Die Regulatoren in Arkansas

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"Gentlemen!" rief Roberts, plötzlich stehenbleibend, indem er seinen Hund scharf ansah. "hier ist etwas nicht in Ordnung. Poppy ist ein zu gescheites Tier, um unnütz solche Gefühle zu verraten. Mit dem Schweiß dort ist's nicht richtig - das ist kein Schweiß, das ist Menschenblut!"

"Den Teufel auch!" sagte Curtis und sah ängstlich den Gefährten an.

"Laßt uns der Fährte bis zum Flusse folgen", fuhr Roberts fort, "dort werden wir Aufklärung erhalten oder wenigstens den Platz ausmachen können, auf dem wir morgen früh imstande sind, die Untersuchung zu erneuern. Hier geht die Spur - deutlich genug -, alle kleineren Büsche sind niedergetreten, der Körper muß schwer gewesen sein. Bei einem Stück Wild wären die Träger auch vorn und hinten gegangen, also in einer Reihe, und hier sind die Spuren auf beiden Seiten der Last."

"Mir graust's, wenn ich das Blut ansehe", sagte der Krämer und wandte sich schaudernd ab.

"Das kommt davon, weil Ihr noch nicht lange in Arkansas seid", meinte Curtis. "Lebt Ihr erst einmal, wie ich, Eure zehn Jahre im Staate, dann werdet Ihr gleichgültig gegen derartige Sachen. Ich habe manche Leiche gesehen, seit ich hier bin, manchen Ermordeten mit begraben helfen - man gewöhnt sich wirklich dran. Nur einmal - einmal war mir's doch bald zu viel -"

"Jetzt hört auf mit Eurer Geschichte", rief Roberts unwillig. "Wir haben hier Schreckliches genug vor Augen, als daß Ihr noch mit Eurer großen Leichenschau herauszurücken hättet - laßt die Toten ruhen."

"Die Geschichte müßt Ihr mir erzählen", rief der Krämer. "Ich höre so etwas für mein Leben gern -"

"Ein andermal", erwiderte Curtis. "Aber dort ist der Fluß, nun werden wir wohl finden, was wir suchen."

"Hier haben sie ihre Last abgelegt", sagte Roberts, auf einen etwas niedergedrückten Platz deutend. "Hirsch oder Mensch, von da aus muß er in den Fluß geschafft worden sein."

Curtis kniete neben die Stelle hin und bog sein Gesicht tief hinunter, aufmerksam den geringsten Eindruck im weichen Boden untersuchend, plötzlich sprang er auf und rief. "Es war ein Mensch - das da ist der Eindruck eines Knopfes in der weißen Ufererde. - Ihr könnt es deutlich erkennen - dort - gleich neben dem schwarzen Blutstreifen - vor dem gelben Blatte da –“

"Ja wahrhaftig", sagte Roberts, der die Stelle ebenfalls betrachtet hatte. "Es war ein Mensch - hier ist auch die Stelle, wo seine Hand gelegen hat, da ist das Zeichen des Fingernagels noch ganz deutlich. Gentlemen, hier ist ein Mord verübt - das unterliegt keinem Zweifel mehr, und morgen müssen wir hierher zurückkommen, die Sache genauer zu untersuchen - heute ist's zu spät. Bleiben wir noch zehn Minuten länger im Rohrbruch, so sind wir gezwungen, die Nacht hier zu kampieren, denn im Dunkeln wär's unmöglich, durch das Dickicht zu dringen. Morgen aber mit Tagesanbruch wollen wir sehen, ob wir nicht das Opfer oder den Täter ermitteln können. Jetzt fort von hier; mir graust's an der Stelle."

Die Männer bedurften weiter keiner Aufforderung, den Platz zu verlassen. Schweigend hieben sie sich mit ihren breiten Jagdmessern Bahn durch das Rohr, erreichten bei schon einbrechender Dämmerung ihre Pferde wieder, schwangen sich in die Sättel, trabten, den ziemlich offenen Wald zwischen dem Rohr und der dicht mit Büschen bewachsenen Bergreihe benutzend, scharf weiter und erreichten noch vor völliger Dunkelheit die Furt des Petite-Jeanne, an dessen anderem Ufer die kleine Hütte des alten Bahrens stand, der den nicht gerade ehrenhaften Beinamen "Lügen-Bahrens" in der Nachbarschaft trug.


Der Tod war für die Pioniere vertrauter Alltag – bereits an Bord der

Auswandererschiffe und während der langen Trecks starben viele von ihnen.

SIEBENTES KAPITEL
Zwei echte Backwoodsmen - Bahrens' und Harpers Erzählungen

Der Alte stand vor der Tür und blickte, augenscheinlich die Jäger erwartend, nach der Stelle hinüber, auf der sie aus dem Walde treten mußten. Neben ihm kauerte Assowaum und zog seine Mokassins wieder an, die er bei der Wasserpartie abgelegt und neben der Büchse festgebunden hatte.

"Hallo da drüben!" schrie Roberts. "Ist die Furt seicht genug?"

"Ay, ay!" war die Antwort. "Knietief."

Die Männer hielten die Versicherung für genügend und trieben die Pferde gerade die Bank hinunter und in den Fluß. Curtis aber, der voranritt, wäre der Spaß beinahe übel bekommen, denn er sank augenblicklich unter, und sein Pferd mußte mit ihm ans andere Ufer schwimmen.

"Verdamm' Eure schwarze Seele", rief er hier wirklich ärgerlich aus, als er erst festen Boden erreicht hatte. "Was zum Teufel jagt Ihr einen denn mit Euren verdammten Lügen ins Wasser - he - ist das knietief?"

"Nun, versteht sich", lachte Bahrens. "Seht Ihr dort nicht das Zypressenknie23 in der Mitte vom Flusse? Dem geht's noch nicht einmal an den obern Rand -'s ist freilich sieben Fuß hoch –“

Roberts hatte augenblicklich gehalten, als er Curtis so Hals über Kopf in die Flut eintauchen sah, und dieser rief ihm jetzt vom andern Ufer zu: "Reitet noch ein Stückchen den Fluß hinunter, Roberts - dort, wo Ihr den Kies seht, da werdet Ihr trocken durchkönnen."

"Wenn Ihr den Weg so merkwürdig gut wißt", lachte Bahrens, "warum seid Ihr denn nicht selbst weiter hinuntergeritten?"

"Weil ich Narr genug war, Euch auch nur ein Wort zu glauben", erwiderte ihm dieser, galoppierte die steile Uferbank hinauf, sprang vom Pferde und schüttelte hier dem Alten die Hand, der ihn herzlich willkommen hieß.

Bahrens war einer von den echten Pionieren oder Squattern des Westens. Vor fünf Jahren etwa hatte er sich in Poinsett County, in den fürchterlichsten Sümpfen und zwanzig Meilen von jeder menschlichen Wohnung entfernt, niedergelassen. Dort hatte er auch eine Zeitlang höchst zufrieden von der Jagd gelebt. Dann aber war etwas vorgefallen, von dem er nicht gern sprach und das er "Familienverhältnisse" nannte, was ihn zwang, jene Gegend zu verlassen. Die Bewohner des Fourche la fave munkelten zwar etwas von Pferdefleischliebhaberei, das war aber grundlos. Erstlich kannten sie die Gegend nicht, denn was sich nach seiner Hütte zu verlief, war ohnedies wild geworden und der Büchse des Jägers verfallen, und zweitens hatte sich Bahrens stets als ein ehrlicher Mann bewiesen, und keiner seiner "Nachbarn" konnte ihm etwas Böses nachsagen. Daß er manchmal die "Wahrheit ein wenig zerhackte", wie sich Roberts ausdrückte, wurde freilich von den meisten seiner Bekannten bestätigt, er selbst aber leugnete auch dies hartnäckig und war stets bereit, jede seiner Geschichten zu beschwören, nur - wetten wollte er nicht darauf, obgleich er sich sonst nie lange zu einer Wette bitten ließ. Hauptsächlich trieb er Viehzucht und bebaute nur ein sehr kleines Stück Land, etwa fünf Acker, um Mais für sich und die Seinen zu ziehen, auch hatte er mehrere Pferde, doch nicht viele. Er meinte, die Luft in Arkansas sage den Pferden nicht zu. Seine Familie bestand aus seiner Frau, zwei Töchtern und einem Sohne, der aber nicht bei den Eltern lebte, sondern vor zwei Jahren fortgewandert war und natürlich, da er weder schreiben noch lesen konnte, nichts weiter von sich hatte hören lassen.

Das Haus selbst war eine der im Westen von Amerika gebräuchlichen Blockhütten, aus rohen, unbehauenen Stämmen aufgeführt, deren Dach - grobgespaltene, kurze Bretter - durch schwere Stangen, sogenannte weight-poles, festgehalten wurde. Dem aus rohem Lehm und Balken aufgeführten Schornstein entstieg ein dünner, blauer Rauch, und Bahrens war eben damit beschäftigt, Feuerholz für den Abend zu hacken, um eine freundliche Flamme im Kamin zu unterhalten. Nur eine kleine, niedere Fenz hielt eine Masse von jungen Ferkeln ab, die friedliche Einsamkeit der Wohnung zu stören, und quietschend und grunzend umrannten sie die hindernde Einfriedung, als ob sie das gewöhnliche Abendbrot, ein paar Maiskolben, erwarteten. In einer kleinen Einzäunung dicht daneben melkte die älteste Tochter, ein hübsches, schwarzäugiges Mädchen, eine große, weiße Kuh, während die jüngere ein kleines Kalb an einem Stricke zurückhielt, daß es die Schwester nicht in ihrer Arbeit stören und warten sollte, bis die Reihe an es selbst käme. Neben dem Hause aber, auf den gewaltigen, durch die Axt des Farmers getöteten Stämmen, die noch in dem nur halb urbar gemachten Felde standen, saßen eine Unmasse Aasgeier, als ob sie entweder von ihrem Raube verscheucht wären oder diesen nur verlassen hätten, um mit dem nächsten Morgen ihr ekles Mahl wieder zu beginnen.


Die drei Jäger ritten jetzt ebenfalls zum Hause hin, und Roberts rief dem Alten schon von weitem zu: "Ich hab' Euch doch wohl unrecht getan, Bahrens. Wir glaubten, wir würden Euch ohne Fleisch antreffen, die Aasgeier da oben zeigen aber, daß irgendwas vorhanden sein muß, wenn nicht etwa eine Kuh gefallen wäre."

"Guten Abend, Boys24, guten Abend - recht so, daß ihr den alten Bahrens auch einmal aufsucht. - Kuh gefallen? Roberts, kein Fleisch in meinem Hause? Da kennt ihr den alten Bahrens schlecht. Wie ich noch am Cashriver wohnte, konnte ich täglich, das heißt im Durchschnitt, zwischen acht- und neunhundert Pfund Fleisch erlegen, Curtis weiß es, nicht wahr, Curtis?"

"Ja gewiß", lachte dieser. "Zahmes!"

"Zahmes? - Wilde Tiere, Büffel und wildgewordenes Rindvieh natürlich eingerechnet, aber steigt ab, steigt ab, macht's euch bequem. - Betsy, wirf den Tieren einmal jedem einen Arm voll Mais in den Trog - hörst du - bleib aber bei ihnen stehen, bis sie fertig sind, und wehre die Schweine ab, daß die Bestien den Trog nicht wieder umwerfen, wie gestern."

 

Eine Ansiedlung entsteht – roh zusammengefügte Balken bieten Unterschlupf

für die Familie und kleine Schuppen für Vorräte und das Vieh kennzeichnen die

ersten Bauten, hier ist das große Blockhaus noch zusätzlich mit Planen auf dem Dach

regensicher gemacht worden

"Bahrens, hier muß wahrhaftig ein Aas in der Nähe liegen!" rief Roberts, nachdem die ersten Begrüßungen vorüber waren. "Es riecht meiner Seel' nach faulem Fleische."

"Faulem Fleische?" lachte Bahrens. "Ihr habt gute Nasen - hier in der Nähe liegt nichts - die Kanaillen, die Aasgeier, kommen immer, wenn man schlachtet –“

"Schlachtet?" fragte Curtis entsetzt. "Das, was Ihr geschlachtet habt, riecht so? Was hast du denn, Assowaum? Der Bursche zieht ja ein Gesicht, als ob er lachen wollte."

"Mister Bahrens hat ein kleines Schwein geschlachtet", sagte der Indianer, und es war augenscheinlich, wie sehr es ihn ergötzte. "Die Bussards sind aber dumme Tiere; das Schwein ist erst vor acht Tagen umgebracht, und heute kommen sie schon!"

"Und das sollen wir essen?" rief Roberts lachend. "Wo sind denn die Hirsche?"

"Welche Hirsche?"

"Nun die, die Ihr alle Tage schießt, wie Ihr es neulich erzähltet."

"Oh, ich habe mir den Fuß verstaucht und seit drei Tagen nicht auf die Jagd gehen können."

"Bahrens - hier ist ein Freund von mir, Mr. Harper - einer meiner Nachbarn, der gern Eure Bekanntschaft machen wollte – Harper - Mr. Bahrens, der Mann, von dem ich Euch so viel erzählt habe - ich denke, ihr werdet wohl Freunde werden." - Die Männer schüttelten einander die Hand, und Bahrens schwur, er wolle verdammt sein, wenn Harper nicht ein merkwürdig gutmütiges Gesicht hätte.

"Aber, Bahrens", unterbrach ihn Curtis jetzt. "Morgen früh müssen wir mit Tagesanbruch zu der kleinen Slew hinauf. Dort, wo die drei dürren Zypressen stehen, ist ein Mord verübt; es sieht wenigstens ganz danach aus."

"Ein Mord? Das wäre schrecklich!"

"Es kann fast nicht anders sein, wir fanden die Spuren zu deutlich, doch hatten wir keine Zeit, die Sache näher zu untersuchen. Es ist übrigens gar nicht weit von hier, und morgen früh läßt sich's leicht ermitteln. Die Täter zu verfolgen, wäre heute doch unmöglich."

"Alle Wetter, das ist wunderbar!" rief Bahrens. "Ich bin erst heute morgen da vorbeigekommen und habe gar nichts gemerkt!"

"Ich dachte, Ihr hättet Euch ein Bein verstaucht?" lachte Curtis.

"Nun ja - vor drei Tagen – Holzkopf! - Glaubt Ihr, daß ich deshalb mein Leben lang hinken müßte? - Aber kommt herein, Boys, der Nebel fällt merkwürdig feucht heut' abend, und am Kamin sitzt sich's behaglicher."

"Nein, altes Haus!" sagte Roberts, ihm auf die Schulter klopfend, "wenn du so schlecht mit Vorrat beschlagen bist, so wollen wir unsern Bären holen, Assowaum. Jetzt dürfen wir nicht länger mehr damit hinter dem Zaun halten, sonst müssen wir dafür hungern. Überdies wird es dunkel."

Zu Bahrens' freudigem Erstaunen kam der Indianer auch bald mit dem fetten Braten angeschwemmt. Durch die vereinten Bemühungen der Männer schleppten sie ihn aus dem Wasser vor das Haus hinauf, und in kurzer Zeit wurden den Frauen einige der besten Stücke zur Bereitung übergeben.

"Guten Abend, Mrs. Bahrens", sagte Roberts, in das Haus tretend und diese begrüßend. "Wie geht's? Lange nicht gesehen; immer noch munter?"

"Muß ja wohl - Mr. Roberts", erwiderte ihm die Frau freundlich, das große Kattunbonnet, das sie beim Kochen trug, um die Hitze von den Augen abzuhalten, aus dem Gesicht zurückschiebend. "Das ist recht, daß Sie uns besuchen, nächstens komm' ich auch einmal zu Ihnen hinüber. Mein Alter ist aber gar nicht von zu Hause fortzubringen."

"Meine Alte hat Sie und die Töchter schon lange erwartet, Mrs. Bahrens", erwiderte Roberts, ihr die dargebotene Hand schüttelnd. "Wie geht's den Mädchen hier im Busch - eh? Sind aber das einsame Leben schon gewohnt, denn in den Cashsümpfen war's wohl auch nicht lebhafter. Schreckliches Land, die Cashsümpfe, als ich das letzte Mal dort war und bei Strongs vorbeiritt. - Sie kennen doch Strong, der die große Farm besitzt? Hat sich dort wahrhaftig an der besten Stelle niedergelassen und wird –“

"Halt ihn auf' - Um Gottes willen halt ihn auf!" schrie Bahrens jubelnd. "Da geht er wieder hin mit verhängten Zügeln; wenn man ihn gehen läßt, ist er in fünf Minuten beim Revolutionskrieg. Gott sei uns gnädig, Roberts, mit Euch ist gar kein vernünftiges Wort mehr zu sprechen. - Aber, Kinder, daß ihr so trefflich für Proviant gesorgt habt, verdient eine Belohnung; hier, Lucy - reich einmal die Kruke unter dem Bett vor - nimm dich in acht, Blitzmädel, wenn du sie zerbrichst, sei dir Gott gnädig! Jetzt, Boys, wollen wir einen fidelen Abend feiern. Bärenfleisch und Whisky - huh pih!" Und der alte Mann stieß seinen Jagdschrei aus, daß die Hunde draußen unruhig wurden und zu heulen anfingen.

"Bahrens, die Bestien beißen sich draußen", sagte Curtis endlich. "Unsere sind auch hungrig; wo habt Ihr denn das Schweinefleisch? Wir wollen's den Tieren geben, für Menschen ist es doch nicht genießbar."

"Mein gutes Fleisch?"

"Ih, geht zum Teufel mit Eurem Fleische - ich dachte, Ihr könntet so viele Hirsche schießen?"

"Ja, aber mein Bein!"

"Jetzt kommt er wieder mit seinem Bein, göttlicher Kerl! Aber, Harper, Ihr sitzt ja so stumm da und sagt gar keine Silbe; Ihr denkt wohl an den Mord?"

"Ja! Aufrichtig gesagt, kann ich die Blutflecken nicht aus dem Gedächtnis bringen. Es sah zu schauerlich aus!"

"Schauerlich, Mr. Harper? Da hätten Sie einmal sollen im vorigen Jahre am Cashriver wohnen", erwiderte Bahrens. "Verdammt will ich sein, wenn nicht dort alle Tage zwei oder drei Leichen vorbeigeschwommen kamen - und was für Leichen! Manche ohne Kopf."

"Wo kamen aber die Menschen alle her?" fragte Harper halb erschreckt und halb ungläubig. "Ich dachte, es wäre eine so menschenleere Gegend gewesen?"

"Die Menschen? Nun, da sollt' ich mich doch wohl nicht drum kümmern? Und was ging das mich an?"

"Halt - spart Eure Gespräche bis nach Tische auf!“ sagte Roberts lachend. "Laßt uns vor allen Dingen nach den Pferden sehen, nachher schmeckt auch das Essen besser."

Dem Rate wurde augenblicklich Folge geleistet, als sie aber von den Futtertrögen zurückkehrten, rief die Frau schon zum Abendbrot, und bald saßen die Männer auf umgestülpten Fässern, hingerückten Kästen, Klötzen und roh gearbeiteten Sesseln um den schmalen Tisch herum, auf dem eine mächtige Schüssel voll gebratener Bärenrippen und in dünne Stücke geschnittenen Fleisches den Mittelpunkt bildete, während Maisbrot, eingekochter Kürbis, etwas Honig und Milch die übrigen Bestandteile des Mahles ausmachten. Die Whiskyflasche ging indessen im Kreise herum, und wenn auch kein Wort weiter gesprochen wurde, bewiesen doch die klappernden Messer und die überall sichtbar werdenden, blank abgenagten Rippen, wie den Hungrigen die delikate Mahlzeit schmeckte.25

Als sie geendet, standen sie einzeln, wie sie zuerst fertig wurden, vom Tische auf, und die Frauen, die sich wohlweislich einige Stücke aufbewahrt hatten, nahmen, ohne es der Mühe wert zu halten, die fettigen Teller mit reinen zu vertauschen, die leergewordenen Sitze ein.

Die alte Madame Bahrens, etwa in den Vierzigern, zeigte noch Spuren früherer, nicht unbedeutender Schönheit, ihre schlanke Gestalt war aber von einem keineswegs sauberen, baumwollenen, einst weiß gewesenen Kleide umhüllt, ihre schönen, braunen Haare hatte sie ziemlich nachlässig um den Kopf herumgesteckt, und ihre großen, dunklen Augen verloren viel von ihrem Glanze durch die keineswegs brillante Fassung des etwas rauh und schmutzig aussehenden Gesichts. Die Töchter trugen sich schon besser und reinlicher, aber auch ihr Teint würde durch etwas warmes Seifenwasser nur gewonnen haben.

Als das Essen oder vielmehr das Geschirr aufgeräumt war, denn das Essen verschwand spurlos, schob Bahrens den Tisch ein wenig zurück, daß die verschiedenartigen Sitze wieder in einen Halbkreis um den Kamin gerückt werden konnten, und rief dann fröhlich aus: "Nun, Gentlemen, kommt das beste - der Stew."

"Du hast ja keine Butter!" sagte seine Frau.

"Alle Wetter, das ist wahr - aber hallo - was brauchen wir Butter, wir haben ja Bärenfett - Whisky und Bärenfett wird sich noch viel besser miteinander vertragen - Gentlemen, dies ist das Land, um drinnen zu leben - es geht nichts über Arkansas!"26

„Ih nun, Mrs. Bahrens", meinte Harper, der, als er die Vorbereitungen zu seinem Lieblingsgetränk bemerkte, aufzutauen begann. "Nun, ich weiß doch nicht - Missouri ist auch nicht zu verachten, ich habe lange dort gelebt, und -"

"Missouri?" rief Bahrens verwundert. "Missouri? Da sei uns Gott gnädig; und das vergleichen Sie mit Arkansas?"

"Nun, es grenzt doch dicht genug daran?"

"Grenzen? Es ist gerade so, als ob der liebe Gott den Finger genommen und einen Strich zwischen den beiden Staaten durchgezogen hätte, daß der eine fruchtbar und der andere unfruchtbar werden sollte - Missouri - na, nun hört alles auf, wie lange sind Sie denn eigentlich schon in Arkansas?"

"Etwa sechs Wochen."

"Ach, dann ist es etwas anderes, dann wissen Sie's noch nicht besser. Herr, hier ist das Land so fett, daß wir, wenn wir Lichter gießen wollen, den Docht nur in die Pfützen tauchen - es brennt ebensogut. - Wenn ein Mann in Arkansas sein Feld mit Fleiß und Aufmerksamkeit bestellt, so kann er darauf rechnen, hundert Bushel vom Acker zu ernten."

"Das wäre viel!"

"Viel? Das ist gar nichts - wenn er sich keine Mühe mit dem Lande gibt und den Mais nur so roh aufwachsen läßt, so bleiben ihm immer noch fünfundsiebzig Bushel gewiß; und wenn er gar nicht pflanzt, so - so wachsen doch noch fünfzig - das Land ist nicht totzumachen!"

Harper rückte ein wenig auf dem Kasten herum, auf dem er saß, und Roberts und Curtis warfen sich verstohlene Blicke zu.

"Und was noch ein Vorteil ist", sagte Bahrens, "wir brauchen immer erst im Juni zu pflanzen, der Mais wächst so merkwürdig schnell. Denken Sie nur, im letzten Jahre hat er mir die Bohnen, die ich dazwischengesteckt habe, mit der Wurzel aus dem Boden gezogen. Und die Kürbisse - zehn Menschen können um einen herumstehen."

"Erstaunliches Land!" sagte Harper. "Dann ist aber wohl alles großartig darin, denn die Moskitos und die Holzböcke sind noch gar nicht dagewesen."

"Alles großartig?" fragte Bahrens, jetzt ganz auf seinem Steckenpferde, mit dem Lande zu prahlen, in dem er lebte - "alles großartig? Das will ich meinen; die Moskitos fliegen in heißen Sommertagen so dick, daß sie oft durch den Schweiß zusammenkleben und klumpenweise aus der Luft herunterfallen. Die Ho1zböcke hab' ich mit meinen eigenen Augen beobachtet, wie sie mit den Vorderbeinen sich an irgendeinem Stück Holz aufrichteten und nach den Kuhglocken horchten, und die Flöhe gehen abends ordentlich zu Wasser an den Fluß, wie anderes Viehzeug auch. Und was für Flüsse haben wir! Der Herr sei uns gnädig - die See drängen sie mit aller Gewalt ein ganzes Stück Weges zurück, wenn sie hineinkommen."

"Sie kommen aber nicht hinein", meinte Harper.

"Kommen nicht hinein? Wo gehen Sie denn hin?" fragte Bahrens entrüstet. "Sie verschwitzen sich wohl, heh? Wo läuft denn der Petite-Jeanne hin?"

"In den Arkansas."

"Nun, und der Arkansas?"

"In den Mississippi -"

"Und der Mississippi?"

"In den Golf von Mexiko."

"Als ob das nicht alles eins wäre. - Da nehmen Sie einmal den südlichen Teil von Missouri - ist schon jemand im südlichen Teil von Missouri gewesen?"

"Wahrscheinlich wir alle", erwiderte Roberts.

"Auch am Elevenpoints-River oben? - Gentlemen, ich will nicht übertreiben, aber dort war's so felsig, daß wir die Schafe bei den Hinterbeinen einzeln aufheben mußten, damit sie nur zwischen den scharfen Steinen das bißchen Gras herausholen konnten; die Wölfe wurden so mager und schwach, daß sie sich an einen Baum lehnten, wenn sie heulen wollten. Nun seh' einer den Unterschied zwischen Missouri und Arkansas. Was fingen wir zum Beispiel im Winter an, wo wir nichts für das arme Viehzeug zu fressen hatten? Nun? Raten Sie einmal."

 

"Ließt es doch wohl im Walde herumlaufen?" fragte Curtis.

"Was hätte ihm denn das für Nutzen gebracht, das möcht' ich wissen? Der Boden war so dürr, daß nicht einmal Rinde auf den Büschen und Bäumen wuchs - nein, ich verfiel auf ein ganz anderes Mittel. Ihr kennt Tom, Roberts - der später in aller Eile eine Geschäftsreise nach Texas machen mußte - ih - der große Tom, erinnert Euch doch nur, er war so lang, daß er jedesmal niederknien mußte, wenn er sich auf dem Kopfe kratzen wollte. - Gut - der war früher einmal, in Philadelphia, glaub' ich, Mechanikus gewesen und hatte noch eine ganze Menge Handwerkszeug mitgebracht. Der mußte mir eine Partie großer, grüner Brillen anfertigen, die setzt' ich den Kühen auf, gab ihnen Hobelspäne zu fressen, und verdammt will ich sein, wenn sie's nicht für Gras fraßen und fett wurden."

"Gott sei uns gnädig!" rief Harper.

"Da haben wir's hier besser", fuhr Bahrens entzückt fort, "hier sitzen wir gewissermaßen im Moos drin, und die Jagd -"

"Hallo!" rief Harper jetzt dazwischen. "Auf die laß ich, was Missouri anbetrifft, nichts kommen. Die kann nirgends besser sein."

"Besser sein?" lachte Bahrens höhnisch. "Besser? Wenn ein Bär hier nur drei Zoll Fett auf dem Rücken hat, heißt er mager; die Hirsche -“

"Fängt man bei den Beinen!" lachte Roberts. Bahrens sah ihn verwundert an, und Harper schnitt ein außerordentlich freundliches Gesicht.

"Nun, Roberts, das müßt Ihr selber sagen", fuhr Bahrens fort. "Aber, Betsy, das Wasser kocht; nun brau das Getränk, mein Mädchen, du weißt, wie wir es gern haben - das müßt Ihr selber eingestehen, Roberts, im Jagen tut mir's hier keiner gleich. Kleines Wild schieß' ich gar nicht mehr, da hab' ich so meine eigenen Manieren, das zu fangen!"

"Wie bei uns die Jungen", sagte Harper, "die fangen auch die Kaninchen in Fallen."

"Fallen?" lächelte Bahrens verächtlich, "da braucht's auch noch Fallen dazu? - Kommt nach Arkansas, wenn ihr etwas lernen wollt. Liegt ein bißchen Schnee, dann geh ich hinaus in den Wald, nur weit genug, daß ich das Haus nicht mehr sehen kann –“

"Das ist nicht weit", meinte Curtis.

"Gut - dort steck' ich kleine Stücke rote Rüben in den Schnee und streue Schnupftabak darauf - morgens liegen die Kaninchen tot daneben."

"Fressen sie denn den Schnupftabak?" fragte der Krämer verwundert.

"Fressen? Nein, sie riechen daran und niesen so stark, daß sie sich den Hals brechen."

"Bei dem Halsbrechen", sagte Harper, "fällt mir ein, wie ich's neulich mit einer Eule machte. Die Kanaille hatte mir drei Nächte hintereinander jede Nacht ein Huhn fortgeholt, und ich war immer vergebens hinausgeschlichen. Endlich, am vierten Tag, kommt sie morgens früh, es regnete ein wenig, ans Haus geflogen. Ich merkt' es gleich an den Hühnern, die flatterten so sonderbar hin und her. Schnell griff ich nach der Büchse und lief hinaus, fand auch bald, daß die Eule in einem kleinen, dichtbelaubten Hickory sitze, ich konnte aber nur den Kopf von ihr sehen, und da ich sie nicht gleich totschießen, sondern den Hunden auch noch einen Spaß lassen wollte, so ging ich im Kreise herum, um eine passende Stelle zum Schießen auszusuchen. - Überall saßen aber die Blätter gleich dicht, und die Eule guckte mich indessen mit ihren großen, rollenden Glotzaugen fest an. Dreimal war ich auf die Art, mit der Büchse im Anschlag, um den Baum herumgegangen, als auf einmal etwas in den Zweigen raschelte und die Eule herunterkam. Hol mich der Böse, wenn sie sich nicht dadurch, daß sie mich immer im Auge behielt, ganz in Gedanken den Kopf abgedreht hatte."

"Das ist keine Kunst!" rief Bahrens, der nicht daran dachte, die Wahrheit der Erzählung zu bezweifeln. "Wie ich noch ein junger Bursche war, konnt' ich's mit jedem Truthahn im Rennen aufnehmen, und wenn er zu fliegen anfing und stieg nicht zu hoch, so hatt' ich ihn gewiß."

"Was das Laufen anbetrifft", meinte Harper, "so hätt' ich gewünscht, daß Sie meinen Bruder gesehen hätten, wenn er hinter Rebhühnern her war!"

"Sie wollen uns doch wohl nicht etwa hier erzählen, daß er Rebhühner im Fliegen gefangen hätte!" rief Bahrens, erschrocken aufspringend.

"Nein", sagte Harper, "das nicht, aber verdammt will ich sein, wenn er ihnen nicht bei jedem Sprunge eine Handvoll Federn aus dem Schwanze riß."

"Gentlemen, hier kommt der Stew! Gott segne es, Betsy - Sie haben ihn stark gemacht!" rief Roberts. "Nein, ich danke, kein Wasser mehr drunter, das benimmt ihm den würzigen Geruch, es muß mitgekocht werden. Aber, Bahrens, Ihr hattet wahrhaftig recht - das Bärenfett schmeckt ausgezeichnet; so etwas Mildes und doch so feurig!“

Das Gespräch wurde jetzt für einen Augenblick unterbrochen, und die Männer gaben sich ganz dem Genuß des Getränkes hin. Endlich brach Curtis das feierliche Schweigen und sagte schmunzelnd: "Mrs. Roberts und Mr. Rowson sollten nur den gestrengen Herrn Roberts hier sitzen sehen und Whisky-Stew trinken, die würden schöne Gesichter schneiden."

Roberts, der schon beim dritten Glase war und anfing, warm zu werden, setzte ab und rief aus: "Mr. Rowson mag zu - Grase gehen. Das weiß ich, daß er mir in nichts hineinschwatzen soll, was mich angeht! - Mit meiner Frau und Tochter mag er's machen, wie er will, oder - wie die wollen vielmehr."

"Ich glaube, die wollen ziemlich, wie er will", sagte Curtis.

"Leider Gottes - der glatte, geschmeidige Schleicher ist mir von je ein Dorn im Auge gewesen - schimpft immer auf die Römisch-Katholischen - hol's der Henker, wenn ich glaube, daß er um eine Prise Schnupftabak besser ist! –“

"Der Rowson ist wohl höllisch in das Mädchen, in Eure Tochter, verschossen?" fragte Curtis.

"Nun natürlich - in vier Wochen wollen sie zum Friedensrichter und halbpart machen - mir recht!“

"Hört, Roberts, ich war auch einmal unmenschlich verliebt", sagte Bahrens schmunzelnd. "Es war ein Mädchen aus der Stadt - aus St. Louis. Ich handelte damals mit den Osagen27 oben, nach dem Missouri- und Yellowstonefluß hinauf, und lagerte etwa drei Meilen westlich von der Stadt. Wollt Ihr's wohl glauben? Alle drei Tage bekam ich einen großen Brief, in dem gewiß von lauter Liebe und Treue geschrieben stand. Nur schade, daß ich es selbst nicht lesen konnte, und die Indianer, mit denen ich zusammen lebte, wußten an einem Briefe ebenfalls nicht das Inwendige vom Auswendigen zu unterscheiden. Eine Liebesglut muß aber in den Dingern gesteckt haben, das war fürchterlich - ich band sie zusammen und schob sie, als ich fortging, in einen ledernen Beutel, und wie ich nach Hause kam und machte ihn wieder auf, hatt' ich weiter nichts als Asche drin."

"Aber, Leute, ich dächte, wir gingen zu Bett!" rief der Krämer gähnend. "Morgen früh müssen wir doch mit der ersten Dämmerung aufbrechen, und mir ist's fast, als ob ich müde würde."

"Ja - 's wird spät", sagte Roberts, der in die Tür getreten war und nach den Sternen sah, "es muß schon zehn Uhr vorbei sein."

"Nur noch einen Augenblick!" wandte Harper mit schon etwas schwerer Zunge ein. "Da wir gerade von Liebe sprechen, so fällt mir da eine Geschichte von meinem Bruder ein, wie er noch ein junger Bursche war. - Den hättet ihr kennen sollen - ein verfluchter Kerl; achtzehn Jahre alt, und schon drei Mädchen die Ehe versprochen. Kommt auch in Philadelphia zu einem Quäker28, und das ist sonderbarerweise gerade der Bruder des einen Mädchens. Der erkennt ihn, ist aber ganz freundlich und lädt ihn ein, bei ihm zu Tische zu bleiben; doch nach dem Essen steht er auf, schützt einige Geschäfte vor und verläßt das Haus, um die Konstabler zu holen und meinen Bruder einstecken zu lassen. Was meint ihr aber, was er fand, als er wieder nach Hause kam?"

"Nun, er hatte sich wahrscheinlich aus dem Staube gemacht –“

"Ja - aber nicht allein, er war mit des Quäkers Frau durchgegangen.“

"Ne, kann der Mensch lügen!" flüsterte Bahrens heimlich Curtis zu, der neben ihm stand.

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