Natürlich gesund mit Hopfen

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Rund um den „HOPFEN“

Hopfen und Malz – Gott erhalt’s!

Dieser Ausspruch – sowohl der Bierbrauer als auch der Bier-Liebhaber und -Trinker – ist hierzulande ‚Allgemeingut’!


Seien Sie aber unbesorgt.

Keineswegs will und werde ich hier nun durchstarten zu einer „Bier-Reise“, obgleich diese – das sage und schreibe ich aus mehrmaligem persönlichen Erleben und Genießen als Teilnehmer höchst informativer wie vergnüglicher Seminare „Rund um’s Bier“ – ganz sicherlich auch so ihre unstrittigen Reize hat! …

Verweilen wir dennoch einige wenige Augenblicke beim Bier – nicht, weil das Bier bzw. die Bier-Sorten nach wie vor (wenngleich bei rückläufiger Konsummenge) so etwas wie ein ‚Nationalgetränk’ der Deutschen aus Ost und West ist, es im Freistaat Bayern sogar den Charakter und Rang eines Grundnahrungsmittels innehat, noch wegen des Deutschen Reinheitsgebotes zur Bierherstellung aus dem Jahre 1516 (Originaltext Übersetzung s.u.) –.

Beim Bier handelt es sich, das wissen Sie sicherlich mehrheitlich, um ein aus stärke-haltiger Substanz durch alkoholische Gärung gewonnenes Getränk.

Tauchen wir ab in die „Bier-Geschichte“:

Die Herkunft des westgermanischen Wortes im Mittelhochdeutschen „bier“ als Fachbezeichnung für das Gebräu – im Althochdeutschen nannte man es „bior“, im niederländischen „bier“ und im anglo-amerikanischen Sprachraum „beer“ – ist letztlich unklar.

Viel(es) spricht aber für folgende Hypothese:

Der heute bei uns und in vielen Ländern weltweit gebräuchliche Name „Bier“ leitet sich her vom umgangssprachlichen (mundartlichen vulgo vulgär-lateinischen) lateinischen Wort „biber“, was so viel heißt wie Trank/Trunk/Getränk.

Auch, wenn dies eingeschworenen deutschen Bierliebhabern einzugestehen und zu akzeptieren sehr schwer fällt:

Bier als alkoholisches Getränk ist beileibe keine urdeutsche oder gar urgermanische „Erfindung“!

Das muss erst einmal geschluckt werden!

Vielmehr ist Bierbrauen und somit natürlich auch Verzehr des Braugutes seit Urzeiten über den gesamten Erdenglobus verbreitet.

Meist wurde Bier dabei als „Gerstenbier“ – daher auch ein gebräuchlicher Name für Bier als „Gerstensaft“ – gebraut. In Afrika hingegen wurde anstelle Gerste Hirse – das „Hirsenbier“ – verwendet; und in Asien (besonders im alten China) nahm man – wie übrigens auch heute noch vielfach – Reis und braute daraus ein bekömmliches „Reisbier“ und in Südamerika – um die Reise rund um den Globus zu beenden – wurde der dort heimische Mais verwendet und daraus braut(e) man „Maisbier“ oder auch „Chicha-Bier“.

Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. (!) verbuken die Sumerer [als Sumerer bezeichnet man ein Volk, das im Gebiet von Sumer im südlichen Mesopotamien im 3. Jahrtausend v. Chr. lebte] gemälztes Getreide zu Broten, welche sie dann in Wasser auflösten und vergären ließen zu einem „Brotbier“.

Die Frage, seit wann die Menschen Bier trinken, ist wirklich interessant.

Nur lässt sie sich leider nicht eindeutig beantworten.

Sicher ist, dass eine gewisse kulturelle Entwicklung die Voraussetzung zur Bierbrauerei war. Beispielsweise war es nötig, zuerst einmal das Nomadendasein aufzugeben. Aus Jägern ohne festen Wohnsitz mussten Ackerbauern werden, die Getreide pflanzten und Brötchen buken.

Diese Fertigkeit ging dem Bierbrauen mit Sicherheit voraus.

Vermutlich entstand das erste Ur-Bier, als ein Stück Brot feucht wurde und zu gären begann.

Das dürfte etwa zehntausend Jahre her sein.

In Vorderasien [zu Vorderasien gehören folgende Länder: Die Halbinsel Sinai, als Teil von Ägypten, Armenien, Aserbaidschan, Bahrein, Georgien, Irak, Iran, Israel, Jemen (ohne die Insel Sokotra), Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Oman, Palästina, Saudi Arabien, Syrien, Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Zypern – mehrheitlich gemeint die Halbinsel Sinai] verstanden es manche Stämme schon bald, solches Ur-Bier nach Wunsch herzustellen.

Sie formten aus allerlei Gersten- und Weizenarten Teigfladen, aus denen sie durch Rösten eine Art von Pfannkuchen machten. Dieses Brot wurde eingeweicht, vergor und ergab ein Bier, das zwar trübe und nicht haltbar war, aber durch das vorangegangene Rösten des Teigs sicher gar nicht so schlecht schmeckte.

Über die Hefe wusste man zu jener Zeit noch nicht Bescheid. Die steckte in den Fladen, aus denen man das Bier bereitete. Zwar wurden die vor dem Maischen geröstet. Aber da die Brothefe erst bei 45 Grad abstirbt, dürften sich im Innern der Fladen noch genügend Keime befunden haben. Sicherlich haben auch andere Bakterien, die durch die Luft schwirrten – darunter Milchsäurebazillen – eine große Rolle gespielt, um die Maische zum Gären zu bringen.

Vermutlich gab es damals auch Getränke aus vergorenem (ungeröstetem) Mehlbrei.

Bald schon war erkannt worden, dass sich gekeimtes und dann geröstetes Getreide ebenfalls vergären lässt.

Um das Jahr 5000 v. Chr. gab es in Mesopotamien – auf Deutsch: dem „Zwischenstromland“ zwischen Euphrat und Tigris (dem heutigen Irak) – Anbauflächen mit Gerste und Emmer, einer Weizenart. Nach allem, was man inzwischen weiß, ist es sehr wahrscheinlich, dass aus beiden Getreidearten damals nicht nur Brot gebacken, sondern auch schon Bier gebraut wurde.

Ähnliche Anbaugebiete für Getreide, das sich zum Brauen eignete, lagen in Kasachstan (in der heutigen GUS östlich der Wolga – d.i. ein zentral-asoatisches Land; es erstreckt sich vom Kaspischen Meer im Westen bis zum Altai-Gebirge an der östlichen Grenze zu China und Russland) und am Rand des inner-asiatischen Tarim-Beckens.

Aus der Gilgamesch-Saga – auch genannt Gilgamesch-Epos – [dabei handelt es sich um mehrere literarische Werke, vor allem aus dem babylonischen Raume stammend – sie ist eine der ältesten überlieferten schriftlich fixierten Dichtungen. Das Gilgamesch-Epos stellt in seinen verschiedenen Fassungen das bekannteste Werk der akkadischen und der sumerischen Literatur dar] wissen wir wie in der Vorstellung der alten Völker ein wilder Affe zu einem sauberen, aufrechten Menschen wurde: durch das Bier.

Die Gilgamesch-Geschichten sind das erste große Epos der Weltliteratur; sie entstanden in Mesopotamien während des dritten vorchristlichen Jahrtausends.

Da lebte der wilde Enkidu, ein zottiges Wesen, in der Steppe und fraß mit den Gazellen Gras. Zu dem schickte der König und Halbgott Gilgamesch eine leichte Dame, um ihm Kultur beizubringen. Das war dringend nötig, denn: „Enkidu weiß nicht, wie man Brot isst; er versteht nicht, Bier zu trinken. Da tat die Dirne ihren Mund auf und sprach zu Enkidu: Iß das Brot, Enkidu, das gehört zum Leben. Trinke das Bier, wie es im Leben Brauch ist!

Enkidu aß das Brot, bis er satt war. Er trank das Bier, sieben Krüge voll. Da entspannte sich sein Inneres und er ward heiter. Sein Herz frohlockte und sein Angesicht strahlte. Er wusch sich den zottigen Leib mit Wasser, salbte sich mit Öl - und ward ein Mensch.“

Die Menschen, die zwischen dem vierten Jahrtausend und dem Jahr 1800 v. Chr. in Gilgameschs Gegend wohnten, waren die Sumerer. Sie gelten als die Urväter der Brauerei bzw. der Braukunst.

Dafür gibt es zwar keinen Beweis, aber die Sumerer taten Kluges, um sich der Nachwelt als die Erfinder von allerlei Nützlichem zu präsentieren: Sie erfanden die Keilschrift. Und sie waren von ihrer Fähigkeit, Tatsachen zu notieren, so besessen, dass sie einen Großteil ihrer Zeit damit verbrachten, Wissenswertes in Stein zu meißeln oder in Ton zu kerben.

Nur deshalb wissen wir so sicher, dass sie Bier brauten und wie sie es machten.

Ihr erstes schriftliches Dokument eines Brauverfahrens, das wir kennen, ist etwa 6000 Jahre alt. Es besteht aus einigen Tontäfelchen, das „Monument bleu“ heißt (nach ihrem Finder, einem Herrn Blau) und wird im Louvre zu Paris aufbewahrt. Auf den Täfelchen ist festgehalten, wie das Getreide Emmer enthülst wird, wie aus den gereinigten Körnern Fladen gebacken werden und daraus dann Bier hergestellt wird. In diesem Fall brauchte man es, um der Göttin Nin-Harra zu opfern. Sie war eine Fruchtbarkeitsgöttin und galt als Erfinderin des Biers; so handelte es sich also wohl um ein Dankopfer für Speise und Trank, für Brot und Bier.

Wir wissen sogar so ungefähr, wie das Bier der Sumerer beschaffen war.

Das für die Damen wurde aus dem schon mehrfach erwähnten Emmer (Triticum dicoccum) hergestellt. Es ist eine Weizenart, die recht nah mit dem bei uns noch heute bekannten Dinkel (Triticum spelta) verwandt ist. Dem Emmer-Bier mengten die Sumerer Honig, Zimt und andere Gewürze bei.

Die Männer bekamen herberes Bier aus Gerste.

Aber auch Mischbiere aus Emmer und Gerste waren bekannt – in vielen Stärkegraden, von tiefschwarzem Vollbier bis zu wässerigem Gelaber –. Die Brote, die man fürs Bier vergären ließ, hießen „Bapir“, das Getränk „Kasch“ oder „Bufa“.

In manchen Jahren wurde in Mesopotamien – dem Land, in dem nach der Bibel „Milch und Honig fließt“ – fast die Hälfte der Getreideernte benutzt, um daraus Bier zu brauen.

 

Wir wissen das alles so genau, weil die Sumerer ein ungemein ordentliches, buchhalterisch exaktes Volk waren. Auch die kleinsten Vorgänge im staatlichen Wirtschaftsleben wurden pedantisch festgehalten. Noch heute können wir auf ihren Schreibtäfelchen allerlei über Getreideanbau, Viehzucht, den ausgedehnten Handelsverkehr mit fremden Ländern und die Bierbrauerei nachlesen; wir erfahren, dass alle Äcker Gemeinschaftsbesitz waren, dass die Ernte in staatlichen Vorratshäusern gelagert wurde und von dort an Bäckereien und Brauereien ausgegeben wurde. Sogar Bescheinigungen der Brauerei-Chefs über empfangenes Getreide liegen vor und die Berichte der Braumeister, welche Biersorten daraus hergestellt wurden.

Jeder Sumerer hatte Anspruch auf sein tägliches Bier – zwei bis fünf Kannen, je nach Standeszugehörigkeit –. Andererseits musste das Volk seine Kirchensteuer auch in Bier bezahlen. Die Priester verlangten für eine Beerdigung sieben Kannen Bier und 420 Brote. Das war sehr viel; eines Tages gab es deshalb Ärger. König Urukagina setzte schließlich fest, dass die Priester für die Bestattung eines Toten nur noch 80 Brote und drei Kannen Bier berechnen durften.

Die Sumerer haben uns nicht nur Abrechnungen überliefert, sondern auch sehr lebendige Darstellungen. Eine Tonscherbe zeigt, wie vornehme Leute im Zwischenstromland Bier tranken: aus reich verzierten Tonkrügen. Und zwar mit langen Saugrohren. Denn das Bier war nicht gefiltert, sondern eine trübe Flüssigkeit, in der allerlei herumschwamm. Szenen von geselligem Beisammensein wurden auf Tontafeln dargestellt. Auch sie zeigen Menschen beim Bier. Eine Frau, die Bier für ihre Gäste hatte, stand bei den Sumerern in hohem Ansehen.

In den sumerischen Wirtschaften ging es heiter zu. Leicht bekleidete Mädchen bedienten, hübsche Wirtinnen hatten vornehme Stammgäste. Auch die Geschichte von der schönen Kubaba ist überliefert. Das war eine Sumerin, die außerhalb von Babylon eine Bierschenke betrieb; so erfolgreich, dass rings um die Wirtschaft nach und nach die Stadt Kish entstand; Kubaba wurde die erste Stadtfürstin.

Das sumerische Reich bestand aus vielen solcher Städte und Stadtstaaten. Im 2. Jahrtausend v. Chr. zerfiel es. Babylonier kamen an die Macht.

Die errichteten nicht nur ihren Turm zu Babel; sie waren auch ein hochbegabtes Volk, das auf der Kultur der Sumerer aufbaute und von ihnen unter anderem die Bierbrauerei übernahm. Alsbald gab es in Babylonien 20 verschiedene Biere: acht aus Gerste, acht vorwiegend aus Emmer und dazu: Es waren allesamt obergärige Biere, die zunächst nur aus Maische und Wasser bestanden.

Vom Hopfen war noch keine Rede, doch wurden oft Gewürze dazugetan. Aus dem Osten (vermutlich aus der Gegend des Kaukasus) war die Gewohnheit gekommen, die „Herren-Biere“ (im Gegensatz zu den mit Honig versetzten Süßbieren für die Damen) bitterer zu brauen, und zwar durch die Zugabe von Lupinen (auch Wolfs- oder Feig-Bohne ngenannt zählen zur Familie der Hülsenfrüchtler – die Samen insbesondere wilder und Garten-Lupinen enthalten Lupinin, einen giftigen Bitterstoff, der den Tod durch Atemlähmung verursachen kann. Bestimmte Zuchtformen hingegen sind ungiftig und nicht bitter (Süßlupine). Sie können jedoch für Allergiker problematisch sein).

Babylons erster bedeutender König Hammurabi (er regierte von 1728 bis 1686 v. Chr.) erließ einige Gesetze in Zusammenhang mit dem Bier, die recht streng waren, aber auch zeigten, welche Bedeutung Bier in Babylon hatte. Die Vorschriften wurden – zusammen mit etlichen anderen Bestimmungen – in eine 2,25 Meter hohe Säule aus grünem Diorit gemeißelt und in Susa [das war eine antike Stadt. Ihre Reste liegen im Südwesten des heutigen Iran] aufgestellt. Die Säule steht inzwischen im Pariser Louvre.

Wie schon bei den Sumerern, so stand auch in Babylon jedem Bürger täglich ein festes Quantum Bier zu. Arbeiter bekamen täglich zwei Krüge, Angehörige der Mittelschicht – beispielsweise Beamte – drei Krüge Vollbier. Weiblichen Funktionären am Hof und in den Tempeln standen drei Krüge Süßbier zu, Provinzverwalter und Oberpriester hatten Anspruch auf fünf Krüge Vollbier.

Bei Tempelfesten wurden diese Zuteilungen erhöht, was den Göttern eine ständige Verehrung sicherte.

Fast alle Heilmittel wurden in Bier gelöst und so getrunken.

Den babylonischen Brauern zollte man fast so viel Ansehen wie den Priestern. Sie mussten auch keinen Kriegsdienst ableisten.

Inzwischen trank man Bier zwar – wie es Tradition war – noch aus großen Krügen mit langen Rohren, aber auch schon aus Bechern und flachen Schalen. Es muss also wohl inzwischen klarer gebraut worden sein. Auch recht stark, wie man nachlesen kann. Oft schwankten die Männer, wenn sie aus der Wirtschaft nach Hause kamen (es hat sich anscheinend seit dieser Zeit bis heute nicht allzu viel verändert!). Bei Gelagen wurden Hausmittel angeboten, um dem Kater vorzubeugen. Man trank sie in Bier gemischt.

Soviel und soweit zur „Vergangenheit“, dem „Gestern“!

Gestatten Sie mir einen Schwenk vom „Gestern“ ins „Heute“:

Vor einiger Zeit fand ich mehr zufällig wie gewollt in einer Broschüre der Deutschen Gesellschaft für Holzwirtschaft aus dem Jahre 1998 einen recht interessanten Artikel; für mich doppelt interessant, wohnte ich doch eine Zeitlang in derselben Gemeinde des Tegernseer Tals und zudem kenne ich das „Unternehmen“.

Was war das Thema?

Es ging um eine wahre Rarität und Spezialität, das „Bier-Bütten-Papier“.

Ja, Sie lesen richtig.

So stand dort in der Broschüre zu lesen:

Eine ungewöhnliche Spezialität wird in Gmund am Tegernsee „gebraut“. Rohstoffe sind die Rückstände („Maische“) einer Brauerei und dazu Bier-Etiketten. Das „Bier-Bütten-Papier“ gibt’s in mehreren „Geschmacksrichtungen“: von Weizen (weiß) über Pils (lehm-gelb) bis Bock (dunkelbraun)!

Na dann:

„Prost und Wohl bekomm’s!“ …

Ich darf noch ergänzen:

Dieses Bierpapier ist „essbar“!

Sicherlich eine – wenn auch ungewöhnliche – Variante und sicherlich ein außergewöhnliches Präsent!

Aber allemal sinnvoller, als das ebenfalls am Markt vorhandene „Bier-Eis am Stiel“.

Soviel und soweit vom Bier-Brot oder Brot-Bier der Sumerer bis zum Bier-Papier aus Oberbayern!

Aber:

Bereits in den alten Kulturvölkern der Babylonier und Ägypter fand Hopfen als aromatische Pflanze bei der Herstellung von Bier Verwendung.

Nebenbei:

Das galt besonders auch für das in Bayern so beliebte „Weizen- oder Weißbier“, schlicht: die „Weiße“!

Die Ursprünge des „Weißbieres" oder „Weizenbieres", wie es außerhalb seiner bayerischen Heimat oft genannt wird, reichen ins 4. vor-christliche Jahrtausend.

Eine Ton-Vase, die auf die Zeit um 3.400 v. Chr. datiert ist und am Unterlauf des Euphrat gefunden wurde, zeigt zwei Frauen, die aus einem Tonbehälter mit Hilfe eines Rohres Bier trinken. Da man die untergärige Brauweise damals noch nicht kannte und Weizen-ähnliches Getreide weit verbreitet war, kann die Vase als ältestes Dokument des Weißbier-Konsums angesehen werden.

Um die im Getreide enthaltene Stärke in wasserlösliche Extraktform zu bringen, wurden schon vor über 5.000 Jahren sogen. Bierbrote hergestellt, aus denen man Fladen buk. Diese wurden zerkleinert und in Tongefäßen mit Wasser vermischt und mit Hefe und alten Brotresten – wie der Brauer sagt – zur Gärung angestellt.

Auch das Bier im alten Ägypten war obergärig und (zumindest größten-teils) aus Weizenmehl bereitet.

Einen weiteren Beleg für das Alter des Weißbieres stellt der Codex Hammurabi dar, eine aus dem 2. Vorchristlichen Jahrtausend stammende, babylonische Gesetzes-Sammlung, die auch Bestimmungen über das Bier und das Schankwesen sowie Preis-Festsetzungen für Weißbier enthält.

So findet sich die Darstellung eine Brauerei im alten Ägypten als Wandmalerei im Grabe des Kenamon in Schech-abd-el-Gurna.

Gerade bei den Babyloniern („Turmbau zu Babel“) stand die Bier-Braukunst in hoher Blüte.

Die Kunst des Bierbrauens (Biersiedens oder Bierkochens) verbreitete sich vom Osten des Mittelmeer-Raumes nach Spanien und von dort nach Gallien (zumindest den Leserinnen und Lesern von „Asterix & Obelix“ ist diese Tatsache bekannt). Bei den Römern wurde Bier als „barbarisches Getränk“ bezeichnet, dies insbesondere deshalb, weil die bei den Römern verhassten Germanen diesem Getränk reichlich zusprachen.

Ursprünglich wurde Bier – womit wir so ganz sachte wieder ins Fahrwasser „HOPFEN“ zurückkommen wollen und werden – neben ungemälztem und auch gemälztem Getreide (Hirse, Gerste, Weizen, Roggen, Hafer, Mais, Reis) mit den unterschiedlichsten Zusätzen gebraut, so u.a. mit Honig (der berühmt-berüchtigte „Met“ der alten Germanen - wen’s interessiert: Rezepte zum Selbstbrauen von MET finden Sie im Internet unter www.hobbybier-brauer.de), Wachholder, Pilze, Baumrinde …

Aber:

Immer und überall „ohne Hopfen“!

Dies seit grauer Vor- und Ur-Zeit bis zu den alten Ägyptern und Babyloniern!

Aber nicht bei den Deutschen!

In Mitteleuropa gab es im Mittelalter dann erstmals neben ungehopftem auch gehopftem Bier parallel. In Norddeutschland verwendete man zum Bittermachen des Bieres anstelle Hopfen den Porst (Ledum palustre). Der niederländische Name für Porst lautet „grut“ und so hieß dieses Bier dann auch folgerichtig „Grut-Bier“. Erst ab dem 14. Jahrhundert wurde das Grutbier auch in Norddeutschland endgültig vom „Hopfenbier“ verdrängt.

Übrigens:

Auch in den deutschen Märchen hat Bier bzw. das Bierbrauen seine Spuren hinterlassen.

Die von den Gebrüdern Grimm publizierten Kinder- und Haus-Märchen enthalten unter der Nr. 55 das Märchen vom Rumpelstilzchen. Die meisten Menschen, die den Inhalt dieser Erzählung schon längst vergessen haben, durften sich aber noch an die jene vier Verse erinnern, mit denen der kleine Wicht, auf einem Bein hüpfend, seinen vermeintlichen Triumph in den dunklen Wald hinausschrie:

„Heute back ich, morgen brau ich

übermorgen hol ich der Königin ihr Kind

Oh wie gut, dass niemand weiß,

Dass ich Rumpelstilzchen heiß.“

Das älteste Bild einer deutschen Bierbrauers aus dem Rheinland entstand um 1397 und es ist im Besitz der Stadt-Bibliothek Nürnberg (auf diesem Bild ist ein Ordensmann als Brauer zu sehen, wie er über offenem Feuer einen Kessel voll Bier-Sud rührt; in der linken oberen Ecke steht das Zunftzeichen der Bierbrauer).

Bevor wir uns nun dann endgültig dem Hopfen zuwenden, zuvor noch einige An- und Bemerkungen zum Bier und Bierbrauen.

Nachweislich wurde erstmals um 600 n.Chr. Bier mit Hopfen gebraut und dies im Gegensatz zum ungehopften Bier der Germanen, dem „Ale“.

Peu-a-peu hat das gehopfte das ungehopfte Bier verdrängt.

Im gesamten mitteleuropäischen Raume was das Bierbrauen absolute „Klostersache“ und von dort aus ging es dann über zu kleinen „Dorfbrauereien“ und so nach und nach bis zum heutigen Tage dann es zu einer Verdrängung der kleinen Brauereien durch Großkonzerne und Braubünde; letztere dann aber eigentlich schon als High-Tech-Betriebe zu bezeichnen.

Gottlob aber haben auch heute noch in Deutschland insgesamt und besonders in Bayern kleinere und kleine Brauereien u.a. durch entsprechende Bier-Spezialitäten – vom „Mond-Bier“ bis zum „Eis-Doppelbock“ u.v.a.m. – eine Lücke zum Weiterleben gefunden.

Das ist auch gut so!

Weiter in der ‚Bier-Historie‘:

Um 750 - 800 vor Christus

Bis jetzt ältester Nachweis über das Bierbrauen auf deutschem Boden durch gefundene Bieramphoren der früheren Hallstattzeit. Gefunden in Kasendorf bei Kulmbach.

Um die Zeitwende

Die Bierherstellung ist nahezu bei allen germanischen Stämmen obligatorisch. Auch von den Römern wird Bier, wenn es auch vielfach als Barbarengesöff verschmäht wurde, nicht nur außerhalb ihres Landes getrunken.

 

260 nach Christus

Bierverleger in Deutschland, belegt durch einen bei Trier gefundenen Bierverlegerstein.

358 nach Christus

Aus diesem Jahr stammt ein bei Alzey in Rheinland-Pfalz gefundenes Dolium (Tonfass) mit zwei Henkeln. Es enthielt noch Reste einer Braunbiermaische.

Um 610 nach Christus

St. Gallus (lat. „der Kelte“ - 550-640 - Wandermönch und Missionar) bringt durch seinen Hauch ein Bierfass zum Platzen, das für ein heidnisches Bieropfer für Wotan gedacht war. Dafür vertrieben ihn später die Bregenzer.

719 nach Christus

Die Lex Alemannorum von Herzog Lantfrit von Schwaben bestimmt für die unfreien Bauern mit unter die Abgabe von Bier an die Herrschaft.

720 nach Christus

Bischof Othmar verwandelt die St. Gallus‘sche Einsiedelei an der Steinach in ein Benediktiner-Kloster um.

743 nach Christus

Die Lex Bajuwariorum von Herzog Odilio von Bayern bestimmt ähnliche Auflagen wie die Lex Allemanorum.

764 nach Christus

Ältester Nachweis über Hopfen-Anbau in Deutschland bei Geisenfeld in der Hallertau.

Um 800 nach Christus

Hopfenanbau auch in der Region um Weihenstephan.

815 nach Christus

Ältester Nachweis von Münchner Bier.

1143 nach Christus

Als älteste erhaltene Brauerei braute das Weihenstephaner Kloster Bier.

Nach der Säkularisation verfiel die Brauerei an den bayrischen Staat, der Braumeister ist offiziell Staatsbeamter.

1156 nach Christus

Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, regelt die Rechte der Stadt Augsburg neu und erlässt dabei Qualitätsvorschriften für das Bier.

Um 1190 nach Christus

Erste Nachweise über die Ausfuhr von Bier nach Flandern und Skandinavien von norddeutschen Brauereien. Die Hansestadt Hamburg ist wichtigster Hopfenmarkt, wichtigstes Hopfenanbaugebiet ist das heutige Land Mecklenburg.

1240-1295

„König" Gambrinus, alias Jan Primus, Herzog von Brabant, bekannt als Biersäufer, Minnesänger und Weiberheld, endet auf einem Turnier, nachdem er durch eine Bierlist abgelenkt wird.

15-16. Jahrhundert

Städte und Landesherren drängen mit den Brauerzünften und durch Brau- und Handelsverbote die dominierenden Klosterbrauereien zurück. Die Brauereizünfte werden zu den mächtigen Zünften, stellen in Bürgerwehren eigene Kampfverbände auf und übernehmen Ehrenämter, wie das Totengräberwesen z.B. bei den großen Pestepidemien.

1420-1447 nach Christus

In München wurde es 1420 Vorschrift, das Bier nach dem Brauen acht Tage zu lagern. 1447 forderten die Münchener Stadträte von den Brauern, ausschließlich Gerste Hopfen und Wasser zum Bierbrauen zu verwenden.

1447 nach Christus

Älteste Fassung des Reinheitsgebotes.

Der Rat der Stadt München bestimmt:

„Item sie sullen auch pier und greussing sieden und prewen nur allein von Gersten, Hopfen und Wasser und sonst nichts darein oder darunter thun noch sieden oder man straffe es fuer valsch".

1487-1493 nach Christus

Bestätigung des Reinheitsgebotes 1487 durch Herzog Albrecht IV. und 1493 auch von Herzog Georg in Bayern in Landshut.

Beide wussten, dass das Biergeschäft in Norddeutschland blühte, weil die Bierzünfte dort auf eine ordentliche Bierqualität achteten.

Dieser bewährten Regelung des regional begrenzten Reinheitsgebotes folgte

1516 nach Christus

Das Reinheitsgebot gilt erstmals für ganz Bayern.

Erlassen am 24.4.1516 (Georgi-Tag) auf dem Landtag zu Ingolstadt von den gemeinsam regierenden Herzögen Wilhelm IV .Und Ludwig X..

Es handelte sich dabei eigentlich um eine „Brauverordnung“: demzufolge darf Bier nur hergestellt sein aus Gerste, Hopfen und Wasser!

Dies ist die älteste lebensmittelrechtliche Bestimmung der Welt, die ihre Gültigkeit noch heute hat.

Dabei war der Hintergrund der Regelung wohl kaum der Schutz des Biertrinkers vor verfälschtem Bier. Den Herzögen ging es in Wirklichkeit darum, den Knappen Weizen ausschließlich für die Brotherstellung zu sichern und den bayrischen Gerstenbauern einen krisensicheren Absatzmarkt zu gewährleisten.

Fakt ist:

Tatsächlich wurde das Bier aufgrund dieser Verfügung auch besser, und die Bayern holten gegenüber den bis dahin unerreichbaren norddeutschen Brauern deutlich auf.

Übrigens:

Bevor im Jahr 1516 das berühmte Reinheitsgebot erlassen wurde, hatte es schon einige Versuche in dieser Richtung gegeben. Neben den o.gen. Erlassen verordnete der Stadtrat in Nürnberg bereits 1293, nur Gerste zum Brauen zu verwenden. (vor 1516 wurden für die Bierherstellung nicht nur Gerste, sondern auch andere stärke- oder zuckerhaltige Stoffe wie Rosskastanien und diverse Getreidesorten verarbeitet).

Auch Regensburg brachte wegen der schlechten Bierqualität schon 1453 eine Brauordnung heraus.

Natürlich wurde das Reinheitsgebot oftmals umgangen, besonders in Notzeiten, wie etwa im Zweiten Weltkrieg.

Im bayrischen Schwarzach existierte zudem auch nach dem Erlass des Reinheitsgebots ein altangestammtes Weizenbierbraurecht, das die Herren von Deggendorf ausübten.

Als ihre Linie 1602 ausstarb, fielen die Rechte an das Herzoghaus der Wittelsbacher unter Maximilian I.

Dieser finanzierte einen beträchtlichen Teil seiner ungeheuren Kosten für den Dreißigjährigen Krieg (Kampf um die Vorherrschaft im Hl. Röm. Reich Deutscher Nation sowie in Europa und gleichzeitig auch Religionskrieg zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union – ausgelöst durch den „Prager Fenstersturz“) aus den Einnahmen seiner 1598 errichteten Herzoglichen Braunbier-Brauerei (heute Münchener Hofbräuhaus), in der das Weizenbier lange Zeit konkurrenzlos gebraut wurde. Dieses Exklusivrecht konnten sich die bayrischen Herrscher bis 1789 sichern.

Für Interessierte der Text des …

Reinheitsgebot von 1516

„Wir verordnen, setzen und wollen mit dem Rat unserer Landschaft, dass forthin überall im Fürstentum Bayern sowohl auf dem Lande wie auch in unseren Städten und Märkten, die kein besondere Ordnung dafür haben, von Michaeli bis Georgi eine Maß (bayerische Maß = 1,069 Liter) oder ein Kopf (halbkugelförmiges Geschirr für Flüssigkeiten = nicht ganz eine Maß) Bier für nicht mehr als einen Pfennig Münchener Währung und von Georgi bis Michaeli die Maß für nicht mehr als zwei Pfennig derselben Währung, der Kopf für nicht mehr als drei Heller (Heller = gewöhnlich ein halber Pfennig) bei Androhung unten angeführter Strafe ge-geben und ausgeschenkt werden soll. Wo aber einer nicht Märzen-, sondern anderes Bier brauen oder sonst wie haben würde, soll er es keineswegs höher als um einen Pfennig die Maß ausschenken und verkaufen. Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen. Wer diese unsere Anordnung wissentlich übertritt und nicht einhält, dem soll von seiner Gerichtsobrigkeit zur Strafe dieses Fass Bier, so oft es vorkommt, unnachsichtlich weggenommen werden. Wo jedoch ein Gauwirt von einem Bierbräu in unseren Städten, Märkten oder auf dem Lande einen, zwei oder drei Eimer (= enthält 60 Maß) Bier kauft und wieder ausschenkt an das ge-meine Bauernvolk, soll ihm allein und sonst niemandem erlaubt und unverboten sein, die Maß oder den Kopf Bier um einen Heller teurer als oben vorgeschrieben ist, zu geben und auszuschenken. Auch soll uns als Landesfürsten vorbehalten sein, für den Fall, dass aus Mangel und Verteuerung des Getreides starke Beschwernis entstünde (nachdem die Jahrgänge und auch die Gegend und die Reifezeiten in unserem Land verschieden sind), zum allgemeinen Nutzen Einschränkungen zu verordnen, wie solches am Schluss über den Fürkauf ausführlich ausgedrückt und gesetzt ist."

[Anmerkung des Autors:

„Das waren noch Zeiten und vor allem Preise!“]

1592 nach Christus

Erste europäische Bierausfuhr nach Nordamerika.

1648 nach Christus

Während des 30jaerigen Krieges entstanden trotz umfassender Wirren im deutschen Raume eine Vielzahl von gewerblichen Brauereien. Bier wird zum preis-treibenden Kostenfaktor in der Kriegsführung. Einem Landsknecht standen 15 alte Mass entspricht heutigen 1,16 L pro Tag zu.

Um 1700 nach Christus

Die untergärige Brauweise, die sich bereits im 15. Jahrhundert vermutlich als Folge des Reinheitsgebotes im Süden ausbreitete, wurde in Bayern obligatorisch. Die Herstellung obergäriger Weizenbiere war ausschließlich den kurfürstlichen Brauhäusern vorbehalten.

19. Jahrhundert

Erfindungen, wie die James Watt‘sche Dampfmaschine, Louis Pasteur‘s Hefe-Erklärung, Robert Kochs Hefereinzucht und isobarometrische Abfüllung etc., leiten auch im Brauereiwesen des revolutionäre Zeitalter der Industrialisierung ein. Bier wurde in der Herstellung billiger und wurde auch für einfache Leute sowie Arbeiter erschwinglich, bzw. billiger als andere Getränke wie Wein und Kaffee.

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