für die Induktion und Exduktion das formalere Sie und wechseln während der Trance zum persönlicheren Du, um einen stärkeren Bezug zum Unbewussten oder zu jüngeren Ich-Anteilen zu ermöglichen. Natürlich können Sie alle Texte auch in die von Ihnen gewünschte Anredeform umformulieren.

Eine sprachliche Besonderheit der typischen Hypnosesprache sind die Einstreuungen. Darunter verstehen wir direkte Suggestionen, die in einen Trägertext verpackt werden: »Wie von selbst hebt und weitet sich der Körper beim Einatmen, um zu integrieren, was in Fluss ist, … wie Wellenbewegungen … genau … mir Zeit nehmen für mich selber, genau, jetzt!«

Auch die Stellvertretertechnik ist ein Spezialfall der Einstreuungen.

Es werden stellvertretend für die Klientin Metaphern oder Bilder genutzt, die ihre Wünsche und Werte symbolisieren, ohne diese explizit zu benennen. Eine Besonderheit im Deutschen, die in diesen Trancen genutzt wird, möchte ich hervorheben: Das Personalpronomen „sie“ ist beim Hören nicht vom Anredepronomen in der Höflichkeitsform „Sie“ zu unterscheiden. Man kann also sprachlich indirekt arbeiten: »Die Felsen, sie (Sie) stehen fest in der Brandung …«

Damit kann bei sensiblen Themen das Erzeugen von Widerstand verhindert werden. Die Klientin hat die Wahl, ob sie diese Textpassage auf sich bezieht oder nicht. Im Text sind die betreffenden Stellen mit beiden Schreibweisen versehen.

Das Vorlesen von Texten erlaubt auch der noch nicht so geübten Hypnoseanwenderin, sich zuerst einmal auf andere Aspekte der Tranceinduktion als die eigene Wortwahl zu konzentrieren. Auch erfahrene Hypnoseanwenderinnen können sich natürlich von den Ideen der Autorinnen inspirieren lassen. Denn in die vorliegenden Texte können passende Klientinnenmetaphern oder einzelne auf die Klientin abgestimmte Sätze leicht eingebaut werden.

Im Laufe der Zeit wird es durch das Vorlesen immer leichter fallen, sich diese besonderen hypnotherapeutischen Sprachmuster zu eigen zu machen und den eigenen therapeutischen Stil weiterzuentwickeln.

In den Texten werden Pausen so dargestellt:

•drei Punkte für kurze Pausen

•Absätze für längere Pausen

•Absatz plus Leerzeile für lange Pausen und/oder Themenwechsel

Besonders zu betonende Textstellen wurden im Text kursiv gesetzt.

Die durchschnittliche Sprechdauer aller Trancen beträgt 20–30 Minuten.

Die Texte können natürlich bezüglich Induktion und Exduktion den äußeren Rahmenbedingungen der Therapiesituation angepasst, Elemente ausgelassen oder wiederholt werden, Klientinnenmetaphern und speziell auf die Klientin ausgerichtete Schlagworte eingestreut werden.

Insofern kann die Dauer dieser Tranceinduktionen beträchtlich variieren.

Wichtig: Lesen oder hören Sie diese Texte niemals während einer Autofahrt oder während des Führens von Maschinen, um die für diese Tätigkeiten notwendige Aufmerksamkeit konzentriert aufrechtzuerhalten!

Milton Erickson war, nicht zuletzt aufgrund seiner Biografie und seiner vielfältigen körperlichen Beeinträchtigungen, ein Meister der Mehrebenenkommunikation. Er hatte eine hohe Fähigkeit entwickelt, verbale, non- und paraverbale Kommunikationsaspekte zugleich wahrnehmen zu können. Für die Entwicklung dieser Fähigkeit ist es hilfreich, sich im Sinne der Mehrebenenkommunikation nicht nur der verbalen, sondern auch der non- und paraverbalen Aspekte der Rapportgestaltung (vgl. ausführlich Benaguid u. Schramm 2016) bewusst zu werden, um diese mit Leichtigkeit einfließen zu lassen und neben den gelesenen Worten auch durch ein Pacing und Leading der Körpersprache zu fördern und aufrechtzuerhalten.

Das setzt eine genaue Beobachtung und Wahrnehmung auch kleinster, unwillkürlich entstehender Hinweisreize, der sogenannten Minimal Cues, auf allen Wahrnehmungsebenen voraus. Diese Antworten des unwillkürlichen Systems gilt es zu utilisieren, um sie dann verbal oder nonverbal zu pacen.

Zu den Minimal Cues zählen: Veränderung der Körperhaltung, Atembewegungen oder sich hörbar veränderndes Ein- oder Ausatmen, Augenbewegungen, Schluckreflexe, Speichelfluss und Tränenfluss.

Die Technik des defokussierten Sehens ermöglicht es der Therapeutin, das Blickfeld zu erweitern und den peripheren Gesichtssinn zu schärfen. Statt wie gewohnt das Gesicht des Gegenübers zu fokussieren, stellt die Beobachterin den Blick weit und blickt sozusagen durch das Gegenüber hindurch und kann so die unwillkürlichen Körpersignale leichter wahrnehmen.

Diese Fähigkeit, Informationen auf den unterschiedlichen Kommunikationsebenen parallel wahrnehmen zu können, ist eine Grundvoraussetzung für die Mehrebenenkommunikation und damit auch für die Aufrechterhaltung eines »Dialoges« während formaler Tranceinduktionen, seien sie vorgelesen oder im Therapiekontext frei entwickelt.

Üblicherweise schließen die meisten Menschen, während sie einer Tranceinduktion lauschen, die Augen. Damit entfällt das Sehen als einer der Hauptsinneskanäle. Die Aufmerksamkeit liegt dann vor allem auf dem auditiven Kanal. Über unseren Stimmklang vermitteln wir mehr als nur Worte.

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