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Wallensteins Tod

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Achter Auftritt

Wallenstein. Terzky. Illo kömmt wütend.

Illo
 
     Verrat und Meuterei!
 
Terzky
 
     Ha! was nun wieder?
 
Illo
 
     Die Tiefenbacher, als ich Ordre gab,
     Sie abzulösen – Pflichtvergeßne Schelmen!
 
Terzky
 
     Nun?
 
Wallenstein
 
     Was denn?
 
Illo
 
     Sie verweigern den Gehorsam.
 
Terzky
 
     So laß sie niederschießen! O gib Ordre!
 
Wallenstein
 
     Gelassen! Welche Ursach geben sie?
 
Illo
 
     Kein andrer sonst hab ihnen zu befehlen
     Als Generalleutnant Piccolomini.
 
Wallenstein
 
     Was – Wie ist das?
 
Illo
 
     So hab er's hinterlassen
     Und eigenhändig vorgezeigt vom Kaiser.
 
Terzky
 
     Vom Kaiser – Hörst du's, Fürst!
 
Illo
 
     Auf seinen Antrieb
     Sind gestern auch die Obersten entwichen.
 
Terzky
 
     Hörst du's!
 
Illo
 
     Auch Montecuculi, Caraffa
     Und noch sechs andre Generale werden
     Vermißt, die er bered't hat, ihm zu folgen.
     Das hab er alles schon seit lange schriftlich
     Bei sich gehabt vom Kaiser und noch jüngst
     Erst abgeredet mit dem Questenberger.
 

(Wallenstein sinkt auf einen Stuhl und verhüllt sich das Gesicht.)

Terzky
 
     O hättest du mir doch geglaubt!
 

Neunter Auftritt

Gräfin. Vorige.

Gräfin
 
     Ich kann die Angst – ich kann's nicht länger tragen,
     Um Gotteswillen, sagt mir, was es ist.
 
Illo
 
     Die Regimenter fallen von uns ab.
     Graf Piccolomini ist ein Verräter.
 
Gräfin
 
     O meine Ahnung!
 

(Stürzt aus dem Zimmer.)

Terzky
 
     Hätt' man mir geglaubt!
     Da siehst du's, wie die Sterne dir gelogen!
 
Wallenstein. (richtet sich auf)
 
     Die Sterne lügen nicht, das aber ist
     Geschehen wider Sternenlauf und Schicksal.
     Die Kunst ist redlich, doch dies falsche Herz
     Bringt Lug und Trug in den wahrhaft'gen Himmel.
     Nur auf der Wahrheit ruht die Wahrsagung;
     Wo die Natur aus ihren Grenzen wanket,
     Da irret alle Wissenschaft. War es
     Ein Aberglaube, menschliche Gestalt
     Durch keinen solchen Argwohn zu entehren,
     O nimmer schäm ich dieser Schwachheit mich!
     Religion ist in der Tiere Trieb,
     Es trinkt der Wilde selbst nicht mit dem Opfer,
     Dem er das Schwert will in den Busen stoßen.
     Das war kein Heldenstück, Octavio!
     Nicht deine Klugheit siegte über meine,
     Dein schlechtes Herz hat über mein gerades
     Den schändlichen Triumph davongetragen.
     Kein Schild fing deinen Mordstreich auf, du führtest
     Ihn ruchlos auf die unbeschützte Brust,
     Ein Kind nur bin ich gegen solche Waffen.
 

Zehnter Auftritt

Vorige. Buttler.

Terzky
 
     O sieh da! Buttler! Das ist noch ein Freund!
     Wallenstein
 

(geht ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen und umfaßt ihn mit Herzlichkeit)

 
     Komm an mein Herz, du alter Kriegsgefährt'!
     So wohl tut nicht der Sonne Blick im Lenz
     Als Freundes Angesicht in solcher Stunde.
 
Buttler
 
     Mein General – Ich komme —
 
Wallenstein. (sich auf seine Schultern lehnend)
 
     Weißt du's schon?
     Der Alte hat dem Kaiser mich verraten.
     Was sagst du? Dreißig Jahre haben wir
     Zusammen ausgelebt und ausgehalten.
     In einem Feldbett haben wir geschlafen,
     Aus einem Glas getrunken, einen Bissen
     Geteilt, ich stützte mich auf ihn, wie ich
     Auf deine treue Schulter jetzt mich stütze;
     Und in dem Augenblick, da liebevoll
     Vertrauend meine Brust an seiner schlägt,
     Ersieht er sich den Vorteil, sticht das Messer
     Mir listig lauernd, langsam in das Herz!
 

(Er verbirgt das Gesicht an Buttlers Brust.)

Buttler
 
     Vergeßt den Falschen. Sagt, was wollt Ihr tun?
 
Wallenstein
 
     Wohl, wohl gesprochen. Fahre hin! Ich bin
     Noch immer reich an Freunden, bin ich nicht?
     Das Schicksal liebt mich noch, denn eben jetzt,
     Da es des Heuchlers Tücke mir entlarvt,
     Hat es ein treues Herz mir zugesendet.
     Nichts mehr von ihm. Denkt nicht, daß sein Verlust
     Mich schmerze, oh! mich schmerzt nur der Betrug.
     Denn wert und teur waren mir die beiden,
     Und jener Max, er liebte mich wahrhaftig,
     Er hat mich nicht getäuscht, er nicht – Genug,
     Genug davon! Jetzt gilt es schnellen Rat —
     Der Reitende, den mir Graf Kinsky schickt
     Aus Prag, kann jeden Augenblick erscheinen.
     Was er auch bringen mag, er darf den Meutern
     Nicht in die Hände fallen. Drum geschwind,
     Schickt einen sichern Boten ihm entgegen,
     Der auf geheimem Weg ihn zu mir führe.
 

(Illo will gehen.)

Buttler. (hält ihn zurück)
 
     Mein Feldherr, wen erwartet Ihr?
 
Wallenstein
 
     Den Eilenden, der mir die Nachricht bringt,
     Wie es mit Prag gelungen.
 
Buttler
 
     Hum!
 
Wallenstein
 
     Was ist Euch?
 
Buttler
 
     So wißt Ihr's nicht?
 
Wallenstein
 
     Was denn?
 
Buttler
 
     Wie dieser Lärmer
     Ins Lager kam? —
 
Wallenstein
 
     Wie?
 
Buttler
 
     Jener Bote —
 
Wallenstein. (erwartungsvoll)
 
     Nun?
 
Buttler
 
     Er ist herein.
 

Terzky und Illo.

 
     Er ist herein?
 
Wallenstein
 
     Mein Bote?
 
Buttler
 
     Seit mehrern Stunden.
 
Wallenstein
 
     Und ich weiß es nicht?
 
Buttler
 
     Die Wache fing ihn auf.
 
Illo. (stampft mit dem Fuß)
 
     Verdammt!
 
Buttler
 
     Sein Brief
     Ist aufgebrochen, läuft durchs ganze Lager —
 
Wallenstein. (gespannt)
 
     Ihr wißt, was er enthält?
 
Buttler. (bedenklich)
 
     Befragt mich nicht!
 
Terzky
 
     Oh – Weh uns, Illo! Alles stürzt zusammen!
 
Wallenstein
 
     Verhehlt mir nichts. Ich kann das Schlimmste hören.
     Prag ist verloren? Ist's? Gesteht mir's frei.
 
Buttler
 
     Es ist verloren. Alle Regimenter
     Zu Budweis, Tabor, Braunau, Königingrätz,
     Zu Brünn und Znaym haben Euch verlassen,
     Dem Kaiser neu gehuldigt – Ihr selbst
     Mit Kinsky, Terzky, Illo seid geächtet.
 

(Terzky und Illo zeigen Schrecken und Wut. Wallenstein bleibt fest und gefaßt stehen.)

 
Wallenstein. (nach einer Pause)
 
     Es ist entschieden, nun ist's gut – und schnell
     Bin ich geheilt von allen Zweifelsqualen,
     Die Brust ist wieder frei, der Geist ist hell:
     Nacht muß es sein, wo Friedlands Sterne strahlen.
     Mit zögerndem Entschluß, mit wankendem Gemüt
     Zog ich das Schwert, ich tat's mit Widerstreben,
     Da es in meine Wahl noch war gegeben!
     Notwendigkeit ist da, der Zweifel flieht,
     Jetzt fecht ich für mein Haupt und für mein Leben.
 

(Er geht ab. Die andern folgen.)

Elfter Auftritt

Gräfin Terzky. (kommt aus dem Seitenzimmer)

 
     Nein! Ich kann's länger nicht – Wo sind sie? Alles
     Ist leer. Sie lassen mich allein – allein
     In dieser fürchterlichen Angst – Ich muß
     Mich zwingen vor der Schwester, ruhig scheinen
     Und alle Qualen der bedrängten Brust
     In mir verschließen – Das ertrag ich nicht!
     – Wenn es uns fehlschlägt, wenn er zu dem Schweden
     Mit leerer Hand, als Flüchtling, müßte kommen,
     Nicht als geehrter Bundesgenosse, stattlich,
     Gefolgt von eines Heeres Macht – Wenn wir
     Von Land zu Land wie der Pfalzgraf müßten wandern,
     Ein schmählich Denkmal der gefallnen Größe —
     Nein, diesen Tag will ich nicht schaun! und könnt'
     Er selbst es auch ertragen, so zu sinken,
     Ich trüg's nicht, so gesunken ihn zu sehn.
 

Zwölfter Auftritt

Gräfin. Herzogin. Thekla.

Thekla. (will die Herzogin zurückhalten)
 
     O liebe Mutter, bleiben Sie zurück!
 
Herzogin
 
     Nein, hier ist noch ein schreckliches Geheimnis,
     Das mir verhehlt wird – Warum meidet mich
     Die Schwester? Warum seh ich sie voll Angst
     Umhergetrieben, warum dich voll Schrecken?
     Und was bedeuten diese stummen Winke,
     Die du verstohlen heimlich mit ihr wechselst?
 
Thekla
 
     Nichts, liebe Mutter!
 
Herzogin
 
     Schwester, ich will's wissen.
 
Gräfin
 
     Was hilft's auch, ein Geheimnis draus zu machen!
     Läßt sich's verbergen? Früher, später muß
     Sie's doch vernehmen lernen und ertragen!
     Nicht Zeit ist's jetzt, der Schwäche nachzugeben,
     Mut ist uns not und ein gefaßter Geist,
     Und in der Stärke müssen wir uns üben.
     Drum besser, es entscheidet sich ihr Schicksal
     Mit einem Wort – Man hintergeht Euch, Schwester.
     Ihr glaubt, der Herzog sei entsetzt – der Herzog
     Ist nicht entsetzt – er ist —
 
Thekla. (zur Gräfin gehend)
 
     Wollt Ihr sie töten?
 
Gräfin
 
     Der Herzog ist —
 
Thekla. (die Arme um die Mutter schlagend)
 
     O standhaft, meine Mutter!
 
Gräfin
 
     Empört hat sich der Herzog, zu dem Feind
     Hat er sich schlagen wollen, die Armee
     Hat ihn verlassen, und es ist mißlungen.
 

(Während dieser Worte wankt die Herzogin und fällt ohnmächtig in die Arme ihrer Tochter.)

Dreizehnter Auftritt

Ein großer Saal beim Herzog von Friedland.

Wallenstein. (im Harnisch)
 
     Du hast's erreicht, Octavio – Fast bin ich
     Jetzt so verlassen wieder, als ich einst
     Vom Regenspurger Fürstentage ging.
     Da hatt' ich nichts mehr als mich selbst – doch was
     Ein Mann kann wert sein, habt ihr schon erfahren.
     Den Schmuck der Zweige habt ihr abgehauen,
     Da steh ich, ein entlaubter Stamm! Doch innen
     Im Marke lebt die schaffende Gewalt,
     Die sprossend eine Welt aus sich geboren.
     Schon einmal galt ich euch statt eines Heeres,
     Ich einzelner. Dahingeschmolzen vor
     Der schwed'schen Stärke waren eure Heere,
     Am Lech sank Tilly, euer letzter Hort;
     Ins Bayerland, wie ein geschwollner Strom,
     Ergoß sich dieser Gustav, und zu Wien
     In seiner Hofburg zitterte der Kaiser.
     Soldaten waren teuer, denn die Menge
     Geht nach dem Glück – Da wandte man die Augen
     Auf mich, den Helfer in der Not, es beugte sich
     Der Stolz des Kaisers vor dem Schwergekränkten:
     Ich sollte aufstehn mit dem Schöpfungswort
     Und in die hohlen Läger Menschen sammeln.
     Ich tat's. Die Trommel ward gerührt. Mein Name
     Ging wie ein Kriegsgott durch die Welt. Der Pflug,
     Die Werkstatt wird verlassen, alles wimmelt
     Der altbekannten Hoffnungsfahne zu —
     – Noch fühl ich mich denselben, der ich war!
     Es ist der Geist, der sich den Körper baut,
     Und Friedland wird sein Lager um sich füllen.
     Führt eure Tausende mir kühn entgegen,
     Gewohnt wohl sind sie, unter mir zu siegen,
     Nicht gegen mich – Wenn Haupt und Glieder sich trennen,
     Da wird sich zeigen, wo die Seele wohnte.
 

(Illo und Terzky treten ein.)

 
     Mut, Freunde, Mut! Wir sind noch nicht zu Boden.
     Fünf Regimenter Terzky sind noch unser
     Und Buttlers wackre Scharen – Morgen stößt
     Ein Heer zu uns von sechzehntausend Schweden.
     Nicht mächt'ger war ich, als ich vor neun Jahren
     Auszog, dem Kaiser Deutschland zu erobern.
 

Vierzehnter Auftritt

Vorige. Neumann, der den Grafen Terzky beiseite führt und mit ihm spricht.

Terzky. (zu Neumann)
 
     Was suchen Sie?
 
Wallenstein
 
     Was gibt's?
 
Terzky
 
     Zehn Kürassiere
     Von Pappenheim verlangen dich im Namen
     Des Regiments zu sprechen.
 
Wallenstein. (schnell zu Neumann)
 
     Laß sie kommen.
 

(Neumann geht hinaus.)

 
     Davon erwart ich etwas. Gebet acht,
     Sie zweifeln noch und sind noch zu gewinnen.
 

Fünfzehnter Auftritt

Wallenstein. Terzky. Illo. Zehn Kürassiere, von einem Gefreiten geführt, marschieren auf und stellen sich nach dem Kommando in einem Glied vor den Herzog, die Honneurs machend.

Wallenstein. (nachdem er sie eine Zeitlang mit den Augen gemessen, zum Gefreiten)
 
     Ich kenne dich wohl. Du bist aus Brügg' in Flandern,
     Dein Nam' ist Mercy.
 
Gefreiter
 
     Heinrich Mercy heiß ich.
 
Wallenstein
 
     Du wurdest abgeschnitten auf dem Marsch,
     Von Hessischen umringt und schlugst dich durch,
     Mit hundertachtzig Mann durch ihrer tausend.
 
Gefreiter
 
     So ist's, mein General.
 
Wallenstein
 
     Was wurde dir
     Für diese wackre Tat?
 
Gefreiter
 
     Die Ehr', mein Feldherr,
     Um die ich bat, bei diesem Korps zu dienen.
 
Wallenstein. (wendet sich zu einem andern)
 
     Du warst darunter, als ich die Freiwilligen
     Heraus ließ treten auf dem Altenberg,
     Die schwed'sche Batterie hinwegzunehmen.
 
Zweiter Kürassier
 
     So ist's, mein Feldherr.
 
Wallenstein
 
     Ich vergesse keinen,
     Mit dem ich einmal Worte hab gewechselt.
     Bringt eure Sache vor.
 
Gefreiter. (kommandiert)
 
     Gewehr in Arm!
 
Wallenstein. (zu einem dritten gewendet)
 
     Du nennst dich Risbeck, Köln ist dein Geburtsort.
 
Dritter Kürassier
 
     Risbeck aus Köln.
 
Wallenstein
 
     Den schwed'schen Oberst Dübald brachtest du
     Gefangen ein im Nürenberger Lager.
 
Dritter Kürassier
 
     Ich nicht, mein General.
 
Wallenstein
 
     Ganz recht! Es war
     Dein ältrer Bruder, der es tat – du hattest
     Noch einen jüngern Bruder, wo blieb der?
 
Dritter Kürassier
 
     Er steht zu Olmütz bei des Kaisers Heer.
 
Wallenstein. (zum Gefreiten)
 
     Nun so laß hören.
 
Gefreiter
 
     Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,
     Der uns —
 
Wallenstein. (unterbricht ihn)
 
     Wer wählte Euch?
 
Gefreiter
 
     Jedwede Fahn'
     Zog ihren Mann durchs Los.
 
Wallenstein
 
     Nun denn zur Sache!
 
Gefreiter
 
     Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,
     Der uns befiehlt, die Pflicht dir aufzukündigen,
     Weil du ein Feind und Landsverräter seist.
 
Wallenstein
 
     Was habt ihr drauf beschlossen?
 
Gefreiter
 
     Unsre Kameraden
     Zu Braunau, Budweis, Prag und Olmütz haben
     Bereits gehorcht, und ihrem Beispiel folgten
     Die Regimenter Tiefenbach, Toscana.
     – Wir aber glauben's nicht, daß du ein Feind
     Und Landsverräter bist, wir halten's bloß
     Für Lug und Trug und spanische Erfindung.
 

(Treuherzig.)

 
     Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,
     Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,
     Das höchste Zutraun haben wir zu dir,
     Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,
     Den guten Feldherrn und die guten Truppen.
 
Wallenstein
 
     Daran erkenn ich meine Pappenheimer.
 
Gefreiter
 
     Und dies entbietet dir dein Regiment:
     Ist's deine Absicht bloß, dies Kriegeszepter,
     Das dir gebührt, das dir der Kaiser hat
     Vertraut, in deinen Händen zu bewahren,
     Östreichs rechtschaffner Feldhauptmann zu sein,
     So wollen wir dir beistehn und dich schützen
     Bei deinem guten Rechte gegen jeden —
     Und wenn die andern Regimenter alle
     Sich von dir wenden, wollen wir allein
     Dir treu sein, unser Leben für dich lassen.
     Denn das ist unsre Reiterpflicht, daß wir
     Umkommen lieber, als dich sinken lassen.
     Wenn's aber so ist, wie des Kaisers Brief
     Besagt, wenn's wahr ist, daß du uns zum Feind
     Treuloserweise willst hinüberführen,
     Was Gott verhüte! ja, so wollen wir
     Dich auch verlassen und dem Brief gehorchen.
 
Wallenstein
 
     Hört, Kinder —
 
Gefreiter
 
     Braucht nicht viel Wort. Sprich
     Ja oder nein, so sind wir schon zufrieden.
 
Wallenstein
 
     Hört an. Ich weiß, daß ihr verständig seid,
     Selbst prüft und denkt und nicht der Herde folgt.
     Drum hab ich euch, ihr wißt's, auch ehrenvoll
     Stets unterschieden in der Heereswoge;
     Denn nur die Fahnen zählt der schnelle Blick
     Des Feldherrn, er bemerkt kein einzeln Haupt,
     Streng herrscht und blind der eiserne Befehl,
     Es kann der Mensch dem Menschen hier nichts gelten —
     So, wißt ihr, hab ich's nicht mit euch gehalten;
     Wie ihr euch selbst zu fassen angefangen
     Im rohen Handwerk, wie von euren Stirnen
     Der menschliche Gedanke mir geleuchtet,
     Hab ich als freie Männer euch behandelt,
     Der eignen Stimme Recht euch zugestanden —
 
Gefreiter
 
     Ja, würdig hast du stets mit uns verfahren,
     Mein Feldherr, uns geehrt durch dein Vertraun,
     Uns Gunst erzeigt vor allen Regimentern.
     Wir folgen auch dem großen Haufen nicht,
     Du siehst's! Wir wollen treulich bei dir halten.
     Sprich nur ein Wort, dein Wort soll uns genügen,
     Daß es Verrat nicht sei, worauf du sinnst,
     Daß du das Herr zum Feind nicht wollest führen.
 
Wallenstein
 
     Mich, mich verrät man! Aufgeopfert hat mich
     Der Kaiser meinen Feinden, fallen muß ich,
     Wenn meine braven Truppen mich nicht retten.
     Euch will ich mich vertrauen – Euer Herz
     Sei meine Festung! Seht, auf diese Brust
     Zielt man! Nach diesem greisen Haupte! – Das
     Ist span'sche Dankbarkeit, das haben wir
     Für jene Mordschlacht auf der alten Feste,
     Auf Lützens Ebnen! Darum warfen wir
     Die nackte Brust der Partisan' entgegen,
     Drum machten wir die eisbedeckten Erde,
     Den harten Stein zu unserm Pfühl; kein Strom
     War uns zu schnell, kein Wald zu undurchdringlich,
     Wir folgten jenem Mansfeld unverdrossen
     Durch alle Schlangenkrümmen seiner Flucht,
     Ein ruheloser Marsch war unser Leben,
     Und wie des Windes Sausen, heimatlos,
     Durchstürmten wir die kriegbewegte Erde.
     Und jetzt, da wir die schwere Waffenarbeit,
     Die undankbare, fluchbeladene, getan,
     Mit unermüdet treuem Arm des Krieges Last
     Gewälzt, soll dieser kaiserliche Jüngling
     Den Frieden leicht wegtragen, soll den Ölzweig,
     Die wohlverdiente Zierde unsers Haupts,
     Sich in die blonden Knabenhaare flechten —
 
Gefreiter
 
     Das soll er nicht, solang wir's hindern können.
     Niemand als du, der ihn mit Ruhm geführt,
     Soll diesen Krieg, den fürchterlichen, enden.
     Du führtest uns heraus ins blut'ge Feld
     Des Todes, du, kein andrer, sollst uns fröhlich
     Heimführen in des Friedens schöne Fluren,
     Der langen Arbeit Früchte mit uns teilen —
 
Wallenstein
 
     Wie? denkt ihr euch im späten Alter endlich
     Der Früchte zu erfreuen? Glaubt das nicht.
     Ihr werdet dieses Kampfes Ende nimmer
     Erblicken! Dieser Krieg verschlingt uns alle.
     Östreich will keinen Frieden; darum eben,
     Weil ich den Frieden suche, muß ich fallen.
     Was kümmert's Östreich, ob der lange Krieg
     Die Heere aufreibt und die Welt verwüstet,
     Es will nur wachsen stets und Land gewinnen.
     Ihr seid gerührt – ich seh den edeln Zorn
     Aus euren kriegerischen Augen blitzen.
     O daß mein Geist euch jetzt beseelen möchte,
     Kühn, wie er einst in Schlachten euch geführt!
     Ihr wollt mir beistehn, wollt mich mit den Waffen
     Bei meinem Rechte schützen – das ist edelmütig!
     Doch denket nicht, daß ihr's vollenden werdet,
     Das kleine Heer! Vergebens werdet ihr
     Für euren Feldherrn euch geopfert haben.
 

(Zutraulich.)

 
 
     Nein! Laßt uns sicher gehen, Freunde suchen,
     Der Schwede sagt uns Hilfe zu, laßt uns
     Zum Schein sie nutzen, bis wir, beiden furchtbar,
     Europens Schicksal in den Händen tragen
     Und der erfreuten Welt aus unserm Lager
     Den Frieden schön bekränzt entgegenführen.
 
Gefreiter
 
     So treibst du's mit dem Schweden nur zum Schein?
     Du willst den Kaiser nicht verraten, willst uns
     Nicht schwedisch machen? – sieh, das ist's allein,
     Was wir von dir verlangen zu erfahren.
 
Wallenstein
 
     Was geht der Schwed' mich an? Ich haß ihn, wir
     Den Pfuhl der Hölle, und mit Gott gedenk ich ihn
     Bald über seine Ostsee heimzujagen.
     Mir ist's allein ums Ganze. Seht! Ich hab
     Ein Herz, der Jammer dieses deutschen Volks erbarmt mich.
     Ihr seid gemeine Männer nur, doch denkt
     Ihr nicht gemein, ihr scheint mir's wert vor andern,
     Daß ich ein traulich Wörtlein zu euch rede —
     Seht! Fünfzehn Jahr schon brennt die Kriegesfackel,
     Und noch ist nirgends Stillstand. Schwed' und Deutscher!
     Papist und Lutheraner! Keiner will
     Dem andern weichen! Jede Hand ist wider
     Die andre! Alles ist Partei und nirgends
     Kein Richter! Sagt, wo soll das enden? wer
     Den Knäul entwirren, der, sich endlos selbst
     Vermehrend, wächst – Er muß zerhauen werden.
     Ich fühl's, daß ich der Mann des Schicksals bin,
     Und hoff's mit eurer Hilfe zu vollführen.
 

Sechzehnter Auftritt

Buttler. Vorige.

Buttler. (in Eifer)
 
     Das ist nicht wohlgetan, mein Feldherr.
 
Wallenstein
 
     Was?
 
Buttler
 
     Das muß uns schaden bei den Gutgesinnten.
 
Wallenstein
 
     Was denn?
 
Buttler
 
     Es heißt den Aufruhr öffentlich erklären!
 
Wallenstein
 
     Was ist es denn?
 
Buttler
 
     Graf Terzkys Regimenter reißen
     Den kaiserlichen Adler von den Fahnen
     Und pflanzen deine Zeichen auf.
 
Gefreiter. (zu den Kürassieren)
 
     Rechts um!
 
Wallenstein
 
     Verflucht sei dieser Rat, und wer ihn gab!
 

(Zu den Kürassieren, welche abmarschieren.)

 
     Halt, Kinder, halt – Es ist ein Irrtum – Hört —
     Und streng will ich's bestrafen – Hört doch! Bleibt.
     Sie hören nicht.
 

(Zu Illo.)

 
     Geh nach, bedeute sie,
     Bring sie zurück, es koste was es wolle.
 

(Illo eilt hinaus.)

 
     Das stürzt uns ins Verderben – Buttler! Buttler!
     Ihr seid mein böser Dämon, warum mußtet Ihr's
     In ihrem Beisein melden! – Alles war
     Auf gutem Weg – Sie waren halb gewonnen —
     Die Rasenden, mit ihrer unbedachten
     Dienstfertigkeit! – O grausam spielt das Glück
     Mit mir! Der Freunde Eifer ist's, der mich
     Zugrunde richtet, nicht er Haß der Feinde.
 
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