Verbrechen im Café

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Из серии: Ein Cozy-Krimi mit Lacey Doyle #3
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„Carol?“, sagte Gina. „Was ist los, Liebes? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.“

Carols Unterlippe begann zu zittern. Sie öffnete den Mund, als wollte sie sprechen, schloss ihn dann aber wieder.

Von hinten hörte Lacey das klackende Geräusch von Taryns Absätzen, die vermutlich herbeieilte, um das bevorstehende Drama aus nächster Nähe mitzuerleben.

Die Vorahnung machte Lacey verrückt. Sie konnte es nicht ertragen. Furcht schien durch jede Faser ihres Körpers zu strömen.

„Was ist los, Carol?“, forderte Lacey. „Was ist passiert?“

Carol schüttelte heftig den Kopf. Sie holte tief Luft. „Ich fürchte, ich habe schreckliche Nachrichten…“

Lacey rüstete sich.

KAPITEL ZWEI

Was konnte geschehen sein?

Ein Unfall?

Ein… Mord?

Gott bewahre, nicht noch einer!

„Carol?“, fragte Lacey. Sie fühlte sich, als würde sie keine Luft bekommen.

Der ängstliche Blick in Carols Augen, während sie auf dem Fußboden des Ladens hin und her marschierte, versetzte Lacey fast selbst in Panik. Ihr Magen fing an, Purzelbäume zu schlagen, als hätte sie ihren gebrauchten Volvo über eine Klippe gelenkt und stürzte jetzt auf den Ozean unter sich zu. Sie spürte, wie ihre Hände zu zittern begannen, als eine Abfolge von Erinnerungen ihre Gedanken vereinnahmte: Iris’ Leiche, die auf dem Boden ihres Herrenhauses lag; Bucks mit Sand verschmierter Mund, wie er tot am Strand lag. Dann gesellte sich zu den aufblitzenden Bildern das plötzliche Heulen der Polizeisirenen in ihren Ohren und das schrecklich raschelnde Geräusch der silbernen Decke, die ihr die Sanitäter um die Schultern gewickelt hatten. Und schließlich hörte sie die Stimme von Hauptkommissar Turner, dessen Warnung in ihrem Kopf widerhallte. „Verlassen Sie nicht die Stadt, okay?“

Lacey griff nach dem Tresen, um sich abzustützen, und machte sich auf die schrecklichen Neuigkeiten gefasst, die Carol ihr überbringen würde. Sie war kaum in der Lage, sich auf die Frau zu konzentrieren, die im Laden auf und ab lief.

„Was ist los?“, fragte Gina ungeduldig. „Was ist passiert?“

„Ja, bitte beeil dich und lass die Bombe schon platzen“, sagte Taryn gemächlich und schwenkte achtlos die Kohlefadenlampe umher, während sie sprach. „Manche von uns haben ein Leben, zu dem sie zurückkehren müssen.“

Carol hörte schließlich auf, auf und ab zu laufen. Mit blutunterlaufenen Augen drehte sie sich zu den drei Frauen um.

„Ein…“, begann sie und schniefte, während sie sprach. „Ein… ein… ein neues Bed & Breakfast eröffnet!“

Einen Moment lang schwiegen die Damen, während sie diese nicht sehr beeindruckenden Neuigkeiten auf sich wirken ließen.

„Ha!“, rief Taryn schließlich. Sie klatschte eine zwanzig-Pfund-Note auf den Tresen neben Lacey. „Ich überlasse es dir, dich um diese Krise zu kümmern. Danke für die Lampe.“

Und damit tänzelte sie davon und hinterließ eine Spur von rauchigem Zedernparfüm in der Luft.

Sobald sie gegangen war, wandte Lacey ihre Aufmerksamkeit wieder Carol zu und starrte sie ungläubig an. Natürlich war ein neues B&B eine schreckliche Nachricht für Carol. Jetzt hätte sie noch einen weiteren Mitbewerber um die Touristen, aber was ging Lacey das an? In Anbetracht des schrecklichen Unglücks, das die Stadt mit dem Mord an Iris Archer und dem anschließenden Mord an Buck erlebt hatte, sollte sie es besser wissen, als wegen etwas so Trivialem schreiend durch die Stadt zu rennen!

Alles, wozu Lacey in der Lage zu sein schien, war zu blinzeln. Vor lauter Wut fiel ihr keine passende Antwort ein. Gina hingegen ließ ihrer Enttäuschung freien Lauf.

„Das ist alles?“, blaffte sie. „EIN B&B? Du hast mir fast einen verdammten Herzinfarkt verpasst!“

„Ein B&B in Wilfordshire ist eine schreckliche Nachricht für alle“, rief Carol erneut und runzelte die Stirn über Ginas Antwort. „Nicht nur für mich!“

„Ach, wirklich?“, sagte Lacey, als sie endlich wieder Worte fand. „Und wieso genau ist das so?“

Carol warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Pah! Ich hätte wissen müssen, dass du das nicht verstehen würdest. Du bist schließlich eine Außenseiterin.“

Lacey war wutentbrannt. Wie konnte Carol es wagen, sie eine Außenseiterin zu nennen? Sie war schon seit mehreren Monaten hier und hatte sich auf unzählige Weisen in das Stadtgeschehen eingebracht! Ihr Laden gehörte inzwischen genauso zum Bild der Hauptstraße wie jeder andere auch.

Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber bevor sie die Chance hatte, noch etwas zu sagen, schnappte Gina sich eine Schachtel Taschentücher von der Theke und trat vor, um zwischen ihr und Carol zu stehen.

„Warum setzt du dich nicht?“, sagte Gina zur Besitzerin des B&Bs. „Lass uns das in Ruhe besprechen.“ Dann warf sie Lacey einen Blick zu, der ihr sagte: „Ich kümmere mich darum, denn du stehst kurz davor zu explodieren.“

Sie hatte Recht. Die Panik, die Carols Geschrei in Lacey ausgelöst hatte, begann sich zwar langsam zu legen, aber sie hätte von vornherein darauf verzichten können. Und sie hätte erst recht darauf verzichten können, dass Carol sie als Außenseiterin bezeichnete! Wenn irgendetwas Lacey verärgern konnte, dann das.

Gina lotste Carol zu einem roten ledernen Zweiersofa und bot ihr ein Taschentuch an. Lacey marschierte derweil davon und atmete mehrmals tief durch, um sich zu beruhigen. Währenddessen winselte Chester mitfühlend an ihrer Seite.

„Schon gut, Junge“, sagte sie zu ihm. „Ich bin nur ein wenig aus der Fassung.“ Sie beugte sich vor und tätschelte seinen Kopf. „Jetzt geht’s mir gut.“

Chester winselte erneut, als akzeptierte er ihre Erklärung nur widerwillig.

Gestärkt durch seine Unterstützung ging Lacey zu dem Zweiersofa hinüber, um herauszufinden, was wirklich vor sich ging.

Carol war inzwischen vollends am Weinen. Gina sah langsam zu Lacey auf, die sie mit einer Handgeste davonscheuchte. Schnell stand Gina auf.

Lacey setzte sich neben Carol und aufgrund der Größe ihres Sofas berührten sich ihre Oberschenkel; das war viel näher, als Lacey ihr jemals kommen wollte, aber die Umstände zwangen sie nun mal dazu.

„Es ist die Schuld dieses verdammten neuen Bürgermeisters“, klagte Carol. „Ich wusste, dass er Ärger machen würde!“

„Der neue Bürgermeister?“, sagte Lacey. Scheinbar hatte sie noch weitere Neuigkeiten verpasst.

Carol richtete ihre wütenden roten Augen auf Lacey. „Er hat die Osthälfte der Stadt neu einteilen lassen. Das ganze Gebiet jenseits des Kanuclubs wurde von einem Wohngebiet zu einem Gewerbegebiet geändert! Er wird ein Einkaufszentrum bauen lassen! Voller schrecklicher, charakterloser Ladenketten!“ Ihre Stimme wurde immer panischer. „Er will einen Wasserpark errichten lassen! Hier! In Wilfordshire! Wo es zwei Drittel des Jahres regnet! Und dann will er dieses Ungetüm von einem Aussichtsturm bauen! Das wird so ein Schandfleck sein!“

Lacey hörte sich Carols Tiraden an, obwohl sie nicht verstehen konnte, warum das so ein großes Problem war. Wie die Dinge im Moment standen, wagte sich kaum jemand weiter hinaus als den Kanuclub. Alles dahinter war im Grunde ungenutztes Territorium. Sogar der Strand auf dieser Seite der Stadt lag brach. Die Erschließung des Gebietes schien ihr eine gute Idee zu sein, vor allem, wenn dort ein hochklassiges B&B entstehen würde, um die neuen Einrichtungen zu ergänzen. Und sicherlich würde der zunehmende Tourismus allen Geschäften entlang der Hauptstraße zugutekommen.

Lacey sah zu Gina auf, um zu überprüfen, ob ihr Gesichtsausdruck einen Hinweis darauf gab, warum das alles so ein großes Problem zu sein schien. Stattdessen konnte Gina das Grinsen auf ihrem Gesicht kaum verbergen. Offensichtlich dachte sie, Carol reagierte über. Und wenn jemand wusste, wenn jemand überreagierte, dann war es Gina.

„Sie ist eine Draufgängerin aus London“, schimpfte Carol weiter. „Gerade Mal 22 Jahre alt. Frisch von der Uni!“,

Sie zog ein weiteres Taschentuch aus der Schachtel und putzte sich lauthals die Nase, bevor sie Gina das durchnässte, zerknüllte Ding zurückgab. Das Grinsen verschwand sofort aus Ginas Gesicht.

„Wieso eröffnet eine 22-jährige ein B&B?“, fragte Lacey eher bewundernd als verachtend.

„Offensichtlich, weil sie reiche Eltern hat“, höhnte Carol. „Ihren Eltern gehörte dieses riesige Altersheim. Kennst du es?“

Lacey erinnerte sich dunkel an das Altersheim, obwohl sie bisher kaum in dieser Gegend unterwegs gewesen war. Wenn sie sich richtig erinnerte, war es tatsächlich riesig. Es wäre ein Haufen Renovierungsarbeit nötig, um es von einem verfallenden Altersheim in ein modernes B&B zu verwandeln, ganz zu schweigen von der Infrastruktur in der Gegend. Es war mindestens 15 Minuten zu Fuß von der Stadt entfernt und es fuhren nur zwei Busse pro Stunde, die in diese Richtung fuhren. Für eine 22-jährige schien das eine gewaltige Aufgabe zu sein.

„Jedenfalls“, fuhr Carol fort, „haben sich die Eltern wohl dazu entschlossen, sich vorzeitig zur Ruhe zu setzen und ihre Altersanlage zu verkaufen, aber jedes ihrer Kinder durfte sich eine Immobilie aussuchen, mit der es tun konnte, was es wollte. Kannst du dir vorstellen, 22 zu sein und eine Immobilie geschenkt zu bekommen? Ich musste mir die Finger wund arbeiten, um mein Unternehmen zu gründen, und jetzt wird dieses junge Ding hier hereinspazieren und ihres einfach so eröffnen.“ Sie schnippte aggressiv mit den Fingern.

„Wir sollten uns glücklich schätzen, dass sie sich für etwas so Vernünftiges wie ein B&B entschieden hat“, sagte Gina. „Wenn ich in ihrem Alter ein riesiges Haus geschenkt bekommen hätte, hätte ich wahrscheinlich einen 24-Stunden-Nachtclub eröffnet.“

Lacey konnte nicht anders. Sie brach in schallendes Gelächter aus. Aber Carol begann zu weinen.

 

In diesem Moment beschloss Chester, herüberzukommen, um zu sehen, was es mit der ganzen Aufregung auf sich hatte. Er legte seinen Kopf auf Carols Schoß.

Was für ein Schätzchen, dachte Lacey.

Chester wusste nicht, dass Carol wegen nichts und wieder nichts einen Aufstand machte. Er dachte einfach, sie sei ein Mensch in Not, der etwas Trost brauchte. Lacey beschloss, sich eine Scheibe von ihm abzuschneiden.

„Klingt für mich so, als ob du ganz umsonst in Panik geraten bist“, sagte sie leise zu Carol. „Dein B&B hat Kultstatus in der Stadt. Die Touristen lieben dein Barbie-pinkes Haus an der Hauptstraße ebenso sehr wie Toms Fensterskulpturen aus Makronen. Ein luxuriöses B&B kann mit deinem historischen Anwesen gar nicht mithalten. Es hat seinen eigenen skurrilen Stil und die Leute lieben es.“

Lacey ignorierte Ginas Kichern. Sie hatte ihre Worte absichtlich mit Bedacht gewählt, um Carols Dekorationen aus Flamingos und Palmfarnen zu beschreiben und konnte sich schon vorstellen, was Gina stattdessen gesagt hätte: grell, kitschig, knallig …

Carol sah mit feuchten Augen zu Lacey auf. „Glaubst du das wirklich?“

„Natürlich! Und außerdem hast du etwas, das dieses junge Ding nicht hat. Mumm. Entschlossenheit. Leidenschaft. Niemand hat dir das B&B auf dem Silbertablett serviert, oder? Und welche Art von Londoner will sich wirklich im zarten Alter von 22 Jahren in Wilfordshire niederlassen? Ich wette, das junge Ding wird sich schon bald langweilen und sein Glück woanders suchen, wo die Wiesen grüner sind.“

„Oder grauer“, witzelte Gina. „Ihr wisst schon, wegen all der Straßen in London? Dass sie zurück nach… ach, egal.“

Carol beruhigte sich langsam wieder. „Vielen Dank, Lacey. Dank dir geht es mir schon viel besser.“ Sie stand auf und tätschelte Chester den Kopf. „Und dank dir, du lieber Junge.“ Sie tupfte ihre Wangen mit ihrem Taschentuch ab. „Jetzt gehe ich besser wieder an die Arbeit.“

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, machte sie sich davon.

Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, begann Gina zu lachen.

„Ehrlich“, rief sie aus. „Jemand muss dieser Frau die Augen öffnen! Sie ist wirklich in der falschen Branche, wenn sie eine 22-jährige Anfängerin für eine Bedrohung hält. Du und ich, wir wissen beide, dass dieses Londoner Mädel von hier verschwinden wird, sobald sie genug Geld zusammen hat, um sich ein Loft in Chelsea zu kaufen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube, ich mache jetzt meine Pause, wenn es dir nichts ausmacht? Ich habe genug Aufregung gehabt.“

„Nur zu“, sagte Lacey, gerade als die Glöckchen über der Tür klingelten. „Ich komme schon klar.“

Gina klopfte sich auf die Knie, um Chesters Aufmerksamkeit zu erregen. „Komm schon, Junge, Gassi gehen.“

Er sprang auf und die beiden gingen auf die Tür zu. Die kleine schlanke junge Frau, die gerade eingetreten war, machte einen verdächtig großen Schritt nach links, so wie es Leute taten, die Angst vor Hunden hatten. Vermutlich erwartete sie, dass er sie anspringen und beißen würde.

Gina nickte ihr knapp zu. Sie hatte nicht viel Zeit für Menschen, die keine Haustiere mochten.

Als sich die Tür hinter Gina und Chester geschlossen hatte, schien sich die Frau zu entspannen. Sie näherte sich Lacey in einem Patchwork-Rock, der mit jeder ihrer Bewegungen raschelte. Zusammen mit der übergroßen Strickjacke sah ihr Outfit aus, als hätte sie es direkt aus Ginas Kleiderschrank genommen.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Lacey die Frau.

„Ja“, sagte die junge Frau. Sie wirkte schüchtern und ihr mattbraunes, unfrisiertes Haar, das auf ihren Schultern lag, trug zu ihrer kindlichen Ausstrahlung bei. Ihre großen Augen ließen sie ein wenig wie ein Reh im Scheinwerferlicht wirken. „Sie sind Lacey, richtig?“

„Ja, das stimmt.“

Es verunsicherte Lacey immer wieder, wenn Leute ihren Namen kannten. Besonders, wenn man bedachte, was mit Brooke geschehen war …

„Ich bin Suzy“, sagte das Mädchen und streckte ihre Hand aus.

„Ich eröffne ein B&B an der Küste. Jemand hat Sie mir als gute Ansprechpartnerin für Möbel empfohlen.“

Lacey wünschte sich, Gina wäre noch hier, damit sie einen überraschten Blick mit ihr wechseln könnte, aber leider war sie allein, und so reichte sie ihr nur schweigend die Hand. Sie konnte nicht ganz glauben, dass dieses schmächtige Mädchen die reiche Londonerin war, die Carol solche Angst eingejagt hatte. Sie sah kaum älter als 16 Jahre aus und wirkte schüchtern wie eine Maus. Sie wirkte, als sei sie auf dem Weg zur Kirche und nicht im Begriff, ein Unternehmen zu gründen.

„Wonach suchen Sie denn?“, fragte Lacey und überspielte ihre Überraschung mit Höflichkeit.

Das Mädchen zuckte verlegen mit den Achseln. „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, um ehrlich zu sein. Ich weiß nur, dass ich nichts zu Modernes will. Das Anwesen ist viel zu groß für moderne Möbel. Es würde sich kommerziell und steril anfühlen, wissen Sie? Ich möchte ein behagliches Gefühl erwecken. Luxuriös. Einzigartig.“

„Nun, warum gehen wir nicht durch den Laden und sehen, ob wir die eine oder andere Inspiration finden können?“, sagte Lacey.

„Das ist eine tolle Idee!“, antwortete Suzy und ihr Lächeln verströmte jugendliche Ausgelassenheit.

Lacey führte sie zur Steampunk-Ecke. „Ich war vor etwa 14 Jahren in New York als Assistentin eines Innenarchitekten tätig“, erklärte sie, während Suzy begann, die Regale zu durchstöbern. „Sie wären erstaunt, was Ihnen alles als Inspiration dienen könnte.“

Suzy betrachtete neugierig den Aquanauten-Anzug. Lacey hatte plötzlich eine Vision von einem B&B im Steampunk-Stil.

„Gehen wir hier lang“, sagte sie hastig und lenkte Suzys Aufmerksamkeit stattdessen auf ihre Nordische Ecke.

Aber nichts in ihrer skandinavisch inspirierten Abteilung schien Suzy richtig zu begeistern, also schlängelten sie sich weiter durch den Laden. Lacey hatte während ihrer wenigen Monate als Antiquarin wirklich eine beachtliche Sammlung von Gegenständen angehäuft.

Sie ließen den Flur voller Lampen hinter sich und kamen in ihrer Abteilung voller Vintage-Gegenstände an.

„Haben Sie schon etwas gesehen, das Ihnen ins Auge sticht?“, fragte Lacey.

Suzy verzog die Lippen, als wäre sie unschlüssig. „Nicht wirklich. Aber ich bin sicher, Sie werden etwas für mich finden.“

Lacey zögerte. Sie hatte angenommen, dass Suzy selbst etwas finden wollte, nicht dass sie ihre Arbeit übernehmen sollte!

„Tut mir leid“, sagte Lacey etwas ratlos. „Wie meinen Sie das?“

Die junge Frau war damit beschäftigt, in ihrer Stofftasche zu wühlen, und hörte ihr offensichtlich nicht zu. Sie holte ein Notizbuch hervor, blätterte die Seiten durch, zückte einen Kugelschreiber und sah Lacey erwartungsvoll an. „Haben Sie morgen Zeit?“

„Zeit wofür?“, fragte Lacey immer verwirrter.

„Die Renovierung“, sagte Suzy. „Habe ich nicht …?“ Sie wurde still und ihre Wangen wurden knallrot. „Mist. Entschuldigung.“ Schnell schob sie den Stift und das Notizbuch zurück in ihre Umhängetasche. „Ich bin neu bei diesem ganzen Geschäftskram. Ich mache die Dinge immer in der falschen Reihenfolge. Lassen Sie mich von vorne anfangen. Also, mein Plan ist es, das B&B rechtzeitig für die Flugschau einzurichten und …“

„Da muss ich sie direkt unterbrechen“, fiel Lacey ihr ins Wort. „Welche Flugshow?“

Die Flugshow“, wiederholte Suzy.

Jetzt war Suzy an der Reihe, ihre Stirn verwirrt zu runzeln.

„Nächsten Samstag?“, fuhr die junge Frau fort. „Red Arrows? Schloss Brogain? Sie wissen wirklich nicht, wovon ich spreche?“

Lacey war ratlos. Suzy hätte genauso gut eine andere Sprache sprechen können. „Mein Akzent verrät Ihnen vielleicht, dass ich nicht von hier bin.“

„Nein, natürlich nicht.“ Suzy wurde wieder rot. „Nun, Flugshows sind hier im Vereinigten Königreich recht häufig. Diese Shows gibt es überall an der Küste, aber die in Wilfordshire ist wegen des Schlosses Brogain etwas ganz Besonderes. Die Red Arrows bilden beim Überfliegen eine sehr aufregende Formation, und jeder Highschool-Schüler, der einen Fotografiekurs belegt, kommt hierher um Fotos zu machen.“ Sie gestikulierte ausladend, während sie erzählte. „Ich muss es wissen, ich war schließlich selbst mal eine von ihnen.“

Vor ganzen vier Jahren, dachte Lacey.

„Es werden auch etwa eine Milliarde professioneller Fotografen kommen“, fuhr Suzy fort. Lacey wurde klar, dass sie offensichtlich gerne und viel redete, wenn sie nervös wurde. „Es ist wie ein Wettbewerb, bei dem jeder versucht, das beste Bild zu schießen. Und dann gibt es noch die Leute, die kommen, um ihren Vorfahren Respekt zu erweisen. Und all die Familien, die sich einfach nur Flugzeuge ansehen wollen, die wilde Kunststücke vorführen.“

„Ich schätze, ich muss mein regionales Geschichtswissen ein wenig auffrischen“, sagte Lacey und fühlte sich elendig unwissend.

„Oh, ich liebe nur Geschichte, das ist alles“, witzelte Suzy. „Ich liebe es, darüber nachzudenken, wie die Menschen vor ein paar Generationen gelebt haben. Ich meine, es ist noch gar nicht so lange her, dass die Leute für ihr Abendessen ihr eigenes Wild erlegt haben! Vor allem die Viktorianer faszinieren mich.“

„Die Viktorianer…“ Lacey wiederholte. „Schießen.“ Sie klickte mit den Fingern. „Ich habe da eine Idee!“

Irgendetwas an Suzys begeisterungsfähigem Enthusiasmus hatte Laceys staubige Zahnräder in ihrem Kopf wieder zum Leben erweckt. Sie führte Suzy in den Auktionssaal und den Flur entlang in Richtung Büro.

Suzy sah mit Neugierde zu, wie Lacey den Safe öffnete und die Holzkiste mit dem Steinschlossgewehr herauszog, bevor sie die Verschlüsse öffnete, den Deckel anhob und die antike Waffe vorsichtig herausnahm.

Suzy atmete scharf ein.

„Hier ist eine Inspiration für Ihr B&B“, sagte Lacey. „Viktorianisches Jagdhaus.“

„Ich…” Suzy stammelte. „Es ist…“

Lacey konnte nicht sagen, ob sie entsetzt oder erstaunt war.

„Ich liebe es!“, schwärmte Suzy. „Das ist eine brillante Idee! Ich sehe es geradezu vor mir. Blauer schottischer Tartan. Samt. Cord. Ein offenes Feuer. Holzpaneele.“ Ihre Augen wurden groß vor lauter Staunen.

„Und das nennt man Inspiration“, sagte Lacey zu ihr.

„Wie viel kostet es?“, fragte Suzy eifrig.

Lacey zögerte. Sie hatte nicht vorgehabt, das Geschenk von Xavier zu verkaufen. Sie wollte es nur als kreatives Sprungbrett nutzen.

„Es steht nicht zum Verkauf“, sagte sie.

Suzy schob enttäuscht ihre Unterlippe vor.

Lacey erinnerte sich an die Vorwürfe, die Gina Xavier gemacht hatte. Wenn schon Gina dachte, das Gewehr sei zu viel, was würde dann erst Tom denken, wenn er es herausfand? Vielleicht wäre es besser, wenn sie es einfach an Suzy verkaufen würde.

„… noch nicht“, fügte Lacey hinzu und traf eine schnelle Entscheidung. „Ich warte noch auf die Dokumente.“

Suzys Gesicht leuchtete auf. „Also kann ich es reservieren?“

„Das können Sie in der Tat“, sagte Lacey und erwiderte ihr Lächeln.

„Und Sie?“, fragte Suzy kichernd. „Kann ich Sie auch reservieren? Als Innenarchitektin? Bitte!“

Lacey zögerte. Eigentlich war sie ja nicht mehr als Innenarchitektin tätig. Diesen Teil ihrer Vergangenheit hatte sie bei Saskia in New York City zurückgelassen. Sie wollte sich auf den An- und Verkauf von Antiquitäten konzentrieren und lernen, wie man sie am besten versteigerte und darauf ihr Geschäft aufbauen. Sie hatte keine Zeit, für Suzy zu arbeiten, um ihr eigenes Geschäft zu führen. Natürlich könnte sie Gina mehr Verantwortung übertragen, aber angesichts des zunehmenden Touristenaufkommens schien es nicht besonders klug, sie alleine zu lassen.

„Ich bin mir nicht sicher“, sagte Lacey. „Ich habe hier eine Menge um die Ohren.“

Suzy berührte entschuldigend ihren Arm. „Natürlich. Ich verstehe. Wie wäre es, wenn Sie morgen einfach vorbeikommen und sich das Anwesen unverbindlich anschauen? Und sich überlegen, ob Sie das Projekt übernehmen möchten, sobald Sie in Ruhe darüber nachgedacht haben?“

Lacey nickte ganz unwillkürlich. Nach allem, was mit Brooke passiert war, hatte sie erwartet, dass sie sich vor Neuankömmlingen besser in Acht nehmen würde. Aber vielleicht wäre sie doch in der Lage, sich von dieser ganzen Tortur zu erholen. Suzy hatte eine dieser ansteckenden Persönlichkeiten, von denen man sich leicht mitreißen lassen konnte. Sie würde eine ausgezeichnete Geschäftsfrau abgeben.

Vielleicht waren Carols Sorgen doch berechtigt.

„Ich schätze, es kann nicht schaden, sich die ganze Sache einmal anzusehen, wie?“, sagte Lacey.

Nächste Woche um diese Zeit würde sich Lacey bitter an diesen Moment erinnern und die Redewendung berühmte letzte Worte vor sich hinmurmeln.

 
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