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Die Braut von Messina

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Die Braut von Messina
Die Braut von Messina
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Vierter Auftritt

Isabella. Beatrice. Diego. Beide Chöre.

Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Durch die Straßen der Städte,
  Vom Jammer gefolget,
  Schreitet das Unglück —
  Lauernd umschleicht es
  Die Häuser der Menschen,
  Heute an dieser
  Pforte pocht es,
  Morgen an jener,
  Aber noch keinen hat es verschont.
  Die unerwünschte
  Schmerzliche Botschaft,
  Früher oder später,
  Bestellt es an jeder
  Schwelle, wo ein Lebendiger wohnt.
 
(Berengar.)
 
  Wenn die Blätter fallen
  In des Jahres Kreise,
  Wenn zum Grabe wallen
  Entnervte Greise,
  Da gehorcht die Natur
  Ruhig nur
  Ihrem alten Gesetze,
  Ihrem ewigen Brauch,
  Da ist nichts, was den Menschen entsetze!
 
 
  Aber das Ungeheure auch
  Lerne erwarten im irdischen Leben!
  Mit gewaltsamer Hand
  Löst der Mord auch das heiligste Band,
  In sein stygisches Boot
  Raffet der Tod
  Auch der Jugend blühendes Leben!
 
(Cajetan.)
 
  Wenn die Wolken gethürmt den Himmel schwärzen,
  Wenn dumpftosend der Donner hallt,
  Da, da fühlen sich alle Herzen
  In des furchtbaren Schicksals Gewalt.
  Aber auch aus entwölkter Höhe
  Kann der zündende Donner schlagen
  Darum in deinen fröhlichen Tagen
  Fürchte des Unglücks tückische Nähe!
  Nicht an die Güter hänge dein Herz,
  Die das Leben vergänglich zieren!
  Wer besitzt, der lerne verlieren,
  Wer im Glück ist, der lerne den Schmerz.
 
Isabella
 
  Was soll ich hören? Was verhüllt dies Tuch?
 

(Sie macht einen Schritt gegen die Bahre, bleibt aber unschlüssig

zaudernd stehen.)

 
  Es zieht mich grausend hin und zieht mich schaudernd
  Mit dunkler, kalter Schreckenshand zurück.
 

(Zu Beatrice, welche sich zwischen sie und die Bahre geworfen.)

 
  Laß mich! Was es auch sei, ich will's enthüllen!
 

(Sie hebt das Tuch auf und entdeckt Don Manuels Leichnam.)

 
  O himmlische Mächte, es ist mein Sohn!
 

(Sie bleibt mit starrem Entsetzen stehen – Beatrice sinkt mit einem

Schrei des Schmerzens neben der Bahre nieder.)

Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.)
 
  Unglückliche Mutter! Es ist dein Sohn!
  Du hast es gesprochen, das Wort des Jammers,
  Nicht meinen Lippen ist es entflohn.
 
Isabella
 
  Mein Sohn! Mein Manuel! – O, ewige
  Erbarmung – So muß ich dich wieder finden!
  Mit deinem Leben mußtest du die Schwester
  Erkaufen aus des Räubers Hand! – Wo war
  Dein Bruder, daß sein Arm dich nicht beschützte?
  – O, Fluch der Hand, die diese Wunde grub!
  Fluch ihr, die den Verderblichen geboren,
  Der mir den Sohn erschlug! Fluch seinem ganzen
  Geschlecht!
 
Chor
 
              Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!
 
Isabella
 
  So haltet ihr mir Wort, ihr Himmelsmächte?
  Das, das ist eure Wahrheit? Wehe Dem,
  Der euch vertraut mit redlichem Gemüth!
  Worauf hab' ich gehofft, wovor gezittert,
  Wenn dies der Ausgang ist! – O, die ihr hier
  Mich schreckenvoll umsteht, an meinem Schmerz
  Die Blicke weidend, lernt die Lügen kennen,
  Womit die Träume uns, die Seher täuschen!
  Glaube noch einer an der Götter Mund!
  – Als ich mich Mutter fühlte dieser Tochter,
  Da träumte ihrem Vater eines Tages,
  Er säh' aus seinem hochzeitlichen Bette
  Zwei Lorbeerbäume wachsen – Zwischen ihnen
  Wuchs eine Lilie empor; sie ward
  Zur Flamme, die der Bäume dicht Gezweig ergriff
  Und, um sich wüthend, schnell das ganze Haus
  In ungeheurer Feuersfluth verschlang.
  Erschreckt von diesem seltsamen Gesichte,
  Befrug der Vater einen Vogelschauer
  Und schwarzen Magier um die Bedeutung.
  Der Magier erklärte: wenn mein Schooß
  Von einer Tochter sich entbinden würde,
  So würde sie die beiden Söhne ihm
  Ermorden und vertilgen seinen Stamm!
 
Chor. (Cajetan und Bohemund.)
 
  Gebieterin, was sagst du? Wehe! Wehe!
 
Isabella
 
  Darum befahlt der Vater, sie zu tödten;
  Doch ich entrückte sie dem Jammerschicksal.
  – Die arme Unglückselige! Verstoßen
  Ward sie als Kind aus ihrer Mutter Schooß,
  Daß sie, erwachsen, nicht die Brüder morde!
  Und jetzt durch Räubershände fällt der Bruder,
  Nicht die Unschuldige hat ihn getödtet!
 
Chor
 
  Wehe! Wehe! Wehe! Wehe!
 
Isabella
 
                         Keinen Glauben
  Verdiente mir des Götzendieners Spruch,
  Ein beßres Hoffen stärkte meine Seele.
  Denn mir verkündigte ein andrer Mund,
  Den ich für wahrhaft hielt, von dieser Tochter:
  "In heißer Liebe würde sie dereinst
  "Der Söhne Herzen mir vereinigen."
  – So widersprachen die Orakel sich,
  Den Fluch zugleich und Segen auf das Haupt
  Der Tochter legend – Nicht den Fluch hat sie
  Verschuldet, die Unglückliche! Nicht Zeit
  Ward ihr gegönnt, den Segen zu vollziehen.
  Ein Mund hat, wie der andere, gelogen!
  Die Kunst der Seher ist ein eitles Nichts,
  Betrüger sind sie oder sind betrogen.
  Nichts Wahres läßt sich von der Zukunft wissen,
  Du schöpfest drunten an der Hölle Flüssen,
  Du schöpfest droben an dem Quell des Lichts.
 
Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Wehe! Wehe! Was sagst du? Halt ein, halt ein!
  Bezähme der Zunge verwegenes Toben!
  Die Orakel sehen und treffen ein,
  Der Ausgang wird die Wahrhaftigen loben!
 
Isabella
 
  Nicht zähmen will ich meine Zunge, laut,
  Wie mir das Herz gebietet, will ich reden.
  Warum besuchen wir die heil'gen Häuser
  Und heben zu dem Himmel fromme Hände?
  Gutmüth'ge Thoren, was gewinnen wir
  Mit unserm Glauben? So unmöglich ist's,
  Die Götter, die hochwohnenden, zu treffen,
  Als in den Mond mit einem Pfeil zu schießen.
  Vermauert ist dem Sterblichen die Zukunft,
  Und kein Gebet durchbohrt den ehrnen Himmel.
  Ob rechts die Vögel fliegen oder links,
  Die Sterns so sich oder anders fügen,
  Nicht Sinn ist in dem Buche der Natur,
  Die Traumkunst träumt, und alle Zeichen trügen.
 
Zweiter Chor. (Bohemund.)
 
  Halt ein, Unglückliche! Wehe! Wehe!
  Du leugnest der Sonne leuchtendes Licht
  Mit blinden Augen! Die Götter leben,
  Erkenne sie, die dich furchtbar umgeben!
 

(Alle Ritter.)

 
  Die Götter leben, die Götter leben,
  Erkenne sie, die dich furchtbar umgeben!
 
Beatrice
 
  O Mutter! Mutter! Warum hast du mich
  Gerettet! Warum warfst du mich nicht hin
  Dem Fluch, der, eh' ich war, mich schon verfolgte?
  Blödsicht'ge Mutter! Warum dünktest du
  Dich weiser, als die Alles Schauenden,
  Die Nah' und Fernes an einander knüpfen
  Und in der Zukunft späte Saaten sehn?
  Dir selbst und mir, uns allen zum Verderben
  Hast du den Todesgöttern ihren Raub,
  Den sie gefordert, frevelnd vorenthalten!
  Jetzt nehmen sie ihn zweifach, dreifach selbst.
  Nicht dank' ich dir das traurige Geschenk,
  Dem Schmerz, dem Jammer hast du mich erhalten!
 
Erster Chor (Cajetan.) (in heftiger Bewegung nach der Thüre sehend)
 
  Brechet auf, ihr Wunden,
  Fließet, fließet!
  In schwarzen Güssen
  Stürzet hervor, ihr Bäche des Bluts!
 
(Berengar.)
 
  Eherner Füße
  Rauschen vernehm' ich,
  Höllischer Schlangen
  Zischendes Tönen,
  Ich erkenne der Furien Schritt!
 
(Cajetan.)
 
  Stürzet ein, ihr Wände!
  Versink, o Schwelle,
  Unter der schrecklichen Füße Tritt!
  Schwarze Dämpfe, entsteiget, entsteiget
  Qualmend dem Abgrund! Verschlinget des Tages
  Lieblichen Schein!
  Schützende Götter des Hauses, entweichet!
  Lasst die rächenden Göttinnen ein!
 

Fünfter Auftritt

Don Cesar. Isabella. Beatrice. Der Chor.

Beim Eintritt des Don Cesar zertheilt sich der Chor in fliehender

Bewegung vor ihm; er bleibt allein in der Mitte der Scene stehen.

Beatrice
 
  Weh mir, er ist's!
 
Isabella (tritt ihm entgegen)
 
                     O mein Sohn Cesar! Muß ich so
  Dich wiedersehen – O, blick her und sieh
  Den Frevel einer gottverfluchten Hand!
 

(Führt ihn zu dem Leichnam.)

 

Don Cesar (tritt mit Entsetzen zurück, das Gesicht verhüllend).

Erster Chor. (Cajetan, Berengar.)
 
  Brechet auf, ihr Wunden!
  Fließet, fließet!
  In schwarzen Güssen
  Strömet hervor, ihr Bäche des Bluts!
 
Isabella
 
  Du schauderst und erstarrst! – Ja, das ist Alles
  Was dir noch übrig ist von deinem Bruder!
  Da liegen meine Hoffnungen – Sie stirbt
  Im Keim, die junge Blume eures Friedens,
  Und keine schöne Früchte sollt' ich schauen.
 
Don Cesar
 
  Tröste dich, Mutter! Redlich wollten wir
  Den Frieden, aber Blut beschloß der Himmel.
 
Isabella
 
  O, ich weiß, du liebtest ihn, ich sah entzückt
  Die schönen Bande zwischen euch sich flechten!
  An deinem Herzen wolltest du ihn tragen,
  Ihm reich ersetzen die verlornen Jahre.
  Der blut'ge Mord kam deiner schönen Liebe
  Zuvor – Jetzt kannst du nichts mehr, als ihn rächen.
 
Don Cesar
 
  Komm, Mutter, komm! Hier ist kein Ort für dich,
  Entreiß dich diesem unglücksel'gen Anblick! (Er will sie fortziehen.)
 
Isabella (fällt ihm um den Hals)
 
  Du lebst mir noch! Du, jetzt mein Einziger!
 
Beatrice
 
  Weh, Mutter! Was beginnst du?
 
Don Cesar
 
  Weine dich aus
  An diesem treuen Busen! Unverloren
  Ist dir der Sohn, denn seine Liebe lebt
  Unsterblich fort in deines Cesars Brust.
 
Erster Chor. (Cajetan, Berengar, Manfred.)
 
  Brechet auf, ihr Wunden!
  Redet, ihr stummen!
  In schwarzen Fluthen
  Stürzet hervor, ihr Bäche des Bluts!
 
Isabella (Beider Hände fassend)
 
  O meine Kinder!
 
Don Cesar
 
                  Wie entzückt es mich,
  In deinen Armen sie zu sehen, Mutter!
  Ja, laß sie deine Tochter sein! Die Schwester —
 
Isabella (unterbricht ihn)
 
  Dir dank' ich die Gerettete, mein Sohn!
  Du hieltest Wort, du hast sie mir gesendet.
 
Don Cesar (erstaunt)
 
  Wen, Mutter, sagst du, hab' ich dir gesendet?
 
Isabella
 
  Sie mein' ich, die du vor dir siehst, die Schwester.
 
Don Cesar
 
  Sie meine Schwester?
 
Isabella
 
                       Welche andre sonst?
 
Don Cesar
 
                                           Meine Schwester?
 
Isabella
 
  Die du selber mir gesendet.
 
Don Cesar
 
                              Und seine Schwester!
 
Chor
 
                                                  Wehe! Wehe! Wehe!
 
Beatrice
 
  O, meine Mutter!
 
Isabella
 
                   Ich erstaune – Redet!
 
Don Cesar
 
  So ist der Tag verflucht, der mich geboren!
 
Isabella
 
  Was ist dir? Gott!
 
Don Cesar
 
                     Verflucht der Schooß, der mich
  Getragen! – Und verflucht sei deine Heimlichkeit,
  Die all dies Gräßliche verschuldet! Falle
  Der Donner nieder, der dein Herz zerschmettert,
  Nicht länger halt' ich schonen ihn zurück —
  Ich selber, wiss' es, ich erschlug den Bruder,
  In ihren Armen überrascht' ich ihn;
  Sie ist es, die ich liebe, die zur Braut
  Ich mir gewählt – den Bruder aber fand ich
  In ihren Armen – Alles weißt du nun!
  – Ist sie wahrhaftig seine, meine Schwester,
  So bin ich schuldig einer Gräuelthat,
  Die keine Reu' und Büßung kann versöhnen!
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Es ist gesprochen, du hast es vernommen,
  Das Schlimmste weißt du, nichts ist mehr zurück!
  Wie die Seher verkündet, so ist es gekommen,
  Denn noch Niemand entfloh dem verhängten Geschick.
  Und wer sich vermißt, es klüglich zu wenden,
  Der muß es selber erbauend vollenden.
 
Isabella
 
  Was kümmert's mich noch, ob die Götter sich
  Als Lügner zeigen, oder sich als wahr
  Bestätigen? Mir haben sie das Ärgste
  Gethan – Trotz biet' ich ihnen, mich noch härter
  Zu treffen, als sie trafen – Wer für nichts mehr
  Zu zittern hat, der fürchtet sie nicht mehr.
  Ermordet liegt mir der geliebte Sohn,
  Und von dem lebenden scheid' ich mich selbst.
  Er ist mein Sohn nicht – Einen Basilisken
  Hab' ich erzeugt, genährt an meiner Brust,
  Der mir den bessern Sohn zu Tode stach.
  – Komm, meine Tochter! Hier ist unsers Bleibens
  Nicht mehr – den Rachegeistern überlass' ich
  Dies Haus – ein Frevel führte mich herein,
  Ein Frevel treibt mich aus – Mit Widerwillen
  Hab' ich's betreten und mit Furcht bewohnt,
  Und in Verzweiflung räum' ich's – Alles dies
  Erleid' ich schuldlos; doch bei Ehren bleiben
  Die Orakel, und gerettet sind die Götter.
 

(Sie geht ab. Diego folgt ihr.)

Sechster Auftritt

Beatrice. Don Cesar. Der Chor.

Don Cesar (Beatricen zurückhaltend)
 
  Bleib, Schwester! Scheide du nicht so von mir!
  Mag mir die Mutter fluchen, mag dies Blut
  Anklagend gegen mich zum Himmel rufen,
  Mich alle Welt verdammen! Aber du
  Fluche mir nicht! Von dir kann ich's nicht tragen!
 

Beatrice (zeigt mit abgewandtem Gesicht auf den Leichnam).

Don Cesar
 
  Nicht den Geliebten hab' ich dir getödtet!
  Den Bruder hab' ich dir und hab' ihn mir
  Gemordet – Dir gehört der Abgeschiedne jetzt
  Nicht näher an, als ich, der Lebende,
  Und ich bin mitleidswürdiger, als er,
  Denn er schied rein hinweg, und ich bin schuldig.
 

Beatrice (bricht in heftige Thränen aus).

Don Cesar
 
  Weine um den Bruder, ich will mit dir weinen,
  Und mehr noch – rächen will ich ihn! Doch nicht
  Um den Geliebten weine! Diesen Vorzug,
  Den du dem Todten gibst, ertrag' ich nicht.
  Den einz'gen Trost, den letzten, laß mich schöpfen
  Aus unsers Jammers bodenloser Tiefe,
  Daß er dir näher nicht gehört, als ich —
  Denn unser furchtbar aufgelöstes Schicksal
  Macht unsre Rechte gleich, wie unser Unglück.
  In einen Fall verstrickt, drei liebende
  Geschwister, gehen wir vereinigt unter
  Und theilen gleich der Thränen traurig Recht.
  Doch wenn ich denken muß, daß deine Trauer
  Mehr dem Geliebten als dem Bruder gilt,
  Dann mischt sich Wuth und Neid in meinen Schmerz,
  Und mich verläßt der Wehmuth letzter Trost.
  Nicht freudig, wie ich gerne will, kann ich
  Das letzte Opfer seinen Manen bringen;
  Doch sanft nachsenden will ich ihm die Seele,
  Weiß ich nur, daß du meinen Staub mit seinem
  In einem Aschenkruge sammeln wirst.
 

(Den Arm um sie schlingend, mit einer leidenschaftlich zärtlichen Heftigkeit.)

 
  Dich liebt' ich, wie ich nichts zuvor geliebt,
  Da du noch eine Fremde für mich warst.
  Weil ich dich liebte über alle Grenzen,
  Trag' ich den schweren Fluch des Brudermords,
  Liebe zu dir war meine ganze Schuld.
  – Jetzt bist du meine Schwester, und dein Mitleid
  Fordr' ich von dir als einen heil'gen Zoll.
 

(Er sieht sie mit ausforschenden Blicken und schmerzlicher

Erwartung an, dann wendet er sich mit Heftigkeit von ihr.)

 
  Nein, nein, nicht sehen kann ich diese Thränen —
  In dieses Todten Gegenwart verläßt
  Der Muth mich, und die Brust zerreißt der Zweifel —
  – Laß mich im Irrthum! Weine im Verborgnen!
  Sieh nie mich wieder – niemals mehr – Nicht dich,
  Nicht deine Mutter will ich wieder sehen,
  Sie hat mich nie geliebt! Verrathen endlich
  Hat sich ihr Herz, der Schmerz hat es geöffnet.
  Sie nannt' ihn ihren bessern Sohn! – So hat sie
  Verstellung ausgeübt ihr ganzes Leben!
  – Und du bist falsch, wie sie! Zwinge dich nicht!
  Zeig' deinen Abscheu! Mein verhaßtes Antlitz
  Sollst du nicht wieder sehn! Geh hin auf ewig!
 

(Er geht ab. Sie steht unschlüssig, im Kampf widersprechender

Gefühle, dann reißt sie sich los und geht.)

Siebenter Auftritt

Chor. (Cajetan.) —
 
Wohl Dem! Selig muß ich ihn preisen,
Der in der Stille der ländlichen Flur,
Fern von des Lebens verworrenen Kreisen,
Kindlich liegt an der Brust der Natur.
Denn das Herz wird mir schwer in der Fürsten Palästen,
Wenn ich herab vom Gipfel des Glücks
Stürzen sehe die Höchsten, die Besten
In der Schnelle des Augenblicks!
 
 
  Und auch Der hast sich wohl gebettet,
  Der aus der stürmischen Lebenswelle,
  Zeitig gewarnt, sich heraus gerettet
  In des Klosters friedliche Zelle,
  Der die stachelnde Sucht der Ehren
  Von sich warf und die eitle Lust
  Und die Wünsche, die ewig begehren,
  Eingeschläfert in ruhiger Brust.
  Ihn ergreift in dem Lebensgewühle
  Nicht der Leidenschaft wilde Gewalt,
  Nimmer in seinem stillen Asyle
  Sieht er der Menschheit traur'ge Gestalt.
  Nur in bestimmter Höhe ziehet
  Das Verbrechen hin und das Ungemach,
  Wie die Pest die erhabnen Orte fliehet,
  Dem Qualm der Städte wälzt es sich nach.
 
(Berengar, Bohemund und Manfred.)
 
  Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
  Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte;
  Die Welt ist vollkommen überall,
  Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual.
 

(Der ganze Chor wiederholt.)

 
  Auf den Bergen u. s. w.
 

Achter Auftritt

Don Cesar. Der Chor.

Don Cesar (gefaßter)
 
  Das Recht des Herrschers üb' ich aus zum letzten Mal,
  Dem Grab zu übergeben diesen theuren Leib,
  Denn dieses ist der Todten letzte Herrlichkeit.
  Vernehmt denn meines Willens ernstlichen Beschluß,
  Und wie ich's euch gebiete, also übt es aus
  Genau – Euch ist in frischem Angedenken noch
  Das ernste Amt, denn nicht von langen Zeiten ist's,
  Daß ihr zur Gruft begleitet eures Fürsten Leib.
  Die Todtenklage ist in diesen Mauern kaum
  Verhallt, und eine Leiche drängt die andre fort
  Ins Grab, daß eine Fackel ander andern sich
  Anzünden, auf der Treppe Stufen sich der Zug
  Der Klagemänner fast begegnen mag.
  So ordnet denn ein feierlich Begräbnißfest
  In dieses Schlosses Kirche, die des Vaters Staub
  Verwahrt, geräuschlos bei verschloßnen Pforten an,
  Und Alles werde, wie es damals war, vollbracht.
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Mit schnellen Händen soll dies Werk bereitet sein,
  O Herr – denn aufgerichtet steht der Katafalk,
  Ein Denkmal jener ernsten Festlichkeit, noch da,
  Und an den Bau des Todes rührte keine Hand.
 
Don Cesar
 
  Das war kein glücklich Zeichen, daß des Grabes Mund
  Geöffnet blieb im Hause der Lebendigen.
  Wie kam's, daß man das unglückselige Gerüst
  Nicht nach vollbrachtem Dienste alsobald zerbrach?
 
Chor. (Bohemund.)
 
  Die Noth der Zeiten und der jammervolle Zwist,
  Der gleich nachher, Messina feindlich theilend, sich
  Entflammt, zog unsre Augen von den Todten ab,
  Und öde blieb, verschlossen dieses Heiligthum.
 
Don Cesar
 
  Ans Werk denn eilet ungesäumt! Noch diese Nacht
  Vollende sich das mitternächtliche Geschäft!
  Die nächste Sonne finde von Verbrechen rein
  Das Haus und leuchte einem fröhlichen Geschlecht.
 

(Der zweite Chor entfernt sich mit Don Manuels Leichnam.)

 
Erster Chor. (Cajetan.)
 
  Soll ich der Mönche fromme Brüderschaft hieher
  Berufen, daß sie nach der Kirche altem Brauch
  Das Seelenamt verwalte und mit heil'gem Lied
  Zur ew'gen Ruh einsegne den Begrabenen?
 
Don Cesar
 
  Ihr frommes Lied mag fort und fort an unserm Grab
  Auf ew'ge Zeiten schallen bei der Kerze Schein;
  Doch heute nicht bedarf es ihres reinen Amts,
  Der blut'ge Mord verscheucht das Heilige.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Beschließe nichts gewaltsam Blutiges, o Herr,
  Wider sich selber wüthend mit Verzweiflungsthat;
  Denn auf der Welt lebt Niemand, der dich strafen kann,
  Und fromme Büßung kauft den Zorn des Himmels ab.
 
Don Cesar
 
  Nicht auf der Welt lebt, wer mich richten strafen kann,
  Drum muß ich selber an mir selber es vollziehn.
  Bußfert'ge Sühne, weiß ich, nimmt der Himmel an;
  Doch nur mit Blut büßt sich ab der blut'ge Mord.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Des Jammers Fluthen, die auf dieses Haus gestürmt,
  Ziemt dir zu brechen, nicht zu häufen Leid auf Leid.
 
Don Cesar
 
  Den alten Fluch des Hauses lös' ich sterbend auf,
  Der freie Tod nur bricht die Kette des Geschicks.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  Zum Herrn bist du dich schuldig dem verwaisten Land,
  Weil du des andern Herrscherhauptes uns beraubt.
 
Don Cesar
 
  Zuerst den Todesgöttern zahl' ich meine Schuld,
  Ein andrer Gott mag sorgen für die Lebenden.
 
Chor. (Cajetan.)
 
  So weit die Sonne leuchtet, ist die Hoffnung auch,
  Nur von dem Tod gewinnt sich nichts! Bedenk' es wohl!
 
Don Cesar
 
  Du selbst bedenke schweigend deine Dienerpflicht!
  Mich laß dem Geist gehorchend, der mich furchtbar treibt,
  Denn in das Innre kann kein Glücklicher mir schaun.
  Und ehrst du fürchtend auch den Herrscher nicht in mir,
  Den Verbrecher fürchte, den der Flüche schwerster drückt!
  Das Haupt verehre des Unglücklichen,
  Das auch den Göttern heilig ist – Wer das erfuhr,
  Was ist erleide und im Busen fühle,
  Gibt keinem Irdischen mehr Rechenschaft.
 
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