Vorsicht: Unartige Notizen

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Vorsicht: Unartige Notizen
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EGON KRAUSE

Vorsicht! Unartige Notizen


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2021 by R. G. Fischer Verlag

Orber Str. 30, D-60386 Frankfurt/Main

Alle Rechte vorbehalten

Titelbild: © rudall30 – fotolia.de

ISBN 978-3-8301-9562-7 EPUB

ISBN 978-3-8301-9561-0 PDF

Inhalt

Musca domestica

Verborgenes

Kleidung

Schönheit und Hässlichkeit

Blick in eine Gemäldegalerie

Aufklärung

Spätentwickelt

Gedanken junger Mädchen und ihre Neugier

Fragen und Antworten

Originalbriefe

Gefährliche Begegnung

Beichte

Ansteckung

Briefe einer Mädchenclique

Folgen

Anschaulich

Pikante Beobachtungen

Genaue Betrachtung

Seltene Früchte

Vergebliche Liebesmüh

Bergwanderung

Zuschauer

Eine bemerkenswerte Statistik

Vermutung

Angebot

Instinkt

Eine Gymnastikstunde

Wundersam

Beobachtungen auf einer Fähre – A Ferry Tale

A Ferry Tale

Erforscht

Erotik beim Betrachten alter Fotografien

Seltsam

Wirkung des Wortes

Zögerlich

Platonisch

Erfolgreiche Begegnungen

Eine andere

Herausforderung

Irrtum

Vermittlung

Exotisches

Zwillinge

Frauenwünsche

Ausstrahlung

Abwechslung

Sommersprossen

Ansteckung

Verfolgung

Unnötige Abschreckung

Ohne Analyse

Analysiert

Überraschung

Zwei alte Gecken

Nerds

Alte Männer

Was Stimmen verursachen

Verdacht

Frauen werden stimuliert

Schwarze Interessen

Professionelle Stimmen

Weibliche Dominanz

Hochbegabt

Sapphismus

Der Anblick einer Frau oder eines Mädchens löst je nach ihrem Reiz bei Männern eine Kaskade von Gedanken aus. Sie werden auf Pfaden im Gehirn weiter verfolgt. Der Weg wird durch die in den Speichern des Hirns vorhandenen Erfahrungen bestimmt, die in den meisten Fällen erotischen Charakter haben. Sie geraten selten in die Außenwelt. Mädchen und Frauen haben wohl die gleichen Gedanken. Viele erscheinen unschicklich und bleiben verborgen.

Man kann es nur denken, wenn man etwas weiß.

Ein Sprichwort sagt, man solle nicht mit der Tür ins Haus fallen.

So eröffnen zuerst artige Notizen den Unartigen die Tür.

Um im Stil der heutigen Literatur zu beginnen, schaue ich auf die Uhr: Es ist fünf Uhr fünfzehn am Morgen. Früher musste ich um diese Zeit aufstehen, sechs Uhr Frühstück, sechs Uhr dreißig Abfahrt, sieben Uhr in der Klinik, bis zum Abend.

Jetzt drehe ich mich auf die andere Seite und schlafe bis sieben Uhr dreißig.

Mit Schwung setze ich mich auf den Bettrand, stelle mich auf die Füße und stakse, steif in den Knien, der Hüfte und dem Schultergürtel ins Bad.

Im Spiegel blicke ich mit meinen neuen Linsen, zu scharf eigentlich, in ein Gesicht bar jeder Mimik. Die schnurrende, rotierende Zahnbürste, versehen mit White-Shine-Zahnpasta, poliert mir meine Zähne, unten links hinten fehlen zwei, man sieht es nicht einmal beim Lachen, gibt nach einer bestimmten Zeit ihr Surren auf. Die mit Desinfektionsmittel getränkte Zwischenraumbürste rubbelt in den Zwischenräumen. Inzwischen kommt Bewegung in die Mimik, die sich dann später, nach der Behandlung mit dem Braun-Rasierer, zu einem Gesicht entwickeln wird. Unter die Dusche, nur keinen Tropfen kaltes Wasser von oben, Schauma schäumt, Body Sol macht die Haut glatt, man riecht nach Honig, der Haut schmeckt Honig auch. Die Bewegung unter der heißen Dusche, es müssen ja alle Stellen erreicht werden, vertreibt die Steifheit aus den Gelenken. Man steht danach frontal nackt vor dem Spiegel und betrachtet sich, oben geht es ja, wenn auch die Kontur der Oberarme nicht mehr die von früher ist, rechts drei Muskeln abgerissen, links zwei, kommt vom Tennis und vom Alter, jetzt muss man den Aufschlag mit Twist von unten machen. Aber das Wichtigste kommt noch. Seitlich stehend, wird die Wölbung des Bauches beurteilt: Ist sie weniger geworden oder mehr, alles kommt von innen, das erspart das Wiegen.

Man ist nie zufrieden damit und streckt sich ein bisschen, um eine geradere Linie zu erreichen. Einatmen, heben sich die Rippen noch oder ist der Thorax schon unbeweglich? Das einzige: Die Beine sind noch wohlgeformt, dank des Muskeltrainings. Die Stoppeln im Gesicht werden beseitigt, Braun hobelt, ein Bart entstellt und macht alt. Die nächste Entscheidung fällt schwer, soll man nun seine Übungen für Hals, Arme und Rücken machen oder nicht. Heute nicht.

Das Frühstück richtet sich nach dem Bauch, ist recht einfach, Sport-Müsli und Earl-Grey-Tee. Dabei Nachrichten im 100-Sekundentakt:

Die hungern, die töten andere, die töten sich, die schwätzen, die machen sich Probleme, die machen Gesetze, maßlos.

Isst du einen Riegel beim Sport, kommst du in den Knast. Klitschko schlägt einen fast tot und wird gefeiert.

 

Schaust du ein Kind an, das darfst du nicht, du bist ein potentieller Missbraucher, die Wege in deinem Gehirn werden vorgeschrieben, markiert, wie auf der Straße, wehe, du überschreitest den weißen Strich. Müssen sich Frauen auch danach richten? So wenig überlegt ist dies. XYKK, kein freier Körper mehr.

Bist du kein Moslem, kannst du es werden. X hat eine schöne Taille, Y Man-Power ohne Kopf.

Kolorierte Jungen sind ein beliebtes Ziel für weiße Polizisten in den USA. Ich sage es schon immer, nimm dich vor der Polizei in Acht, nicht immer ist sie dein Freund, und sag wie in den USA, wenn ein Cop dich anspricht und etwas will, immer: Yes Sir und sieh ihm nicht in die Augen, fass ja nicht in die Tasche, schon bist du ein toter Mann.

Alle 100 Sekunden das gleiche. Kann sich ja auch nicht ändern, der Mischmasch der Gene, immer dieselben Resultate: Gut, Böse, und etwas dazwischen.

Dienstag 11 Uhr, Tennis mit Trainer, musst ein Diclo nehmen, sonst knackt es, alter Knacker. Es ist schwierig, von unten aufzuschlagen, mit Twist gezielt platzieren. In der Halle auf Teppichboden, der Ball verspringt nicht, die Sonne stört nicht, kein Wind, kein Regen und sauber.

Freitags ein Doppel. Sauschlecht gespielt. Man lernt nichts dazu.

Einen Apfel zum Mittag.

Gegen vier Kaffee und Kuchen oder ein Butterbrötchen, das Beste vom Tag.

Czerny, man spielt ihn zu wenig, virtuos komponiert zum Lernen. Klaviermusik, die Töne wie Perlen, aber nur bei dem, der es versteht, sie schimmern zu lassen.

Viele Prospekte fliegen ins Haus, kein Wunsch zu Weihnachten? Du sollst möglichst viel essen und kaufen, es gibt keine Zinsen für Gespartes, wenn du mit Geld verdienen willst, leg es an, da hast du es schon aus der Hand und dem Kapital gegeben, ohne zu wissen, ob du es noch besitzt.

Es erinnert mich an den Kommunismus, jeder wird vom Staat bezahlt, keiner hat Besitz. Das Kapital ersetzt dieses System, du hast keinen Geldbesitz, das Kapital ist der Staat.

Die Sonne zeigt sich zwischen den Wolken, die Blätter sind gefärbt, gefallen. November, 24ter. Mir gefällt diese Jahreszeit, heimelig warm im Haus, Ruhe. Zeit zum Nachdenken.

Der Computer, mein Sklave, er muss tun, was ich will.

Meist benutze ich ihn zum Schreiben, unersetzlich mit einem Schreibprogramm. Das Internet unermesslich, fabelhaft. Ich bin gerade dabei, zwei Bücher sind gedruckt, am dritten und vierten zu arbeiten. Das Letztere mit vielleicht hundert Seiten, ihm fehlen noch einige. Wie kann ich die einzelnen Begebenheiten verbinden, nach und nach fällt es mir ein. Ein wenig pikant der Text, ich muss ihn entschärfen. Erotik ein Problem, nicht in der Realität, mehr beim Schreiben.

Die Blätter des Ahorns liegen zusammengerollt auf dem Gras, der Wind bewegt sie hier und da, wie lebendig, was für ein Irrtum.

Musca domestica

Eines Morgens flog sie plötzlich auf die weiße Serviette neben meinem Frühstücksteller. Sie war klein, wahrscheinlich männlich. Sie kam aus dem Nichts. Natürlich hatte sie, ihrem Geruchsinn folgend, entdeckt, was alles auf dem Tisch war. Margarine, Emmentaler Käse, drei Sorten Marmelade, drei Sorten Brot.

Ich nehme an, sie erkundete auf der Serviette mit ihren Füßen und dem Rüssel die Umgebung, um auch später zu wissen, was sich im Umkreis alles befindet, sozusagen eine Ortung.

Nach einem blitzartigen Abflug, mit unseren Augen im Einzelnen nicht zu verfolgen, landete sie zuerst auf dem Rand des Marmeladenglases und probierte mit ihrem Rüssel eine unsichtbare Menge. Unwillkürlich, sie verbreitet ja sicher allerlei uns nicht Zuträgliches, wollte ich sie mit einer Handbewegung vertreiben. Ehe meine Hand in ihre Nähe kam, wurde sie unsichtbar, sie war verschwunden. Es tat mir leid, denn ich dachte, wir hatten einen reichhaltigen Frühstückstisch und wollten davon nicht einmal eine winzig kleine Menge abgeben.

Sie hatte wohl eine Runde nach Fliegerart gedreht, als sie zu meiner Befriedigung auf dem Emmentaler landete. Sie trippelte mit ihren Füßchen ein wenig herum, wahrscheinlich, um zu probieren, ob es ein echter oder der aus dem Allgäu war. Er schien ihr nicht echt und sie flog davon.

Ich war gespannt, wo sie landen würde. Es war die Lehne des Stuhles, der gerade von der Sonne beschienen war. Mit ihren vorderen Beinchen putzte sie ihren Rüssel, um den lästigen Rest von Marmelade zu beseitigen.

Dort konnte ich sie eingehend betrachten. Es war eine Musca domestica. Nicht eine der Aufdringlichen, die mit lautem Gebrumm scheinbar ohne Ziel herumsausen und immer wieder versuchen, ihr Draußen zu erreichen, indem sie gegen das Fensterglas stoßen. Öffnet man ein Fenster, so scheint es, wollen sie gar nicht hinaus.

In Wikipedia machte ich mich über ihre Zugehörigkeit, Gewohnheiten, Gefährlichkeit und Entwicklung kundig. Das aber, was ich gern gewusst hätte, war nicht beschrieben. Die Schärfe und Reichweite zum Beispiel ihrer Facettenaugen, die Steuerung ihrer blitzartigen Reaktion durch die Struktur ihres wohl winzigen Gehirns, die Übertragung auf ihre Beine, deren Beteiligung beim Start, der synchron mit den Flügeln erfolgt, wir nicht sehen können. Hat sie ein Großhirn und andere Hirnteile? Jedenfalls muss sie nicht erst überlegen zu flüchten, wenn eine Gefahr droht.

Ich bekam auch heraus, wie lange sie lebt, sechs bis zweiundvierzig Tage, eine recht ungenaue Zahl. Die Lebensdauer soll von der Temperatur abhängig sein, vielleicht saß sie deshalb in der Sonne.

Man kann sagen, sie liegt in der Sonne, denn ihre Beine sind ausgestreckt, der Bauch liegt auf der warmen Unterlage. Sie richtet sich auf und mit einer nicht erwarteten Geschicklichkeit streicht sie mit ihren hinteren Beinen, aus welchem Grund ist nicht zu erfahren, über ihre Flügel. Man sieht mit Erstaunen, wie sie auch die Oberfläche der Flügel erreicht. Sie spreizt sie auch wie Tragflächen eines Deltajets.

Ich liege im Wintergarten in der Sonne. Sie kommt zu mir auf die Hosenbeine und sonnt sich.

Ich gehe in den Keller, sie folgt mir, auch als ich wieder hinaufgehe.

Wenn ich für sie offensichtlich nicht da bin, folgt sie meiner Frau, wohin diese auch geht, natürlich auch in die Küche.

Ich nehme an, sie hat uns mit ihrem Geruch- und Tastsinn identifiziert.

Das Eigenartige ist, wenn sie nicht sichtbar ist, suche ich sie und habe Angst, sie könne nicht mehr da sein. Es sind vierzehn Tage, in denen sie uns lieb geworden ist.

Heute, am 13. Mai 2014, ist das Wetter wechselhaft, Sonne, Wolken und Regen ziehen regelmäßig über unseren Wintergarten hinweg, das Dach besteht aus einer großen Glasfläche, die jeden Sonnenstrahl durchlässt.

Die Musca, die erst auf meinem Hosenbein Platz genommen hatte, wechselte, als ich aufstand, auf den Sessel. Als ich später wieder erschien, saß sie auf dem Stoff der senkrechten Lehne des Sessels und wartete weiter auf Sonnenstrahlen, die aber nicht mehr kamen.

Warum schreibe ich dies? Ich bewunderte schon immer, wie für uns so unauffällige Wesen, mit meist ganz kurzem Leben, überhaupt existieren können. Selbst ihre Zukunft ist viele Male unsicherer als unsere. Bemerken sie eigentlich ihre Existenz?

Eine Fliege wie sie wird doch, sobald einer sieht, wo sie sich niederlässt, erschlagen.

Heute Morgen, 14. Mai. Ich suchte sie, fand sie aber nicht sofort. Sie saß auf einem Stuhl. Ich wollte sehen, wie schnell sie wegflog, ich hatte den Eindruck, sie war nicht mehr so flink. Noch mehr staunte ich, als sie nichts vom Frühstückstisch essen wollte. Wie alte Menschen, die nicht mehr weiterleben wollen, hatte sie keinen Hunger. Vielleicht habe ich sie zum letzten Mal gesehen.

Über diese Wesen macht sich kaum einer Gedanken. Ich selbst kann mir nicht erklären, woher mein Mitgefühl kommt, dass ich mir Gedanken über die verschiedensten Tiere mache und ihre Zukunft und ihr Schicksal mich interessiert.

Ich habe sie nicht mehr entdeckt, wahrscheinlich ist ihr kurzes Leben zu Ende. 15-5-2014.

19-5-2014. Ich habe sie gefunden, sie lag auf dem Rücken im Wintergarten am Boden. Ihre Flügel in Deltaform. Eigenartig, wir hatten sie vermisst, jetzt kennen wir ihr Leben und ihr Ende.

Verborgenes

Wie interessant wäre herauszufinden, wie der andere sich aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur verhält.

Heute kann man es entdecken: Nach neuesten Forschungen muss man nur darauf achten, wie oft einer Ich, Du, Er, Sie, Es und Wir sagt oder schreibt, schon weiß man, er ist ein Egoist, freundlich, kompromissbereit, aggressiv oder er ist sozial eingestellt. Eventuell reicht auch ein einzelner Buchstabe, I oder O. Sind aber nur Wahrscheinlichkeiten, die einer Statistik entnommen werden.

In Genomen Eigenschaften topografisch bestimmen kann man noch nicht. Auch dann wären die Handlungen eines Menschen nicht vorauszusehen, weil alle Gedanken durch unzählige Synapsen im Gehirn von zahllosen Neuronen, je nach Aktivierung, auf 110 verschiedenen Wegen feuernd, umherirren können.

Wäre es wünschenswert, bei einem Maskenball zu ergründen, wer sich hinter einer Maske verbirgt? Meine Frau hatte sich bei ihrer Freundin verkleidet.

Ist es meine Frau, die mit dem anderen tanzt? Der zuerst flüchtige Gedanke lässt ihn nicht los. Er beobachtet die beiden genauer, wie kann er es herausfinden? Wenn auch ein kurzer Rock ihre Beine zeigt, hat er sie so in Erinnerung, dass er sie erkennt? Sie schmiegt sich an ihren Partner. Er flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie verschwinden in der Menge. Ärgerlich über sich verscheucht er seine Neugier. Seine Freunde am Tisch, mit Masken, auch fremd gekleidet, ihre Frauen sind auch nicht dabei, fragen ihn etwas, er hat es nicht gehört. Dann verwandelt sich die Neugier in Eifersucht und plötzlich möchte er mit Eifer ergründen, ob sie es ist. Er versucht die beiden unter den Tanzenden zu entdecken, vergebens. An der Bar entdeckt er sie. Sie sitzt auf dem Hocker, er steht neben ihr. Selbst jetzt, ihr Rock ist weit nach oben verrutscht, kann er sie an ihren schlanken Beinen nicht erkennen. Die andere Maske neigt sich über sie, küsst ihren Hals und streichelt über ihren bloßen Schenkel. Machtlos kehrt er an den Tisch zu den Freunden zurück, die mit anderen Masken sich den Tanzenden angeschlossen haben. Er kann nicht ruhig sitzen, macht sich weiter auf die Suche. Das Paar ist verschwunden.

Am Ende, gegen 3 Uhr, kommt er nach Hause. Seine Frau ist schon da. Er ist neugierig, mit welcher Verkleidung sie auf dem Fest gewesen sei. Sie verrät es nicht, denn die Freundinnen haben sich verabredet, es nicht zu tun. Sie seien dann auch zusammen nach Hause gefahren. Die Frage bleibt, wie weit war es der anderen Maske gelungen, sie zu verführen und war es seine Frau? Wie auch immer er sich jetzt bemühte, aus dem Gesehenen dem Geheimnis auf die Spur zu kommen oder aus ihrem Verhalten Schlüsse zu ziehen, es ist vergeblich.

Es ist ein beliebtes Motiv für Romane, die Spannung im Verhältnis von Mann zu Frau oder von Frau zu Mann.

Lieber sollte alles verborgen bleiben.

Kleidung

Kleidungsstücke sind gewöhnlich undurchsichtig, manche wirken angsteinflößend, rote Roben im Mittelalter und heute, schwarz und verhüllend andere, wenn man nicht wüsste, dass darin eine Frau versteckt sein könnte.

In diesen Fällen ist die Verhüllung auch so gewünscht.

Da es keine Trennung zwischen Wahrnehmung und ikonografischer Illusion gibt, nimmt man an, dass sich eine Frau darin findet.

Eine Dschilbab lässt ein anmutiges Gesicht, in einem runden Rahmen, deutlich erkennen. In jedem Fall ist es mit der Dschilbab gelungen, eine mögliche Neugier zu erregen.

Bei einer im Tschador verhüllten Frau lassen sich selbst bei Bewegungen kaum weibliche Formen erahnen, doch durch den längsovalen Schlitz des dazu getragenen Nikabs bemerkt man vielleicht einen Blick, der einen trifft, und Augen, die in diesem Rahmen glänzend zu leuchten scheinen.

Schon ist die Aufmerksamkeit geweckt, weil es das Einzige ist, worauf man seine Gedanken fokussieren kann. An der Größe und auch am Gang und wenn man die Augen einbezieht, kann man abschätzen, ob jung oder alt. Doch es könnte sich selbst eine neunjährige Aisha darin verstecken

Ist dieser Schlitz auch noch vergittert, wie bei der Burka, bleibt einem nur die Wahl, sich über die Verkleidung zu wundern. Übrig bleibt die Körperbewegung, um zu urteilen, ob es sich lohnt, weiter zu fantasieren. Wenigstens die Knöchel bleiben frei, vielleicht kann man an den Füßen etwas ablesen? Das sackförmige Kleidungsstück ist unten offen.

 

Was ist dann noch hinderlich im warmen Klima? Das lässt nachdenken.

Was für ein Glücksspiel ist es, wenn ein Mann arrangiert verheiratet wird und seine zukünftige Frau eine Burka trägt. Er kauft, sozusagen, die Katze im Sack. Eine Wundertüte, bei der er erst, wenn er hineinfährt, erfährt, was darin steckt. Ein Vorteil ist, dass er mehrere öffnen kann.

Alles dies ist von außen betrachtet, aber wie sieht es die Frau da drinnen? Unglaubliche Vorteile bieten sich ihr. Unbemerkt kann sie ihre Umgebung beobachten, ohne dass jemand es bemerkt, eine versteckte Überwachungs-Kamera. Keine Reaktion kann sie verraten. Während ein Mann sie nicht betrachten kann, kann sie als Frau seine Reize unauffällig studieren.

Schönheit und Hässlichkeit

Unbewusst nehmen wir Schönheiten unter der Kleidung verborgen an. Hässlichkeit könnte sich aber auch darunter verbergen. Wir haben keine Möglichkeit, unsere Neugier zu befriedigen.

Das Christentum stellt das Bild des Teufels als Inkarnation des Hässlichen dar. Sozusagen von Kopf bis Fuß. Gesicht, Körper, Bewegung und Geruch sind für uns abscheulich. Der Teufel muss sich erst mit Schönheit tarnen, um zu verführen. So kann Schönheit auch teuflisch sein.

Eine Hyäne mit ihren Flecken finden wir hässlich, einen Leoparden schön. In diesem Fall ist unsere Meinung offensichtlich eindeutig. Beide sind gefleckt und Raubtiere. Gesicht, Körperform und Bewegung machen für uns den Unterschied, eigenartig. Wenn man genauer hinsieht, ist auch die Hyäne nicht hässlich. Katzen sind uns vertrauter, also ist der Leopard schöner.

Über Schönheit und Hässlichkeit hat Umberto Eco zwei Bücher verfasst.

Hässlichkeit bedeutet im Allgemeinen, etwas mit dem zu vergleichen, was wir gewohnt sind zu sehen. Gewohnt sind wir aber das Schöne, denn wir treffen es häufiger, Hässlichkeit jedoch seltener, sie beschäftigt uns daher auch weniger. Betrachtet man nun weiter Einzelheiten, vergleicht man dies mit dem, was wir in Erinnerung haben. Damit tritt Hässliches gewöhnlich in den Hintergrund.

Wenn wiederum Schönheit im Detail überwiegt, nimmt man ein wenig Hässlichkeit in Kauf.

Zuweilen ist Hässlichkeit interessant, führt aber selten zum Verlangen, ein hässliches Mädchen oder einen hässlichen Mann zu besitzen.

Öfters besitzen hässliche Männer schöne Frauen, aber auch schöne Frauen hässliche Männer. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

Hässlichkeit und Schönheit in einem.

Ich erinnere mich an ein junges Mädchen mit einem nicht gerade schönen Gesicht, aber einer sagenhaften Figur. Einen schlanken Hals, einen wohlgeformten Busen, schmale Taille, makellos geformte Beine, die einen reizvollen Ursprung voraussagten.

Das Gesicht verändert sich beim Lieben. Vielleicht war es bei ihr auch so. Man wäre versucht, es zu erforschen, doch habe ich es einem anderen überlassen, so war es nicht zu erfahren.

Kleine »Schönheitsfehler« können durchaus reizvoll sein.

Ein kleines bisschen »Silberblick« der braunen Augen, wie bei der Mona Lisa von Leonardo, wirkt zusammen mit ihrem verhaltenen Lächeln noch geheimnisvoller.

Ein Kolobom, wie später noch erzählt werden wird, stimuliert sogar ein Verlangen.

Die Wahrnehmung von Hässlichkeit und Schönheit bezieht sich nur auf ein Sinnesorgan: das Auge. Man bleibt distanziert, anders als beim Tast-, Geruchs- und Geschmackssinn, der nicht unwesentlich der Schönheitswahrnehmung abträglich sein kann.

Die Physiologie des Sehens ist kognitiv interessant. Unter anderem wird die unterschiedliche Wirkung von gerade und rund zuerst getrennt wahrgenommen. Rund ist angenehm, gerade weniger. Darum sind die runden Formen des Weiblichen für Männer so anziehend, eckige weniger.

Es bestehen viele Möglichkeiten, wie man sich auf seinem Weg durch die Welt umschauen und umhören kann. Was wir sehen, sind unbewegte und bewegte Bilder, sie bedeuten uns nichts, wenn wir sie nicht deuten können. Nur durch die Verquickung von Objekt und Emotion mit der in uns erinnerten Erlebnissen werden sie lebendig. Es geschieht dies ebenso beim Hören.

So sind die Notizen nur Bilder, deren Deutung dem Einzelnen überlassen wird.

Die meisten nehmen ihre Umwelt wahr, wenige deuten sie. Wiederum sind es wenige, die aufmerksam ihre Mitmenschen beobachten, anhören und sich Gedanken über Einzelheiten machen. Schwierig ist es, sie im Gedächtnis zu behalten. Interessierte machen sich deshalb Notizen und können so darüber nachdenken.

Die meisten Aufzeichnungen enthalten persönliche Erlebnisse, Gedanken, analysieren geschichtliche Begebenheiten, Kunst, Literatur und Wissenschaft.

Die Welt der Erotik und die Gedanken darüber sind meistens in Romane gebettet.

Er hatte Besuch, natürlich musste er etwas unternehmen, meist sind junge Leute nicht besonders interessiert an Museen, es gibt aber Ausnahmen.

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