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Wallensteins Tod

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Achter Auftritt

Buttler und Gordon.

Gordon. (ihnen nachsehend)
 
     Die Unglückseligen! Wie ahnungslos
     Sie in das ausgespannte Mordnetz stürzen
     In ihrer blinden Siegestrunkenheit! —
     Ich kann sie nicht beklagen. Dieser Illo,
     Der übermütig freche Bösewicht,
     Der sich in seines Kaisers Blut will baden!
 
Buttler
 
     Tut, wie er Euch befohlen. Schickt Patrouillen
     Herum, sorgt für die Sicherheit der Festung;
     Sind jene oben, schließ ich gleich die Burg,
     Daß in der Stadt nichts von der Tat verlaute!
 
Gordon. (ängstlich)
 
     O eilt nicht so! Erst sagt mir —
 
Buttler
 
     Ihr vernahmt's,
     Der nächste Morgen schon gehört den Schweden.
     Die Nacht nur ist noch unser, sie sind schnell,
     Noch schneller wollen wir sein – Lebet wohl.
 
Gordon
 
     Ach Eure Blicke sagen mir nichts Gutes.
     Versprechet mir —
 
Buttler
 
     Der Sonne Licht ist unter,
     Herabsteigt ein verhängnisvoller Abend —
     Sie macht ihr Dünkel sicher. Wehrlos gibt sie
     Ihr böser Stern in unsre Hand, und mitten
     In ihrem trunknen Glückeswahne soll
     Der scharfe Stahl ihr Leben rasch zerschneiden.
     Ein großer Rechenkünstler war der Fürst
     Von jeher, alles wußt' er zu berechnen,
     Die Menschen wußt' er, gleich des Brettspiels Steinen,
     Nach seinem Zweck zu setzen und zu schieben,
     Nicht Anstand nahm er, andrer Ehr' und Würde
     Und guten Ruf zu würfeln und zu spielen.
     Gerechnet hat er fort und fort, und endlich
     Wird doch der Kalkul irrig sein; er wird
     Sein Leben selbst hineingerechnet haben,
     Wie jener dort in seinem Zirkel fallen.
 
Gordon
 
     O seiner Fehler nicht gedenket jetzt!
     An seine Größe denkt, an seine Milde,
     An seines Herzens liebenswerte Züge,
     An alle Edeltaten seines Lebens,
     Und laßt sie in das aufgehobne Schwert
     Als Engel bittend, gnadeflehend fallen.
 
Buttler
 
     Es ist zu spät. Nicht Mitleid darf ich fühlen,
     Ich darf nur blutige Gedanken haben.
 

(Gordons Hand fassend.)

 
     Gordon! Nicht meines Hasses Trieb – Ich liebe
     Den Herzog nicht und hab dazu nicht Ursach' —
     Doch nicht mein Haß macht mich zu seinem Mörder.
     Sein böses Schicksal ist's. Das Unglück treibt mich,
     Die feindliche Zusammenkunft der Dinge.
     Es denkt der Mensch die freie Tat zu tun,
     Umsonst! Er ist das Spielwerk nur der blinden
     Gewalt, die aus der eignen Wahl ihm schnell
     Die furchtbare Notwendigkeit erschafft.
     Was hälf's ihm auch, wenn mir für ihn im Herzen
     Was redete – Ich muß ihn dennoch töten.
 
Gordon
 
     O wenn das Herz Euch warnt, folgt seinem Triebe!
     Das Herz ist Gottes Stimme, Menschenwerk
     Ist aller Klugheit künstliche Berechnung.
     Was kann aus blut'ger Tat Euch Glückliches
     Gedeihen? O aus Blut entspringt nicht Gutes!
     Soll sie die Staffel Euch zur Größe bauen?
     O glaubt das nicht – Es kann der Mord bisweilen
     Den Königen, der Mörder nie gefallen.
 
Buttler
 
     Ihr wißt nicht. Fragt nicht. Warum mußten auch
     Die Schweden siegen und so eilend nahn!
     Gern überließ ich ihn des Kaisers Gnade,
     Sein Blut nicht will ich. Nein, er möchte leben.
     Doch meines Wortes Ehre muß ich lösen.
     Und sterben muß er, oder – hört und wißt! —
     Ich bin entehrt, wenn uns der Fürst entkommt.
 
Gordon
 
     O solchen Mann zu retten —
 
Buttler. (schnell)
 
     Was?
 
Gordon
 
     Ist eines Opfers wert – Seid edelmütig!
     Das Herz und nicht die Meinung ehrt den Mann.
 
Buttler. (kalt und stolz)
 
     Er ist ein großer Herr, der Fürst – Ich aber
     Bin nur ein kleines Haupt, das wollt Ihr sagen.
     Was liegt der Welt dran, meint Ihr, ob der niedrig
     Geborene sich ehret oder schändet,
     Wenn nur der Fürstliche gerettet wird.
     – Ein jeder gibt den Wert sich selbst. Wie hoch ich
     Mich selbst anschlagen will, das steht bei mir.
     So hoch gestellt ist keiner auf der Erde,
     Daß ich mich selber neben ihm verachte.
     Den Menschen macht sein Wille groß und klein,
     Und weil ich meinem treu bin, muß er sterben.
 
Gordon
 
     O einen Felsen streb ich zu bewegen!
     Ihr seid von Menschen menschlich nicht gezeugt.
     Nicht hindern kann ich Euch, ihn aber rette
     Ein Gott aus Eurer fürchterlichen Hand.
 

(Sie gehen ab.)

Neunter Auftritt

Ein Zimmer bei der Herzogin. Thekla in einem Sessel, bleich, mit geschloßnen Augen. Herzogin und Fräulein von Neubrunn um sie beschäftigt. Wallenstein und die Gräfin im Gespräch.

Wallenstein
 
     Wie wußte sie es denn so schnell?
 
Gräfin
 
     Sie scheint
     Unglück geahnt zu haben. Das Gerücht
     Von einer Schlacht erschreckte sie, worin
     Der kaiserliche Oberst sei gefallen.
     Ich sah es gleich. Sie flog dem schwedischen
     Kurier entgegen und entriß ihm schnell
     Durch Fragen das unglückliche Geheimnis.
     Zu spät vermißten wir sie, eilten nach,
     Ohnmächtig lag sie schon in seinen Armen.
 
Wallenstein
 
     So unbereitet mußte dieser Schlag
     Sie treffen! Armes Kind! – Wie ist's? Erholt sie sich?
 

(Indem er sich zur Herzogin wendet.)

Herzogin
 
     Sie schlägt die Augen auf.
 
Gräfin
 
     Sie lebt!
 
Thekla. (sich umschauend)
 
     Wo bin ich?
 
Wallenstein. (tritt zu ihr, sie mit seinen Armen aufrichtend)
 
     Komm zu dir, Thekla. Sei mein starkes Mädchen!
     Sieh deiner Mutter liebende Gestalt
     Und deines Vaters Arme, die dich halten.
 
Thekla. (richtet sich auf)
 
     Wo ist er? Ist er nicht mehr hier?
 
Herzogin
 
     Wer, meine Tochter?
 
Thekla
 
     Der dieses Unglückswort aussprach —
 
Herzogin
 
     O denke nicht daran, mein Kind! Hinweg
     Von diesem Bilde wende die Gedanken.
 
Wallenstein
 
     Laßt ihren Kummer reden! Laßt sie klagen!
     Mischt eure Tränen mit den ihrigen.
     Denn einen großen Schmerz hat sie erfahren;
     Doch wird sie's überstehn, denn meine Thekla
     Hat ihres Vaters unbezwungnes Herz.
 
Thekla
 
     Ich bin nicht krank. Ich habe Kraft, zu stehn.
     Was weint die Mutter? Hab ich sie erschreckt?
     Es ist vorüber, ich besinne mich wieder.
 

(Sie ist aufgestanden und sucht mit den Augen im Zimmer.)

 
     Wo ist er? Man verberge mir ihn nicht.
     Ich habe Stärke gnug, ich will ihn hören.
 
Herzogin
 
     Nein, Thekla! Dieser Unglücksbote soll
     Nie wieder unter deine Augen treten.
 
Thekla
 
     Mein Vater —
 
Wallenstein
 
     Liebes Kind!
 
Thekla
 
     Ich bin nicht schwach,
     Ich werde mich auch bald noch mehr erholen.
     Gewähren Sie mir eine Bitte.
 
Wallenstein
 
     Sprich!
 
Thekla
 
     Erlauben Sie, daß dieser fremde Mann
     Gerufen werde! daß ich ihn allein
     Vernehme und befrage.
 
Herzogin
 
     Nimmermehr!
 
Gräfin
 
     Nein! Das ist nicht zu raten! Gib's nicht zu!
 
Wallenstein
 
     Warum willst du ihn sprechen, meine Tochter?
 
Thekla
 
     Ich bin gefaßter, wenn ich alles weiß.
     Ich will nicht hintergangen sein. Die Mutter
     Will mich nur schonen. Ich will nicht geschont sein.
     Das Schrecklichste ist ja gesagt, ich kann
     Nichts Schrecklichers mehr hören.
     Gräfin und Herzogin
 

(zu Wallenstein)

 
 
     Tu es nicht!
 
Thekla
 
     Ich wurde überrascht von meinem Schrecken,
     Mein Herz verriet mich bei dem fremden Mann,
     Er war ein Zeuge meiner Schwachheit, ja,
     Ich sank in seine Arme – das beschämt mich.
     Herstellen muß ich mich in seiner Achtung,
     Und sprechen muß ich ihn, notwendig, daß
     Der fremde Mann nicht ungleich von mir denke.
 
Wallenstein
 
     Ich finde, sie hat recht – und bin geneigt,
     Ihr diese Bitte zu gewähren. Ruft ihn.
 

(Fräulein Neubrunn geht hinaus.)

Herzogin
 
     Ich, deine Mutter, aber will dabei sein.
 
Thekla
 
     Am liebsten spräch' ich ihn allein. Ich werde
     Alsdann um so gefaßter mich betragen.
 
Wallenstein. (zur Herzogin)
 
     Laß es geschehn. Laß sie's mit ihm allein
     Ausmachen. Es gibt Schmerzen, wo der Mensch
     Sich selber nur helfen kann, ein starkes Herz
     Will sich auf seine Stärke nur verlassen.
     In ihrer, nicht an fremder Brust muß sie
     Kraft schöpfen, diesen Schlag zu überstehn.
     Es ist mein starkes Mädchen; nicht als Weib,
     Als Heldin will ich sie behandelt sehn.
 

(Er will gehen.)

Gräfin. (hält ihn)
 
     Wo gehst du hin? Ich hörte Terzky sagen,
     Du denkest morgen früh von hier zu gehn,
     Uns aber hierzulassen.
 
Wallenstein
 
     Ja, ihr bleibt
     Dem Schutze wackrer Männer übergeben.
 
Gräfin
 
     O nimm uns mit dir, Bruder! Laß uns nicht
     In dieser düstern Einsamkeit dem Ausgang
     Mit sorgendem Gemüt engegenharren.
     Das gegenwärt'ge Unglück trägt sich leicht,
     Doch grauenvoll vergrößert es der Zweifel
     Und der Erwartung Qual dem weit Entfernten.
 
Wallenstein
 
     Wer spricht von Unglück? Beßre deine Rede.
     Ich hab ganz andre Hoffnungen.
 
Gräfin
 
     So nimm uns mit. O laß uns nicht zurück
     In diesem Ort der traurigen Bedeutung,
     Denn schwer ist mir das Herz in diesen Mauern,
     Und wie ein Totenkeller haucht mich's an,
     Ich kann nicht sagen, wie der Ort mir widert.
     O führ uns weg! Komm, Schwester, bitt ihn auch,
     Daß er uns fortnimmt! Hilf mir, liebe Nichte.
 
Wallenstein
 
     Des Ortes böse Zeichen will ich ändern:
     Er sei's, der mir mein Teuerstes bewahrte.
 
Neubrunn. (kommt zurück):
 
     Der schwed'sche Herr!
 
Wallenstein
 
     Laßt sie mit ihm allein.
 

(Ab.)

Herzogin. (zu Thekla)
 
     Sieh, wie du dich entfärbtest! Kind, du kannst ihn
     Unmöglich sprechen. Folge deiner Mutter.
 
Thekla
 
     Die Neubrunn mag denn in der Nähe bleiben.
 

(Herzogin und Gräfin gehen ab.)

Zehnter Auftritt

Thekla. Der schwedische Hauptmann. Fräulein Neubrunn.

Hauptmann. (naht sich ehrerbietig)
 
     Prinzessin – ich – muß um Verzeihung bitten,
     Mein unbesonnen rasches Wort – Wie konnt' ich —
 
Thekla. (mit edelm Anstand)
 
     Sie haben mich in meinem Schmerz gesehn,
     Ein unglücksvoller Zufall machte Sie
     Aus einem Fremdling schnell mir zum Vertrauten.
 
Hauptmann
 
     Ich fürchte, daß Sie meinen Anblick hassen,
     Denn meine Zunge sprach ein traurig Wort.
 
Thekla
 
     Die Schuld ist mein. Ich selbst entriß es Ihnen,
     Sie waren nur die Stimme meines Schicksals.
     Mein Schrecken unterbrach den angefangnen
     Bericht. Ich bitte drum, daß Sie ihn enden.
 
Hauptmann. (bedenklich)
 
     Prinzessin, es wird Ihren Schmerz erneuern.
 
Thekla
 
     Ich bin darauf gefaßt – Ich will gefaßt sein.
     Wie fing das Treffen an? Vollenden Sie.
 
Hauptmann
 
     Wir standen, keines Überfalls gewärtig,
     Bei Neustadt schwach verschanzt in unserm Lager,
     Als gegen Abend eine Wolke Staubes
     Aufstieg vom Wald her, unser Vortrab fliehend
     Ins Lager stürzte, rief: der Feind sei da.
     Wie hatten eben nur noch Zeit, uns schnell
     Aufs Pferd zu werfen, da durchbrachen schon,
     In vollem Rosseslauf dahergesprengt,
     Die Pappenheimer den Verhack; schnell war
     Der Graben auch, der sich ums Lager zog,
     Von diesen stürm'schen Scharen überflogen.
     Doch unbesonnen hatte sie der Mut
     Vorausgeführt den andern, weit dahinten
     War noch das Fußvolk, nur die Pappenheimer waren
     Dem kühnen Führer kühn gefolgt. —
 

(Thekla macht eine Bewegung. Der Hauptmann hält einen Augenblick inne, bis sie ihm einen Wink gibt, fortzufahren.)

 
     Von vorn und von den Flanken faßten wir
     Sie jetzo mit der ganzen Reiterei
     Und drängten sie zurück zum Graben, wo
     Das Fußvolk, schnell geordnet, einen Rechen
     Von Piken ihnen starr entgegenstreckte.
     Nicht vorwärts konnten sie, auch nicht zurück,
     Gekeilt in drangvoll fürchterliche Enge.
     Da rief der Rheingraf ihrem Führer zu,
     In guter Schlacht sich ehrlich zu ergeben,
     Doch Oberst Piccolomini —
 

(Thekla schwindelnd, faßt einen Sessel.)

 
     ihn machte
     Der Helmbusch kenntlich und das lange Haar,
     Vom raschen Ritte war's ihm losgegangen —
     Zum Graben winkt er, sprengt, der erste, selbst
     Sein edles Roß darüber weg, ihm stürzt
     Das Regiment nach – doch – schon war's geschehen!
     Sein Pferd, von einer Partisan durchstoßen, bäumt
     Sich wütend, schleudert weit den Reiter ab,
     Und hoch weg über ihn geht die Gewalt
     Der Rosse, keinem Zügel mehr gehorchend.
 

(Thekla, welche die letzten Reden mit allen Zeichen wachsender Angst begleitet, verfällt in ein heftiges Zittern, sie will sinken, Fräulein Neubrunn eilt hinzu und empfängt sie in ihren Armen.)

Neubrunn
 
     Mein teures Fräulein —
 
Hauptmann. (gerührt)
 
     Ich entferne mich.
 
Thekla
 
     Es ist vorüber – Bringen Sie's zu Ende.
 
Hauptmann
 
     Da ergriff, als sie den Führer fallen sahn,
     Die Truppen grimmig wütende Verzweiflung.
     Der eignen Rettung denkt jetzt keiner mehr,
     Gleich wilden Tigern fechten sie, er reizt
     Ihr starrer Widerstand die Unsrigen,
     Und eher nicht erfolgt des Kampfes Ende,
     Als bis der letzte Mann gefallen ist.
 
Thekla. (mit zitternder Stimme)
 
     Und wo – wo ist – Sie sagten mir nicht alles.
 
Hauptmann. (nach einer Pause)
 
     Heut früh bestatteten wir ihn. Ihn trugen
     Zwölf Jünglinge der edelsten Geschlechter,
     Das ganze Heer begleitete die Bahre.
     Ein Lorbeer schmückte seinen Sarg, drauf legte
     Der Rheingraf selbst den eignen Siegerdegen.
     Auch Tränen fehlten seinem Schicksal nicht,
     Denn viele sind bei uns, die seine Großmut
     Und seiner Sitten Freundlichkeit erfahren,
     Und alle rührte sein Geschick. Gern hätte
     Der Rheingraf ihn gerettet, doch er selbst
     Vereitelt' es; man sagt, er wollte sterben.
 
Neubrunn. (gerührt zu Thekla, welche ihr Angesicht verhüllt hat)
 
     Mein teures Fräulein – Fräulein, sehn Sie auf!
     O warum mußten Sie darauf bestehn!
 
Thekla
 
     – Wo ist sein Grab?
 
Hauptmann
 
     In einer Klosterkirche
     Bei Neustadt ist er beigesetzt, bis man
     Von seinem Vater Nachricht eingezogen.
 
Thekla
 
     Wie heißt das Kloster?
 
Hauptmann
 
     Sankt Kathrinenstift.
 
Thekla
 
     Ist's weit bis dahin?
 
Hauptmann
 
     Sieben Meilen zählt man.
 
Thekla
 
     Wie geht der Weg?
 
Hauptmann
 
     Man kommt bei Tirschenreit
     Und Falkenberg durch unsre ersten Posten.
 
Thekla
 
     Wer kommandiert sie?
 
Hauptmann
 
     Oberst Seckendorf.
 
Thekla. (tritt an den Tisch und nimmt aus dem Schmuckkästchen einen Ring)
 
     Sie haben mich in meinem Schmerz gesehn
     Und mir ein menschlich Herz gezeigt – Empfangen Sie
 

(indem sie ihm den Ring gibt)

 
     Ein Angedenken dieser Stunde – Gehn Sie.
 
Hauptmann. (bestürzt)
 
     Prinzessin —
 

(Thekla winkt ihm schweigend, zu gehen, und verläßt ihn. Hauptmann zaudert und will reden. Fräulein Neubrunn wiederholt den Wink. Er geht ab.)

Elfter Auftritt

Thekla. Neubrunn.

 
Thekla. (fällt der Neubrunn um den Hals)
 
     Jetzt, gute Neubrunn, zeige mir die Liebe,
     Die du mir stets gelobt, beweise dich
     Als meine treue Freundin und Gefährtin!
     – Wir müssen fort, noch diese Nacht.
 
Neubrunn
 
     Fort, und wohin?
 
Thekla
 
     Wohin? Es ist nur ein Ort in der Welt!
     Wo er bestattet liegt, zu seinem Sarge!
 
Neubrunn
 
     Was können Sie dort wollen, teures Fräulein?
 
Thekla
 
     Was dort, Unglückliche! So würdest du
     Nicht fragen, wenn du je geliebt. Dort, dort
     Ist alles, was noch übrig ist von ihm,
     Der einz'ge Fleck ist mir die ganze Erde.
     – O halte mich nicht auf! Komm und mach Anstalt.
     Laß uns auf Mittel denken, zu entfliehen.
 
Neubrunn
 
     Bedachten Sie auch Ihres Vaters Zorn?
 
Thekla
 
     Ich fürchte keines Menschen Zürnen mehr.
 
Neubrunn
 
     Den Hohn der Welt! des Tadels arge Zunge!
 
Thekla
 
     Ich suche einen auf, der nicht mehr ist.
     Will ich denn in die Arme – o mein Gott!
     Ich will ja in die Gruft nur des Geliebten.
 
Neubrunn
 
     Und wir allein, zwei hilflos schwache Weiber?
 
Thekla
 
     Wir waffnen uns, mein Arm soll dich beschützen.
 
Neubrunn
 
     Bei dunkler Nachtzeit?
 
Thekla
 
     Nacht wird uns verbergen.
 
Neubrunn
 
     In dieser rauhen Sturmnacht?
 
Thekla
 
     Ward ihm sanft
     Gebettet, unter den Hufen seiner Rosse?
 
Neubrunn
 
     O Gott! – und dann die vielen Feindesposten!
     Man wird uns nicht durchlassen.
 
Thekla
 
     Es sind Menschen,
     Frei geht das Unglück durch die ganze Erde!
 
Neubrunn
 
     Die weite Reise —
 
Thekla
 
     Zählt der Pilger Meilen,
     Wenn er zum fernen Gnadenbilde wallt?
 
Neubrunn
 
     Die Möglichkeit, aus dieser Stadt zu kommen?
 
Thekla
 
     Gold öffnet uns die Tore. Geh nur, geh!
 
Neubrunn
 
     Wenn man uns kennt?
 
Thekla
 
     In einer Flüchtigen,
     Verzweifelnden sucht niemand Friedlands Tochter.
 
Neubrunn
 
     Wo finden wir die Pferde zu der Flucht?
 
Thekla
 
     Mein Kavalier verschafft sie. Geh und ruf ihn.
 
Neubrunn
 
     Wagt er das ohne Wissen seines Herrn?
 
Thekla
 
     Er wird es tun. O geh nur! Zaudre nicht.
 
Neubrunn
 
     Ach! und was wird aus Ihrer Mutter werden,
     Wenn Sie verschwunden sind?
 
Thekla. (sich besinnend und schmerzvoll vor sich hinschauend)
 
     O meine Mutter!
 
Neubrunn
 
     So viel schon leidet sie, die gute Mutter,
     Soll sie auch dieser letzte Schlag noch treffen?
 
Thekla
 
     Ich kann's Ihr nicht ersparen! – Geh nur, geh.
 
Neubrunn
 
     Bedenken Sie doch ja wohl, was Sie tun.
 
Thekla
 
     Bedacht ist schon, was zu bedenken ist.
 
Neubrunn
 
     Und sind wir dort, was soll mit Ihnen werden?
 
Thekla
 
     Dort wird's ein Gott mir in die Seele geben.
 
Neubrunn
 
     Ihr Herz ist jetzt voll Unruh, teures Fräulein,
     Das ist der Weg nicht, der zur Ruhe führt.
 
Thekla
 
     Zur tiefen Ruh, wie er sie auch gefunden.
     – O eile! geh! Mach keine Worte mehr!
     Es zíeht mich fort, ich weiß nicht, wie ich's nenne,
     Unwiderstehlich fort zu seinem Grabe!
     Dort wird mir leichter werden, augenblicklich!
     Das herzerstickende Band des Schmerzens wird
     Sich lösen – Meine Tränen werden fließen.
     O geh, wir könnten längst schon auf dem Weg sein.
     Nicht Ruhe find ich, bis ich diesen Mauern
     Entrunnen bin – sie stürzen auf mich ein —
     Fortstoßend treibt mich eine dunkle Macht
     Von dannen – Was ist das für ein Gefühl!
     Es füllen sich mir alle Räume dieses Hauses
     Mit bleichen, hohlen Geisterbildern an —
     Ich habe keinen Platz mehr – Immer neue!
     Es drängt mich das entsetzliche Gewimmel
     Aus diesen Wänden fort, die Lebende!
 
Neubrunn
 
     Sie setzen mich in Angst und Schrecken, Fräulein,
     Daß ich nun selber nicht zu bleiben wage.
     Ich geh und rufe gleich den Rosenberg.
 

(Geht ab.)

Zwölfter Auftritt

Thekla
 
     Sein Geist ist's, der micht ruft. Es ist die Schar
     Der Treuen, die sich rächend ihm geopfert.
     Unedler Säumnis klagen sie mich an.
     Sie wollten auch im Tod nicht von ihm lassen,
     Der ihres Lebens Führer war – Das taten
     Die rohen Herzen, und ich sollte leben!
     – Nein! Auch für mich ward jener Lorbeerkranz,
     Der deine Totenbahre schmückt, gewunden.
     Was ist das Leben ohne Liebesglanz?
     Ich werf es hin, da sein Gehalt verschwunden.
     Ja, da ich dich, den Liebenden gefunden,
     Da war das Leben etwas. Glänzend lag
     Vor mir der neue goldne Tag!
     Mir träumte von zwei himmelschönen Stunden.
     Du standest an dem Eingang in der Welt,
     Die ich betrat mit klösterlichem Zagen,
     Sie war von tausend Sonnen aufgehellt;
     Ein guter Engel schienst du hingestellt,
     Mich aus der Kindheit fabelhaften Tagen
     Schnell auf des Lebens Gipfel hinzutragen.
     Mein erst Empfinden war des Himmels Glück,
     In dein Herz fiel mein erster Blick!
 

(Sie sinkt hier in Nachdenken und fährt dann mit Zeichen des Grauens auf.)

 
     – Da kommt das Schicksal – Roh und kalt
     Faßt es des Freundes zärtliche Gestalt
     Und wirft ihn unter den Hufschlag seiner Pferde —
     – Das ist das Los des Schönen auf der Erde!
 

Dreizehnter Auftritt

Thekla. Fräulein Neubrunn mit dem Stallmeister.

Neubrunn
 
     Hier ist er, Fräulein, und er will es tun.
 
Thekla
 
     Willst du uns Pferde schaffen, Rosenberg?
 
Stallmeister
 
     Ich will sie schaffen.
 
Thekla
 
     Willst du uns begleiten?
 
Stallmeister
 
     Mein Fräulein, bis ans End' der Welt.
 
Thekla
 
     Du kannst
     Zum Herzog aber nicht zurück mehr kehren.
 
Stallmeister
 
     Ich bleib bei Ihnen.
 
Thekla
 
     Ich will dich belohnen
     Und einem andern Herrn empfehlen. Kannst du
     Uns aus der Festung bringen unentdeckt?
 
Stallmeister
 
     Ich kann's.
 
Thekla
 
     Wann kann ich gehn?
 
Stallmeister
 
     In dieser Stunde.
     – Wo geht die Reise hin?
 
Thekla
 
     Nach – sag's ihm, Neubrunn!
 
Neubrunn
 
     Nach Neustadt.
 
Stallmeister
 
     Wohl, ich geh, es zu besorgen.
 

(Ab.)

Neubrunn
 
     Ach, da kommt Ihre Mutter, Fräulein.
 
Thekla
 
     Gott!
 

Vierzehnter Auftritt

Thekla. Neubrunn. Die Herzogin.

Herzogin
 
     Er ist hinweg, ich finde dich gefaßter.
 
Thekla
 
     Ich bin es, Mutter – Lassen Sie mich jetzt
     Bald schlafen gehen und die Neubrunn um mich sein.
     Ich brauche Ruh.
 
Herzogin
 
     Du sollst sie haben, Thekla.
     Ich geh getröstet weg, da ich den Vater
     Beruhigen kann.
 
Thekla
 
     Gut Nacht denn, liebe Mutter.
 

(Sie fällt ihr um den Hals und umarmt sie in großer Bewegung.)

Herzogin
 
     Du bist noch nicht ganz ruhig, meine Tochter.
     Du zitterst ja so heftig, und dein Herz
     Klopft hörbar an dem meinen.
 
Thekla
 
     Schlaf wird es besänftigen
     – Gut Nacht, geliebte Mutter!
 

(Indem sie aus den Armen der Mutter sich losmacht, fällt der Vorhang.)

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